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Reiseziel Berlin

Von Margarete Lausberg

Die Stadt befindet sich in der gemäßigten Klimazone am Übergang vom maritimen zum kontinentalen Klima. Die durchschnittliche Jahrestemperatur in Berlin-Dahlem beträgt 9,5 °C und die mittlere jährliche Niederschlagsmenge 591 mm. Die wärmsten Monate sind Juli und August mit durchschnittlich 19,1 beziehungsweise 18,2 °C und der kälteste der Januar mit 0,6 °C im Mittel. Der bisherige Temperaturhöchstwert in Berlin wurde am 16. Juli 2007 mit einer Höchsttemperatur von 38,6 °C an der Station Kaniswall gemessen Der meiste Niederschlag fällt im August mit durchschnittlich 64 mm, der geringste im April mit durchschnittlich 33 mm. (Mittelwerte von 1981 bis 2010 vom Deutschen Wetterdienst Hinsichtlich der Windgeschwindigkeiten und der Windrichtungsverteilung ist ein zweigeteiltes Maximum zu verzeichnen. Demnach wird in Berlin am häufigsten Nordwest- und Südwestwind beobachtet, der besonders im Winter mit höheren Geschwindigkeiten verbunden ist und meist maritime, gut durchmischte und saubere Meeresluft herantransportiert.

Das zweite Maximum aus Südost und Ost ist oft kennzeichnend für Hochdruckwetterlagen kontinentaler Luftmassen, was je nach Jahreszeit zu sehr heißen bzw. sehr kalten Tagen führen kann. Letztere Wetterlagen waren bis in die 1980er-Jahre kennzeichnend für Smog -Situationen, da sich die in der Stadt produzierten Schadstoffe (vor allem aus dem Ofenbrand und den Autoabgasen) aufgrund der austauscharmen Witterung nicht verflüchtigen konnten.

Die geringen Höhenunterschiede innerhalb der Stadt bewirken an sich ein eher homogenes Stadtklima, allerdings führt die dichte Bebauung in der Stadt und den Bezirkszentren zu teilweise deutlichen Temperaturunterschieden im Vergleich zu großen innerstädtischen Freiflächen, insbesondere zu den ausgedehnten Landwirtschaftsflächen im Umland. Vor allem in Sommernächten werden Temperaturunterschiede von bis zu 10 °C gemessen. Insgesamt jedoch profitiert Berlin auch in diesem Zusammenhang von seinem großen Grünflächenanteil, mehr als 40 Prozent des Stadtgebietes sind Grünbestand; 2012 „säumten 439.971 Bäume die Straßen“. Die große Anzahl kleinerer Freiflächen, besonders aber auch die großen innerstädtischen Grünflächen wie der Große Tiergarten, der Grunewald, und der ehemalige Flughafen Tempelhof mit der Hasenheide, die von Klimatologen auch als „Kälteinseln“ bezeichnet werden, bewirken zumindest in ihrer Umgebung ein zumeist als weitgehend an

Berlin gliedert sich gemäß der Verfassung von Berlin in zwölf Bezirke. Diese unterteilen sich wiederum in 96 Ortsteile, wobei die Berliner Verfassung lediglich eine Einteilung in Bezirke kennt. Die Ortsteile stellen zwar keine Verwaltungseinheiten dar, bilden aber die Grundlage amtlicher Ortsangaben und haben deshalb administrative Grenzen.

Mit dem Groß-Berlin-Gesetz wurden 1920 acht Städte sowie 59 Landgemeinden und 27 Gutsbezirke zusammengefasst. Das neue Groß-Berlin umfasste ursprünglich 20 Bezirke mit damals 94 Ortsteilen, die mit unveränderten Grenzverläufen den vorherigen Gliederungen entsprachen. Von diesen 20 Bezirken lagen nach der Teilung der Stadt zwölf in West- und acht in Ost-Berlin.

Anlässlich der Schaffung von Neubaugebieten am östlichen Stadtrand wurde – ohne Eingemeindungen – die Zahl der Bezirke in Ost-Berlin durch Ausgründungen zwischen 1979 und 1986 auf elf erhöht. Die Aufteilung in West-Berlin blieb unverändert (bis auf einen Gebietsaustausch, als der Ostteil von Groß Glienicke im Austausch gegen West-Staaken zu Berlin kam und der 95. Ortsteil wurde).

Das wiedervereinte Berlin zählte 1990 somit zunächst 23 Bezirke. Im Gebietsreformgesetz vom 10. Juni 1998 wurde deren Zahl dann zum 1. Januar 2001 durch Bezirksfusionen schließlich auf zwölf reduziert. Zahl und Zuschnitt der Ortsteile wurden während der letzten Jahrzehnte ebenfalls mehrfach geändert.

Als Teile des Landes Berlin tragen die Bezirke ihre Namen ohne den vorangestellten Zusatz „Berlin-“. Dieser Sprachgebrauch wird auch auf Landeseinrichtungen ausgedehnt, die nach den Bezirken benannt sind: Bezeichnungen wie Amtsgericht Tiergarten oder Finanzamt Charlottenburg (jeweils ohne „Berlin-“) werden bundesweit verwendet.

Berlin besitzt neben ausgedehnten Waldgebieten im Westen und Südosten des Stadtgebietes viele große Parkanlagen. Da auch fast alle Straßen von Bäumen gesäumt sind, gilt Berlin als besonders grüne Stadt.

In Berlin gibt es insgesamt rund 440.000 Straßenbäume, darunter 153.000 Linden, 82.000 Ahornbäume, 35.000 Eichen, 25.000 Platanen und 21.000 Kastanien. Die über 2500 öffentlichen Grün-, Erholungs- und Parkanlagen haben eine Gesamtfläche von über 5500 Hektar und bieten vielfältige Freizeit- und Erholungsmöglichkeiten.

Im Zentrum der Stadt liegt der Große Tiergarten. Er ist die älteste und mit 210 Hektar zweitgrößte und bedeutendste Parkanlage Berlins und wurde im Verlauf von mehr als 500 Jahren gestaltet. Ursprünglich ein ausgedehntes Waldareal vor den Toren der Stadt, genutzt von den preußischen Adeligen als Jagd- und Ausrittgebiet, wurde dieses nach und nach von der Stadtentwicklung umschlossen. Heute erstreckt sich der Park vom Bahnof Zoo bis zum Brandenburger Tor und grenzt direkt an das Regierungsviertel. Einige große Straßen durchschneiden den Tiergarten, darunter die Straße des 17. Juni als Ost-West-Achse. Sie kreuzen sich am Großen Stern, in dessen Mitte seit 1939 die Siegessäule steht. Der Große Tiergarten hat die Gestalt einer naturnahen Parklandschaft: Charakteristisch sind die weiten, von kleinen Wasserläufen durchzogenen und mit Baumgruppen bestandenen Rasenflächen sowie die Seen mit kleinen Inseln und zahlreichen Brücken und Alleen. Anlagen wie der Englische Garten die Luiseninsel und der Rosengarten setzen an einigen Stellen schmuckgärtnerische Akzente.

Neben dem Tiergarten gehört der Treptower Park im Südosten Berlins zu den bedeutendsten Parks der Stadt. Er wurde von 1876 bis 1882 vom ersten Berliner Gartenbaudirektor Gustav Meyer angelegt und war 1896 Schauplatz der Großen Berliner Gewerbeausstellung. Die weite an der Spree sich hinziehende Gartenlandschaft ist eines der beliebtesten Ausflugsziele der Berliner, nicht zuletzt auch wegen der bereits 1821/1822 von Carl Ferdinand Langhans als Gasthaus an der Spree erbauten heutigen Gaststätte Zenner.

Die größte als Park bezeichnete Anlage Berlins ist der Tempelhofer Park, der auf dem ehemaligen Flughafen Tempelhof entstand.

Eine Besonderheit unter den Parks ist der Botanische Garten Berlin. Im Südwesten der Stadt gelegen, wird er neben seiner wissenschaftlichen Bestimmung auch als Erholungspark genutzt. Die Vorgängereinrichtung existierte bereits seit 1697 auf dem Gelände des heutigen Kleist-Parks in Schöneberg. Ab 1897 erfolgte der Bau der neuen Parkanlage in Dahlem und Groß-Lichterfelde, aber nach dem Groß-Berlin-Gesetz von 1920 und der Gebietsreform von 1938 liegt der Botanische Garten heute im Ortsteil Lichterfelde. Mit einer Fläche von über 43 Hektar und etwa 22.000 verschiedenen Pflanzenarten ist er der drittgrößte Botanische Garten der Welt. Das 25 Meter hohe, 30 Meter breite, und 60 Meter lange Große Tropenhaus ist das höchste Gewächshaus der Welt.

Außerdem verfügt Berlin über mehrere zoologische Einrichtungen: den Zoologische Garten nebst Aquarium und den TierparkDer bereits 1844 an der damaligen Stadtgrenze zu Charlottenburg eröffnete Zoologische Garten ist der älteste Zoo Deutschlands und zugleich der artenreichste der Welt (rund 15.000 Tiere in 1500 Arten). Der wesentlich jüngere Tierpark verdankt seine Entstehung der Teilung nach dem Zweiten Weltkrieg: Weil der Zoologische Garten im britischen Sektor der Stadt lag, fehlte der Hauptstadt der DDR eine eigene tiergärtnerische Einrichtung. 1954 wurde daher in Friedrichsfelde ein Tierpark auf dem früheren Gelände des Schlossparks Friedrichsfelde eröffnet. Er ist mit 160 Hektar der größte Landschaftstiergarten Europas.

In Berlin gibt es 38 Naturschutzgebiete (Stand: Mai 2009) mit einer Gesamtfläche von rund 1990 Hektar, das entspricht 2,2 Prozent der Landesfläche. Hinzu kommen 52 Landschaftsschutzgebiete, die weitere 13 Prozent der Landesfläche einnehmen Zudem haben die Bezirke Pankow und Reinickendorf einen Flächenanteil von 5,4 Prozent am länderübergreifenden, 75.000 Hektar umfassenden Naturpark Barnim.

Bis 1945 war Berlin Verwaltungssitz der Kreise Niederbarnim und Teltow. Berlin ist vollständig vom Land umschlossen und grenzt dabei an acht und eine kreisfreie Stadt mit den folgenden sieben Städten und 20 ländlichen Gemeinden

Der Name Berlin leitet sich vermutlich von dem slawischen Begriff br’lo bzw. berlo mit der Bedeutung Sumpf, Morast, feuchte Stelleoder ‚trockene Stelle in einem Feuchtgebiet‘ sowie dem in slawischen Ortsnamen häufigen Suffix -in ab. Dafür spricht vor allem, dass der Name in Urkunden immer wieder mit Artikel auftaucht („der Berlin“).

Der Stadtname ist weder auf den angeblichen Gründer der Stadt, Albrecht dem Bären, gestorben bereits 1170, noch auf das Berliner Wappentier zurückzuführen. Hierbei handelt es sich um ein redendes Wappen, mit dem versucht wird, den Stadtnamen in deutscher Interpretation bildlich darzustellen (Berlin = ‚Bär‘). Das Wappentier leitet sich demnach vom Stadtnamen ab, nicht umgekehrt.

Die auf der Spreeinsel gelegene Stadt Cölln wurde 1237 erstmals urkundlich erwähnt. 1244 folgte dann die Erwähnung (Alt-)Berlins, das am nordöstlichen Ufer der Spree liegt. Neuere archäologische Funde belegen, dass es bereits in der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts vorstädtische Siedlungen beiderseits der Spree gegeben hat 1280 fand der erste nachweisbare märkische Landtag in Berlin statt. Dies deutet auf eine frühe Spitzenstellung, wie sie auch aus dem Landbuch Karl IV. (1375) erkennbar wird, als Berlin mit Stendal, Prenzlau, und Frankfurt/Oder und als die Städte mit dem höchsten Steueraufkommen nachgewiesen werden. Die beiden Städte bekamen 1307 ein gemeinsames Rathaus.

Berlin teilte das Schicksal Brandenburgs unter den Askaniern (1157–1320), Wittelsbachern (1323–1373) und Luxemburgern (1373–1415). Im Jahr 1257 zählte der Markgraf von Brandenburg zum ersten Mal zum einzig zur Königswahl berechtigten Wahlkollegium. Die genauen Regeln wurden 1356 mit der Goldenen Bulle festgelegt; seitdem galt Brandenburg als Kurfürstentum.

Bereits seit 1280 gab es Handelsbeziehungen zur Hanse, insbesondere zu Hamburg. Ab dem 14. Jahrhundert war Berlin Mitglied der Hanse, ohne dass Beginn und Intensität der Mitgliedschaft deutlicher zu erkennen wären. Als Folge des „Berliner Unwillens“ hatte der Kurfürst der Doppelstadt verboten, Mitglied von Städtebünden zu sein. Dennoch sind weiterhin Beziehungen zur Hanse nachweisbar. Erst 1518 trat Berlin formal aus der Hanse aus bzw. wurde von ihr ausgeschlossen.

Die Reformation wurde 1539 unter Kurfürst Joachum II. in Berlin und Cölln eingeführt, ohne dass es zu großen Auseinandersetzungen kam.

Der 30jährige Krieg zwischen 1618 und 1648 hatte für Berlin verheerende Folgen: Ein Drittel der Häuser wurde beschädigt, die Bevölkerungszahl halbierte sich. Friedrich Wilhelm, bekannt als der Große Kurfürst, übernahm 1640 die Regierungsgeschäfte von seinem Vater. Er begann eine Politik der Immigration und der religiösen Toleranz. Vom darauf folgenden Jahr an kam es zur Gründung der Vorstädte Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichsstadt.

Friedrich Wilhelm von Brandenburg ( 1620-1688) aus dem Haus Hohenzollern war seit 1640 Markgraf von Brandenburg, Erzkämmerer und Kurfürst des Heiligen Römischen Reiches, Herzog in Preußen, Pommern und Kleve sowie Fürst in Minden und Halberstadt. Seine pragmatisch-entschlossene und reformfreudige Regierungspolitik ebnete den Weg für den späteren Aufstieg Brandenburg-Preußens zur Großmacht und der Hohenzollern zu einem der führenden deutschen Herrscherhäuser. Nach der Schlacht von Fehrbellin am 18. Juni/28. Juni 1675 erhielt er den Beinamen der Große Kurfürst.

Die Politik der Hohenzollern war auf Machtzunahme durch Erwerbung neuer Länder charakterisiert. Dies versuchten die jeweiligen Herrscher durch geschickte Heiratspolitik zu erreichen, um Erbansprüche im Falle von ausgestorbenen Herrscherhäusern zu erhalten.

So heiratete der damalige Kurprinz Johann Sigismund am 30. Oktober 1594 Anna, die Tochter des preußischen Herzogs Albrecht Friedrich aus der ansbachschen Linie der fränkischen Hohenzollern. Der Vater des Kurprinzen, der brandenburgische Kurfürst Joachim Friedrich übernahm 1605 für den preußischen Herzog die Regentschaft über das Herzogtum Preußen, nachdem der geisteskranke Albrecht Friedrich regierungsunfähig geworden war. 1608 wurde Johann Sigismund neuer brandenburgischer Kurfürst.

Nach dem Tod Johann Wilhelms, des letzten Herzogs von Jülich-Kleve-Berg, brach 1609 zwischen den Haupterben, dem brandenburgischen Kurfürsten Johann Sigismund und Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg ein Streit um das vakante Herzogtum aus, der sogenannte Jülich-Klevische Erbfolgestreit. Im Vertrag von Xanten vom 12. November 1614 gelang es dem brandenburgischen Kurfürsten, den Anspruch auf das Herzogtum Kleve, die Grafschaft Mark und die Grafschaft Ravensberg erfolgreich für sich durchzusetzen.

Mit dem Tod seines Schwiegervaters Albrecht Friedrich, der als letzter fränkischer Hohenzoller Herzog von Preußen war, wurde Johann Sigismund 1618 auch offiziell Herzog von Preußen. Brandenburg und Preußen waren seither in Personalunion verbunden. Der brandenburgische Kurfürst erhielt das Herzogtum Preußen vom polnischen König zunächst zum Lehen, bis 1657 der Vertrag von Wehlau dem brandenburgischen Kurfürsten endgültig die volle Souveränität über das Herzogtum Preußen zubilligte.

Die neu gewonnenen Nebenterritorien blieben zunächst räumlich, politisch und wirtschaftlich von der Mark Brandenburg als Kernstaat isoliert. Lediglich durch die herrschende Person aus dem Hohenzollern-Geschlecht waren die einzelnen Landesteile miteinander verbunden. Ein gemeinsames Landesbewusstsein oder eine gesamtheitlich betriebene Landespolitik unter Kurfürst Georg Wilhelm gab es nicht. Stattdessen behielten die einzelnen Landesteile ihre eigenen Landesverfassungen, Traditionen, Strukturen und Regionaleliten bei.

Als 1618 der Dreißigjährige Krieg ausbrach, blieben die Hohenzollernlande zunächst verschont.[1] Der neue Kurfürst Georg Wilhelm, der Ende 1619 Johann Sigismund folgte, war nicht in der Lage von seiner Zentralprovinz aus entschlossen den außenpolitischen Entwicklungen zu trotzen. Ab 1626 wurde die Mark Brandenburg zusehends verheert. Die Mark wurde abwechselnd in dieser Zeit von den kaiserlichen Truppen oder den Schweden beherrscht, während der Kurfürst zum Ende seiner Regierungszeit, unter Zurücklassung eines Statthalters, häufig in sein Herzogtum Preußen (u. a. von 1627 bis 1630) und in seine Rheinprovinzen floh. Durch die Flucht des Kurfürsten war die Kurmark jeder Willkür preisgegeben. Am 1. Dezember 1640 verstarb Kurfürst Georg Wilhelm in Königsberg.

Der neue Kurfürst, Friedrich Wilhelm, begann aus dem Flickenteppich durch Etablierung gemeinsamer institutioneller Strukturen einen zentralen Staat zu entwickeln.[2]

Im Westfälischen Frieden 1648 konnte der Kurfürst Hinterpommern, die Anwartschaft auf das Erzstift Magdeburg (Anfall 1680) sowie das Hochstift Halberstadt und das Fürstentum Minden erwerben, die zusammengenommen einer Fläche von etwa 20.000 km² entsprachen. Trotz dieser Landgewinne verschlechterte sich die Situation für den Kurfürsten, da die Landesteile zum Teil isoliert und weit voneinander entfernt lagen.[3]

Brandenburg-Preußen war nun umgeben von übermächtigen Staaten wie der neuen Großmacht Schweden im Norden, die die Mark und das Herzogtum Preußen jederzeit bedrohen konnte, Frankreich, das jederzeit Zugriff auf die westlichen Rheinprovinzen hatte, Polen im Osten, das Lehnsherr des Herzogtums Preußen war, und im Süd-Osten lag die Habsburgermonarchie.[4] Somit waren die Schicksale der einzelnen Landesteile zunehmend aufs engste mit denen der anderen verknüpft, so dass sich die Geschichte der einzelnen Gebiete von da an auf die inneren und lokalen Verhältnisse der jeweiligen Länder beschränkte.

So betrieb Kurfürst Friedrich Wilhelm, später der „Große Kurfürst“ genannt, nach dem Krieg eine vorsichtige Schaukelpolitik zwischen den Großmächten, um seine wirtschaftlich und militärisch schwachen Länder zu entwickeln.[5] Als infolge des Nordischen Kriegs von 1656 bis 1660 Polen-Litauen geschwächt war, konnte der Kurfürst 1657 im Vertrag von Wehlau das Herzogtum Preußen aus der polnischen Oberhoheit lösen. Im Frieden von Oliva von 1660 wurde die Souveränität des Herzogtums endgültig anerkannt. Dies war eine entscheidende Voraussetzung für seine Erhebung zum Königreich Preußen unter dem Sohn des Großen Kurfürsten.[6]

Friedrich Wilhelm führte Wirtschaftsreformen durch und baute als Machtgrundlage ein schlagkräftiges stehendes Heer auf. Die Landstände wurden zugunsten einer absolutistischen Zentralverwaltung entmachtet, wodurch es ihm zunehmend gelang, die Territorien effektiv miteinander zu verbinden. Daneben trieb er auch den Bau einer kurbrandenburgischen Flotte voran und erwarb die Kolonie Groß Friedrichsburg an der westafrikanischen Goldküste auf dem Gebiet des heutigen Ghana.[7]

Der Geheime Rat, mächtigste Behörde im Kurfürstentum Brandenburg seit seiner Gründung im Jahr 1604, der im Schloss zu Cölln tagte, wuchs nach 1648 über seine ursprüngliche Funktion als kurbrandenburgische Landesbehörde hinaus und erlangte eine gesamtstaatliche Bedeutung. Nach erhaltenen Akten behandelte der Geheime Rat Landessachen der außerbrandenburgischen Gebiete des Gesamtstaats ab 1654. Damit wurde das oberste brandenburgische Landeskollegium Zentralbehörde Brandenburg-Preußens. Die Landeskollegien der anderen Gebiete wurden stattdessen mehr und mehr dem Geheimen Rat untergeordnet. Der Geheime Rat hatte jedoch zu diesem Zeitpunkt seinen Machtzenit überschritten.

So hatte die 1689 gegründete Hofkammer als gesamtstaatliche Behördenorganisation eine größere Bedeutung. Weitere gesamtstaatliche, in Berlin ansässige Behörden waren die Lehnskanzlei, die Geheime Kanzlei und das Kammergericht. Deren Unterhalt wurde jedoch im 17. Jahrhundert weitgehend aus brandenburgischen Mitteln bezahlt, während die Hofstaatskasse bereits aus gesamtstaatlichen Mitteln gespeist wurde.

Als der Große Kurfürst am 9. Mai 1688 starb, hatte er sein Land aus einem in der Außenpolitik hilf- und machtlosen, zerrissenen Staatsgebilde zu einer von allen Großmächten der damaligen Zeit anerkannten Mittelmacht gemacht. Zudem war Brandenburg-Preußen nach Österreich zum mächtigsten Territorium im Reich aufgestiegen.

1688 betrug die Größe der Hohenzollerlande insgesamt 112.660 km² mit 1,5 Mio Einwohner (1640: etwa 1 Million Einwohner). Das Steueraufkommen belief sich auf 1,677 Mio Taler, die Subsidienzahlungen betrugen 1688 1,7 Mio Taler. Zusammen verfügte der Staat Brandenburg-Preußen also über ein Staatsbudget von 3,4 Mio Talern, was eine Verdreifachung der Staatseinkünfte im Vergleich zum Amtsantritt des Kurfürsten im Jahre 1640 (insgesamt 1 Mio Taler, 400.000 Taler aus Steuern) darstellt.

In den Wirren des Dreißigjährigen Krieges als Sohn des Kurfürsten Georg Wilhelm und der pfälzischen Prinzessin Elisabeth Charlotte geboren, musste Friedrich Wilhelm sein Leben vom Frühjahr 1627 bis zum Sommer 1634 hinter den Mauern der sicheren Festung Küstrin mit seinem Erzieher Leuchtmar verbringen. Davor war er einige Zeit auf dem neu erbauten Jagdschloss seines Vaters in Letzlingen untergebracht. Während dieser ganzen Zeit blieb er die meiste Zeit von seinen Eltern getrennt, nur 1631 wurde er seinem Onkel Gustav II. Adolf in Berlin vorgestellt, der ihn von Anfang an lieb gewann. Er wurde vor allem in Sprachen und der evangelisch-reformierten Religion unterrichtet. Auch seine körperliche Schulung wurde gefördert, wozu nicht zuletzt seine häufige Teilnahme an Jagden beitrug.[8]

Während die Mark selbst von kaiserlichen und schwedischen Truppen verwüstet wurde, wurde der 14-jährige Kurprinz im Juli 1634 in die sicheren Niederlande gesandt, die damals ihr Goldenes Zeitalter erfuhren. Dort sollte er seine Ausbildung vervollkommnen, die Landessprache erlernen und den Bedrohungen des immer grausamer geführten Krieges entkommen.

Friedrich Wilhelm kam an den Hof von Friedrich Heinrich von Oranien, dem Onkel seiner Mutter.[9] In Arnheim wurde eine kleine Hofhaltung für ihn eingerichtet. In Leiden besuchte er Lehrveranstaltungen an der dortigen Universität. Die während dieses insgesamt vier Jahre währenden Aufenthaltes gewonnenen Erfahrungen übten einen sehr großen Einfluss auf den jungen Prinzen und auf die Handlungen des späteren Kurfürsten von Brandenburg aus, da er in den Niederlanden ein hochentwickeltes Staatswesen und eine Handelsmacht vorfand, was für das verarmte Brandenburg in vielem als Vorbild dienen sollte. In Amsterdam hat er auch das Schiffsbauhandwerk kennen gelernt. Im Sommer 1638 wurde er, auf Geheiß seines Vaters, gegen seinen Willen in das provinzielle Berlin zurückberufen. Dort fand er eine zerstörte Provinz vor, in der in Wahrheit die Schweden die Herrschaft ausübten.

Nach dem Tod seines Vaters, des Kurfürsten Georg Wilhelm, am 1. Dezember 1640 trat Friedrich Wilhelm inmitten katastrophaler politischer Verhältnisse die Nachfolge eines weit verstreuten Herrschaftsgebietes an: Zudem waren die Finanzen des Staates zerrüttet, sodass auch die Söldner aufbegehrten.

Georg Wilhelm musste sich zunächst mit dem Grafen von Schwarzenberg auseinandersetzen, der aufgrund seiner Ämter eine ungeheure Machtfülle angesammelt hatte.[10] Der Graf von Schwarzenberg stand als Geheimer Rat im Dienste Brandenburgs, von wo er bald erheblichen Einfluss auf das gesamte Kollegium des Rates ausübte und dadurch maßgeblich die Politik, besonders in den niederrheinischen Landen, mitbestimmte. Auch im Bergischen Land nutzte er seine Macht durchaus in eigenem Interesse. Dort ließ er 1610 sein heimisches Gutes Gimborn durch Johann Sigismund von Brandenburg und Wolfgang Wilhelm von Pfalz-Neuburg zur Unterherrschaft der Grafschaft Mark erklären, erweiterte diese Herrschaft 1614 gegen den scharfen Protest der märkischen Ritterschaft durch eine Schenkung Georg Wilhelms von Brandenburg um die benachbarten Kirchspiele Gummersbach und Müllenbach und erreichte 1630 die Ausgliederung des ganzen Amtes Neustadt aus der Grafschaft Mark als „freie Reichsherrschaft“, die 1631 durch den Kaiser als reichsunmittelbaren Herrschaft Gimborn-Neustadt anerkannt wurde.[11]

In den ersten zwanzig Jahren des Dreißigjährigen Krieges wurde Adam Graf von Schwarzenberg eine der einflussreichsten Persönlichkeiten unter den brandenburgischen Beratern und erreichte unter dem calvinistischen Kurfürsten Georg Wilhelm von Brandenburg den Höhepunkt seiner Karriere.[12] Unter seinem Einfluss wechselte Brandenburg (je nach Kriegsglück) öfters die Seiten, was durch seine Politik, die auf territorialen Zuwachs ausgerichtet war, zu erklären ist. Dabei ging er ohne Rücksicht auf protestantische Belange vor, wodurch er sich nicht nur bei seinen Bergischen Untertanen unbeliebt machte.[13]

Schwarzenberg hatte im Laufe seiner Statthalterschaft ein großes Vermögen angehäuft, woraus er dem Kurfürsten Georg Wilhelm Kredite gewähren konnte und im Gegenzug weitere Privilegien erhielt. So verwoben sich private Dinge mit dienstlichen und es wurde sehr unübersichtlich, zumal schriftliche Unterlagen wohl meist fehlten.

Als Kurfürst Friedrich Wilhelm 1640 an die Regierung kam, beließ er vorerst Schwarzenberg im Amt, zeigte ihm gegenüber aber Stärke und Durchsetzungskraft.[14] Mit dem Einfluss des Widersachers Schwarzenbergs, dem kurbrandenburgischen Geheimen Rat Samuel von Winterfeld, auf den jungen Kurfürsten, schwand die Macht Schwarzenbergs. Nur einen Monat nach dem Tod seines Vaters hatte Friedrich Wilhelm das Kommando über die Festung Küstrin und die dort liegende Reiterei an Konrad von Burgsdorff übertragen. Schwarzenberg protestierte, da unter Kurfürst Georg Wilhelm es Tradition war, dass diese beiden Kommandos getrennt besetzt wurden. Den jungen Kurfürst interessierte der Protest jedoch nicht. Des Weiteren beschnitt er immer weiter die Kompetenzen von Graf von Schwarzenberg in den Bereich Außenpolitik und Militär. Schließlich musste er sich sogar für seine Politik der letzten Jahre verantworten.[15]

Die stetige Entmachtung durch den jungen Kurfürsten und Anfeindungen wegen seiner Politik unter dem Vorgänger müssen dem inzwischen fast Sechzigjährigen immer mehr zugesetzt haben. Am Vortag seines Todes beschwerten sich sechs Offiziere aus dem Regiment Rochow über ausstehenden Sold, so dass er sie nach heftiger Diskussion aus seiner Privatschatulle entlohnte. Schließlich erreichte ihn noch ein Brief eines brandenburgischen Obristen, der ihm weitere Vorhaltungen machte. In den Morgenstunden des 14. März 1641 starb Schwarzenberg an einem Schlaganfall.

Sein Sohn und Erbe Johann Adolf von Schwarzenberg erhielt nur die beweglichen Güter seines Vaters. Privilegien und überlassene Domänen, wie die Domäne Huyssen im klevischen Land, wurden ihm aberkannt und eingezogen.

Aufgrund hartnäckiger Gerüchte, Adam von Schwarzenberg sei nicht eines natürlichen Todes gestorben, sondern auf Anordnung Friedrich Wilhelms heimlich enthauptet worden, ließ Friedrich der Große den Leichnam 1777 exhumieren, wobei sich aber die Unversehrtheit der Halswirbel und damit die Unhaltbarkeit des Gerüchts herausstellte.[16] Die Untersuchung der sterblichen Überreste Schwarzenbergs nahm Ernst Ludwig Heim vor. Der Bericht über die Untersuchung liegt im Archiv der St. Nikolai-Kirche in Berlin-Spandau.

Um Handlungsfreiheit in der Mark Brandenburg zu gewinnen, schloss Friedrich Wilhelm am 14. Juli 1641 mit den Schweden einen Waffenstillstand. Die Mark blieb aber dennoch durch schwedische Truppen besetzt. Am 7. Oktober 1641 wurde der Kurfürst vom polnischen König mit dem Herzogtum Preußen belehnt.

Nachdem eine erhoffte Liaison mit dem schwedischen Königshaus durch eine Heirat mit Christine von Schweden nicht zustande gekommen war, heiratete Friedrich Wilhelm am 7. Dezember 1646 in Den Haag die älteste Tochter des Statthalters Friedrich Heinrich von Oranien, Luise Henriette von Oranien, mit der er sechs Kinder zeugte. Neben der üppigen Mitgift der Braut von 120.000 Reichstalern in bar und Schmuck im Werte von 60.000 Reichstalern folgten der neuen Kurfürstin holländische Künstler, Handwerker, Baumeister, Landwirte und Kaufleute, die moderne Techniken und Produktionsmethoden in das vom Dreißigjährigen Krieg ausgelaugte Land brachten. Bald machte das Wort von der „Verholländerung“ der Mark Brandenburg die Runde. Vor allem in Berlin und Potsdam etablierte sich eine „holländische Kolonie“, die unter anderen mit der Erweiterung und Neugestaltung der Festungsanlagen, dem Ausbau des Stadtschlosses sowie der Anlage von Straßen und Kanälen beschäftigt war.[17]

Im Zuge der westfälischen Friedensverhandlungen zu Münster und Osnabrück ab 1645 musste Friedrich Wilhelm auf den rechtmäßigen Anspruch Vorpommerns zugunsten Schwedens verzichten.[18] Der römisch-deutsche Kaiser hatte sich bereits mit den europäischen Großmächten darauf geeinigt, dass nur Hinterpommern dem Kurfürsten verbleiben sollte, während Vorpommern, Rügen und Stettin sowie weitere Gebietsteile östlich der Oder dem schwedischen Hoheitsgebiet zugeschlagen wurden. In einer Einigung mit Schweden am 7. Januar 1647 erhielt er als Ausgleich für Vorpommern die Stifte Halberstadt und Minden sowie die Anwartschaft auf das Erzbistum Magdeburg zugesprochen. Trotz der Gebietszuwächse dokumentierte der Friedensschluss von 1648, dass der Kurfürst von Brandenburg, verglichen mit den europäischen Potentaten in Wien, Paris, London oder Stockholm, ein Herrscher minderen Ranges war, der aus eigener Kraft seine politischen Ziele nicht durchzusetzen vermochte.

Im Westfälischen Frieden 1648 wurde neben der katholischen und der lutherischen nun auch die reformierte Konfession im Reich als gleichberechtigt anerkannt. In vier konfessionell gemischten Reichsstädten wurde Parität verordnet, so in Augsburg und Biberach. Umfangreiche Regelungen betrafen die religiösen Streitfragen. Dabei fand man zu teilweise pragmatischen, teilweise auch zu kuriosen Lösungen. So wurde für das Hochstift Osnabrück eine alternierende Regierung von evangelischen Bischöfen (aus dem Hause Braunschweig-Lüneburg) und katholischen Bischöfen geschaffen. Das Fürstbistum Lübeck wurde als einziges evangelisches Fürstbistum mit Sitz und Stimme im Reichstag erhalten, um das Haus Gottorf mit einer Sekundogenitur zu versorgen. Für die katholischen Klöster in den erloschenen Bistümern Halberstadt und Magdeburg und, die ab 1680 an Brandenburg fielen, wurden Sonderregelungen getroffen.

Die neue Großmacht Schweden erhielt 1648 auf Kosten des erbberechtigten Brandenburgs Vorpommern einschließlich Stettin mit der gesamten Odermündung, die Stadt Wismar samt Neukloster sowie das Erzbistum Bremen mitsamt dem Bistum Verden als Reichslehen.[19] Dänemark, das die so genannten Elbherzogtümer für sich beanspruchte, wurde übergangen. Spanien einigte sich mit den Generalstaaten auf eine staatliche Unabhängigkeit. Das Erzherzogtum Österrreich trat an Frankreich den Sundgau ab. Eine katholische Hegemonie über das Reich wurde nicht erreicht.

Ansonsten änderte sich im Reich vergleichsweise wenig: Das Machtsystem zwischen Kaiser und Reichsständen wurde neu austariert, ohne die Gewichte im Vergleich zur Situation vor dem Krieg stark zu verschieben. Die Reichspolitik wurde nicht entkonfessionalisiert, sondern nur der Umgang der Konfessionen neu geregelt. Frankreich hingegen wurde zum mächtigsten Land Westeuropas. Die Generalstaaten und die Eidgenossenschaft schieden aus dem Reichsverbund aus, was im Fall der Eidgenossenschaft jedoch nur die De-jure -Feststellung eines de facto seit Ende des Schwabenkrieges von 1499 feststehender Umstand war. Noch offen gebliebene Fragen, insbesondere zum Thema Truppenabzug, wurden in den Folgemonaten im Friedenexekutionskongress in Nürnberg geklärt.[20]

Teile des Heiligen Römischen Reichs waren stark verwüstet worden.[21] Die Höhe des Rückgangs der Gesamtbevölkerung im Reichsgebiet von zuvor rund 16 Millionen ist nicht genau bekannt. Die Schätzungen reichen von 20 bis 45 %. Nach einer verbreiteten Angabe sind etwa 40 % der deutschen Landbevölkerung dem Krieg und den Seuchen zum Opfer gefallen. In den Städten wird der Verlust auf weniger als 33% geschätzt. Die Verteilung des Bevölkerungsrückgangs war dabei sehr unterschiedlich: Die Verluste waren dort am größten, wo die Armeen durchzogen oder lagerten. In den von den Kriegswirren besonders betroffenen Gebieten Mecklenburgs, Pommerns, der Pfalz oder Teilen Thüringens und Württembergs kam es zu Verlusten bis weit über 50 %, stellenweise sogar bis mehr als 70 % der Bevölkerung. Der Nordwesten und Südosten des Reiches war hingegen kaum von einer Entvölkerung durch das Kriegsgeschehen betroffen.

Zu den Gewinnern des Konfliktes zählte unter anderem die Stadt Hamburg. Das Ziel, die Anerkennung ihrer Reichstandschaft zu erlangen, wurde zwar nicht erfüllt, jedoch konnte sie große Teile des Handels mit Mitteldeutschland auf sich konzentrieren. Für die großen oberdeutschen Handelsmetropolen beschleunigte der Krieg noch einmal die Abschwungphase des ausgehenden 16. Jahrhunderts.

Wenig beachtet ist, dass mit der Unabhängigkeit der Niederlande und dem Verlust wichtiger Küstenregionen und Ostseehäfen an Schweden praktisch alle großen Flussmündungen unter fremdem Einfluss standen.[22] Die deutschen Staaten hatten kaum Zugang zur Hohen See und waren damit weitgehend vom überseeischen Handel ausgeschlossen. Die Möglichkeiten des Reichs, vom wieder erstarkenden Seehandel zu profitieren, waren dadurch eingeschränkt. Die Spätfolgen des Dreißigjährigen Krieges für die Kolonialisierung, die in der Folgezeit zu großen Gebietsgewinnen anderer europäischer Länder führte, sind in der Forschung umstritten.

Frankreich, England, Schweden und die Niederlande konnten sich nach dem Dreißigjährigen Krieg zu Nationalstaaten entwickeln.[23] Mit dem aufblühenden Handel ging in diesen Ländern ein Aufschwung des liberalen Bürgertums einher. Umstritten ist dabei, welche geschichtlichen und gesellschaftlichen Folgen dies für das Reich und später Deutschland hatte. Das Reich bildete weiterhin einen lockeren Verbund von Fürstentümern. Wenn dieser Verbund auch zum wesentlichen Friedensfaktor im Europa der nächsten 150 Jahre wurde, so geschah das ebenso auf Kosten der wirtschaftlichen Chancen des Reiches.[24]

Die frühmodernen Staaten Europas verfügten zu Beginn des 17. Jahrhunderts weder in finanzieller noch in administrativer Hinsicht über Strukturen, die effizient genug gewesen wären, um stehende Heere von der Größe zu unterhalten, wie sie der Dreißigjährige Krieg erforderlich machte. Die Finanzierung der riesigen Söldnerarmeen stürzte daher alle Kriegsparteien in ständige Geldnot, ganz besonders die deutschen Fürsten, deren Territorien aufgrund der Länge und Intensität des Konflikts schon bald weitgehend ausgeblutet waren.

Die vermeintliche Lösung beschrieb die Parole „Der Krieg ernährt den Krieg“.[25] Die Heere trieben in den von ihnen durchstreiften Gebieten Abgaben und Kontributionen in Form von Geld und Naturalleistungen ein. Das heißt: Das Land, in dem gerade gekämpft oder das besetzt wurde, musste für die Kriegskosten aufkommen. Dabei achteten die Feldherren darauf, möglichst die Gebiete gegnerischer Parteien zu belasten. Je länger der Krieg dauerte, desto mehr wuchs sich diese Praxis zu willkürlicher Plünderung mit allen Begleiterscheinungen von Raub und Mord aus. Wallenstein wird die Äußerung zugeschrieben, dass sich ein großes Heer leichter finanzieren lasse als ein kleines, da es auf die Zivilbevölkerung stärker Druck ausüben könne.[26]

Halbwegs regelmäßig besoldete Truppen wie die Wallensteins oder Gustav Adolfs gingen bei der Eintreibung von Geld und Material – zumindest in den ersten Kriegsjahren – disziplinierter vor als die freien Söldnertruppen, die sich je nach Kriegslage mal der einen, mal der anderen Partei anschlossen. Ihnen gehörten Söldner aus nahezu allen Ländern Europas an.[27]

Zur Finanzierung des Aufbaus eines stehenden Heeres als Fundament für eine eigenständige Außenpolitik erreichte der Kurfürst nach langen Verhandlungen während der Landtage (Ständeversammlungen) 1653 die Zusage der Stände, 530.000 Taler Steuern innerhalb der nächsten fünf Jahre aufzubringen. Vom Landadel mussten 41 % der Steuern, von den Städten 59 % der Summe aufgebracht werden. Im Gegenzug bestätigte der Kurfürst den Ständen Privilegien, die vor allem zu Lasten der Bauern gingen. Unerträgliche Frondienste, eine Verschärfung der Leibeigenschaft und das Ausplündern und anschließende Aufkaufen von Bauernhöfen waren die Folge.[28]

1655 brach der Zweite Nordische Krieg aus. Der Zweite Nordische Krieg, war eine von 1655 bis 1660/61 dauernde kriegerische Auseinandersetzung zwischen Polen-Litauen und Schweden sowie deren Verbündeten um die Vorherrschaft im Baltikum.[29] In den Krieg wurden nahezu alle Anrainerstaaten Polen-Litauens verstrickt, darunter auch Russland, das seine Auseinandersetzungen mit Polen-Litauen, die in enger Verbindung zum Zweiten Nordischen Krieg standen, im Rahmen des Russisch-Polnischen Krieges von 1654–1667 austrug.[30] In Polen wird die Zeit des Krieges mit Schweden, häufig aber auch die Gesamtheit der militärischen Auseinandersetzungen der 1650er und 1660er Jahre auch als die „(Blutige) Sintflut“ bzw. als „Schwedische Sintflut“ bezeichnet, weil das Königreich damals geradezu eine Sintflut von Invasionen fremder Heere erlebte.[31]

Die Baltische Krise, die der Auflösung des Schwertbrüderordens und des Deutschen Ordens im Baltikum folgte, eröffnete ein Zeitalter der nordischen Kriege, in welchem Polen-Litauen, nach dem Ausgang der Jagiellonendynastie 1572 seine Vormachtposition im östlichen Europa schrittweise einbüßte. Der Anstoß zu dieser erneuten Epochenwende ging vom Zarentum Russland aus. Als Zar Iwan IV. 1558 in das politisch zerrüttete Livland einfiel, entfesselte er einen 25-jährigen Konflikt an der Ostseeküste. Dieser Vorstoß rief in Schweden, Dänemark und Polen Gegenstrategien auf den Plan, die jeder für sich die Oberherrschaft im Ostseeraum zum Ziel hatten. Zunächst konnten Schweden und Polen gemeinsam bis 1582/83 die russischen Truppen aus Livland vertreiben und Russland für anderthalb Jahrhunderte von der Ostsee fernhalten.[32]

1587 wurde Sigismund III. Wasa, der das Geschlecht der Jagiellonen und der Wasa in seiner Person vereinte, zum König gewählt.[33] Die Wahl eines schwedischen Prinzen begünstigte den Ausbruch folgenschwerer Schwedisch-Polnischer Kriege. Schweden und Polen waren seit der Absetzung Sigismund III. als schwedischer König im Jahr 1599 in schwere kriegerische Auseinandersetzungen um die Ostseeherrschaft verwickelt. Es ging um den Besitz der baltischen Küstenregionen Estland und Livland. Riga, Dorpat, große Teile von Kurland, Königsberg und wichtige preußische Küstengebiete fielen in schwedische Hand.

Zum anderen hatte Polen die Zeit der Wirren in Russland genutzt, um große Gebiete im Westen des Russischen Reiches zu annektieren. 1648 begann in der von Polen besetzten Ukraine ein Kosakenaufstand unter der Führung ihres Atamans Bohdan Chmelnyzkyj, durch den Polen einen Großteil seiner Gebiete verlor. Als die schwedische Königin Christina I. am 16. Juni 1654 abdankte, machte der polnische König Johann II. Kasimir, ein Urenkel des Königs Gustav I. und letzter lebender Wasa, Ansprüche auf den schwedischen Thron geltend. Zeitgleich begann durch Chmelnyzkyjs Bündnisschluss mit Russland der für Polen-Litauen anfangs verheerende Russisch-Polnische Krieg, in dem Russen und Kosaken zunächst ganz Litauen eroberten und bis nach Lublin vordringen konnten.[34]

Der schwedische Plan sah vor, mit zwei Armeen vorzustoßen – eine aus dem Westen kommend und die andere aus dem Norden angreifend. Feldmarschall Arvid Wittenberg sollte von Pommern aus mit einer Armee von 14.000 Mann, hauptsächlich bestehend aus angeworbenen Truppen, nach Polen vorstoßen, während Karl X. Gustav Arvid Wittenbergs Armee mit einer Armee von 15.000 Mann aus Schweden folgen sollte. Im Nordosten sollten Feldmarschall Gustaf Horn und Gustav Lang mit einer 9.000 Mann starken Abteilung vom schwedischen Livland aus nach Litauen einmarschieren. Die Sollstärke für den Polenfeldzug umfasste also rund 40.000 Mann.

An der Nordfront Polen-Litauens fiel am 1. Juli 1655 Lewenhaupt in den polnischen Teil Livlands ein und eroberte zunächst die Stadt Dünaburg. Derweil überschritt Wittenberg an der polnischen Westfront die Grenze nach Polen am 11. Juli. Dem Aufgebot von Wittenberg stellte sich zunächst ein polnisches Heer mit 13.000 Mann, zusätzlich unterstützt von 1.400 Bauern, entgegen. Im Bewusstsein der militärischen Überlegenheit der gut ausgebildeten schwedischen Armee ergaben sich die polnischen Adligen Wittenberg am 25. Juli in Ujście nach der Schlacht von Ujście und schworen dem schwedischen König fortan Loyalität. Wittenberg hinterließ dann eine Garnison in Posen.

An der polnischen Nordfront unterzeichnete der litauische Hetman Janusz Radziwiłł den Vertrag von Kėdainiai mit Schweden am 17. August 1655, in dem das Großherzogtum Litauen unter schwedischen „Schutz“ gestellt wurde.[35] Der Vertrag enthielt eine Klausel, wonach der litauische Teil nicht gegen den polnischen Unionsteil kämpfen musste. Ein Teil der litauischen Armee stellte sich aber gegen den Vertrag und gründete die Konföderation von Wierzbołów unter Führung des Magnaten Paweł Jan Sapieha.

Karl Gustav versammelte seine Truppen bis zum 14. Juli in Schwedisch-Pommern, von wo sie nach Polen einmarschierten und Wittenberg am 14. August bei Konin einholten.[36] Am nächsten Tag besetzten die beiden Heere Koło, wo sie ein Lager errichteten. Die Armee setzte dann mit 30.000 Soldaten den Vormarsch gegen Warschau fort. Sie trafen nur auf leichten Widerstand, da Polen fast alle seiner militärischen Kräfte gegen die Russen aufbot. Johann II. Kasimir konnte erneut eine kleine Armee zusammenzustellen und zog den Schweden von Warschau aus entgegegen.

Am 23. August kam es zur Schlacht von Sobota, welche die Schweden gewannen. Wittenberg wurde befohlen, den verbliebenen polnischen Kräften nach Krakau zu folgen, während Karl X. Gustav mit rund 3.000 Mann nach Warschau marschierte. Die Stadt ergab sich am 29. August kampflos. Der König gewann für die Armee reiche Beute, bestehend aus 120 Bronze-Kanonen, Munition und Lebensmitteln. Eine russische Armee war ihrerseits nur noch ein paar Tagesmärsche von der Stadt entfernt, kehrte aber um und marschierte zurück nach Osten.

Karl X. Gustav wandte sich dann in Richtung Krakau, das ab den 16. September belagert wurde. Der polnische König brach am 20. September mit den letzten polnischen Kräften zu dem Versuch auf, die Stadt zu entlasten. Die beiden Armeen trafen am 23. September in der Schlacht von Wojnicz aufeinander, in der die schwedische Armee die polnische Abteilung von etwa 8.000 Männern besiegte. Nach der Schlacht floh der polnische König nach Schlesien.

Am 20. Oktober wurde ein zweiter Vertrag in Kėdainiai im Norden Polen-Litauens ratifiziert. Die Union von Kėdainiai vereinigte Litauen mit Schweden und erkannte Karl X. Gustav fortan als Großherzog von Litauen an. In den folgenden Tagen ergab sich der Großteil der polnischen Armee den Schweden: Am 26. Oktober ergab sich Koniecpolski mit 5.385 Männern nahe Krakau. In der Stadt blieb eine schwedische Garnison von 2.500 Mann unter Kommando von Paul Würtz zurück. Ohne weiteren Widerstand kapitulierten weitere polnischen Festungen. Am 28. Oktober ergaben sich der Hetman Stanisław Lanckoronski und der Hetman Stanisław Potocki mit 10.000 Männern, und am 31. Oktober kapitulierte Masowien nach der Schlacht von Nowy Dwór.[37]

Im Norden Polen-Litauens, im Herzogtum Preußen, das seit dem Zweiten Frieden von Thorn ein polnisches Lehen war, tat sich eine potenzielle Bedrohung für die Schweden auf. Denn das Herzogtum war mit der vollständigen Besetzung Polens nun ohne formellen „Schutzherrn“.

Der Herzog von Preußen war der brandenburgische Kurfürst, der zuvor ein geplantes Bündnis mit Schweden ausschlug, weil dessen Bedingungen zu ungünstig erschienen.[38] In dieser bedrohlichen Lage ließ Kurfürst Friedrich Wilhelm im Herzogtum Preußen Milizen aufstellen und schloss am 12. November mit den Ständen des benachbarten und ebenso ungeschützten Westpreußen, das Teil Polens war, einen gegenseitigen Verteidigungspakt, den Vertrag von Rinsk, ab. Der Vertrag von Rinsk erlaubte brandenburgische Garnisonen für die militärisch entblößten Städte im polnischen Westpreußen. Danzig, Thorn und Elbing waren allerdings nicht in den Vertrag einbezogen. Der Schwedenkönig wollte jedoch Preußen und Ermland für sich gewinnen.[39]

Ende Oktober 1655 brach daher König Karl Gustav von Krakau in den Norden auf und ließ Wittenberg mit einer schwedisch-polnischen Truppe von etwa 5.000 Mann und weiteren Garnisonstruppen im südlichen Polen zurück. Friedrich Wilhelm zog weitere Truppen aus Cleve und Brandenburg ins Herzogtum Preußen. Karl X. Gustav drängte dennoch die Brandenburger bis vor die Mauern von Königsberg zurück und erzwang am 17. Januar 1656 den Vertrag von Königsberg. In diesem Vertrag nahm der Kurfürst das Herzogtum Preußen nun als schwedisches Lehen an und kappte die kürzlich geschlossene Verbindung mit den westpreußischen Ständen. Er musste sein Land den durchziehenden schwedischen Truppen und die Häfen den schwedischen Schiffen öffnen. Auch trat Brandenburg dem König die Hälfte der einträglichen Seezölle ab. Dafür erhielt Brandenburg das Bistum Ermland als schwedisches Lehen. Die brandenburgischen Garnisonen in Westpreußen wurden zurückgezogen. Damit waren bis auf Danzig sämtliche Städte Polens unter schwedischer Kontrolle. Inzwischen hatten russische Kosaken den Osten Polen-Litauens bis Lublin unter ihre Kontrolle, lediglich Lemberg war noch unter polnischer Kontrolle.[40]

Es schien in dem Moment, als ob der polnische Staat vollständig besiegt worden war. Durch die religiösen Unterschiede zwischen den vorwiegend protestantischen Schweden und den katholischen Polen kam es zu Fällen von Misshandlungen und Ermordungen katholischer Geistlicher und Mönche sowie Plünderungen katholischer Kirchen und Klöster.

Diese Übergriffe von Seiten der Schweden gaben Anlass zur Formierung von Partisanenbewegungen in den schwedisch besetzten Gebieten Polens. Ausgangspunkt dafür war die Belagerung von Jasna Góra im Winter 1655/56. Die schwedische Armee unter Johan Reinhard Wrzesowicz versuchte, durch eine Belagerung das Kloster Jasna Góra in Tschenstochau zu erobern. Die monatelange Belagerung erwies sich jedoch als vergebens, da eine Gruppe von Mönchen des besagten Klosters das zahlenmäßig überlegene Heer der Schweden zurückschlagen konnte. Dabei erhielten sie die Unterstützung von örtlichen Freiwilligen, größtenteils Angehörige der Szlachta, so dass es ihnen gelang, auch ihre heilige Ikone, die schwarze Madonna von Częstochowa, zu retten. Dieses Ereignis stellte einen Wendepunkt für das bis zu diesem Zeitpunkt erfolglose Polen-Litauen im Krieg gegen Schweden dar, denn die Nachricht vom polnischen Sieg wurde in ganz Polen verteilt und weckte den Patriotismus in der polnischen Bevölkerung.[41]

Ein am 20. November in Oppeln beschlossenes Manifest rief zum öffentlichen Widerstand gegen die Besatzung auf und forderte die Rückkehr von König Johann II. Kasimir, und im Dezember eroberte ein Bauernheer Neu Sandez zurück. Am 29. Dezember konstituierten die Partisanen die Konföderation von Tyszowce unter Beteiligung des Großhetmans Stanisław Rewera Potocki und des Feldhetmans Stanisław Lanckoroński, und am 1. Januar 1656 kehrte Johann II. Kasimir aus dem Exil zurück. Stefan Czarniecki wurde zum polnischen Oberbefehlshaber ernannt. Im Februar 1656 wechselten die meisten polnischen Soldaten, die seit Oktober 1655 in den schwedischen Dienst gepresst worden waren, auf die Seite der Konföderation.

Karl X. Gustav reagierte auf die bedrohliche Entwicklung und verfolgte mit einer Streitmacht von 11.000 Reitern die Heereskräfte Czarnieckis, die aus etwa 2.400 Mann bestanden. Ihm gelang es, sie in der Schlacht von Gołąb im Februar 1656 zu besiegen. Als Karl Gustav auf Lemberg vorrückte, konnte sein Vormarsch in der Schlacht von Zamość aufgehalten werden. Die Schweden wurden von den weiter anwachsenden polnisch-litauischen Truppen unter Sapieha und Czarniecki eingeschlossen und konnten nur mit Mühe am 5. und 6. April während der Schlacht von Sandomierz ausbrechen und entkommen, dies aber unter Verlust ihrer gesamten Artillerie und des Versorgungstrosses. Am 7. April zerschlug Czarniecki in der Schlacht von Warka ein schwedisches Entsatzheer unter Friedrich von Baden.[42]

Die Schweden wurden immer mehr in die Defensive gedrängt und waren ihrerseits zu gering an der Zahl, um das große polnische Gebiet militärisch sichern zu können.

Der erbitterte Widerstand der polnischen Adligen, die ihre Eide gegen die Schweden brachen, die Rückkehr des Königs Johann II. Kasimir sowie der nationale Fanatismus der Polen führte zu einer prekären Lage für den schwedischen König. Karl Gustav sah seine einzige Hoffnung für einen Sieg über Polen in der Teilung der Republik unter Einbindung Siebenbürgens, Brandenburgs und Chmielnickis.

Nachdem sich Friedrich Wilhelm in Königsberg zwar zur Neutralität, nicht aber zur Mitwirkung am Krieg gegen Polen verpflichtet hatte, wurde am 23. Juni 1656 in Marienburg ein neuer Vertrag geschlossen. In diesem Vertrag verpflichtete sich der Kurfürst für die Überlassung des Bistums Ermland und vier großer polnischer Wojwodschaften mit seiner ganzen Macht als freier Bundesgenosse dem König zu Hilfe zu ziehen.

Trotz der bedeutenden Überzahl der Polen und der verbündeten Tataren errangen die Schweden und Brandenburger zwischen dem 28. und 30. Juli einen großen Sieg in der Schlacht von Warschau.[43] Im Anschluss daran zeigte sich die schwedische Schwäche: der fehlende Nachschub an Truppen und Material. Den Polen zogen bald neue große Scharen zu. Anfang 1657 trat das unter osmanischen Schutz stehende Fürstentum Siebenbürgen unter der Führung des Protestanten Georg II. Rákóczi auf die Seite der Schweden und verwüstete mit seinem siebenbürgisch-kosakischen Heer weite Gebiete Polens im Süden und Osten.

Nun schlossen die miteinander im Krieg befindlichen Seiten Russland und Polen-Litauen im Vertrag von Niemież einen Waffenstillstand ab, um gegen die drohende schwedische Vorherrschaft anzukämpfen. Dies begründete den Russisch-Schwedischen Krieg von 1656–1658, der Schweden erneut in die Defensive drängte. Der Großteil der schwedischen Armee unter Karl Gustav war auf dem polnischen Kriegsschauplatz gebunden, während in Livland, Estland und Ingermanland nur eine Armee von 2.200 Mann Infanterie und 400 Dragoner verblieb. Magnus de la Gardie verfügte noch über 7.000 Mann in Preußen und 6.933 Mann waren in Garnisonen entlang der östlichen Ostsee verteilt. Unter Ausnutzung dieser militärischen Entblößung überfiel Zar Alexei Livland im Juli 1656 mit 35.000 Mann und nahm Dünaburg ein.[44]

Der brandenburgische General Georg Friedrich von Waldeck erlitt im Oktober am Lyck eine Niederlage, und König Johann II. Kasimir eroberte Danzig zurück.[45] In dieser Not entschloss sich Karl X. Gustav sogar dazu, dem Kurfürsten im Vertrag von Labiau (20. November 1656) die Souveränität über ganz Preußen zuzugestehen. Im Vertrag von Wehlau (19. September 1657) erlangte der Kurfürst auch die Unabhängigkeit Preußens von Polen.

Noch einmal unternahm der schwedische König einen Zug durch ganz Polen, um mit seinem neuen Bundesgenossen, dem Fürsten von Siebenbürgen Georg II. Rákóczi zusammenzutreffen.[46] Vor den Toren der Stadt Tschenstochau wurde er aber gestoppt. Die siebenbürgisch-kosakische Vorhut mit dem Tross wurde am 20. Juni 1657 durch die polnische Armee in der Schlacht bei Czarny Ostrów in Podolien eingekreist und geschlagen. Seines Trosses verlustig und durch die Flucht seiner kosakischen Verbände im Stich gelassen, sah sich Georg II. Rákóczi schließlich zur Kapitulation gezwungen. In den darauf folgenden Friedensgesprächen mit den Polen vom 21. bis 23. Juni 1657 löste er die Allianz mit Schweden, zudem verpflichtete er sich Kriegskontributionen an Polen und die polnischen Heerführer zu leisten, sowie die besetzten polnischen Städte Krakau und Brest zu verlassen. Im Anschluss ließen ihn die Polen mit dem Rest seiner Armee in sein Fürstentum heimkehren.

Königstreue polnische Truppen leisteten den Schweden erbitterten Widerstand. Währenddessen versuchte Johann II. Kasimir, Bündnispartner zu finden.[47] Um ein Übergewicht Schwedens in Nordeuropa zu verhindern, traten Dänemark, Österreich (Haus Habsburg) und die Niederlande auf die Seite Polens. Der türkische Sultan erlaubte ein Bündnis seines Vasallen, des Krim-Khans mit dem König. Karl Gustav hatte nach der dänischen Kriegserklärung den polnischen Kriegsschauplatz verlassen und ließ Brandenburg allein im Krieg gegen Polen zurück. Brandenburg wechselte nach einem Einfall der Krimtataren schließlich die Fronten, nachdem Polen im Vertrag von Wehlau am 19. September 1657 dem Kurfürsten die Souveränität im Herzogtum Preußen zuerkannt hatte. Der Einfall von Lipka-Tataren und Krimtataren im Herzogtum Preußen 1656/57 erfolgte, da Polen ab 1654 mit dem Krim-Khanat verbündet war. Die Tataren sollen bis zu 23.000 Einwohner Preußens getötet und 34.000 in die Sklaverei verschleppt haben; bis zu 80.000 Menschen sollen in den verwüsteten Landstrichen verhungert oder erfroren sein. Außerdem schleppten sie die Pest ein, was weitere Opfer forderte.

Friedrich III. erklärte am 1. Juli 1657 Schweden den Krieg. Ziel war es, die im Torstenssonkrieg verlorenen Gebiete zurückzugewinnen. Während schwedische Truppen sofort auf die dänische Festung Helsingborg vorrückten und dort den dänischen Reichsadmiral Ove Gjedde gefangennahmen, verließ Karl X. rasch den polnischen Kriegsschauplatz und warf sich nach Jütland gegen seinen dänischen Gegner. Am 30. Januar 1658 überquerte Karl X. mit seinen schwedischen Truppen den Kleinen Belt, eine Woche später zog das schwedische Heer von Fünen weiter über den Großen Belt nach Seeland. Den zugefrorenen Belt hatte die dänische Marine nicht blockieren können. Friedrich III. hatte sich auf Seeland hinreichend sicher gefühlt und kein kampfbereites Heer zur Verfügung. So kam es noch im Februar zu Friedensverhandlungen, da die dänische Reichsführung wie gelähmt war. Der Krieg ging verloren, und im Frieden von Roskilde vom 24. Februar 1658 verlor Dänemark-Norwegen Blekinge, Schonen, Halland und Båhuslän, die am 18. März übergeben wurden. Hinzu kamen der Verlust von Trøndelag und Romsdal, die am 1. Mai an Schweden übergeben wurden. Norwegen war nun zweigeteilt.

Doch nun überspannte Karl X. Gustav den Bogen.[48] Am 7. August 1658 begann er seinen nächsten Feldzug gegen Dänemark um es als selbständigen Staat zu vernichten. Das Land sollte unter Schweden, England und Holstein-Gottorf aufgeteilt werden, wobei Karl für sein Reich die Inseln und damit die Kontrolle über die Ostseezugänge beanspruchte. Karl X. Gustav ging mit seiner Armee in Korsør an Land. Im August 1658 griffen die Schweden erneut Kopenhagen an. Friedrich III. berief mit Hans von Schack einen erfahrenen Soldaten und Festungskommandanten zum Oberkommandierenden von Kopenhagen.[49]

Der erneute Krieg rief die anderen europäischen Mächte auf den Plan, um Schweden nicht übermächtig werden zu lassen. Zur Unterstützung Dänemarks segelte eine niederländische Flotte unter dem Oberbefehl von Admiralleutnant van Wassenaer mit 41 Schiffen und 1.413 Kanonen in die Ostsee. Sie traf im Öresund nördlich von Kopenhagen auf die schwedische Flotte mit 45 Schiffen und 1.838 Kanonen unter dem Oberbefehl von Carl Gustav Wrangel Die schwedische Flotte griff an, doch für die Niederländer waren die Windverhältnisse günstiger. Es kam zu heftigen Kämpfen, die Niederländer behielten die Oberhand und zwangen die schwedische Flotte zum Abbruch der Blockade Kopenhagens. Die Schweden verloren vier Schiffe und hatten 350 Tote sowie 850 Verwundete zu beklagen, die Niederländer verloren zwei Schiffe und hatten 296 Tote sowie 503 Verwundete. Der niederländische Admiral Witte de With fiel bei der Eroberung seines Schiffes.[50]

Friedrich Wilhelm von Brandenburg schloss am 21. Januar 1659 ein Schutz- und Trutzbündnis mit Dänemark und rückte mit brandenburgischen und österreichischen Truppen nach Holstein vor.[51]

Nachdem die Verteidiger Kopenhagens der Belagerung bereits sechs Monate trotzten, folgte am 11. Februar 1659 ein Großangriff der Schweden, dem die Dänen aber standhielten. Nach dem Sieg bei Kopenhagen ging es um die Befreiung des ganzen Landes. Es entstand der Plan, das v. Schack einen großen Teil der Kopenhagener Truppeneinheiten nach Kiel führen sollte um in Zusammenarbeit mit jütländischen Einheiten unter Feldmarschall Ernst Albrecht von Eberstein und brandenburgischen Truppen von dort aus das von den Schweden besetzte Fünen erobern. Am 1. Oktober stach eine vereinte niederländisch-dänische Flotte mit Schack und seinen Truppen in Kopenhagen in See. Zwölf Tage später kamen die Schiffe in Kiel an. Schack und Eberstein begegneten sich ungefähr eine Woche später zur gemeinschaftlichen Beratung in Eckernförde, am 27. Oktober segelten v. Schacks Truppen aus Kiel ab.[52]

Im Großen Belt versuchte man einen Überraschungsangriff auf Nyborg, aber da dieser missglückte, beschloss man, bei Kerteminde an Land zu gehen. Der Angriff an dieser Stelle erfolgte am 31. Oktober 1659 und wurde von Schack an vorderster Front geleitet. Sein Heer stand jetzt auf Fünen, und nach einigen Tagen Ruhepause, in denen sich die schwedische Haupteinheit nach Nyborg zurückzog, rückte Schack gen Odense, wo er am 9. November 1659 Einzug hielt. Zwei Tag später traf er Ebersteins Heer, das sich über den Kleinen Belt gekämpft hatte. Aber das Verhältnis zwischen v. Schack und Eberstein war von tiefer Rivalität geprägt, und sie hatten einander nur notdürftig über ihre jeweiligen Bewegungen unterrichtet. Eine reelle Unstimmigkeit kam zu Tage, als v. Schack sich verbarrikadieren, Eberstein hingegen angreifen wollte.

Schack beugte sich, und man begann, gen Osten vorzurücken unter stetigen Unstimmigkeiten zwischen den beiden.[53] Diese Unstimmigkeiten kosteten sie aber nicht den Sieg: Am 14. November 1659 begann die Schlacht bei Nyborg, und tags darauf gaben sich die Schweden geschlagen.

Der erneute dänisch-schwedische Krieg endete 1660 mit dem Rückzug der schwedischen Truppen.[54] Grund war der Tod des schwedischen Königs am 13. Februar 1660, aber auch die erfolgreiche Verteidigung Kopenhagens, die Unterstützung Brandenburgs und Polens, die die Schweden aus Jütland und Fünen vertrieben und der Einsatz Englands und der Generalstaaten für einen Frieden auf der Basis des Friedens von Roskilde. Norwegen erhielt im Frieden von Kopenhagen dabei Trøndelag und Romsdal zurück.

Nach dem Sieg Dänemarks wurde Schwedisch-Pommern 1659 kurzzeitig von den auf der polnischen und dänischen Seite kämpfenden Brandenburgern besetzt, nachdem Friedrich III. im Juli 1659 den Kurfürsten aufgefordert hatte, unverzüglich Schwedisch-Pommern anzugreifen, um eine Schwächung der strategischen Positionen Karls X. herbeizuführen. Als wichtiger Ausgangspunkt für diesen Feldzug diente dabei die Grenzfestung Löcknitz. Zusammen mit den Österreichern unter Jean-Louis Raduit de Souches zog das 14.000 Mann starke brandenburgische Heer durch die Neumark nach Pommern, eroberte zuerst Greifenhagen, am 7. September Damm und belagerte schließlich Stettin, wo General Paul Würtz ihm indessen so nachhaltigen Widerstand entgegensetzte, dass am 16. November der Angriff aufgegeben wurde.

Nach der erfolgreichen Offensive der antischwedischen Koalition schlugen die mit Schweden befreundeten Mächte England und Frankreich Friedensverhandlungen vor. Diese hatten unter Mitwirkung der Niederlande in den sogenannten „Haager Concerten“ wiederholt versucht, diplomatisch zu Gunsten Karl Gustavs zu intervenieren und einen ihm günstigen Frieden zu erzwingen. Das hatte zu nichts geführt; aber nun wurde im November 1659 durch den pyrenäischen Frieden dem langjährigen Krieg zwischen Spanien und Frankreich ein Ende gemacht; Kardinal Mazarin war entschlossen, die drohende Niederlage der schwedischen Macht nicht zu dulden, deren Bundesgenossenschaft für Frankreich bei allen deutschen Verwicklungen wertvoll war. Er hatte jetzt freie Hand und trat sofort in drohender Weise gegenüber Brandenburg auf. Der Krieg wurde dann am 3. Mai 1660 durch den Vertrag von Oliva beendet. Der polnische König verzichtete darin auf alle Ansprüche auf den schwedischen Thron. Schweden behielt Livland und Estland gemäß den Bestimmungen des Westfälischen Friedensvertrages vom 24. Oktober 1648.[55]

Brandenburg musste sich aus den besetzten schwedischen Gebieten in Pommern, Holstein und Schleswig zurückziehen, erlangte aber gleichzeitig die endgültige Souveränität über das Herzogtum Preußen und erwies sich während des Krieges als militärischer und politischer Machtfaktor. Frankreich übernahm die Garantie der Einhaltung des Friedens.[56]

Der Russisch-Polnische Krieg ging derweil weiter. König Johann II. konnte bis 1660 das Gebiet des Großfürstentums Litauen von russischen Truppen befreien. Vor dem Hintergrund erneuter Kämpfe mit Kosaken und Krimtataren im Süden des Königreichs war er jedoch im Vertrag von Andrussowo gezwungen, auf weite Teile des heutigen Westrusslands mit Smolensk und der Ostukraine mit Kiew bis an den Dnepr 1667 zu verzichten. Der Frieden zwischen Schweden und Polen stellte den Status quo ante bellum her. Der Einfall und die Abwehr der Schweden sowie der Krieg gegen Russland bewirkten, dass ein Viertel der damaligen Bevölkerung Polen-Litauens an den Folgen von Seuchen, Hungersnöten, Plünderungen und Gewalttaten starb. Zusätzliche Bevölkerungsverluste entstanden durch die Territorialverluste an Russland und Brandenburg-Preußen.[57] Zudem war die polnische Wirtschaft zerrüttet.

In der Innenpolitik Brandenburg-Preußens gab es Reformbedarf: Zunächst galt es, die Rechte und Privilegien der Stände in den einzelnen Landschaften mit dem allgemeinen Staatsinteresse (einheitliche, geregelte Finanzwirtschaft, Militärwesen) in Einklang zu bringen.[58] Am leichtesten fügten sich die Stände der Mark und der benachbarten Länder, Schwierigkeiten dagegen bereiteten die Stände von Kleve und Preußen, wo die Selbstständigkeitsbestrebungen von den benachbarten Republiken der Niederlande und Polens unterstützt wurden. Besondere Probleme bereitete Preußen (Königsberger Aufstand)[59], wo die strengen Lutheraner sich weigerten, den reformierten Kurfürsten anzuerkennen, und Polen um Hilfe baten. Erst als die Maßlosigkeiten einiger Mitglieder, wie des Königsberger Schöppenmeisters Johannes Roth und der beiden Kalcksteins, die Einheit der ständischen Opposition schwächten, gelang es dem Kurfürsten 1663 in Königsberg, die Stände hinter sich zu bringen. Roth wurde verhaftet und starb nach 16-jähriger Gefangenschaft. Nach dem Tod Albrechts von Kalckstein flüchtete sein Sohn, Oberst Christian Ludwig von Kalckstein, nach Polen, wurde von dort mit Gewalt nach Preußen zurückgeschafft und 1672 wegen Hochverrats hingerichtet.

Auf Einberufung Friedrich Wilhelms fand vom 8. September 1662 bis zum 29. Juni 1663 im Schloss Cölln das Berliner Religionsgespräch zwischen lutherischen und reformierten Theologen der Mark Brandenburg statt.[60] Unter der Leitung des Ersten Ministers Otto von Schwerin sollte es die beiden protestantischen Konfessionen einander annähern. Nach 17 Sitzungen wurde es ergebnislos abgebrochen. 1664 erließ der Kurfürst ein Toleranzedikt, das den lutherischen Geistlichen bei Strafe der Amtsenthebung jede Polemik gegen die Reformierten untersagte.[61] Die Lutheraner sahen darin eine Infragestellung der Konkordienformel, die 1577 von Johann Georg für das ganze Land verbindlich gemacht worden war.[62]

1668 heiratete Friedrich Wilhelm in zweiter Ehe die verwitwete Herzogin Dorothea von Braunschweig und Lüneburg, geborene Prinzessin von Holstein-Glücksburg und zeugte mit ihr im Verlaufe der Ehe sieben Kinder.

Die Erhebung der Mahl-, Schlacht- und Brausteuer in allen Provinzen versetzte den Kurfürsten in die Lage, ein stehendes Heer zu unterhalten, das im Fall eines Kriegs auf 20.000 Mann aufgestockt werden konnte. Friedrich Wilhelm begann die Wirtschaft teils gegen heftigen Widerstand zu fördern, indem er den Ackerbau und die Einwanderung unterstützte; so lud er 1671 fünfzig wohlhabende jüdische Familien aus Wien nach Brandenburg ein und begründete damitdie Tradition der preußischen Toleranz. Außerdem befreite er das Gewerbe und den Verkehr von Beschränkungen, förderte den Binnen- und den Seehandel, ließ den Müllroser Kanal bauen und richtete einen eigenen Postdienst ein.

1672 griff der französische König Ludwig XIV. die Niederlande, welche unter dem Regime Johan de Witts standen, an und löste damit den Holländischen Krieg aus. Friedrich Wilhelm, vertraglich gebunden, kam seinen Bündnispflichten nach und entsandte ein 20.000 Mann starkes Heer. Die kaiserlichen Feldherren Montecuccoli und Bournonville verhinderten jeden feindlichen Zusammenstoß am Rhein und in Westfalen und ermöglichten dem französischen Befehlshaber Turenne damit, in die brandenburgischen Provinzen in Westfalen einzudringen. Am 16. Juni 1673 schloss Friedrich Wilhelm daher den Separatfrieden zu Vossem mit Frankreich ab.

Am 1. Juli 1674 schloss sich Friedrich Wilhelm, nachdem der Reichskrieg gegen Frankreich erklärt worden war, einer erneuten Koalition gegen Frankreich an.[63] Zusammen mit Bournonville kämpfte er vergeblich 1674/75 gegen Feldmarschall Turenne im Elsass. Allerdings musste er sich, bedingt durch den Einfall der Schweden in die Mark Brandenburg Ende 1674, aus dem aktiven Krieg gegen Frankreich zurückziehen.

Am 25. Juni 1675 schlug ein brandenburgisches Heer unter seiner persönlichen Führung in der Schlacht von Fehrbellin die Schweden entscheidend. Nach diesem Sieg wurde ihm durch seine Zeitgenossen der Beiname „der Große Kurfürst“ verliehen.[64]

Die Schlacht bei Fehrbellin war ein Gefecht des Schwedisch-Brandenburgischen Kriegs, in dem am 18. Juni in und um Fehrbellin schwedische und brandenburg-preußische Truppen aufeinander trafen. Die Schlacht war ein Rückzugsgefecht, bei dem die brandenburgischen Truppen die schwedischen Truppen schlugen, die zuvor Teile Brandenburgs besetzt hatten. Gemessen an der Zahl der Beteiligten handelt es sich um eine Schlacht geringerer Größe, sie war jedoch von großer Bedeutung für Brandenburg-Preußen.[65]

Kurfürst Friedrich Wilhelm befand sich im Zuge des Holländischen Krieges auf einem Feldzug gegen Frankreich im Elsass.[66] Dort hatten die kaiserlichen und brandenburgischen Truppen gerade bei Türkheim eine Niederlage erlitten, die sie zwang, den Ort zu räumen. Im Dezember 1674 marschierten schwedische Truppen unter dem Oberkommandierenden Generalleutnant Wolmar von Wrangel, einem Halbbruder Carl Gustavs von Wrangel, in der Mark ein, um Friedrich Wilhelm zu nötigen, seine Truppen vom Oberrhein abzuziehen. Dies geschah auf Druck Frankreichs, das Schweden mit Subsidienzahlungen und geschicktem Taktieren zu diesem Schritt drängte.

In Erstein erfuhr Friedrich Wilhelm vom Einmarsch der Schweden in die Mark Brandenburg.[67] Hierauf führte er seine Truppen nach Breit, dort nahmen sie Winterquartier. Nach dem Ende des Winters brachen die brandenburgischen Kräfte am 26. Mai in drei Kolonnen auf und erreichten Magdeburg am 11. Juni. Dies war eine sehr gute Marschleistung und trug dazu bei, die Schweden zu überraschen, die noch nicht mit der Ankunft der Kurfürstlichen rechneten. Allerdings wurde diese Kraftanstrengung mit einem Auseinanderziehen der Marschkolonne und der Abwesenheit fast der kompletten Infanterie erkauft. Die Masse der Infanterie lag zwei Tagesmärsche zurück.

Von den Schweden war die Ankunft der Brandenburger unbemerkt geblieben und so erließ Friedrich Wilhelm Geheimhaltungsmaßnahmen, um diesen Vorteil zu wahren. Währenddessen verwüsteten und plünderten die Schweden weite Landstriche. Brandenburgische Bauernkompanien besetzten die Luch-Übergänge Oranienburg, Kremmen und Fehrbellin, um den Schutz des Havellandes zu gewährleisten. Allerdings konnten diese Stellungen nicht gegen die Schweden gehalten werden. Die Schweden besetzen Havelberg, Rathenow und Brandenburg an der Havel. Friedrich Wilhelm fasste den Entschluss, das zwischen den beiden Orten gelegene Rathenow einzunehmen, um so die schwedischen Truppen voneinander zu trennen.[68]

Am 13. Juni setzten sich die brandenburgischen Truppen über Genthin in Bewegung und überquerten nördlich von Rathenow die Havel, um die Stadt von Süden her anzugreifen, während Reiter und Dragoner direkt über die Brücken hinweg angriffen. Die sechs Kompanien schwedischer Dragoner wurden vollkommen überrascht. Unter Führung des Generalfeldmarschalls Georg von Derfflinger drangen die Brandenburger in den Ort ein und überwältigten nach zähem Kampf die Verteidiger. Bis auf zehn Schweden wurde die gesamte Besatzung getötet oder gefangengenommen. Zwischen 500 und 600 Pferde konnten erbeutet werden.

Der einzige von Brandenburgern unbesetzte Luch-Übergang war bei Fehrbellin; die dortige Brücke war durch ein brandenburgisches Kommando unter Oberstleutnant Hennigs zerstört und der Damm durchstochen worden. Wrangel war bereits auf dem Weg von Brandenburg nach Rathenow, als er vom Fall des Ortes erfuhr. Daraufhin wandte er sich nach Nauen, das er vor den kurfürstlichen Truppen erreichte.

In Nauen kam es am 17. Juni zwischen den Brandenburgern und der zur Verzögerung des brandenburgischen Vormarschs zurückgelassenen schwedischen Nachhut Wrangels zu einem Gefecht um den Damm bei Nauen.[69] Es gelang den Kurfürstlichen, den schwedischen Widerstand zu brechen und den Damm zu erobern. In Nauen fielen ihnen 2000 Kühe und Ochsen in die Hände und die Brandenburger verbrachten die Nacht dort. Am 18. Juni marschierten die schwedischen Truppen, verfolgt von den Brandenburgern, nach Fehrbellin, um die dortige Brücke über den Rhin instandzusetzen und ihn zu überqueren.

Um ein Rückzugsgefecht zu führen und den nicht beteiligten Truppenteilen sowie dem umfangreichen Tross von über 1500 Wagen einen ungehinderten Abzug zu ermöglichen, stellte sich Wrangel etwas südlich von Hakenberg mit 7000 Mann. Seine 38 Geschütze hatte Wrangel bereits vorausgeschickt, so dass er nur über sieben eilig herbeigeschaffte Geschütze verfügte. Die schwedischen Kräfte waren in acht Brigaden und 24 Schwadrone gegliedert. Davor hatte sich die schwedische Streitmacht bereits dreimal in Schlachtordnung aufgestellt, gab diese Aufstellung aber jedes Mal wieder auf.[70]

Auf brandenburgischer Seite standen ungefähr 5000 Kürassiere und 600 Dragoner mit 13 Geschützen. Die Musketiere hatten mit dem schnellen Vormarsch der Reitertruppen nicht mithalten können und lagen noch einen Tagesmarsch zurück Der Mangel an Infanterie war ein Nachteil für die Brandenburger. Wrangel ließ seine Truppen, in zwei Treffen gegliedert, in einer klassischen Formation Aufstellung nehmen. Die Infanterie stand in der Mitte mit den Reitern an den Flanken. Die acht Infanterie-Regimenter wurden in sechs Brigaden zusammengefasst. In den Zwischenräumen des ersten Treffens wurden die Geschütze aufgestellt. Die Schweden hatten Hakenberg im Rücken, das Rhinluch zu ihrer Linken, ihre rechte Flanke lehnte sich an ein Gehölz, die Dechtower Fichten, an. Ein Stück vor ihrer rechten Flanke lag der Katharinenpfuhl. Die Brandenburger lehnten sich mit ihrer linken Flanke an den Katharinenpfuhl, mit der rechten an das Rhinluch. Wrangel hatte es verabsäumt, den Hügel an seiner rechten Flanke zu besetzen. Dies nutzte Friedrich Wilhelm aus, ließ dort seine von zwei Dragonerregimentern gedeckte Artillerie in Stellung gehen und nahm die Schweden unter flankierendes Feuer.[71]

Während die Brandenburger im Schutz von Frühnebel und Regen die Hügel besetzten, kämpfte Friedrich II., Prinz von Hessen-Homburg, auf der rechten Flanke der Brandenburger und lief Gefahr, abgeschnitten zu werden. Die Lage begann für die Schweden gefährlich zu werden, als um 8 Uhr morgens die in Stellung gebrachte brandenburgische Artillerie das Feuer eröffnete und die schwedischen Linien bestrich. Regen und Nebel waren inzwischen abgezogen, und so erkannte Wrangel die vom Hügel drohende Gefahr. Er befahl dem in schwedischen Diensten stehenden Oberstleutnant von Maltzahn einen Angriff mit der Kavallerie seines rechten Flügels und des Infanterie-Regimentes Dalwig. Es gelang den Schweden, die Reiterreserve der Artilleriebedeckung in die Flucht zu schlagen und nur die fast zeitgleiche Ankunft des Kurfürsten hielt sie auf. Derfflinger hatte Verstärkung entsandt, die nun, unter dem herbeigeeilten Prinzen von Homburg und dem Kammerjunker von Buch, den Schweden in die Flanke fiel und sie zum sofortigen Rückzug zwang.

Da Wrangels linke Flanke nicht mehr durch den Prinzen von Homburg bedroht wurde, entnahm er dort Kräfte und erneuerte seinen Angriff auf die angeschlagenen Verteidiger der Geschützstellung.[72] Der Angriff entwickelte sich zum Nahkampf, in dem neben Karabinern auch Pallasche eingesetzt wurden. 69 hochrangige Offiziere, wie Derfflinger, befanden sich im Getümmel. Derfflinger musste vom Prinzen von Homburg und Oberst Mörner aus einer gefährlichen Lage herausgeholt werden. Hierbei kam Mörner um und wurde durch Oberstleutnant Hennigs ersetzt, der die Brandenburger zusammenhielt und den Schweden große Verluste zufügte.

Nach langem, für beide Seiten verlustreichen Kampf gewannen die Brandenburger die Oberhand und schlugen die schwedischen Reiter in die Flucht. Dies führte dazu, dass das schwedische Infanterieregiment von Dalwig in eine isolierte Lage geriet und umzingelt wurde. Das Regiment wurde vollständig vernichtet, nur 20 Mann gelang die Flucht, 60 bis 70 Mann wurden gefangengenommen und Oberstleutnant Maltzahn wurde getötet.

Die Schweden hatten schwere Verluste erlitten, ihre Kavallerie war in Unordnung geraten und es war ihnen nicht gelungen, die Höhe zu nehmen.[73] Darüber hinaus gab es Berichte, dass die Brandenburger kaiserliche Verstärkungen erwarteten. Wrangel beschloss, sich über Hakenberg auf Fehrbellin zurückzuziehen, obwohl der dortige Übergang noch nicht wiederhergestellt war. Laut Bericht des Kammerjunkers von Buch hatten die Schweden 2100 Tote, noch mehr Verwundete und 60 bis 70 Gefangene zu beklagen, während auf brandenburgischer Seite 218 Mann starben und 280 schwer verwundet wurden.

Um ungefähr 10 Uhr begannen die Schweden, in zwei Kolonnen geordnet, ihren Rückzug auf Fehrbellin. Die Brandenburger begleiteten den schwedischen Rückzug auf deren linker Flanke und hielten sie unter Artilleriefeuer, das von den Schweden erwidert wurde. Eine Kugel verfehlte den Kurfürsten knapp und riss Stallmeister Emanuel Froben das rechte Bein oberhalb des Knies ab, woran er eine Stunde später starb. Eine Gelegenheit zum Angriff ergab sich jedoch nicht, da die Schweden auf ihrer Linken starke Infanterie stehen hatten und auch das Gelände nicht günstig war. Es kam nur zu einem schwachen Angriff, der sofort abgewehrt wurde. Um die Mittagszeit erreichten die Schweden das zur Verteidigung vorbereitete Fehrbellin. Die Erwägung seiner Offiziere, den Ort zu beschießen, lehnte der Kurfürst ab.[74]

Über Nacht setzten die Schweden die Brücke notdürftig instand und so fand der Große Kurfürst am nächsten Morgendas Gros der Schweden auf der anderen Seite des Luchs vor. Zwei Bataillone Musketiere des Regiments Gotha waren zurückgeblieben und deckten den Rückzug. Feldmarschall Derfflinger griff die Musketiere mit 1150 Mann seiner Vorhutreiterei an und vertrieb sie nach hartem Kampf durch das Kreuzfeuer seiner Dragoner. Vor ihrem Abzug steckten die Schweden noch ihre Pulvervorräte in Brand. Trotzdem gelang es, fünf Geschütze, zehn Kugelwagen, vier Munitionskarren, neun Zentner Lunten und sieben Zentner Musketenkugeln zu erbeuten. Die verbliebenen schwedischen Truppen zogen nach Neuruppin ab und konnten wegen der bei den Kämpfen zerstörten Notbrücke nicht folgen.

In der Schlacht und der anschließenden Verfolgung hatten die Schweden 2400 Tote und 300 bis 400 Gefangene zu beklagen, während auf brandenburgischer Seite 500 Mann starben oder verwundet wurden.[75] Die Schweden verloren Oberst Adam Wachtmeister, Oberstleutnant Maltzahn, fünf weitere Stabsoffiziere, sechs Hauptleute der Reiterei, einige Leutnants und Kornetts, sowie sämtliche Offiziere des Regiments Dalwig. Unter den brandenburgischen Toten waren Generalwachtmeister von Mörner, Major von der Marwitz, die Rittmeister von Asseburg, Beyer, Burgsdorff und Schönermark, einige Leutnante und 218 Mannschaften. Verwundet wurden unter anderem die Oberstleutnante Sydow, Köller, Strauß, Hennigs und Hauptmann Buch. Der Kurfürst adelte Hennigs noch auf dem Schlachtfeld und beförderte ihn zum Obersten.[76]

Die Brandenburger erbeuteten sechs Dragonerfahnen und mehrere Pauken in Rathenow, acht Infanteriefahnen beim erbitterten Gefecht um die Höhe, zwei Standarten und fünf Geschütze. Die meisten Gefallenen wurden auf dem Schlachtfeld selbst beigesetzt.

Fehrbellin war der erste eigenständige Sieg der Brandenburger und stärkte das Staatsbewusstsein Brandenburg-Preußens.[77] Als Folge dieses Sieges wurde Schweden militärisch weiter in die Defensive gedrängt. Die Mark Brandenburg wurde danach von den Schweden bis zum Friedensschluss 1679 nicht mehr militärisch bedroht. Eine weitere Folge dieses Sieges war, dass die sich bis dahin unter fadenscheinigen Gründen aus dem Konflikt heraushaltenden Dänen und das Heilige Römische Reich ihrer Bündnisverpflichtung nachkamen und Schweden den Krieg erklärten. Von den Brandenburgern bis Wittstock verfolgt, wuchs sich der Rückzug Wrangels zu einer Katastrophe aus, zumal Tausende seiner Soldaten desertierten. Von anfänglich 12.000 Mann erreichten nur noch 4000 Demmin.

Dennoch brachten die Schlacht von Fehrbellin und die anschließende Eroberung Schwedisch-Pommerns sowie der ostpreußische Feldzug kaum greifbaren Zugewinn, da 1679 im Frieden von Saint-Germain fast alle aus der siegreichen Schlacht resultierenden Vorteile wieder rückgängig gemacht wurden.[78]

Schon zum damaligen Zeitpunkt erregte die „Schlacht bei Fehrbellin“ in ganz Europa Aufsehen. „Die brandenburgische Armee, die noch niemals zuvor allein in die Schlacht gezogen war, hatte die hervorragende schwedische Truppe aus dem Feld geschlagen.“[79] Darüber hinaus war für das Reich durch diesen Sieg die vor allem von deutschen Zeitgenossen so wahrgenommene Gefahr gebannt worden, wie schon im Dreißigjährigen Krieg erneut zum Schauplatz französisch-schwedischer Machtpolitik zu werden. Es war deshalb nicht ungewöhnlich, dass selbst im fernen Straßburg Lieder auf Friedrich Wilhelm gedichtet wurden, die den Hohenzollern erstmals als „Großen Kurfürst“ feierten.[80]

Während die schwedische Geschichtsschreibung dem Treffen bei Fehrbellin kaum mehr als die Bedeutung eines Rückzugsgefechts beimaß, erkannte die deutsche Historiographie in ihm einen geschichtlichen Wendepunkt. Folglich nahm der Reitertag von Fehrbellin bis zum Ende des Ersten Weltkrieges (1914–1918) einen besonderen Platz im Interesse deutscher Historiker ein, die in dem brandenburgischen Sieg den Anfangspunkt für den Aufstieg der preußischen Militärmacht sahen.[81]

Ein weiterer Aspekt der deutschen Historiographie zur Schlacht bei Fehrbellin stellte die Glorifizierung Kurfürst Friedrich Wilhelms und seiner Rolle während des Kampfes dar. Diese Fokussierung wurde verstärkt während des 19. Jahrhunderts betrieben und erreichte im Deutschen Kaiserreich ihren Höhepunkt. Das Ziel dieser Interpretation war die Etablierung eines Mythos um das Herrscherhaus der Hohenzollern, weshalb sie besonders häufig in Schulbüchern zu finden war.[82]

Die Schlacht bildet den Hintergrund für das Drama „Prinz Friedrich von Homburg oder die Schlacht bei Fehrbellin“ von Heinrich von Kleist (geschrieben 1809/10, Erstveröffentlichung 1821). Die Handlung hat nichts mit den historischen Ereignissen und handelnden Personen gemein.[83]

Das sogenannte „Neue Denkmal“ (Siegessäule Hakenberg) auf dem Kurfürstenhügel bei Hakenberg ist als Aussichtsturm ausgeführt. Der zweigliedrige Sockel hat die Form eines Würfels mit vier abgestumpften Kanten; auf ihm ruht ein rundturmartiger Aufbau, der in einer Höhe von 23 m eine umlaufende Galerie trägt. Diese besteht aus einem eisernen Gitterwerk in dessen Mitte sich auf einem grauen Sandsteinkegel die (später vergoldete) Bronzestatue der Siegesgöttin Victoria erhebt, auch Nike auf der Berliner Siegessäule. Im Sockelgeschoss ist außen eine Inschrifttafel mit der Widmungsinschrift, darüber eine überdimensionale Blendnische mit der Kolossalbüste des Großen Kurfürsten eingelassen. Das Denkmal geht auf eine Initiative des Kronprinzen Friedrich Wilhelm (nachmals Kaiser Friedrich III.) zurück, der am 18. Juni 1875 auch die Grundsteinlegung vollzog. Die Einweihungsfeier fand am 2. September 1879 (am sogenannten Sedantag) statt.[84]

Der 1893 von Richard Henrion komponierte „Fehrbelliner Reitermarsch“ gehört bis heute zu den beliebtesten Stücken im Repertoire von Militärkapellen und ist Regimentsmarsch verschiedener Verbände der Bundeswehr.

Im ländlichen, erst 1920 nach Berlin eingemeindeten Wilmersdorf entstand 1892 der Fehrbelliner Platz. 1913 wurde dort der U-Bahnhof Fehrbelliner Platz eröffnet und der Platz nach 1934 hufeisenförmig mit monumentalen Verwaltungsgebäuden umbaut.[85]

In der Folge des Sieges eroberte Brandenburg bis 1678 ganz Schwedisch-Pommern.[86] Die im Herzogtum Preußen eingefallenen Schweden vertrieb er, unter persönlicher Führung eines Heeres, im Winter 1678/79 in der berühmten Jagd über das Kurische Haff bis über die Grenze nach Schwedisch-Livland zurück.

Am 29. Juni 1679 wurde der Frieden von St.-Germain geschlossen, in dem Friedrich Wilhelm das eroberte Vorpommern bis auf einen kleinen Gebietsstreifen östlich der Oder wieder abtreten musste, da ihn seine Verbündeten, die Niederlande und der kaiserliche Hof, im Stich ließen und er mit Dänemark allein dem übermächtigen Frankreich gegenüberstand. Enttäuscht insbesondere vom Verhalten Kaiser Leopolds schloss er sich nun eng an Frankreich an, verpflichtete sich sogar in einem geheimen Vertrag vom 25. Oktober 1679, Ludwig XIV. bei einer neuen Kaiserwahl seine Stimme zu geben.[87] 1680/81 ließ Friedrich Wilhelm einen Kaperkrieg gegen spanische Schiffe durchführen, um ausstehende Subsidiengelder des Schwedisch-Brandenburgischen Krieges einzutreiben.[88]

Beeinflusst von seiner Zeit in Holland, richteten sich seine Bemühungen nach dem Friedensschluss auf die Erwerbung von Kolonien und den Aufbau einer eigenen Flotte, was allerdings nicht den realen Möglichkeiten Brandenburg-Preußens entsprach.[89]

So ließ er, um überseeische Kolonien zu erwerben und zu sichern, mit Unterstützung des niederländischen Kaufmanns Benjamin Raule 1684 offiziell die Kurbrandenburgische Marine gründen und ließ durch die 1682 gegründete Brandenburgisch-Afrikanische Compagnie Kolonien in Guinea errichten.[90]

Am 9. Mai 1688 starb Kurfürst Friedrich Wilhelm.[91] Eine Woche nach dem Tode des Kurfürsten tagte der Geheime Rat zum ersten Male unter dem Vorsitz Friedrichs III. Gegenstand und Tagesordnung war die Eröffnung und Verlesung des väterlichen Testaments. Unter Verstoß gegen die seit 1473 geltenden Hausgesetze der Hohenzollern sollte Brandenburg-Preußen auf die fünf Söhne Friedrich Wilhelms (Friedrich selbst und seine vier Halbbrüder) aufgeteilt werden. Nach langwierigen Verhandlungen und ausführlichen Rechtsgutachten (unter anderem von Eberhard von Danckelman, dem ehemaligen Hauslehrer Friedrichs) gelang es dem Thronfolger, sich bis 1692 gegen seine Geschwister durchzusetzen und die Einheit des Landes zu bewahren. Während sein Vater alle Regierungsfragen selbst entschieden hatte, überließ Friedrich III. am 20. Mai 1688, als eine der ersten Regierungshandlungen, die Regierungsgeschäfte seinem ehemaligen Lehrer Eberhard von Danckelman.

Im Jahr 1671 wurde 50 jüdischen Familien aus Österreich ein Zuhause in Berlin gegeben. Mit dem Edikt vom Potsdam 1685 lud Friedrich Wilhelm die französischen Hugenotten nach Brandenburg ein. Über 15.000 Franzosen kamen, von denen sich 6.000 in Berlin niederließen. Um 1700 waren 20 Prozent der Berliner Einwohner Franzosen, und ihr kultureller Einfluss war groß. Viele Einwanderer kamen außerdem aus Böhmen, Polen und Salzburg

Berlin erlangte 1701 durch die Krönung Friedrichs I. zum König in Preußen die Stellung der preußischen Hauptstadt, was durch das Edikt zur Bildung der Königlichen Residenz Berlin durch Zusammenlegung der Städte Berlin, Cölln, Friedrichswerder, Dorotheenstadt und Friedrichstadt am 17. Januar 1709 amtlich wurde. Bald darauf entstanden neue Vorstädte, die Berlin vergrößerten.

Nach der Niederlage Preußens 1806 gegen die Armeen Napoleons verließ der König Berlin Richtung Königsberg. Behörden und wohlhabende Familien zogen aus Berlin fort. Französische Truppen besetzten die Stadt von 1806 bis 1808. Unter dem Reformer Freiher vom und zum Stein wurde am 19. November 1808 die neue Berliner Städteordnung beschlossen und in einem Festakt am 6. Juli 1809 in der Nikolaikirche proklamiert, was zur ersten frei gewählten Stadtverordnetenversammlung führte. An die Spitze der neuen Verwaltung wurde ein Oberbürgermeister gewählt. Die Vereidigung der neuen Stadtverwaltung, nun Magistrat genannt, erfolgte am 8. Juli des Jahres im Berliner Rathaus

Bei den Reformen der Schulen und wissenschaftlichen Einrichtungen spielte die von Wilhelm von Humboldt vorgeschlagene Bildung einer Berliner Universität eine bedeutende Rolle. Die neue Universität (1810) entwickelte sich rasch zum geistigen Mittelpunkt von Berlin und wurde bald weithin berühmt.

Weitere Reformen wie die Einführung einer Gewerbesteuer, das Gewerbe-Polizeigesetz (mit der Abschaffung der Zunftordnung), unter Staatskanzler Hardenberg verabschiedet, die bürgerliche Gleichstellung der Juden und die Erneuerung des Heereswesens führten zu einem neuen Wachstumsschub in Berlin. Vor allem legten sie die Grundlage für die spätere Industrieentwicklung in der Stadt. Der König kehrte Ende 1809 nach Berlin zurück.

In den folgenden Jahrzehnten bis um 1850 siedelten sich außerhalb der Stadtmauern neue Fabriken an, in denen die Zuwanderer als Arbeiter oder Tagelöhner Beschäftigung fanden. Dadurch verdoppelte sich die Zahl der Einwohner durch Zuzug aus den östlichen Landesteilen. Bedeutende Unternehmen wie Borsig, Siemens oder die AEG entstanden und führten dazu, dass Berlin bald als Industriestadt galt. Damit einher ging auch der politische Aufstieg der Berliner Arbeiterbewegung, die sich zu einer der stärksten der Welt entwickelte.

Im Ergebnis der Märzrevolution machte der König zahlreiche Zugeständnisse. Ende 1848 wurde ein neuer Magistrat gewählt. Nach einer kurzen Pause wurde im März 1850 eine neue Stadtverfassung und Gemeindeordnung beschlossen, wonach die Presse- und Versammlungsfreiheit wieder aufgehoben, ein neues Dreiklassen-Wahlrecht eingeführt und die Befugnisse der Stadtverordneten stark eingeschränkt wurden. Die Rechte des Polizeipräsidenten Hinckedey wurden dagegen gestärkt. In seiner Amtszeit bis 1856 sorgte er für den Aufbau der städtischen Infrastruktur (vor allem Stadtreinigung, Wasserwerke, Wasserleitungen, Errichtung von Bade- und Waschanlagen)

Im Jahr 1861 wurden Moabit und der Wedding sowie die Tempelhofer, Schöneberger, Spandauer und weitere Vorstädte eingemeindet. Den Ausbau der Stadt regelte ab 1862 der HObrecht-Pkan. Der Fluchtlinienplan orientierte sich mit großzügigen Straßenzügen und Plätzen an der Umgestaltung von Paris durch Baron Haussmann. Die Blockbebauung mit einer Traufhöhe von 22 Metern prägt bis heute viele Berliner Stadtviertel. Die Baupolizeiordnung von 1853 erlaubte eine dichte Überbauung der vielerorts sehr tiefen Grundstücksparzellen. Durch den rasanten Bevölkerungsanstieg, Bauspekulation und Armut kam es zu prekären Wohnverhältnissen in den Mietskasernen der entstehenden Arbeiterwohnquartiere mit ihren für Berlin typischen mehrfach gestaffelten, engen Hinterhöfen

Mit der Einigung zum kleindeutschen Nationalstaat durch Bismarck , die am 18. Januar 1871 vollzogen wurde, kam Berlin auch in die Stellung der Hausptstadt des deutschen Nationalstaats, zunächst mit dessen staatsrechtlicher Bezeichnung Deutsches Reich (bis 1945).

Mit Gründung des Kaiserreichs lässt sich der Beginn der Gründerzeit, in dessen Folge Deutschland zur Weltmacht und Berlin zur Weltstadt aufstieg, für Deutschland sehr genau auf das Jahr 1871 datieren. Im mehr als vier Jahrzehnte währenden Frieden, der im August 1914 mit Beginn des 1. Weltkriegs endete, wurde Berlin im Jahr 1877 zunächst Millionenstadt und überstieg die 2 Millionengrenze erstmals im Jahr 1905.

Nach seiner Abdankung am 9./10. November 1918 in Spa kehrte der Kaiser nicht mehr nach Berlin zurück.

Nach dem Ende des Ersten Weltkriegs wurde am 9. November 1918 in Berlin die Republik ausgerufen. In den Monaten nach der Novemberrevolution kam es mehrfach zu teils blutigen Auseinandersetzungen zwischen der Regierung und ihren Freikorps sowie revolutionären Arbeitern. Anfang 1919 erschütterte der Spartakusaufstand die Stadt, zwei Monate später ein Generalstreik. Am 13. Januar 1920 kam es zu einem Blutbad vor dem Reichstag und im März 1920 wurde Berlin zum Schauplatz des Kapp-Putsches.

Im gleichen Jahr folgte mit dem Groß-Berlin-Gesetz eine umfassende Eingemeindung mehrerer umliegender Städte und Landgemeinden sowie zahlreicher Gutsbezirke. Die Reichs- und Landeshauptstadt hatte damit rund vier Millionen Einwohner und war in den 1920er-Jahren die größte Stadt Kontinentaleuropas und die nach London und New York drittgrößte Stadt der Welt.

Die Stadt erlebte in den 1920er Jahren eine Blütezeit der Kunst, Kultur, Wissenschaft und Technik, wie beispielsweise die frühe Hubschrauberentwicklung durch den Ingenieur Engelbert Zaschka. Diese Zeit wurde später als die „Goldenen Zwanziger“ bezeichnet. In diesem Jahrzehnt, das zeitweise durch wirtschaftliche Erholung geprägt war, war Berlin, auch aufgrund der nunmehr ungewöhnlich weit ausgedehnten Stadtfläche, die größte Industriestadt Europas.

Nach der „Machtergreifung“ der Nazis im Jahr 1933 gewann Berlin als Hauptstadt des zentralistischen Dritten Reichs an politischer Bedeutung. Es war Schauplatz der 1936 von den Nationalsozialisten zu Propagandazwecken genutzten Olympischen Spiele. Hitler und Generalbauinspektor Albert Speer entwickelten gigantomanische architektonische Konzepte für den Umbau Berlins nach römischem Vorbild zur „Welthauptstadt Germania“.

Nationalsozialisten zerstörten Berlins jüdische Gemeinde, die vor 1933 rund 160.000 Mitglieder zählte. Nach den Novemberpogromen von 1938 wurden tausende Berliner Juden ins nahe gelegene KZ Sachsenhausen deportiert. Rund 50.000 der noch in Berlin wohnhaften 66.000 Juden wurden vom Oktober 1941 an zunächst in Ghettos und Arbeitslager nach Litzmannstadt, Minsk, Kaunas, Riga, Piaski oder Theresienstadt deportiert. Viele starben dort unter den widrigen Lebensbedingungen, andere wurden von dort in Vernichtungslager verschleppt und ermordet; nur wenige überlebten. Ab November 1942 fuhren Deportationszüge auch direkt nach Auschwitz.

Die 1943 erfolgten Bombenanschläge der im Untergrund wirkenden Polnischen Heimatarmee hatten Verkehrseinrichtungen zum Ziel.

Während des Zweiten Weltkriegs wurde Berlin erstmals im Herbst 1940 von britischen Bombern angegriffen. Die Luftansgriffe steigerten sich massiv ab 1943, wobei große Teile Berlins zerstört wurden. Die Schlacht um Berlin 1945 führte zu weiteren Zerstörungen. Fast die Hälfte aller Gebäude war zerstört, nur ein Viertel aller Wohnungen war unbeschädigt geblieben. Von 226 Brücken standen nur noch 98. Mit den Trümmermassen hätte man einen 35 Meter breiten Damm von Berlin nach Dortmund errichten können.

Nach der Einnahme der Stadt durch die Rote Armee und der bedingungslosen Kapitulation der Wehrmacht am 8. Mai 1945 wurde Berlin gemäß der Londoner Protokolle – der Gliederung ganz Deutschlands in Besatzungszonen entsprechend – in vier Sektoren aufgeteilt, nämlich die Sektoren der USA, UK, Frankreichs und der Sowjetunion: amerikanischer, britischer, französischer und sowjetischer Sektor. Weder in der Konferenz von Jalta noch im Potsdamer Abkommen war eine förmliche Teilung in Westsektoren und Ostsektor vorgesehen. Diese Gruppierung ergab sich 1945/46 durch das Zusammengehörigkeitsgefühl der Alliierten einerseits und das Gefühl der Mehrzahl der Berliner andererseits, die die West-Alliierten als Befreier „von den Russen“ empfanden.

Die SMAD schuf schon am 19. Mai 1945 einen Magistrat für Berlin. Er bestand aus einem parteilosen Oberbürgermeister, vier Stellvertretern und 16 Stadträten. Als erster Stadtrat für das Gesundheitswesen wurde Ferdinand Sauerbruch bestimmt. Aufgrund des Befehls Nr. 165 entließ ihn der Allierte Kontrollrat am 12. Oktober 1945 wegen seiner Einstellung zur Zeit des NS.

Für Groß-Berlin blieb allerdings eine Gesamtverantwortung aller vier Siegermächte bestehen. Die zunehmenden politischen Differenzen zwischen den Westalliierten und der Sowjetunion führten nach einer Währungsreform in den West-Sektoren 1948/49 zu einer wirtschaftlichen Blockade West-Berlins, die die Westalliierten mit der Berliner Luftbrücke überwanden.

Berlin, die Hauptstadt des Deutschen Reiches, war eine der größten Industriestädte Europas gewesen und zählte 1939 4,3 Millionen Einwohner. In den Trümmern, die der Zweite Weltkrieg hinterlassen hatte, lebten 1948 noch 3,2 Millionen. Nach den alliierten Absprachen von 1944 wurde Berlin von den Siegermächten gemeinsam regiert, das heißt, die Stadt war in vier Sektoren geteilt, in denen jeweils ein Stadtkommandant namens der Sowjetunion, Großbritanniens, der USA und Frankreichs die Machtbefugnisse ausübte. Unter deren Hoheit arbeiteten deutsche Bezirksbürgermeister, der gesamtberliner Magistrat und der Bürgermeister mit seinen Stellvertretern.

Nachdem die Rote Armee Ende April 1945 Berlin erobert hatte, waren Anfang Juli vereinbarungsgemäß amerikanische und britische Truppen eingerückt und hatten von ihren Sektoren Besitz ergriffen. Die Franzosen folgten am 12. August. Die Garnisonen der drei Westmächte bestanden insgesamt aus etwa 6500 Soldaten. Im sowjetischen Sektor waren 18 000 Rotarmisten stationiert. An Konflikt und Konfrontation unter den Siegern dachte man nicht, als der Alliierte Kontrollrat, die Regierungsinstanz für ganz Deutschland, in Berlin etabliert wurde, als die alliierte Kommandantur, das Gremium der vier Stadtkommandanten, zusammentrat und als die obersten Instanzen der vier Militärregierungen für Deutschland in Berlin ihre Arbeit aufnahmen. Auch über die Regelung der Zugangsrechte und Zugangswege für die westlichen Alliierten nach Berlin, das ringsum von sowjetischem Besatzungsgebiet umschlossen war, hatte nach der Kapitulation Deutschlands niemand nachgedacht. Die Präsenz der Westmächte war jafest vereinbart, und Absprachen und Beschlüsse wollten die Sieger des Zweiten Weltkriegs über Deutschland ebenso gemeinsam treffen wie über seine Hauptstadt. Lediglich die Luftverbindungen nach Berlin durch drei "Korridore" von Hamburg, Bückeburg (Hannover) und Frankfurt am Main aus waren im November 1945 durch ein Viermächteabkommen geregelt worden. Seit Anfang 1948 traten auf den Verbindungswegen nach Berlin zu Lande und zu Wasser "technische Störungen" auf, erstmals am 24. Januar, als der Nachtzug von Berlin nach Bielefeld in der sowjetischen Zone aufgehalten wurde. 120 deutsche Passagiere wurden nach Berlin zurückgeschickt, die übrigen, Angehörige der britischen Besatzungsmacht, durften nach elf Stunden Wartezeit weiterfahren. Im Februar wurde ein unter amerikanischer Regie fahrender Eisenbahnzug behindert, weitere Schikanen der sowjetischen Besatzungsbehörden trafen auch die Binnenschifffahrt. Meist ging es um Formalitäten. Der schwerste Zwischenfall ereignete sich im April, als ein sowjetisches Jagdflugzeug mit einer britischen Transportmaschine kollidierte, die zur Landung auf dem Flugplatz Gatow im britischen Sektor Berlins angesetzt hatte. Vierzehn Briten und der sowjetische Pilot kamen ums Leben. Am 2. April 1948 befahl General Clay, der amerikanische Militärgouverneur, dass Transporte nach Berlin mit Flugzeugen erfolgen sollten, weil er den Behinderungen der Eisenbahn und des Straßenverkehrs entgehen wollte. Die dreitägige Aktion war, obwohl noch niemand wusste, was sich später daraus entwickeln sollte, ein Probelauf, der unter dem Namen "Kleine Luftbrücke" bekannt wurde. Am 16. Juni verließ der sowjetische Vertreter unter einem Vorwand die Kommandantur und lähmte damit das interalliierte Gremium als Viermächte-Kontrollorgan für ganz Berlin. Die Inszenierung des sowjetischen Auszugs aus der alliierten Stadtregierung folgte dem Muster, nach dem am 20. März 1948 der sowjetische Militärgouverneur den Alliierten Kontrollrat für Deutschland gesprengt hatte. Der Hintergrund der Berlinkrise wurde sichtbar, als am Abend des 18. Juni in den Westzonen die für Sonntag, den 20. Juni, bevorstehende Währungsreform angekündigt wurde. Berlin sollte nach sowjetischer Auffassung von der westlichen Währungsreform ausgenommen bleiben. Dies zwang den sowjetischen Militärgouverneur Marschall Sokolowski zum Handeln, denn die Weitergeltung des alten Geldes in Berlin hätte bedeutet, dass die Sowjetzone mit der in den Westzonen wertlos gewordenen Reichsmark überschwemmt worden wäre. Er bezog Gesamtberlin in die ostzonale Währungsreform ein, die als Reaktion auf das westliche Vorgehen am 23. Juni 1948 in Kraft trat. In den drei westlichen Sektoren Berlins sollte also die D-Mark verboten sein. Eine Sondersitzung der Berliner Stadtverordneten beschäftigte sich am 23. Juni mit dem Problem. Tumulte und Demonstrationen im und um das im Ostsektor liegende Stadthaus störten die Beratungen. Sie waren von der SED angezettelt worden, um das Stadtparlament unter Druck zu setzen. Trotzdem wurde der Beschluss gefasst, dass in den Westteilen Berlins das westliche Geld gültig sein würde. Die Reaktion der sowjetischen Seite erfolgte unmittelbar. Kurz vor Mitternacht des 23. Juni gingen in West-Berlin die Lichter aus. Die Elektrizitätsversorgung war vom Osten aus eingestellt worden. Sie funktionierte in den folgenden Monaten nur sporadisch, ganz nach der Willkür der sowjetischen Instanzen, in deren Machtbereich die Kraftwerke, die Berlin versorgten, lagen. Am folgenden Tag, um sechs Uhr morgens, kam auch der gesamte Eisenbahnverkehr nach Berlin zum Stillstand, dann wurde die Binnenschifffahrt unterbunden. Berlin war Insel geworden, dem Westen gegenüber vollständig blockiert von der sowjetischen Besatzungsmacht. Als einziger Zugang blieben die drei Luftkorridore.

Die Versorgung des Westteils der Stadt konnte ab dem 24. Juni 1948 nur noch durch die Luft erfolgen. Damit begann eine der größten Bravourleistungen in der Geschichte der Luftfahrt, die "Luftbrücke". Treibende Kraft der Aktion war General Clay. Er beschwor nicht nur in den regelmäßigen telefonischen Konferenzen mit Washington die amerikanischen Politiker zu einer festen Haltung in Berlin, er versprach auch dem Oberbürgermeister, Ernst Reuter (SPD), der 1947 gewählt, aber von den Sowjets nicht bestätigt und in der Amtsführung behindert worden war, dass die Westalliierten alles tun würden, um die Berliner mit Nahrungsmitteln und allem anderen Notwendigen zu versorgen. Das eingeschlossene Berlin wurde in den folgenden Monaten zum Symbol der Verteidigung von Freiheit und Demokratie. Während die Westmächte Protestnoten nach Moskau schickten, die Westberliner in Demonstrationen ihren Willen zum Ausharren bekundeten, perfektionierten die britische Royal Air Force und die amerikanischen Luftstreitkräfte ihre Operationen und flogen nach einem generalstabsmäßig ausgearbeiteten Plan von neun Flugplätzen in Westdeutschland aus ununterbrochen Lebensmittel, Kohle, Maschinen, Ausrüstungen und alle anderen Güter des täglichen Bedarfs nach Berlin. Die Transportmaschinen landeten im Drei-Minuten-Abstand in Berlin, wurden in aller Eile entladen und flogen zurück, um weiteres Material zu holen. Im Propagandakrieg gegen die sowjetische Seite waren die Rekorde der Luftbrücke eindrucksvolle Waffen. Am 15. April 1949 wurden in einer "Osterparade" in 24 Stunden mit 1398 Flügen 12940 Tonnen Lebensmittel und andere Güter in die belagerte Stadt geflogen. Trotzdem war die Lage in West-Berlin kläglich. Aus Energiemangel konnte nur wenig produziert werden, und auch die eindrucksvollsten Leistungen der Luftbrücke erbrachten gerade das Bedarfsminimum der 2,1 Millionen Westberliner. Die Kosten der Aktion waren enorm. Die amerikanischen und britischen Steuerzahler bezahlten circa 200 Millionen Dollar dafür. Die Güter wurden größtenteils aus dem Fonds des amerikanischen Hilfsprogramms GARIOA (Government Aid and Relief in Occupied Areas) finanziert, genauso wie zum Teil auch das Berliner Haushaltsdefizit (monatlich 53 Millionen D-Mark). Die Hauptlast trug die Bizone bzw. dann die Bundesrepublik, die mit einer Sondersteuer ("Notopfer Berlin") ab November 1948 den Widerstand Berlins gegen die sowjetische Blockade unterstützte. Diese Sonderabgabe zur Unterstützung West-Berlins wurde in der Bundesrepublik bis 1958 erhoben.

Am 12. Mai 1949 wurde die Blockade nach Verhandlungen der Alliierten und einem Viermächte-Abkommen beendet. Der Jubel der Berliner, mit dem der erste LKW und der erste Eisenbahnzug aus dem Westen empfangen wurden, konnte freilich niemanden darüber hinwegtäuschen, dass Berlin nach der Blockade eine geteilte Stadt blieb. Die administrative und politische Teilung hatte sich schrittweise vollzogen. Im Herbst 1948 hatte die Stadtverordnetenversammlung ihren Wirkungsort in den Westteil der Stadt verlegt, weil die SED ihre parlamentarische Unterlegenheit durch Straßenproteste und ständige Störungen der Sitzungen ausglich. Auch der Magistrat spaltete sich als Folge der Willkür sowjetischer Stellen, die leitende Beamte nach Gutdünken wegen "Sabotage" oder "Unfähigkeit" entließen oder verhafteten. Im Dezember 1948 erkannten die sowjetischen Behörden nur noch den verfassungsrechtlich illegalen Ostmagistrat als Stadtregierung an. Die für den 5. Dezember 1948 angesetzten Neuwahlen in Gesamtberlin konnten nur in den drei Westsektoren abgehalten werden. Im Schöneberger Rathaus wurde am 7. Dezember 1948 Ernst Reuter zum Stadtoberhaupt von West-Berlin gewählt. Wenig später nahm die Alliierte Kommandantur als Drei-Mächte-Gremium imWestteil der Stadt ihre Arbeit wieder auf. Die Blockade Berlins und die Teilung der Stadt bildeten den dramatischen Hintergrund der Gründungsakte des Weststaats. Die brutale Abriegelung der ehemaligen Reichshauptstadt durch die sowjetische Besatzungsmacht bestärkte die Politiker der westlichen Besatzungszonen in ihrem Entschluss, das Angebot zur Gründung eines Weststaats - der Bundesrepublik Deutschland - anzunehmen, und half ihnen, die Skrupel gegenüber der damit verbundenen Teilung Deutschlands zu überwinden. Am 27. November 1958 richtete die UdSSR das erste Berlin-Ultimatum an die Westmächte: Binnen sechs Monaten sollten sie sich an einem Friedensvertrag mit beiden deutschen Staaten beteiligen. Demnach hatten sie West-Berlin aufzugeben, das zwar als "Freie Stadt" weiter das kapitalistische System behalten sollte, aber bezüglich der Verbindungen zur Außenwelt und aufgrund von Wohlverhaltensverpflichtungen völlig der DDR überantwortet werden würde. Falls die Westmächte diese Regelung ablehnten, wollte der Kreml den Friedensvertrag einseitig mit der DDR schließen, um dieser dann ohne westliche Einwilligung die Kontrolle über die Transitwege nach West-Berlin zu übergeben und so die westliche Position in der Stadt unhaltbar zu machen. Sollten daraufhin die Westmächte versuchen, den Zugang durch bewaffnete Konvois oder andere militärische Aktionen zu öffnen, würde die UdSSR das als Aggression gegen ihren ostdeutschen Verbündeten ansehen und ihrer Verpflichtung zur Beistandsleistung nachkommen. Ein Nuklearkrieg, so hieß es, wäre die Folge. Mit dieser Aussicht wollte der sowjetische Staats- und Parteichef Nikita Chruschtschow die USA , von deren Haltung die westliche Reaktion abhing, zum Einlenken bewegen. Der wertlose Außenposten West-Berlin, so betonte er in Gesprächen immer wieder, lohne das Kernwaffendesaster nicht, das Westeuropa völlig vernichten und Nordamerika schwer treffen würde. Der sowjetische Führer hatte es nicht auf die Stadt als solche abgesehen und auch nicht nur auf die Anerkennung der DDR und der deutschen Zweistaatlichkeit. Er wollte der UdSSR das Übergewicht im Ost-West-Konflikt verschaffen, indem er die NATO "ruinierte". Er wusste, dass die Verteidigung West-Berlins seit der Blockade 1948/49 für die Westeuropäer das Unterpfand des amerikanischen Engagements auf dem Kontinent war. Wenn die USA Berlin räumten, würde ihnen kein Vertrauen mehr entgegengebracht werden. Die atlantische Allianz verlöre ihre politische Basis. Für die DDR trat Chruschtschow nur insoweit ein, als es um die Sicherung ihrer Existenz als Grundlage seiner Position in Europa ging. Alle weitergehenden Interessen des SED-Regimes waren für ihn zweitrangig. Zu Walter Ulbrichts Leidwesen lehnte er stets ab, wenn ihm die Westmächte die Anerkennung der DDR und der deutschen Ostgrenze und die Einstellung aller unerwünschten Einwirkungen aus West-Berlin, ja sogar einen Verzicht auf das originäre Besatzungsrecht anboten, wenn er dafür Präsenz und Zugang akzeptiere. Es kam ihm vor allem auf den Schlag gegen die NATO an; er wollte auch das Flüchtlingsproblem der DDR nicht durch Schließung der Sektorengrenze, sondern durch Kontrolle über die Zugangsstrecken, vor allem die Luftwege, lösen. Anders als Ulbricht, der in Moskau schon seit Langem auf die Sperrung der innerstädtischen Grenze drang, scheute er die gewaltsame Zerreißung einer Stadt, auf die sich die Blicke der Weltöffentlichkeit richteten. Auch fürchtete er zu Recht, man würde einen solchen Schritt als Eingeständnis werten, dass das sozialistische System in Deutschland dem Wettbewerb mit dem Westen nicht gewachsen war.Chruschtschow drohte zwar mit Krieg, wollte ihn aber auf keinen Fall führen. Er hatte nicht nur die Verwüstungen vor Augen, die sein Land in einem Kernwaffenkonflikt erleiden würde, sondern war sich auch der globalstrategischen Überlegenheit der USA bewusst. Seine Behauptung, die UdSSR sei mindestens ebenso stark, ja, wie er glaube, sogar noch stärker, war ein Bluff. Er meinte aber, dass die Westmächte durch die ihnen zugeschobene Wahl zwischen Krieg oder Frieden zum Zurückweichen veranlasst würden, so dass er kein Risiko eingehe. Das erwies sich als Irrtum. Auch sein Argument, die Westeuropäer seien Geiseln in seiner Hand, die er vernichten könne, wenn die Amerikaner in der Berlin-Frage auf ihrer "aggressiven" Haltung beharrten, blieb ohne die erhoffte Wirkung: Das Genfer Gipfeltreffen 1959 endete ohne Ergebnis. Chruschtschow hielt aber an seinem Ziel fest und hoffte, Präsident Dwight D. Eisenhower, der ihn in die USA eingeladen hatte, werde zugänglicher sein als Außenminister John Foster Dulles. Das war eine Illusion, schon deswegen, weil die Amerikaner nicht ohne die Verbündeten verhandelten und daher nur einen Gedankenaustausch zuließen. Die Pariser Gipfelkonferenz Mitte Mai 1960 ließ Chruschtschow platzen, als Eisenhower die geforderte, demütigende Entschuldigung für einen Spionageflug über der UdSSR verweigerte. Mit einem solchen Mann könne er sich nicht mehr an einen Tisch setzen. Damit waren die Berlin-Verhandlungen bis zur Wahl des neuen US-Präsidenten Mitte November aufgeschoben.

Chruschtschow sah sich 1960 zu einer Neueinschätzung der Lage bewogen. Das beharrliche westliche Festhalten an West-Berlin führte er darauf zurück, dass die östlichen Truppen auf dem europäischen Schauplatz, den er bis dahin als unwichtig erachtet hatte, die Gegenseite offenbar nicht genügend beeindruckt hatten. Auch die wirtschaftlichen Verhältnisse erschienen in neuem Licht. Als Bonn im Herbst auf die Einführung einer Genehmigungspflicht für Besuche in Ost-Berlin mit der Kündigung des Abkommens über den innerdeutschen Handel reagierte, sah er, dass die ökonomischen Verflechtungen zwischen beiden deutschen Staaten nicht die Bundesrepublik, sondern die DDR abhängig machten. Diese konnte ohne Lieferungen aus Westdeutschland nicht auskommen, während Bonn den Warenaustausch nicht benötigte. Chruschtschow war zusammen mit Ulbricht der Ansicht, man müsse sich aus der Abhängigkeit durch "Störfreimachung" - durch Umstellung auf ein autarkes Wirtschaften im Rahmen des Sowjetblocks - befreien. Auch wenn sich die DDR zunächst den Bedingungen Bonns fügen musste, sollte sie wirtschaftlich standfest werden, bevor es zur Konfrontation kommen könnte. Chruschtschow war zuversichtlich, dass sich dies erreichen lasse, und meinte auch, dass der zum Präsidenten der USA gewählte John F. Kennedy ein politisches Leichtgewicht sei, mit dem er relativ leicht fertig werde. Am 30. November 1960 teilte er daher dem Ersten Sekretär der SED mit, er werde den Friedensvertrag im nächsten Jahr auf jeden Fall durchsetzen. Anfang Januar 1961 ließ Ulbricht das Politbüro der SED einen Beschluss fassen, der die Prioritäten festlegte. Wie er Chruschtschow schrieb, sollten vor allem das Besatzungsregime in West-Berlin beseitigt, die von dort in die DDR ausgestrahlten Rundfunksendungen eingestellt und die Tätigkeit der Alliierten Luftsicherheitszentrale beendet werden, die den Verkehr in westlichen Flugkorridoren ermöglichte. Er bezweifelte aber, dass sich die Westmächte zu dieser Totalkapitulation bereit finden würden. Daher griff er auf den früheren sowjetischen Vorschlag einer Zwischenlösung zurück, der zufolge sie die Forderungen zunächst nur teilweise, nach Ablauf einer Frist von ein bis zwei Jahren, aber ohne Einschränkung erfüllen sollten. Da der Flüchtlingsstrom demzufolge vorerst noch nicht durch Kontrolle des West-Berliner Flugverkehrs gestoppt werden würde, wollte er dies auf andere Weise gewährleisten. Daher ließ er das Politbüro den "Kampf gegen die Republikflucht" und entsprechende "Maßnahmen" beschließen. Damit waren Vorarbeiten zur Schließung der Grenze in Berlin gemeint. Davon durfte freilich Chruschtschow nichts wissen. Ulbricht klagte zwar am 29. März 1961 auf der Tagung des Warschauer Pakts über die Folgen des Exodus aus der DDR, ließ das Thema aber sowohl bei dieser Gelegenheit als auch gegenüber dem Kremlchef zwei Tage später unerwähnt. Chruschtschow lehnte nach wie vor jede Diskussion über eine Sperrung der Sektorengrenze ab. Wie er am 24. April dem westdeutschen Botschafter Hans Kroll erklärte, den er wegen seiner eigenwilligen, oft von der Bonner Politik abweichenden Haltung schätzte und daher öfters ins Vertrauen zog, könne die DDR zwar "nicht mit offener Tür leben" und müsse als souveräner Staat "Ein- und Ausreise kontrollieren", doch müsse die Kontrolle auf den Land-, Wasser- und Luftwegen der DDR durchgeführt werden. "Andernfalls wird es nötig sein, eine Festungsmauer um West-Berlin herum zu bauen oder ein Sonderregime zu errichten. Das ist [aber] unmöglich, weil Berlin ein einheitliches Wirtschaftsgebiet ist, die Einwohner Berlins in verschiedenen Stadtteilen arbeiten, Verwandte haben usw." Demgemäß war es auf der Tagung des Warschauer Pakts nur um den Friedensvertrag und die Verstärkung und Koordination der verbündeten Streitkräfte gegangen. Bevor sich Chruschtschow mit Kennedy traf, sondierte er beim amerikanischen Botschafter, ob der Präsident auf seine Forderungen eingehen werde. Die ablehnende Antwort bewertete er als Kriegserklärung der USA. Er führte am 26. Mai intern aus, dass er Kennedy mit aller Härte erklären wolle, der Friedensvertrag werde auch dann abgeschlossen werden, wenn die Westmächte sich verweigerten. Vor einer gewaltsamen Unterbrechung des westlichen Flugverkehrs werde er nicht zurückschrecken. Am 3. und 4. Juni 1961 behandelte er den Präsidenten in Wien von oben herab und erneuerte zum Schluss das Ultimatum. Ende des Jahres werde er den Friedensvertrag so oder so abschließen. Triumphierend kehrte er nach Moskau zurück. Kennedy war deprimiert, denn er fühlte sich in die Rolle eines Schuljungen versetzt. Durch Festigkeit wollte er den Kremlchef künftig davon überzeugen, dass er so nicht mit sich umspringen lasse. Auf einer internationalen Pressekonferenz am 15. Juni 1961 gab Ulbricht auf die Frage einer westdeutschen Journalistin, ob die Bildung einer Freien Stadt die Errichtung einer "Staatsgrenze am Brandenburger Tor" bedeute, die überraschende Antwort: "Niemand hat die Absicht, eine Mauer zu errichten!" Das war richtig und falsch zugleich. Eine Sperrung der Sektorengrenze kam zwar nicht in Betracht, weil Chruschtschow sie nicht zuließ, doch hegte der SED-Chef durchaus diese Absicht. Seine Gedanken kreisten darum, und deswegen hatte er die Frage nach den Rechtsfolgen des für West-Berlin vorgesehenen Status als Frage nach einer physischen Abriegelung missverstanden. Vor Kurzem hatte er überdies dem Kreml unter Hinweis auf die anschwellende Massenflucht die Errichtung von Sperren ausdrücklich nahe gelegt. Nur wenn man die Menschen gewaltsam zurückhalte, ließen sich die Versorgungsschwierigkeiten überwinden. Ende Juni dramatisierte er die Lage. Es müsse etwas geschehen; bei offener Grenze sei der Zusammenbruch nicht zu verhindern. Werde nicht bald gehandelt, lehne er jede Verantwortung ab, denn dann könne er die Kontrolle nicht aufrecht erhalten.

Chruschtschow ignorierte Ulbrichts Appell. Nach wie vor wollte er in Berlin den fatalen Eindruck eines brutalen Grenzregimes vermeiden. Seiner Ansicht nach bauschte Ulbricht die Probleme auf. Erst als Berichte seiner eigenen Leute Anlass zur Sorge gaben, wurde er aufmerksam. Am 20. Juli 1961 meldete der KGB-Vorsitzende Alexander Schelepin, die Lage in der DDR sei bedrohlich, und zog den Schluss, die Massenflucht müsse rasch beendet werden, um ein ökonomisches Ausbluten zu verhindern. Sonst sei ein baldiges Ende des ostdeutschen Staates zu befürchten. Um diese Gefahr zu bannen, müsse sofort etwas getan werden. Chruschtschow zog widerwillig den Schluss, eine Schließung der Grenze in Berlin lasse sich nicht vermeiden. Diese lasse sich auch benutzen, um zu testen, wie die USA auf den einseitigen Abschluss eines Friedensvertrags reagieren würden. Von seinem Urlaubsort aus wies er den sowjetischen Botschafter in Ost-Berlin, Michail Perwuchin, an, den Oberbefehlshaber der sowjetischen Truppen in der DDR, Armeegeneral Iwan Jakubowski, zu beauftragen, sofort Vorbereitungen einzuleiten. Dieser bestellte, ohne dass er Ulbricht vorher gefragt oder auch nur unterrichtet hätte, Verteidigungsminister Heinz Hoffmann, Staatssicherheitschef Erich Mielke und den für die Polizeiorgane zuständigen Innenminister Karl Maron noch am selben Tag zu sich nach Wünsdorf. Als man dort darüber sprach, wie der Auftrag auszuführen sei, stellte er fest, dass seine Gesprächspartner bereits konkrete Vorstellungen hatten und alle Fragen sofort beantworten konnten. Nachdem man die Planung in groben Zügen festgelegt hatte, übertrug Jakubowski die Ausarbeitung der Einzelheiten dem stellvertretenden Leiter seiner operativen Stabsabteilung, Oberst Anatoli Mereschko. Noch am 18. Juli hatte das SED-Politbüro zur Feier von Karl Liebknechts 90. Geburtstag am 14. August eine Großkundgebung auf dem Potsdamer Platz direkt an der Demarkationslinie zu West-Berlin beschlossen. Die Vorbereitungen dazu liefen zunächst zum Schein weiter, damit es keinen Hinweis auf die nun für den Vortag terminierte Aktion gab. Die militärischen und polizeilichen Dispositionen, die bis dahin räumlich gegen die Bundesrepublik und zeitlich auf das Jahresende ausgerichtet gewesen waren, wurden eilig auf das Gebiet um Berlin und einen baldigen Einsatz umorientiert. Der Bau eines tief gestaffelten, fünf Kilometer breiten Kontrollstreifens an der innerdeutschen Grenze ab Sommer 1960 wurde unterbrochen; die dafür gelagerten "Pioniermaterialien" - vor allem Betonpfosten und Stacheldrahtrollen - wurden heimlich in die Umgebung von Berlin transportiert. Sie waren zusammen mit ursprünglich für den Wohnungsbau bestimmten Hohlblocksteinen als Baumaterial für die Sperranlagen vorgesehen. Am 25. Juli gab Kennedy Maßnahmen zur Stärkung der amerikanischen Streitmacht auf dem europäischen Schauplatz bekannt und definierte die drei "wesentlichen" Erfordernisse (essentials), auf denen er in Berlin unbedingt bestehen werde: Präsenz, Zugang und Lebensfähigkeit. Das bezog sich nur auf die Westsektoren; von einer Aufrechterhaltung des Status quo in der Stadt als Ganzer war keine Rede Chruschtschow hatte demnach keinen Widerstand beim Bau von Sperranlagen an der Sektorengrenze zu befürchten. Trotzdem bekundete er gegenüber John McCloy, dem Abrüstungsberater des Präsidenten, am 27. Juli seine heftige Empörung und sprach erneut von einer amerikanischen Kriegserklärung. Am 1. August erläuterte Chruschtschow Ulbricht im persönlichen Gespräch, wie die Abriegelung durchzuführen sei. Die sowjetischen Truppen würden einen Ring um Berlin legen, während die vorderen Positionen von Polizeikräften der DDR, die hinteren von der Nationalen Volksarmee (NVA) besetzt würden. Die Aktion werde dem Abschluss des Friedensvertrags vorausgehen und ein Druckmittel sein. Man werde der westlichen Seite vor Augen führen, dass man es ernst meine. "(W)enn man uns einen Krieg aufzwingt, wird es Krieg geben." Zudem diene die Maßnahme der Verringerung des Exodus. Der Bericht des sowjetischen Generalstabs mache deutlich, dass die UdSSR alles Notwendige unternehme. Sie grabe Panzer an der Grenze zur Bundesrepublik ein und halte das zum Schein geheim, damit der Westen davon Kenntnis nehme. Er hoffte überdies, die Sperranlagen gegenüber der Öffentlichkeit mit der Erklärung rechtfertigen zu können, dass die Gegenseite mit Krieg drohe. Deswegen wolle man sich vor der Entsendung von Spionen schützen. Es war vorauszusehen, dass eine solche an den Haaren herbeigezogene Begründung kaum überzeugend wirken würde. Chruschtschow war darum bemüht, so wenig wie möglich als Befürworter der Grenzschließung aufzutreten. Daher ließ er Ulbricht das - von ihm vorher geprüfte - Plädoyer auf der Warschauer-Pakt -Tagung in Moskau vom 3. bis 5. August vortragen und erklärte sich bloß einverstanden. Alle stimmten dem vorbereiteten Beschluss zu, doch nur der polnische Parteichef Wadysaw Gomuka unterstützte ihn ausdrücklich. Chruschtschow nannte Berlin eine "offene Stadt", denn er wollte nach Abschluss des Friedensvertrags, wenn die Massenflucht durch die DDR-Kontrollen an den Zugangswegen gestoppt sein würde, die Sperranlagen an der Sektorengrenze wieder beseitigen. Das wurde klar ausgesprochen in der am 13. August publizierten Erklärung des östlichen Bündnisses: Die Notwendigkeit der Grenzschließung werde entfallen, "sobald die Friedensregelung mit Deutschland verwirklicht ist und auf dieser Grundlage die spruchreifen Probleme gelöst sind".Trotz inneren Widerwillens stand Chruschtschow zu der Entscheidung. Als Botschafter Kroll ihn am 9. November 1961 aufforderte, die Grenze in Berlin wieder zu öffnen, bekannte er sich unumwunden zu ihrer Schließung. "Ich leugne das nicht. Natürlich hätte die DDR ohne uns die Grenze nicht geschlossen. Wozu sollen wir uns hier hinter dem Rücken von Gen[ossen] Ulbricht verstecken? Der ist doch in diesem Fall gar nicht so breit. Natürlich, wir haben die Grenze geschlossen, das geschah auf unser Betreiben hin. Technisch hat das die DDR durchgeführt, weil das eine deutsche Frage ist." Es entsprach der Logik des Kalten Krieges, dass die sowjetische Führungsmacht - und nicht das auf ihren Schutz angewiesene SED-Regime - den Entschluss gefasst hatte, denn nur sie war in der Lage, für die Konsequenzen einzustehen, die sich aus dem Konflikt mit den Westmächten, namentlich mit den USA, ergaben. Sie wollte daher auch die Kontrolle darüber ausüben, wie weit dieser Konflikt getrieben wurde, dessen Risiko sie zu tragen hatte. Die Westmächte waren auf die Aktion "Rose" am 13. August 1961 nicht vorbereitet und nahmen die Absperrung der Sektorengrenze widerstandslos hin - aus der Sicht Moskaus und Ost-Berlins ein gewaltiger Erfolg. Kennedy sah freilich keinen Grund zur Sorge; im Gegenteil. Mit dem Stopp der Massenflucht aus der DDR habe die Gegenseite erreicht, was sie wolle. Der Konflikt sei demnach ausgestanden. Erst allmählich stellte sich heraus, dass dies eine Fehleinschätzung war. Der Präsident musste sich zudem von seinen Beratern sagen lassen, dass die Westdeutschen und vor allem die West-Berliner von der Schließung des Tores zu ihren Landsleuten im Osten schwer getroffen waren und sich von den USA allein gelassen fühlten. Durch Bekundungen der Solidarität - wie die Entsendung von Vizepräsident Lyndon B. Johnson und die Ernennung des "Helden der Blockade" von 1948/49, General Lucius D. Clay, zu seinem persönlichen Beauftragten in Berlin - meisterte Kennedy die Vertrauenskrise. Als sich zeigte, dass die UdSSR die Offensive gegen West-Berlin keineswegs beendet hatte, sondern weiter verschärfte, suchte Kennedy der Herausforderung durch geduldiges Verhandeln zu begegnen. Mit der Verstärkung seines Militärs glaubte er genug Festigkeit bewiesen zu haben, um zu einem Kompromiss zu gelangen. Chruschtschow sah darin einen Hinweis auf einen beginnenden Wandel in seinem Sinne. Um diesen sich weiter entwickeln zu lassen, wollte er, wie er gegenüber dem früheren NATO-Generalsekretär Paul-Henri Spaak am 19. September zu erkennen gab, den Termin für den Abschluss des Friedensvertrags eventuell über das Jahresende hinaus verschieben. Chruschtschow suchte die Westmächte durch die Demonstration militärischer Stärke einzuschüchtern. Anfang Juli hatte er Nuklearwissenschaftler mit dem Bau einer 100-Megatonnen-Superbombe beauftragt, die der Gegenseite einen gehörigen Schrecken einjagen sollte. Diesem Zweck diente auch das Manöver "Burja", mit dem die sowjetische Führung erstmals den Nuklearkrieg in Europa übte. Das Ergebnis aber war ernüchternd: Die großflächige Verstrahlung erlaubte kein schnelles Vordringen bis zum Atlantik; bezüglich Organisation und Koordination gab es große Defizite. Washington beantwortete die Drohgebärden mit Hinweisen auf Resultate der neuen Satellitenaufklärung: Die USA waren der UdSSR in quantitativer wie qualitativer Hinsicht globalstrategisch überlegen. Nicht sie, sondern die Russen hatten einen Nuklearkrieg zu fürchten. Sie hatten mit der Vernichtung ihres Landes zu rechnen, während Nordamerika kaum bedroht war. Chruschtschow sah ein, dass seine Einschüchterungsversuche gescheitert waren. Am 17. und 27. Oktober 1961 ließ er auf dem XXII. KPdSU-Parteitag das Friedensvertragsultimatum fallen, betonte aber die Entschlossenheit, auf der Erfüllung aller Forderungen zu bestehen, und erklärte, einen langen Aufschub der Regelung werde er nicht zulassen. Als General Clay Ende Oktober am Checkpoint Charlie Panzer auffahren ließ, um, wie es schien, die Sperren an der Sektorengrenze durch Räumgerät zu beseitigen, fürchtete Chruschtschow, die USA wollten im Bewusstsein ihrer Stärke einen militärischen Konflikt anzetteln. Tatsächlich ging es aber nur darum, ein Gegenaufgebot zu provozieren, das zeigte, dass die UdSSR - nicht die DDR - für Ost-Berlin verantwortlich war. Als das gelungen war, ließ sich die Konfrontation zur Erleichterung des Kremlchefs beenden. Nach dem Abrücken vom Ultimatum stand Chruschtschow vor der Frage, wie er seine Ziele anders erreichen konnte. Aufgrund der Abriegelung West-Berlins schien ihm die Lage nun günstig genug, um vorerst keine Änderung anzustreben. Die UdSSR müsse sich nicht um eine Übereinkunft bemühen, sondern könne die anomale Situation einfach bestehen lassen und damit der Welt vor Augen führen, dass die Stadt nur existieren könne, wenn sie sich vom westlichen Besatzungsregime befreie. Auf der Sitzung des ZK-Präsidiums am 8. Januar 1962 erläuterte er, dass der Knochen im Hals, der vor dem 13. August die eigene Seite geplagt habe, jetzt im Hals der Westmächte stecke. "Sollen sie damit leben. Wir schaffen jetzt Schwierigkeiten für West-Berlin, und sie sagen selbst, dass das zum Absterben führen kann. Und was ist das? Das ist der Knochen. So ist es nicht an uns, diesen Knochen herauszunehmen, um das Leben West-Berlins anzuregen." Bei anderer Gelegenheit wies er darauf hin, dass auch wichtige Betriebe nun West-Berlin verließen. Die Stadt trockne zunehmend aus und sei zum allmählichen Absterben verurteilt. Zur Bekräftigung wies er auf die Äußerung eines führenden westdeutschen Industriellen hin, nach der West-Berlin höchstens noch zehn Jahre zu halten sei, und erklärte die Absicht, dem Niedergang durch ständigen Druck nachzuhelfen. Da er nun längere Fristen ins Auge fasste, kam eine baldige Öffnung der Grenze in Berlin nicht mehr in Betracht. Die provisorisch errichteten Sperren erhielten Dauer und wurden allmählich zu einer festen Mauer. Den ersten Schritt in dieser Richtung genehmigte Chruschtschow im Gespräch mit Ulbricht am 2. November 1961. Die UdSSR begann bald mit den vorgesehenen Pressionen. Ihr Vertreter in der Alliierten Flugsicherheitsbehörde erklärte ab Anfang Februar 1962 immer wieder die Luftkorridore der Westmächte wegen militärischer "Übungsflüge" für gesperrt. Als dem Flugverbot, das allen Regelungen widersprach, nicht Folge geleistet wurde, führten sowjetische Jagdflugzeuge mehrfach Beinahe-Zusammenstöße mit westlichen Zivilmaschinen herbei. Deren Flüge wurden trotzdem fortgesetzt. General Clay, Bürgermeister Willy Brandt und die Bonner Botschafter der USA und Großbritanniens benutzten, jeweils nach öffentlicher Ankündigung, demonstrativ bedrohte Flugzeuge. Nach fast zwei Monaten vergeblichen Bemühens wurden die Störungen eingestellt. Auch Chruschtschows Hoffnung auf zunehmende materielle Strangulierung der Stadt erfüllte sich nicht, denn die Bundesrepublik war stark genug, um die Hilfen im notwendigen Umfang zu erhöhen. Angesichts des scheiternden Bemühens um die Zerstörung der Existenzgrundlagen West-Berlins suchte Chruschtschow eine sich ihm bietende Chance zur Veränderung der sowjetisch-amerikanischen Kräfterelation zu nutzen. Im ausgehenden Frühjahr 1962 wurde mit Kuba die Stationierung sowjetischer Mittelstreckenraketen auf der Insel vereinbart. Das würde die UdSSR in die Lage versetzen, diese ihr zahlreich verfügbaren Systeme auf wichtige politische und wirtschaftliche Zentren der USA zu richten. Damit sollte der Führung in Washington klar gemacht werden, dass sie sich kein Kriegsrisiko wegen West-Berlin leisten könne, obwohl die Gegenseite nur geringe interkontinentale Fähigkeiten besaß. Die Niederlage in der Kuba-Krise  Ende Oktober 1962 machte dieser Erwartung ein Ende. Der Kreml sah sich fortan zu mehr Vorsicht in Berlin veranlasst. Die Berliner Mauer ermöglichte es zwar dem SED-Regime, sich innenpolitisch zu behaupten, diskreditierte aber das sozialistische System. Chruschtschow hatte sie darum nie gewollt, und doch war sie das einzige Ergebnis, das er erzielte. Er hatte stets alle Zugeständnisse der Westmächte abgelehnt und erhielt nichts, weil er beharrlich auf der Erfüllung aller Forderungen bestand. Das war für Deutschland ein großes Glück. Hätte Chruschtschow die westlichen Kompromissangebote angenommen, wäre die Verhandlungsmasse nicht mehr vorhanden gewesen, auf der die Bonner Ostverträge und die Regelung des Berlin-Konflikts durch die Vier Mächte 1970 bis 1972 beruhten. Zudem hätte die dann erfolgte Anerkennung der deutschen Zweistaatlichkeit eine wesentliche Voraussetzung für die Vereinigung von 1990 zunichte gemacht.

Im Jahr 1971 wurde das Viermächteabkommen über Berlin unterzeichnet und trat 1972 in Kraft. Während die Sowjetunion den Viermächte-Status nur auf West-Berlin bezog, unterstrichen die Westmächte 1975 in einer Note an die Vereinten Nationen ihre Auffassung vom Viermächte-Status über Gesamt-Berlin. Die Problematik des umstrittenen Status Berlins wird auch als Berlin-Frage bezeichnet.

In der DDR kam es 1989 zur politischen Wende, die Mauer wurde am 9. November geöffnet. Am 3. Oktober 1990 wurden die beiden deutschen Staaten als Bundesrepublik Deutschland vereinigt und Berlin per EInigungsvertrag deutsche Hauptstadt.

Am 20. Juni 1991 beschloss der Bundestag mit dem Hauptstadtbeschluss nach kontroserser öffentlicher Diskussion, dass die Stadt Sitz der deutschen Bundesregierung und des Bundestages sein solle. 1994 wurde das Schloss Bellevue auf Initiative Richard von Weizsäckers zum ersten Amtssitz des Bundespräsidenten. In der Folgezeit wurde das Bundespräsidialamt in unmittelbarer Nähe errichtet.

Im Jahr 1999 nahmen Regierung und Parlament ihre Arbeit in Berlin auf. 2001 wurde das neue Bundeskanzleramt eingeweiht und von Bundeskanzler Gerhard Schröder bezogen. Die überwiegende Zahl der Auslandsvertretungen in Deutschland verlegten in den folgenden Jahren ihren Sitz nach Berlin.

Zum 1. Januar 2001 wurde die Zahl der Berlin untergliedernden Bezirke durch deren Neugliederung von 23 auf 12 reduziert, um eine effizientere Verwaltung und Planung zu ermöglichen

Schloss Charlottenburg

Das Schloss Charlottenburg befindet sich im Ortsteil Charlottenburg des Bezirks Charlottenburg-Wilmersdorf von Berlin. Es liegt im Schlossgarten Charlottenburg und gehört zur Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg. Zur Gesamtanlage gehören auch die ebenfalls im Schlossgarten gelegenen Gebäude Neuer Pavillon, Belvedere und das Mausoleum.

Nachdem Sophie Charlotte von Hannover ihrem Gemahl Kurfürst Friedrich III. 1694 ihren Landsitz auf Caputh bei Berlin zurückgegeben hatte, übergab dieser ihr am 30. Juni 1695 als Ersatz das Dorf Lietze/Lützow etwa sieben Kilometer vor Berlin sowie ein Grundstück.

Sophie Charlotte Herzogin von Braunschweig und Lüneburg (1668-1705) war die einzige Tochter von Sophie von der Pfalz und dem späteren Kurfürsten Herzog Ernst August von Braunschweig und Lüneburg. 1701 wurde sie von ihrem Ehemann Friedrich I. zur ersten Königin in Preußen gekrönt. Sie sprach fließend Französisch, Englisch und Italienisch und pflegte wie ihre Mutter eine enge Freundschaft mit Leibniz.

Sophie Charlotte wurde protestantisch erzogen, doch schlossen machtpolitische Erwägungen ihrer Eltern die Ehe mit einem Katholiken nicht aus, worauf ihre Erziehung Rücksicht nahm. Mit ihrer Mutter ging sie auf eine Reise nach Frankreich, wobei diese vorgeblich ihrem Interesse an Gartengestaltung nachging. Hauptinteresse der Reise war die mögliche Aussicht Sophie Charlottes auf eine Ehe mit dem Dauphin, dem Sohn des französischen Königs Ludwig XIV.

Nachdem der Versuch, Sophie Charlotte mit Louis von Frankreich zu vermählen, an den dynastischen Plänen dessen Vaters gescheitert war, wurde Sophie Charlotte an das brandenburgische Kurfürstenhaus vermittelt. Am 8. Oktober 1684 heiratete sie den bereits einmal verwitweten Kurprinzen Friedrich von Brandenburg. Vier Jahre später starb der Große Kurfürst und Friedrich bestieg mit seiner Frau den kurfürstlichen Thron. Die Ehe war nicht glücklich; sie war aus politischen Gründen geschlossen worden, was in Hochadelskreisen an der Tagesordnung war. Die Kurfürstin gebar Friedrich I. drei Kinder, von denen nur ein Sohn überlebte, der spätere König Friedrich Wilhelm I.

Sie erhielt 1696 das Gut Lietzow (auch Lützow), eine Preußische Meile nordwestlich vor Berlin und ein Stück Land in der Nähe als Ausgleich für ihren Landsitz in Caputh bei Potsdam, den sie ihrem Gemahl zurückgegeben hatte, und beauftragte den Architekten Arnold Nering mit dem Bau einer Sommerresidenz. Als Arnold Nering einige Monate später starb, übernahm der Baumeister Martin Grünberg die weitere Bauleitung. Unter seiner Regie wurden zwei südwärtsgerichtete Hofgebäude für die Betriebsräume und das Gesinde errichtet.

Dort lebte die Kurfürstin und spätere Königin relativ unabhängig, ihr Gemahl Friedrich hatte nur Zutritt, wenn er ausdrücklich eingeladen war, so zum Beispiel im Sommer am 11. Juli 1699, als man das Schloss anlässlich des Geburtstages des Kurfürsten feierlich einweihte. Danach wurde die Sommerresidenz zur ständigen Residenz Sophie Charlottes. Um 1700 wurde das Schloss unter Eosander von Göthe zu einer repräsentativen Dreiflügelanlage ausgebaut.

Sophie Charlotte war eine Gegnerin der Politik des Premierministers Danckelmann, sie zog sich nach dessen Sturz 1697, bei dem sie maßgeblich mitgewirkt hatte, auf ihr Schloss Lietzenburg zurück, da sie am Berliner Hof politisch nichts auszurichten vermochte. Am 18. Januar 1701 wurde sie von ihrem Ehemann zur ersten Königin in Preußen gekrönt.

Am 1. Februar 1705 starb sie während eines Besuchs bei ihrer Mutter in Hannover an einer Halsentzündung. Ihr Leichnam wurde seziert und einbalsamiert und auf einem Paradebett öffentlich ausgestellt. Am 9. März erfolgte die Überführung nach Berlin, wo im älteren Berliner Dom die Trauerfeier stattfand und sie bestattet wurde. Der große zeitliche Abstand zwischen Tod und Überführung erklärt sich aus den aufwendigen Vorbereitungen für die Beisetzungsfeierlichkeiten, vor allem der Errichtung von Funeralarchitekturen, die an den Stationen des Leichenzuges zu erbauen waren. Heute befindet sich ihre letzte Ruhestätte in der Hohenzollerngruft des Berliner Doms am Lustgarten in Berlin.

Nach dem Tode der Königin ließ der König das Anwesen Lietzenburg zu Ehren seiner verstorbenen Gemahlin in Charlottenburg umbenennen. Dieser Schritt hatte vor allem dynastische Gründe, denn Friedrich, ein in Ermangelung herausragender Ahnen und großer Taten von den Fürsten Europas belächelter Monarch, musste bestrebt sein, die 1701 erworbene Königswürde international anerkannt zu wissen. Er stützte sich damit auf die dynastische Tradition des Hauses Hannover, indem er seine Gemahlin nach ihrem Tod glorifizierte.

Sophie Charlotte wird als sehr gebildet beschrieben. Sie sprach außer Deutsch fließend Italienisch, Französisch und Englisch. Sie zog bekannte Persönlichkeiten ihrer Zeit an ihren Hof zu Lietzenburg, so zum Beispiel den Philosophen Leibniz, den sie aus ihrer Zeit am hannoverschen Hof kannte. Leibniz blieb zeitlebens ihr guter Freund und war häufig Gast in Lietzenburg. Sie führten intensive philosophische Disputationen und setzten sich zusammen für die Gründung einer wissenschaftlichen Akademie zu Berlin ein, welche dann auch am 11. Juli 1700 von Friedrich gegründet wurde.

Zudem war Sophie Charlotte musikalisch sehr gebildet. Sie spielte ausgezeichnet Cembalo, sang und pflegte die italienische Oper an ihrem Hof, zu deren Aufführung ein separates Opernhaus errichtet wurde. Die Musiker Attilio Ariosti und Giovanni Battista Bononcini standen jahrelang als Hofkapellmeister in ihren Diensten und komponierten diverse Opern.

Im Jahr 1696 beauftragte Sophie Charlotte den Architekten Johann Arnold Nering mit der Planung und dem Bau einer Sommerresidenz. Allerdings starb Nering schon einige Monate später, und Martin Grünberg übernahm die Ausführung des Ausbaus.

Martin Grünberg wirkte ab 1687 in Berlin, nachdem er mehrere Reisen nach Frankreich und Italien unternommen hatte. In Berlin beteiligte er sich am Aufbau der Friedrichstadt und überwachte das Bauwesen in der Kurmark als Mitarbeiter des Kurfürstlich-Brandenburgischen Oberbaumeisters Johann Arnold Nering, dessen Nachfolger er von 1695 bis 1698 war. Die damit verbundenen Aufgaben beim Bau der Schloss- und Residenzbauten gab er 1698 an Andreas Schlüter ab und blieb nachfolgend Landbaumeister (Aufbau der Stadt Lenzen an der Elbe). 1701 wurde Grünberg als erster Architekt und Baumeister Mitglied in der Akademie der Künste und der Königlich Preußischen Sozietät der Wissenschaften.

Martin Grünberg gehört, ebenso wie sein Vorgänger Nering, zu den Vertretern des niederländischen Barock. Er konstruierte unter anderem die Erweiterung des Marstallgebäudes Unter den Linden bis an die spätere Dorotheenstraße – samt der ersten Berliner Sternwarte – sowie die Jungfernbrücke. Einen besonderen Fokus legte er auf Kirchenbauten, darunter die Alte Garnisonkirche, die Neue Kirche (heute Deutscher Dom) und die Sebastiankirche (später Luisenstadt-Kirche). Auch für den Umbau des barocken Reithauses zu einer deutsch-französischen Doppelkirche auf dem Berliner Friedrichswerder fertigte er den Entwurf.

Darüber hinaus war er zeitweise leitender Baumeister am Berliner Zeughaus und der Parochialkirche. Für die Stadt Berlin baute Grünberg das Cöllnisches Rathaus, darüber in der Breiten Straße einige Bürgerhäuser. 1699/1700 errichtete er für Kurfürst Friedrich III. das Jagdschloss Fürstenwalde.

Der Kernbau war zu diesem Zeitpunkt noch sehr klein, er umfasste seinerzeit den mittleren Teil mit zwei Risaliten. Außerdem wurde wegen der Vorliebe der Königin für Opern und musikalische Darbietungen ein freistehendes kleines Opernhaus errichtet. So wurde das Schloss auch Sophie Charlottes Musenhof genannt. Am 11. Juni 1699 wurde das kleine Schloss eingeweiht und seitdem von Sophie Charlotte als Residenz genutzt. Sein Name wurde nach dem nahe gelegenen Dorf Lietzenburg (auch: Lützenburg) gewählt.

Architekt Grünberg trat 1698/1699 von seinem Amt zurück. Es war wahrscheinlich der Baumeister Andreas Schlüter, der die weiteren Arbeiten veranlasste. Für das Gesinde und die Betriebsräume wurden zwei südwärts gerichtete Gebäude errichtet, die den Hof abgrenzten.

Im Jahr 1694 rief Kurfürst Friedrich III. Schlüter als Hofbildhauer nach Berlin. Bevor er als Bildhauer tätig wurde, sandte ihn der Kurfürst in den Jahren 1695 und 1696 nach Frankreich, in die Niederlande und nach Italien; dort sollte er Gipsabgüsse antiker Skulpturen für die Akademie in Berlin beschaffen, an der er auch einen Lehrauftrag hatte. Spätestens auf diesen Reisen kam Schlüter mit Werken von Michelangelo Buonarroti und Gian Lorenzo Bernini in Kontakt, die ihn nachhaltig prägen sollten. Erste Berliner Arbeiten Schlüters sind vermutlich antikische Fluss- und Meeresgottheiten, die sich einst an der Langen Brücke befanden.

Das erste wirklich große Projekt für Schlüter stellte dann das im Jahr 1695 nach Plänen Arnold Nerings begonnene Zeughaus dar, dessen Fensterbögen er mit skulptierten Schlusssteinen schmückte (an der Fassade Prunkhelme, im Innenhof Schilde mit den Köpfen sterbender Krieger, die auf den Triumph Europas über das Osmanenheer vor Wien hindeuten sollten). Nebenher fertigte Schlüter auch die Modelle für ein Standbild Friedrichs III., das ursprünglich im Hof des Zeughauses aufgestellt werden sollte, und für ein Reiterstandbild des Großen Kurfürsten, das für eine Aufstellung auf der Langen Brücke gedacht war. Nach Nering und Martin Grünberg erhielt Schlüter 1699 die Stelle als Bauleiter am Zeughaus und wurde noch im gleichen Jahr zum Schlossbaudirektor ernannt. In dieser Position gestaltete er die Fassade des Berliner Schlosses zur Stadt hin um und schuf den heute nach ihm Schlüterhof benannten Innenhof mit Elementen des italienischen Barock und des aufkeimenden Klassizismus.

Schlüter fertigte außerdem Entwürfe für das Gießhaus und den Kleinen Marstall sowie für die Parochialkirche und einen Turm (die letzteren beiden wurden allerdings verworfen). Von 1702 bis 1704 wurde in der Berliner Burgstraße nach Plänen Schlüters die Alte Post erbaut, die zugleich als Wohnpalais für den Grafen Johann Casimir von Kolbe-Wartenberg diente, und die Schlüter mit Reliefmedaillons mit Allegorien von Tugenden des Postwesens wie Pünktlichkeit oder Umsicht schmückte. Nebenher vollendete er das Modell des Reiterstandbildes, das 1700 von dem Erzgießer Johann Jacobi gegossen und als das erste monumentale Reiterstandbild Deutschlands 1703 unter freiem Himmel aufgestellt wurde. Das bekannte Bernsteinzimmer entwarf er ursprünglich für das Schloss Lietzenburg. Es wurde ab 1701 angefertigt und dann entgegen der ursprünglichen Planung für einen Raum im Berliner Stadtschloss verwendet. 1716 wurde es schließlich dem russischen Zaren Peter dem Großen geschenkt. Schlüter fertigte außerdem eine Portraitbüste des Landgrafen Friedrich II. von Homburg-Hessen, die ebenfalls von Jacobi – zwischen 1701 und 1704 – gegossen wurde. Im Jahr 1700 entstand in der Berliner Nikolaikirche das Grabmal für den Hofgoldschmied Daniel Männlich und seine Frau mit dem Motiv des Todes, der einen Knaben ergreift. Kurz zuvor hatte Schlüter den Tod seines jüngsten Sohnes Gotthardt zu beklagen. Des Weiteren schuf Schlüter 1703 die Kanzel in der Berliner Marienkirche. Hier ist sehr deutlich der Einfluss Berninis spürbar durch die Ähnlichkeiten mit dessen Cathedra Petri. Im Jahr 1705 starb die Königin Sophie Charlotte, weswegen Schlüter beauftragt wurde einen Prunksarkophag zu entwerfen, der ebenfalls von Jacobi gegossen wurde. Zusätzlich zu all seinen Tätigkeiten hatte Schlüter von 1702 bis 1704 auch noch das Amt des Direktors der Berliner Akademie der Künste inne.

Auf dem Höhepunkt seiner Karriere angelangt, bekam Schlüter den folgenschweren Auftrag, die kurfürstliche Münze, durch einen der neuen Königswürde des Landes angemessenen Bau zu ersetzen. Schlüter fertigte mehrere kühne Entwürfe für einen Turm, der ursprünglich bis in 96 Meter Höhe ragen, einen Speicher für die Wasserkünste des Schlossgartens und zuoberst ein Glockenspiel enthalten sollte, an. Ein erster Entwurf stammt aus dem Winter 1701/1702 und es wurde 1702 mit dem Bau begonnen. Es stellten sich aber rasch statische Probleme ein, die vor allen Dingen durch den sumpfigen, offenbar nicht genügend gesicherten Grund verursacht wurden. Die Fundamente des Turmes kamen ins Rutschen und in den Mauern entstanden tiefe Risse.

Trotz massiver Verstärkungen des Fundamentes und der Mauern geriet der nach vier Jahren bis in 60 Meter Höhe hochgezogene Turm ins Wanken. Dabei stürzte sogar ein Gerüst ein, das Bauleute unter sich begrub. Zu diesem Unglück gesellte sich ein weiteres: Schlüter hatte für den König ein Lustschloss im Kurort Freienwalde errichtet. Es befand sich direkt an einem Sandhügel, der prompt während des dortigen Aufenthalts des Königs durch ein Unwetter ins Rutschen kam, weswegen der König den Ort nie wieder aufsuchte und Schlüter noch mehr in Ungnade fiel. Darüber hinaus besaß Schlüter wohl viele Neider – besonders Johann Friedrich von Eosander – welche die Gelegenheit nutzten, auf bereits früher aufgetretene Baumängel am Zeughaus und am Berliner Schloss hinzuweisen und Schlüters Ruf damit weiter zu schaden. Nach mehreren Jahren, die Schlüter bis auf einige wenige bildhauerische Aufträge mehr oder weniger untätig, zurückgezogen und angeblich mit dem Konstruktionsversuch eines Perpetuum mobile verbracht hatte, bekam er ein letztes Bauprojekt in Berlin zugeteilt: ein Landhaus (Villa Kamecke) für den Geheimrat Ernst Bogislav von Kameke in dessen privatem Lustgarten in der Dorotheenstadt, welches Schlüter von 1711 bis 1712 errichtete.

Am 6. Dezember 1897 schreibt August Leo Zaar (1860–1911) mit seiner Rekonstruktionszeichnung, die die Frontansicht wie auch den Grundriss wiedergibt, den nicht mehr erhaltenen „Gesund- und Heilbrunnen“ Andreas Schlüter zu.

Nach dem Tod Friedrichs I. im Jahr 1713 wurde Schlüter endgültig aus dem Hofdienst entlassen. Noch im Sommer desselben Jahres reiste er nach Russland, wo er wohl in die Dienste Zar Peters des Großen trat, der gerade damit begonnen hatte, Petersburg ausbauen zu lassen. Überliefert ist jedoch nichts über diesen letzten kurzen Lebensabschnitt Schlüters, außer der Meldung von seinem Tod, die Berlin am 23. Juni 1714 erreichte.

Für die ehemalige Berliner Siegesallee gestaltete der Bildhauer Gustav Eberlein eine marmorne Büste Schlüters als Seitenfigur der Denkmalgruppe 26 zu dem zentralen Standbild für den ersten preußischen König Friedrich I., enthüllt am 3. Mai 1900. Die Büste zeigt Schlüter in einem schlichten Bildhauerkittel, wie er die Maske eines sterbenden, von Schmerzen gezeichneten Kriegers prüft. Die Büste ist mit leichten Beschädigungen erhalten und wird seit Mai 2009 in der Zitadelle Spandau aufbewahrt.

Nach der Krönung Friedrichs zum König Friedrich I. in Preußen und Sophie Charlottes zur Königin in Preußen im Jahr 1701 übernahm Eosander von Göthe den weiteren Ausbau. Er ließ das Schlossgebäude bis zur Flucht der Hofgebäude verbreitern und diese bis an das Schloss verlängern.

Als Ingenieur-Leutnant im schwedischen Stettin stationiert, errichtete er 1694–1696 im nahen Kabelwisch seinen ersten Hochbau, ein Herrenhaus für den Gouverneur Graf Nils Bielke. Eosander ging 1697 nach Stockholm, von wo aus ihn vermutlich Nicodemus Tessin oder Bielke 1698 dem brandenburgischen Kurfürsten Friedrich III. empfahl, der ihn im Februar 1699 als Ingenieur-Kapitän anstellte. Friedrich hatte die Absicht, König in Preußen zu werden. Er zog talentierte Künstler an seinen Hof, um seiner zukünftig königlichen Residenz Berlin den nötigen repräsentativen Glanz zu verschaffen. Eosander beauftragte er zunächst mit dem Umbau von Schloss Oranienburg. Im Jahr darauf schickte er ihn für mehrere Monate auf eine Studienreise nach Rom und Paris. Zu den Aufgaben des Zurückgekehrten gehörte neben der Tätigkeit in Schloss und Park Oranienburg die Gestaltung der Schlosskirche in Königsberg zur Krönungsfeier Friedrichs im Januar 1701.

Als Baumeister wirkte Eosander zur selben Zeit in Berlin wie Andreas Schlüter. Nach seinen Plänen erfolgte der Umbau der Schlösser Charlottenburg in Berlin, des Schlosses Monbijou in Berlin und des ersten Rathauses Charlottenburg in der Schloßstraße.

1699 ernannte ihn der Kurfürst zum Hofbaumeister. Eosander war damit bis zu Schlüters Entlassung dessen Konkurrent. Nach dem Tod Sophie Charlottes 1705 beauftragte Friedrich I. ihn mit einem Entwurf für die neugegründete Stadt Charlottenburg. 1707 löste er Schlüter als Leiter des Stadtschlossbaus in Berlin ab, wo er jedoch künstlerisch nicht gänzlich frei das Werk Andreas Schlüters zu vollenden hatte. Der zweite Schlosshof erhielt an der Schloßfreiheit mit dem Eosanderportal einen repräsentativen Zugang von der Westseite (Portal III). Zum Vorbild des dreibogigen Portales, auf das später August Stüler und Albert Dietrich Schadow eine Kuppel setzten, nahm sich Eosander den Triumphbogen des Septimius Severus in Rom.

Bedeutsamer ist die Erweiterung von Schloss Charlottenburg, welche er 1701–1713 leitete. Sein spätbarocker Stil hat gewisse Verwandtschaften zu dem Filippo Juvaras. Wie diesen zeichnet Eosander von Göthe ein Hang zum Klassizismus aus und er verzichtet auf hochbarockes Pathos.

Fillipo Juvarra entstammte einer Familie von Silberschmieden und erhielt seine Ausbildung unter Carlo Fontana in Rom, wo er ein bekannter Bühnenbildner wurde. 1714 berief ihn Viktor Amadeus II. nach Turin, wo er der prägendste Architekt seiner Generation wurde. Als seine Hauptwerke gelten hier die Basilika von Superga ab 1716, der Palazzo Madama ab 1718 und das Jagdschloss von Stupinigi ab 1729. 1735 folgte Juvarra der Einladung des spanischen Königs Philipp V. nach Madrid, er entwarf dort den Neubau des Palacio Real und arbeitete bis zu seinem Tod an weiteren Bauprojekten der Bourbonen, wie am Palacio Real von La Granja mit.

Juvarra gehörte zu den größten Architekten des Barock, die Zahl seiner Werke ist nahezu unüberschaubar: in seiner Turiner Zeit nahm er die Bauleitungen und Überarbeitung dutzender Projekte an, er arbeitete an Kirchen, Villen, Stadtpalazzi und Schlössern. Auch seine letzten Lebensjahre in Spanien waren noch von großem Schaffensdrang geprägt. Die Ideen und Anregungen für seine Bauprojekte eignete er sich auf mehreren ausgedehnten Europareisen an, so dass sein Werk auch eine Synthese der europäischen Baukunst des 18. Jahrhunderts ist.

Die unter Eosanders Leitung entstandene Innendekoration von Schloss Charlottenburg zeugt von nordischer Strenge. Nach dem Tode König Friedrichs I. legte Eosander 1713 sein Amt nieder und trat in schwedische Dienste. Im gleichen Jahr wurde er in Stockholm durch Karl XII. zum Freiherrn von Göthe erhoben. Bei der Belagerung Stralsunds kam der Generalmajor 1715 in preußische Gefangenschaft.

Nach seiner Freilassung ging Eosander von Göthe nach Sachsen in die Dienste Augusts des Starken. Nordwestlich von Dresden errichtete er zwischen 1724 und 1726 für Jakob Heinrich von Flemming das Schloss Übigau. Bei diesem direkt an der Elbe gelegenen Barockbau konnte er all seine Pläne verwirklichen und es wurde zu seinem bedeutendsten Werk. Nach Johann Friedrich Eosander von Göthe sind auch die Eosanderstraße sowie der Eosanderplatz im Berliner Bezirk Charlottenburg-Wilmersdorf benannt.

Nach dem Tod Sophie Charlottes am 1. Februar 1705 im Alter von nur 37 Jahren nannte der König das Schloss und die angrenzende Siedlung ihr zu Ehren „Charlottenburg“. Der König beauftragte auch diesmal Eosander von Göthe mit dem weiteren Ausbau. Von 1709 bis 1712 wurden das zurückspringende Mittelstück zu einem Risalit ausgebaut und die markante Schlosskuppel darüber errichtet. Auf der Westseite wurde der Bau um eine Orangerie und eine Kapelle erweitert. Eine entsprechende Orangerie auf der Ostseite war geplant, wurde aber nie ausgeführt. Die Große Orangerie diente der Überwinterung seltener Pflanzen. Während der Sommermonate, wenn über 500 Apfelsinen-, Zitronen-, und Pomeranzenbäume den Barockgarten zierten, war die Orangerie regelmäßig prachtvoller Schauplatz höfischer Festlichkeiten.

Eine Orangerie ist ein historischer repräsentativer Garten für Zitruspflanzen. Während Orangerie im 17. und 18. Jahrhundert als Synonym für „Sammlung von exotischen, nicht winterfesten Gewächsen“ stand und die Aufstellung solcher Gewächse im Freien bezeichnete, ist der Begriff seit dem 18. Jahrhundert auf die Gebäude übertragen worden, in denen die Sammlungen untergebracht waren. Orangerien wurden insbesondere im Zusammenhang von repräsentativen Schloss- und Gartenanlagen des Barocks bekannt.

Ab dem 16. Jahrhundert kamen an den europäischen Fürstenhöfen Sammlungen von Orangen- und anderen Zitrusbäumen in Mode. Ein solcher Baumbestand wurde sinnfällig Orangerie genannt, der Begriff galt also allein den Bäumen. Anfangs waren die Orangerien noch ortsgebunden, weil die Bäume im Boden wurzelten, mit der Einführung des Pflanzkübels jedoch wurden sie ortsveränderlich. Der technische Durchbruch kam mit der Erfindung des Kübel-Transportwagens durch André Le Nôtre (1613–1700), dem Gärtner von Versailles.

Orangerien dienten sowohl Zier- und Repräsentationszwecken als auch der Befriedigung des steigenden Bedürfnisses der Fürstenhöfe nach exotischen und insbesondere Zitrusfrüchten. Der Zitrusbaum eignete sich hervorragend als Repräsentationsobjekt, weil sich mit ihm zum einen mannigfache mythologische Verknüpfungen herstellen ließen (etwa zum mythologischen Thema des Baumes im Hesperidengarten) und weil er zum anderen weitgereist und daher sehr teuer war.

Die immergrünen, gleichzeitig Früchte und Blüten tragenden Zitrusbäumchen wurden wegen ihres Duftes und Symbolgehaltes (Symbol des ewigen Lebens, Herkules-Ikonographie) zu den beliebtesten Pflanzen in den architektonischen Gärten des Barock.

Es entwickelten sich drei klassische Arten der Aufstellung der Orangerie: das Karree, bei dem die Zitrusbäumchen in Rechtecksform gestellt wurden, der Kreis und die Teatro-Form. Bei der letzteren Anordnung, der elaboriertesten, wurden die Bäumchen im Halbkreis positioniert.

Damit die Pomeranzen im Winter nicht eingingen, waren sie Dezallier d’Argenville zufolge auf Wintergärten angewiesen: Für nördliche Länder wie Holland, Schweden, aber auch England empfahl er für die Sommermonate sogar Glashäuser. Orangerien dienten also erst in untergeordnetem Maßstab Zier- und Repräsentationszwecken. Zunächst waren sie dazu da, die Zitrusbäumchen und andere frostempfindliche Pflanzen in den Wintermonaten unterzubringen. Sie waren dort auf engem Raum zusammengedrängt (frz. serrer), woher sich auch der ursprüngliche Name für Orangerien (Serre) ableitete.

Vor allem die festverwurzelten Orangerien bedurften eines unmittelbar neben der Anpflanzung gelegenen Wintergartens, in dem die mit dem gesamten Wurzelstock ausgegrabenen Bäumchen überwintern konnten. Solche Orangeriegebäude wurden bald auch selbst als Orangerie bezeichnet, und im heutigen Sprachgebrauch ist diese Wortverwendung fast die einzige.

Obschon die späteren Kübelpflanzen ein unmittelbar neben dem Aufstellungsort gelegenes Überwinterungsgebäude nicht mehr brauchten und dieses sich deshalb zumeist in einiger Entfernung befand, wurden weiterhin Orangeriegebäude gebaut. Diese dienten nun vielfach nicht mehr gärtnerischen als vielmehr rein repräsentativen Zwecken und dem Vergnügen der fürstlichen Herrschaften. Solche Orangeriegebäude konnten daher auch reine Prospektarchitektur sein, die den kunstvoll aufgestellten Zitrusbäumchen eine würdige Umrahmung gaben und in denen man Gemäldeausstellungen, Bankette und ähnliche Lustbarkeiten veranstaltete.

Diesem Zwecke entsprechend sind die Orangeriegebäude oftmals als Rund (respektive zwei Halbrunde) oder Halbrund gebaut, sodass im von ihnen bezeichneten Hof die Orangerie in Kreis- oder Teatroform aufgestellt werden konnte. Ein wesentliches Architekturmerkmal sind die bis auf den Boden reichenden Fenster. Ein typisches Merkmal des Architekturtypus Orangeriegebäude ist, bedingt durch die Repräsentationsfunktion, die Verwendung fürstlicher Würdeformen wie etwa das Motiv des Triumphbogens. Die Orangerie und damit das Orangeriegebäude konnten sowohl im Zusammenhang mit dem Ziergarten der gesamten Schlossanlage errichtet (so bei den meisten Schlossanlagen) als auch autonom aufgestellt werden. Noch auf die ursprüngliche nutzgärtnerische Funktion der Orangerie hinweisend ist der architektonische Bezug zum Gemüsegarten des Schlosses, wie in Schloss Versailles.

Zunehmend wurden nicht nur Zitrusbäumchen, sondern auch andere exotische Pflanzen zur Repräsentation zur Zier gehalten, so zum Beispiel Ananas und Feigen. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts (in Deutschland später) kam die Orangenzucht aus der Mode, und die gärtnerische Funktion der Orangeriegebäude ging an die Palmenhäuser des 19. Jahrhunderts über. Da der moderne Denkmalschutz der Orangerie als eigenem gartengestalterischem Typ zunehmend Aufmerksamkeit schenkt, wurden viele ehemalige Orangerien inzwischen restauriert oder wieder errichtet.

Nach dem Tode Friedrichs I. im Jahr 1713 führte das Schloss Charlottenburg unter dessen Nachfolger Friedrich Wilhelm I. ein Schattendasein. Seinem ökonomischen Sinn widerstrebte es jedoch, das Schloss gänzlich zu vernachlässigen. So wurden dem Bau die notwendigen Unterhaltungsmaßnahmen nicht versagt; auch mussten die Räume in der kalten Jahreszeit geheizt werden, damit die „paneelarbeit und meubles nicht verstocken“. Das freistehende Opernhaus übergab er den Bürgern zum Abriss als Material zum Bau einer Schule. Friedrich Wilhelm I.wusste das Schloss für offizielle und repräsentative Zwecke durchaus zu nutzen. Hier wurde 1725 mit Georg I. von England der „Charlottenburger Vertrag“ abgeschlossen, der dem brandenburgischen Hause die Erbansprüche auf Jülich-Kleve sicherte. Ebenso herrschte im Schloss tagelang festliches Leben, als August der Starke im Sommer 1728 dem König einen Gegenbesuch abstattete.

Sofort nach dem Tode Friedrich Wilhelms 1740 machte der neue König Friedrich II. (später „Der Große“ oder „Alter Fritz“ genannt) Charlottenburg zu seiner Residenz. In diesen Räumen hielt der König seine freimaurische Hofloge ab. Er fühlte sich zu diesem Ort, an dem seine schöngeistige und hochgebildete Großmutter Sophie Charlotte gewirkt hatte, sehr hingezogen. So ließ er mit den Charlottenburger Schlossgrenadieren eine eigene Wachtruppe für das Schloss aufstellen und zunächst Räume im Obergeschoss des Mittelbaus (Altes Schoss) für sich herrichten.

Auf Befehl Friedrichs II. wurden zu Beginn des Jahres 1742 die besten Soldaten der bestehenden Garnisonregimenter ausgesucht und aus ihnen am 5. März 1742 zwei Kompanien Grenadiere formiert, die als eigenständige Wachtruppe für das Schloss Charlottenburg vorgesehen waren. Kommandeur der Einheit wurde Major Heinrich Wilhelm von Byla.

Bereits am 1. August 1742 wurden die bis dahin separat bestehenden Schlossgrenadiere organisatorisch in einen übergeordneten Verband eingegliedert: Sie wurden Teil des neu aufgestellten I. Stehenden Grenadier-Bataillons, zu dessen erstem Chef gleichfalls Byla ernannt wurde. Da Grenadierkompanien stets in erster Linie einem Infanterieregiment zugehörig waren, waren die Charlottenburger Kompanien darüber hinaus fortan dem im gleichen Jahr neu errichteten Neuen Garnisonregiment zugeordnet.

Zwar war Treuenbrietzen die Garnisonstadt des Bataillons, die beiden Kompanien verblieben jedoch in Charlottenburg und versahen ihren Wachdienst am Schloss; nur in Kriegszeiten wurden die Grenadierkompanien zum gemeinsamen Feldeinsatz zusammengebracht.

Das Neue Garnisonregiment wurde nach Ende des Siebenjährigen Kriegs wieder aufgelöst, doch die beiden Charlottenburger Grenadierkompanien blieben davon ausgenommen und existierten weiter, keinem Regiment mehr zugeordnet, aber weiterhin Teil des Grenadier-Bataillons.

Im Frühjahr 1787 wurde das I. Stehende Grenadier-Bataillon aufgelöst. Die beiden Charlottenburger Schlossgrenadier-Kompanien wurden dem am 1. Juni neu aufgestellten Füsilier-Bataillons Nr. 2 mit dem Vorsitz von Johann Jeremias von Renouard eingegliedert und zu Füsilieren umformiert, mit erster Garnison Halle. Damit hörten die Schlossgrenadiere zu bestehen auf.

Die beiden Schlossgrenadier-Kompanien trugen während der gesamten Zeit ihres Bestehens preußischblaue Uniformröcke ohne Rabatten mit roten Kragen, roten Ärmelaufschlägen und rotem Futter an den umgeschlagenen Rockschößen. Kamisole und Beinkleider waren blassgelb, die Grenadiermützen hatten Vorderschilde aus Messing und rote Mützenbeutel.

Die von Friedrich Christian Glume ausgeführten – und im Zweiten Weltkrieg gänzlich verlorengegangenen – Schnitzereien der Vertäfelungen waren noch so unbeholfen, dass sie lange Zeit für Arbeiten aus dem 19. Jahrhundert gehalten wurden. (Friedrich Wilhelm IV. und seine Gemahlin Elisabeth bewohnten später diese Räume.) Gleichzeitig hatte Friedrich den Auftrag gegeben, das Schloss durch Knobelsdorff für seine Bedürfnisse im Stil des Rokoko erweitern zu lassen, wobei – anstelle der geplanten, aber unter seinem Vater nicht mehr verwirklichten östlichen Orangerie – der Neue Flügel entstand. Vermutlich erwies sich Schloss Charlottenburg für Friedrich II. trotz seiner freien Lage in der Landschaft nicht als jener Ort der Ruhe und Zurückgezogenheit, den er sich gewünscht hatte. Im Jahr 1744 begann er in Potsdam mit dem Umbau des Stadtschlosses zu seiner Dauerresidenz sowie der Anlage des intimen Schlosses Sanssouci als Sommerwohnsitz. Das 1747 fertiggestellte Schloss Charlottenburg benutzte er für Familienfeiern.

Seine heutige Form erhielt das Schloss unter Friedrich Wilhelm II. mit dem Schlosstheater am Ende des westlichen Flügels und mit der Kleinen Orangerie von Carl Gotthard Langhans. Carl Gotthard Langhans war ein Sohn der Konrektors, später Prorektors, Gottfried Langhans († 1763) der evangelischen Schule in Landeshut. Er studierte von 1753 bis 1757 Jura in Halle, daneben auch Mathematik und Sprachen, und beschäftigte sich autodidaktisch mit der Architektur, wobei er vor allem die antiken Schriften des römischen Architekturtheoretikers Vitruv und deren Neufassung des von der Antike begeisterten Johann Joachim Winckelmann zugrunde legte.

Der Entwurf zur protestantischen Kirche Zum Schifflein Christi 1764 in Glogau brachte ihm den ersten Durchbruch als Architekt. Im selben Jahr fand Langhans eine Anstellung als Bauinspektor des Fürsten von Hatzfeld, dessen kriegszerstörtes Stadtpalais in Breslau er nach eigenen Entwürfen in den Jahren 1766–74 neu errichten ließ. Durch die Vermittlung des Fürsten von Hatzfeld wurde er am Berliner Hof bekannt. Als erstes Werk im Dienste der königlichen Familie entwarf er für den Prinzen Heinrich 1766 das Treppenhaus und den Muschelsaal im Schloss Rheinsberg.

Im ausgehenden 18. Jahrhundert und beginnenden 19. Jahrhundert war es für jeden Künstler ein großer Traum, eine Italienreise zu unternehmen, um die Antike aus eigener Anschauung studieren zu können. Nicht nur Goethe und Schinkel war die Erfüllung dieses Traums vergönnt, auch Langhans konnte sich durch die Unterstützung des Fürsten von Hatzfeld 1768–69 eine Reise nach Italien leisten. Als er später zum Leiter der Breslauer Kriegs- und Domänenkammer berufen wurde, bereiste er im Auftrag und auf Kosten des Königs die Länder England, Holland, Belgien und Frankreich.

Seine erste Anstellung als Bauinspektor fand Langhans 1764 beim Fürsten Franz Philipp Adrian von Hatzfeld. Sein Dienstherr ließ ihm jedoch freie Hand, auch für andere Auftraggeber zu arbeiten. Nach den verheerenden Kriegen Friedrichs II. in Schlesien wurde Langhans 1775 zum Leiter der Breslauer Kriegs- und Domänenkammer berufen. 1788 wurde er von Friedrichs Neffen und Nachfolger Friedrich Wilhelm II. zum Direktor des neu gegründeten Oberhofbauamtes in Berlin ernannt.

Langhans wurde in der Barockzeit geboren und starb zur Zeit des Klassizismus. So findet man bei ihm gleichermaßen barocke wie klassizistische Bauten und Elemente. Langhans hat keinen eigenen Stil entwickelt und war auch nicht maßgeblich an einer Stilentwicklung beteiligt. Er verwendet die auf seinen Reisen studierten Bauten, von denen er fleißig Zeichnungen angefertigt hat, als Vorlagen für seine eigenen Entwürfe. Er scheut sich nicht, verschiedene Stilrichtungen in einem Bau nebeneinander anzuwenden. Beim Palais des Fürsten Hatzfeld hat er sich außen am Stil der italienischen Hochrenaissance orientiert, während er bei der Innenarchitektur auf barocke Elemente zurückgriff. Zu dem im barocken elliptischen Grundriss angelegten Festsaal im Palais Dönhoff in der Berliner Wilhelmstraße verwendete er eine klassizistische Deckendekoration.

Wenn ein Vergleich mit dem ebenfalls 1732 geborenen und 1809 gestorbenen Komponisten Joseph Haydn gestattet ist, bemerken wir bei diesem, dass barocke Elemente zwar häufig in seinen Kompositionen zu finden sind (so z. B. sehr deutlich in den Koloraturen der „Schöpfung“), dass aber Haydn im Gegensatz zu Langhans den Stil der Wiener Klassik ganz wesentlich mitentwickelt hat und dass er sich vom Barock zur Klassik entwickelt hat, während Langhans die Stilelemente als „Baukastenelemente“ nebeneinander verwendete.

Bei seinen Studienreisen durch England lernte er den Klassizismus der Brüder Robert und James Adam kennen, den er bei seinen Entwürfen oft einsetzte. Seine klassizistischen Entwürfe brachten ihm zeitweise den Ruf eines „modernen Architekten“ ein. Ein von ihm häufig verwendetes architektonisches Element ist das Palladio-Motiv.

Das Brandenburger Tor brachte Langhans seinerzeit keinen großen Ruhm. König Friedrich Wilhelm II. lehnte ein Gesuch des Architekten ab, der Eröffnung des Tores beizuwohnen und kritisierte stattdessen die lange Bauzeit. Der Bildhauer Johann Gottfried Schadow, der die Quadriga für das Tor erstellte, sah in dem Rückgriff auf die Propyläen als Vorbild für das Brandenburger Tor eine fehlende Originalität des Architekten. Langhans’ letzter großer Bau, das Nationaltheater am Gendarmenmarkt (1800–02), rief ebenfalls Kritik hervor.

Das Palais für den Fürsten von Hatzfeld und das im italienischen Barockstil gebaute Schauspielhaus in Breslau brachten ihm allerdings viel Anerkennung. Auch der Speisesaal im Palais des Justizministers Zedlitz ist von Zeitgenossen überschwänglich gelobt worden.

Wenn Langhans als Berliner Architekt heute auch weit im Schatten des jüngeren Karl Friedrich Schinkel steht, war er doch zu Lebzeiten unangefochten einer der bedeutendsten Berliner bzw. preußischen Baumeister.

Das Schlosstheater spielte in der Geschichte des deutschen Theaterwesens eine wichtige Rolle, er machte es zu einer Pflegestätte der unter Friedrich dem Großen vernachlässigten deutschen Literatur. Ab 1795 gab es freie Theaterkarten für Bürgerliche. Im Neuen Flügel ließ sich Friedrich Wilhelm II. auf der Südseite des ersten Stockwerks eine Winterwohnung sowie im Erdgeschoss der zum Park gelegenen Nordseite eine Sommerwohnung im Stile des Frühklassizismus einrichten. Außerdem wurde eine weitere Orangerie (Kleine Orangerie) hofseitig gegenüber der Großen Orangerie errichtet. Sie umfasste zwei Wohnungen für die Gärtner und ein Gewächshaus in der Mitte.

Das Königspaar Friedrich Wilhelm III. und Luise, das mit seinen Kindern im Schloss lebte, nahm im Innern des Schlosses keine größeren Veränderungen vor. Lediglich nach der Rückkehr aus Königsberg kam es 1810 zur Neugestaltung des Schlafzimmers der Königin nach Entwürfen Karl Friedrich Schinkels. Der im gleichen Jahr verwitwete König ließ 1824, nach seiner Eheschließung mit Auguste von Harrach, für diese die zweite Wohnung Friedrichs des Großen herrichten und für sich von Schinkel den Neuen Pavillon erbauen.

Der Neue Pavillon ist ein von 1824 bis 1825 errichtetes klassizistisches Bauwerk des preußischen Architekten Karl Friedrich Schinkel in Berlin-Charlottenburg und liegt direkt neben dem Schloss Charlottenburg.

Der preußische König Friedrich Wilhelm III. hatte im Jahr 1822 die Villa Chiatamone an der Küste von Neapel besucht. Ein Jahr später beauftragte er Schinkel mit dem Bau eines neuen Pavillons im Schlosspark direkt am Ende des östlichen Seitenflügels von Schloss Charlottenburg. Damit sollte das eheliche Haus für das Leben mit seiner zweiten Frau errichtet werden. Friedrich Wilhelm heiratete im Jahre 1824 Auguste Gräfin von Harrach. Es handelte sich hierbei um eine morganatische Ehe. Demgemäß sollte das Gebäude nicht die Dimensionen eines Schlosses erhalten.

Bei einem Fliegerangriff am 23. November 1943 wurde das Gebäude getroffen und brannte bis auf die Außenmauern nieder. Das Inventar wurde beinah restlos vernichtet. Von 1957 bis 1970 wurde der Pavillon einschließlich der Innenarchitektur rekonstruiert und im Jahr 2001 renoviert.

Schinkel entwarf den Pavillon im Stil einer italienischen Villa als streng symmetrischen weißen Kubus, dessen Fassade lediglich durch eine Säulenloggia und dunkelgrüne Fensterläden aufgelockert wird. Das erste Obergeschoss erhielt einen umlaufenden Balkon, was der König als Anregung von Chiatamone mitgebracht hatte. Dieser ist aus Eisen, dunkelblau lackiert und wurde auf der Unterseite gleichmäßig mit goldenen Sternen bemalt. Auch die Innenarchitektur für die neun fast gleich großen Räume errichtete Schinkel in äußerst schlichter Eleganz. Wandmalereien im pompejanischen Stil verzieren den Treppenaufgang. Im Gartensaal steht als Glanzstück der erhaltenen Originaleinrichtung ein von Schinkel gestalteter runder Teetisch mit einer Tischplatte aus Porzellan, auf die viele bedeutende Bauwerke des Architekten gemalt wurden.

Bei den pompejanischen Stilen handelt es sich um Wanddekorationen. Die Übergänge zwischen den einzelnen Stilen sind fließend. 79 n. Chr. brach der Vesuv aus und Pompeji wurde verschüttet, die einzelnen Stile lassen sich in Pompeji, aber auch an anderen Orten nachweisen.

Die meisten Malereien wurden mit einer Mischung aus Fresko- und Temperatechnik oder enkaustisch hergestellt. In mehreren Schichten wurde Putz auf die Wände aufgetragen, wobei die Anzahl der Schichten variieren konnte. Generell zeigen frühere Malereien und solche in reicheren Häusern mehr Schichten als spätere und solche in nicht so reichen Wohnbauten. Von oben beginnend wurden die Putzschichten und dann die Malereien auf die Wand aufgetragen und unten zum Schluss fertiggestellt. Aufwendigere Malereien wurden zusätzlich poliert.

Die Wände sind trotz großer Variationen im Detail nach demselben Schema aufgebaut. Es gibt immer eine Sockelzone, eine Mittelzone und eine Oberzone. Die Sockelzone ist meist eher einfach gestaltet, sie kann einfarbig sein, kann aber auch Imitationen von Marmor oder einfache Malereien von Pflanzen tragen. Geometrische Muster sind auch sehr beliebt. In der Mittelzone entfaltet sich dagegen das Hauptgewicht der Bemalung. Hier findet man je nach Stil aufwendige Architekturen oder einfache Felder, wobei der Wandmitte meist ein besonderes Gewicht zukam und von einem Gemälde geziert wurde. Feldermalereien, die vor allem ab dem 3. (ornamentaler) Stil sehr verbreitet waren, bestehen aus einem Wechsel breiter einfarbiger und schmaler, oft reich mit Pflanzen, irrealen Architekturen oder anderen Mustern dekorierter Felder. In der Oberzone finden sich gerne leichte Architekturen. Die Oberzone fehlt bei vielen einfachen Wandmalereien in den Provinzen.

Deckenmalereien, die viel weniger gut erhalten sind als solche der Wände, folgen zwei Grundtypen. Es gibt einfache Muster, vor allem Kreise oder Kassetten, die endlos wiederholt werden oder die Decke ist auf einen Mittelpunkt hin, oft mit einer Figur, komponiert.

An einigen wenigen Befunden lässt sich eine einheitliche Komposition von Fußbodengestaltung, Wand und Decke auch technisch nachweisen und mit der schriftlichen Überlieferung verbinden.

Beim 1. Stil, Mauerwerkstil oder (nach Mau) Incrustationsstil wurde auf den Wänden durch farbige Malerei, Ritzungen oder plastische Gestaltung (Stuck), Aufbau und Aussehen von monumentalen Quadermauern nachgeahmt. Es handelt sich im engeren Sinne noch nicht um einen Malereistil. Geometrie spielte eine wichtige Rolle und wurde hier durch eingeritzte Linien erzeugt. Dreidimensionalität wurde durch Licht- und Schattenreflexe geschaffen. Der Stil ahmte allgemein die hellenistische Architektur nach: die Wand weist einen Sockel, eine hohe rechteckige Mittelzone und eine durchlaufende Oberzone auf.

Die Platten der nachgeahmten Quadern wurden an den Rändern so gestaltet, als handelte es sich um wirklich behauene Steinblöcke, die in die Wand eingebunden sind. Der Fugenschnitt ist deutlich zu sehen. Im oberen Wandbereich wurden die angrenzenden Felder an den Ecken mit kontrastreichen Farben gemalt.

Der 2. Stil der römischen Wandmalerei wird auch Architekturstil genannt. Von 80 bis 20 v. Chr. wurde ein architektonischer Hintergrund auf die glatte Wand gemalt. Die Wand wurde durch axialsymmetrische Scheinarchitektur oder Ausblicke in Landschaften und Megalographien aufgelöst und so vergrößert. Der Architekturstil bezog seine Vorbilder stark aus dem hellenistisch-römischen Theater. Der reife Zweite Stil ist gut im Haus des Augustus zu beobachten.

Die Sockelzone ist meist dunkel gestaltet, während die Mittelzone hell erscheint. Die meistverwendeten Farben sind dunkelrot, dunkelgrün, schwarz und gelb. Gelb wurde für Architekturelemente verwendet, blau und grün für Details.

Der Stil kann in verschiedene Subphasen unterteilt werden. Das älteste Beispiel dieses Stiles in Rom findet sich in der Casa dei Grifi auf dem Palatin und datiert um 80 v. Chr. Die Dekoration erinnert noch stark an den ersten Stil. Die Wand ist malerisch durch Marmorplatten gegliedert. Eine Neuerung sind jedoch, gemalte, vor die Wand gesetzte Säulen. Die Wand erscheint dadurch also zweischichtig.

In einer weiteren Stilphase wird die Wand plötzlich durchbrochen. In der Mysterienvilla in Pompeji finden sich in den Nebenräumen Wandbilder, die im oberen Drittel einen Ausblick auf dahinter gelegene Bauten zeigen. Meist werden Tempel sichtbar.

In der Villa von Boscoreale ist die Wand vollkommen aufgelöst. Die Wände sind durch Säulen gegliedert und zeigen Ausblicke auf Landschaften oder Tempelanlagen.

Im späten Zweiten Stil sind weitere Neuerungen zu beobachten. Die Wände sind weiterhin architektonisch gegliedert, doch gibt es nun oftmals ein Mittelbild mit Ausblick, nicht auf einen Bau, sondern auf eine mythologische Landschaft. Ganz am Ende des Stils ist eine Verflachung der Wände zu beobachten. Die Wand wird wieder geschlossen und es gibt nur noch das zentrale Mittelbild. Die Architekturen, die vorher realistisch waren, werden nun mit irrealen Figuren angereichert. Bekannte Beispiele sind die Malereien in der Casa della Farnesina und in der Aula Isiaca.

Beim 3. oder auch ornamentalen Stil wurde die Raumtiefe wieder zurückgenommen. Die Wand dient in ihrer Fläche als Bildträger und ist horizontal und vertikal gegliedert. Die Hauptzone der Wand ist meist in verschiedene, vollkommen flächige Felder geteilt (Felderdekoration). Ein Mittelbild zeigt meist einen Landschaftsausblick mit mythologischem Thema. Die Oberzone der Wand spielt mit ihrer ornamentalen Verzierung die beherrschende Rolle. Hier finden sich manchmal auch noch Architekturen, die aber bei weitem nicht die Plastizität des 2. Stils haben. Daher wird dieser Stil auch oft Ornamentstil genannt. Eine Untergruppe des 3. Stils stellt der Kandelaberstil dar. Benannt ist er nach der häufigen Verwendung des Kandelabers als beliebtes Dekorationsmotiv. Zarte Kandelaber umrahmen statt Säulen die Bildfelder. Er steht am Übergang vom 2. zum 3. Stil. Während die Wände meist sehr flach gestaltet sind, sind die Kandelaber sehr plastisch gemalt.

Seinen Höhepunkt erreichte dieser Stil in der Wandmalerei in den Jahren von 15 v. Chr. bis 50 n. Chr.

Ein typisches Beispiel für diesen Stil ist die Villa Farnesina in Rom, die Villa von Boscotrecase, die Villa Imperiale, das Haus der Ceii in Pompeji und die Villa der Poppaea in Oplontis.

Der Phantasiestil bzw. 4. Stil ist der unabhängigste Stil der römisch-pompejanischen Wandmalerei und vereinigt Elemente aus den vorhergehenden Stilen. Er beginnt etwa 40 oder 50 n. Chr. und erstreckt sich mindestens bis in die flavische Zeit. Es gibt einfache Dekorationen, bei denen Felder aneinandergesetzt wurden, aber auch aufwendige Architekturen. Der Stil ist von einem Reichtum an Ornamenten gekennzeichnet. Die Wand zeigt im Mittelbild ein Gemälde. Die Seitenfelder zeigen oft kleine schwebende Figuren. Daneben gibt sie Durchblicke auf barockisierende Architekturelemente frei. Der Stil ist ganz und gar illusionistisch: er stellt die künstliche Welt der realen gegenüber. Weiße, rote und schwarze Felder mit stereotypen Elementen überwiegen (Szenografien). Als Rückgriff auf den 2. Stil weist der Phantasiestil architektonische Elemente auf. Elemente des 1. Stils sind Stuckreliefs. Typisch für diesen Stil sind auch filigrane Ornamentbänder, die einzelne Felder rahmen können.

Daneben gibt es auch sehr einfach gestaltete Wände, die an den 3. Stil erinnern und nur an bestimmten Ornamenten als zum 4. Stil gehörig zu erkennen sind. Diese Wände finden sich oftmals in weniger wichtigen Räumen. Eine weitere Innovation sind tapetenartige Muster. Ein bestimmtes Motiv wurde hier endlos auf einer Wand wiederholt. Beispiele sind die Domus Aurea in Rom, das Haus der Vettier in Pompeji oder das Macellum von Pompeji.

Die Wandmalerei der Zeit nach 79. n. Chr. ist verständlicherweise weit weniger bekannt als die aus den gut erhaltenen Städten Pompeji und Herculaneum. Trotzdem lassen sich auch hier diverse Stilstufen unterscheiden.

Aus dieser Periode (ca. 117 bis 140 n. Chr.) gibt es verschiedene Dekorationstypen. Bei aufwendigen Ausgestaltungen griff man in dieser Zeit auf den 2. Stil zurück (z. B. Rom, Villa der Numisia Procula, Villa Negroni). Es gibt dabei die Darstellung fester Architekturen, die teilweise ein großes Mittelbild aufweisen. Andere Wände der hadrianischen Zeit stehen noch in der Tradition des 4. Stils. Schließlich gibt es zahlreiche Wände (z. B. in der Hadriansvilla), deren Dekoration auf einfache Flächen reduziert worden ist. Geometrische Formen sind hier vorherrschend.

Typisch für diese Periode (ca. 140 bis 180 n. Chr.) sind Wände in der Tradition des 3. Stils mit vorgesetzten Säulen und eine besondere Vorliebe für gelbe Wände mit Durchblicken in rot (z. B. die Casa del Soffitto Dipinto) in Ostia. Daneben waren auch einfarbige Dekorationen sehr beliebt, deren Hauptdekoration oft aus Ädikulen besteht. Schließlich gibt es einfache Felderdekorationen ohne jegliche Architekturen. Im Allgemeinen ist ein Streben nach Harmonie in der Wandmalerei festzustellen, was vor allem im Gegensatz zu der folgenden Stilperiode steht. Die figürlichen Mittelbilder verlieren ab dieser Zeit immer mehr an Bedeutung und werden in der Folgezeit immer kleiner und verschwinden ganz.

Diese Stilperiode (ca. 180 bis 240 n. Chr.) stellt in vielem einen Bruch zu den vorhergehenden Stilen dar. Fast überall ist das Bemühen festzustellen, etwas Neues zu schaffen.

Es gibt weiterhin eine große Bandbreite von Wanddekorationen. Architekturwände geben sich meist als vereinfachte Versionen des 4. Stils, wobei die Architekturen relativ fest und weniger verspielt als im 4. Stil wirken. Vorspringende Säulen sind sehr beliebt, die jeweils als Doppelsäulen erscheinen. In den zwischen ihnen stehenden Feldern erscheinen schwebende oder stehende Figuren. Ab dieser Zeit wurden Alltagsfiguren immer häufiger in der Wandmalerei benutzt. Reihen von Dienerfiguren ersetzten mythologische Szenen. Die Darstellung des eigenen Wohlstandes schien wichtiger als die zur Schaustellung von griechischer Bildung.

Felderwände dieser Stilperiode fallen vor allem durch ihre Unregelmäßigkeit auf. Während frühere Felderdekorationen eher um Symmetrie bemüht waren, wurden jetzt oftmals ungleich große Felder aneinandergesetzt. Figuren in Feldern, die bisher immer innerhalb dieser standen, durchstoßen jetzt oftmals die Begrenzungslinien. Eine besondere Innovation dieser Stilperiode sind Wände im rot-grünen Liniensystem. Die Dekoration der Wand ist hier auf ein Netz aus Linien reduziert. Figuren sind spärlich und meist sehr impressionistisch gemalt. Diese Dekorationen sind vor allem aus den römischen Katakomben bekannt, sind aber nicht nur in ihnen bezeugt.

Es kamen in dieser Zeit noch vereinzelt Architekturwände vor, doch verloren sie viel von ihrer Plastizität. Oftmals handelte es sich nur um die Darstellung von Säulen, die die Wände gliederten. Felderdekorationen waren weiterhin relativ beliebt, wobei oftmals Marmordekorationen von Wänden nachgeahmt wurden. Dekorationen im rot-grünen Liniensystem kamen bis in das 4. Jahrhundert vor und fallen durch immer weniger Ornamente auf. Schließlich gab es Dekorationen, in denen kleine Muster endlos wiederholt wurden wodurch ein Effekt entstand, der unseren heutigen Tapeten ähnelt.

Aus dem Beginn der konstantinischen Zeit gibt es einige wenige Malereien, die durch ihre hohe Plastizität und Bemühungen um räumliche Tiefe auffallen. Sie haben einen klar klassizistischen Charakter, ohne dass es möglich wäre einen bestimmten Stil als Vorbild auszumachen. Typisch sind auch rötlich-braune Farbtöne. Das bekannteste Beispiel ist eine reich mit Eroten und Figuren bemalte Decke eines kaiserlichen Gebäudes in Trier. In nachkonstantinischer Zeit dominieren dagegen wieder stark impressionistische Malereien, die wieder stark an Raum verlieren.

Aus der Zeit nach dem Beginn des 5. nachchristlichen Jahrhunderts gibt es keine weiteren erhaltenen Beispiele für ausgemalte Wohnhäuser, obwohl diese literarisch bezeugt sind. In der Folgezeit verlagert sich die Wandmalerei auf die Ausschmückung von Kirchen etc.

Die Entwicklung der römischen Wandmalerei in den Provinzen ist schwerer zu verfolgen als in Italien, da es wenige sehr gut erhaltene Reste von Wandmalereien gibt und der Forschungsstand zu einzelnen Provinzen noch sehr unterschiedlich ist. Während die römischen Wandmalereien z. B. für Deutschland, die Schweiz oder Großbritannien sehr gut aufgearbeitet sind, fehlen übergreifende Untersuchungen für andere Provinzen (z. B. Nordafrika), obwohl mit Sicherheit davon auszugehen ist, dass Wandmalereien überall den gleichen Stellenwert hatten.

Die Wandmalerei dieses Gebietes (Deutschland, Schweiz, Niederlande, Belgien, und Westfrankreich) ist gut aufgearbeitet. Zu einigen Städten (Köln, Xanten) und Regionen (Schweiz, nördliches Obergermanien) gibt es mittlerweile Monografien, in denen alle Funde von Wandmalereien behandelt worden sind. Die Materialbasis ist daher breit, auch wenn es vergleichsweise wenige wirklich gut erhaltene Wandmalereien gibt. Viele Rekonstruktionen von Dekorationen sind daher unsicher.

Die spärlichen ältesten Reste von Wandmalereien in diesem Gebiet gehören dem 3. Stil an und sind teilweise von hoher Qualität und italischen Vorbildern sehr verwandt. Anscheinend kamen mit den römischen Truppen auch Maler in die neu eroberten Gebiete und etablierten eigene Malwerkstätten. In der Folgezeit lösten sich diese Werkstätten aber von den Vorbildern in Italien. Die Wandmalereien in diesem Gebiet entwickelten ein eigenes Repertoire. Besonders beliebt waren in der Folgezeit Kandelaberwände, daneben sind Felderwände ebenso häufig anzutreffen, während Architekturen bei weitem nicht so häufig wie in Italien sind. Der 4. Stil ist daher zwar auch in diesen Provinzen vorhanden, aber oftmals nur an den typischen filigranen Ornamentbändern erkennbar (z. B. Augsburg, Thermen Windisch AG (Schweiz) Vidy (Schweiz)), Rübenach (Stadtteil von Koblenz), die nicht die Verbreitung wie in Italien fanden. In der hadrianischen und folgenden Zeit wurde der 4. Stil fortgesetzt, doch sind die Wände einfacher gestaltet. Es kommen nicht mehr so viele verspielte Ornamente vor. Felderdekorationen sind weiterhin vorherrschend, es gibt aber auch noch Kandelaberwände. Ganz selten sind Architekturen bezeugt. Am Ende des 2. Jahrhunderts und mit dem Beginn des 3. Jahrhunderts verschwanden dann die Kandelaberwände. Felderdekorationen waren nun vorherrschend, wobei es einerseits sehr farbenprächtige Beispiele gibt, andererseits aber auch eher einfach gestaltete Wände, deren Dekoration in roten Linien auf weißem Grund gemalt wurde (z. B. Villa in Schwangau, Ostallgäu). Im ganzen 2. Jahrhundert lassen sich auch Dekorationen in einem Tapetenstil nachweisen.

Durch die ständigen Einfälle von Germanen in diese Provinzen ab der 2. Hälfte des 3. Jahrhunderts verarmte dieses Gebiet. In die Folgezeit datieren nur wenige Beispiele von Wandmalereien.

In allen Perioden gibt es Belege für Gartenlandschaften. Ein Raum wurde vollkommen wie ein Garten ausgemalt. Meist ist dieser Garten von einer niedrigen Mauer umzäunt, über die man in ihn hineinschauen konnte. Der Garten ist meist reich mit Vögeln bevölkert. Es finden sich manchmal die Darstellungen von Brunnen und Statuen. Bei einigen pompejanischen Häusern gewinnt man den Eindruck, dass diese Gartenlandschaften einen sonst nicht im Haus vorhandenen Garten mit Statuenausstattung ersetzten. Die Gartenlandschaften sind seit dem 2. Stil belegt und sind nur an kleinen Details einem Stil zuweisbar. Die Malereien in der Casa dei Cubicoli floreali stammen z. B. aus der Zeit des 3. Stils und sind dementsprechend eher flach angelegt, während die Landschaften des 2. und 4. Stils sehr um räumliche Tiefe bemüht sind.

Das Zentralbild einer Wand bildete in der Regel ein mythologisches Bild, andere Motive als Zentralbild sind vergleichsweise selten. Das Bild ist meist hochrechteckig. Solche Bilder tauchen erst in der letzten Phase des 2. Stils auf und sind eher typisch für aufwendige Bemalungen, während einfachere oft auf solche Bilder verzichten. Die meisten dieser Bilder waren wohl Kopien griechischer Tafelbilder, die ihren Vorbildern jedoch eher locker folgten und je nach Geschmack verändert wurden, so dass es verschiedene Versionen eines einzigen Bildes geben kann, die sich wesentlich unterscheiden. Es kam immer wieder vor, dass weitere Figuren, wie kleine Eroten oder Zuschauer um die Hauptfiguren angeordnet werden.

Auch bei diesen mythologischen Bildern lassen sich je nach Stil bedeutende Entwicklungen feststellen. Im 2. Stil agieren die Figuren meist in einer deutlich wiedergegebenen Landschaft, während im 3. Stil diese oftmals nur angedeutet ist und die volle Aufmerksamkeit auf die Figuren gelegt wird. Die Darstellungen der Landschaft werden im 4. Stil wieder wichtiger. Gerade aus dieser Zeit gibt es auch sehr viele künstlerisch eher anspruchslose Bilder, was vielleicht einfach auf den Zufall der Erhaltung beruht. Mythologische Bilder sind bis in das 4. Jahrhundert belegt, verlieren aber schon in antoninischer Zeit an Bedeutung. Die Bilder werden innerhalb der Wand immer kleiner und nehmen nicht mehr die zentrale Position ein, die sie vorher hatten. In den Provinzen sind diese Bilder zwar auch belegt, scheinen aber doch seltener zu sein.

Neben den mythologischen Bildern nehmen Darstellungen des Alltags einen breiten Raum ein. Diese findet man eher selten in den Wandmalereien der Wohnräume, sondern oftmals in Geschäften oder Garküchen, wo sie als Werbeträger dienten. Diese Alltagsdarstellungen sind stilistisch oftmals eher unbeholfen und unterscheiden sich daher deutlich von den mythologischen Szenen. Erotische Darstellungen in Bordellen gehören wohl sicherlich in einen ähnlichen Kontext. Auch diese sind stilistisch oftmals eher einfach gehalten.

Ab dem 4. Stil sind schwebende Figuren sehr beliebt, die in den Felder neben den Hauptbildern gemalt wurden. Meist handelt es sich auch hier um Figuren aus der Mythologie. An deren Stelle konnten auch kleine Landschaftsbilder treten, die manchmal auch das Hauptbild einer Wand darstellten. Diese Landschaften, unter denen die Darstellungen von Villen sehr beliebt waren, sind oftmals sehr skizzenhaft, impressionistisch gemalt, haben dadurch aber einen besonderen Reiz. Sie konnten sogar, vor allem in Garten eines Hauses, eine ganze Wand einnehmen. Neben diesen Bildern sind Stillleben sehr beliebt. In Thermen findet man oft die Darstellung von Wasser mit den darin schwimmenden Fischen und manche Speisesäle stellen auch bildlich einen Bezug zu Banketten her.

Der König bewohnt das Schloß den Sommer hindurch und hat seine Zimmer im neuen, der Kronprinz, die Kronprinzessin und die anderen Prinzen und Prinzessinnen, im alten Schlosse. Das Innere des Schlosses zeigt der Kastellan, der im westlichen Flügel wohnt

Unter Friedrich Wilhelm IV. wurden Räume im ersten Stockwerk des Alten Schlosses (Mittelbau) im gravitätischen Stil des späten Klassizismus sowie Neorokoko für ihn und seine Gemahlin Elisabeth als Wohnung neu eingerichtet. Nach dem Tode Friedrich Wilhelms IV. 1861 nutzte Königin Elisabeth das Schloss als Witwensitz.

Im sogenannten „Dreikaiserjahr“ 1888 bezog Friedrich III., der todkranke „99-Tage-Kaiser“ das Schloss, bevor er ins Neue Palais nach Potsdam übersiedelte, wo er wenige Tage später starb. Charlottenburg diente von da an nicht länger als Residenz, sondern konnte besichtigt werden.

Ab 1902 wurde das ehemalige Schlosstheater im Langhansbau zu einem Möbelspeicher umgebaut. Gegen Ende des Ersten Weltkriegs wurden einige Räume im östlichen Teil des Eosanderbaus als Lazarett genutzt. Kurz nach dem Krieg war ein Lazarett für Kriegsversehrte im Neuen Flügel und in hölzernen Baracken, die wohl im angrenzenden Schlosspark standen, untergebracht.

Im Jahr 1926 wurde die Verwaltung der staatlichen Schlösser und Gärten gegründet und ein Vertrag über die weitere Nutzung geschlossen.

Bei Bombenangriffen in der Nacht zum 23. November 1943 wurde das Schloss schwer beschädigt. Nach 1945 setzte sich die Direktorin der West-Berliner Schlösserverwaltung, Margarete Kühn, für den Wiederaufbau ein. Die Rekonstruktion fand 1957 mit der Wiederherstellung der Kuppel ihren Abschluss. Seit 1952 hat das Reiterstandbild des Großen Kurfürsten von Andreas Schlüter (1696) seinen Platz im Ehrenhof.

Das Museum für Vor- und Frühgeschichte der Staatlichen Museen im ehemaligen Theatergebäude (Langhans-Bau) wurde um 1960 eingerichtet. 2003 wurde nach einer grundlegenden Sanierung das Museum wiedereröffnet. Am 26. April 2009 wurde die Sammlung im Schlosstheater geschlossen und im Neuen Museum in Mitte untergebracht, während die Werkstätten zunächst im Schloss bleiben. In Zukunft soll dort wahrscheinlich das Hohenzollernmuseum untergebracht werden, das sich im zerstörten Schloss Monbijou in Berlin-Mitte gegenüber dem heutigen Bode-Museum befand. In der Kleinen Orangerie befindet sich derzeit ein Restaurant, außerdem wird das Glashaus des Baus im Sommer für Kunstausstellungen und Konzerte genutzt.

Auch die im Krieg zerstörte Große Orangerie wurde nach dem barocken Vorbild wieder aufgebaut. Der lichtdurchflutete Festsaal bietet einen ansprechenden Rahmen für kulturelle Veranstaltungen, Konzerte und Bankette. Separat zu besichtigen sind die KPM-Porzellansammlung des Landes Berlin im Belvedere, der Neue Pavillon und das Mausoleum.

Von 2004 bis Anfang 2006 wurde das Schloss Charlottenburg vorübergehend vom Bundespräsidenten genutzt, solange sein Amtssitz, das Schloss Bellevue, renoviert wurde. Heute ist das Schloss als Museum zu besichtigen. Zu sehen sind hier unter anderem die Wohnung Friedrichs des Großen, Kroninsignien von Friedrich I. und seiner Gemahlin Sophie Charlotte, das Porzellankabinett, die Goldene Galerie, zahlreiche Gemälde und eine bedeutende Sammlung französischer Malerei des 18. Jahrhunderts, hierunter Watteaus Einschiffung nach Kythera.

Die Hofmaler Augustin und Matthäus Terwesten und Antoine Pesne statteten mehrere Räume des neuen Bauwerks mit mythologisch-allegorischen Deckengemälden aus.

Die Brüder Augustin (1649-1711 in Berlin) und Matthäus (1670-1757 in Den Haag) Terwesten waren niederländische Barockmaler, die besonders für mythologische und allegorische Deckengemälde gefragt waren. Beide, vor allem aber Augustin Terwesten, lebten und arbeiteten zeitweilig in Berlin. Als preußische Hofmaler waren sie an der Ausgestaltung der Innenräume verschiedener Berliner Schlösser beteiligt. Im Zweiten Weltkrieg und in den darauf folgenden Jahren gingen diese Gemälde fast ausnahmslos verloren.

Die erste Hälfte des 17. Jahrhunderts wird als Goldenes Zeitalter der Niederlande bezeichnet. Die sieben protestantischen Nordprovinzen hatten sich 1581 von Spanien losgesagt und eine bürgerliche Ständerepublik gegründet. Maler wie Rembrandt, Vermeer, Ruisdael und Frans Hals schufen Genrebilder, Porträts und Landschaften, in denen mit Bezügen zum bürgerlichen Alltag die Wertvorstellungen der jungen Republik zum Ausdruck gebracht wurden. Dieses Konzept wurde als patriotische Norm einer großen Zeit verstanden, abweichende oder spätere Kunstäußerungen schätzte man kaum. Maler des späten 17. und beginnenden 18. Jahrhunderts wie Augustin und Matthäus Terwesten wurden schon bald der Verfallskunst zugerechnet, in der die ursprünglichen, holländischen Werte zugunsten eines internationalen Stils verloren gingen.

Diese Sichtweise beeinflusste die Kunstgeschichte bis weit ins 20. Jahrhundert und sorgte dafür, dass holländische Maler jenseits des Goldenen Zeitalters entweder nicht beachtet oder nicht angemessen gewürdigt wurden. Nicht zuletzt wegen dieser Einschätzung blieben auch in Holland nur wenige Arbeiten der Brüder erhalten.

Beide Eltern der Brüder Terwesten waren deutscher Herkunft. Der Vater, Hans Jacob Terwesten oder Zurwesten, wurde in Augsburg geboren und arbeitete zunächst dort als Goldschmied. Die Mutter Catharina stammte aus Berlin. Beide heirateten 1648 in Den Haag. Aus der Ehe gingen zehn Kinder hervor, drei Söhne und zwei Töchter blieben am Leben. Augustin Terwesten war der älteste Sohn. In der Werkstatt des Vaters erlernte er die Gravur- und Goldschmiedekunst sowie das Modellieren in Wachs. Es folgten zwei Lehrjahre bei dem Historienmaler Nicolaes Wieling (1640–1678), der 1667 Hofmaler des Großen Kurfürsten in Berlin wurde.

Der nächste Lehrmeister war Willem Doudijns (1630–1697), ein Spezialist für Deckengemälde und große Historienbilder, er hatte zwölf Jahre in Rom gelebt und war von den italienischen Meistern beeinflusst. 1672 brach Augustin zu einem längeren Auslandsaufenthalt auf. In Rom schulte er sich an den antiken Skulpturen und an den Arbeiten von Raffael und wurde Mitglied der Bentvueghels, einer Gruppe von niederländischen Künstlern in Rom. Über Venedig, Frankreich und England kehrte er 1678 zurück nach Den Haag. Während der ganzen Reise entstanden zahlreiche Zeichnungen, aber auch Wanddekorationen und Deckengemälde. In Paris lernte er die 1646 gegründete „Académie royale de peinture et de sculpture“ (Königliche Akademie für Malerei und Bildhauerei) kennen, eine Erfahrung, die bei der Gründung der Kunstakademien in Den Haag und Berlin hilfreich war. Zum Gesamtwerk von Augustin Terwesten gehörten Hunderte Zeichnungen von anatomisch schwierigen Posen, die als Studienblätter bei der Ausbildung von Studenten Verwendung fanden.

Nach seiner Rückkehr malte er in den 1680er Jahren in Den Haag und anderen niederländischen Städten zahlreiche Wand- und Deckenbilder, die zum größten Teil verloren sind. Als sie aus der Mode kamen, wurden sie vielfach entfernt oder anderswo angebracht, der Urheber geriet dabei in Vergessenheit. Mehrere Bilder, die einst Augustin zugeschrieben wurden, gelten heute als Arbeiten seines Bruders Matthäus. Augustin Terwesten war neben seinem Lehrer Doudijns wesentlicher Initiator der Zeichenakademie in Den Haag. Fünf Mitglieder einer Bruderschaft von Malern, der Confrerie Pictura, gründeten 1682 die Haagsche Teekenacademie. Terwesten gehörte zum Führungsgremium, den Regenten, und war mehrmals Direktor der Institution; zu dessen Aufgaben gehörte es, dem jeweiligen Modell, das gezeichnet werden sollte, die Pose vorzugeben. Acht Jahre nach ihrer Gründung verließ Terwesten die Akademie, um nach Berlin zu gehen.

Durch seine Bilder und als Mitbegründer der Haager Akademie war Augustin Terwesten überregional bekannt geworden. 1690 erhielt er einen Ruf nach Berlin und siedelte sich mit Mutter und Schwestern dort an; sein Vater war 1680 gestorben. Am 12. April 1692 wurde er formell als Hofmaler des Kurfürsten Friedrich III., des späteren Königs Friedrich I. in Preußen angestellt.

Der Umbau des Berliner Stadtschlosses war noch nicht beendet, mit dem Bau des Schlosses Charlottenburg (damals noch Lietzenburg) wurde erst 1695 begonnen – das geplante Programm repräsentativer Wand- und Deckengemälde konnte noch nicht in Angriff genommen werden. So ließ der Kurfürst seinen Hofmaler anweisen, interessierten jungen Künstlern Unterricht im Malen und Zeichnen zu erteilen; dafür erhielt er Kost- und Lehrgeld. An der Gründung der Berliner Akademie der Künste im Jahre 1696 war Augustin Terwesten maßgeblich beteiligt. Nach dem Willen des Landesherrn sollte sie eine „Hohe Kunst Schul oder Kunst Universität, gleich denen wohlgeordneten Academien zu Rom und zu Paris“ werden. In sechs Federzeichnungen skizzierte Augustin um 1694 seine Ideen für die Räume der Akademie, für ihre Ausstattung und die verschiedenen Stadien der Ausbildung. Nach Genehmigung durch den Kurfürsten wurden diese Vorschläge realisiert. Terwesten war einer der Lehrer der Akademie, die er später für fünf jeweils einjährige Wahlperioden auch leitete.

Das erste nachweisbare und zugleich das einzige in Berlin erhaltene Deckengemälde Augustin Terwestens ist die „Allegorie auf die Einführung des Porzellans in Europa“ im ehemaligen Porzellankabinett des Schlosses Oranienburg, datiert von 1697. Schon der Große Kurfürst Friedrich Wilhelm und seine Frau hatten eine umfangreiche Sammlung von chinesischem und japanischem Porzellan erworben und in einem speziellen Raum, der Porzellankammer, zur Schau gestellt. Ihr Sohn, Kurfürst Friedrich III., ließ in einem Erweiterungsbau des Schlosses ein prächtiges neues Kabinett dafür einrichten. Die Decke war reich mit vergoldeten Stuckornamenten verziert, darin eingelassen war das runde Gemälde von Augustin Terwesten, zwei Halbkreisformate in Öl auf Leinwand gemalt. Diese Anordnung entsprach der Tradition des 17. Jahrhunderts, als man Deckengemälde wie Tafelbilder in die dekorative Gesamtgestaltung der Decken einfügte. Nach 1700 wurde es üblich, dass ein Deckengemälde als „barocker Himmel“ den ganzen Raum überspannte; im Berliner Stadtschloss arbeitete auch Augustin Terwesten auf diese Weise.

Zwischen 1695 und 1699 wurde der Mitteltrakt des Schlosses Lietzenburg erbaut, als Sommerresidenz der Kurfürstin Sophie Charlotte – nach ihrem Tod wurde das Schloss nach ihr benannt. Die Brüder Terwesten statteten das neue Gebäude mit Deckengemälden in vier Wohnräumen und einem Treppenaufgang aus. Ihre Bilder waren die ersten, die im Schloss entstanden. Thematisch orientierten sich die Maler an Motiven der antiken Mythologie. Das Schema der Decken war, mit Ausnahme des Treppenhauses, gleichartig: ein farbiges Mittelfeld in Stuckornamentik eingepasst, umgeben von vier oder acht separaten Bildfeldern in Grisaillemalerei.

Verbürgt ist, dass die Brüder in Charlottenburg zusammenarbeiteten; ihr Anteil an einzelnen Bildern lässt sich nicht eindeutig feststellen. Sicher ist auch, dass Augustin Terwesten den Hauptteil der Arbeit leistete. Für die zuweilen geäußerte These, Augustin hätte die Mittelbilder gemalt, sein jüngerer Bruder und ehemaliger Schüler Matthäus die eher untergeordneten seitlichen Bildfelder, gibt es keinen schlüssigen Beweis. Im Zweiten Weltkrieg wurden zwischen 1943 und 1945 mit weiten Gebäudeteilen des Schlosses auch die Bilder der Brüder Terwesten zerstört.

Der Architekt und Bildhauer Andreas Schlüter leitete um 1700 den Umbau des Berliner Stadtschlosses zum barocken Königsschloss. Schon 1699, im Stadium des Rohbaues, legte er für die Deckenmalereien sowohl die Inhalte als auch die Grundzüge der Entwürfe fest; der König akzeptierte das Programm. Die vorgesehenen Maler, alle Mitglieder der Kunstakademie, erhoben Einwände gegen die genauen Vorgaben, konnten sich aber nicht durchsetzen. Augustin Terwesten gehörte zu den wichtigsten Deckenmalern im Schloss, sein Bruder Matthäus war offenbar nicht beteiligt. Anders als im Sommerschloss Lietzenburg/Charlottenburg hatten die Allegorien hier in der Residenz der Hohenzollern nicht nur mythologische, sondern zum Teil auch politische Inhalte, etwa in Terwestens „Verherrlichung des preußischen Wappens“ und ähnlichen Darstellungen in den Repräsentationsräumen des Königs. Eher unpolitisch waren seine Deckengemälde in einer ganzen Reihe weiterer Räume.

Das letzte von Augustin Terwesten signierte und 1704 datierte Bild befand sich in einem Raum, der rund zweihundert Jahre später Kaiser Wilhelm II. als Arbeitszimmer diente. Die Deckengemälde Augustins im Berliner Stadtschloss existieren nicht mehr. Das Schloss war im Zweiten Weltkrieg, von Bomben getroffen worden und ausgebrannt. Die stabile und teilweise gut erhaltene Ruine wurde 1950 auf Beschluss der Behörden der DDR gesprengt und beseitigt.

Auch Ezaias, der mittlere Sohn der Familie, arbeitete vorübergehend in der Werkstatt des Vaters, später ließ er sich als Blumen- und Früchtemaler in Rom nieder. Der jüngste Sohn, Matthäus Terwesten, wurde am 23. Februar 1670 in Den Haag geboren, war also 21 Jahre jünger als sein Bruder Augustin, bei dem er anfangs in die Lehre ging. Als Augustin 1690 nach Berlin übersiedelte, brachte Matthäus mehrere von dessen unfertig zurückgelassenen Arbeiten zu Ende.

Schnell erhielt er auch eigene Aufträge, beschloss aber dennoch 1695 eine Reise nach Rom, um sich dort künstlerisch weiterzubilden. Während eines Zwischenaufenthalts bei seinen Familienangehörigen in Berlin zeichnete er an der Kunstakademie und erhielt darüber auch eine Urkunde. Im Frühjahr 1696 reiste er über Augsburg – wo er vergeblich nach Verwandten seines Vaters suchte –, Florenz und Siena nach Rom. 1697 entstand dort ein umfangreiches Album mit Zeichnungen nach antiken Vorbildern. Für 1698/99 ist wiederum ein Aufenthalt in Berlin belegt – wegen einer Krankheit seiner Mutter war Matthäus dorthin zurückgekehrt. Im Juni 1699 war er wieder in Den Haag, von wichtigen Persönlichkeiten des öffentlichen Lebens erhielt er lohnende Aufträge. Nach nochmaligem kurzen Aufenthalt in Berlin im April 1710, wo er zum Hofmaler und Professor an der Akademie ernannt wurde, kehrte er zurück, um noch im selben Jahr in Den Haag zu heiraten. Mit seiner Frau Theodora hatte er fünf Kinder, zwei von ihnen, Augustin d. J. und Pieter wurden ebenfalls Maler.

Ein besonderer Aspekt war die Zusammenarbeit von Matthäus Terwesten mit ortsansässigen Blumenmalern. Dabei entstanden Deckengemälde, oft aber auch kleine Arbeiten wie Supraporten oder Kaminbilder. Wenn einer der Blumenmaler ohne Auftrag war, malte Terwesten ihm zu Gefallen gelegentlich ein einfaches Hintergrundmotiv – eine Vase mit Draperie oder spielende Putti –, der Spezialist fügte die Blumen hinzu und ließ das fertige Bild zum Kauf anbieten. Signiert wurde eine solche Arbeit, wenn überhaupt, von dem Blumenmaler. Matthäus Terwesten war während seines ganzen Berufslebens in der Zeichenakademie von Den Haag aktiv. Er arbeitete bis ins hohe Alter. Noch 1751, mit 81 Jahren, bekam er den Auftrag für die Ausgestaltung eines Gerichtssaales und führte ihn auch aus. Nach zwei Schlaganfällen starb er am 11. Juni 1757 in Den Haag.

In der Motivwahl und der allgemeinen Durchführung unterschieden sich die Arbeiten der Brüder Terwesten nicht grundlegend. Es gab aber dennoch Unterschiede. Die Bilder von Matthäus waren weniger dramatisch, hatten einen stärker dekorativen Charakter. Auch war seine Farbgebung etwas heller. In der Anwendung der Raumperspektive zeigte er einige Schwächen – die Verhältnisse der Figuren in Vorder- und Hintergrund waren nicht immer stimmig; in diesem Punkt war er seinem Bruder Augustin unterlegen.

Der Glaubensflüchtling Antoine Pesne (1683-1757)[92], der aus einer angesehenen Pariser Malerfamilie stammte, wurde im Jahre 1711 in Berlin königlicher Hofmaler.[93]

Der preußische König Friedrich I. berief den jungen Franzosen 1710 als Hofmaler nach Berlin. Noch in Rom vermählte sich Pesne mit Ursule-Anne Dubuisson, einer Tochter des Blumenmalers Jean Baptiste Gayot Dubuisson, und übersiedelte dann mit seiner Frau und deren Familie nach Berlin, wo er als Nachfolger des am 6. Mai 1711 verstorbenen Niederländers Augustin Terwesten offiziell zum Hofmaler ernannt wurde. Dieses Amt behielt er auch nach dem Regierungsantritt Friedrich Wilhelms I. (1713), allerdings reduzierte der sparsame Soldatenkönig Pesnes Gehalt um die Hälfte.

1715 reiste der Maler zu Studienzwecken nach Dessau und 1718 erstmals nach Dresden, wo er als Bewerbungsstück für seine Aufnahme in die Pariser Académie Royale – die 1720 erfolgte – das berühmte (oben gezeigte) Selbstbildnis mit seinen Töchtern malte. Mit diesem Familienbildnis, mit der Darstellung einer intimen Situation, die typisch wurde für den Stil des Rokoko, löste sich Pesne von den Traditionen des Barock. 1722 wurde er zum Direktor der Berliner Kunstakademie ernannt und besuchte in dieser Eigenschaft in den Jahren 1723 und 1724 Paris und London.

Von 1736 bis 1740 lebte Antoine Pesne am Rheinsberger Hof des kulturell frankophilen Kronprinzen Friedrich, der ein begeisterter Sammler von Bildern des französischen Malers Antoine Watteau (1683–1721) war.[94] Er protegierte den Franzosen Pesne in der Hoffnung, dass dieser ihm Bilder im Stil Watteaus malen würde. Bei Friedrichs Tafelrunden war Pesne ein gern gesehener Gast. Er malte in Rheinsberg zahlreiche Porträts und schuf zwischen 1738 und 1740 einige Deckenfresken zu allegorisch-mythologischen Themen. Hier begann auch seine produktive Freundschaft mit dem Architekten von Knobelsdorff, mit dem er in den 1740er Jahren bei der Ausgestaltung der Schlösser Rheinsberg, Charlottenburg, Sanssouci und des Potsdamer Stadtschlosses zusammenarbeitete.

1746 erhielt Antoine Pesne von Friedrich II. das Grundstück Oberwallstraße 3 in Berlin zum Geschenk, einschließlich der Materialien zum Bau eines Hauses; dort wohnte der Maler bis an sein Lebensende. Im Auftrag des Grafen Gustav Adolf von Gotter wirkte er um 1747 noch an der Ausgestaltung des Schlosses Molsdorf mit, danach war sein künstlerisches Schaffen beendet.

Pesne, der als Hofmaler drei preußischen Königen gedient hatte, starb am 5. August 1757 und wurde am folgenden Tag in der Gruft des Deutschen Domes auf dem Gendarmenmarkt in Berlin an der Seite Knobelsdorffs beigesetzt. Wegen Umbauarbeiten im Dom wurden die Gebeine Pesnes und Knobelsdorffs 1881 auf den Friedhof I der Jerusalems- und Neuen Kirchengemeinde am Halleschen Tor in Kreuzberg umgebettet.

Der Maler Antoine Pesne zählt neben dem Baumeister Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff und dem Ornamentiker Johann August Nahl zu den wichtigsten Künstlern des friderizianischen Rokoko. Außerdem wird er neben Antoine Watteau, Nicolas Lancret (1690–1743) und Francois Boucher (1703–1770) als einer der bedeutendsten Maler des französischen Rokoko gewertet.[95]

Pesne erlangte anhaltende Anerkennung einerseits durch seine vielfachen Portraits der königlich preußischen Familie und der Angehörigen ihres Hofstaates - er begleitete als Bildchronist drei Preußenkönige - andererseits aber auch durch seine Bilder von Tänzerinnen, Schauspielerinnen oder „einfachen Mädchen“ aus dem Volk. In Berliner Museen und im Schloss Charlottenburg sind viele seiner Gemälde ausgestellt, u. a. mehrere Porträts des „Alten Fritz“, seines Bruders Heinrich und des „Alten Dessauers“.[96] Seine Fresken, seine Wand- und Deckenbilder, die er für die Schlösser Rheinsberg, Charlottenburg, Sanssouci oder das Potsdamer Stadtschloss schuf, gehören, soweit sie noch erhalten sind, zum bleibenden Kulturerbe Preußens.

Für Schloss Charlottenburg war ursprünglich auch das Bernsteinzimmer bestimmt – eine komplette Wandvertäfelung aus Bernstein, die später auch als „das achte Weltwunder“ bezeichnet werden sollte. Entworfen wurde es von dem Architekten und Bildhauer Andreas Schlüter. Als Raum wird die Rote Damastkammer angenommen. 1712 wurde die Arbeit noch erwähnt, ist jedoch für Charlottenburg nicht mehr vollendet worden. Teile der Bernsteinvertäfelung sollen im Berliner Stadtschloss in ein an den Weißen Saal angrenzendes Kabinett eingebaut werden.

Das Bernsteinzimmer, ein im Auftrag des ersten Preußenkönigs Friedrich I. an Andreas Schlüter gefertigter Raum mit Wandverkleidungen und Möbeln aus Bernsteinelementen, wurde ursprünglich im Berliner Stadtschloss eingebaut. 1716 wurde es vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. an den russischen Zaren Peter den Großen verschenkt. Fast zwei Jahrhunderte lang befand es sich im Katharinenpalast in Zarskoje Selo bei Sankt Petersburg. Ab 1942 war es im Königsberger Schloss ausgestellt, seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges ist es verschollen.Im Katharinenpalast befindet sich seit 2003 eine originalgetreue Nachbildung des Bernsteinzimmers.

Das Bernsteinzimmer war ursprünglich für das Charlottenburger Schloss bestimmt. Entworfen wurde es von dem Architekten und Bildhauer Andreas Schlüter. Es handelte sich um eine komplette Wandvertäfelung aus Bernstein, die später auch als das „achte Weltwunder“ bezeichnet wurde. Der dänische Bernsteindreher Gottfried Wolffram befand sich aufgrund einer Empfehlung Friedrichs IV. von Dänemark wohl seit 1701 in Diensten Friedrichs I. in Königsberg. Im Jahr 1706 wurde die Ausführung den Danziger Bernsteinmeistern Ernst Schacht und Gottfried Turau übertragen, da Wolfframs Preise als zu hoch empfunden wurden. 1712 wird die Arbeit noch erwähnt, ist dann aber erst nach dem Tode Friedrichs I. teilweise in ein Kabinett am Weißen Saal des Berliner Stadtschlosses eingebaut worden.

Der russische Zar Peter der Große bewunderte das Zimmer bei seinem Besuch in der preußischen Residenz des „Soldatenkönigs“, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger für derlei Kunst am Bau wenig übrig hatte, dafür aber „Lange Kerls“ für seine Leibgarde suchte. So kam es mit Zar Peter zum Austausch von Geschenken zur Besiegelung einer Allianz gegen Schweden, und das Zimmer wurde gegen Soldaten mit Gardemaß getauscht. Das wertvolle Geschenk an den russischen Monarchen verursachte bereits damals Schlagzeilen in deutschen Zeitschriften, so z. B. im Journal Remarquable Curiosa. Peters Tochter, Zarin Elisabeth, ließ das Zimmer erweitern und in Sankt Petersburg zunächst im Winterpalast installieren, später im Katharinenpalast in Zarskoje Selo. Der im Dienste des russischen Hofes stehende italienische Architekt Bartolomeo Francesco Rastrelli brachte das Zimmer durch Einfügung von Spiegelpilastern und vergoldeten Schnitzereien zu seiner endgültigen Größe.

Im September 1941 wurde der Katharinenpalast von der Wehrmacht als Wohnunterkunft beschlagnahmt. Der sowjetischen Verwaltung war es nicht gelungen, die Wandtafeln abzutransportieren, sie wurden durch Pappe notdürftig gegen Splitter gesichert. Ab 14. Oktober 1941 wurde das Bernsteinzimmer im Auftrag des Einsatzstabs Reichsleiter Rosenberg unter Aufsicht des Rittmeisters Ernstotto zu Solms-Laubach und des Hauptmanns Georg Poensgen innerhalb von 36 Stunden demontiert, in 28 Kisten verpackt und nach Königsberg abtransportiert, wo sich die Prussia-Sammlung befand. Am 13. November 1941 berichtete die Königsberger Allgemeine Zeitung ausführlich über eine Ausstellung von Teilen des Bernsteinzimmers im Königsberger Schloss. Ebenso erschien ein Artikel in der Zeitschrift Pantheon, dessen Fotomaterial offenbarte, dass ein florentinisches Mosaik fehlte. Nach einem Brand in einem Ausstellungsraum des Königsberger Schlosses 1944 wurde die Wandverkleidung demontiert und wahrscheinlich im Keller des Königsschlosses in Kisten eingelagert. Durch zwei britische Luftangriffe auf Königsberg Ende August 1944 wurden wahrscheinlich nur die sechs Sockelverkleidungen beschädigt.

Seit 1945 ist das Bernsteinzimmer verschollen. Über seinen Verbleib gibt es eine kaum noch überschaubare Fülle an Behauptungen, Vermutungen und Spekulationen. In der einschlägigen Literatur werden allein mehrere hundert Orte benannt, wo es verborgen sein soll. Zahlreiche in- und ausländische Forscher haben bisher vergeblich nach dem Bernsteinzimmer gesucht. Fest steht lediglich, dass das Bernsteinzimmer letztmals in Königsberg gesehen worden ist. Unklar ist allerdings, wann. Nach Erkenntnissen der beiden britischen Forscher Adrian Levy und Catherine Scott-Clark soll das Bernsteinzimmer 1945 dort verbrannt sein, und zwar nachdem die Sowjetarmee die Stadt und das Schloss erobert hatte (also nicht schon vorher bei der Bombardierung der Stadt durch die Engländer am 30. August 1944). Das gehe aus bislang unbeachteten Archivdokumenten aus dem Nachlass des sowjetischen Bernsteinzimmer-Beauftragten Anatoli Kutschumow hervor, wird aber von Sachverständigen bezweifelt oder gilt nach heutigem Wissensstand als widerlegt.

Das Schloss von Königsberg, in dem sich das Bernsteinzimmer befand, wurde 1945 stark beschädigt und die Ruine 1968 auf Befehl von Leonid Breschnew abgerissen, um dort das Haus der Sowjets zu errichten. Aufgrund von Statikproblemen wurde dieses Hochhaus nicht fertiggestellt; bisher konnte man sich weder zu einer Fertigstellung noch zu einem Abriss entschließen.

Der Schlossunterbau mit den Kellergewölben, in welchen das Bernsteinzimmer nachweislich eingelagert war, soll zum Teil noch existieren. Der riesige Gebäudekomplex verfügte nach erhaltenen Plänen über tief gelegene Kellerräume, die bis heute noch nicht freigelegt worden sind. Der Verbleib des Bernsteinzimmers in Königsberg wird daher durchaus für denkbar gehalten. Andererseits wird spekuliert, dass russische Stellen Hinweise verbergen wollen, wonach die Sowjetmacht den Verlust des Bernsteinzimmers nicht verhindern konnte.

Das Königsberger Schloss war, so wird von russischen Suchern vermutet, mit dem Dom durch einen unterirdischen Gang verbunden. In seinen Nischen könnten wertvolle Gegenstände gelagert sein. Vermutet wird auch, dass die Zugänge gegen Ende des Zweiten Weltkriegs gesprengt wurden. Auf der Suche nach dem Bernsteinzimmer wollte der russische Katastrophenschutz deshalb 2009 erstmals im neuen Pregel graben (Königsberger Express, März 2009). Gefunden wurde bisher nichts.

Im Zusammenhang mit dem spektakulären Schwabinger Kunstfund behauptete ein Vetter des Sohnes von Hildebrand Gurlitt im November 2013, dieser wisse, wo sich das Bernsteinzimmer befinde.

In der Zeit des Zweiten Weltkrieges ist es unter ungeklärten Umständen zu Diebstählen von einzelnen Ausstattungsstücken des Bernsteinzimmers gekommen. Darauf lässt die Tatsache schließen, dass eine Kommode und ein Steinmosaik (das bereits vor der Ankunft in Königsberg gestohlen wurde) 1997 in Deutschland aufgefunden wurden. Das Mosaik tauchte 1996 in Norddeutschland auf und wurde auf dem „grauen Kunstmarkt“ für 2,5 Millionen US-Dollar angeboten. Bevor es jedoch zu einem Verkauf kam, wurde das Objekt von der Polizei in Bremen beschlagnahmt. Einige Zeit nach diesem spektakulären Fund meldete sich aufgrund von Presseberichten die Besitzerin der Kommode in Berlin. Diese vermutlich letzten beiden noch erhaltenen Originalteile des Bernsteinzimmers wurden von der Bundesregierung an Russland zurückgegeben.

Im Katharinenpalast wurde ab 1976 an der Rekonstruktion des Bernsteinzimmers gearbeitet, die sich hauptsächlich auf Schwarz-Weiß-Fotos des Originals sowie auf das einzige vorhandene Farbfoto stützte. Nach einer Unterbrechung auf Grund von Finanzierungsproblemen konnten die Arbeiten durch eine Spende der deutschen Ruhrgas AG von 3,5 Millionen Dollar abgeschlossen werden. Im Rahmen des 300-jährigen Stadtjubiläums von Sankt Petersburg wurde das rekonstruierte Bernsteinzimmer am 31. Mai 2003 in einem feierlichen Akt durch Bundeskanzler Gerhard Schröder und den russischen Präsidenten Wladimir Putin der Öffentlichkeit übergeben. Heute kann das Bernsteinzimmer im Katharinenpalast besichtigt werden.

Im Jahr 2007 sind nach elfjährigen Restaurierungsarbeiten wieder alle 20 Attika-Skulpturen auf den Balustraden des Daches zurückgekehrt, nachdem die Erneuerung der Gußnähte und der Farbschicht abgeschlossen wurde. Bereits seit 1970 wurden die 2,5 Meter hohen Plastiken als „moderne“ Neuschöpfungen aufgestellt, die dem Barock nachempfunden sind. 1996 wurden sie zunächst in der Gartenanlage neben der Kleinen Orangerie platziert, nachdem eine Absturzgefahr festgestellt wurde.

Eine kleinere Nachbildung des Mittelbaues mit Turm diente auf der Weltausstellung 1904 in St. Louis als Deutsches Haus mit Restaurant und Ausstellungsräumen. Zusammen mit den gegenüberliegenden Einrichtungen, dem Museum Berggruen, dem Bröhan-Museum und der Sammlung Scharf-Gerstenberg, bildet das Schloss Charlottenburg einen wichtigen Museumsstandort. Zwischen den Museen steht am Nordende der Schloßstraße – in der Sichtachse zum Schloss – das Prinz-Albrecht-von-Preußen-Denkmal aus dem Jahr 1901.

In der Kapelle des Schlosses (Eosander-Kapelle) befand sich einst eine Orgel des Orgelbauers Arp Schnitger (Hamburg). Das Instrument wurde zu Beginn des 18. Jahrhunderts errichtet und ungefähr im Jahre 1706 eingeweiht. Die Orgel stand auf einer Empore in dem Seitenschiff. Das Schleifladen-Instrument hatte 26 Register auf Rückpositiv Bis Ende des 19. Jahrhunderts blieb die Orgel weitgehend unverändert erhalten. 1888 wurde die Disposition durch die Gebrüder Dinse (Berlin) geringfügig verändert. 1943 wurde die Orgel abgebaut, und in den Kellergewölben des Berliner Schlosses eingelagert, wo sie 1944 beim Brand des Schlosses vernichtet wurde. Nach dem Wiederaufbau des Charlottenburger Schlosses wurde die Orgel in den Jahren 1969–1970 durch die Orgelbaufirma Karl Schuke (Berlin) rekonstruiert.

Der 55 Hektar große Schlossgarten Charlottenburg wurde ab 1697 von Siméon Godeau als französischer Barockgarten angelegt. 1696 engagierte die Kurfürstin Sophie Charlotte den französischen Gärtner Siméon Godeau zur Neuanlage eines Gartens des Schlosses Lietzenburg und tat damit einen entscheidenden Schritt weg vom holländischen Einfluss, der die damalige Gartengestaltung noch prägte. Godeau stammte aus dem Umfeld Le Nôtres, dem Gestalter des Versailler Gartens, und entwarf einen modernen Barockgarten nach dessen Schema.

Der Barockgarten spiegelt die Stellung der absolutistischen Herrscher dieser Zeit wieder. Mensch und Natur sei ihnen Untertan. Er ist ein ganz und gar künstliches, durch den Menschen geschaffenes Gebilde. Bei der Planung wurde höchster Wert auf Regelmäßigkeit und Symmetrie gelegt.

Als großer Liebhaber der Schifffahrt legte Friedrich I. viel Wert auf die Entfaltung höfischen Prunks mit Lustschiffen auf Havel und Spree. Deshalb sollte sein neues Sommerschloss direkt am Wasser liegen. Als Verkehrsweg bot es große Vorteile gegenüber der Landstraße, wo man im Sand stecken blieb und Achsenbrüchen unterlag. Zudem bot das Wasser ein wichtiges gestalterisches Element des Barockgartens, die künstlich gefasste Wasserfläche, die das Licht des Himmels, die unendliche Weite des Raumes zu Füssen des Spiegelbildes des Schlosses einfing.

Vor der Gartenfassade des Schlosses entstand das Parterre. Die terrassenartigen Flächen in nächster Nähe des Schlosses waren am prächtigsten dekoriert und für die Draufsicht aus der Beletage geschaffen. Ornamentale Rasenflächen, Blumenrabatten, beschnittene Buchsbäumchen und Wasserspiele bildeten barocke Formenelemente und Figuren. Die Flächen wurden mit buntem Kies bestreut und ahmten feine Stickereien nach, diese so genannten Broderieparterres waren der künstlerische Höhepunkt eines Barockgartens.

Das besondere des Parterres von Lietzenburg war, dass seine nördlichen Teile eine spiegelbildliche Wiederholung der südlichen, schlossnahen waren. Durch diese Symmetrie sollte man, wenn man vom Wasser aus an Land stieg, nicht in einen Außenbezirk des Gartens treten, sondern gleich in seinem Herzen sein.

Hinzu kamen rahmende Boskette. Ein Boskett ist ein „Lustwäldchen“, der Hecken- und Niederwaldbereich des Barockgartens. Seine zumeist geradlinigen Außenseiten werden durch dichte, in geometrisch exakte Formen geschnittene Hecken oder niedrige Bäume gebildet. Die Boskette sind fast immer spiegelsymmetrisch aufgebaut und liegen zumeist parallel auf beiden Seiten der Hauptachse des Gartens. Die derart gegliederten Bereiche beinhalten kleine Salons im Freien, sie wiederholen praktisch den Innenraum des Schlosses in der Außenwelt. Den Bosketten sind unterschiedliche Nutzungsmöglichkeiten zugedacht, so finden sich hier oft Heckentheater, Irrgärten oder offene "Konzertsäle". Ca 900 Meter nördlich des Schlosses zweigte Godeau einen Kanal von der Spree ab, der direkt auf das Schloss zuführte und nach kurzer Strecke einen Querkanal kreuzte, der halbkreisförmig den hier beginnenden Garten wie zwei Arme umfasste. Wenn das Schloss zu Schiff erreicht wurde, sollte der Garten dem Blick zunächst verborgen sein und nur das Schloss in der Verlängerung des Kanals erscheinen. Fuhr das Boot dann in die Sichtachse ein, sollte sich auf einmal die volle Größe des Gartens auftun. Formal folgte Godeau damit wieder der Gestaltung des Versailler Gartens.1697 wurde mit den Arbeiten begonnen, 1699 erfolgte die offizielle Einweihung und Sophie Charlotte besaß nun einen Garten nach modernstem Geschmack.

1705, nach dem Tode Sophie Charlottes, nannte Friedrich I das Schloss Lietzenburg in Charlottenburg um und bestimmte eine dritte Bauphase für den Garten. Die Erweiterungen sind größtenteils der Repräsentationslust des Fürsten geschuldet und sollen den Charakter der Anlage als Sitz eines absolutistischen Fürsten verstärken. Es entstanden unter anderem Orangerien, Fasanerien und Küchengärten, sowie neue Boskette und Vergrößerungen in Gestalt von Mail-, Boule- und Ringelstechanlagen um den Ansprüchen höfischer Feste gerecht zu werden. Zudem wurde eine Lindenallee gepflanzt, die aus vier Baumreihen bestand und das Parterre und den Teich begleitete. Bassins dienten Bootswettfahrten und Wasserspielen. Es wurden Bänke, 62 Vasen und 48 Putten aufgestellt. Sie waren „points de vue“, Sichtpunkte die den Betrachter erfreuen sollten. Der Garten diente dem Promenieren, dem Lustwandeln, ein höfisches Zeremoniell der Konversation, dessen Vergnügen im Sehen und Gesehen werden bestand.

Unter Friedrich Wilhelm I., dem Soldatenkönig (1713-1740) stagnierte die Entwicklung, denn er interessierte sich kaum für den Garten. Hauptsächlich wurde er nun als Nutzgarten verwendet, da der König gerne gut speiste.

Gleich am ersten Tag nach dem Tode seines Vaters, am 1. Juni 1740 zog Friedrich II. in Charlottenburg ein. Er begann mit der Erneuerung des Parterres. Es wurde zum „parterre de compartiment“ umgestaltet, d.h., dass sich das Muster in jedem Kompartiment des Parterres symmetrisch zu seinem eigenen Mittelpunkt verhält. Zudem bestimmen nun Blumenbänder maßgeblich das Muster des Parterres. Friedrich II. erstellte auch ein neues Orangenhaus und erweiterte den Küchengarten um viele Obstsorten und schöne Tulpen. Zahlreiche Statuen wurden aufgestellt. Der gesamte Garten ausgebessert. Da sich der König später vorwiegend in Potsdam aufhielt, interessierte er sich kaum noch für den Garten

Dem aufklärerischen Geist der Zeit nicht unaufgeschlossen, entstanden unter Friedrich Wilhelm II., nach Entwürfen des Gartenarchitekten Eyserbeck aus Wörlitz, die ersten landschaftlichen Partien. Das große Broderieparterre wurde zu einem weiten Rasengrund zusammengeführt und mit Gruppen von Gehölzen bepflanzt. Wege durchschlängelten die Boskette, Kanäle wurden mit natürlicher Uferlinie geformt, eine zierlich gewölbte Steinbrücke erbaut und im Westen des Gartens entstand ein modernes Aha, ein trockener Grenzgraben, der die Sicht in die Feldflur ermöglichte. 1788 erschuf der Architekt Langhans ein Angelhaus im gotischen Stil, ein hölzernes Lusthaus, das mit seinem unbekümmerten Stilzitaten typisch ist für den sentimentalen Garten dieser Zeit. Im gleichen Jahr erbaute er auch das Belvedere direkt an der Spree, von dort setzte den Besucher eine Fähre über den Fluss.Als bewusster Kontrast zum geometrischen Barockgarten, der sowohl Natur, als auch den Menschen in eine Form zwang, entstand der Landschaftsgarten als neues Symbol der Befreiung von Mensch, Geist und Natur. Er demonstrierte die Verbundenheit des Menschen mit der Vollkommenheit der Natur. Der Geist der Romantik spiegelte sich im künstlerischen Schaffen als Offenbarung des Göttlichen im Menschen. Hinzu kommt eine biedermeierliche Bescheidenheit, der Garten diente nicht mehr der Repräsentation, sondern als Rückzugsort der Besinnung. Es wurde nicht mehr lustwandelt, sondern gelöst gegangen ohne Zwang und Affektion.

Ab 1802 führte Georg Steiner die von August Eyserbeck vorgenommenen Veränderungen im Garten fort. Unter ihm kommt es zu weiterer „Verlandschaftung“ des Gartens. Die Wasserläufe wurden verändert. Durch die Verbindung der Spree zur Alten Spree entstand eine neue Insel, ein romantisches Eiland, das man nur über eine Fähre erreichen konnte. 1810 ließ der König der verstorbenen Königin Luise ein Mausoleum nach dem Entwurf von K. F. Schinkel errichten. Ganz im Geist der neuen Empfindsamkeit der Zeit, verwies das Mausoleum bewusst auf das Jenseits.

1824 erfolgte der Bau des Neuen Pavillons von Schinkel und die Anlage seiner Umgebung. Ab 1818 erreichte unter Peter J. Lenné der Schlossgarten seine Vollendung zum klassischen Landschaftsgarten. Noch bewusster als Steiner spielte er mit dem Wechsel von Laubdunkel und lichten Ausblicken. Es ging ihm um die Schaffung von Bildern und Stimmungseindrücken, er lenkte den Blick des Betrachters geschickt durch Sichtachsen, schüttete Aussichtshügel auf. Der Figurenschmuck nahm wieder zu, sollte dem Garten Bedeutungen geben. Über 500 Kübelpflanzen und 2000 Topfpflanzen zählte der Garten im Jahr 1811 und verwies damit auf das modern gewordene Land Italien.

Um 1830 konnte infolge der umfassenden Arbeiten wieder von einem einheitlichen Stil des Gartens gesprochen werden. Unter Friedrich Wilhelm IV. fand ein Neuaufleben der geometrischen Formen statt, so ließ er die Boskette wieder herstellen und weitere Veränderungen vornehmen, die den harmonischen Gesamteindruck zerstörten. Nach seinem Tode im Jahre 1861 geriet Charlottenburg in Vergessenheit, der Garten verwahrloste. Im zweiten Weltkrieg erfuhren Schloss und Garten große Schäden. Beim Wiederaufbau entschied man sich für die Rekonstruktion des Broderieparterres. Die Broderien wurden nach Musterbüchern angelegt. Der nördliche Bereich, der als Kleingartenanlage und Trümmerberg genutzt war, wurde in den 50er Jahren des 20. Jh. in die Parkgestaltung einbezogen. Im Frühjahr 2001 wurde das in den fünfziger Jahren rekonstruierte Parterre restauriert.

Friedrich Wilhelm II. schloss sich während seiner Regierungszeit 1786–1797 dem romantischen Trend mit seiner Vorliebe für englische Landschaftsgärten an, der in krassem Gegensatz zu den geometrischen Formen und Sichtachsen des Barockgartens stand.

Anders als in den französisch geprägten Barockgärten mit ihren großen geometrisch angelegten Blumenbeeten (Parterres) finden sich in den klassischen englischen Landschaftsgärten kaum Blühpflanzen. Die Idee des englischen Gartens bestand darin, die bis dato vorhandene mathematische Strenge der exakt angelegten Beete und beschnittenen Hecken zu eliminieren und sich bei der Gartengestaltung mehr nach dem zu richten, was die Natur idealerweise an Ausblicken zu bieten hat. In ihm sollte sich das Prinzip einer natürlichen Landschaft widerspiegeln, die durch unterschiedliche und abwechslungsreiche Eindrücke im Sinne des Ideals eines „begehbaren Landschaftsgemäldes“ dem Auge des Betrachters Vergnügen bereiten sollte. Trotz einer angestrebten „Natürlichkeit“ ist ein englischer Garten ein Kunstwerk, der sich an der Ästhetik eines Landschaftsgemäldes der idealen Landschaftsmalerei orientiert, maßgeblich waren Künstler wie Claude Lorrain, Nicolas Poussin und Gaspard Dughet. In diesem Sinne bieten Landschaftsgärten „malerische“ Ansichten. Die Entstehung einer solchen Parklandschaft war in Großbritannien auch durch die intensive Beweidung im Umfeld der dortigen frühen Industrialisierung bedingt.

Die englischen Landschaftsgärten sind durch aus der Ferne unsichtbare Gräben bzw. versenkte Mauern, Ha-Ha genannt, von der umgebenden Landschaft abgegrenzt. Der englische Landschaftsarchitekt William Kent griff bei seinen großzügigen Gartenplanungen auf das Ha-Ha als unsichtbares gestalterisches Element zurück. Dieses war erstmals von Charles Bridgeman in die Gartengestaltung eingeführt worden. Es handelt sich dabei um einen Graben, der den eigentlichen Garten von der angrenzenden Landschaft trennt, ohne dass man einen Übergang sieht. Auf diese Weise wurde der nahe Garten mit der weiter hinten liegenden Landschaft optisch zu einer Einheit verschmolzen, ohne dass größere Zäune und Hecken den Ausblick störten.

Um den Horizont zu akzentuieren, wurden antike Tempel, später auch chinesische Pagoden, künstliche Ruinen, Grotten und Einsiedeleien (Eremitagen) in die Landschaft eingestellt. Anstelle von geradlinigen Kanälen, runden Bassins und Kaskaden, die man im barocken Garten von den geometrisch exakt angelegten Wegen aus bewundern konnte, gab es im englischen Garten sich abwechslungsreich durch die Landschaft schlängelnde Wege und Flüsse. Lancelot 'Capability' Brown schuf Gärten (oder eher Parkanlagen) mit weiten Rasenflächen, sich großzügig windenden Wegen, sich frei windenden Flüssen und natürlich wirkenden Teichen und Seen, zwischen die Reihen aus passenden Bäumen oder kleinere Wälder gepflanzt wurden. Häufig wurden die Wege auch leicht versenkt angelegt, so dass sie von anderen Wegen aus von der Seite her nicht zu sehen waren und ungestörte Rasenflächen vorspiegelten.

Ein Phänomen des 18. und frühen 19. Jahrhunderts waren die Schmuckeremiten, professionelle Einsiedler, die während einer vertraglich festgelegten Dauer in eigens eingerichteten Eremitagen wohnten und sich zu bestimmten Tageszeiten sehen ließen, um die Eigentümer der Parks und deren Gäste mit ihrem Anblick zu unterhalten. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts kamen auch Bauten der Neogotik in Mode, unter dem Einfluss von Horace Walpole, der auch ein Buch über englische Gartenkunst schrieb (Essays on Gardening 1794).

In abgewandelter Form wurde die Idee des englischen Gartens auch in die Nachbarländer importiert. Beispiele aus Deutschland sind der von Friedrich Ludwig Sckell gestaltete Englische Garten in München und der Rombergpark in Dortmund oder der Georgengarten und der Hinübersche Garten in Hannover. Führend bei der Einführung in Deutschland war Christian Cay Lorenz Hirschfeld, dessen Theorie der Gartenkunst in fünf Bänden zwischen 1779 und 1785 erschien. Er beeinflusste zum Beispiel Carl Heinrich August Graf von Lindenau (1755–1842), dessen Park in Machern einen der frühesten englischen Gärten in Deutschland darstellt, auch wenn gewisse Ideen noch auf die Gartenideale der Empfindsamkeit zurückgehen. Die landschaftsarchitektonische Fortentwicklung auf dem europäischen Kontinent ist stark dem „Gartenfürsten“ Hermann von Pückler-Muskau zu danken.

Der bedeutendste Landschaftspark Österreich ist der Schlosspark in Laxenburg, in dem sich auch viele klassizistische und romantische Staffagebauten finden, etwa die Franzensburg.

Die Ermitage Arlesheim in Arlesheim ist der größte englische Garten in der Schweiz. Der Park wurde auf Initiative von Balbina von Andlau-Staal und deren Cousin Domherr Heinrich von Ligerz erbaut und 1785 eröffnet.

Beispiele für Englische Gärten in England sind der für den Dichter Alexander Pope in Twickenham angelegte Garten (nicht mehr erhalten), William Kents Landschaftsparks in Claremont House und Stowe House, die für Lord Burlington geschaffene Anlage in Chiswick, John Vanbrughs Garten Aislabie in Studley sowie Stourhead bei Stourton in Wiltshire.

Im Schlossgarten befinden sich das 1788 von Carl Gotthard Langhans erbaute Teehaus Belvedere und das nach 1810 für Königin Luise erbaute Mausoleum im Schlosspark Charlottenburg.

Das Belvedere war ursprünglich ein Teehaus und Aussichtsturm im nordöstlichen Teil des Parks des Charlottenburger Schlosses, nahe der Spree in Berlin. Das im Übergang vom barocken zum klassizistischen Stil erbaute dreigeschössige Gebäude wurde nach Plänen von Carl Gotthard Langhans 1788/89 für König Friedrich Wilhelm II. errichtet.

Das Belvedere wurde ursprünglich auf einer Insel errichtet. Den Grundriss bildet ein Oval, an das vier Rechtecke anschließen. An diesen kleinen Vorbauten befinden sich im Erdgeschoss die Eingänge, im ersten Obergeschoss Säulen (auf der Ost- und Westseite) bzw. Pilaster (Nord- und Südseite). Auf den Säulen ruhen im zweiten Obergeschoss Balkone. Eine kupferbeschlagene Kuppel schließt das Gebäude nach oben hin ab. Auf dieser stehen drei vergoldete Knaben, die einen Blumenkorb auf ihren Köpfen halten. Sie stammen von Karl Bobek (1925–1992) in freier Wiederholung der ursprünglichen Gruppe von Johann Eckstein (1735–1817).

König Friedrich Wilhelm II. nutzte den Pavillon zu persönlichen Aufführungen kammermusikalischer Werke. Hier fanden auch die betrügerischen Geisterbeschwörungen des Ordens der Gold- und Rosenkreuzer statt, mit denen dieser Geheimbund den nachmaligen König zum Eintritt veranlasste. Nach erheblichen Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg (1943) erfolgte 1956 bis 1960 der Wiederaufbau nach alten Stichen. Das Innere der drei übereinander liegenden Säle wurde jedoch nicht wieder entsprechend dem ursprünglichen Zustand rekonstruiert. Das Belvedere beherbergt heute als Dauerleihgabe des Landes Berlin eine bedeutende Porzellansammlung - Meisterwerke aus der Königlichen Porzellan-Manufaktur Berlin (KPM). 2002/03 wurde das Belvedere renoviert. Es steht unter Denkmalschutz.

Das Mausoleum im Park des Schlosses Charlottenburg wurde 1810 nach dem Tod der preußischen Königin Luise errichtet und später als Grabstätte weiterer bedeutender Mitglieder des preußischen Königshauses erweitert. Die lange über ihren Tod anhaltende Popularität Luises sorgte noch bis ins frühe 20. Jahrhundert dafür, dass das Mausoleum eine der touristischen Hauptattraktionen Charlottenburgs war.

Luise von Mecklenburg-Strelitz, Gattin des preußischen Königs Friedrich Wilhelm III., starb am 19. Juli 1810 im Alter von 34 Jahren auf Schloss Hohenzieritz bei Neustrelitz an einer Lungenentzündung. Der Leichnam der beliebten und hoch verehrten Königin wurde nach Berlin überführt und am 30. Juli 1810 im Berliner Dom beigesetzt.

Ihr Witwer beauftragte den Architekten Heinrich Gentz damit, im Park des Schlosses Charlottenburg umgehend ein Mausoleum zu errichten. Karl Friedrich Schinkel war an den Arbeiten beteiligt, auch der König selbst nahm Anteil an den Entwürfen. Für den Bau konnten Materialien verwendet werden, die an anderen Orten nicht mehr gebraucht wurden, etwa Säulen aus dem Schloss Oranienburg oder Treppenstufen aus dem Park von Sanssouci. So war es möglich, das Bauwerk in nur fünf Monaten fertigzustellen. Als Standort hatte Friedrich Wilhelm III. einen Lieblingsplatz Luises im Schlossgarten Charlottenburg am Ende einer dunklen Tannenallee gewählt.

Am 23. Dezember 1810 fand die Königin dort ihre letzte Ruhestätte. Der Ort entwickelte sich rasch zu einer Kultstätte für die Verehrung der verstorbenen Königin. Friedrich Wilhelm III. beauftragte den Bildhauer Christian Daniel Rauch, einen Sarkophag aus Marmor mit einer darauf ruhenden Skulptur Luises zu erstellen. Den Gipsentwurf fertigte Rauch unter den Augen des Königs in Berlin, den Marmorsarkophag selbst in Rom und Carrara. Bei der Überführung 1814 wurde das englische Transportschiff von einem amerikanischen Schiff gekapert. Später gelang es einem englischen Schiff, dem amerikanischen Schiff den Sarkophag wieder abzujagen. So erreichte er erst mit halbjähriger Verspätung und mit Schäden durch Salzwasser im Frühjahr 1815 sein Ziel Charlottenburg.

Die tempelartige Giebelfront des Mausoleums mit vier dorischen Säulen war zunächst in Sandstein ausgeführt worden. Dieser Portikus wurde 1828 durch eine Neufassung aus rotem Granit ersetzt, die ursprüngliche Fassung steht seither zur Erinnerung an Luise auf der Pfaueninsel bei Potsdam.

Nachdem König Friedrich Wilhelm III. 1840 gestorben war, wurde das Mausoleum 1841 von Ludwig Ferdinand Hesse nach einem Entwurf von Schinkel durch einen Querbau mit Apsis erweitert, um in dem neuen, größeren Raum die Grabmale des Königspaares gemeinsam unterbringen zu können. Der kleinere Teil des Gebäudes diente nun als Vorraum. Die Apsis erhielt 1849 ein Wandbild von Karl Gottfried Pfannschmidt, einem Schüler des Malers Peter von Cornelius aus der Gruppe der Nazarener. Das Motiv erinnert an Darstellungen des Frühmittelalters: Luise und Friedrich Wilhelm knien rechts und links vor dem thronenden Christus.

Nach dem Tod des ersten deutschen Kaiserpaares wurde das Bauwerk durch Albert Geyer nochmals vergrößert, sodass 1894 auch die von Erdmann Encke geschaffenen Marmorsarkophage von Wilhelm I. († 1888) und Kaiserin Augusta († 1890) hier aufgestellt werden konnten. Encke orientierte sich – gerade beim Grabmal für die Kaiserin – stark an den Ausführungen Rauchs.

Die im Mausoleum aufgestellten Marmorsarkophage sind Kenotaphe, also Grabmale für Verstorbene, die darin nicht tatsächlich bestattet sind. Die Leichname liegen in Metallsärgen in einer Gruft unter dem Hauptraum. Zu Füßen von Friedrich Wilhelm III. und Luise wurde dort auch das Herz ihres Sohnes Friedrich Wilhelm IV. († 1861), wie von ihm gewünscht, in den Boden eingelassen; sein Körper ist in der Potsdamer Friedenskirche beigesetzt. In der Gruft unter dem Vorraum stehen die Zinnsärge von Prinz Albrecht von Preußen († 1872), jüngsten Sohnes von Friedrich Wilhelm III. und Luise, und von Auguste Fürstin von Liegnitz († 1873), der zweiten Frau Friedrich Wilhelms III. Eine Grab- oder Gedenktafel für sie befindet sich dort jedoch nicht.

Berühmt geworden ist der Besuch König Wilhelms I. mit seinem Sohn Friedrich am 19. Juli 1870 am Grab seiner Mutter zu deren 60. Todestag. Kurz zuvor hatte Wilhelm die Nachricht über die von Bismarck provozierte Kriegserklärung Frankreichs an Preußen erhalten, die den Ausbruch des schließlich für Preußen siegreich beendeten Deutsch-Französischen Kriegs und Wilhelms Krönung zum deutschen Kaiser bewirkte. In der Erinnerung geblieben ist diese Szene durch ein erst im Jahr 1881 fertiggestelltes Gemälde des Hofmalers Anton von Werner. Aus dramaturgischen Gründen hatte der Maler den Sohn Friedrich auf dem Bild weggelassen.

Im Jahr 2008 wurden umfassende Sanierungsmaßnahmen für das Mausoleum geplant, die im März 2010, zum 200. Todestag der Königin Luise, abgeschlossen wurden. Die Gesamtkosten von rund 715.000 Euro werden aus dem Haushalt der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten (SPSG) finanziert. Hauptsächlich wurden schadhafte Stellen an der Fassade, an den Treppen und im Innenraum instand gesetzt und Vorkehrungen getroffen, um neue Schäden durch Grundwasser und Kondensatbildung zu verhindern. Gegenstand der Sanierung war auch das gärtnerische Umfeld. Hier wurde durch Neuanpflanzungen ein Zustand wie zur Entstehungszeit des Mausoleums hergestellt.

Basierend auf den Planungen für das Mausoleum im Schlosspark Charlottenburg orientierte sich offenbar auch der Entwurf des hannoverschen Hofbaumeisters Georg Ludwig Friedrich Laves für das Welfenmausoleum im Berggarten von Herrenhausen an der von Schinkel gefundenen Lösung, wie Zeichnungen im Nachlass von Laves nahelegen.

Die berühmte Grabskulptur auf ihrem Sarkophag stammt von Christian Daniel Rauch. Christian Daniel Rauch (1777-1857) war einer der bedeutendsten und erfolgreichsten Bildhauer des deutschen Klassizismus. Er war ein Schüler von Johann Gottfried Schadow und zählt zur Berliner Bildhauerschule.

Als Rauch dreizehn Jahre alt war, begann er seine Lehre bei dem Bildhauer Friedrich Valentin in Helsen. Fünf Jahre später verließ Rauch Valentin, da es keine Aufträge mehr gab. Von 1795 bis 1797 war er Gehilfe des Bildhauers und Akademieprofessors Johann Christian Ruhl in Kassel, für den er an der Ausschmückung des Schlosses Wilhelmshöhe mitwirkte. An der Kasseler Landgräflichen Akademie, wo auch Ruhl lehrte, modellierte er in Ton.

Nach dem Tod des Vaters 1796 sorgte zunächst der elf Jahre ältere Bruder Friedrich, der Hofgärtner und danach Kammerdiener beim preußischen König im Schloss Sanssouci in Potsdam war, für die Familie. Als sein Bruder 1797 verstarb, musste der zwanzigjährige Christian Daniel die Sorge für Mutter und den jüngeren Bruder Ludwig übernehmen. Noch im gleichen Jahr trat er die Stelle seines Bruders an und wurde Kammerdiener bei Friedrich Wilhelm II. Nebenher studierte er Kunstgeschichte und Altertumskunde an der Berliner Kunstakademie.

Nach dem baldigen Tod des preußischen Königs wechselte er in den herrschaftlichen Dienst der jungen Königin Luise, die er auf ihren Reisen begleitete. An der Kunstakademie freundete er sich mit vielen Künstlern an, darunter Karl Wichmann und Karl Kretschmar. Es entstanden erste eigene plastische Arbeiten; er modellierte einige Reliefs nach Skizzen von Gottfried Schadow und wurde 1803 Schadows offizieller Gehilfe. Schadow war schon mit 24 Jahren Leiter der königlichen Bildhauerwerkstatt geworden und erkannte Rauchs Begabung. Versuche Rauchs, aus dem höfischen Dienst entlassen zu werden, scheiterten an der Weigerung der Königin. Rauch arbeitete bis spät in die Nacht, las Werke von Goethe und Schiller und modellierte, anstatt wie seine Freunde Karten zu spielen.

Auf einflussreiche Fürsprache hin gewährte ihm Friedrich Wilhelm III. mit Kabinettsorder vom 29. Juli 1804 für sechs Jahre ein Stipendium von jährlich 125 Talern und 12 Groschen für einen Studienaufenthalt in Italien. Mit 27 Jahren trat er die Reise nach Rom als Begleiter des jungen Grafen Karl Sandretzky an. Ihre Reise führte durch Deutschland, Schweiz, Frankreich und Italien. Bald nach seiner Ankunft wurde er Wilhelm von Humboldt, dem preußischen Gesandten beim Vatikan, vorgestellt. Sie schlossen Freundschaft, und Humboldt stellte weitere Kontakte zu Künstlern und Gelehrten her. In Rom lernte Rauch auch die klassizistischen Bildhauer Antonio Canova und Bertel Thorvaldsen kennen. Nach Humboldts Weggang lebte er in der Künstlerherberge Casa Buti. Im Jahr 1809 wurde Rauchs Stipendium auf 400 Taler jährlich erhöht.

Rauch lebte abwechselnd in Rom und Carrara, hier zeitweise in einer Wohn- und Arbeitsgemeinschaft mit Friedrich Tieck. Mit großer Anteilnahme erlebte Rauch aus der Entfernung den Niedergang Preußens sowie auch den Befreiungskrieg. Ihm wurde selbst in Italien mit Verbannung gedroht, und er musste sich einmal zwischen Carrara und Rom freikaufen.

Seit 1815 hatte Rauch in Berlin eine Wohnung im königlichen Schloss. Aber erst 1819 ließ er sich dauerhaft in der Hauptstadt nieder. Zunächst musste er einen heftigen Kampf um eine den Anforderungen genügende Werkstatt führen. Die Situation entspannte sich erst, als ihm das sogenannte „Lagerhaus“ in der Klosterstraße zur Verfügung gestellt wurde. Er löste seine Werkstatt in Carrara auf und ließ Tieck mit vier der geschicktesten italienischen Marmorwerkleute nach Berlin kommen.

Das Lagerhaus (seine "Heimat") wurde zum Ursprungsort der Berliner Bildhauerschule. Rauch selbst war unablässig tätig, gönnte sich bis ins hohe Alter nach dem einfachen Essen keine Ruhe, und der Gang zur Werkstatt war ihm auch in trüben Tagen ein Trost. Zeitweise war Rauch einer der meistbeschäftigten Bildhauer in ganz Europa.

In der zweiten Hälfte seines Lebens ging Rauch mehrfach auf Reisen, um bei der Einweihung seiner Denkmäler anwesend zu sein, um antike Skulpturen zu kaufen oder Einladungen zu folgen. So unternahm er Reisen nach Venedig und Neapel, wo er mit dem preußischen Gesandten Basilius von Ramdohr und Prinz Heinrich von Preußen zusammentraf. Er bereiste viele europäische Städte und besichtigte Kirchen, Schlösser, Museen sowie Werkstätten und Ateliers seiner Kollegen. 1830 unternahm er die vierte, 1855 eine letzte Italienreise.

Rauch wurde in gelehrte Gesellschaften, Akademien und Künstlerkreise aufgenommen, und man bedachte ihn mit zahlreichen Auszeichnungen und Orden. Die größte öffentliche Ehrung erhielt er nach der Enthüllung des Friedrich-Denkmals in Berlin. Er erhielt eine Plakette, die von der Königlichen Akademie der Künste zu seiner Ehrung gestiftet wurde. Die Vorderseite zeigt innen das Reiterdenkmal, umrandet von den bedeutendsten Werken Rauchs, die Rückseite sein Profil. Im Jahr 1851 wurde ihm die Ehrendoktorwürde der Philosophischen Fakultät der Friedrich-Wilhelms-Universität zu Berlin verliehen. Außerdem war er seit dem 31. Mai 1842 Mitglied des preußischen Ordens Pour le Mérite für Wissenschaft und Künste.

Rauchs Produktivität hielt bis zum Lebensende an. Noch in seinem 81. Lebensjahr schuf er eines seiner reifsten Werke, die Statue des Förderers der Landwirtschaft, Albrecht Daniel Thaer. Erst in den letzten Monaten erkrankte er und begab sich zur Behandlung nach Dresden. Dort starb er am 3. Dezember 1857, um sieben Uhr morgens, nachdem er 48 Stunden ohne Bewusstsein gewesen war. Er fand seine letzte Ruhe in einem Ehrengrab der Stadt Berlin auf dem Dorotheenstädtischen Friedhof..

Bevor Rauch seine Skizzen zu einer Bildnisstatue anfertigte, besorgte er sich alle erreichbaren Porträts und die vorhandene Literatur über die Person. Die dann angefertigten Skizzen wurden dem Auftraggeber, meist Fürsten, aber später auch Bürgervereinen und Städten, vorgelegt, die vielfach Änderungen wünschten. Nach ihrem Einverständnis wurde zunächst ein kleines Gipsmodel angefertigt, dann ein Hilfsmodell in halber Größe. Die Modelle wurden nackt angefertigt, um anatomische Fehler zu vermeiden. Diesen Modellen hängte er Stoffbahnen zur Ausrichtung des Faltenwurfes um. Da Rauch sehr sparsam war, nutzte er diesen Stoff manchmal für Mäntel seiner Enkelkinder. Auch befasste er sich eingehend mit der Örtlichkeit, die für die Aufstellung des Denkmals vorgesehen war. Er forderte zum Beispiel Pläne, Skizzen der umstehenden Gebäude und Bodenprofile an oder wählte unter mehreren Plätzen aus. Erst hiernach konnte die richtige Größe festgelegt und dem vorläufigen Kostenanschlag ein endgültiger nachgereicht werden.

Die Ausarbeitung der Statue erfolgte in Ton. Damit dem oft viele Zentner schweren Koloss Halt gegeben werden konnte, richtete man vorher ein starkes Eisengerüst als Skelett auf und schichtete den Ton darum. Die Schaffung des Tonmodells dauerte Monate. Dabei musste der Ton ständig feucht gehalten werden, damit er nicht rissig wurde. Von dem Tonmodell wurde mit großer Vorsicht und Sorgfalt eine Kopie in Gips abgenommen. Solche Gipsmodelle, die leicht zu modellieren waren und der späteren Ausführung in Marmor oder Bronze genau glichen, wurden von Rauch gelegentlich in seiner Werkstatt öffentlich gegen Entgelt ausgestellt; der Ertrag kam dem Waisenhaus oder anderen sozialen Einrichtungen zu.

Sollte das Standbild in Marmor ausgeführt werden, so musste man sich zuerst grob von der Außenseite, dann vorsichtig mit Meißel, Raspel und Feile an das Bildwerk heranarbeiten. Diese Arbeit überließ Rauch weitgehend seinen Mitarbeitern und Schülern; er selbst legte nur die letzte Hand an. Anders hätte die fast unglaubliche Anzahl der Skulpturen nicht entstehen können. Er schuf in seinem Leben mit Hilfe seiner Schüler und Lehrlinge rund 50 Statuen, 150 Büsten und 90 Reliefs.

Zahlreiche Bildhauer und weitere Künstler waren Schüler Rauchs; zu ihnen zählen Friedrich Drake, der die Viktoria der Berliner Siegessäule fertigte, Ernst Rietschel, der das Goethe- und Schiller-Denkmal in Weimar schuf und Albert Wolff. Wenn sehr junge Bewerber um Aufnahme in seine Werkstatt baten, empfahl Rauch ihnen meist, vier bis fünf Jahre bei einem Steinmetz in die Lehre zu gehen, um die Technik dieses Handwerks gründlich zu erlernen und sich erst dann der Bildhauerkunst zu widmen.

Rauch hat zeitlebens an allen Erscheinungen der Kunst und des Kunstgewerbes großen Anteil genommen. Er half Bildhauern, indem er ihnen behauenes Material zur Verfügung stellte. Er beriet Fürsten und wohlhabende Leute bei Marmoreinkäufen aus Italien und Griechenland. Überdies sorgte er dafür, dass die Berliner Gießerei mit guten Formern und Gießern besetzt war. Mehrfach wurden auf seine Initiative hin Fachkräfte nach Petersburg und Paris geschickt.

Im Herbst 1810 wurde Rauch (nach Fürsprache Wilhelm von Humboldts) vom preußischen König Friedrich Wilhelm III. der Auftrag erteilt, eine Liegefigur der verstorbenen Königin Luise für deren Sarkophag im Charlottenburger Mausoleum zu schaffen. Er fertigte die Gipsversion 1811 und 1812 unter den Augen des Königs an. Erschwert wurde die Arbeit dadurch, dass Rauch die Marmorarbeiten in Rom ausführen lassen, der König die Statue aber gerne in Berlin entstehen sehen wollte und sich das Zugeständnis für Rom nur schwer abrang.

1812 sandte Rauch das Gipsmodell nach Rom. Rauch beschloss, Statue und Sarkophag in Carrara roh anzulegen und erst in Rom zu vollenden. Nach der Vollendung des Grabmals wurde es für die Seefahrt nach Hamburg verladen. Rauch erfuhr aus der Zeitung, dass das Schiff gekapert worden war, und erst fünf Monate später kam die Nachricht, dass das Grabmonument auf einem anderen Schiff in Cuxhaven angekommen sei. Rauch konnte es noch vor der Rückkehr des Königs vom Wiener Kongress von den Salzwasserschäden befreien und in dem dafür neu erbauten Mausoleum im Schlosspark Charlottenburg aufstellen. Heute noch wird man beim Betrachten des Grabmals die Bewegung des Königs verstehen, als er gleich nach seiner Ankunft das Mausoleum aufsuchte, da Natürlichkeit, Anmut und Harmonie des Werks beeindrucken.

Bei seiner rastlosen Arbeit mit Spatel, Meißel und Feile war Rauch immer wieder mit großen Problemen konfrontiert. Ein Standbild des Zaren Alexander I. von Russland, das Rauch für 1817 geplant hatte, konnte er erst drei Jahre später vollenden, da sich zweimal der Marmor als rissig und unbrauchbar erwies. Größte Sorgfalt widmete er auch den Denkmälern Scharnhorsts und Bülows. Bei diesen Statuen und den Sockelreliefs trat für Rauch zum ersten Mal die Frage der Kleidung auf. Da er die klassischen griechischen Werke als den Höhepunkt der plastischen Kunst empfand, kleidete er die von ihm geschaffenen Statuen in klassische Gewänder. Bei diesem Standpunkt blieb er sein Leben lang. So lehnte er es noch dreißig Jahre später ab, die Geistesheroen Schiller und Goethe als Gruppe für Weimar anders als im „idealen“ Kostüm zu entwerfen. Weil der berühmteste unter den Stiftern des Doppeldenkmals, König Ludwig von Bayern, auf seiner heroisierenden Auffassung bestand, verzichtete Rauch auf den Auftrag, der daraufhin seinem Schüler Rietschel erteilt wurde.

Rauch war von seiner bildhauerischen Grundschule, der Antike, und von dem zu benutzendem Material, dem Stein und dem Erz, her, nicht bereit, eine aus der Emotion kommende Bewegung darzustellen. Pathetisches, Effektvolles lag ihm fern. Bei aller realen Ähnlichkeit in Gesichtszügen und Gestalt sucht er seinen Geschöpfen eine zum Idealen strebende Allgemeingültigkeit zu geben, ohne jedoch eine innere Bewegung bei ihnen zu verbergen. Sein Streben nach Geschlossenheit und Harmonie trug ihm in der zweiten Hälfte des Jahrhunderts den Vorwurf der Schwunglosigkeit und des Mangels an Anmut ein.

Als Höhepunkt seiner künstlerischen Karriere lässt sich wohl der Staatsauftrag für das Reiterstandbild Friedrichs des Großen 1836 bezeichnen (1851 enthüllt), mit dem er seinem Lehrer Schadow endgültig den Rang abzulaufen schien

Neben vielen Fürsten- und Feldherrenstatuen fertigte er auch Bronze- und Marmorbüsten von Goethe und Dürer sowie einzelne Büsten für die Walhalla-Gedenkstätte in Regensburg an.

Eine Besonderheit im Werk Rauchs ist die Statuengruppe „Glaube“, „Liebe“ und „Hoffnung“, die in der Arolser Stadtkirche neben und vor dem Altar standen und nach der Kirchenrenovierung (1957/1958) einen neuen Platz in einer Wandnische fanden.

Anlass zum Entwurf der Statue „Glaube“ war eine 1821 geäußerte und nach zehn Jahren wiederholte Bitte um eine Plastik für die dortige Stadtkirche. Rauch gab deshalb seinem Knaben Camillo (Figur des Waisenknaben vom Francke-Denkmal in Halle wurde übernommen) eine Schale in die Hände, die er bittend vor sich hält. Dieses ist die Bezeichnung für Knaben aus edlen römischen Familien, die bei Götterverehrungs- und Opferverhandlungen tätig waren. Er beschloss, dem Gotteshaus eine größere Gruppe zu stiften. Dem Knaben mit der Bibel, der den „Glauben“ verkörpert, stellte er die Figur mit der wärmenden Flamme als „Liebe“ gegenüber. Bei einem Besuch Rauchs in Arolsen, dem ersten nach 23 Jahren, wurde die Aufstellung der Skulpturen besprochen. 1845 entwarf Rauch die Figur der „Hoffnung“, aber erst 1852 konnte sie in der Kirche aufgestellt und beim Weihnachtsgottesdienst dieses Jahres erstmals betrachtet werden.

1852 bot Rauch der Stadtkirche Gipsabdrücke der vier Kardinaltugenden Weisheit, Mäßigung, Gerechtigkeit und Stärke als Geschenk an. Die Kirchenbehörde ging darauf jedoch nicht ein, weil ihr die Allegorien aus theologischer Sicht problematisch erschienen. Rauch war tief verärgert und schenkte die vier Darstellungen 1856 dem Fürsten zu Waldeck, der sie im Treppenhaus des Schlosses anbringen ließ.

In Arolsen befinden sich das Christian-Daniel-Rauch-Museum und die Rauch-Gedenkstätte.

Eine frühere museale Erinnerungsstätte für Christian Daniel Rauch befand sich bis zu ihrer Zerstörung während des Zweiten Weltkrieges in Berlin. Das heutige, im Oktober 2002 eröffnete Christian-Daniel-Rauch-Museum ist eine Zweigstelle des Museums in Bad Arolsen. Als Dauerleihgabe der Alten Nationalgalerie Berlin ist eine Auswahl von Skulpturen Rauchs und seiner Zeitgenossen zu sehen. In der Rauch-Gedenkstätte im Geburtshaus des Künstlers werden vornehmlich Erinnerungsstücke gezeigt.

Das Geburtshaus des Bildhauers kam nach dem Tod seiner Mutter im Jahre 1810 in den Besitz von deren Schwester, weil Rauch auf sein Erbe verzichtet hatte. Durch sie wurde das Haus an ihren Schwiegersohn weitervererbt. Nach dessen Tod 1856 erwarb die Stadt Arolsen das Grundstück mit den beiden Gebäuden für 1204 Taler. Man wollte eine Unterkunft für alte und mittellose Menschen schaffen. Der Künstler war darüber so erfreut, dass er für dieses Altenheim einen größeren Geldbetrag spendete. Dieser Betrag bildete den Grundstock zum Vermögen der Rauchstiftung. Es vergingen weitere drei Jahre bis zur Verwirklichung der Idee. Im Jahr 1950 wurde die Stiftung aufgelöst, da die Einkünfte zur Fortführung der Anstalt nicht mehr ausreichten.

Die Rauch-Gedenkstätte befindet sich im Geburtshaus von Christian Daniel Rauch (Rauchstraße 6). Die Besucher sollen einen Einblick in die Wohnkultur des 19. Jahrhunderts und Informationen über die Familie Rauch bekommen.

Hier kann man den Stammbaum Christian Daniel Rauchs betrachten sowie eine auf lateinisch geschriebene Urkunde mit einem Originalsiegel des Königs Friedrich Wilhelm IV. und viele andere Gegenstände und Büsten aus Gips, zum Beispiel Rauch als junger und alter Mann. Neben dem Geburtshaus befanden sich Schweine- und Ziegenstall sowie die Toilette. Hinter dem Haus findet man heute noch einen Garten, in dem wilder Hopfen wächst sowie eine Rose aus dem Jahr 1855.

Rauchs eigentlichen künstlerischen Nachlass findet man in der Alten Nationalgalerie in Berlin, die eine der bedeutendsten Kunstsammlungen des 19. Jahrhunderts aufweist. Für das Christian-Daniel-Rauch-Museum in Arolsen wurde daraus eine reiche Auswahl zusammengestellt, die als Dauerleihgabe im Marstall-Gebäude des Bad Arolser Schlosses ausgestellt und durch Filme über sein Leben und seine Arbeiten mit Bronze, Marmor und Gips ergänzt wird.

Eine Büste zu Ehren Christian Daniel Rauchs findet sich als „Nebenbüste“ zum zentralen Standbild König Friedrich Wilhelms IV. in der Denkmalgruppe 31 der Siegesallee in Berlin. Sie wurde 1900 von Karl Begas ausgeführt.

Die Berliner Bildhauerschule begann mit Johann Gottfried Schadow um 1785 und endete mit der Generation der Schüler von Reinhold Begas um 1915. Wichtigster Repräsentant war neben Schadow sein Schüler Christian Daniel Rauch, der eine neue stilistische Periode innerhalb der Schule einleitete. Dem Ethos der Rauchschule setzte Reinhold Begas im heraufziehenden Wilhelminismus das Pathos des Neobarock gegenüber. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts folgte ein Teil der Begasschule der Moderne. Die klassizistische Grundhaltung der Berliner Bildhauerschule klingt in Werken von Georg Kolbe und Richard Scheibe nach.

Johann Gottfried Schadow knüpfte an Andreas Schlüter an und setzte der Romantik einen oft schonungslosen Realismus gegenüber. Schadow besuchte mit seinen Brüdern zunächst das Gymnasium zum Grauen Kloster. Als der Vater das Talent seines Sohnes für das Zeichnen erkannte, ließ er ihm ab 1776 Zeichenunterricht bei Giovanni Battista Selvino erteilen. Mit der Zeichenunterrichtserteilung trug Selvino eine schon längere Zeit bestehende Werklohnschuld für Schneiderarbeiten gegenüber Schadows Vater ab. 1777 verließ Schadow die Schule, um von Madame Tassaert im Zeichnen unterwiesen zu werden. Im Herbst 1778 entschied er sich für den Beruf des Bildhauers und wurde Schüler des preußischen Hofbildhauers Jean Pierre Antoine Tassaert, bei dem er die gesamte bildhauerische Technik erlernte. Im Jahr 1778 begann er seine Ausbildung an der Akademie der Künste und den Besuch der Aktklasse.

Tassaert war seinem begabtesten Schüler sehr zugetan; er suchte daher auch die familiäre Bindung Schadows durch Verheiratung seiner Tochter; zugleich stellte ihm Tassaert dessen Nachfolge als Hofbildhauer in Aussicht. Schadow ging hierauf nicht ein; im Februar 1785 brannte er mit seiner Geliebten Marianne Devidels nach Wien zu seinem zukünftigen Schwiegervater durch. Auf der Reise wohnte er im April 1785 in Dresden bei dem Porträtmaler Anton Graff. Mit dem Geld seines Schwiegervaters reiste Schadow weiter nach Italien. Im Juni 1785 kam er nach Venedig, im Juli erreichte er Florenz und schließlich Rom. Hier trat er für kurze Zeit der Werkstatt Alexander Trippels bei, widmete sich dann aber lieber dem Studium der Antike. Im folgenden Jahr erhielt er mit der Tongruppe Perseus befreit Andromeda den Preis der römischen Akademie. Mit dem deutschen Maler Heinrich Füger, dem österreichischen Bildhauer Franz Anton von Zauner sowie mit dem italienischen Bildhauer Antonio Canova war er befreundet.

Am 25. August 1785 heiratete er in Prag die jüdisch erzogene (Marianne) Anna Augustine Devidels, geb. am 17. Dezember 1758 als Tochter des Wiener Juwelenhändlers Samuel Devidels. Angeblich hatte Schadow seine Frau im Salon der Henriette Herz in Berlin kennengelernt. In Rom trat Schadow zum Katholizismus über, seine Frau war schon seit 1779 katholisch. 1786 erfolgte die Geburt von Sohn Karl Zeno Rudolf (Ridolfo) Schadow (1786–1822) in Rom, der zunächst sein Schüler wurde und später selbst ein erfolgreicher Bildhauer.

Nach der Rückkehr nach Berlin 1787 konvertierte Schadow wieder zum Protestantismus, nicht zuletzt um im preußischen Staatsdienst eine Anstellung bekommen zu können. Zunächst wurde er Porzellanmaler bei der königlichen Porzellanmanufaktur. 1788 bekam Schadow vom König den Auftrag, das Grabmal des im Jungenalter verstorbenen Grafen von der Mark in der Dorotheenkirche fertigzustellen, nachdem Tassaert im Jahr 1788 verstorben war.

Dabei setzte er die strengere, an die Antike angelehnte Formgebung an die Stelle der nun oberflächlich wirkenden Kunst des Rokoko. Im gleichen Jahr war auch Schadows Vater gestorben. Schadow trat nun die Nachfolge Tassaerts an und wurde zum Leiter der Hofbildhauerwerkstatt ernannt. So war er auch beim Oberhofbauamt tätig. Aus der Zusammenarbeit mit dem dortigen Direktor Carl Gotthard Langhans entstanden viele gemeinsame Schöpfungen. 1788 erfolgte die Geburt des Sohnes Friedrich Wilhelm von Schadow (1788–1862), der ein bekannter Maler wurde. Schadow wurde ordentliches Mitglied der Akademie der Künste in Berlin und 1793 der Kunstakademie in Kopenhagen. Die Freimaurerloge Royal York de l’Amitié hatte ihn 1790 aufgenommen. 1793 modellierte er die Quadriga für das neu errichtete Brandenburger Tor, die von Emanuel Ernst Jury in Potsdam in 2 mm Kupfer getrieben wurde. Für die 1798–1800 erbaute Berliner Münze am Werderschen Markt schuf er den 36 Meter langen sogenannten Münzfries.

Als Schadow in den folgenden Jahren immer weniger Aufträge als Bildhauer bekam, konzentrierte er sich auf die Lehre. 1801 besuchte Schadow Goethe in Weimar, um eine Plastik von ihm vorzubereiten. Dieser Besuch hatte aber nicht den gewünschten Erfolg. Dann lehrte er an der Akademie der Künste in Berlin, wo er 1805 Vizedirektor wurde. 1810 übernahm er die Direktion der Bauakademie, gründete 1814 den Berlinischen Künstlerverein und wurde dessen Vorsitzender.

Nachdem man Schadow 1816 zum Direktor der Königlich Preußischen Akademie der Künste ernannt hatte, blieb er in Berlin. In den folgenden Jahren unternahm er Reisen nach Dresden (1820), nach Wittenberg zur Enthüllung seines Lutherdenkmals (1821), nach Wittenberg (1822) und mit seinem Bruder Rudolf nach Hamburg und Lübeck (1823).

Nachdem sein Sohn Julius am 22. Juli 1824 geboren wurde († 1827), begann er sich auch politisch mehr zu engagieren und wurde 1827 zum Abgeordneten von Berlin gewählt. Der Höhepunkt beim Erfolg seiner Lehre als Professor stellte die 1830 erfolgte Ernennung zum Ehrendoktor der Philosophie durch die Berliner Universität dar. Mit seinem Sohn Felix unternahm er einige Reisen nach Leipzig (1835). 1836 musste Schadow sich einer Augenoperation unterziehen. Die Einschränkung des Augenlichtes war für den malenden und mit den Augen arbeiteten Schadow ein bitterer Einbruch in sein künstlerisches Schaffen. Er konnte nur noch zeichnen und war nur noch wenig als Bildhauer tätig. Daneben wurde er 1846 Mitglied der Kunstakademie Brüssel.

Der 75-jährige Schadow stellte 1839 den Antrag, ihn aus Altersgründen in den Ruhestand zu versetzen. Das wurde zwar abgelehnt, man stellte ihm aber einen Vizedirektor an die Seite. Schadow beschäftigte sich nun auch mit Geschichte und wurde deshalb 1840 Mitglied des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Besonders stolz war Schadow auf seinen Sohn Wilhelm – erst sein Schüler, später ein bedeutender Maler – als dieser 1843 in den erblichen preußischen Adelsstand erhoben wurde. Schadow wurde schließlich 1846 auch noch Mitglied der Kunstakademie Brüssel und reiste im gleichen Jahr wieder nach Dresden. Da Schadow viel Humor hatte wurde er 1849 Ehrenmitglied der Großen Karnevalsgesellschaft in Köln.

Gegen Ende seines Lebens schrieb er seine Memoiren und brachte 1849 die „Kunst-Werke und Kunst-Ansichten“ heraus. Schadow starb friedlich im Kreise seiner Kinder am 27. Januar 1850 im, für die damalige Zeit, hohen Alter von 85 Jahren in Berlin. Er wurde auf dem Dorotheenstädtischer Friedhof in Berlin Mitte begraben. 1851 stellte man die bronzenen Statuette Schadows nach dem Modell von Heinrich Kaehler auf, die heute dort noch zu besichtigen ist

1838 erfolgte die Verleihung des Roten Adlerordens 2. Klasse mit Brillanten anlässlich seiner 50-jährigen Mitgliedschaft in der Akademie der Künste. 1842 bekam er den Orden Pour le Mérite für Wissenschaften und Künste von König Friedrich Wilhelm IV. in seiner Wohnung überreicht. Weiterhin erfolgte 1844 die Verleihung des schwedischen Nordstern-Ordens. Zudem wurde Schadow zu Ehren auf der Bank der Denkmalgruppe 30 in der ehemaligen Berliner Siegesallee ein Relief mit seinem Bildnis angebracht. Bildhauer der Gruppe war Gustav Eberlein, die Enthüllung fand am 30. März 1901 statt.

Schadow interessierte sich sehr für das Schachspiel und war im Jahr 1803 in Berlin Mitgründer des häufig auch nach ihm benannten ersten deutschen Schachklubs. 1848 wurde er Ehrenmitglied der Großen Karnevalsgesellschaft in Köln. Seit 1840 war er Mitglied des Vereins für Mecklenburgische Geschichte und Altertumskunde. Als Freimaurer gehörte er der Berliner Loge Friedrich Wilhelm zur gekrönten Gerechtigkeit an.

Schadow war ein Künstler, der stets die klassizistische und naturalistische Kunstauffassung wahrte. 1805 ließ er sich sein klassizistisches Wohnhaus in der heutigen Schadowstraße 10/11 in Berlin-Mitte auf Kosten des Staates von einem unbekannten Baumeister errichten, das sich als eines der wenigen Bürgerhäuser dieser Zeit erhalten hat. Spätestens seit 1800 sah er sich in einem ständigen Konflikt mit der aufkommenden romantischen idealistischen Kunstauffassung, die durch seine Schüler verkörpert wurden. Einer seiner wichtigsten Schüler war Christian Daniel Rauch. Weitere bedeutende Schüler waren seine Söhne Rudolf und Wilhelm sowie Friedrich Tieck, Karl und Ludwig Wichmann. Das gilt für Karl Friedrich Schinkel, durch den er aus der Leitung des Oberhofbauamtes gedrängt wurde.

Bekanntlich machte sich Schinkel mit Entwürfen für die Architektur von der akademisch klassizistischen Formensprache zusehends frei. Anfänglich hatte Schadow den Skulpturenschmuck der von Schinkel entworfenen Bauwerke im klassizistischen Stil angefertigt. Schrittweise geriet Schadow jedoch gegenüber den neuen künstlerischen Tendenzen ins Abseits und wurde später seitens des preußischen Königshauses mit nur wenigen Arbeiten beauftragt.

Schadow wandte sich zunehmend von der alten klassizistischen Formensprache ab und der neuen romantischen zu, ohne indes sie jemals völlig aufzugeben. Das wiederum vollzog sich nach dem Tod Friedrich Wilhelms II. im Jahre 1797, der Gönner und Mäzen Schadows gewesen war. Dadurch wandte er sich in späteren Jahren verstärkt der Graphik zu und betätigte sich als Karikaturist. Einige seiner Karikaturen, insbesondere die zu Napoléon Bonaparte reichen an die Qualität des englischen Karikaturisten George Cruikshank heran. Als Beispiel reicht die Karikatur "Fechtstunde" von 1814.

Schadow war sein Leben lang bemüht, ein öffentliches Reiterstandbild König Friedrichs des Großen zu schaffen. Dazu kam es jedoch nie, lediglich einige Standbilder wie zum Beispiel die Bronzestatue Friedrichs mit seinen Hunden oder das Standbild in Stettin wurden von Schadow angefertigt. Weiterhin ist eine Anzahl von Porträtköpfen in der Walhalla bei Regensburg zu erwähnen. Mehrere Porträtbüsten von seiner Hand gibt es unter anderem von Johann Wolfgang Goethe und Christoph Martin Wieland. Die in der Walhalla befindlichen Köpfe haben die anderthalbfache Lebensgröße. Das Reiterstandbild Friedrichs des Großen wurde hingegen durch Christian Daniel Rauch geschaffen. Dazu der Spruch von Schadow: „Mein Ruhm ist in Rauch aufgegangen“, was für seinen Humor spricht.

Zu den erwähnten Porträtköpfen von Goethe und Wieland gibt es folgendes zu sagen: Im Jahre 1801 wurde Schadow bei Goethe in Weimar vorstellig und erlitt eine Abfuhr mit seinem Ansinnen, dessen Kopf zu vermessen, um eine Büste anfertigen zu können. Es war vermutlich die direkte Art, mit der Schadow auf Goethe zuging. Dieses war jenem Großen dieser Zeit nicht genehm, und zudem war er es nicht gewohnt, so angegangen zu werden. Zu der Büste nach den originalen Abmessungen kam es erst 1823. Diese erfolgte nicht, wie lange angenommen, direkt von Goethe, sondern nach der Lebendmaske von Carl Gottlieb Weisser von 1815. Diese befindet sich in der Skulpturensammlung der Alten Nationalgalerie in Berlin. Bei Wieland hingegen hatte er dieses Problem wohl nicht, und somit schuf Schadow mehrere Wielandköpfe, obwohl er auf den 1781 von Martin Gottlieb Klauer geschaffenen hätte zurückgreifen können. Goethes Unmut hatte das indes ebenfalls erregt.

Schadow schuf Grabmäler und Denkmäler, Standbilder, Einzelfiguren, Gruppen und Bildnisbüsten, und weit mehr als 2200 Radierungen und Lithographien. Er veröffentlichte zudem kunsthistorische und theoretische Schriften. Zu seinen bekanntesten Werken gehören:

Grabmal des Grafen Alexander von der Mark (Berlin, Alte Nationalgalerie), 1790, Das Grabmal des Prinzen begründete den Ruf und späteren Erfolg von Schadow als bedeutender Bildhauer seiner Zeit durch die mitfühlende Darstellung des Kindes. Ausführung in Marmor und Aufstellung 1790. Heute in der Alten Nationalgalerie in Berlin. Quadriga (Berlin, Skulpturengruppe auf dem Brandenburger Tor), 1793. König Friedrich Wilhelm II. ließ das Brandenburger Tor im Andenken an seinen Vorgänger Friedrich den Großen als Friedenstor errichten. Höhepunkt ist die das Bauwerk bekrönende Quadriga, ein von der geflügelten Siegesgöttin Viktoria als Friedensbringerin gelenktes Vierergespann vor antikischem Kampfwagen. Im Zweiten Weltkrieg wurde das Tor schwer beschädigt, von der originalen Quadriga ist noch ein Pferdekopf in der Sammlung der Stiftung Stadtmuseum Berlin erhalten geblieben. Das Brandenburger Tor befand sich ab 1948 infolge der Spaltung Berlins im Grenzbereich von Ost- und West-Berlin. Die Quadriga wurde 1958 in schwieriger Zusammenarbeit beider Stadthälften rekonstruiert.

Schadows Schüler Christian Daniel Rauch hatte drei Jahre vor Schadow gleichfalls eine Goethe-Büste geschaffen, „die den Porträtierten bei allem Realismus als abgeklärten, durchgeistigten und dadurch ins Zeitlos-Gültige erhobenen Olympier zeigt.“ Der Klassizismus Rauchs und seiner Schule verzichtete auf zufällige anatomische und kostümliche Details. Mit geschlossenen Konturen, straffer Oberflächenbehandlung und formaler Stringenz brachte er die Bedeutung des Porträtierten zum Ausdruck. Seine Arbeiten waren bestimmt vom Bildungsideal der deutschen Klassik.

Die Werkstatt, die Rauch nach seiner Rückkehr aus Carrara nach Berlin eingerichtet hatte, wurde unter der Bezeichnung „Lagerhaus“ zur Keimzelle der Berliner Bildhauerschule. Seine Schüler führten seine Kunstauffassung in Europa und in den USA weiter und wirkten ihrerseits schulbildend. Albert Wolff, Gustav Blaeser, Friedrich Drake, Fritz Schaper, Rudolf Siemering, Melchior Zur Strassen, Elisabet Ney und Albert Manthe repräsentieren die Rauchschule in der Berliner Bildhauerschule.

Mit der Euphorie der Reichsgründung 1871 und dem Aufschwung der Gründerzeit entsprach die Nüchternheit der Rauch-Schüler nicht mehr dem Lebensgefühl. In der Kunst gab Reinhold Begas im Neobarock den Bedürfnissen nach Repräsentanz und Überhöhung des Materiellen Ausdruck.

1851 war er Schüler des Bildhauers Christian Daniel Rauch an der Akademie Berlin, die 1815 bis 1850 unter der Leitung von Johann Gottfried Schadow stand. 1848 wurde er Mitarbeiter Rauchs. 1852 errang er einen ersten Erfolg mit dem Gips der Gruppe Hagar und Ismael auf der Akademie-Ausstellung Berlin. Dank eines Stipendiums wurde ihm 1856 bis 1858 ein Romaufenthalt ermöglicht. Dort lernte er Arnold Böcklin und Anselm Feuerbach kennen. Hier entstand 1857 die Marmorgruppe Amor und Psyche, die von einer Skulptur des in Rom tätigen Basler Bildhauers Ferdinand Schlöth beeinflusst ist und in der Nachfolge der klassizistischen Thorvaldsen-Schule steht.

1861 erhielt er einen Ruf an die ein Jahr zuvor gegründete Großherzoglich-Sächsische Kunstschule Weimar, wo bereits Böcklin lehrte und es zur ersten Begegnung mit Franz Lenbach kam. Er blieb dort bis 1863 und kehrte anschließend nach Berlin zurück. 1863 bis 1864 war er erneut in Rom, 1865 bis 1869 wieder in Berlin. 1868 schuf er die lange verschollene, 2009 in Italien wiederentdeckte Skulptur aus Carrara-Marmor Pan als Lehrer des Flötenspiels, die sich heute im Begashaus in Heinsberg befindet, einem regionalen Museum für die von dort stammende Künstlerfamilie Begas.1869 und 1870 arbeitete er in Rom und Paris. Danach wirkte er zumeist in Berlin, wo er 1883 in den preußischen Orden pour le merite für Wissenschaft und Künste aufgenommen wurde. Seine Berliner Zeit wurde nur kurz von einem Aufenthalt in Rom 1892 unterbrochen.

Er erhielt zahlreiche Aufträge zu Porträtbüsten, Denkmälern und Kleinplastiken. Von 1871 bis zu seinem Tod 1911 war er Mitglied des Vereins Berliner Künstler und Mitglied der Akademie der Künste Berlin, deren Meisteratelier er von 1876 bis 1903 leitete.

Seine monumentalen Arbeiten waren charakteristisch für das preußische Berlin der Kaiserzeit. Insbesondere Kaiser Wilhelm II. schätzte das Pathos der Arbeiten von Begas und verschaffte ihm nach 1888 eine Vielzahl an repräsentativen Aufträgen. Die bekanntesten Beispiele hierfür sind das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I., enthüllt 1897, die künstlerische Oberleitung an der „Siegesallee“ (1895–1901, zerstört), für die er selbst zwei Gruppen beisteuerte, und das 1901 fertiggestellte Bismarck-Nationaldenkmal vor dem Berliner Reichstag (heute am Großen Stern). Reinhold Begas schuf außerdem 1886 bis 1891 den Neptunbrunnen am Berliner Stadtschloss. Begas wurde auf dem Alten Kirchhof der Zwölf-Apostel-Gemeinde an der Kolonnenstraße beigesetzt.

Seine wichtigsten Werke in Berlin waren die folgenden:

Die aufkommende monumentale Denkmalkunst und die Gestaltung repräsentativer Grabanlagen wie auf dem Dorotheenstädtisch-Friedrichswerderschen Friedhof löste die Formenstrenge zugunsten eines sinnlichen, oft krassen Naturalismus mit starker dekorativer Tendenz auf. Peter Bloch zeigte 1990 eine große Ausstellung zur Berliner Bildhauerschule 1786–1914 und stellte die beiden Strömungen der Schule im Ausstellungstitel plakativ gegenüber: Ethos und Pathos – Ethos der Rauchschule und Pathos der neobarocken Begasschule. Den Neobarock repräsentierten neben Begas selbst vor allem sein jüngerer Bruder Karl Begas sowie Norbert Pfretzschner, Cuno von Uechtritz-Steinkirch und Gustav Eberlein.

Ausdruck der monumentalen Inszenierungen war vor allem das Nationaldenkmal für Kaiser Wilhelm I. auf der Berliner Schloßfreiheit von Begas, 1889–1897. Seinen Höhepunkt fand der Denkmalkultus in der Berliner Siegesallee, der von Teilen der Berliner Bevölkerung als Puppenallee belächelten Prachtstraße des Auftraggebers Wilhelm II. An den 32 Standbildern Brandenburger und Preußischer Herrscher und den 64 Nebenbüsten waren 27 Bildhauer beteiligt, die künstlerische Leitung lag bei Reinhold Begas.

Nach Uta Lehnert wurde die Siegesallee zur „Kraftprobe für die Berliner Bildhauerschule“, die in all ihren Facetten und Strömungen an der Arbeit beteiligt war. Unter den Künstlern war beispielsweise August Kraus, der sich mit Tuaillon, Heising und Gaul gegen den Neobarock der Begasschule formierte, später der Berliner Secession beitrat und zu den Wegbereitern der Moderne zählt. Allerdings hatte die Berliner Secession „für die Bildhauer eine viel geringere Bedeutung als für die malenden Kollegen.“

Hatte Begas noch als Modernisierer gegen die Rauchschule gekämpft, wurde er in der Auseinandersetzung mit den modernen Tendenzen der Bildhauerei zum konservativen Beharrer. Die Monumentalplastik der Moderne setzte dem dekorativen Neobarock unter dem Einfluss von Adolf von Hildebrands theoretischem Werk Das Problem der Form in der bildenden Kunst von 1893 eine konsequente Stilisierung der Form entgegen.

Die summarische Oberflächenbehandlung und Reduktion der Form der neuen Richtung zeigt sich sogar in dem Siegesalleestandbild von Reinhold Felderhoff zu Markgraf Johann II. Felderhoff verzichtete als einziger Bildhauer der kaiserlichen Prachtstraße auf eine Individualisierung des Standbilds. Er schuf eine typisierte, ruhig und ernst zu Boden blickende Kriegerfigur, „die den Typ des Mahnmals vorwegnimmt.“ Auftraggeber Wilhelm II., der in seiner sogenannten Rinnsteinrede die Moderne Kunst als in den Rinnstein niedergestiegen gebrandmarkt hatte, beanstandete die Arbeit nicht. Neben Felderhoff und Kraus gehörten Breuer, Brütt und Cauer zur modernen Richtung. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts reichte das künstlerische Spektrum der Berliner Bildhauerschule „von der Pflege der Rauchtradition über den Begasschen Neubarock bis hin zur Moderne.“

Als Vertreter der Berliner Bildhauerei nach 1900 galten zu Beginn vor allem August Gaul oder der Jugendstilkünstler Hugo Lederer, der gemeinsam mit dem Architekten Johann Emil Schaudt das monumentale Bismarck-Denkmal in Hamburg plante und 1902 ausführte. Die literarischen Strömungen Neuromantik und Stilkunst, die sich als Gegenbewegung zu Naturalismus und Moderne verstanden und an die Inhalte der Romantik anknüpften und die auch die Berliner Bildhauerschule vor neue Aufgaben stellte, nahmen Gaul und Lederer nicht auf.

Insgesamt erwies sich die Berliner Bildhauerei vor dem Ersten Weltkrieg im Vergleich zu Entwicklungen in anderen Ländern als relativ kohärent. Der in verschiedenen Städten Europas aktuelle Symbolismus berührte die Berliner Bildhauer fast nicht. Rodin scheint in Berlin kaum wahrgenommen worden zu sein, obwohl er mehrmals auf Secessionsausstellungen vertreten war. Auch die raffinierte Kunst der Wiener Secession blieb in Berlin ohne Einfluss. Lediglich im Frühwerk von Georg Kolbe und bei Arthur Lewin-Funcke, Fritz Klimsch und dem früh verstorbenen Carl Otto zeigen sich ansatzweise Themen des Symbolismus und neue Stilmittel.

Ernst Barlach fand schließlich mit seinen einfachen schweren Formen zu einer neuen Ausdrucksform, zu der er sich in Russland hatte inspirieren lassen. Seine unsentimentalen Darstellungen von Bettlern und Bauern müssen im wilhelminischen Berlin schockierend gewirkt haben. Er findet eine neue, eigene plastische Sprache, die ihn als Expressionisten ausweist. Allerdings blieb der Einfluss Barlachs auf die Berliner Bildhauerschule gering.

Die klassizistische Grundhaltung der Berliner Bildhauerschule klingt vor allem in den Figuren Georg Kolbes und bis in die 1950er Jahre in den Arbeiten und Porträts Richard Scheibes sowie in den Plastiken von Renée Sintenis nach. Sintenis und Scheibe lehrten nach dem Zweiten Weltkrieg an der Berliner Hochschule der Künste, an der es Mitte der 1950er Jahre zu konkurrierenden Positionen kam. Richard Scheibe geriet zunehmend ins Abseits, während beispielsweise Hans Uhlmann mit seinen abstrakten Metallarbeiten – von den Nazis noch als Entartete Kunst diffamiert – in den Vordergrund trat. Die Meisterschülerin Scheibes Katharina Szelinski-Singer schloss sich den neuen Kunsttendenzen nicht an und blieb zumindest mit ihren ersten Werken wie dem Trümmerfrau-Denkmal von 1955 der figürlichen Auffassung Scheibes verbunden. Kunsthistoriker sehen deshalb noch das Werk Szelinski-Singers in einer Linie von Wilhelm Lehmbruck in seiner Berliner Zeit über Georg Kolbe, Käthe Kollwitz, Ernst Barlach, Gerhard Marcks und Renée Sintenis bis zu ihrem Lehrer Richard Scheibe in der Tradition der Berliner Bildhauerschule, die laut Helmut Börsch-Supan über alle unterschiedlichen Richtungen hinweg stets das Bemühen um das Menschenbild einte.

An der Erweiterung des Schlosses Charlottenburg war der bekannte Architekt Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff auch beteiligt, der auch andere Bauten in Berlin und Potsdam für die preußischen Herrscher schuf.

Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff (1699-1753) war zunächst Soldat, danach Porträt- und Landschaftsmaler, Theaterintendant, Landschaftsgestalter und Innendekorateur, in erster Linie aber Architekt im Dienste Friedrichs II. von Preußen.[97] Sein persönliches Verhältnis zum Kronprinzen und späteren König war gekennzeichnet durch einen harmonischen, beinahe freundschaftlichen Beginn, zunehmende Spannungen und ein halbwegs versöhnliches Ende. In nur etwa zwei Jahrzehnten lieferte er zahlreiche Entwürfe für Schlösser, Bürgerhäuser, Kolonnaden, Obelisken, Parks usw., die das Aussehen der Residenzstädte Berlin und Potsdam stark beeinflussten. Vieles davon wurde verändert oder zerstört, einiges blieb erhalten oder konnte wiederhergestellt werden.

Zur Architektur kam er erst auf einem Umweg, nämlich über die Darstellung von Bauwerken in seinen Bildern. Mehrfach wurde später die malerische Auffassung seiner Architekturentwürfe vermerkt und dabei unterschiedlich bewertet.[98]

Die notwendigen Kenntnisse für seinen neuen Beruf eignete sich Knobelsdorff, nach kurzer Ausbildung bei den Architekten Kemmeter und von Wangenheim, wiederum hauptsächlich im Selbststudium an. „Kavaliersarchitekten“ wie er waren im 16. und 17. Jahrhundert nichts Ungewöhnliches und genossen durchaus fachliche und gesellschaftliche Wertschätzung. Sie bildeten sich durch unmittelbare Anschauung auf ausgedehnten Reisen und durch das Studium von Kupferstichsammlungen mit Ansichten klassischer und zeitgenössischer Bauten. Knobelsdorffs Vorbilder, die Engländer Inigo Jones (1573–1652) und William Kent (1684–1748) sowie der Franzose Claude Perrault (1613–1688) fanden ebenfalls auf Umwegen zu ihrem Beruf und waren keine jungen Männer mehr, als sie sich der Baukunst zuwandten.

König Friedrich Wilhelm I. (der Soldatenkönig) wurde auf Knobelsdorff aufmerksam und delegierte ihn 1732 in die Umgebung seines Sohnes, des Kronprinzen Friedrich, später König Friedrich II. (Friedrich der Große).[99] Der hatte nach missglücktem Fluchtversuch und Festungshaft in Küstrin von seinem strengen Vater gerade wieder etwas größere Bewegungsfreiheit erhalten. Offenbar versprach sich der König von Knobelsdorff als einem vernünftigen, dazu künstlerisch begabten Edelmann mäßigenden Einfluss auf seinen Sohn. Die Ursachen für das erste Zusammentreffen Knobelsdorffs mit Friedrich werden in anderen Quellen abweichend dargestellt; übereinstimmend wird es auf das Jahr 1732 datiert.[100]

Damals hatte der Kronprinz, als Zwanzigjähriger zum Oberst ernannt, ein Regiment in der Garnisonsstadt Neuruppin übernommen. Knobelsdorff wurde sein Gesprächspartner und Berater in Fragen von Kunst und Architektur. Unmittelbar vor der Stadtmauer entstand nach ihrer gemeinsamen Planung der Amalthea-Garten, darin ein Monopteros, ein kleiner Apollotempel nach antikem Vorbild, seit dem Altertum das erste Bauwerk dieser Art auf dem europäischen Kontinent und Knobelsdorffs erste Probe als Architekt Friedrichs des Großen. Dort wurde musiziert, philosophiert und gefeiert und auch nachdem der Kronprinz 1736 in das nahe Schloss Rheinsberg umgezogen war, suchte er bei seinen Aufenthalten als Kommandeur in der Neuruppiner Garnison den Tempelgarten häufig auf.

1736 erhielt Knobelsdorff vom Kronprinzen Gelegenheit zu einer Studienreise nach Italien, die bis zum Frühjahr 1737 dauerte.[101] Sie führte ihn u. a. nach Rom, in die Gegend um Neapel, nach Florenz und Venedig. Seine Eindrücke sind in einem Reiseskizzenbuch mit annähernd einhundert Bleistiftskizzen festgehalten, allerdings nur von einem Teil der Reise: auf dem Rückweg hatte er sich bei einem Wagenunfall zwischen Rom und Florenz den Arm gebrochen. Einen Geheimauftrag konnte er nicht ausführen – die italienischen Opernsänger, die er nach Rheinsberg verpflichten sollte, waren mit den vorhandenen Geldmitteln nicht zu bezahlen. Im Herbst 1740, kurz nach Friedrichs Regierungsantritt wurde er vom König auf eine weitere Studienreise geschickt. In Paris war er eigentlich nur von den Arbeiten des Architekten Perrault beeindruckt - von der Fassade des Louvre und der Gartenfront des Schlosses von Versailles. Auf dem Gebiet der Malerei nannte er die Bilder von Watteau, Poussin, Chardin und anderen. Auf der Rückreise durch Flandern sah er die Gemälde von van Dyck und Rubens.[102]

Schloss Rheinsberg mit dem kleinen Hofstaat des Kronprinzen wurde ein Ort der heiteren Gemeinsamkeit und der musischen Kreativität – ein Gegenentwurf zur sachlich trockenen Berliner Hofhaltung des Soldatenkönigs. Hier diskutierten Friedrich und Knobelsdorff über Architektur und Städtebau und entwickelten erste Ideen zu jenem umfangreichen Bauprogramm, das nach der Thronbesteigung des Kronprinzen verwirklicht werden sollte. Knobelsdorff fand in Rheinsberg seine erste größere Aufgabe als Architekt. Das Schloss bestand seinerzeit nur aus einem Turm und einem Gebäudeflügel. In einem Gemälde von 1737 hatte Knobelsdorff die Situation vor dem Umbau dargestellt, gesehen vom gegenüberliegenden Ufer des Grienericksees. Nach Vorarbeiten des Baumeisters Kemmeter und in ständiger Absprache mit Friedrich gab Knobelsdorff dem Ensemble seine heutige Form. Er ergänzte die Anlage durch den zweiten Turm und den dazugehörigen Gebäudeflügel und durch die Kolonnade, die beide Türme verbindet.

Das Forum Fridericianum war als bedeutendes Bauvorhaben für den Beginn der fridericianischen Regierungszeit schon in Rheinsberg geplant worden.[103] Der König wünschte sich für Berlin ein neues Stadtschloss, das den Vergleich mit den prächtigen Residenzen europäischer Großmächte aushielt. Knobelsdorff entwarf einen ausgedehnten Komplex mit Innenhöfen, vorgelagertem Ehrenhof und halbkreisförmigen Kolonnaden unmittelbar nördlich der Straße Unter den Linden, davor einen weiträumigen Platz mit zwei frei stehenden Gebäuden – einem Opernhaus und einem Ball(spiel)haus. Bald nach Friedrichs Regierungsantritt im Mai 1740 begannen Bodenuntersuchungen sowie Verhandlungen über Ankauf und Abriss von 54 Häusern, die dem Projekt im Wege standen. Schon am 19. August 1740 wurden alle Vorbereitungen wieder abgebrochen, angeblich war der vorgesehene Baugrund nicht geeignet. In Wahrheit hatten entfernte Verwandte des Königs sich geweigert, ihr Palais, das mitten auf dem geplanten Residenzplatz lag, zu verkaufen.

Mit eigenhändig skizzierten Änderungen auf dem Lageplan versuchte Friedrich II., die Situation zu retten.[104] Als kurz darauf der Erste Schlesische Krieg (1740–1742) begann, musste die Entscheidung über das Forum aufgeschoben werden. Allerdings verlangte der König von Knobelsdorff, noch während des Krieges mit dem Bau des Opernhauses, der heutigen Staatsoper Unter den Linden, zu beginnen. Auch nach Kriegsende stagnierte die Entwicklung des Forums.

Zu Beginn des Jahres 1745 wurde das verstärkte Interesse Friedrichs an Potsdam als zweiter Residenz deutlich, die ursprünglichen Pläne gerieten in den Hintergrund. Die Bebauung des Platzes am Opernhaus, wie er damals genannt wurde, entwickelte sich in anderer Richtung. 1747 begann der Bau der Sankt-Hedwigs-Kathedrale, seit 1748 entstand das Prinz-Heinrich-Palais, zwischen 1775 und 1786 wurde die Königliche Bibliothek errichtet. Der fertige Platz hatte kaum Ähnlichkeit mit dem einstigen Plan, wurde aber schon von Zeitgenossen hoch gelobt und machte auch in dieser Form dem königlichen Bauherrn alle Ehre. Die Begriffe Forum Friedrichs, Friedrichsforum und Forum Fridericianum fanden aber erst im 19. Jahrhundert Eingang in die deutsche Fachliteratur. Offiziell wurden sie für den Platz nie verwendet.

Knobelsdorff war am Bau der St.-Hedwigs-Kirche beteiligt, unklar bleibt, in welchem Umfang.[105] Friedrich II. schenkte der katholischen Gemeinde Berlins die fertigen Baupläne, die wahrscheinlich weitgehend von ihm selbst angeregt und von Knobelsdorff ausgeführt worden waren. Das Opernhaus dagegen war in seiner ursprünglichen Form durchgehend von Knobelsdorff gestaltet worden und gilt als eines seiner Hauptwerke.[106] Bei den Fassaden des äußerlich schlicht gegliederten Gebäudes orientierte sich der Architekt an zwei Ansichten aus Colin Campbells „Vitruvius Britannicus“, einer der wichtigsten Sammlungen architektonischer Stiche mit Werken des englischen Palladianismus. Für das Innere konzipierte er eine Folge von drei bedeutenden Räumen, die unterschiedliche Funktionen hatten, auf verschiedenen Ebenen lagen und unterschiedlich ausgestattet waren: Apollosaal, Zuschauerraum und Bühne.

Durch technische Vorkehrungen konnten sie zu einem gemeinsamen Festsaal zusammengefasst werden. In einer Berliner Zeitung beschrieb Knobelsdorff die technischen Besonderheiten, bemerkte aber auch stolz: „Dieses Theater ist eins von den längsten und breitesten in der Welt“.[107] 1843 brannte das Haus bis auf die Grundmauern nieder. Im Zweiten Weltkrieg erhielt es mehrmals schwere Bombentreffer. Jedes Mal orientierte sich der Wiederaufbau an den Intentionen Knobelsdorffs, doch ergaben sich dabei auch deutliche Veränderungen sowohl der Fassade als auch der Innenräume. Opernhaus und Hedwigskirche waren schon bald nach ihrer Fertigstellung in Lehr- und Handbücher der Architektur aufgenommen worden.

Schon in Neuruppin und Rheinsberg hatte Knobelsdorff gemeinsam mit dem Kronprinzen Gartenanlagen im französischen Stil entworfen. Am 30. November 1741 erging ein Erlass des nunmehrigen Königs Friedrich II., der die Umgestaltung des Berliner Tiergartens zum „Parc de Berlin“ einleitete. Das Schreiben enthielt den Hinweis, dass Baron Knobelsdorff dafür genaue Instruktionen erhalten habe. Der Tiergarten, einst kurfürstliches Jagdgebiet und unter Friedrichs Vater stark vernachlässigt, sollte zum öffentlichen Park und Lustgarten der Residenzstadt umgeformt werden. Um Neuanpflanzungen zu schützen, wurde zunächst einmal mit sofortiger Wirkung verboten, weiterhin Vieh auf das Gelände zu treiben. Das Interesse Friedrichs an dem Projekt war auch an einem späteren Dekret zu erkennen, wonach es untersagt war, größere Sträucher oder Bäume ohne ausdrückliche Erlaubnis des Königs zu entfernen.[108]

Als Voraussetzung zur Umgestaltung des Tiergartens mussten weite Teile zunächst trockengelegt werden. Den notwendigen Entwässerungsgräben ließ Knobelsdorff vielfach die Form natürlicher Wasserläufe geben, eine Lösung, die von Friedrich II. später lobend hervorgehoben wurde.[109] Die eigentlichen Arbeiten begannen mit der Verschönerung der vorhandenen Hauptachse, des Straßenzuges, der in Verlängerung des Boulevards Unter den Linden durch den Tiergarten nach Charlottenburg führte. Die Straße wurde mit Hecken eingefasst, der „Große Stern“, Einmündung von acht Alleen, mit 16 Statuen geschmückt. Südlich davon ließ Knobelsdorff drei so genannte Labyrinthe nach dem Vorbild berühmter französischer Parks anlegen - Teilbereiche mit kunstvoll ornamental verschlungenen Heckenwegen. Besonders im östlichen Teil des Parks, in der Nähe des Brandenburger Tores entstand ein dichtes Netz sich vielfach kreuzender Wege, besetzt mit zahlreichen „Salons“ und „Kabinetten“ - kleinen Plätzen, die mit Bänken und Brunnen gewissermaßen möbliert waren.

Knobelsdorffs Nachfolger, der Königliche Planteur Justus Ehrenreich Sello begann damit, die spätbarocken Anlagen seines Vorgängers im Sinne des neuen, an England orientierten Ideals eines Landschaftsparks zu verändern. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts war von Knobelsdorffs Maßnahmen, abgesehen von den Grundzügen des Wegesystems, kaum noch etwas erkennbar. Es bleibt die Tatsache, dass er den ersten, von Beginn an öffentlich zugänglichen Park Deutschlands gestaltet hat.

Zu Beginn des Jahres 1746 hatte Knobelsdorff ein umfangreiches Anwesen am Rande des Tiergartens bei einer Versteigerung günstig erworben. Es lag zwischen dem Großen Stern und der Spree etwa dort, wo heute das Schloss Bellevue steht. Zum Besitz gehörten eine Maulbeerplantage, Wiesen- und Ackerland, Gemüsebeete und zwei Meiereigebäude. Knobelsdorff ließ ein neues Hauptgebäude errichten, ein äußerlich schmuckloses Gartenhaus. Die Wand- und Deckengemälde in mehreren Räumen galten als Geschenk von Antoine Pesne an seinen Schüler und Freund. 1938 wurde das Haus abgerissen.

Auch die baulichen Veränderungen an den drei Schlössern Monbijou, Charlottenburg, Stadtschloss Potsdam gehörten zu dem umfangreichen Programm, das Knobelsdorff im Auftrag Friedrichs II. unmittelbar nach dessen Thronbesteigung oder wenige Jahre danach in Angriff nahm.[110]

Schloss Monbijou, als eingeschossiger Pavillon mit Gartenanlage an der Spree entstanden, war die Sommerresidenz und seit 1740 der Witwensitz der Königin Sophie Dorothee von Preußen, der Mutter Friedrichs des Großen.[111] Für das Repräsentationsbedürfnis der Königin erwies sich der Pavillon mit nur fünf Räumen und einer Galerie bald als zu klein. Unter Leitung von Knobelsdorff wurde der Bau in zwei Phasen zwischen 1738 und 1742 zu einer ausgedehnten symmetrischen Anlage mit Seitenflügeln und kleineren Pavillons erweitert. Kräftig farbige Flächen, Vergoldungen, Ornamente und Skulpturen sollten den langgestreckten Bau strukturieren. Diese Fassung war schon um 1755 verloren. Bis zur weitgehenden Zerstörung des Schlosses im Zweiten Weltkrieg war die Fassade weiß und glatt verputzt. Die Reste des Bauwerks wurden 1959/60 vollständig abgetragen.

Schloss Charlottenburg wurde unter Friedrich Wilhelm I. kaum genutzt.[112] Sein Sohn dachte daran, dort seinen Wohnsitz zu nehmen und ließ es gleich zu Beginn seiner Regierungszeit durch Knobelsdorff vergrößern. So entstand der neue, an das Schloss östlich anschließende Teil des Gebäudes, der Neue Flügel oder Knobelsdorff-Flügel. Er enthält zwei wegen ihrer Ausstattung berühmte festliche Räume. Der Weiße Saal als Speise- und Thronsaal Friedrichs des Großen mit einem Deckengemälde von Pesne macht einen schon beinahe klassizistisch strengen Eindruck. Dagegen kann die Goldene Galerie mit ihrer überaus reichen Ornamentik und ihrer Farbfassung in Grün und Gold als Inbegriff des fridericianischen Rokoko gelten. Der Kontrast der beiden unmittelbar nebeneinander liegenden Säle verdeutlicht die Spannweite der künstlerischen Ausdrucksformen Knobelsdorffs. Das Interesse des Königs an Charlottenburg ließ nach, als er Potsdam als zweite Residenz in Aussicht nahm, dort bauen ließ und schließlich auch dort wohnte. Das Schloss wurde im Zweiten Weltkrieg stark zerstört und nach 1945 weitgehend detailgetreu wieder rekonstruiert.

Das Potsdamer Stadtschloss war 1669 fertiggestellt worden. Nachdem sich die Pläne zum Bau einer neuen Residenz in Berlin zerschlagen hatte, ließ Friedrich der Große das Schloss von Knobelsdorff zwischen 1744 und 1752 umbauen und mit reicher Innenausstattung im Stil des Rokoko versehen.[113] Seine Änderungen an der Fassade zielten darauf ab, dem massiven Bau eine leichtere Anmutung zu geben. Von rot eingefärbten Putzflächen hoben sich Pilaster und Figuren aus hellem Sandstein deutlich ab. Zahlreiche Schmuckelemente wurden hinzugefügt, die blau lackierten Kupferdächer mit reich verzierten Schmuckschornsteinen bekrönt. Viele dieser Details gingen rasch verloren und wurden nicht wieder erneuert. Im Zweiten Weltkrieg erlitt das Bauwerk schwere Schäden, 1959/60 wurde es vollständig beseitigt. Nach einem Beschluss des Brandenburgischen Landtags soll das Stadtschloss, zumindest in seiner äußeren Form, bis 2011 wieder errichtet werden. Schon seit 2002 steht an historischer Stelle die Kopie eines Teilstücks, des so genannten Fortunaportals.

Am 13. Januar 1745 ordnete Friedrich der Große den Bau eines „Lust-Hauses zu Potsdam“ an.[114] Dafür hatte er recht konkrete Entwurfsskizzen gezeichnet, die er Knobelsdorff zur Ausführung übergab. Sie sahen ein einstöckiges, ebenerdiges Gebäude auf den Weinbergterrassen am Südhang der Bornstedter Höhen im Nordwesten Potsdams vor. Knobelsdorff erhob Einwände gegen das Konzept, er wollte das Gebäude durch ein Sockelgeschoss erhöhen, unterkellern und nach vorn an den Rand der Terrassen rücken - es würde sonst, vom Fuß des Weinbergs aus gesehen, wie in den Boden versunken erscheinen. Friedrich bestand auf seinen Vorstellungen. Auch durch den Hinweis auf die erhöhte Wahrscheinlichkeit von Gicht und Erkältungen ließ er sich nicht umstimmen; später erlebte er genau diese Unannehmlichkeiten und ertrug sie klaglos. Nach nur zweijähriger Bauzeit wurde das Schloss Sanssouci („Mein Weinberghäuschen“, wie der König es nannte) am 1. Mai 1747 eingeweiht. Friedrich der Große bewohnte es meist von Mai bis September, die Wintermonate verbrachte er im Potsdamer Stadtschloss.

Belege für die künstlerische Vielseitigkeit Knobelsdorffs sind seine dekorativen Entwürfe für Gartenvasen, Spiegelrahmen, Möbel und Kutschen.[115] Derartige Tätigkeiten gipfelten in der Gestaltung repräsentativer Innenräume, etwa des Zuschauerraums der Oper Unter den Linden und der Säle des Schlosses Charlottenburg. Dekorative Ornamentik war eine bedeutsame Kategorie im europäischen Rokoko. Drei französische Meister dieser Kunst, Antoine Watteau, Jules Aurele Meissonier und Jacques de La Joue, hatten dafür Vorlagen geschaffen, die als Kupferstiche und Radierungen weite Verbreitung fanden. Knobelsdorff war offensichtlich besonders von den Arbeiten Watteaus beeinflusst, dessen Motive er schon in Rheinsberg für Spiegel- und Bilderrahmen übernahm und variierte.

Als bestimmend erwies sich dieser Einfluss bei der Gestaltung der Goldenen Galerie im Neuen Flügel des Charlottenburger Schlosses, einem Meisterwerk des friderizianischen Rokoko, das zwischen 1742 und 1746 entstand.[116] Es wurde im Zweiten Weltkrieg zerstört und später wiederhergestellt. Der lebenslang naturverbundene Künstler schuf hier einen Kunstraum, der die Natur zitieren und verherrlichen sollte. Gleichzeitig wurde die Szenerie des realen Schlossparks durch Spiegel in den Raum übertragen. Der Saal ist 42 Meter lang, die Wände mit chrysoprasgrünem Stuckmarmor verkleidet, Ornamente, Bänke und Konsolen sind vergoldet. Wände und Decken sind mit einer Ornamentik überzogen, die sich vorwiegend auf pflanzliche Motive stützt. Das Prinzip der Ornamentgrotesken Watteaus – ein Rahmen aus fantasievollen pflanzlichen und architektonischen Motiven umschließt eine Szene von Bäumen und von Figuren bei ländlichen Vergnügungen – hat sichtlich vielfach als Anregung gedient.

Die Französische Kirche ist ein Spätwerk Knobelsdorffs. Für die Gemeinde der Hugenotten entwarf er 1752 einen kleinen Zentralbau mit Anklängen an das römische Pantheon. Die Ausführung lag in den Händen von Jan Boumann, dessen Fähigkeiten als Baumeister Knobelsdorff nicht schätzte, der ihm aber bei Aufträgen in den letzten Jahren mehrfach vorgezogen worden war. Die Kirche hat einen ovalen Grundriss von etwa 15:20 Metern und eine freischwingende Kuppel, die von Karl Friedrich Schinkel noch 80 Jahre später als statisch sehr gewagt bezeichnet wurde. Der schlichte Innenraum wirkte durch eine umlaufende Holzempore wie ein Amphitheater, nach Maßgabe der französisch-reformierten Gottesdienstordnung war er frei von kirchlichem Zierrat – es gab keine Kreuze, kein Taufbecken, keinen Figurenschmuck. Am 16. September 1753, dem Todestag Knobelsdorffs, schenkte Friedrich II. der Potsdamer Gemeinde die fertige Kirche.[117]

Im 19. Jahrhundert veränderte Schinkel die inzwischen schadhafte Innenausstattung. Das Gebäude war auf feuchtem Baugrund errichtet worden, so traten in dichter Folge Schäden auf, die Kirche musste mehrfach jahrelang geschlossen werden, überstand aber schließlich sogar den Zweiten Weltkrieg unzerstört. Eine letzte, umfangreiche Instandsetzung erfolgte in den Jahren 1990 bis 2003.

1753 machte sich Knobelsdorffs langjähriges Leberleiden stärker bemerkbar. Eine Reise in das belgische Heilbad Spa brachte keine Besserung. Knobelsdorff starb am 16. September 1753. Am 18. September fand die Beisetzung in der Gruft der Deutschen Kirche auf dem Gendarmenmarkt statt. Vier Jahre später wurde sein Freund Antoine Pesne neben ihm bestattet.[118]

Beim Umbau der Kirche 1881 verlegte man die sterblichen Überreste auf einen der Friedhöfe am Halleschen Tor, das Grab war durch eine Marmortafel und einen Putto gekennzeichnet. Dieses wurde entweder während eines Bombenangriffs im Zweiten Weltkrieg zerstört oder kam bei Bauarbeiten zur Verlegung der Blücherstraße abhanden. Heute erinnert nur noch ein schmuckloser Grabstein auf einem Ehrengrab der Stadt Berlin in der Nähe des Friedhofseingangs Zossener Straße an den Künstler.

Als Architekt war Knobelsdorff stark beeinflusst von den Bauten und architekturtheoretischen Schriften Andrea Palladios. Dieser bedeutende italienische Baumeister der Hochrenaissance veröffentlichte 1570 das maßgebliche Werk „Quattro libri dell´architettura“ mit eigenen Entwürfen und zahlreichen Abbildungen antiker Architektur. Von Palladios Anregungen leitete sich ein Baustil ab, der im 17. Jahrhundert im protestantischen bzw. anglikanischen Nordeuropa, vor allem in England verbreitet war.[119]

Anders als das zeitgleiche Barock mit seinen bewegten Silhouetten und konkav-konvexen Fassadenreliefs verwendete der so genannte Palladionismus klassisch einfache und klare Formen. Diesem Prinzip fühlte sich auch Knobelsdorff in fast allen seinen Bauten verpflichtet, jedenfalls soweit es die äußere Form betraf. Die Vorbilder wurden von ihm nicht einfach kopiert, sondern in die eigene Formensprache übertragen (erst nach seinem Tod häuften sich in Berlin und Potsdam die direkten Kopien fremder Fassaden). Im weiteren Sinne war er schon ein Vertreter des Klassizismus, der im engeren Wortsinn in Preußen erst im späten 18. Jahrhundert begann und im frühen 19. Jahrhundert mit Karl Friedrich Schinkel seinen Höhepunkt fand. In der Innendekoration dagegen folgte Knobelsdorff von Anfang an der Hauptströmung der Zeit und lieferte mit seinem an französischen Vorbildern geschulten fridericianischen Rokoko hervorragende Beispiele spätbarocker Dekorationskunst.

Das Verhältnis Knobelsdorffs zu Friedrich II. war ein zentrales Thema seines Lebens. Aus gemeinsamem Interesse an Kunst und Architektur war in Neuruppin und Rheinsberg eine beinahe freundschaftliche Vertrautheit entstanden. Auf Betreiben Friedrichs wurde Knobelsdorff 1739 im Schloss Rheinsberg in die Loge du Roi oder Loge première, die erste preußische Freimaurerloge überhaupt, aufgenommen. Diese nahezu ständige persönliche Nähe, die Konzentration auf wenige Dinge, die beiden wichtig waren, fanden naturgemäß ein Ende, nachdem der Kronprinz 1740 als Friedrich II. den Thron bestiegen hatte und sich auf neuen Gebieten wie Kriegsführung und Staatsverwaltung bewähren musste, deswegen auch Kontakte zu einem weit größeren Kreis von Beratern und Mitarbeitern aufbaute und unterhielt.

Da Friedrich die Qualitäten seines Knobelsdorff kannte und sich viel von ihm versprach, überhäufte er ihn sogleich mit Arbeit, versorgte ihn aber auch mit Titeln und Ehrungen und wies ihm 1741 ein stattliches Wohnhaus in der Leipziger Straße als Dienstwohnung zu.[120] Er erhielt die Oberaufsicht über alle königlichen Bauten, daneben wurde er Intendant der Schauspiele und Musik (bis 1742). Er hatte neben seiner eigentlichen Tätigkeit als Architekt Verwaltungsarbeiten zu leisten und mancherlei Nebensächliches zu erledigen, etwa für ein Feuerwerk im Charlottenburger Schlossgarten zu sorgen, Operndekorationen zu entwerfen und sich um Pferdeställe in Berlin zu kümmern. Obwohl Knobelsdorff in der Regel nur Planskizzen und Ansichtszeichnungen lieferte und die Durchführung erfahrenen Baumeistern und Technikern überließ, wuchs ihm die Arbeit gelegentlich über den Kopf. Der ungeduldige König reagierte dann gereizt.[121]

Ein grundsätzlicher Widerspruch bestand jedoch von Anfang an und trat allmählich stärker zu Tage. Für Knobelsdorff, einen ernsthaften Künstler, standen Architektur und Malerei im Mittelpunkt seiner Existenz. Friedrich der Große war an beiden lebhaft interessiert, hatte sich auch Kenntnisse darin angeeignet, blieb dabei aber ein Außenseiter, für den die Beschäftigung mit Architektur nicht die Hauptsache sein konnte. Bei Gelegenheit verglich er sein Interesse daran mit dem spielerischen Vergnügen eines Kindes an seinen Puppen.

Beide, der König und sein Architekt, waren unbeugsame, manchmal schroffe Charaktere. So wurden aus unterschiedlichen Auffassungen in Sachfragen zunehmend auch persönliche Spannungen. Nachdem Knobelsdorff dem König bei der Planung für Schloss Sanssouci sehr entschieden widersprochen hatte, war er im April 1746 – offiziell aus Gesundheitsgründen – als Verantwortlicher beim Bau des Schlosses ausgeschieden. 1747 wurde in den Abrechnungen des Bauschreibers Fincke, der unter Knobelsdorffs Leitung jahrelang an großen Projekten mitgearbeitet hatte, enorme Unordnung festgestellt.

Dies war der Beginn einer dauerhaften Entfremdung. Zwar wurden Knobelsdorff auch weiterhin die verschiedensten Bauaufgaben übertragen – er entwarf für den Park von Sanssouci die Rehgartenkolonnade und die Neptungrotte, in Potsdam das Neustädter Tor, mehrere Bürgerhäuser, die Französische Kirche, den Obelisken auf dem Markt und manches andere – blieb aber dem königlichen Hof jahrelang fern. Der Versuch einer erneuten Annäherung endete dann mit einem Misserfolg. Der König bestellte ihn im Sommer 1750 nach Potsdam, ärgerte sich aber bald über eine Bemerkung des Architekten und wies ihn an, nach Berlin zurückzukehren. Knobelsdorff machte sich sofort auf den Weg, wurde jedoch auf halber Strecke von einem Feldjäger eingeholt, der ihn aufforderte, umzukehren und sich wieder bei Hof einzufinden.

Friedrich II. hat anscheinend zu allen größeren Bauten, an denen Knobelsdorff beteiligt war, eigene Entwurfsskizzen beigetragen.[122] Nicht immer ist der Umfang seiner Beiträge feststellbar. Wer seinen schöpferischen Anteil beurteilen will, muss auch berücksichtigen, dass die Skizzen des Königs oft schon Resultate gemeinsamer Überlegungen mit seinem Architekten gewesen sein können. Anfangs akzeptierte der junge Kronprinz den 13 Jahre Älteren als seinen Mentor in Fragen von Kunst und Architektur und folgte seinen Vorschlägen.

Später bestand er in einzelnen Punkten häufiger auf den eigenen Ansichten und setzte sie mit der Autorität seiner übergeordneten Stellung auch durch. In den Grundzügen aber stimmten die künstlerischen Auffassungen des Königs sein Leben lang mit denen Knobelsdorffs überein.[123] Noch nach dessen Tod ließ er zum Beispiel den Theaterraum und den Marmorsaal des Potsdamer Stadtschlosses, beide von Knobelsdorff gestaltet, im Neuen Palais von Sanssouci nachbauen – ein Indiz dafür, dass die zuletzt aufgetretenen Spannungen nicht primär auf künstlerischen Differenzen beruhten, sondern auf persönlichen Empfindlichkeiten.

Den 1824/1825 als neapolitanische Villa von Schinkel errichteten Neuen Pavillon hat Friedrich Wilhelm III. nicht gemeinsam mit seiner zweiten Frau, der Fürstin Liegnitz, bewohnt.

Zwei weitere Staffagebauten – das Otahitische Korbhaus (um 1790 von Ferdinand August Friedrich Voß entworfen) und das Gotische Angelhaus an der Spree (1788 von Carl Gotthard Langhans) – mussten wegen ihrer leichten Bauweise häufig repariert werden. 1849/1850 ein letztes Mal erneuert, wurden das Korbhaus 1865 und das Angelhaus 1884 abgerissen.

Nach starken Verwüstungen im Zweiten Weltkrieg sprach sich vor allem die Direktorin der West-Berliner Verwaltung der Staatlichen Schlösser und Gärten, Margarete Kühn, für eine sich dem barocken Zustand annähernde Wiederherstellung des Parterres aus, da es in Deutschland nur wenige, in Berlin aber überhaupt keine barocken Gartenanlagen mehr gab. Dabei entsprechen die 1958 angelegten und 1967/1968 mit Broderie verzierten Flächen nicht dem Originalzustand. Weil dieser als zu pflegeaufwendig galt, wurde die Ornamentik anhand verschiedener barocker Musterbücher gestaltet und im Wegekreuz eine Fontäne geschaffen. Trotz vielfacher Kritik an dieser unhistorischen Konzeption erfolgte 2001 auf Betreiben der Berliner Gartendenkmalpflege die Restaurierung der Gestaltung aus den 1950er Jahren, weil diese Anlage mittlerweile ebenfalls als geschichtliches Zeugnis zu bewerten sei.

Der Schlossgarten dient den Bewohnern der angrenzenden, dicht besiedelten Charlottenburger Altbaugebiete seit langer Zeit als Naherholungsgebiet. Seit 2004 existieren Pläne der Stiftung Preußische Schlösser und Gärten, ein Eintrittsgeld zu erheben. Gegen diese Absichten hat sich die Bürgerinitiative Rettet den Schloßpark! gegründet.

Unmittelbar zum Schloss Charlottenburg dazu gehören die beiden Kunstmuseen Sammlung Scharf-Gerstenberg und das Museum Berggruen.

Das Museum Berggruen (auch bekannt als Sammlung Berggruen) gilt als eine der weltweit bedeutendsten Sammlungen der Kunst der klassischen Moderne, die der Sammler und Kunsthändler Heinz Berggruen in einer „Geste der Versöhnung“ seiner Heimatstadt Berlin zu einem Preis weit unter Wert verkaufte. Vor allem Werke von Pablo Picasso, Alberto Giacometti, Georges Braque, Paul Klee und Henri Matisse sind hier unter einem Dach vereint. Die Sammlung Berggruen gehört zur Berliner Nationalgalerie.

Die Sammlung kam 1996 mit der Rückkehr des Stifters nach sechs Jahrzehnten des Exils in seine Heimatstadt nach Berlin. Sie war zunächst nur eine Leihgabe des Kunstsammlers Heinz Berggruen, der sie in über 30 Jahren aufgebaut hatte. Die seinerzeit auf 1,5 Milliarden Mark geschätzte Sammlung ging im Dezember 2000 für einen als „symbolisch“ eingeschätzten Preis von 253 Millionen Mark an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz über. Heute wird sie unter dem Titel Sammlung Berggruen – Picasso und seine Zeit als Teil der Nationalgalerie an der Schloßstraße im westlichen Stülerbau gegenüber dem Charlottenburger Schloss ausgestellt.

Im Zentrum der Sammlung steht mit mehr als 100 Exponaten das Werk Picassos sowie über 60 Bilder von Paul Klee. Mit mehr als 20 Werken ist Henri Matisse vertreten, darunter mehr als ein halbes Dutzend der berühmten Scherenschnitte. Plastische Ensembles von Alberto Giacometti sowie Beispiele afrikanischer Skulptur runden den Kern der Sammlung ab.

Seit der Eröffnung des Hauses 1996 kaufte Berggruen kontinuierlich weitere Werke an, darunter das vom Museum of Modern Art in New York erworbene bedeutende Picasso-Gemälde Häuser auf einem Hügel (Horta de Ebro) aus dem Jahr 1909. Insgesamt 165 Arbeiten wurden im Dezember 2000 von Heinz Berggruen an die Stiftung Preußischer Kulturbesitz übereignet.

Im November 2005 ersteigerte Heinz Berggruen für 13,7 Millionen US-Dollar bei Sotheby’s in New York Picassos Nu Jaune (1907). Die Gouache ist eine der ersten Studien für Les Demoiselles d’Avignon, einem Meilenstein der Kunst des 20. Jahrhunderts.

Aus Anlass des zehnjährigen Jubiläums des Museums und seines endgültig verkündeten Rückzugs ins Privatleben im Alter von 92 Jahren schenkte der Mäzen Heinz Berggruen im Dezember 2006 dem Museum eine Skulptur von Alberto Giacometti, Die Große Stehende Frau III von 1960. Diese hatte bislang als bloße Leihgabe bereits im Stüler-Bau ihren Platz in der Rotunde gehabt. Damit das zwei Meter hohe Bronze-Standbild dem Lebenswerk Berggruens erhalten bleibt, erwarb er es kurzerhand und schenkte es der Stiftung Preußischer Kulturbesitz. Wenige Wochen später starb Berggruen am 23. Februar 2007 in Paris.

Innerhalb eines Jahrzehnts, von 1996 bis 2006, wurde das Museum von 1,5 Millionen Kunstfreunden besucht. Neben der Dauerpräsentation Picasso und seine Zeit wurden auch zahlreiche Themen- und Sonderausstellungen zur Klassischen Moderne der Kunstgeschichte angeboten.

Am 20. November 2013 wurde im Rahmen des Gedenkjahres „Zerstörte Vielfalt“ vor dem Museum die Informationstafel „Die Nachbarn des Schlosses“ zur Geschichte der Stülergebäude – mit besonderer Betonung der Nutzung als Führerschule der Sicherheitspolizei während der NS-Diktatur – aufgestellt.

Die Erben des Kunstsammlers gaben am 16. Juli 2007 bekannt, weitere 50 Werke der klassischen Moderne dem Museum Berggruen zur Verfügung zu stellen und damit die Tradition der Aussöhnung des Vaters mit Deutschland fortsetzen zu wollen. Berggruen hatte nach seinem Transfer zu Weihnachten 2000 weitere Gemälde gekauft, darunter Werke von Picasso, Matisse, Klee und Cézanne. Um die Voraussetzungen für eine Erweiterung zu schaffen, stiftete das Land Berlin das an den westlichen Stülerbau angrenzende Kommandantenhaus der Stiftung Preußischer Kulturbesitz zu deren 50-jährigem Bestehen.

Zugleich wurde auch der „Förderkreis Museum Berggruen e. V.“ gegründet, Mitglieder sind neben der Witwe Bettina die Kinder Nicolas, Olivier und, aus erster Ehe, Helen Berggruen und John Berggruen. Weitere Mitglieder sind W. Michael Blumenthal, Peter Raue, Michael Naumann, Simon de Pury, Klaus-Dieter Lehmann und Peter-Klaus Schuster. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz erklärte sich umgehend dazu bereit, die laufenden Betriebskosten zu übernehmen.

Nach einem Architektenwettbewerb 2008 wurde das Museum um einen Erweiterungsbau ergänzt und am 16. März 2013 wiedereröffnet. Die beiden denkmalgeschützten Gebäude sind nun durch eine moderne Pergola aus Stahl und Glas verbunden, die das Berliner Architekturbüro Kuehn/Malvezzi entworfen hatte. Die Kosten der äußeren und inneren Baumaßnahmen werden mit 4,2 Millionen Euro angegeben. In den Erweiterungsbau sind rund 60 Kunstwerke aus der Familiensammlung als Leihgaben eingezogen. Darunter befinden sich mehrere Bilder von Picasso, sowie Werke auf Papier von Matisse und Klee. Der Bund übernahm die Baukosten, das Land Berlin stellte das Gebäude und das Grundstück. Bereits im Mai 2008 wurde die Sammlung um weitere 70 Gemälde von der Familie Berggruen vergrößert.

Gegenüber dem Museum steht seit 1901 auf der Mittelpromenade der Schloßstraße das Prinz-Albrecht-Denkmal der Bildhauer Eugen Boermel und Conrad Freyberg.

Die Sammlung Scharf-Gerstenberg zeigt seit Juli 2008 Kunst von der französischen Romantik bis zum Surrealismus. Die Sammlung mit Gemälden, Grafiken und Skulpturen aus dem Besitz der „Stiftung Sammlung Dieter Scharf zur Erinnerung an Otto Gerstenberg“ ist zunächst leihweise für zehn Jahre in den ehemaligen Räumen des Ägyptischen Museums beheimatet und gehört zur Nationalgalerie Berlin.

Das Museum zeigt Werke der „Stiftung Sammlung Dieter Scharf zur Erinnerung an Otto Gerstenberg“. Otto Gerstenberg war Anfang des 20. Jahrhunderts einer der bedeutendsten Kunstsammler in Berlin. Seine Sammlung wurde teilweise im Krieg zerstört. Andere Teile der Sammlung befinden sich als sogenannte ‚Beutekunst‘ in russischen Museen. Von den in Familienbesitz verbliebenen Kunstwerken erbte sein Enkel Dieter Scharf (1926–2001) eine Sammlung von Grafiken, die den Grundstock für seine eigene Sammlertätigkeit bildete. Kurz vor seinem Tod wandelte Scharf diese Sammlung, die bereits im Jahr 2000 unter dem Titel „Surreale Welten“ in Berlin zu sehen war, in eine Stiftung um. Zunächst ist zwischen der Stiftung und den Staatlichen Museen zu Berlin ein auf zehn Jahre befristeter Dauerleihvertrag vereinbart worden. Die Stiftung Preußischer Kulturbesitz stellt der „Stiftung Sammlung Dieter Scharf zur Erinnerung an Otto Gerstenberg“ hierfür den östlichen Stülerbau in Charlottenburg zur Verfügung.

Die Sammlung Scharf-Gerstenberg befindet sich in der Schloßstraße 70 gegenüber dem heutigen Museum Berggruen (westlicher Stülerbau). Beide Gebäude sind durch den Spandauer Damm vom Schloss Charlottenburg getrennt. Sie gehen zurück auf Entwürfe des preußischen Königs Friedrich Wilhelms IV., die in den Jahren 1851–1859 vom Architekten Friedrich August Stüler umgesetzt wurden. Beide Stülerbauten dienten ursprünglich als Offiziers-Kasernen des Garde du Corps-Regiments. Dem östlichen Stülerbau schließt sich das 1855–1858 von Karl Wilhelm Drewitz errichtete ehemalige Marstall-Gebäude an. Von 1967 bis 2005 dienten der östliche Stülerbau zusammen mit dem Marstall-Gebäude als Ägyptisches Museum. Die Gebäude wurden von 2005 bis 2008 für die künftige Nutzung als Museum Scharf-Gerstenberg unter der Leitung des Architekten Gregor Sunder-Plassmann für zehn Millionen Euro umgebaut.

Zu den Werken der „Stiftung Sammlung Dieter Scharf zur Erinnerung an Otto Gerstenberg“ die Dieter Scharf aus der Sammlung seines Großvaters erbte, gehören Grafiken von Giovanni Battista Piranesi, Francisco de Goya, Charles Meryon, Victor Hugo, Édouard Manet und Max Klinger. Die Arbeiten dieser Künstler bildeten für Dieter Scharf die Grundlage für den Aufbau einer Sammlung des Symbolismus und Surrealismus

Fußnoten

  1.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 33
  2.  ↑ Gloger, B.: Friedrich Wilhelm – Kurfürst von Brandenburg. Biographie, Berlin 1985, S. 45
  3.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 21
  4.  ↑ Giersberg, H.-J./ Meckel, C./Bartoschek, G.: Der Große Kurfürst. Sammler, Bauherr, Mäzen. Kurfürst Friedrich Wilhelm 1620–1688. (Katalog zur Ausstellung) Neues Palais in Sanssouci, 10. Juli bis 9. Oktober 1988. Potsdam 1988, S. 14
  5.  ↑ Ebd., S. 15
  6.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 267
  7.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 32
  8.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 249
  9.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 251
  10.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 40
  11.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 31
  12.  ↑ Gloger, B.: Friedrich Wilhelm – Kurfürst von Brandenburg. Biographie, Berlin 1985, S. 66
  13.  ↑ Bahl, P. Der Hof der Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft Brandenburg-Preußens (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Beiheft 8), Köln 2001, S. 27
  14.  ↑ Hüttl, L.: Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Große Kurfürst 1620–1688. Eine politische Biographie, München 1981, S. 55
  15.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 252
  16.  ↑ Bahl, P. Der Hof der Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft Brandenburg-Preußens (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Beiheft 8), Köln 2001, S. 130f
  17.  ↑ Giersberg, H.-J./ Meckel, C./Bartoschek, G.: Der Große Kurfürst. Sammler, Bauherr, Mäzen. Kurfürst Friedrich Wilhelm 1620–1688. (Katalog zur Ausstellung) Neues Palais in Sanssouci, 10. Juli bis 9. Oktober 1988. Potsdam 1988, S. 66
  18.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 253
  19.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 102
  20.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 255
  21.  ↑ Bahl, P. Der Hof der Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft Brandenburg-Preußens (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Beiheft 8), Köln 2001, S. 36
  22.  ↑ Gloger, B.: Friedrich Wilhelm – Kurfürst von Brandenburg. Biographie, Berlin 1985, S. 82
  23.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 270
  24.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 106
  25.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 43
  26.  ↑ Hüttl, L.: Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Große Kurfürst 1620–1688. Eine politische Biographie, München 1981, S. 76
  27.  ↑ Giersberg, H.-J./ Meckel, C./Bartoschek, G.: Der Große Kurfürst. Sammler, Bauherr, Mäzen. Kurfürst Friedrich Wilhelm 1620–1688. (Katalog zur Ausstellung) Neues Palais in Sanssouci, 10. Juli bis 9. Oktober 1988. Potsdam 1988, S. 133
  28.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 78
  29.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 23
  30.  ↑ Frost, R. I.: After the Deluge. Poland-Lithuania and the Second Northern War, 1655-1660 (= Cambridge Studies in Early Modern History). Cambridge 2004, S. 124
  31.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 112
  32.  ↑ Frost, R. I.: After the Deluge. Poland-Lithuania and the Second Northern War, 1655-1660 (= Cambridge Studies in Early Modern History). Cambridge 2004, S. 126
  33.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 55
  34.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 70
  35.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 112
  36.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 59
  37.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 62
  38.  ↑ Frost, R. I.: After the Deluge. Poland-Lithuania and the Second Northern War, 1655-1660 (= Cambridge Studies in Early Modern History). Cambridge 2004, S. 132
  39.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 73
  40.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 117
  41.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 67
  42.  ↑ Frost, R. I.: After the Deluge. Poland-Lithuania and the Second Northern War, 1655-1660 (= Cambridge Studies in Early Modern History). Cambridge 2004, S. 135
  43.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 121
  44.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 75
  45.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 99
  46.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 87
  47.  ↑ Frost, R. I.: After the Deluge. Poland-Lithuania and the Second Northern War, 1655-1660 (= Cambridge Studies in Early Modern History). Cambridge 2004, S. 140
  48.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 100
  49.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 98
  50.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 123
  51.  ↑ Frost, R. I.: After the Deluge. Poland-Lithuania and the Second Northern War, 1655-1660 (= Cambridge Studies in Early Modern History). Cambridge 2004, S. 144
  52.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969; S. 122
  53.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 102
  54.  ↑ Frost, R. I.: After the Deluge. Poland-Lithuania and the Second Northern War, 1655-1660 (= Cambridge Studies in Early Modern History). Cambridge 2004, S. 156
  55.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 77
  56.  ↑ Opitz, E.: Österreich und Brandenburg im schwedisch-polnischen Krieg 1655 bis 1660. Vorbereitung und Durchführung der Feldzüge nach Dänemark und Pommern (= Wehrwissenschaftliche Forschungen, Abteilung Militärgeschichtliche Studien. Band 10), Boppard 1969, S. 128
  57.  ↑ Frost, R.I.: The Northern Wars. War, State and Society in Northeastern Europe 1558-1721, London 2000, S. 148
  58.  ↑ Bahl, P. Der Hof der Großen Kurfürsten. Studien zur höheren Amtsträgerschaft Brandenburg-Preußens (= Veröffentlichungen aus den Archiven Preussischer Kulturbesitz, Beiheft 8), Köln 2001, S. 56
  59.  ↑ Hüttl, L.: Friedrich Wilhelm von Brandenburg, der Große Kurfürst 1620–1688. Eine politische Biographie, München 1981, S. 99ff
  60.  ↑ Heinrich, G.(Hrsg.): „Ein sonderbares Licht in Teutschland“. Beiträge zur Geschichte des Großen Kurfürsten von Brandenburg (1640–1688) (= Zeitschrift für Historische Forschung. Beihefte 8). Berlin 1990, S. 86
  61.  ↑ Lackner, M.: Die Kirchenpolitik des Großen Kurfürsten (= Untersuchungen zur Kirchengeschichte, Band 8), Witten 1973, S. 77
  62.  ↑ Beuys, B.: Der Große Kurfürst. Der Mann der Preußen schuf, Reinbek 1979, S. 122
  63.  ↑ Arndt, J.: Der Große Kurfürst, ein Herrscher des Absolutismus? Über die Möglichkeiten und Grenzen monokratischer Herrschaft im 17. Jahrhundert. In: Asch, R. G. (Hrsg.): Der Absolutismus - ein Mythos? Strukturwandel monarchischer Herrschaft in West- und Mitteleuropa (ca. 1550–1700). Köln u. a. 1996, S. 249–273, hier S. 266
  64.  ↑ Jany, C.: Geschichte der Preußischen Armee – Vom 15. Jahrhundert bis 1914. Band 1, Osnabrück 1967, Seite 240–241, hier S. 241
  65.  ↑ Bauer, F.: Fehrbellin 1675 – Brandenburg-Preußens Aufstieg zur Großmacht. Potsdam 1998, S. 15
  66.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 80
  67.  ↑ Opgenorth, E: Friedrich Wilhelm – Der Große Kurfürst von Brandenburg. II. Teil 1660–1688, Göttingen 1978, S. 49
  68.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 82
  69.  ↑ Bauer, F.: Fehrbellin 1675 – Brandenburg-Preußens Aufstieg zur Großmacht. Potsdam 1998, S. 27
  70.  ↑ Opgenorth, E: Friedrich Wilhelm – Der Große Kurfürst von Brandenburg. II. Teil 1660–1688, Göttingen 1978, S. 58
  71.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 84
  72.  ↑ Bauer, F.: Fehrbellin 1675 – Brandenburg-Preußens Aufstieg zur Großmacht. Potsdam 1998, S. 38
  73.  ↑ Opgenorth, E: Friedrich Wilhelm – Der Große Kurfürst von Brandenburg. II. Teil 1660–1688, Göttingen 1978, S. 63
  74.  ↑ Schilling, H.: Höfe und Allianzen – Deutschland 1648–1763. Berlin 1998, S. 89
  75.  ↑ Neumann, H.-J.: Friedrich I. Der erste König der Preußen, Berlin 2001, S. 73
  76.  ↑ Bauer, F.: Fehrbellin 1675 – Brandenburg-Preußens Aufstieg zur Großmacht. Potsdam 1998, S. 45
  77.  ↑ Opgenorth, E: Friedrich Wilhelm – Der Große Kurfürst von Brandenburg. II. Teil 1660–1688, Göttingen 1978, S. 70
  78.  ↑ Bauer, F.: Fehrbellin 1675 – Brandenburg-Preußens Aufstieg zur Großmacht. Potsdam 1998, S. 177
  79.  ↑ Göse, F.: Friedrich I. (1657–1713). Ein König in Preußen, Regensburg 2012, S. 27
  80.  ↑ Jany, C.: Geschichte der Preußischen Armee – Vom 15. Jahrhundert bis 1914. Band 1, Osnabrück 1967, Seite 240–241, hier S. 240
  81.  ↑ Opgenorth, E: Friedrich Wilhelm – Der Große Kurfürst von Brandenburg. II. Teil 1660–1688, Göttingen 1978, S. 73
  82.  ↑ Neumann, H.-J.: Friedrich I. Der erste König der Preußen, Berlin 2001, S. 48
  83.  ↑ Giersberg, H.-J./ Meckel, C./Bartoschek, G.: Der Große Kurfürst. Sammler, Bauherr, Mäzen. Kurfürst Friedrich Wilhelm 1620–1688. (Katalog zur Ausstellung) Neues Palais in Sanssouci, 10. Juli bis 9. Oktober 1988. Potsdam 1988, S. 8
  84.  ↑ Opgenorth, E: Friedrich Wilhelm – Der Große Kurfürst von Brandenburg. II. Teil 1660–1688, Göttingen 1978, S. 77
  85.  ↑ Lezius, M.: Von Fehrbellin bis Tannenberg – Dreihundert Jahre Deutsche Kriegsgeschichte. Band 1, Berlin 1936, S. 103
  86.  ↑ Schmidt, W.: Friedrich I. Kurfürst von Brandenburg. König in Preußen, München 1996, S. 60
  87.  ↑ Lackner, M.: Die Kirchenpolitik des Großen Kurfürsten (= Untersuchungen zur Kirchengeschichte, Band 8), Witten 1973, S. 95
  88.  ↑ Ohff, H. Preußens Könige, München 1999, S. 76
  89.  ↑ Göse, F.: Friedrich I. (1657–1713). Ein König in Preußen, Regensburg 2012, S. 89
  90.  ↑ Neumann, H.-J.: Friedrich I. Der erste König der Preußen, Berlin 2001, S. 39
  91.  ↑ Opgenoorth, E.: Friedrich Wilhelm, der Große Kurfürst von Brandenburg, Band 1: Eine politische Biographie 1620-1660, Band 2: Eine politische Biographie 1660–1680, Göttingen/Zürich 1971/1978, Band 1, S. 162
  92.  ↑ Zur Biographie Pesnes vor seinem Wirken in Potsdam bemerkt Plagemann: „Als Sproß einer angesehenen Pariser Malerfamilie bildete er sein Talent vor allem in Rom, Neapel und Venedig, wo er die Malkunst Tizians und Veroneses studierte und mit dem italienischen Maler Adrea Celesti (1637-1706) bekannt wurde. In Venedig entstand im Jahre 1707 das Bildnis des preußischen Gesandten Freiherr von Knyphausen, das Friedrich I. veranlasste, Pesne nach Berlin zu rufen. So siedelte der gebürtige Pariser im Jahre 1710 mit seiner Gattin Ursula Anne und der Familie seines Schwiegervaters Dubuisson nach Berlin über.“ Zitiert nach: Plagemann, K.-E.: Antoine Pesne. Hofmaler bei drei preußischen Königen, in: Schmelz, U. (Hrsg.): Potsdam ohne Ausländer? Zum Einfluss von Ausländern auf die Entwicklung Potsdams, Potsdam 1999, S. 40-48, hier: S. 40
  93.  ↑ Gahrig, Unterwegs zu den Hugenotten im Land Brandenburg, a.a.O. S. 67
  94.  ↑ Volk, Historische Straßen und Plätze heute: Potsdam, a.a.O., S. 20
  95.  ↑ Plagemann, K.-E.: Antoine Pesne. Hofmaler bei drei preußischen Königen, in: Schmelz, U. (Hrsg.): Potsdam ohne Ausländer? Zum Einfluss von Ausländern auf die Entwicklung Potsdams, Potsdam 1999, S. 40-48, hier: S. 41
  96.  ↑ Gelscher, J.: Brandenburg-Preußen, Berlin 1976, S. 98
  97.  ↑ Steffen, A.: Die Metropole Berlin, München 1987, S. 210
  98.  ↑ Ebd., S. 211
  99.  ↑ Eggeling, T.Ute-G. Weickardt, U.-G. (Hrsg.): Zum Maler und zum großen Architekten geboren. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, 1699–1753. Ausstellungskatalog. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1999, S. 2
  100.  ↑ Kadatz, H. J.: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Baumeister Friedrichs II. München 1983, S. 67
  101.  ↑ Kadatz, H. J.: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Baumeister Friedrichs II. München 1983, S. 22
  102.  ↑ Eggeling, T.Ute-G. Weickardt, U.-G. (Hrsg.): Zum Maler und zum großen Architekten geboren. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, 1699–1753. Ausstellungskatalog. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1999, S. 2
  103.  ↑ Kadatz, H. J.: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Baumeister Friedrichs II. München 1983, S. 24
  104.  ↑ Steffen, A.: Die Metropole Berlin, München 1987, S. 212
  105.  ↑ Eggeling, T.Ute-G. Weickardt, U.-G. (Hrsg.): Zum Maler und zum großen Architekten geboren. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, 1699–1753. Ausstellungskatalog. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1999, S. 2
  106.  ↑ Kadatz, H. J.: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Baumeister Friedrichs II. München 1983, S. 27
  107.  ↑ Steffen, A.: Die Metropole Berlin, München 1987, S. 215
  108.  ↑ Eggeling, T.Ute-G. Weickardt, U.-G. (Hrsg.): Zum Maler und zum großen Architekten geboren. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, 1699–1753. Ausstellungskatalog. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1999, S. 3
  109.  ↑ Kadatz, H. J.: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Baumeister Friedrichs II. München 1983, S. 46
  110.  ↑ Woltmann, A.: Die Baugeschichte Berlins bis auf die Gegenwart, Kapitel V: Friedrich der Große und Knobelsdorff, Berlin 1872, S. 48
  111.  ↑ Eggeling, T.Ute-G. Weickardt, U.-G. (Hrsg.): Zum Maler und zum großen Architekten geboren. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, 1699–1753. Ausstellungskatalog. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1999, S. 3
  112.  ↑ Kadatz, H. J.: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Baumeister Friedrichs II. München 1983, S. 45
  113.  ↑ Eggeling, T.Ute-G. Weickardt, U.-G. (Hrsg.): Zum Maler und zum großen Architekten geboren. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, 1699–1753. Ausstellungskatalog. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1999, S. 5
  114.  ↑ Kadatz, H. J.: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Baumeister Friedrichs II. München 1983, S. 55
  115.  ↑ Woltmann, A.: Die Baugeschichte Berlins bis auf die Gegenwart, Kapitel V: Friedrich der Große und Knobelsdorff, Berlin 1872, S. 67
  116.  ↑ Kadatz, H. J.: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Baumeister Friedrichs II. München 1983, S. 108
  117.  ↑ Eggeling, T.Ute-G. Weickardt, U.-G. (Hrsg.): Zum Maler und zum großen Architekten geboren. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, 1699–1753. Ausstellungskatalog. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1999, S. 6
  118.  ↑ Woltmann, A.: Die Baugeschichte Berlins bis auf die Gegenwart, Kapitel V: Friedrich der Große und Knobelsdorff, Berlin 1872, S. 112
  119.  ↑ Eggeling, T.Ute-G. Weickardt, U.-G. (Hrsg.): Zum Maler und zum großen Architekten geboren. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, 1699–1753. Ausstellungskatalog. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1999, S. 7
  120.  ↑ Kadatz, H. J.: Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff. Baumeister Friedrichs II. München 1983, S. 112
  121.  ↑ Eggeling, T.Ute-G. Weickardt, U.-G. (Hrsg.): Zum Maler und zum großen Architekten geboren. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, 1699–1753. Ausstellungskatalog. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1999, S: 8
  122.  ↑ Eggeling, T.Ute-G. Weickardt, U.-G. (Hrsg.): Zum Maler und zum großen Architekten geboren. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, 1699–1753. Ausstellungskatalog. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1999, S. 7
  123.  ↑ Eggeling, T.Ute-G. Weickardt, U.-G. (Hrsg.): Zum Maler und zum großen Architekten geboren. Georg Wenzeslaus von Knobelsdorff, 1699–1753. Ausstellungskatalog. Stiftung Preußische Schlösser und Gärten Berlin-Brandenburg, 1999, S. 11