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Geschichte von St.Petersburg

Von Margarete Lausberg

Stadtgründung

Die Stadtgründung von Sankt Petersburg ist Gegenstand eines um Peter den Großen gewobenen politischen Mythos.[1] Danach soll der weitsichtige Zar bereits bei deren erstem Anblick eine unbewohnte und öde Sumpflandschaft an der Newa-Mündung zum Standort seiner zukünftigen Hauptstadt, eines „Fensters nach Europa“ für Russland, ausgewählt haben. Die wortmächtigste und am häufigsten zitierte Ausformulierung dieses Mythos von der eine „Hauptstadt aus dem Nichts“ erschaffenden Willenskraft Peters des Großen findet sich in dem Gedicht Der eherne Reiter (1834) von Alexander Puschkin.

Tatsächlich ignoriert diese populäre Erzählung von den Ursprüngen Sankt Petersburgs jedoch, dass der Bereich der unteren Newa schon lange zuvor Teil einer Kulturlandschaft war, des Ingermanlandes. Dort lebten seit dem 10. Jahrhundert Vertreter verschiedener finno-ugrischer Völker größtenteils von der Landwirtschaft. Zu Beginn des 14. Jahrhunderts stritten Schweden und Nowgorod unentschieden um eine Kontrolle über das Gebiet. Eine als Landskrona überlieferte schwedische Siedlung an diesem Ort wurde angeblich im Jahr 1301 zerstört. Danach einigte man sich darauf, die Region als Pufferzone zwischen den Einflusssphären zu betrachten, in der keine Festungen errichtet werden durften.

In den folgenden Jahrhunderten wurde das Gebiet zumindest als Landungsstelle für die Newa befahrende Schiffe, möglicherweise aber als Handelsplatz genutzt. Letzteres gilt sicher für die Zeit einer erneuten schwedischen Dominanz in der Region nach der Errichtung der Festung Nyenschanz im Jahr 1611 und der sie bald umgebenden Siedlung Nyen. Beide lagen auf dem Stadtgebiet des heutigen Sankt Petersburg am nördlichen (oder rechten) Ufer der Newa. Es gibt Hinweise auf größere städtebauliche Ambitionen der Schweden für Nyen im 17. Jahrhundert.[2] Allerdings erlebten diese einen herben Rückschlag, als Siedlung und Festung 1656 während des Zweiten Nordischen Krieges von russischen Truppen zerstört wurden.

Dem baldigen Wiederaufbau folgte am 1. Mai 1703, während des Großen Nordischen Krieges, die endgültige Eroberung von Nyenschanz durch die newaabwärts vorrückenden Russen unter Scheremetew. Nyen war zu diesem Zeitpunkt bereits von den Schweden selbst präventiv geräumt und teilweise zerstört worden. Das Ende von Nyen und Nyenschanz markierte gleichzeitig den Beginn der Stadtgeschichte von Sankt Petersburg. Offiziell verbindet man diesen mit dem Datum 16. Mai. 1703.[3] An diesem Tag wurde auf einer Nyenschanz gegenüber gelegenen Insel im Newa-Delta der Grundstein für die nach dem Namenspatron des Zaren benannte Peter-und-Paul-Festung gelegt. In Urkunden und Karten aus der Gründungszeit finden sich neben der deutschen Bezeichnung Sankt Petersburg die niederländisch klingenden Sankt Piter Bourgh oder St. Petersburch.

Peter-und-Paul-Festung

Die Peter-und-Paul-Festung ist eine Festungsanlage aus dem frühen 18. Jahrhundert, die den Ursprung und das historische Zentrum der Stadt Sankt Petersburg bildet.[4] Die auf der Haseninsel in der Newa gelegene Anlage beherbergt heute vor allem Ausstellungen und Museen und ist sowohl Touristenmagnet als auch Erholungsort für die St.-Petersburger. Die Festung ist zentraler Teil der zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten St.-Petersburger Innenstadt.

Die Festung, deren Grundsteinlegung am 27. Mai 1703 als offizielles Gründungsdatum Sankt Petersburgs gilt, kam nie ihrer eigentlichen Bestimmung als militärische Anlage nach. Die Schweden, gegen die sie im Großen Nordischen Krieg vor allem schützen sollte, wurden in den folgenden Jahren militärisch geschlagen und stellten seitdem keine Gefahr mehr für das Russische Reich dar. Die Festung wurde ursprünglich von etwa 20.000 Männern aus Erdwällen und Holzbefestigungen in sechs Bastionen gebaut. Von 1706 bis 1740 wurde sie komplett aus Stein neu errichtet; sie hat seitdem die Form eines unregelmäßigen Sechsecks, dessen Ecken weiterhin von Bastionen geschützt werden. Bei dem von dem Schweizer Baumeister Domenico Trezzini geleiteten Bau starben, wie bei der gesamten Gründung St. Petersburgs, Hunderte der eingesetzten Zwangsarbeiter. Ab 1720 diente die Festung als Kasernenanlage und eines der berüchtigtsten Gefängnisse des Zarenreiches. Von 1770 bis 1780 wurde die der Newa zugewandte Seite mit Granit verkleidet. Berühmtheit erlangte der aus Jaroslawl stammende Bauer und Dachdecker Pjotr Teluschkin im Jahr 1830, als er die durch einen Blitzschlag beschädigte Kirchturmspitze mit dem Engel mittels einer Strickleiter in sechswöchiger Arbeit reparierte.

War die Festung ein bedeutendes Symbol des Zarenreiches, war sie während der russischen Revolutionen ein Zentrum des Aufstandes.[5] Während der Februarrevolution stürmten die Soldaten des Paulsregiments am 27. Februar das Gefängnis und befreiten die Gefangenen. Bei einem Putschversuch der Bolschewiki erklärte sich die 8.000 Mann starke Einheit in der Festung am 4. Juli 1917 mit den Bolschewiki solidarisch, ergab sich aber zwei Tage später kampflos den Regierungstruppen.

Der größte Teil der Anlage wurde 1924 zu einem Museum erklärt. Die Festung, die die ganze Haseninsel bedeckt, wurde während der Belagerung Leningrads im Zweiten Weltkrieg beschädigt, danach aber wieder restauriert.

1991 wurde im Komplex eine von Michail Schemjakin gestaltete Bronzeskulptur Peters I. aufgestellt, die für heftige öffentliche Diskussionen in der Stadt sorgte, da Peter mit disproportional kleinem Kopf und großen Füßen und Händen dargestellt ist. Trotzdem gilt das Denkmal mittlerweile als Glücksbringer für die Petersburger.

Das Gebäude mit seinen zwölf Meter hohen Wällen und sechs Bastionen wurde schon früh als Gefängnis benutzt, in das insbesondere die politischen Gefangenen des Zarenreiches gesperrt wurden. In der Festung saßen viele berühmte Gefangene. Der erste war 1717 Alexei, der Sohn Peters I.; es folgten Teilnehmer des Dekabristenaufstandes, Fjodor Dostojewski, Maxim Gorki, Michail Bakunin, Peter Kropotkin, Alexander Iljitsch Uljanow, der Bruder Lenins. Ab 1872 befanden sich diese im neu gebauten Gefängnis in der Trubezkoi-Bastion. Die 36 Einzelzellen hatten jeweils ein in die Wand eingelassenes Eisenbett und einen Tisch sowie einen Schemel. Zusätzlich gab es einen Karzer. Sie dienten um 1880 als Untersuchungsgefängnis für die zahlreichen Inhaftierten der Narodnaja Wolja, die mehrere Attentate auf Alexander II. ausgeführt hatten, u. a. Wera Figner, Ljudmila Wolkenstein, Alexander Solowjow, Michail Frolenko.[6]

Nach der russischen Februarrevolution 1917 befanden sich Hunderte von Funktionsträgern des Zarenreiches in dem Gefängnis, teilweise auch um sie vor dem Volkszorn zu schützen. Nach der Oktoberrevolution wurde die provisorische Regierung Kerenski hier inhaftiert – es handelte sich um die letzten Gefangenen in der Peter-Paul-Festung. Heute dient die Trubezkoi-Bastion als Museum, in dem unter anderem auch Wachsfiguren der berühmtesten Gefangenen ausgestellt werden.

Auf dem Gelände der Festung befindet sich die von 1713 bis 1732 gebaute Peter-und-Paul-Kathedrale, in deren Innenraum die meisten russischen Kaiser seit dem 18. Jahrhundert begraben liegen. Die Kathedrale wurde ebenfalls von Domenico Trezzini gestaltet. Ihr 122,5 Meter hoher Turm mit einem sieben Meter hohen Engelsstandbild auf der vergoldeten Spitze war für lange Zeit, wie von Peter dem Großen angeordnet, das höchste Gebäude der Stadt. Heute wird sie nur vom städtischen Fernsehturm übertroffen.[7]

Der Innenraum wurde mit Trophäen aus dem Nordischen Krieg und Wandmalereien geschmückt. Die Särge der Zaren wurden aus weißem Marmor gestaltet, einzig Alexander II. und seine Frau bekamen Särge aus grünem beziehungsweise rotem Marmor, da man sie für die Befreiung der Leibeigenen in ihrer Regierungszeit besonders würdigen wollte. Seit 1998 befinden sich in einem angeschlossenen Raum die Gräber der letzten Zarenfamilie.

Ungewöhnlich für eine russisch-orthodoxe Kirche besitzt die Peter-und-Paul-Kathedrale eine Kanzel. Angeblich wurde diese nur einmal benutzt – um Leo Tolstoi 1902 zu exkommunizieren.

Angeschlossen an die Kathedrale ist die von 1896 bis 1908 gebaute Grabkapelle.[8] In ihr wurden diverse Verwandte der Kaiser beerdigt und auch heute dient sie – nach mehreren Rechtsstreitigkeiten – wieder als Begräbnisstätte der Familie Romanow. Vor der Kathedrale befindet sich der Friedhof der Kommandanten der Peter-und-Paul-Festung, eine der ältesten erhaltenen Friedhofsanlagen Russlands, in dem – sehr ungewöhnlich für die Zeit – sowohl Protestanten als auch russisch-orthodoxe Christen liegen.

Der Festungsbau beherbergt heute diverse Museen, zum einen die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte von 1703 bis 1924, zum anderen unter dem Namen Museum des alten Petersburg wechselnde Ausstellungen zu einem ähnlichen Themengebiet.

Direkt am Tor liegt eine weitere Ausstellungsfläche, in der abwechselnd internationale Fotografen ihre Werke zeigen. In den Kasematten befindet sich eine Druckerei, in der auf altem Originalgerät vor Zuschauern (und zum Verkauf) historische Drucke gefertigt werden.

Da sich von 1932 bis 1933 eine Forschungsstätte für sowjetische Luft- und Raumfahrt auf dem Gelände befand, ist hier heute ein Museum für Raketenbau und Raumfahrt untergebracht. Heute sind hier die nachgebildeten Konstruktionsbüros der Raketenbauer, Sputniks sowie kosmisches Zubehör wie etwa Original-Raumanzüge ausgestellt. Ebenfalls auf dem Gelände ist ein Münzmuseum mit einer funktionsfähigen Münzprägeanstalt, in der bis heute russisches Kleingeld, Orden und Medaillen geprägt werden.[9]

Die Peter-und-Paul-Festung gilt bis heute als das Herz Sankt Petersburgs. Besonders nachdrücklich wird sie den Bewohnern der Stadt täglich um zwölf Uhr mittags in Erinnerung gebracht. Seit dem 18. Jahrhundert wird um diese Zeit eine Kanone abgefeuert, ursprünglich diente dies dazu, den Stadtbewohnern die genaue Uhrzeit mitzuteilen.[10]

Stadtgründung

Entgegen dem zuvor zitierten Mythos gibt es keine Quellen, die glaubhaft belegen würden, dass Peter der Große das Bollwerk von Beginn an als Keimzelle einer größeren Siedlung oder gar seiner zukünftigen Hauptstadt angesehen hätte.[11] In erster Linie sollte die Peter-und-Paul-Festung zunächst wohl die Funktion von Nyenschanz übernehmen, also die Newa-Mündung strategisch absichern, nur jetzt für die Russen. Die äußeren Bedingungen für eine Stadtgründung waren denkbar ungeeignet, soweit stimmt die Überlieferung. Das Delta wurde häufig von Überschwemmungen heimgesucht, ein Großteil der Gegend war nicht einmal für die Landwirtschaft geeignet. Nur einige Fischer hielten sich hier in den Sommermonaten auf. Später sollte es aufgrund der ungünstigen Lage immer wieder zu Überschwemmungen kommen, bei denen zahlreiche Bewohner ihr Leben ließen.

Dass Peter der Große trotz der widrigen Gegebenheiten diesen Ort schließlich für seine neue Hauptstadt auswählte, ist auf die Tatsache zurückzuführen, dass hier vorzüglich ein Seehafen angelegt werden konnte und zudem der Anschluss an das binnenrussische Flusssystem gegeben war.[12] Dies kommt dadurch zum Ausdruck, dass das Stadtwappen neben dem Zepter einen See- und einen Binnenanker zeigt. Des Weiteren war die Nähe zu Westeuropa ausschlaggebend, ging es Peter dem Großen doch darum, Russland zu modernisieren.

Erst ab dem Jahr 1706 ist, durch die Zwangsrekrutierung zahlreicher Leibeigener für die Bauarbeiten an der Newa-Mündung, ein wirklicher Plan für die Errichtung einer neuen Stadt erkennbar. Sobald dieses Ziel vor Augen stand, wurde es mit großem Nachdruck und mit Rücksichtslosigkeit von Zar Peter in wenigen Jahren umgesetzt. Während die Stadt in ihren Grundmauern erstand, verbot er die Errichtung von Steingebäuden in ganz Russland außerhalb Sankt Petersburgs – jeder verfügbare Steinmetz sollte an der Erbauung der neuen russischen Hauptstadt arbeiten. Die Flucht von Arbeitern aus der Stadt und vom oft tödlichen Bauprojekt wurde mit harten Strafen geahndet.[13]

1706 wurden 30.000 Leibeigene im Zarentum Russland zwangsrekrutiert, 1707 waren es 40.000. Ungefähr die Hälfte von ihnen schaffte es, auf dem Weg nach Nordwesten zu fliehen. Schon während der Errichtung der Stadt kamen vermutlich Zehntausende von Zwangsarbeitern und Leibeigenen ums Leben. Sie starben an Sumpffieber, Skorbut, an der Ruhr oder einfach an Hunger und Entkräftung. Große Teile der Stadt sind auf Pfählen im Boden errichtet, aufgrund der großen Zahl von Toten beim Bau sprechen viele Leute davon, dass sie eigentlich auf Skeletten ruht. Zudem befand Russland sich noch bis 1721 im Krieg gegen Schweden, mehrere Gefechte fanden in der Nähe der gerade gegründeten Zarenresidenz statt. Erst nachdem die Schweden 1709 in der Schlacht bei Poltawa geschlagen worden waren, konnte die Stadt weitgehend als gesichert angesehen werden.

Da der russische Adel nicht bereit war, in die Stadt zu ziehen, beorderte Peter ihn nach Sankt Petersburg.[14] Die Familien mussten mit ihrem gesamten Haushalt in die Stadt ziehen, in Häuser, deren Stil und Größe genau festgeschrieben waren – selbstverständlich auf eigene Kosten. 1714 standen in Sankt Petersburg etwa 50.000 bewohnte Häuser, die Stadt war die erste in Russland, die eine offizielle Polizei sowie eine effektiv funktionierende Feuerwehr hatte. Die Innenstadt wurde abends und nachts künstlich beleuchtet, die Bewohner dazu angehalten, Bäume zu pflanzen.

Das Bauprogramm des Zaren konnte nur mit drastischen Maßnahmen durchgeführt werden.[15] Baumaterialien waren an der Newamündung ein seltenes Gut. So wurde 1710 ein Erlass herausgegeben, nach dem jeder Einwohner der Stadt jährlich 100 Steine abliefern oder aber eine hohe Geldstrafe zahlen musste. Jedes Frachtschiff, das die Stadt anlief, musste einen bestimmten Prozentsatz der Ladung Steine anliefern. Ein Erlass von 1714 besagte, dass Steinbauten nur noch in Sankt Petersburg gebaut werden durften (dieser Erlass wurde erst 1741 wieder aufgehoben). Die drakonischen Erlasse des Zaren zeigten Erfolg: Schon 1712 erklärte Peter der Große Sankt Petersburg anstelle von Moskau zur Hauptstadt des Russischen Zarentums. Bis auf ein kleines Zwischenspiel in den Jahren 1728–1732, als der Hof in Moskau weilte, blieb Petersburg seitdem und bis 1918 Hauptstadt Russlands. Beim Adel stieß die Maßnahme auf wenig Begeisterung, nur ungern gab man die bequemen Wohnsitze in Moskau auf.

Peter ließ Handwerker und Ingenieure aus ganz Europa, insbesondere aus Deutschland und den Niederlanden, kommen, die die neue Hauptstadt von Anfang an zu einem Zentrum europäischer Technik und Wissenschaft machen sollten. Zu dieser Zeit wurde die deutschsprachige St. Petersburgische Zeitung gegründet, die erste und inzwischen älteste Zeitung der Stadt.

Peter der Große leitete zahlreiche Reformprojekte ein, die in der Wissenschaft als petrinische Reformen bezeichnet werden.

Alexander Newski

Er identifizierte sich mit Alexander Newski und schuf dessen Mythos zu einem Nationalheiligen.[16] Alexander Jaroslawitsch Newski (1220-1263) war ein russischer Fürst der Rurikiden-Dynastie. Er gilt als russischer Nationalheld und ist ein Heiliger der orthodoxen Kirche. Er regierte als Fürst von Nowgorod (ab 1236) und Großfürst von Kiew (ab 1249) und Wladimir (ab 1252).

Die Nowgoroder Republik war ein einflussreicher russischer Staat des Mittelalters mit Zentrum in Nowgorod (heute Weliki Nowgorod). Sie existierte zwischen dem 12. und dem 15. Jahrhundert und erstreckte sich von der Ostsee bis zum Uralgebirge.

Die ersten Bestrebungen Nowgorods, sich von der Kiewer Rus abzuspalten, zeigten sich bereits im 11. Jahrhundert.[17] Träger dieser Bestrebungen waren die Nowgoroder Bojaren, unterstützt von der städtischen Bevölkerung, die Abgaben an Kiew bezahlen und Soldaten für dessen Feldzüge stellen musste. Seit dem frühen 12. Jahrhundert wählten die Nowgoroder wechselnde Fürsten zu Regenten, ohne die Großfürsten von Kiew zu konsultieren. Im Jahr 1136 erreichten die Bojaren und führenden Kaufleute die politische Unabhängigkeit Nowgorods. Städte wie Staraja Russa, Staraja Ladoga, Torschok und Oreschek, in denen mächtige Statthalter, Posadniks, herrschten, wurden zu Vasallen und hatten den Status von Nowgoroder Vorstädten. Auch Pskow war zunächst Teil der Nowgoroder Republik, begann aber Mitte des 13. Jahrhunderts sich aus der politischen Abhängigkeit zu lösen. Formell wurde die Unabhängigkeit der Republik Pskow jedoch erst 1348 im Vertrag von Bolotowo anerkannt.

Bis zum 15. Jahrhundert expandierte Groß-Nowgorod nach Osten und Nordosten.[18] Die Nowgoroder erforschten Gebiete um den Onegasee, entlang der Nördlichen Dwina und der Küste des Weißen Meeres. Im frühen 14. Jahrhundert erforschten sie das Nordpolarmeer, die Barentssee, die Karasee und den westsibirischen Strom Ob. Die ugrischen Stämme, die den nördlichen Ural bewohnten, mussten ihnen Tributzahlungen leisten. Die Gebiete nördlich der Stadt waren reich an Pelztieren, Meeresfauna, Salz und anderen Ressourcen. Diese waren von großer ökonomischer Bedeutung, da sie die Grundlage für den Handel der Nowgoroder Republik bildeten.

Das Wetsche, eine auf altslawische Tradition zurückgehende Volksversammlung, war die höchste politische Autorität in der Republik während der Epoche der Zugehörigkeit zur Kiewer Rus. Dieses Regierungsorgan hatte die Kompetenz, Possadniks, Militärführer und ab 1156 sogar Erzbischöfe zu wählen. Diese entstammten meistens dem Bojarenstand. Der Erzbischof war das Oberhaupt der Exekutivgewalt der Regierung und der reichste Feudalherr Nowgorods, der die meisten Ländereien und Einkommensquellen besaß, die ihm vom Kiewer Fürst übertragen wurden.[19]

Ab dem 12. Jahrhundert begannen die Verbandsführer ihre Rechte, die wichtigsten republikanischen Dokumente zu ratifizieren, auszuüben. Herrscher wurden vom Wetsche aus anderen Fürstentümern eingeladen, mit denen ein Vertrag namens Rjad unterzeichnet wurde. Dieser Vertrag schützte die Interessen der Nowgoroder Bojaren. Die Pflichten des Herrschers der Nowgoroder Republik waren begrenzt. Er wurde in erster Linie als militärischer Führer angesehen, konnte jedoch gegen niemanden Strafverfolgung ausüben. Das Leben in der Stadt wurde von gewählten Possadniks verwaltet, der auch als Vermittler zwischen der Stadtbevölkerung und dem Nowgoroder Fürst fungierte. Die Residenz des Fürsten wurde aus dem Nowgoroder Kreml in eine Vorstadt namens Gorodistsche verlegt. Angefangen mit Alexander Newski wurden die Nowgoroder Fürsten aus den Reihen der Fürsten von Wladimir-Susdal gewählt.[20]

Die Wirtschaft der Nowgoroder Republik basierte auf Landwirtschaft und Tierzucht (unter anderem Pferdezucht), Jagd, Bienenhaltung und Fischerei. An der Küste des Finnischen Meerbusens wurde Eisen gefördert. Städte wie Staraja Russa und andere Orte waren für ihre Salzgewinnung bekannt. Eine große Rolle, auch bei der Ausbreitung der Nowgoroder Siedler bis in den Ural, spielte aber vor allem die Pelzjagd.

Nowgorod verfügte seit der Mitte des 13. Jahrhunderts über ein Hansekontor, den Peterhof, und exportierte Güter wie Pelze, Bienenwachs und Honig in den ganzen Ostseeraum. Eine strategische Bedeutung hatte daher Nowgorods kleiner Streifen der Ostseeküste, den viele andere Staaten, vor allem Schweden, zu erobern suchten, um den Handel Nowgorods zu kontrollieren.

Die Nowgoroder Republik gehörte zu den führenden Kulturstaaten Europas.[21] Während in Westeuropa noch viele Monarchen Analphabeten waren, war die Bevölkerung Nowgorods durch die vergleichsweise sehr hohe Alphabetisierung bekannt. Die Bürger Nowgorods kommunizierten u.a. mithilfe von Birkenrindenurkunden, die heute oft bei archäologischen Ausgrabungen gefunden werden. Es handelt sich dabei meistens um private Briefe, Mitteilungen oder Rechnungen, die Einblicke in das Alltagsleben unterschiedlicher Bevölkerungsschichten bieten.

Die Nowgoroder waren für ihren eigenständigen Stil in der Architektur und Ikonenmalerei bekannt. Vorherrschende Religion war das orthodoxe Christentum. Die Sprache, die die Nowgoroder sprachen, wies Unterschiede zum Russischen im zentralrussischen Fürstentum Wladimir-Susdal auf und wird heute als Altnowgoroder Dialekt bezeichnet.

Traditionelle Feinde der Republik waren Schweden und der Deutsche Orden, die teils aus religiösen, teils aus wirtschaftlichen Motiven nach Osten drängten.[22] Eine Reihe von Schwedisch-Nowgorodischen Kriegen wurde um Einflussgebiete in Finnland sowie um den für den Handel wichtigen Zugang Nowgorods zur Ostsee ausgetragen. Die Ritter des Deutschen Ordens versuchten ab dem späten 12. Jahrhundert, die baltische Region unter ihre Kontrolle zu bringen. Insgesamt zog Nowgorod 26 Mal gegen Schweden und 11 Mal gegen den livländischen Schwertbrüderorden in den Krieg.[23]

Unter Ausnutzung der mongolischen Invasion in Russland, versuchten die deutschen Ritter zusammen mit den Dänen und den Schweden vor allem in den Jahren 1240–1242 ihre militärischen Operationen auf das Gebiet Nowgorods zu verlagern. Ihre Feldzüge scheiterten jedoch in der Schlacht an der Newa und in der Schlacht auf dem Peipussee. Ein weiterer wichtiger Sieg für die Nowgoroder wurde in der Schlacht bei Wesenberg erzielt. Am 12. August 1323 wurde der Vertrag von Nöteborg zwischen Schweden und Nowgorod unterzeichnet, der zum ersten Mal den Grenzverlauf zwischen dem russischen und dem schwedischen Teil Finnlands regulierte.[24]

Aufgrund seiner Lage im äußersten Nordwesten Russlands entging Nowgorod den Schrecken der mongolischen Invasion, wenn auch die Republik dem Khan der Goldenen Horde Tributleistungen entrichten musste, um die Unabhängigkeit zu bewahren. Im 14. Jahrhundert reichten die Feldzüge der Nowgoroder Flussflotte (Uschkuiniki) bis nach Kasan und Astrachan und trugen zum Niedergang der Goldenen Horde bei.

Die Fürstentümer Twer, Moskau und Litauen versuchten ab dem 14. Jahrhundert, Nowgorod zu unterwerfen. Nach der Erlangung des Titels des Großfürsten von Wladimir entsandte Michail Jaroslawitsch von Twer seine Gouverneure nach Nowgorod ohne vorherige Absprachen mit den Bürgern. Dieses Ereignis bewog Nowgorod zu engeren Beziehungen mit Moskau, das sich damals in scharfer Rivalität mit Twer befand.

Nachdem Moskau als Sieger aus der Rivalität mit Twer hervorgegangen war und auch in der Folge der Schlacht von Kulikowo die führende politische Rolle in der nordwestlichen Rus eingenommen hatte, verfolgten seine Großfürsten mehr denn je die Politik der „Sammlung der russischen Erde“, um die feudale Spaltung des Landes zu beseitigen.[25] Die meisten Nowgoroder Bojaren wünschten jedoch statt einer Vereinigung mit anderen russischen Gebieten die Erhaltung der Republik. Dies verursachte Spannungen mit Moskau und führte 1397 zu einem bewaffneten Konflikt, in dessen Zuge Moskau die Gebiete der Republik entlang der Nördlichen Dwina annektierte.

Um dem Druck Moskaus zu widerstehen, suchte Nowgorod eine Allianz mit Litauen. Eine prolitauische Partei, angeführt von der Statthalterin Marfa Borezkaja, beeinflusste das Wetsche zu prolitauischen Schritten. Borezkaja lud den litauischen Fürstensohn nach Nowgorod ein, um sie zu heiraten und der Herrscher über Nowgorod zu werden. Sie schloss auch eine Allianz mit dem polnisch-litauischen Monarchen Kasimir IV. Allerdings sah sich die Oberschicht Nowgorods dadurch mit massenhaften Unruhen der Bevölkerung konfrontiert, da diese die Ausdehnung der katholischen Macht über sie befürchtete und strikt ablehnte.

Angesichts der Unruhen zog Moskau als „Beschützer der Orthodoxie“ trotz des geltenden Friedens von Jaschelbizy erneut gegen Nowgorod in den Krieg, dessen Oberschicht von Moskau als „verräterisch“ angesehen wurde. In der Schlacht von Schelon im Jahr 1471 konnten 5.000 Moskauer ungefähr 15.000 zum Teil kampfunwillige Nowgoroder besiegen und die Grundlage für die konsequente Beseitigung der Nowgoroder Unabhängigkeit legen.[26] 1478 entsandte Großfürst Iwan III. eine Armee zur Belagerung Nowgorods und annektierte schließlich die ganze Republik zugunsten eines zentralisierten russischen Staates. Das widerspenstige Nowgoroder Patriziat wurde zur Umsiedlung nach Moskau gezwungen.

Möglicherweise wurde Alexander bereits 1236 erstmals von den Nowgoroder Bürgern zu ihrem Heerführer berufen.[27] Seinen Beinamen Newski erhielt er, nachdem er 1240 die Schweden in der Schlacht an der Newa (in der Nähe des heutigen Sankt Petersburg) geschlagen hatte. Kurz darauf musste er nach Auseinandersetzungen mit den Bojaren aber die Stadt verlassen. Als ebenfalls 1240 die Kreuzritter des kurz zuvor mit dem Deutschen Orden vereinigten Schwertbrüder-Ordens zum wiederholten Male versuchten, ihre Herrschaft über das Baltikum nach Russland auszudehnen, die Handelsstadt Pskow eroberten und auf Weliki Nowgorod vorstießen, riefen die Nowgoroder Alexander Newski zurück und machten ihn wieder zum Heerführer. Am 5. April 1242 kam es zur Entscheidungsschlacht auf dem Eis des zugefrorenen Peipussees. Die russischen Truppen, bestehend aus der Drushina Alexanders, der seines älteren Bruders Andrej und der Nowgoroder Miliz, schlugen die deutschen und dänischen Ritter und ihre estnischen Hilfstruppen vernichtend. Damit waren die Invasionspläne des Deutschen Ordens in Russland für längere Zeit auf Eis gelegt.[28]

Als Sohn Jaroslaw II. versuchte Alexander Newski gemeinsam mit seinem älteren Bruder Andrej, seinen Onkel Swjatoslaw III. vom Wladimirer Großfürstenthron zu vertreiben, den er 1246 entsprechend dem Senioratsprinzip eingenommen hatte. Am Hof Batus, des Khans der Goldenen Horde, arbeiteten die Brüder daran, ihre eigene Thronfolge durchzusetzen.[29] 1248 hatten sie damit Erfolg: Batu setzte Swjatoslaw ab und wies die Brüder an, gemeinsam über das Fürstentum Wladimir zu regieren. Alexander erhielt das Gebiet um Kiew, machte aber Nowgorod zum wichtigsten Herrschaftszentrum, Andrej bekam die Hauptstadt Wladimir und ihr Umland. In der Folgezeit orientierte Alexander sich nach Skandinavien. Er schickte Gesandte nach Norwegen und schloss 1251 einen Friedensvertrag mit dem dortigen Herrscher. Mit Feldzügen nach Finnland verhinderte er, dass die Schweden sein Territorium vom Zugang zur Ostsee abschnitten.

Andrej begann damit, eine Allianz russischer Fürsten zur Auflehnung gegen die Mongolenherrschaft zu schmieden. Die Gelegenheit schien günstig, da zu diesem Zeitpunkt unter den Mongolen Auseinandersetzungen um die designierte Nachfolge des Großkhans ausbrachen. Schließlich setzte sich um 1250 jedoch Möngke durch. Alexander Newski, der sich von den Plänen Andrejs ferngehalten hatte, nutzte diese Entwicklung, sich eng an Batu anzulehnen und am Hof des Khans gegen seinen Bruder zu intrigieren. Batu setzte Andrej ab und verlieh Alexander Newski die Großfürstenwürde. Gegen Andrej wurde ein Heer ausgeschickt, worauf dieser nach Schweden fliehen musste. Später unterwarf Andrej sich seinem Bruder, worauf jener beim Khan die Erlaubnis erwirkte, dass Andrej nach Russland zurückkehren durfte.

Der Aufstieg Alexanders bedeutete die Durchsetzung einer Politik, die nicht auf den Aufstand gegen die Mongolen zielte. Diese Haltung wurde auch von der orthodoxen Kirche begrüßt, da Andrej Kontakte zum Papst gesucht hatte, während die Mongolen die orthodoxe Kirche unbehelligt ließen und Alexander Kontaktversuche des Papstes zurückwies. Mit der Einsetzung Alexanders erreichten die Mongolen eine Konsolidierung ihrer Herrschaft über Russland. Dies zeigte sich Ende der 1250er Jahre, als die Mongolen begannen, ein Steuersystem mit festen Strukturen aufzubauen.

Alexander Newski brach die Widerstände gegen dieses Vorhaben, vor allem in Nowgorod, mit zum Teil grausamen Mitteln.[30] Um die Mongolen angesichts der Aufstände zu besänftigen, brach Alexander 1262 zu seiner dritten und letzten Reise an den Hof der Goldenen Horde auf. Dort hielt der Khan Berke ihn lange fest. Erst im Winter 1263 durfte der bereits schwer erkrankte Großfürst abreisen. Am 14. November 1263 starb Alexander Newski in Gorodez an der Wolga und wurde zunächst in Vladimir beerdigt.

Am Ende des 13. Jahrhunderts entstand eine Heldenchronik über das Leben Alexander Newskis.[31] 1547 wurde er von der russisch-orthodoxen Kirche heiliggesprochen. Peter der Große ließ seine sterblichen Überreste später in die Hauptkathedrale des Alexander-Newski-Klosters in Sankt Petersburg umbetten. Nach dem Tod Peters wurde am 21. Mai 1725 der Alexander-Newski-Orden gestiftet. Nach der Oktoberrevolution abgeschafft, wurde dieser im Zweiten Weltkrieg durch Josef Stalin erneuert. Alexander Newskis Grab wird noch heute stark besucht und verehrt. Er gilt als Schutzheiliger der Stadt.

Petrinischen Reformen

Die Petrinischen Reformen sind die zusammenfassende Bezeichnung für die Reformen in verschiedenen Bereichen des öffentlichen und privaten Lebens, die von Zar Peter I. seit seiner Rückkehr von der Großen Gesandtschaft (1698) bis zum plötzlichen Tode des Kaisers Peter I. (1725) durchgesetzt worden sind.[32]

Sie wurden unter den Bedingungen des langjährigen und schließlich siegreichen Großen Nordischen Krieges mit Schweden eingeleitet und durchgesetzt. Vielfach improvisierte man, einen Generalplan gab es nicht. Die oft sprunghaften petrinischen Reformen betrafen das Militärwesen, die Verwaltung, die Steuern, die Wirtschaft und die Kirche. Die Menschen gleich welcher Schicht, wurden zwangsweise in den Dienst des Staates gestellt. Im Gegensatz zu früheren Zaren glaubte Peter I., dass eine wirksame Modernisierung des Landes sich nicht auf das Militärische beschränken dürfe, sondern das Ganze des zeitgenössischen Lebens umfassen müsse.

Die petrinischen Reformen brachen mit den altrussischen Traditionen (Gründung weltlicher Schulen, Zurückdrängung der Macht der Kirche) und trugen zur Modernisierung des Russischen Reiches bei, die letztlich zur Großmachtstellung Russlands im 18. Jahrhundert führte.

An der Wende zum 18. Jahrhundert öffnete Zar Peter der Große das teilweise in mittelalterlichen Strukturen erstarrte Zarentum Russland westeuropäischen Einflüssen und förderte Wissenschaft und Kultur. Russland lag technologisch zu dem Zeitpunkt hinter den meisten Staaten Westeuropas zurück. Dazu beigetragen hatte die Abschirmungspolitik des Staatsapparates und der Kirche, die nur da Lücken bot, wo man den Westen benötigte. Auch griff der Moskauer Staat im Falle kriegerischer Gefahr noch auf Adelsaufgebote zurück und war zudem wegen seiner schwachen Finanzkraft nicht in der Lage, den Schutz des riesigen, nur unzureichend erschlossenen Territoriums überall erfolgreich zu übernehmen.[33]

Der junge Herrscher hatte sich durch Aufenthalte in der Moskauer Ausländer-Vorstadt, der Nemezkaja sloboda, und seine Aufenthalte während seiner ersten großen Auslandsreise von März 1697 bis August 1698, der sogenannten Großen Gesandtschaft, in den Niederlanden und England ein genaues Bild von Westeuropa, seinem Wissen und seiner Technik gemacht.

Eine umfassende Reformierungspolitik setzte eine tragende und fähige Bürokratie voraus, die die Maßnahmen weitergeben konnte. Die vorhandenen Administrationsorgane waren für diese Zwecke aber unzulänglich. Waren die am Anfang durchgeführten Reformen in diesem Bereich noch überhastet, wurden diese nach der Schlacht von Poltawa sorgfältiger ausgearbeitet. Auch wurden vielfach ausländische Fachkräfte und Gelehrte herangezogen, die Entwürfe und Reglements ausarbeiteten.[34]

Ab 1711 stand der Senat als oberste Zentralbehörde im Mittelpunkt der Reformbemühungen. Der Senat war eine Gruppe der höchsten Würdenträger des Landes, die beratende Funktion hatten und in der Lage sein sollten, die Regierung bei Abwesenheit Peters zu führen. Mit dem Ukas vom 22. Februar 1711 wurden neun Männer zu Senatoren, wobei mit der Leibkanzlei als Teil der alten Bojarenduma auch personelle Kontinuitäten zutage traten. Der Senat hatte das Justizwesen zu leiten und das gesamte Feld der Innenpolitik. Die zuvor bestandene Bojarenduma wurde daraufhin abgesetzt. Der Senat wurde nach Möglichkeit mit Personen besetzt, die aufgrund ihrer Kompetenz ausgewählt wurden. Das Militär- und Außenministerium hatte dabei eine Schlüsselstellung, sie waren immer in engem Kontakt mit dem Zaren. Der Senat bestand mit nur wenigen Änderungen bis 1917.[35]

Die Reform der zentralen Ämter war lange vorbereitet und im Ausland beobachtet, Gottfried Wilhelm Leibniz gab beispielsweise nützliche Tipps. Andere Länder wie beispielsweise Schweden dienten teilweise als Vorbilder. Aufgrund dessen wurden – als modernste Neuerung – sogenannte Kollegien eingeführt, die in etwa die Funktion von Ministerien hatten. Peter führte von diesen Kollegien 10 ein, die folgende Ressorts hatten: Berg (Bergbau), Manufaktur (Manufakturen), Kommerz (Handel), Staatskontor (Staatsfinanzen), Kammer (Finanzen des Zaren), unterstand dem Senat, Krieg (Militär), Admiralität (Marine), Außen, Justiz, Kirchenangelegenheiten (erst 1721 dazugekommen, stand neben dem Senat).

Die Kollegien wurden vom hohen Adel gebildet.[36] Viele Probleme der Verwaltung entstanden mit den Kollegien aufgrund von Ressortüberschneidungen und Konkurrenzdenken. Doch dieses Verwaltungssystem blieb prinzipiell bis 1917 erhalten. Große Veränderungen gab es vor allem in den Bereichen Kultur, Kirche, Wissenschaft und Bildung.

Für eine erfolgreiche und nachhaltige Reorganisation des Verwaltungsapparates bedurfte es aber eines bedeutenden Signals, um mit den festgefahrenen Moskauer Traditionen zu brechen. Dieses Signal bot sich an, nachdem russische Truppen am 1. Mai 1703 bis zur Newa-Mündung vorgestoßen waren. Der Zar ließ nun nach eigenem Plan ab dem 16. Mai die Peter-und-Paul-Festung errichten mit dem Ziel, ein dauerhaftes „Fenster zum Norden“ zu etablieren und damit die Öffnung für die Modernisierung deutlich zu machen. Im November traf das erste holländische Handelsschiff ein, zugleich entstand die erste russische Waren- und Wechselbörse.

In den folgenden Jahren wurde der Ausbau der neuen geplanten Hauptstadt, Sankt Petersburg exzessiv vorangetrieben, ungeachtet aller Opfer.[37] Dafür beorderte Zar Peter seit 1704 für die Sommermonate 24.000 Arbeitskräfte in die Sümpfe des neu eroberten Mündungsdeltas der Newa. Seit 1708 stieg die Zahl auf bis zu 40.000. Es kam zu Unruhen, vor allem in Südrussland. 1712 wurde die Regierung von Moskau nach St. Petersburg verlegt. Um die neue zentrale Rolle der Stadt als Fenster nach Norden zu fördern, erzwang Zar Peter I. seit 1720 die Umleitung fast des gesamten russischen Außenhandels vom bis dato bedeutendsten russischen Außenhandelshafen Archangelsk nach St. Petersburg.

Während der Regierungszeit des Zaren Peter I. 1689 bis 1725 wurden durch Patrick Gordon, François Le Fort und Andere die Grundlagen einer modernen Armee nach westeuropäischem Vorbild geschaffen.[38] Als Initialzündung für die grundlegende Reformierung erwies sich die Katastrophe infolge der Schlacht bei Narva im Großen Nordischen Krieg im Jahr 1700, bei der sich die russische Armee als deutlich unterlegen gegenüber einer viel kleineren schwedischen Streitmacht erwies. Zu der Zeit verfügte der Zar über ein Heer von 100.000 Mann, das durch die Auflösung der Strelitzen-Regimenter 1698 und die Verstoßung der Strelitzen aus dem Heer um 30.000 Mann geschwächt wurde.

Da die schwedische Hauptarmee auf dem polnischen Kriegsschauplatz gebunden war, nutzte Zar Peter I. die Situation und baute Schritt für Schritt die Armee wieder auf.[39] Durch Rekrutierungen konnte die Armee wieder gestärkt werden und umfasste 1705 bereits wieder 200.000 Soldaten, nach 34.000 im Jahr 1700. Peter I. ernannte ausländische Experten, die die Truppen – ausgestattet mit modernen Waffen – in den Methoden der westeuropäischen Kriegsführung schulen sollten. Um die bei Narva verloren gegangene Artillerie schnell wieder aufzubauen, ließ Peter I. Kirchenglocken konfiszieren, um aus ihnen Kanonen herzustellen. So verfügte im Frühjahr 1701 die russische Armee wieder über 243 Kanonen, 13 Haubitzen und 12 Mörser. Danach wurden weitere Anstrengungen unter der Leitung geschickter holländischer Geschützgießer unternommen, um die Artillerie weiter zu modernisieren. In Lüttich, Europas ältester und wichtigster Waffenfabrik, wurden 15.000 neue Musketen gekauft.

Weitere Punkte der Heeresreform von 1705 und davor waren:[40]

Die Zaristische Armee konnte zwischen 1701 und 1706 von 40 auf 78 Regimenter vergrößert, und bis 1709 von Grund auf erneuert und reorganisiert werden, so dass sie in der Lage war, mit den disziplinierten schwedischen Truppen mitzuhalten und in der Schlacht bei Poltawa einen entscheidenden Sieg zu erringen, und die Wende des Krieges herbeizuführen.[41]

Die Schlacht bei Poltawa am 27. Juni war die entscheidende Schlacht des Russlandfeldzugs von Karl XII. im Großen Nordischen Krieg zwischen Russland unter Peter I. und Schweden unter Karl XII.[42] Die Schlacht stellte den Wendepunkt des Krieges zugunsten der antischwedischen Koalition dar. In der Schlacht kämpften 37.000 Soldaten der russischen Armee mit 28 Artilleriegeschützen. Ihnen gegenüber standen 26.000 schwedische Soldaten mit vier einsatzfähigen Geschützen.[43]

Frühe schwedische Siege bei Kopenhagen und in der Schlacht bei Narva 1700 warfen Russland und Dänemark zeitweilig aus dem Krieg. Allerdings war König Karl XII. nicht fähig, den Krieg zu Ende zu bringen. So benötigte der schwedische König weitere sechs Jahre, um den verbliebenen Gegner August von Sachsen-Polen zum Frieden zu zwingen. In der Zwischenzeit baute Zar Peter I. seine Armee wieder auf. Die neue russische Armee verfügte jetzt über gut ausgebildete Infanterie, wie sie für die Anwendung der Lineartaktik notwendig war, und zeitgemäße Feuerwaffen.

Seit Ende Februar 1709 stand die schwedische Hauptarmee zwischen dem Psjol und der Worskla, den nördlichen Nebenflüssen des Dnepr, mit dem Hauptquartier in Budischtschi nördlich der Festung Poltawa.[44] Den Vorschlag der Berater Karls, sich aufgrund der vielen Ausfälle und des Munitionsmangels nach Polen zurückzuziehen, wollte der König nicht annehmen. Im Frühjahr begann Karl XII. stattdessen die Offensive wieder aufzunehmen. Seine erste Aktion war die Belagerung der Stadt Poltawa Anfang April 1709, die er mit 8000 Mann durchführte. Der strategische Sinn der königlichen Kampftaktik bestand darin, dass von hier aus der Vormarsch über die Worskla ostwärts in Richtung Charkiw-Belgorod-Kursk auf Moskau erfolgen sollte.

Poltawa liegt am Fluss Worskla etwa 300 Kilometer ostsüdöstlich der ukrainischen Hauptstadt Kiew und etwa 100 Kilometer südlich der russischen Grenze. Durch den Winter war das Schießpulver unbrauchbar geworden und es fehlte auch an brauchbarer Munition für die Kanonen. Folglich konnten die Schweden die Festung nicht bombardieren, wodurch sich die Belagerung hinzog. Die Garnison der Festung hatte eine Stärke von 4200 Soldaten unter dem Befehl des Obersten Alexei Stepanowitsch Kelin. Diese wurden durch ukrainische Kosaken und die bewaffnete Bevölkerung (insgesamt 2600 Mann) unterstützt. Es gelang ihnen während der folgenden 87 Belagerungstage die schwedischen Angriffe abzuwehren. Peter hatte so genug Zeit zum Eitsatz der Festung eigene überlegene militärische Kräfte zusammenzuziehen.[45]

Peter befand sich in der Zeit vor der Schlacht in einer akuten Notlage: Er musste seine Kräfte und seine Aufmerksamkeit zwischen der schwedischen Bedrohung im Westen und der des Aufstandes im ganzen Süden und Südwesten teilen.[46] Sein Erscheinen auf dem Hauptkriegsschauplatz verzögerte sich durch eine erneute Erkrankung, die sich von Ende April bis Anfang Juni 1709 hinzog. Schließlich kamen die russischen Streitkräfte mit insgesamt 42.500 Mann in 58 Infanteriebataillone und 17 Kavallerieregimenter und 102 Geschützen. Ende Mai auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses Worskla an. Das russische Kommando fasste auf dem folgenden Kriegsrat am 16./27. Juni den Beschluss, die Schlacht mit den Schweden zu führen. Am gleichen Tag überquerte die russische Vorhut den Fluss nördlich der Stadt Poltawa, in der Nähe des Dorfes Petrowka, und sicherte damit den Übergang der Hauptgruppe ihrer Armee, der am 20. Juni/1. Juli erfolgte. Zar Peter der Große lagerte in der Nähe des Dorfes Semjonowka. [47]

Während der rechte Flügel der Schwedischen Armee von der russischen Artillerie zurückgedrängt wurde, überwältigte die russische Kavallerie die linke, von der schwedischen Hauptarmee getrennte Flanke der Schweden unter Roos. Mit über 1000 Toten und wenig Munition war General Roos dazu gezwungen, sich in den Süden zurückzuziehen. Seine Truppen suchten Zuflucht im Wald nördlich von Poltawa, wo sie von der Kavallerie Menschikows zerschlagen wurden. Nachdem die schwedischen Truppen unter Schlippenbach und Roos kapituliert hatten, drang die Kavallerie Menschikows in Rücken und Flanke der schwedischen Hauptarmee vor. Die schwedische Kavallerie versuchte vergebens, für die Infanterie Zeit zu gewinnen. Die Schweden waren der russischen Übermacht nicht gewachsen und begannen den Rückzug, der sich in eine regelrechte Flucht verwandelte. Unter dem unaufhaltsamen Andrang der russischen Infanterie und Kavallerie gerieten die Schweden in Panik und ergriffen in chaotischem Durcheinander die Flucht.

Noch am Abend der Schlacht veranstaltete Peter ein Bankett. Zu Ehren der gefangenen schwedischen Generäle seinen Pokal erhebend, dankte er Ihnen als seinen Lehrmeistern auf dem Gebiet der Kriegsführung. Die Träger, die Karl XII. auf einer Bahre herumtrugen, fielen im russischen Feuer, die Bahre zerbrach und der König entkam erst im letzten Augenblick mit heftig blutender Wunde, von Masepa begleitet, vom Kampfplatz.

Über die russischen Verluste in der Schlacht bei Poltawa gibt es kaum Unklarheiten. Sie beliefen sich auf insgesamt 1345 Tote und 3290 Verwundete. Hingegen waren bei den Schweden 6901 Tote und Verwundete (darunter 300 Offiziere), sowie 2760 Gefangene (darunter 260 Offiziere) zu beklagen.. Unter den Gefangenen befanden sich auch Fürst Max von Württemberg, der Oberkommandierende Feldmarschall Carl Gustaf Rehnskiöld, der Premierminister Graf Carl Piper.[48]

Nach der Schlacht sammelten sich die zurückflutenden Schweden im Lager bei Puschkariwka. Insgesamt bestand die Armee mit den Truppen, die noch vor Poltawa und an den verschiedenen Flussübergängen lagen, noch aus etwa 15.000 Mann (zum größten Teil Kavallerie) und 6.000 Kosaken Als einzige Rückzugslinie stand der Weg nach Süden zur Verfügung, der ins Gebiet der Krimtataren führte. Unter deren Schutz hoffte Karl XII. seine Truppen reorganisieren und auffrischen zu können, bevor sie durch osmanisches Gebiet nach Polen zurückgeführt würden.[49]

Man beschloss daher im schwedischen Hauptquartier, dass Karl XII., die Verwundeten sowie eine Eskorte aus Schweden und Kosaken den Dnepr überqueren und durch die Steppe zum Südlichen Bug auf osmanisches Gebiet ziehen sollte.[50] Das Heer hingegen sollte die Worskla wieder hinauf marschieren und nach Überwindung des Flusses an einer Furt nach Süden zur Krim einschwenken. Von dort sollte es in Otschakow am Schwarzen Meer wieder zum König stoßen. Um 8 Uhr traf jedoch eine russische Kolonne von 6.000 Dragonern und 3.000 Kalmücken unter General Menschikow ein.

Angesichts der überall zutage tretenden Demoralisierungs- und Auflösungserscheinungen sowie des aktuellen Mangels an Lebensmitteln und Kriegsmaterial hielt Lewenhaupt einen erneuten Waffengang für aussichtslos und leitete sofort Verhandlungen ein, in deren Verlauf Menschikow ihm normale Kapitulationsbedingungen stellte. Nur die Kosaken würden nicht als Kriegsgefangene, sondern als Verräter behandelt werden. Lewenhaupt beriet sich mit den verbliebenen Generalen und Obristen und man einigte sich schließlich, zu kapitulieren, obwohl man den gegenüberstehenden russischen Truppen zahlenmäßig fast doppelt überlegen war. Am Morgen des 30. Juni um 11 Uhr kapitulierte das schwedische Heer mit rund 14.000 Soldaten, 34 Geschützen und 264 Fahnen. Die verbliebenen Kosaken flüchteten größtenteils auf ihren Pferden, um der Bestrafung als Verräter zu entgehen. Die Kolonne König Karls XII. erreichte wenige Tage später am 17. Juli den Südlichen Bug, wo sie jedoch zwei Tage lang aufgehalten wurde, bis der Pascha von Otschakow seine Erlaubnis erteilte, das Osmanische Reich zu betreten. Eine Nachhut von 600 Mann schaffte das Übersetzen über den Bug nicht mehr und wurde von 6.000 russischen Reitern unter General Wolkonski eingeholt und niedergemacht.[51]

Die schwedische Hauptarmee wurde völlig vernichtet, und Karl XII. war für die nächsten sechs Jahre im Exil im Osmanischen Reich außer Gefecht gesetzt.[52] Durch die Niederlage Karls verlor dieser in wenigen Stunden das Ansehen, das er sich mit seinen Siegen bis dahin in Europa erworben hatte. Die Siegesmeldungen erreichten durch spezielle Kuriere alle gekrönten Häupter in Europa. Für die europäische Öffentlichkeit war die Meldung vom Schlachtfeld bei Poltawa eine Nachricht, die anfangs ungläubiges Staunen hervorrief. Macht und Ansehen in Europa gingen fortan von Karl auf Peter über. Russland erschien nun als Großmacht der Zukunft und trat als ernsthafter Gegner aller europäischen Mächte hervor.

Die Niederlage bedeutete für Schweden den völligen Zusammenbruch des strategischen Konzepts Karls XII., die Gegner Schwedens nacheinander durch Anwendung überlegener Kriegskunst auszuschalten.[53] Dies bedeutete einen Wendepunkt des Krieges. Dennoch blieb Schweden am Tage nach der Schlacht noch immer die dominierende Großmacht in Nordeuropa mit einer Vorherrschaft im Ostseeraum.[54] Peter nutzte den erlangten Vorteil und befahl gleich nach der Schlacht die schwedischen Ostseeprovinzen zu erobern. Es folgte zugleich die Wiederherstellung der Tripelallianz zwischen Russland, Dänemark und Sachsen-Polen. Von nun an hatten Russland und seine Verbündeten Dänemark-Norwegen und Sachsen die strategische Initiative und begannen weiter beziehungsweise wieder, später gemeinsam mit ihren neuen Verbündeten Preußen sowie Braunschweig-Lüneburg, in schwedisches Territorium einzudringen.

Der Größe des Sieges entsprachen die Feiern, die der Zar in ganz Russland veranstalten ließ. Ein einprägsames Schauspiel lieferte der Triumphzug, der am 21. Dezember 1709 in Moskau veranstaltet wurde. Unter dem Donner der Geschütze von den Mauern und Wällen der Stadt herab und dem Geläut der Kirchenglocken setzte sich die Marschkolonne in Bewegung, begleitet von Trompetenschmettern und Paukenschlag, voran marschierten russische Garderegimenter mit den erbeuteten Trophäen, Fahnen und Standarten, dann folgten die gefangenen schwedischen Offiziere in aufsteigendem Rang bis zum Feldmarschall und dem Premierminister, alle zu Fuß. Der Abend schloss mit einem großen Feuerwerk.[55]

Der 200. Jahrestag des Sieges wurde besonders aufwendig begangen. Zar Nikolaus II. erschien an den Gedächtnisorten, um die Toten zu ehren und zahlreiche Gedenkstätten einzuweihen, darunter die Weiße Rotunde, ein Aussichtsplateau an der Stelle, wo sich die alte Festung befunden hatte. Im selben Jahr wurde ein Museum zur Geschichte der Schlacht gestiftet, davor steht heute Zar Peter in voller Lebensgröße. Und auch der 250. Jahrestag, der in die Tauwetter-Periode unter Chruschtschow fiel, wurde mit Salutschüssen und einem Feuerwerk begangen. Monographien, Festveranstaltungen, Sammelbände und Aufsätze komplettierten die Erinnerung an die 250-Jahr-Feier 1959.[56]

Da Peter der Große in seinen 36 Regierungsjahren nur in 2 Jahren keinen Krieg führte, gab es eine Vielzahl von Aushebungen. Allein zwischen 1705 und 1713 während des Großen Nordischen Krieges gab es 10 Musterungen, die rund 337.000 Männer zu den Waffen riefen. Die Dienstbedingungen waren allerdings so schlecht, dass während des Großen Nordischen Krieges etwa 45.000 russische Soldaten tödlich verletzt wurden, aber 54.000 an Krankheiten starben.

Eine weitere Reform Peters, die auch für die Erhöhung der Effizienz der Armee sehr wichtig war, war die Reform der Rangtabelle 1721.[57] Ursprünglich durfte nach der alten Rangtabelle niemand in der Armee unter jemandem dienen, dessen Rang niedriger war als der Rang des eigenen Vaters. Dies führte dazu, dass geeignete Militärs keine Führungsaufgaben in Verbänden übernehmen konnten, sofern in diesen Verbänden Söhne ranghöherer Adeliger dienten. Dadurch wurde die Schlagkraft der russischen Armee massiv geschwächt. Dieses System wurde von Sofia Alexejewna zwar außer Kraft gesetzt, aber erst durch die neue Rangordnung 1721 ersetzt. Vor allem in den Garderegimentern, die aus den Spielregimentern Zar Peters entstanden waren, wurde der Adel verpflichtet. Die Dienstpflicht wurde streng gehandhabt. Jeder männliche erwachsene Adelige musste im Regiment aktiv werden. Die Dienstzeit des Adels betrug ungefähr 25 Jahre.

Peter leitete die Organisation der neuen russischen Armee und der neu gegründeten russischen Flotte ein.[58] Er wollte Russland modernisieren und auf den technischen Stand Westeuropas bringen. Dazu war ein reger technologischer, kultureller und wirtschaftlicher Austausch erforderlich, und er war entschlossen, dafür die Kommunikation mit Europa über den Seehandel zu intensivieren. Der Zar selbst befasste sich intensiv mit dem Schiffbau und erlernte das Handwerk während seiner Großen Gesandtschaft im Rahmen einer viermonatigen Ausbildung in einer holländischen Schiffswerft. Russland war zum Ende des 17. Jahrhunderts fast völlig von den Weltmeeren abgeschnitten und besaß nur einen internationalen Seehafen in Archangelsk.

Das Zarenreich galt zu dem Zeitpunkt daher als klassische Landmacht und besaß keine Seefahrertradition.[59] Dafür verfügte Russland in überreichem Maße über alle Materialien und Rohstoffe, die für den Schiffbau erforderlich waren. Der Schiffbau im eigenen Land war sehr viel billiger als in den Niederlanden und England, was auch die Vorgänger Peters wussten. So hatte Zar Alexei I. 1662 im Ausland sondieren lassen, in welchem Maße es dort möglich wäre, Schiffe zu kaufen und Seehandelsplätze für russische Kaufleute in Pacht zu nehmen. Es wurden holländische Werftarbeiter angeworben, die in russische Dienste traten und für den Seedienst auf dem Kaspischen Meer ein großes Schiff, die Orjol, zu bauen, die 1669 in Astrachan von Stapel gelassen wurde.

Russlands Konkurrenten Schweden und das Osmanische Reich versuchten, Russland vom Zugang zu den Meeren fernzuhalten.[60] Die Notwendigkeit des Baus einer eigenen Kriegsflotte ergab sich für den jungen Zaren Peter schon nach seinem ersten militärischen Misserfolg im Kampf um Asow im Jahr 1695, als deutlich wurde, dass die Osmanen mit ihrer kampfstarken Flotte allein mit den Mitteln des Landkrieges nicht zu schlagen waren. Vor der Festungsstadt Asow mündete der Don in das Asowsche Meer. Damit sollte der Zugang zum Schwarzen Meer gewährleistet und das Tor zum Mittelmeer aufgestoßen werden. Federführend beim Aufbau der neuen Marine war François Le Fort. Für die Durchführung der zweiten Asow-Kampagne von 1696 ließ Peter als erste Flotte in der Geschichte Russlands die Asow-Flotte bauen, die aus zwei Schlachtschiffen, vier Brandern, 23 Galeeren und 1300 als Strug bezeichnete Kanonenruderboote mit Hilfssegeln bestand, die auf den Werften in und um Woronesch gebaut worden waren. Diese nahmen als Unterstützung der Armee im zweiten der Asowfeldzüge erfolgreich an der Belagerung und Eroberung von Asow teil. Der langfristige Plan sah vor, weitere Festungen am Schwarzen Meer zu erobern, weshalb der Zar seiner Bojarenduma eine Aufstellung von Umlageregelungen zur Beschaffung der zum Flottenbau benötigten Mittel vorlegte, die daraufhin am 20. Oktober 1696 einen Beschluss zum Aufbau einer Marine fasste. Dieses Datum gilt als offizieller Geburtstag der regulären russischen Marine.[61] Russland hatte zwar mit der zweiten Asowkampagne einen Zugang zum Schwarzen Meer erkämpft, besaß aber immer noch keinen Zugang zu den Weltmeeren, da der unter osmanischer Kontrolle stehende Bosporus den Zugang verhinderte und eine Weiterführung des Krieges gegen die Türken durch die Ereignisse im Norden nicht möglich war. Im Nordwesten führte der Finnische Meerbusen in die Ostsee, dieser war aber seit 1617 mit dem Frieden von Stolbowo Hoheitsgebiet des Schwedischen Reiches.

1700 brach der Große Nordische Krieg aus. Um einen Zugang zur Ostsee zu erhalten, musste zunächst das Newaumland erobert und militärisch gesichert werden. In diesen Kämpfen wurden auch Flussboote auf dem Ladogasee, Onegasee und Peipussee gebaut und eingesetzt.[62] Es folgten die Belagerung von Nyenschanz und die Belagerung von Nöteborg. Zur Sicherung der neu eroberten Gebiete wurde die Peter-und-Paul-Festung angelegt. Jetzt hatte Peter sein Fenster zum Westen und einen Marinestützpunkt an der Ostsee. Der Bau der geruderten Flotte erfolgte in den Jahren 1702–1704 auf Werften im Delta der Flüsse Sjas, Luga und Olonka statt. Daraus entwickelte sich nach und nach die Baltische Flotte. Um die eroberte Küstenlinie verteidigen und die feindlichen Seeverbindungen in der Ostsee angreifen zu können, schufen die Russen eine Flotte aus russischen und importierten Segelschiffen. Beim Bau der Flotte kamen Tausende russische Bauern zum Einsatz, die von hunderten Schiffsbauern und Offizieren angeleitet wurden, welche Peter aus Westeuropa zum Dienst anwarb.

Westliche Mathematiker, Schiffsbauer und Wissenschaftler schufen die Grundlage für die Seefahrtausbildung und Schiffsbautechnik in Russland.[63] Zunächst war der Wladimirskij Prikas für den Schiffbau zuständig, später der Admiraltejskij Prikas. Die Marineoffiziere kamen aus dem Adel und die gemeinen Seeleute aus den Reihen der Rekruten der Armee. Der Dienst in der Flotte war lebenslang. Im Jahre 1701 wurde die „Schule für mathematische und navigatorische Wissenschaften“ eingerichtet, an der ausländische Lehrer wirkten (z.B. Prof. Farwharson aus Aberdeen); an ihr stellten allerdings Kinder adliger Familien eine Minderheit dar. Die Schüler wurden häufig ins Ausland geschickt, um den Dienst in fremden Flotten zu lernen.[64]

Nachdem man sich in St. Petersburg etabliert hatte und die Angriffe der Schweden abgewehrt hatte, wurde der Erwerb eines Hafens weiter südlich zum neuen strategischen Ziel für die russische Marine, da der Hafen von St. Petersburg oft vereist und nicht nutzbar war. Dennoch blieb St. Petersburg der Hauptstützpunkt, und im Vorfeld der neuen Hauptstadt wurde die Seefestung Kronstadt erbaut. In St. Petersburg wurde auch die erste Marineakademie des Landes gegründet. Weitere Stützpunkte wurden in Wyborg, Helsinki, Reval und Åbo geschaffen. Erster Oberkommandierender der Baltischen Flotte wurde Cornelius Cruys. 1718 wurde die oberste Marinebehörde Russlands geschaffen: das Admiralitätskollegium.

Die junge russische Marine bestand in der Seeschlacht von Hanko im Juli 1714 eine wichtige Bewährungsprobe gegen die schwedische Marine. Bis zu dem Zeitpunkt hatte Schweden die Herrschaft in der Ostsee, danach konnte die russische Marine bis Dänemark vorstoßen.

1722 hatte die Kaiserliche Russische Marine 130 Segelschiffe, darunter 36 Linienschiffe, 9 Fregatten, 3 Schnauen, 5 Bombardierschiffe und 77 Hilfsschiffe. Die geruderte Flotte bestand aus 396 Schiffen, darunter 253 Galeeren und Halbgaleeren (modifizierte dreimastige Brigantine) und 143 Brigantinen. Die Schiffe wurden in 24 Werften auf Stapel gelegt, darunter die in Woronesch, Kasan, Perejaslaw, Archangelsk, Olonez, Sankt Petersburg und Astrachan.[65]

Die organisatorischen Prinzipien der Kaiserlichen Russischen Marine sowie die Erziehungs- und Übungsmethoden zur Vorbereitung des zukünftigen Kaders und die Methoden zur Durchführung militärischer Aktionen wurden in Anlehnung an Dienstvorschriften und seerechtliche Bestimmungen führender Seemächte im „Seereglement“ zusammengefasst. Peter der Große, Fjodor Apraxin, Akim Senjawin, Naum Senjawin, Michail Golizyn und andere werden allgemein als besonders wichtig für die Entwicklung russischer Kriegführung zur See betrachtet. Die Hauptprinzipien der Seekriegführung wurden ferner von Grigori Spiridow, Fjodor Uschakow und Dmitri Senjawin entwickelt. Bedingt durch die schlechten Bedingungen in der Armee, nahm zu der Zeit die Desertion große Ausmaße an. Eine von der russischen Administration unternommene Zählung ergab 198.876 Deserteure in der Zeit von 1719 bis 1727.

Peter baute auch eine merkantilistische Wirtschaft auf. Dazu zählt besonders seine starke Förderung der Manufakturen.[66] Beim Amtsantritt Peters existierten in Russland nur zehn Manufakturen.

Merkantilismus ist ein nachträglich geprägter Begriff für ein stark durch staatliche Eingriffe geprägtes Wirtschaftsmodell zur Zeit des Absolutismus.[67] Im Zentrum stand die Förderung der Wirtschaft im Lande und des Exports bei gleichzeitiger Eindämmung von Einfuhren. Durch das Merkmal der „uneingeschränkten staatlichen Regulierung“ unterscheidet sich dieses Modell von den modernen Vorstellungen des Freien Marktes. Der Merkantilismus war in Europa die vorherrschende wirtschaftliche Lehrmeinung der Frühmoderne (vom 16. bis zum 18. Jahrhundert), er war ein Spektrum verschiedener wirtschaftspolitischer Konzepte, welche sowohl geldpolitische als auch handels- und zahlungsbilanztheoretische, aber auch finanzwirtschaftliche Ansätze verband.

Mit dem Bedürfnis der absolutistisch regierten Staaten nach wachsenden, sicheren Einnahmen zur Bezahlung der stehenden Heere und des wachsenden Beamtenapparats und nach repräsentativen Bauten und Mäzenatentum der Fürsten entwickelte sich in den verschiedenen europäischen Staaten eine vom Interventionismus und Dirigismus geprägte wirtschaftspolitische Praxis, der eine geschlossene wirtschaftstheoretische und -politische Konzeption noch fehlte.[68] Gemeinsam ist dieser Praxis das Streben nach Überschüssen im Außenhandel zur wirtschaftlichen Entwicklung des eigenen Staats. Die Kapitalmenge, die durch die staatlichen Goldreserven repräsentiert wird, werde am besten durch eine aktive Handelsbilanz mit hohen Exporten und niedrigen Importen erhöht. Regierungen unterstützten demnach diese Ziele, indem sie Exporte aktiv förderten und Importe durch Anwendung von Zöllen hemmten.[69]

In der Binnenwirtschaft führte dies zu signifikanten staatlichen Eingriffen und zur Kontrolle über den Außenhandel und das Wirtschaftssystem, während gleichzeitig wichtige Strukturen des modernen kapitalistischen Systems entstanden. Der Merkantilismus belastete die damaligen zwischenstaatlichen Beziehungen durch zahlreiche europäische Kriege, der Imperialismus entstand. Gegen Ende des 18. Jahrhunderts wurde der Merkantilismus durch die klassische Nationalökonomie des schottischen Ökonomen Adam Smith verdrängt.

Fast alle europäischen Ökonomen, die zwischen 1500 und 1750 publizierten, werden heute im Allgemeinen als Merkantilisten betrachtet, obwohl diese sich selbst nicht als Anhänger einer gemeinsamen Ideologie begriffen.[70] Der Begriff „merkantiles System“ wurde vom Marquis de Mirabeau 1763 geprägt und von Adam Smith 1776 allgemein verbreitet. Das Wort stammt vom lateinischen mercari (Handel treiben) mercator bzw. merx (Ware) bzw. italienisch/französisch mercantile (kaufmännisch) ab. Ursprünglich nur von Kritikern wie Mirabeau und Smith verwendet, wurde der Begriff bald auch von Historikern übernommen.

Der Merkantilismus als Ganzes kann nicht als eine einheitliche, geschlossene Wirtschaftstheorie betrachtet werden.[71] Es gab keinen merkantilistischen Autor, der ein umfassendes Modell für ein ideales Wirtschaftssystem vorlegte, wie Smith dies später für die klassische Nationalökonomie tat. Stattdessen betrachtete jeder merkantilistische Autor einen anderen Teilaspekt der Wirtschaft. Einzelne problembezogene Ideen und unterschiedliche Ansätze in den europäischen Staaten stehen häufig unverbunden nebeneinander.

Der Merkantilismus betrachtet Außenhandel als Nullsummenspiel, bei dem der eine gewinnt, was der andere verliert. Deshalb ist es per definitionem unmöglich, den gesamtwirtschaftlichen Nutzen zu maximieren. Merkantilistische Schriften wurden eher dazu erstellt, politische Vorgehensweisen zu rechtfertigen, als zu untersuchen, welche Politik am nützlichsten sei.

Ausgehend von der Überlegung, dass eine permanent aktive Zahlungsbilanz eine Steigerung des Edelmetallschatzes einer Nation bewirken würde, was mit dem Reichtum der Nation gleichgesetzt wurde, kamen Forderungen nach Förderung einer aktiven Handels- und Dienstleistungsbilanz auf.[72] Als wirtschaftspolitisches Instrumentarium bediente man sich in England des Protektionismus: Die Einfuhr von Rohstoffen wurde durch günstige Zölle erleichtert, die Ausfuhr von Fertigwaren und Nahrungsmitteln durch hohe Zölle erschwert. Letzteres sollte das inländische Angebot an Fertigprodukten und Nahrungsmitteln erhöhen und damit die Preise senken in der Erwartung, dass mit sinkenden Nahrungsmittelkosten auch die Löhne fallen und letztlich die Produktionskosten gesenkt werden könnten.

Die Einfuhr günstiger Rohstoffe sollte die inländische Produktion zusätzlich anreizen. Ein Verbot des Exports von Geld und Edelmetall ins Ausland um 1600 sollte zusammen mit rigider Devisenbewirtschaftung den Abfluss von Edelmetall ins Ausland erschweren. Zudem wurde in der Navigationsakte von 1651 festgelegt, dass der Transport aller Export- und Importgüter durch englische Schiffe zu erfolgen habe, was die Kontrolle erleichtern und die Dienstleistungsbilanz aktivieren sollte. Dass diese Wirtschaftspolitik gleichzeitig aber die Konkurrenz der Produkte (Erfindungen) und Produktionsmethoden (Innovationen) mit dem Ausland herabsetzte, wurde zu einer entscheidenden Überlegung der Freihändler.[73]

Die merkantilistischen Maßnahmen zur Förderung der Binnenwirtschaft waren weniger eindeutig als ihre Außenhandelspolitik. Während Adam Smith die Merkantilisten so darstellte, als würden sie strikte Kontrollen über das Wirtschaftssystem befürworten, widersprachen dem viele Merkantilisten. Die Frühmoderne war die Zeit der Patente und gesetzlich auferlegter Monopole. Aus der Tradition fürstlicher Regalien, wie z. B. dem Münzregal oder dem Salzregal, also Einnahmequellen der fürstlichen Schatzkammer, entwickelte sich die Vorstellung, durch die Verleihung von Monopolen an einen dem Fürsten ergebenen Unternehmer einen sicheren Markt zu verschaffen und den daraus resultierenden Reichtum gut kontrollieren und gezielt abschöpfen zu können. Einige Merkantilisten befürworteten die Monopole, andere erkannten die Korruptionsanfälligkeit und Ineffizienz solcher Systeme. Viele Merkantilisten erkannten auch, dass die unausweichliche Folge von Quoten und Preisregulierungen Schwarzmärkte seien.

Ein Punkt, in dem sich die Merkantilisten einig waren, war die Unterdrückung der Arbeiterklasse.[74] Arbeiter und Bauern hatten am Existenzminimum zu leben, damit die Güter kostengünstig hergestellt werden konnten. Ziel war es, die Produktion zu maximieren; der Verbrauch und Genuss der Arbeiter wurde nicht berücksichtigt. Nur wenn sie durch harte Arbeit ihr Existenzminimum sichern konnten, war sichergestellt, dass eine maximale Produktion erreicht werden konnte. Höhere Löhne, Freizeit oder Bildung für die Unterschichten würden unausweichlich zu Lastern und Faulheit führen und wirtschaftlichen Schaden anrichten.

Der Merkantilismus entwickelte sich zu einer Zeit, in der sich die europäische Wirtschaft in einer Übergangsphase befand. Mit dem Vordringen des Geldes und seinem Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Zahlungsbilanzmitteln über Grenzen hinweg veränderten sich die Bedürfnisse sowohl der Fürstenhaushalte, als auch der Kaufleute. Technische Verbesserungen in der Schifffahrt und das Wachstum der großen Städte führten zu einem schnellen Wachstum des internationalen Handels. Durch die Einführung der doppelten Buchführung und der modernen Bilanzierung konnten Zu- und Abflüsse von Geld leicht nachvollzogen werden. Die isolierten, auf Naturalwirtschaft beruhenden feudalen Grundherrschaften wurden durch zentralisierte, auf Geldwirtschaft beruhende Nationalstaaten ersetzt. Dies veränderte auch die Betrachtung der Einnahmen der Fürstenhaushalte: Hatte sich im Frühmittelalter der Monarch von einer Königspfalz zur anderen begeben, um die Realabgaben seiner lokalen Untertanen zu verzehren, bzw. für Bauprojekte ihre reale Arbeitsleistung in Anspruch genommen und sich ansonsten mit den Einnahmen aus den Regalien begnügen müssen, konnte der Staat im Zeitalter des Absolutismus in einer Geldwirtschaft auf Steuern zurückgreifen. Mit der Einführung indirekter Steuern war die Durchsetzung ihrer Erhebung auch nicht mehr zwangsläufig mit der Ausübung von individueller Gewalt verbunden.[75]

Vor dem Merkantilismus strebten die mittelalterlichen Scholastiker ein Wirtschaftssystem an, das zur christlichen Lehre von Gerechtigkeit und Frömmigkeit passte. Sie konzentrierten sich hauptsächlich auf Tauschvorgänge zwischen Individuen, die Mikroökonomie. Der Merkantilismus gehörte zu den Theorien und Ideen, welche das mittelalterliche Weltbild ersetzten. Die merkantilistische Idee, dass jeglicher Handel ein Nullsummenspiel sei, in welchem jede Seite den anderen in skrupellosem Wettbewerb zu betrügen versuchte, wurde in die Arbeit von Thomas Hobbes integriert. Diese dunkle Seite der menschlichen Natur passte ebenfalls gut in die puritanische Weltsicht, und einige der schärfsten merkantilistischen Gesetze, wie die Navigations-Akte, wurden von der Regierung Oliver Cromwells eingeführt.

Die Förderung der Industrie durch Peter stand in engem Zusammenhang mit den Bedürfnissen der Armee während der langen Kriegsjahre.[76] Aber darüber hinaus entstanden auch viele Manufakturen und Fabriken, die Gebrauchsgüter herstellten. Einige Fabriken, unter ihnen die Spiegelfabrik Menschikows, arbeiteten schon für den Export. 1716 wurde das Spinnrad in Russland eingeführt. Noch ein Jahr vor seinem Tod ordnete Peter I. an, dass alle Findelkinder zu Handwerkern und Fabrikanten erzogen werden sollten. In seinem letzten Regierungsjahr gab es etwa 100 Fabriken, darunter einige mit mehr als 3000 Beschäftigten – herausragend die Waffenfabrik von Tula. Am Ende der Regierung registriert die Statistik einen ausgeglichenen Staatshaushalt von etwa 10 Millionen Rubel.[77]

Das Verhältnis zwischen Zar und Kirche war seit Peters Thronbesteigung angespannt. Zar Peter I. spürte hinter den Strelizen die Hände der Kirche. Auch in den Klöstern vermutete er verschwörerische Kräfte der Mönche. Der Klerus stand geschlossen (Gläubige und Altgläubige) gegen die Neuerungen Peters. Der Klerus hatte eine große Macht im Volk, so dass Zar Peter I. die Kirche in seine Reformen integrieren musste. Der Tod des Patriarchen Adrian (1628–1700) am 16. Oktober 1700 kam ihm dabei gelegen. Zar Peter I. unterband die Wahl eines neuen Patriarchen und setzte stattdessen einen Patriarchatsverweser ein, der im Gegensatz zum Patriarchen nicht die Würde der russisch-orthodoxen Unfehlbarkeit verkörperte. Erst nach dem Großen Nordischen Krieg begann Zar Peter I. die Reformierung der russisch-orthodoxen Kirche.

Am 25. Januar 1721 wurde durch das Geistliche Reglement eine Staatsbehörde geschaffen, der Heiligste Dirigierende Synod (das Geistliche Kollegium), der die Stelle des Patriarchats einnahm. Die Mitglieder schworen dem Zaren einen Amtseid, so dass diese Institution vom Zaren abhängig wurde. Zar Peter I. hatte sozusagen ein Ministerium für kirchliche Angelegenheiten geschaffen und gleichzeitig die kirchliche Eigenständigkeit abgeschafft. Die kirchliche Gerichtsbarkeit wurde eingeschränkt, genauso wie der Besitz der Klöster, denen er auch die Zahl der Mönche beschnitt.[78]

Energisch setzte sich Peter der Große für die Förderung von Kultur, Bildung, und Wissenschaft in seinem Reich ein.[79] Bei der Verwirklichung seiner Reformabsichten – die ihn insbesondere bei seinen kürzeren Auslandsaufenthalten im Heiligen Römischen Reich 1711 und 1712/3 geprägt hatten, bediente sich der Zar vor allem der deutschen Frühaufklärung, die in Russland im 18. Jahrhundert zur vorherrschenden Denkrichtung werden sollte. Insbesondere die ersten bedeutenden russischen Wissenschaftler Wassili Nikititsch Tatischtschew, Michail Wassiljewitsch Lomonossow und Wassili Kirillowitsch Trediakowski waren in höchstem Maße von deutschen Gelehrten wie Leibniz und Wolff beeinflusst.[80]

Der hohen Bedeutung, die der Zar der Bildung für die Entwicklung einer modernen Gesellschaft beimaß, zeigten seine zahlreichen Erlasse, durch die Schulen der verschiedensten Typen ins Leben gerufen wurden. Dennoch blieb das weltliche Schulwesen im Argen, weil es an Geld und Lehrern fehlte. Ein weiteres Projekt, das Zar Peter in Angriff nahm, war die Etablierung einer Akademie der Wissenschaften, die im Dezember 1725 nach seinem Tod von seiner Nachfolgerin Katharina I. als Russische Akademie der Wissenschaften gegründet wurde. In enger Verbindung mit der Akademiegründung standen die von ihm befohlene Erkundung und Erforschung seines riesigen Reiches. Die von Peter I. inspirierten Forschungsexpeditionen bis in den Fernen Osten, wie z. B. die Expeditionen Berings vermittelten der russischen Wissenschaft wichtige Impulse und förderten die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Reiches.[81]

Eine Veränderung der alten Ordnung (starina) erfolgte beispielsweise durch eine Kalenderreform, wobei der byzantinische Kalender abgeschafft wurde. So wurde der 1. September 1699, der in Moskau der Anfang des Jahres 7208 hätte sein sollen, nicht gefeiert, sondern stattdessen auf weltliche Weise der 1. Januar 1700. Es kam damit zur Einführung des julianischen Kalenders (er war in protestantischen Ländern im Vergleich zum gregorianischen Kalender üblicherweise 11 Tage zurück).[82]

Um die Besteuerung zu rationalisieren, wurde 1718 die Kopfsteuer eingeführt, wonach allen männlichen Landbewohnern gleichmäßig die gesamte Steuerlast eines Dorfes aufgebürdet werden sollte. Eigentlich als Erleichterung für die Bauern gedacht, hatte sich durch die ständigen Finanzforderungen des Zaren und die häufigen Rekrutenaushebungen die Lage der Bauern erheblich verschlechtert. In allen Bevölkerungsschichten gab es erheblichen Widerstand gegen die Reformpolitik, der sich in verzweifelten Volksaufständen äußerte, die wiederum auf Befehl des Zaren mit brutaler Gewalt niedergeschlagen wurden. Dass die drückende Steuerlast, die Schollenbindung und Leibeigenschaft der Bauern Hauptursachen für die nur langsamen Fortschritte im Russischen Reich waren, wurde von Zar Peter I. nicht gesehen.

Zar Peter der Große hatte den Eindruck, dass im Russland seiner Zeit zu sehr an althergebrachten Traditionen festgehalten werde und das Land auf manchen Sektoren einer Modernisierung bedürfe.[83] In seiner Meinung bestärkten ihn Eindrücke, die er auf seiner Reise ins westliche Europa gewonnen hatte. Unter anderem waren wallende Vollbärte in den von ihm besuchten Ländern eher selten zu sehen und auch die Kleidung der bereisten Länder erschien ihm funktioneller, als die Gewänder seiner Untertanen. Er nahm sich daher vor, Verschiedenes in seinem Reich zu ändern.[84]

Als er vom Auslandsaufenthalt heimgekommen war, wurde im Schloss von Preobraschenskoje, zu jener Zeit der Zarensitz vor Moskau, ein Empfang gegeben, zu dem viele Würdenträger erschienen. Peter der Große erschien die Gelegenheit günstig, gleich ein Zeichen für neu anbrechende Zeiten zu setzen.[85] Er ließ sich Barbierzeug geben und schnitt eigenhändig die langen Bärte seiner Besucher ab. Nur drei Personen entgingen ihrem Bartverlust: Sein früherer Vormund Tichon Strešnev (1644–1719), der russisch-orthodoxe Patriarch Adrian I. und der schon sehr alte Fürst Čerkasskij. Einige Tage danach gab der Zar seinem Hofnarren den Auftrag, die Prozedur des Bartabschneidens bei Hofe fortzusetzen. An der Tafel des Zaren war nunmehr stets ein des Barbierens kundiger Bediensteter eingesetzt, der jedem erscheinenden Bartträger noch während der Dauer des Mahls die Haare stutzte.

Der Merkantilismus als Ganzes kann nicht als eine einheitliche, geschlossene Wirtschaftstheorie betrachtet werden.[86] Es gab keinen merkantilistischen Autor, der ein umfassendes Modell für ein ideales Wirtschaftssystem vorlegte, wie Smith dies später für die klassische Nationalökonomie tat. Stattdessen betrachtete jeder merkantilistische Autor einen anderen Teilaspekt der Wirtschaft. Einzelne problembezogene Ideen und unterschiedliche Ansätze in den europäischen Staaten stehen häufig unverbunden nebeneinander.

Der Merkantilismus betrachtet Außenhandel als Nullsummenspiel, bei dem der eine gewinnt, was der andere verliert. Deshalb ist es per definitionem unmöglich, den gesamtwirtschaftlichen Nutzen zu maximieren. Merkantilistische Schriften wurden eher dazu erstellt, politische Vorgehensweisen zu rechtfertigen, als zu untersuchen, welche Politik am nützlichsten sei.

Ausgehend von der Überlegung, dass eine permanent aktive Zahlungsbilanz eine Steigerung des Edelmetallschatzes einer Nation bewirken würde, was mit dem Reichtum der Nation gleichgesetzt wurde, kamen Forderungen nach Förderung einer aktiven Handels- und Dienstleistungsbilanz auf.[87] Als wirtschaftspolitisches Instrumentarium bediente man sich in England des Protektionismus: Die Einfuhr von Rohstoffen wurde durch günstige Zölle erleichtert, die Ausfuhr von Fertigwaren und Nahrungsmitteln durch hohe Zölle erschwert. Letzteres sollte das inländische Angebot an Fertigprodukten und Nahrungsmitteln erhöhen und damit die Preise senken in der Erwartung, dass mit sinkenden Nahrungsmittelkosten auch die Löhne fallen und letztlich die Produktionskosten gesenkt werden könnten.

Die Einfuhr günstiger Rohstoffe sollte die inländische Produktion zusätzlich anreizen. Ein Verbot des Exports von Geld und Edelmetall ins Ausland um 1600 sollte zusammen mit rigider Devisenbewirtschaftung den Abfluss von Edelmetall ins Ausland erschweren. Zudem wurde in der Navigationsakte von 1651 festgelegt, dass der Transport aller Export- und Importgüter durch englische Schiffe zu erfolgen habe, was die Kontrolle erleichtern und die Dienstleistungsbilanz aktivieren sollte. Dass diese Wirtschaftspolitik gleichzeitig aber die Konkurrenz der Produkte (Erfindungen) und Produktionsmethoden (Innovationen) mit dem Ausland herabsetzte, wurde zu einer entscheidenden Überlegung der Freihändler.[88]

Die merkantilistischen Maßnahmen zur Förderung der Binnenwirtschaft waren weniger eindeutig als ihre Außenhandelspolitik. Während Adam Smith die Merkantilisten so darstellte, als würden sie strikte Kontrollen über das Wirtschaftssystem befürworten, widersprachen dem viele Merkantilisten. Die Frühmoderne war die Zeit der Patente und gesetzlich auferlegter Monopole. Aus der Tradition fürstlicher Regalien, wie z. B. dem Münzregal oder dem Salzregal, also Einnahmequellen der fürstlichen Schatzkammer, entwickelte sich die Vorstellung, durch die Verleihung von Monopolen an einen dem Fürsten ergebenen Unternehmer einen sicheren Markt zu verschaffen und den daraus resultierenden Reichtum gut kontrollieren und gezielt abschöpfen zu können. Einige Merkantilisten befürworteten die Monopole, andere erkannten die Korruptionsanfälligkeit und Ineffizienz solcher Systeme. Viele Merkantilisten erkannten auch, dass die unausweichliche Folge von Quoten und Preisregulierungen Schwarzmärkte seien.

Ein Punkt, in dem sich die Merkantilisten einig waren, war die Unterdrückung der Arbeiterklasse.[89] Arbeiter und Bauern hatten am Existenzminimum zu leben, damit die Güter kostengünstig hergestellt werden konnten. Ziel war es, die Produktion zu maximieren; der Verbrauch und Genuss der Arbeiter wurde nicht berücksichtigt. Nur wenn sie durch harte Arbeit ihr Existenzminimum sichern konnten, war sichergestellt, dass eine maximale Produktion erreicht werden konnte. Höhere Löhne, Freizeit oder Bildung für die Unterschichten würden unausweichlich zu Lastern und Faulheit führen und wirtschaftlichen Schaden anrichten.

Der Merkantilismus entwickelte sich zu einer Zeit, in der sich die europäische Wirtschaft in einer Übergangsphase befand. Mit dem Vordringen des Geldes und seinem Austausch von Gütern, Dienstleistungen und Zahlungsbilanzmitteln über Grenzen hinweg veränderten sich die Bedürfnisse sowohl der Fürstenhaushalte, als auch der Kaufleute. Technische Verbesserungen in der Schifffahrt und das Wachstum der großen Städte führten zu einem schnellen Wachstum des internationalen Handels. Durch die Einführung der doppelten Buchführung und der modernen Bilanzierung konnten Zu- und Abflüsse von Geld leicht nachvollzogen werden. Die isolierten, auf Naturalwirtschaft beruhenden feudalen Grundherrschaften wurden durch zentralisierte, auf Geldwirtschaft beruhende Nationalstaaten ersetzt. Dies veränderte auch die Betrachtung der Einnahmen der Fürstenhaushalte: Hatte sich im Frühmittelalter der Monarch von einer Königspfalz zur anderen begeben, um die Realabgaben seiner lokalen Untertanen zu verzehren, bzw. für Bauprojekte ihre reale Arbeitsleistung in Anspruch genommen und sich ansonsten mit den Einnahmen aus den Regalien begnügen müssen, konnte der Staat im Zeitalter des Absolutismus in einer Geldwirtschaft auf Steuern zurückgreifen. Mit der Einführung indirekter Steuern war die Durchsetzung ihrer Erhebung auch nicht mehr zwangsläufig mit der Ausübung von individueller Gewalt verbunden.[90]

Vor dem Merkantilismus strebten die mittelalterlichen Scholastiker ein Wirtschaftssystem an, das zur christlichen Lehre von Gerechtigkeit und Frömmigkeit passte. Sie konzentrierten sich hauptsächlich auf Tauschvorgänge zwischen Individuen, die Mikroökonomie. Der Merkantilismus gehörte zu den Theorien und Ideen, welche das mittelalterliche Weltbild ersetzten. Die merkantilistische Idee, dass jeglicher Handel ein Nullsummenspiel sei, in welchem jede Seite den anderen in skrupellosem Wettbewerb zu betrügen versuchte, wurde in die Arbeit von Thomas Hobbes integriert. Diese dunkle Seite der menschlichen Natur passte ebenfalls gut in die puritanische Weltsicht, und einige der schärfsten merkantilistischen Gesetze, wie die Navigations-Akte, wurden von der Regierung Oliver Cromwells eingeführt.

Die Förderung der Industrie durch Peter stand in engem Zusammenhang mit den Bedürfnissen der Armee während der langen Kriegsjahre.[91] Aber darüber hinaus entstanden auch viele Manufakturen und Fabriken, die Gebrauchsgüter herstellten. Einige Fabriken, unter ihnen die Spiegelfabrik Menschikows, arbeiteten schon für den Export. 1716 wurde das Spinnrad in Russland eingeführt. Noch ein Jahr vor seinem Tod ordnete Peter I. an, dass alle Findelkinder zu Handwerkern und Fabrikanten erzogen werden sollten. In seinem letzten Regierungsjahr gab es etwa 100 Fabriken, darunter einige mit mehr als 3000 Beschäftigten – herausragend die Waffenfabrik von Tula. Am Ende der Regierung registriert die Statistik einen ausgeglichenen Staatshaushalt von etwa 10 Millionen Rubel.[92]

Das Verhältnis zwischen Zar und Kirche war seit Peters Thronbesteigung angespannt. Zar Peter I. spürte hinter den Strelizen die Hände der Kirche. Auch in den Klöstern vermutete er verschwörerische Kräfte der Mönche. Der Klerus stand geschlossen (Gläubige und Altgläubige) gegen die Neuerungen Peters. Der Klerus hatte eine große Macht im Volk, so dass Zar Peter I. die Kirche in seine Reformen integrieren musste. Der Tod des Patriarchen Adrian (1628–1700) am 16. Oktober 1700 kam ihm dabei gelegen. Zar Peter I. unterband die Wahl eines neuen Patriarchen und setzte stattdessen einen Patriarchatsverweser ein, der im Gegensatz zum Patriarchen nicht die Würde der russisch-orthodoxen Unfehlbarkeit verkörperte. Erst nach dem Großen Nordischen Krieg begann Zar Peter I. die Reformierung der russisch-orthodoxen Kirche.

Am 25. Januar 1721 wurde durch das Geistliche Reglement eine Staatsbehörde geschaffen, der Heiligste Dirigierende Synod (das Geistliche Kollegium), der die Stelle des Patriarchats einnahm. Die Mitglieder schworen dem Zaren einen Amtseid, so dass diese Institution vom Zaren abhängig wurde. Zar Peter I. hatte sozusagen ein Ministerium für kirchliche Angelegenheiten geschaffen und gleichzeitig die kirchliche Eigenständigkeit abgeschafft. Die kirchliche Gerichtsbarkeit wurde eingeschränkt, genauso wie der Besitz der Klöster, denen er auch die Zahl der Mönche beschnitt.[93]

Energisch setzte sich Peter der Große für die Förderung von Kultur, Bildung, und Wissenschaft in seinem Reich ein.[94] Bei der Verwirklichung seiner Reformabsichten – die ihn insbesondere bei seinen kürzeren Auslandsaufenthalten im Heiligen Römischen Reich 1711 und 1712/3 geprägt hatten, bediente sich der Zar vor allem der deutschen Frühaufklärung, die in Russland im 18. Jahrhundert zur vorherrschenden Denkrichtung werden sollte. Insbesondere die ersten bedeutenden russischen Wissenschaftler Wassili Nikititsch Tatischtschew, Michail Wassiljewitsch Lomonossow und Wassili Kirillowitsch Trediakowski waren in höchstem Maße von deutschen Gelehrten wie Leibniz und Wolff beeinflusst.[95]

Der hohen Bedeutung, die der Zar der Bildung für die Entwicklung einer modernen Gesellschaft beimaß, zeigten seine zahlreichen Erlasse, durch die Schulen der verschiedensten Typen ins Leben gerufen wurden. Dennoch blieb das weltliche Schulwesen im Argen, weil es an Geld und Lehrern fehlte. Ein weiteres Projekt, das Zar Peter in Angriff nahm, war die Etablierung einer Akademie der Wissenschaften, die im Dezember 1725 nach seinem Tod von seiner Nachfolgerin Katharina I. als Russische Akademie der Wissenschaften gegründet wurde. In enger Verbindung mit der Akademiegründung standen die von ihm befohlene Erkundung und Erforschung seines riesigen Reiches. Die von Peter I. inspirierten Forschungsexpeditionen bis in den Fernen Osten, wie z. B. die Expeditionen Berings vermittelten der russischen Wissenschaft wichtige Impulse und förderten die wirtschaftliche und kulturelle Entwicklung des Reiches.[96]

Eine Veränderung der alten Ordnung (starina) erfolgte beispielsweise durch eine Kalenderreform, wobei der byzantinische Kalender abgeschafft wurde. So wurde der 1. September 1699, der in Moskau der Anfang des Jahres 7208 hätte sein sollen, nicht gefeiert, sondern stattdessen auf weltliche Weise der 1. Januar 1700. Es kam damit zur Einführung des julianischen Kalenders (er war in protestantischen Ländern im Vergleich zum gregorianischen Kalender üblicherweise 11 Tage zurück).[97]

Um die Besteuerung zu rationalisieren, wurde 1718 die Kopfsteuer eingeführt, wonach allen männlichen Landbewohnern gleichmäßig die gesamte Steuerlast eines Dorfes aufgebürdet werden sollte. Eigentlich als Erleichterung für die Bauern gedacht, hatte sich durch die ständigen Finanzforderungen des Zaren und die häufigen Rekrutenaushebungen die Lage der Bauern erheblich verschlechtert. In allen Bevölkerungsschichten gab es erheblichen Widerstand gegen die Reformpolitik, der sich in verzweifelten Volksaufständen äußerte, die wiederum auf Befehl des Zaren mit brutaler Gewalt niedergeschlagen wurden. Dass die drückende Steuerlast, die Schollenbindung und Leibeigenschaft der Bauern Hauptursachen für die nur langsamen Fortschritte im Russischen Reich waren, wurde von Zar Peter I. nicht gesehen.

Zar Peter der Große hatte den Eindruck, dass im Russland seiner Zeit zu sehr an althergebrachten Traditionen festgehalten werde und das Land auf manchen Sektoren einer Modernisierung bedürfe.[98] In seiner Meinung bestärkten ihn Eindrücke, die er auf seiner Reise ins westliche Europa gewonnen hatte. Unter anderem waren wallende Vollbärte in den von ihm besuchten Ländern eher selten zu sehen und auch die Kleidung der bereisten Länder erschien ihm funktioneller, als die Gewänder seiner Untertanen. Er nahm sich daher vor, Verschiedenes in seinem Reich zu ändern.[99]

Als er vom Auslandsaufenthalt heimgekommen war, wurde im Schloss von Preobraschenskoje, zu jener Zeit der Zarensitz vor Moskau, ein Empfang gegeben, zu dem viele Würdenträger erschienen. Peter der Große erschien die Gelegenheit günstig, gleich ein Zeichen für neu anbrechende Zeiten zu setzen.[100] Er ließ sich Barbierzeug geben und schnitt eigenhändig die langen Bärte seiner Besucher ab. Nur drei Personen entgingen ihrem Bartverlust: Sein früherer Vormund Tichon Strešnev (1644–1719), der russisch-orthodoxe Patriarch Adrian I. und der schon sehr alte Fürst Čerkasskij. Einige Tage danach gab der Zar seinem Hofnarren den Auftrag, die Prozedur des Bartabschneidens bei Hofe fortzusetzen. An der Tafel des Zaren war nunmehr stets ein des Barbierens kundiger Bediensteter eingesetzt, der jedem erscheinenden Bartträger noch während der Dauer des Mahls die Haare stutzte.

Damit nicht genug, gab Peter am 5. September 1698 einen Ukas heraus, der Männer, ausgenommen Geistliche und tendenziell Bauern, anhielt, sich ihren Vollbart abzurasieren. Doch Widerstände von Betroffenen blieben. Daraufhin belegte er Vollbartträger mit einer Abgabe, die 1701 und 1705 vom Zaren erneut angeordnet wurde. Bauern, die in eine Stadt kamen, mussten die Abgabe bezahlen, wollten sie ihren Bart behalten.

1722 wurde im Zuge der Adelsreform eine Rangtabelle eingeführt. Sie ermöglichte den unmittelbaren Vergleich ziviler und militärischer Dienstgrade, sollte die Vormachtstellung des alten Erbadels, der Bojaren, brechen und einen von der Krone abhängigen Dienstadel schaffen. Nur ein Drittel des Adels durfte sich dem zivilen Dienst widmen; das Militärische genoss Vorrang.

Um St. Petersburg, die Stadt an der Ostsee, zu stärken, mussten viele russische Adelige dort, in einer Stadt ohne Hinterland und mit ungesundem Sumpfklima, diese aufbauen.[101] Denn wer in Peters Reich vorankommen wollte, musste sich seiner Meinung nach der notwendigen Modernisierung anpassen. Unter Peter stiegen viele Leute aus dem Landadel oder bescheideneren Verhältnissen auf, so etwa Andreas Ostermann, Alexander Menschikow und Peter Schafirow. Doch auch die alten Bojarenfamilien, die Scheremetjews, Dolgorukis, Apraxins und Peter Tolstoi nahmen westeuropäische Titel wie Fürst oder Graf an. Andere Leute, die einen unerwartet schnellen Aufstieg erlebten, waren Zarin Katharina I., die eine litauische Magd gewesen war, Menschikow, der Pastetenbäcker gewesen sein soll, Lefort, ein Bürgerlicher aus Genf. Andreas Ostermann, einer von Peters besten Diplomaten, war ein Gastwirtssohn aus Westfalen und Peter Schafirow ein konvertierter Jude.[102]

Doch Peter konnte natürlich nicht den Adel ignorieren und er konnte ebenso wenig alle Schlüsselstellungen in Administration und Armee nur mit Emporkömmlingen und Ausländern besetzen. Peter wollte, dass der Adel die ihm gebührenden Stellen in Verwaltung und Armee besetzte und aktiv seinen Staat mitgestaltete, das allerdings natürlich in Peters Sinne der Modernisierung.[103] Die Bojaren sollten natürlich die nötigen Qualifikationen besitzen. Sie mussten Arithmetik, Sprachen, Geometrie und Ballistik erlernen, ihre Söhne ins Ausland schicken und vieles mehr. Wer sich bewährte und die Politik des Zaren mitmachte, konnte sehr hoch steigen. So war auch der konservative Adelige gezwungen mitzumachen, wollten er nicht gesellschaftlich und politisch ins Abseits geraten und von Ausländern überspielt werden. In Russland besaß der Adel noch einen großen Einfluss im ländlichen Raum.

Die Einschätzung des Reformwerks Peters I. ist nicht einheitlich, brachte er doch bei seinen Modernisierungsversuchen die Kräfte der Unterschichten an den Rand der Erschöpfung. Seine lange Zeit hervorgehobene Pionierrolle bei der Modernisierung Russlands wurde relativiert: Viele seiner Reformen wurzelten in den Vorstößen seiner Vorgänger des ausgehenden 17. Jahrhunderts. Peters I. Nachfolger setzten die von ihm intensivierte Modernisierung Russlands grundsätzlich fort, wenn auch viele seiner Reformen zunächst rückgängig gemacht wurden.[104] Die Kraft der petrinischen Umgestaltungen war aber so groß, dass der Prozess der Modernisierung in Russland selbst unter den späteren, schwachen Kaisern unumkehrbar wurde. Vor allem Kaiserin Katharina II., gebürtige deutsche Prinzessin Sophie Friederike Auguste von Anhalt-Zerbst, knüpfte an die petrinischen Reformen an und setzte zugleich die ambivalenten Tendenzen von Peters Reformwerk, als aufgeklärte Herrscherin unter Anwendung autokratischer Machtmethoden, fort.[105]

Katharina II und der Ausbau St.Petersburgs zu einem kulturellen Zentrum

Nach dem Tod Peters des Großen 1725 legte sich der Enthusiasmus der russischen Herrscher für das Fenster nach Europa. Im Jahr 1727 wurde Moskau für kurze Zeit wieder Hauptstadt. Erst Kaiserin Anna kehrte nach Sankt Petersburg zurück. Diese machte St. Petersburg erneut zur Hauptstadt, Annas stadtplanerische Entscheidungen prägen Petersburg bis in das 21. Jahrhundert. Sie verlegte zum einen das Stadtzentrum von der heute so genannten Petrograder Seite auf die Admiralitätsseite der Newa, zum anderen legte sie die wichtigsten Hauptstraßen, den Newski-Prospekt, die Gorochowaja Uliza und den Wosnessenski-Prospekt an. Trotzdem residierte sie weiterhin lieber und öfter in Moskau.[106]

Kaiserin Elisabeth (1741–1762) und vor allem Katharina II. (1762–1796) öffneten das Reich wieder verstärkt nach Westen, indem sie Künstler und Architekten nach Sankt Petersburg holten. Durch das Einladungsmanifest Katharinas wurden unter anderem Religionsfreiheit und die Selbstverwaltung auf lokaler Ebene mit Deutsch als Sprache zugesichert. außerdem auch eine finanzielle Starthilfe. In der Zeit Elisabeths entstanden die meisten der Prunkbauten, die noch immer das Stadtbild bestimmen. Sie ließ unter anderem den Winterpalast und das Smolny-Kloster bauen. Den Katharinenpalast ließ sie zu Ehren ihrer Mutter umgestalten, der Stil Francesco Rastrellis begann die Stadt zu prägen.[107]

Der Standort des Klosters Smolny war ein ehemaliges Gelände einer Teerfabrik, gelegen an einer Newa-Biegung im Nordosten Sankt Petersburgs. Heute liegt das Kloster am Rastrelli-Platz, welcher zu Ehren des Architekten des Smolny-Klosters so benannt worden ist.[108]

Das Kloster wurde von Zarin Elisabeth I. als Altersruhesitz geplant und von dem italienischen Baumeister Bartolomeo Francesco Rastrelli in den Jahren 1748 bis 1757 erbaut.[109] Das Kloster ist in Form eines griechischen Kreuzes angelegt, in dessen vier Ecken einkupplige Kirchen integriert worden sind. Es wird weithin als Meisterwerk des Elisabethanischen Barocks angesehen und die für Rastrelli typischen weiß-blauen Farbtöne dominieren. Der von ihm entworfene 160m hohe Glockenturm hätte das höchste Gebäude Russlands der damaligen Zeit werden sollen. Der Ausbruch des siebenjährigen Kriegs verhinderte jedoch den weiteren Ausbau und mit dem Tode Elisabeths im Jahre 1762 wurden Pläne für den Glockenturm und den weiteren Innenausbau auf Eis gelegt. Da die neue Zarin, Katharina II., zudem den Klassizismus bevorzugte, erhielt der vormalige Hofarchitekt Rastrelli keine weiteren Aufträge mehr.[110]

Der weitere Innenausbau geschah erst gut 70 Jahre später unter dem Baumeister Wassili Petrowitsch Stassow im Auftrag des Zaren Nikolaus I. im Jahre 1828. Stassow lehnte sich dabei eng an Rastrellis Entwürfen an. Die Kathedrale wurde von ihm im damals vorherrschenden neoklassizistischen Stil prunkvoll ausgestaltet und enthält ein Silbertabernakel, der einem Tempel mit 24 Säulen und einem Altar in der Mitte ähnelt. Am 22. Juli 1835 wurde die Kathedrale gesegnet. In den Jahren 1873 bis 1875 entstand die Ikonostase nach Vorbild des Petersburger Barocks. Die den Heiligen Elisabeth und Maria Magdalena geweihten Seitenaltäre wurden im Jahre 1885 errichtet. Obschon die Kathedrale geweiht worden ist, war das Kloster als solches nie in Betrieb.

Heute dient der Innenraum der Kathedrale unter anderem als Konzertsaal. In den Gebäuden des Klosterkomplexes befinden sich zudem die Fakultäten der Soziologie, Politikwissenschaft und Internationale Beziehungen der staatlichen Universität Sankt Petersburg.

Katharina ließ im Jahre 1764 zunächst Teile des Klosters zu einer höheren Bildungsanstalt für Mädchen umfunktionieren.[111] Nachdem die Zahl der Schülerinnen stieg, wurde auf dem Gelände des Klosters das Smolny-Institut errichtet, um die älteren Mädchen aufzunehmen. Das Gebäude wurde 1806 bis 1808 nach streng klassizistischen Plänen des Architekten Giacomo Quarenghi errichtet. Formgebend ist ein zentraler Portikus mit acht Säulen, der vor der eigentlichen Halle mit zahlreichen weißen Säulen errichtet wurde.

Das Institut diente im 19. Jahrhundert als Bildungsanstalt für adelige Mädchen, die auf das Leben in der höheren Gesellschaft als Hofdame vorbereitet wurden und hauptsächlich Fremdsprachen und gutes Benehmen erlernten. Es war die erste Bildungseinrichtung für Frauen in Russland überhaupt und stand bis zum Jahre 1917 unter dem persönlichen Schutz der Zarin.[112]

Besonders bekannt wurde das Institutsgebäude, als es 1917 dem Petrograder Sowjet als Tagungsort diente. Hier wurde die Oktoberrevolution geplant und nach der Revolution war hier der Regierungssitz der Sowjetunion. Nach der Februarrevolution 1917 hatte hier der von den Bolschewiki beherrschte Arbeiter- und Soldatenrat seinen Platz. Nach dem Sturz der Regierung Kerenski residierte hier der Rat der Volkskommissare, die erste sowjetische Regierung. Nachdem Moskau wieder Hauptstadt des Landes wurde, diente das Smolny-Institut als Sitz der Sankt Petersburger/Leningrader KPdSU. Eher traurige Berühmtheit erlangte das Institut im Jahre 1934, als der damalige Parteifunktionär Sergej Kirow auf dem Gelände unter bis heute ungeklärten Umständen von einem Attentäter erschossen wurde. Heute dient das Gebäude als Sitz der Sankt Petersburger Stadtregierung.

Die neben Peter wahrscheinlich wichtigste Gestalt in der Geschichte der Stadt ist Katharina die Große, die 1762 den Thron bestieg. Sie sah sich – zumindest bis die Französische Revolution ausbrach – dem Geist der Aufklärung verpflichtet und setzte auf Bildung und Kunst. Katharina II. gründete in ihrer Zeit 25 akademische Einrichtungen sowie mit dem Smolny-Institut die erste staatliche russische Schule für Mädchen.[113] Das Reiterstandbild Peters des Großen, ein Wahrzeichen der Stadt, stammt ebenfalls aus dieser Zeit.

Ende des 18. und in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erlebte die Stadt eine Blütezeit, vorerst vor allem auf kulturellem, später auf wissenschaftlich-technischem Gebiet.[114] Die erste russische Ballettschule entstand 1738 in der Stadt. 1757 eröffnete die Akademie der Künste, in der seitdem Maler, Bildhauer und Architekten ausgebildet werden. Theater und Museen, höhere Schulen und Bibliotheken entstanden: 1783 eröffnete das Mariinski-Theater, in dem später die großen Nationalopern Michail Glinkas aufgeführt werden sollten. 1810 wurde eine militärische Ingenieursschule gegründet, das erste höhere Bildungsinstitut für Ingenieure in Russland. 1819 wurde aus dem Pädagogischen Institut die Petersburger Universität. Bis auf wenige Ausnahmen waren vor allem deutsche Handwerker daran beteiligt, dass Sankt Petersburg Zentrum des russischen Klavierbaus wurde. Im Verlauf des 19. Jahrhunderts gab es in Sankt Petersburg 60 Manufakturen und Fabriken für Klavierbau, darunter Tischner, Diederichs, Mühlbach, Becker, Lichtenthal, Tresselt, Ihse oder Wirth.

Die Aufhebung der Leibeigenschaft in Russland durch Kaiser Alexander II. sorgte ab 1861 dafür, dass zahlreiche Menschen in die Stadt einwanderten. Die Bevölkerungszahl schnellte innerhalb weniger Jahre empor.

Schriftsteller und Intellektuelle schlossen sich in literarischen Kreisen zusammen und gaben Wörterbücher und Zeitschriften heraus. Der Brockhaus-Efron entstand 1890 als erste russische Enzyclopädie in Sankt Petersburg. Zu den wichtigsten Zeitschriften zählen etwa der Polarstern von Rylejew und Bestuschew oder Puschkins Sowremennik.

Eremitage

Die Eremitage in Sankt Petersburg an der Newa ist eines der größten und bedeutendsten Kunstmuseen der Welt.[115] Auch der Gebäudekomplex, der das Museum beherbergt und zu dem der berühmte Winterpalast gehört, wird heute zusammenfassend als Eremitage bezeichnet. Er ist ein zentraler Bestandteil der zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärten Sankt Petersburger Innenstadt.[116]

Im Archiv des Museums befinden sich fast drei Millionen Objekte, unter anderem archäologische Fundstücke sowie die neben dem Louvre und dem Prado bedeutendste Sammlung klassischer europäischer Kunst. In mehr als 350 Sälen sind über 60.000 Exponate ausgestellt. Zu den ausgestellten Bildern gehören Werke holländischer und französischer Meister wie Rembrandt, Rubens, Matisse und Paul Gauguin. Außerdem sind zwei Gemälde des italienischen Universalgenies Leonardo da Vinci sowie 31 Gemälde des spanischen Malers Pablo Picasso ausgestellt. Das Museum hat etwa 2.500 Mitarbeiter.

Ursprünglich trug nur die Kleine Eremitage diese Bezeichnung. Heute ist mit Eremitage ein Komplex aus mehreren im 18. und 19. Jahrhundert entstandenen Bauwerken gemeint. Neben der Kleinen Eremitage besteht er noch aus der Alten Eremitage, der Neuen Eremitage, dem Eremitage-Theater und dem dominierenden Teil, dem Winterpalast (auch Winterpalais genannt), der ehemaligen Hauptresidenz der russischen Zaren.[117]

In den letzten Jahren kamen neben dem eigentlichen Eremitage-Komplex noch ein Teil des Generalstabsgebäudes auf dem Palastplatz gegenüber dem Winterpalast und des Menschekow-Palais zu den Räumlichkeiten des Museums hinzu.

Der Palastplatz ist ein zentraler Stadtplatz in Sankt Petersburg und liegt auf der Verbindung zwischen dem Newski-Prospekt und der zur Wassili-Insel führenden Schlossbrücke. Er war Schauplatz verschiedener Ereignisse von weltweiter historischer Bedeutung, unter anderem des Petersburger Blutsonntags (1905) und der Oktoberrevolution (1917).

Das älteste und bekannteste Gebäude am Platz ist der barocke, weiß-grüne Winterpalast der russischen Zaren (errichtet 1754 bis 1762), der dem Platz seinen Namen gab. Obwohl die angrenzenden Gebäude im klassizistischen Stil errichtet wurden, fügen sie sich perfekt in Größe und Rhythmus des Winterpalastes ein.[118]

Die gegenüberliegende, südliche Seite des Platzes ist bogenförmig von Georg Friedrich Veldten im späten 18. Jahrhundert entworfen worden. Die Pläne wurden jedoch erst ein halbes Jahrhundert später verwirklicht, als Alexander I. einen Platz als riesiges Monument in Andenken an den russischen Sieg im Vaterländischen Krieg gegen Napoleon plante und Carlo Rossi beauftragt wurde, die bogenförmigen Gebäude des Generalstabs im Stil des Empire zu entwerfen (1819–1821), in die ein doppelter Triumphbogen mit römischer Quadriga integriert ist.

Im Zentrum des Platzes steht die Alexandersäule (1830–1834), die von Auguste de Montferrand entworfen wurde. Die Säule besteht aus rotem Granit und ist mit 47,5 Meter die höchste ihrer Art auf der Welt. Ihr Gewicht beträgt 500 Tonnen.

Die Säule wurde von dem in Frankreich geborenen Architekten Auguste de Montferrand entworfen und zwischen 1830 und 1834 gebaut, die feierliche Einweihung fand am 30. August 1834 statt. Das Monument – das größte seiner Art – ist 47,5 m hoch und wird von einem Engel mit Kreuz in der Hand gekrönt. Die Engelsstatue wurde von dem russischen Bildhauer Boris Orlovsky gefertigt. Das Gesicht des Engels weist starke Ähnlichkeit zu Kaiser Alexander I. auf. Die Säule besteht aus einem einzigen Stück roten Rapakivigranits, ist 25,45 m hoch und 3,5 m im Durchmesser. Der Monolith stammt aus einem Steinbruch bei Virolahti westlich von Wyborg und wurde 1832 auf einem speziell für diesen Zweck entwickelten Frachtkahn, auf dem er weiter bearbeitet wurde, nach St. Petersburg gebracht. Die 600 Tonnen schwere Säule wurde ohne die Hilfe moderner Kräne oder anderer Maschinen in nur zwei Stunden von 3000 Männern unter der Leitung des schottischen Ingenieurs William Handyside so sorgfältig aufgestellt, dass sie keine weitere Verankerung im Podest benötigte.

Das von dem italienischen Bildhauer Giovanni Battista Scotti entworfene Podest der Alexandersäule ist verziert mit Symbolen militärischen Ruhmes.[119] Auf der dem Winterpalast zugewandten Seite ist ein Flachrelief zu sehen, welches eine Ehrentafel hochhaltende geflügelte Figuren zeigt, auf der „Für Alexander I. von einem dankbaren Russland“ zu lesen ist. Die Komposition enthält Figuren, die die Flüsse Memel und Weichsel symbolisieren, welche eine besondere Bedeutung im Kriege einnahmen. Flankiert werden diese Figuren durch Darstellungen alter russischer Rüstungen – dem Schild Olegs von Novgorod, dem Helm Alexander Newskis, dem Brustpanzer Alexanders I., der Kettenrüstung Jermak Timofejewitschs und weiteren Gegenständen russischer Helden, die Ruhm für Russland erkämpften.

Die drei anderen Seiten sind dekoriert mit Flachreliefs sinnbildlicher Figuren der Weisheit und des Wohlstands, der Gerechtigkeit und der Gnade, des Friedens und des Sieges, letztere mit einem Schild in den Händen, auf dem die Daten 1812, 1813 und 1814 zu lesen sind. Diese Kompositionen werden erweitert durch Darstellungen und Symbole antiken römischen Militärs und russischer Rüstung.

Die Skizzen der Flachreliefs wurden von Auguste de Montferrand angefertigt. Er koordinierte die Maße der Figuren und Zusammensetzung mit dem Formen des Monuments. Die Figuren wurden von den Bildhauern Piotr Svintsov und Ivan Lepee, die Verzierungen und Ornamente von Yevgeny Balin angefertigt. Die Bronzearbeiten wurden an der Werkstatt von Charles Baird in St. Petersburg hergestellt.

1952 planten die Machthaber der Sowjetunion, die Statue des Engels heimlich durch eine Statue Josef Stalins zu ersetzen. Diese Pläne wurden erst vor kurzem öffentlich, kamen aber nie zur Durchführung. Ein historisches Eisengitter wurde während der Sowjetperiode abgebaut und im Jahre 2002 wieder aufgestellt. Die Alexandersäule gehört heute zusammen mit der Eremitage zu den beliebtesten kulturellen Ausflugszielen in St. Petersburg.

Der erste Winterpalast wurde 1711 gebaut, 1721 durch einen neuen ersetzt (in dem Peter I. starb), in den folgenden Jahren wieder niedergerissen und durch den Baumeister Domenico Trezzini neu gebaut.[120] Domenico Andrea Trezzini (1670-1734) war ein Schweizer Architekt; sein russischer Name war Andrej Jakimowitsch Tresin oder auch Andrej Petrowitsch Tresin.

Domenico Trezzini wurde in Astano geboren, einem kleinen Dorf im Schweizer Kanton Tessin, und hat wahrscheinlich in Rom studiert. Er war drei Mal verheiratet, was u.a. dazu führte, dass nicht nur die Geburtsjahre seiner Kinder weit auseinanderliegen, sondern einige Unklarheiten bestehen hinsichtlich der verwandtschaftlichen Beziehungen einiger Personen in dieser adligen Familie.

Sein Sohn Pietro Antonio Trezzini (1710, Astano – 1734, Astano), verliess Russland 1725. Er wird manchmal durcheinandergebracht mit dem Architekten Pietro Trezzini; wahrscheinlich aber handelt es sich doch um zwei verschiedene Personen. Wie aus russischen Archiven hervorgeht, kehrte ein weiterer Sohn, Matteo Trezzini (nach 1710 – nach 1750) mit dem russischen Namen Matvey Andreevich Trezzini, nach dem Tod seines Vaters nach St. Petersburg zurück und hat sich als Mediziner betätigt. Carlo Giuseppe Trezzini (1697, Astano – 1768, Sankt Petersburg), (russisch Ossip Petrowitsch Tresin), war als sein Schwiegersohn verheiratet mit seiner Tochter Maria Lucia Tomasina Trezzini.

Trezzini wurde vom russischen Zar Peter I. neben anderen Architekten angeboten, anlässlich der Gründung der neuen Hauptstadt St. Petersburg im Jahr 1703 dort mehrere Bauten zu planen.[121] Als Hofarchitekt trug er wesentlich zur Schaffung der repräsentativsten Gebäude der Stadt bei. Seine herausragenden Werke sind namentlich z.B. die Festung Kronstadt (1704), die Peter-und-Paul-Kathedrale (1712–33), der Sommerpalast von Peter I. (1710–14), das Alexander-Newski-Kloster (1715-22) sowie zahlreiche Bauten auf dem damaligen Hafengelände.

Elisabeth ließ diesen aufgrund mangelnder Imposanz erneut niederreißen und ab 1754 durch Bartolomeo Francesco Rastrelli wiederum neuerstellen. Von Rastrelli stammen viele Barock-Bauwerke in Sankt Petersburg, unter anderem das Stroganow-Palais, das Woronzow-Palais, das Smolny-Kloster und, teilweise, das Anitschkow-Palais (später klassizistisch umgebaut) und der Gostiny Dwor (Grundriss). Am bekanntesten sind wahrscheinlich der Katharinenpalast in Zarskoje Selo, der Große Palast von Peterhof und der Winterpalast in Sankt Petersburg (Eremitage).

Petersburger Blutsonntag

Einen tragischen Eintrag in die russischen Geschichtsbücher bekam die Stadt am 9. Januar 1905, dem Petersburger Blutsonntag, als bei einem Marsch demonstrierender Arbeiter russische Soldaten vor dem Winterpalast auf die Demonstranten schossen, wobei es Hunderte von Toten gab.

Die wirtschaftliche Situation im Land verschlechterte sich wegen einer Rezession zusehends. Die Arbeitslosigkeit in den Industriezentren stieg rasch, da Staatsaufträge ausblieben, und es gab Schwierigkeiten in der Landwirtschaft, da die Exportmärkte zusammenbrachen. Die als Folge der Kriege und der wirtschaftlichen Krise schärfer zutage tretenden sozialen Missstände führten zu wachsendem Unmut in weiten Kreisen. Durch die Initiative des jungen orthodoxen Priesters Gapon wurde ein neuer Versuch einer staatlich geförderten Arbeiterorganisation in Petersburg Anfang 1904 unternommen.[122]

Diese radikalisierte sich im Gleichschritt mit der übrigen Opposition im Laufe des Jahres. Auch Gapon solidarisierte sich mit den in der Sache gewerkschaftlichen Forderungen der Arbeiter. Als Angehörige seiner Organisation um die Jahreswende von den Putilov-Werken, dem größten Rüstungsbetrieb der Hauptstadt entlassen wurden, gingen deren Arbeiter unter der Leitung des Priesters zum Streik über.

Gapon entwarf eine Petition an dem Zaren Nikolaus II mit Ersuchen von ökonomischen und politischen Reformen.[123] Ikonen, Fahnen mit christlichen Emblemen und sogar Bilder des Zaren und seiner Frau tragend, sangen die Arbeiter die Hymne „Gott behüte den Zaren“.

Der Marsch der unbewaffneten Arbeiter auf das Winterpalais traf die Regierung nicht unvorbereitet. Diese deutete den verzweifelten Marsch der Arbeiter als nicht genehmigte Demonstration. Bereits vor dem Narwa-Tor wurden sie durch Soldaten aufgehalten, die auch auf die Menschenmenge schossen. Am Nachmittag kam es erneut zu Zusammenstößen rund um den Winterpalast, bei denen die Armee erneut auf die Bevölkerung schoss. Gapon konnte sich retten und exkommunizierte daraufhin den Zaren, musste dann aber außer Landes gehen, wo er Kontakte zu sozialistischen Exilgruppen aufnahm. Nach Erlass des Oktobermanifestes durch den Zaren kehrte er nach Russland zurück.

Schätzungen von über 1.000 getöteten Arbeitern widersprach der Historiker Kevin O'Connor, der von ca. 130 Ermordeten ausging.[124] An diesem „Petersburger Blutsonntag“ war die Bande zwischen dem Zaren und dem einfachen Volke endgültig zerrissen.

Nicht nur griffen die Streiks auf andere Teile des Reiches über, sondern in der Hauptstadt erklärten alle Schichten der Bevölkerung ihre Solidarität in einer großen Welle einhelligen Protestes.[125] Der Klub der Kaufleute sperrte Gardeoffizieren den Zutritt zu seinen Räumen, weil sie an dem Massaker teilgenommen hätten. Mitglieder der Akademie der Wissenschaften sowie Professoren der Universität forderten die Übertragung der Gesetzgebungsgewalt an frei gewählte Volksvertreter und die Kontrolle der Verwaltung als Voraussetzung allgemeiner Volksbildung. Ihnen schlossen sich Wissenschaftler und Lehrer aus allen Teilen des Landes an. Noch gingen die Proteste stets in friedlichen Formen vor sich. Die allgemeine Unruhe brachte die unterschwellig brodelnden Nationalitätenprobleme an die Oberfläche. Nicht nur politisch mehr oder minder organisierte Nationalitäten –Polen, Letten, Georgier und Juden hatten ihre sozialistischen Parteien[126] – meldeten ihre Forderungen an und entwarfen Autonomieprogramme.[127]

Unter den Petersburger Arbeitern hatte die Gruppe der Menschewiki 1905 eine gewisse Gefolgschaft, die der Anhängern Lenins (Bolschewiki) war wesentlich geringer.[128]

Der Umschlag vom Protest zum politischen Aufbegehren nach dem „Petersburger Blutsonntag“ war im Wesentlichen Ergebnis falscher Politik der Herrschenden, nicht erfolgreiche Agitation revolutionärer Gruppen.[129] Zwar versuchte der Zar mit den Petersburger Arbeitern ins Gespräch zu kommen, aber die Streiks gingen weiter. Erst in der zweiten Hälfte des Jahres 1905 häuften sich die Übergriffe auf dem Lande und waren so gut koordiniert, dass man von einer organisierten Bauernrevolte sprechen konnte. Überall auf dem Lande begannen sich Verbände zu bilden, teils auf lokaler, teils berufsständischer Basis, die auf der Linie des „Bundes der Befreiung“ die Konstituante forderten und sich im Mai zum „Verbund der Verbände“ zusammenfanden. Das alte Misstrauen gegenüber dem liberalen Bürgertum hinderte die sozialrevolutionären Gruppen, sich in die gemeinsame Front einzureihen.[130]

Im Laufe der Zeit wuchs die Streikwelle kontinuierlich auf 220.000 Menschen im Mai an; die erfolglose Meuterei des Panzerkreuzers Potemkin[131] im Juni verunsicherte die Regierung weiterhin.[132] Moskau war dem Zentrum des russischen Eisenbahnnetzes und als die Eisenbahner sich dem Streik anschlossen, wurden so weite Teile des öffentlichen Verkehrs lahmgelegt. Der Moskauer Streik breitete sich in alle Richtungen aus; den Eisenbahnern schlossen sich andere Arbeitern an, bevor der Generalstreik formal erklärt worden war. Inzwischen bildeten sich in den Städten lokale Streikkomitees, Räte (sovety) mit gewählten Vertretern aus den einzelnen Betrieben.[133]

So wurde der Zar gezwungen, das „Oktobermanifest“ zu unterzeichnen. Hier wurden die staatsbürgerlichen Grundrechte etabliert, die Beschränkungen des Wahlrechts für die einzuberufende Duma im Wesentlichen aufgehoben und erklärt, dass kein Gesetz ohne Zustimmung der Duma erlassen werden konnte und die Volksvertretern die Legalität aller administrativen Maßnahmen effektiv kontrollieren können würden.[134] Für die Duma wurde das allgemeine Wahlrecht allerdings lediglich für männliche Bürger in Aussicht gestellt. Das Manifest gewährte zudem bürgerliche Grundrechte: Persönlichkeitsrechte, Religions- und Gewissensfreiheit, Meinungsfreiheit, Versammlungsfreiheit und Vereinigungsfreiheit. Das Oktobermanifest war damit Vorläufer der ersten russischen Verfassung.[135]

In den Augen des Bürgertums, aber auch vieler einfacher Leute, war mit den Zusagen des Manifests das Ziel der Auflehnung erreicht. In der praktischen Politik veränderte jedoch das Manifest des Zaren nicht viel. Er hatte weiterhin große Macht über die Duma und blockierte diese vielfach durch sein Veto.

Das 1905 vorgelegte Oktobermanifest des Zaren war ein taktisches Zugeständnis an die revolutionären Unruhen und Streikbewegungen, wurde aber von Anfang an von den bolschwistischen Kräften und anderen sozialistischen Organisationen im Land sehr kritisch gesehen, was sich später als traurige Realität herausstellte. Der Zar wollte vor allem eine innenpolitische Atempause erreichen. In dem Manifest hieß es: „Wir rufen alle treuen Söhne Rußlands auf, ihrer Pflicht gegen das Vaterland eingedenk zu sein, zur Beendigung der unerhörten Wirrsal zu helfen und mit Uns alle Kräfte zur Wiederherstellung der Ruhe und Ordnung des Friedens auf dem Heimatboden anzuspannen.“[136]

Es gab aber auch heftige Unruhen der Bauern mit zahlreichen Brandstiftungen und Morden an Gutsherrn vor allem in den baltischen Provinzen sowie Meutereien unter Matrosen und Soldaten.[137] Die zaristische Regierung zerschlug diese Erhebungen mit äußerster Repression.[138] Anfang Dezember wurde fast der gesamte Petersburger Arbeiterrat verhaftet. Zur gleichen Zeit kam es noch zu bewaffneten Aufständen in einigen Arbeitervorstädten Moskaus. Hier hatten Sozialisten Waffen heranschaffen können, doch auch diese Erhebung wurde brutal niedergeschlagen.[139] Die zaristische Regierung hatte einen Pyrrhus-Sieg errungen, im Augenblick konnte sie den revolutionären Kampf noch unterdrücken, es schien aber nur noch eine Frage der Zeit zu sein, wann die russische Monarchie zusammenbrechen würde.

Als sich der Zar seiner militärischen und politischen Macht wieder sicher zu sein schien, wurden die im Oktobermanifest erreichten Zugeständnisse wieder zurückgenommen.[140] Mit der Auflösung der 2. Staatsduma und der Einführung eines neuen Wahlrechts durch Nikolaus II. im Juni 1907, wodurch die Vorherrschaft konservativer Kräfte im Parlament sichergestellt wurde, wurden die Reformen weitgehend wieder entkräftet.

Nach der erfolgreichen bolschewistischen Revolution wurde Sankt Petersburg am 26. Januar 1924 in Leningrad zu Ehren des kommunistischen Vordenkers und Politikers Lenin umbenannt. Die Bezeichnung Leningrad hielt sich bis zum 6. September 1991. Bedingt durch den Zusammenbruch des Staatssozialismus in den osteuropäischen Ländern wurde der alte Name St. Petersburg wieder angenommen.

„Leningrader Blockade“

Ein weiteres wichtiges Ereignis in der Stadtgeschichte war die „Leningrader Blockade“ während des 2. Weltkriegs durch die Truppen des nationalsozialistischen Deutschlands.

Als „Leningrader Blockade“ bezeichnet man die Belagerung Leningrads durch die deutsche Heeresgruppe Nord und finnische Truppen während des Zweiten Weltkrieges. Sie dauerte vom 8.September 1941 bis zum 27.Januar 1944.[141]

Schätzungen gehen von etwa 1,1 Millionen zivilen Bewohnern der Stadt aus, die infolge der Blockade ihr Leben verloren. Die meisten dieser Opfer verhungerten. Der Massentod durch Verhungern wurde von den Deutschen gezielt herbeigeführt und ist in diesem Ausmaß weltweit beispiellos.[142] Die Einschließung der Stadt durch die deutschen Truppen mit dem Ziel, die Leningrader Bevölkerung systematisch verhungern zu lassen, war eines der eklatantesten Kriegsverbrechen der deutschen Wehrmacht während des Krieges gegen die Sowjetunion.

Nachdem die Truppen der sowjetischen Nordwestfront (8., 11. und 27. Armee) Ende Juni im Baltikum durch die deutsche Wehrmacht geschlagen worden waren, erzwang die an der Spitze vordringende Panzergruppe 4 den Weg nach Pskow und Ostrow, beide Städte konnten bis zum 10.Juli eingenommen werden. Der Artilleriebeschuss der Stadt begann am 4. September. Am 8. September eroberte die Wehrmacht Schlüsselburg am Ufer des Ladogasees und unterbrach die Landverbindung zu Leningrad.[143]

Am 27. Juni 1941 entschied der Leningrader Rat der Deputierten des werktätigen Volkes, Tausende Menschen zur Anlage von Befestigungen zu mobilisieren. Mehrere Verteidigungsstellungen wurden gebaut. Eine verlief von der Mündung der Luga über Tschudowo, Gattschina, Urizk, Pulkowo zur Newa. Eine zweite verlief von Peterhof nach Gattschina, Pulkowo, Kolpino und Koltuschi. Eine dritte Stellung gegen die Finnen wurde in den nördlichen Vorstädten Leningrads gebaut. Ein Geschütz des Kreuzers Aurora wurde auf den Pulkowskij-Höhen südlich von Leningrad installiert.

Der oberste Vorsitz über die Kommission für die Verteidigung Leningrads wurde am 1. Juli 1941 an den Politkommissar Andrei Schdanow übertragen, der gleichzeitig als Mitglied des Kriegsrates der Leningrader Front fungierte. Die Parteikader Alexei Kusnezow und Pjotr Popkow waren für die Organisation des zivilen Lebens und die Verteilung der Nahrungsmittel innerhalb der Stadt zuständig. Sie ordneten den Bau provisorischer Zufahrtswege zum Westufer des Ladoga-Sees an.[144]

Am 14. September hatte Armeegeneral Georgi Schukow auf Geheiß Stalins den Oberbefehl der Leningrader Front übernommen, welcher die 8., 23., 42. und 55. Armee unterstellt waren. Schon am 10. Oktober 1941 wurde Schukow jedoch durch General Iwan Fedjuninski und dieser am 27. Oktober wieder durch Generalleutnant Michail Chosin abgelöst. Schukow wurde mit der entscheidenden Verteidigung Moskaus betraut, wohin auch starke deutsche Panzerkräfte aus dem Raum Leningrad abgezogen wurden.[145] Mit der Schließung des Blockaderings am 8. September wurden alle Versorgungslinien für die Millionenstadt abgeschnitten und die Versorgung war nur noch über den Ladogasee möglich. Allerdings war diese Route für die Erfordernisse der Stadt nicht ausgebaut, da es keine Anlegestelle und keine Zufahrtsstraßen gab.

Am 16. September 1941 erreichten die 58. und die 254. Infanterie-Division von Süden kommend bei Peterhof den Finnischen Meerbusen und schnitten starke Teile von der sowjetischen Hauptmacht in Leningrad ab. Im Westen von Leningrad konnte sich die Masse der dort abgeschlossenen 8. Armee im entstandenen Brückenkopf von Oranienbaum und auf der Insel Kotlin (mit der Festung Kronstadt) aber erfolgreich halten.[146]

Mitte September wurde die Lage der Heeresgruppe Nord kritisch, weil die südlich des Ilmensees stehende 16. Armee zwischen Cholm und Staraja Russa starken Gegenangriffen der sowjetischen Nordostfront ausgesetzt war.

Anfang Oktober verzichteten die Deutschen zugunsten des Angriffes auf Moskau auf den weiteren Angriff auf die Stadt. Zwischen 7. und 9. Dezember 1941 gelang es der Roten Armee, während der Schlacht um Tichwin den angesetzten Vorstoß des deutschen XXXIX. Panzerkorps nach Osten zu stoppen. Ende Dezember konnte die im Raum östlich Leningrads neu etablierte sowjetische Wolchow-Front unter Armeegeneral Merezkow die Deutschen über den Fluss Wolchow zurückwerfen und einige Brückenköpfe am linken Ufer erobern.[147]

Die Fortsetzung des deutschen Angriffs auf Leningrad wurde für das Frühjahr 1942 zwar geplant, aufgrund von logistischen Problemen aber immer wieder verschoben. Im September 1942 sah die Heeresgruppe Nord unter dem Decknamen „Unternehmen Nordlicht“ einen Angriff mit dem Ziel der Einnahme der Stadt vor. Wegen eines Entsatzangriffs der sowjetischen Armee auf den östlichen Belagerungsring im Raum Mga–Schlüsselburg (Erste Ladoga-Schlacht) musste die bereits aufmarschierte 11. Armee unter General Erich von Manstein dorthin verlegt werden. In diesen Kämpfen erlitten die deutschen Truppen so schwere Verluste, dass eine baldige Durchführung der geplanten Operation im Jahr 1942 ausschied. Weitere Angriffe mit dem Ziel der Einnahme der Stadt unterblieben.

In der Folgezeit versuchte die Sowjetunion in mehreren Schlachten die Blockade Leningrads aufzubrechen.[148] Die ersten Bombardements der Stadt erfolgten am 8. September. Dabei fielen 5.000 Brandbomben auf den Moskowskij Rajon, 1.311 weitere auf den Smolnij Rajon mit dem Regierungsgebäude und 16 auf den Krasnogwardejskij Rajon. Die Bombardierung verursachte in der Stadt 178 Brände. Ab diesem Zeitpunkt erfolgten täglich schwere Angriffe auf die Stadt. Ganze Wohngebiete wurden schwer beschädigt (Awtowo, Moskowskij, Frunsenskij).[149]

Schwere Angriffe waren gegen das Kirow-Werk gerichtet, den größten Betrieb der Stadt, der von der Front nur drei Kilometer entfernt war. Gezielt wurden von der deutschen Luftwaffe die Badajew-Lagerhäuser beschossen, in denen ein Großteil der Lebensmittelvorräte der Stadt gelagert war. 3000 Tonnen Mehl und 2500 Tonnen Zucker verbrannten. Wochen nach Beginn der schweren Hungerkatastrophe wurde die süße Erde, in die der geschmolzene Zucker gelaufen war, zu hohen Preisen auf dem Schwarzmarkt verkauft.

Bis zum Ende des Jahres 1941 warf die deutsche Luftwaffe 66.200 Brand- und 3.499 Sprengbomben über Leningrad ab, während der gesamten Dauer der Blockade waren es 102.520 Brandbomben und 4.653 Sprengbomben.[150] Durch die Art der Bombardierung wurde die Zerstörung zahlreicher ziviler Einrichtungen, wie etwa Schulen, in Kauf genommen. Insgesamt kamen mindestens 16.000 Menschen bei Luftangriffen ums Leben und über 33.000 wurden verletzt.

Die mit den Luftangriffen verfolgte Strategie der völligen Zerstörung Leningrads kam in einem Schreiben des Chefs des SS-Sicherheitsdienstes Reinhard Heydrich vom 20. Oktober 1941 an Heinrich Himmler zum Ausdruck, in dem er sich über die mangelnde Effizienz des deutschen Beschusses beschwerte.[151]

Leningrad gilt als herausragendes Beispiel der deutschen Hungerpolitik in diesem Krieg. Am 2. September 1941 wurden die Nahrungsmittelrationen reduziert. Am 8. September wurde zusätzlich eine große Menge an Getreide, Mehl und Zucker durch deutsche Luftangriffe vernichtet, was zu einer weiteren Verschärfung der Ernährungssituation führte.[152]

Der Abverkauf der Waren erfolgte sehr schnell, da die Menschen Vorräte anlegten. Restaurants und Delikatessläden verkauften weiterhin ohne Karten. Nicht zuletzt gingen auch deshalb die Vorräte dem Ende entgegen. Zwölf Prozent aller Fette und zehn Prozent des Fleisches des städtischen Gesamtkonsums wurden so verbraucht. Am 20. November wurden die Rationen nochmals reduziert. Arbeiter erhielten 500 Gramm Brot, Angestellte und Kinder 300 Gramm, andere Familienangehörige 250 Gramm. Die Ausgabe von Mehl und Grütze wurde ebenfalls reduziert, aber gleichzeitig die von Zucker, Süßwaren und Fetten erhöht.[153] Die Armee und die Baltische Flotte hatten noch Bestände an Notrationen, die aber nicht ausreichten. Die zur Versorgung der Stadt eingesetzte Ladoga-Flottille war schlecht ausgerüstet und von deutschen Flugzeugen bombardiert worden.[154] Dieses feuchte Getreide wurde später zum Brotbacken verwendet. Nachdem die Reserven an Malz zur Neige gegangen waren, wurde es durch aufgelöste Zellulose und Baumwolle ersetzt. Auch der Hafer für die Pferde wurde gegessen, während die Pferde mit Laub gefüttert wurden.

Nachdem 2000 Tonnen Schafsinnereien im Hafen gefunden worden waren, wurde daraus eine Gelatine hergestellt. Später wurden die Fleischrationen durch diese Gelatine und Kalbshäute ersetzt. Während der Blockade gab es insgesamt fünf Lebensmittelreduzierungen.[155]

Trotz der Beimischung verschiedener Ersatzstoffe zum Brot (Kleie, Getreidespelzen und Zellulose) reichten die Vorräte nicht aus und mit der Kürzung der Brotration am 1. Oktober begann die Hungersnot, Arbeiter erhielten zu diesem Zeitpunkt 400 Gramm und alle anderen 200 Gramm. Mitte Oktober litt bereits ein Großteil der Bevölkerung am Hunger. Im Winter 1941/1942 verloren die Menschen bis zu 45 Prozent ihres Körpergewichtes. Die Folge war, dass die Körper begannen, Muskelmasse zu verbrennen und Herz und Leber zu verkleinern. Die Dystrophie (Unterernährung) wurde zur Haupttodesursache. Es begann das Massensterben.[156]

Die Menschen richteten ihre gesamte Energie auf die Nahrungssuche. Gegessen wurde alles, was organischen Ursprunges war, wie Klebstoff, Schmierfett und Tapetenkleister. Lederwaren wurden ausgekocht und im November 1941 gab es in Leningrad weder Katzen oder Hunde noch Ratten und Krähen. Die Not führte zu einer Auflösung der öffentlichen Ordnung: Petr Popkow erzählte dem Militärberichterstatter Tschakowski, dass er neben der Nahrungsmittelversorgung seine Hauptaufgabe im Kampf gegen Plünderer und Marodeure sehe.[157]

Kinderschlitten wurden zum einzigen Transportmittel. Mit ihnen wurden Wasser, Brot und Leichen transportiert.[158] In den Straßen lagen Leichen; Menschen brachen auf der Straße zusammen und blieben einfach liegen. Der Tod wurde zur Normalität. In den eiskalten Wohnungen lebten die Menschen zusammen mit ihren toten Angehörigen, die nicht beerdigt wurden, weil der Transport zum Friedhof für die entkräfteten Menschen zu beschwerlich war.

Die Gesamtzahl der Opfer der Blockade ist immer noch umstritten. Nach dem Krieg meldete die sowjetische Regierung 670.000 Todesfälle in der Zeit vom Beginn 1941 bis Januar 1944, wovon die meisten durch Unterernährung und Unterkühlung verursacht worden waren. Einige unabhängige Schätzungen gaben viel höhere Opferzahlen an, die von 700.000 bis 1.500.000 reichen. Die meisten Quellen gehen aber von einer Zahl von etwa 1.100.000 Toten aus.[159]

Auch die Hochschulen und wissenschaftlichen Institute blieben geöffnet. 1000 Hochschullehrer unterrichteten im Blockadewinter und 2500 Studenten schlossen ihr Studium ab. 39 Schulen hielten den Lehrbetrieb aufrecht. 532 Schüler beendeten die 10. Klasse. Selbst das kulturelle Leben (Konzerte, Theateraufführungen, Vorträge usw.) wurde, wenn auch in verringertem Maße, fortgeführt.[160]

Wegen mangelnder Stromversorgung mussten viele Fabriken geschlossen werden und im November wurde der Betrieb der Straßenbahnen und Oberleitungsbusse eingestellt, im April 1942 wurde der Straßenbahnverkehr der wichtigsten Linien teilweise wieder aufgenommen.[161] Mit Ausnahme des Generalstabs, des Smolnij, der Distriktausschüsse, der Luftabwehrstellungen und ähnlicher Institutionen war die Nutzung von Strom überall verboten. Ende September waren alle Reserven an Öl und Kohle verbraucht. Die letzte Möglichkeit zur Energiegewinnung war, die verbliebenen Bäume im Stadtgebiet zu fällen. Am 8. Oktober beschlossen der Exekutivausschuss von Leningrad und der regionale Exekutivausschuss, mit dem Holzeinschlag in den Distrikten Pargolowo und Wsewolschskij im Norden der Stadt zu beginnen. Es gab jedoch weder Werkzeug noch Unterkünfte für die aus Jugendlichen gebildeten Holzfällergruppen, die aus diesem Grund nur geringe Mengen an Holz liefern konnten[162].

Im Chaos des ersten Kriegswinters war kein Evakuierungsplan vorhanden, weshalb die Stadt und ihre Außenbezirke bis zum 20. November 1941 in vollständiger Isolation hungerten.[163] Zu diesem Zeitpunkt wurde eine Eisstraße über den zugefrorenen Ladogasee eröffnet (offizielle Bezeichnung: „Militärische Autostraße Nummer 101“, inoffiziell: „Straße des Lebens“).[164] Die über die Straße herangeschafften Lebensmittel reichten aber bei weitem nicht aus, alle Einwohner der Stadt zu versorgen. Immerhin gelang es, über die Straße eine große Anzahl von Zivilisten zu evakuieren. In den Sommermonaten des Jahres 1942 wurde die Versorgungsroute mit Hilfe von Schiffen aufrechterhalten. Im Winter 1942 wurde die Straße durch eine Eisenbahnlinie über das Eis ergänzt. Nach der Schaffung eines schmalen Landkorridors am südlichen Ufer des Ladoga-Sees im Januar 1943 schwand die Bedeutung des Weges über den See, obgleich er bis zum Ende der Belagerung im Januar 1944 in Benutzung blieb.[165]

Nachdem die Sowjetunion das deutsche Vordringen Ende 1941 in der Schlacht um Tichwin stoppen konnte, wurde bereits im Januar 1942 eine erste Gegenoffensive zur Überwindung der Blockade eingeleitet. Diese scheiterte jedoch bereits im Ansatz an schlechter Planung durch die sowjetischen Befehlshaber, nicht vorhandener Tarnung sowjetischer Angriffsformationen und einer gut organisierten Abwehr der deutschen Heeresgruppe Nord. Nach verlustreichen Angriffen wurde die Offensive im April 1942 beendet. Ein deutscher Gegenangriff im Juni 1942 führte zur Vernichtung der sowjetischen 2. Stoßarmee in einem Kessel.[166]

Die vollständige Blockade dauerte bis Anfang 1943. Am 12. Januar begann mit der Operation Iskra ein weiterer Großangriff von Truppen der Leningrader und der Wolchow-Front. Nach schweren Kämpfen überwanden Einheiten der Roten Armee die starken deutschen Befestigungen südlich des Ladogasees und am 18. Januar trafen die Leningrad- und die Wolchow-Front aufeinander.[167]

Die dramatische Lage der deutschen Truppen an anderen Frontabschnitten führte im Herbst 1943 auch zu einer Schwächung der Leningrad belagernden deutschen Heeresgruppe Nord, die Einheiten an andere Großverbände abgeben und zusätzliche Frontabschnitte verteidigen musste. Diese Reduzierung der deutschen Kampfkraft und ein wesentlich verbesserter Angriffsplan der Roten Armee führten wenig später zum Rückzug der Deutschen.[168] Im Januar 1944 wurde die Belagerung während der Leningrad-Nowgoroder Operation aufgehoben, als es den sowjetischen Truppen gelang, aus dem Kessel von Oranienbaum heraus die starken deutschen Verteidigungslinien von hinten zu durchbrechen.

Viele Opfer der Blockade und Teilnehmer an der Verteidigung Leningrads, insgesamt etwa 470.000 Personen, sind auf dem Piskarjowskoje-Gedenkfriedhof begraben.[169]

Der Friedhof in Krasnenkoe ordnet das Geschehen in größere Zusammenhänge ein: Hier wird an alle erinnert, die zwischen dem 22. Juni 1941 und dem 8. Mai 1945 ums Leben gekommen sind, also während des gesamten Deutsch-Sowjetischen Krieges.[170]

Russisch-orthodoxe Kirche als Kulturträger

Die russisch-orthodoxe Kirche spielte nicht nur in St. Petersburg vor der Oktoberrevolution 1917 eine große Rolle im gesellschaftlichen Leben und war mitbestimmend für die künstlerische und architektonische Entwicklung im gesamten Russland.

Die Russisch-Orthodoxe Kirche ist eine genuin christliche Kirche. Als Russisch-Orthodoxe Kirche werden zumeist die autokephale orthodoxe Kirche von Moskau und Russland (Patriarchat von Moskau und ganz Russland) und die ihr nachgeordneten Kirchen einschließlich der Diözesen der Diaspora bezeichnet. Diese Kirchen bilden gemäß dem allen orthodoxen Kirchen gemeinsamen Glaubensbekenntnis zusammen mit den anderen orthodoxen Kirchen die Eine, Heilige, Katholische und Apostolische Kirche. Vor allem durch ihre lange eigenständige Tradition entwickelten sie einen eigenen Charakter. Der Patriarch als Vorsteher hat seinen Sitz im Danilow-Kloster in Moskau, größter russisch-orthodoxer Kirchenbau ist die Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale. Die Christ-Erlöser-Kathedrale gilt als das zentrale Gotteshaus der Russisch-Orthodoxen Kirche und gehört mit 103 Metern zu den höchsten orthodoxen Sakralbauten weltweit.[171]

Die Errichtung von Kirchenbauten als Zeichen der Dankbarkeit für historische Siege Russlands war im Zarenreich eine jahrhundertelange Tradition: So wurde beispielsweise die Kasaner Kathedrale am Roten Platz um 1625 anlässlich der Vertreibung der polnisch-litauischen Besatzer errichtet; die ebenfalls am Roten Platz stehende Basilius-Kathedrale ließ Iwan der Schreckliche zum Andenken an seinen Sieg über das Khanat Kasan bauen.

Der Innenraum der Kathedrale in Moskau erreicht im Bereich der Hauptkuppel eine Deckenhöhe von 79 m und bietet Platz für bis zu 10.000 Personen. Das Volumen des Innenraumes beträgt etwa 524.000 m³, womit die Erlöserkathedrale als das größte russisch-orthodoxe Kirchenbauwerk weltweit gilt. Das zentrale Element ihrer Räumlichkeiten ist der Altar mit einer knapp 27 m hohen Ikonostase, die in Form einer Kapelle ausgeführt ist.[172]

Deren zentrales Teil ist der Geburt Christi gewidmet, während seitlich davon Ikonen mit Darstellungen des kanonisierten Fürsten Alexander Newski (nördlicher Altar) und des Heiligen Nikolaus von Myra (südlicher Altar) zu sehen sind.

Nikolaus von Myra ist einer der bekanntesten Heiligen der Ostkirchen und der lateinischen Kirche. Sein Gedenktag, der 6. Dezember, wird im gesamten Christentum mit zahlreichen Volksbräuchen begangen.[173] Nikolaus wirkte in der ersten Hälfte des 4. Jahrhunderts als Bischof von Myra in der kleinasiatischen Region Lykien, damals Teil des römischen, später des byzantinischen Reichs, heute der Türkei. Sein Name im Griechischen bedeutet Sieg(reich)er des Volkes.[174]

Über das Leben des historischen Nikolaus gibt es nur wenige belegte Tatsachen. Myra in Lykien, heute Demre, ist ein kleiner Ort etwa 100 km südwestlich von Antalya in der heutigen Türkei.[175] Im 4. Jahrhundert war der Ort Bischofssitz. Berichte über Nikolaus’ Leben stammen z. B. von Andreas von Kreta (um 700) und von einem Mönch Johannes aus dem Studitenkloster in Konstantinopel, das im 5. Jahrhundert gegründet wurde. Nach übereinstimmenden Überlieferungen wurde Nikolaus zwischen 270 und 286 in Patara geboren, einer Stadt in Lykien. Der Überlieferung zufolge wurde er mit 19 Jahren von seinem Onkel Nikolaus, dem Bischof von Myra, zum Priester geweiht und dann Abt des Klosters Sion in der Nähe von Myra. Während der Christenverfolgung 310 wurde er gefangengenommen und gefoltert. Sein ererbtes Vermögen verteilte er unter den Armen. Dies wird auch von den besser bezeugten Bischöfen des 4. Jahrhunderts Ambrosius von Mailand und Basilius von Caesarea berichtet und gilt dort als historische Tatsache.[176] Um Nikolaus ranken sich diesbezüglich verschiedene Legenden.

Der heilige Andreas von Kreta und Johannes vom Studitenkloster berichteten, Nikolaus habe am Konzil von Nicäa teilgenommen und dort seinen Widersacher Arius geohrfeigt.[177] Deshalb sei er zuerst verhaftet, gegen Ende des Konzils aber rehabilitiert worden. Nikolaus ist nicht in der Unterzeichner-Liste von Nicäa enthalten, die allerdings unvollständig überliefert ist. Andererseits gehört Bischof Theognis von Nicäa, den Nikolaus laut Andreas beim Konzil von der katholischen Sichtweise überzeugt haben soll, zu den historisch belegten Unterzeichnern.

Nach der Evakuierung der Stadt Myra und vor ihrer Eroberung durch seldschukische Truppen 1087 raubten süditalienische Kaufleute die angeblichen Gebeine aus der Grabstätte des Heiligen in der heute noch bestehenden St.-Nikolaus-Kirche in Demre, indem sie den Sarkophag aufbrachen, und überführten die Reliquien ins heimatliche Bari.[178] Die Reliquien befinden sich in der eigens errichteten Basilika San Nicola. Die Stadt feiert jedes Jahr zu Ehren des Heiligen vom 7. bis 9. Mai, dem vermutlichen Tag der Ankunft der Reliquien in Bari, ein Fest. Die Statue des heiligen Nikolaus wird in einer Prozession von der Basilika bis zum Hafen, begleitet von über 400 Personen in historischen Kostümen, getragen. Auf einem Boot umrundet man dann damit die Bucht. Die türkische Nikolaus-Stiftung fordert allerdings die Reliquien des Heiligen zurück.[179]

Nikolaus’ Wirken hat zu vielfältigen Legendenbildungen beigetragen, die im Laufe der Jahrhunderte dazu führten, dass er als einer der wichtigsten Heiligen angesehen wurde.[180] Die Legenden basieren allerdings nicht nur auf dem Leben des Bischofs von Myra, sondern auch auf denen eines gleichnamigen Abtes des Klosters Sion bei Myra, der später Bischof in Pinara war und 564 starb.

Ein verarmter Mann beabsichtigte, seine drei Töchter zu Prostituierten zu machen, weil er sie mangels Mitgift nicht standesgemäß verheiraten konnte. Nikolaus, noch nicht Bischof und Erbe eines größeren Vermögens, erfuhr von der Notlage und warf in drei aufeinander folgenden Nächten je einen großen Goldklumpen durch das Fenster des Zimmers der drei Jungfrauen. In der dritten Nacht gelang es dem Vater, Nikolaus zu entdecken, ihn nach seinem Namen zu fragen und ihm dafür zu danken. Aufgrund dieser Legende wird der Heilige oft mit drei goldenen Kugeln oder Äpfeln als ikonografischem Heiligenattribut dargestellt.[181]

In Seenot geratene Schiffsleute riefen in ihrer gefährlichen Lage den heiligen Nikolaus an. Ihnen erschien ein mit Wunderkräften ausgestatteter Mann und übernahm die Navigation, setzte die Segel richtig und brachte sogar den Sturm zum Abflauen. Daraufhin verschwand der Mann wieder. Als die Seeleute in der Kirche von Myra zum Dank für ihre Rettung beteten, erkannten sie den Heiligen und dankten ihm. Wegen dieser und ähnlicher Erzählungen wurde Nikolaus zum Patron der Seefahrer.

Während einer großen Hungersnot erfuhr der Bischof von Myra, dass ein Schiff im Hafen vor Anker lag, das Getreide für den Kaiser in Byzanz geladen hatte. Er bat die Seeleute, einen Teil des Kornes auszuladen, um in der Not zu helfen. Sie wiesen zuerst die Bitte zurück, da das Korn genau abgewogen beim Kaiser abgeliefert werden müsse. Erst als Nikolaus ihnen versprach, dass sie für ihr Entgegenkommen keinen Schaden nehmen würden, stimmten sie zu. Als sie in der Hauptstadt ankamen, stellten sie verwundert fest, dass sich das Gewicht der Ladung trotz der entnommenen Menge nicht verändert hatte. Das in Myra entnommene Korn aber reichte volle zwei Jahre und darüber hinaus noch für die Aussaat.[182]

Nikolaus lernte drei oströmische Feldherren kennen, die er zu sich nach Myra einlud.[183] Sie wurden Zeugen, wie der Bischof drei unschuldig zum Tod Verurteilte vor der Hinrichtung bewahrte, indem er dem Scharfrichter das Schwert aus der Hand riss. Zurück in Byzanz wurden die drei Feldherren Opfer einer Intrige und selbst zum Tod verurteilt. Im Kerker erbaten sie die Hilfe des heiligen Nikolaus, der daraufhin dem Kaiser und dem Intriganten im Traum erschien. Zutiefst erschrocken veranlasste der Kaiser die unverzügliche Freilassung der Feldherren.

Ein Mann, der den heiligen Nikolaus um Hilfe bitten wollte, dass ihm endlich ein Kind geboren werde, traf den Bischof nicht mehr lebend an, sondern kam gerade noch zur Bestattung.[184] Er nahm ein Stück des Leinens, auf dem der Heilige lag, als Reliquie mit. Am 6. Dezember des folgenden Jahres bekam das Ehepaar tatsächlich einen Sohn. Das Kind wurde jedoch an seinem siebten Geburtstag von Arabern nach Babylonien entführt. Wiederum genau ein Jahr später wurde das Kind, das seither als Sklave arbeiten musste, von einem Wirbelwind erfasst und genau vor der Nikolauskirche abgesetzt, in der die Eltern für die Rückkehr des Jungen beteten.

Nikolaus soll bereits als Säugling so fromm gewesen sein, dass er an den Fastentagen der Woche, mittwochs und freitags, die Brust der Mutter nur einmal nahm. Als er das erste Mal gebadet werden sollte, stand er angeblich bereits aufrecht ohne fremde Hilfe in der Wanne.[185]

Ein sehr reicher Jude, der von den Wundertaten des Heiligen gehört hatte, ließ sich ein Heiligenbild anfertigen und befahl diesem, während seiner Abwesenheit über seine Schätze zu wachen. Trotzdem wurde seine Habe von Dieben gestohlen.[186] Der Jude, verbittert über den Raub, machte dem Bildnis schwere Vorwürfe und strafte es mit Stock- und Peitschenhieben. Der heilige Nikolaus erschien daraufhin den Dieben und kündigte ihnen den Tod am Galgen an, wenn sie die Habe nicht zurückbrächten. Erschrocken gaben die Diebe das gestohlene Gut zurück und berichteten dem Juden von ihrer Erscheinung. Tief beeindruckt ließ sich der Jude taufen.

Da in der Umgebung von Myra viele noch immer an die alten römischen Götter glaubten, ließ Nikolaus einen der Diana geweihten Baum umschlagen.[187] Erbost über die Zerstörung ihres Heiligtums stellte die Göttin griechisches Feuer her, das sie in Gestalt einer frommen Frau Seeleuten übergab, die zu Schiff nach Myra pilgerten. Sie sollten bei ihrer Ankunft die Wände der Kirche mit dem Öl bestreichen. Nicht wissend, dass griechisches Feuer auf Wasser und Steinen brennt, nahmen die Pilger das Öl mit. Unterwegs kreuzte ein kleines Boot mit Nikolaus an Bord ihren Kurs. Der Heilige warnte die Pilger und forderte sie auf, das Öl ins Meer zu gießen. Sie gehorchten, und plötzlich stand die gesamte Wasseroberfläche in Flammen. Als die Pilger in Myra ankamen, erkannten sie den Mann in dem Boot wieder und dankten ihm für die Errettung.

In der orthodoxen Kirche ist die Verehrung seit dem 6. Jahrhundert belegt, als Kaiser Justinian um 550 in Konstantinopel eine dem Nikolaus geweihte Kirche errichtete.[188] In der Russisch-Orthodoxen Kirche ist Nikolaus neben Christus und Maria mit Kind die dritte große Ikone auf der Ikonostase der Gotteshäuser gewidmet. Andere orthodoxe Kirchen zeigen dort meist Johannes den Täufer. Auch bei den Serben wird der Nikoljdan am 19. Dezember gefeiert.[189]

Die Russisch-Orthodoxe Kirche feiert neben dem Hauptfest am 6. Dezember am 9. Mai auch die Reliquientranslation nach Bari und gedenkt am 29. Juli in der Liturgie der Geburt des Heiligen.[190]

Insgesamt nehmen die Fresken im Inneren der Christ-Erlöser-Kathedrale eine Fläche von gut 22.000 m² ein. Beim Originalbau wurden sie von über 30 berühmten russischen Malern des 19.Jahrhunderts geschaffen, darunter Wassili Surikow, Iwan Kramskoi, Wassili Wereschtschagin, Henryk Siemiradzki oder Jewgraf Sorokin. [191]

Auch die wiedererrichtete Kathedrale wurde in Anlehnung an das Original in ihrem Inneren sehr aufwändig bemalt, wobei alle Motive den Figuren aus dem Alten und dem Neuen Testament sowie den in der Russisch-Orthodoxen Kirche verehrten Heiligen gewidmet sind. Das mit bis zu 16 m Durchmesser größte Fresko befindet sich direkt unter der Hauptkuppel und stellt die Dreifaltigkeit des Neuen Testaments dar. Alle Fresken, die heute das Innere schmücken, wurden von 1997 bis 2000 unter der Leitung der Russischen Kunstakademie und ihres Präsidenten, des georgisch-russischen Bildhauers Surab Zereteli, erschaffen.

Zum architektonischen Komplex der Christ-Erlöser-Kathedrale gehört auch die Christi-Verklärungskirche, die im August 1996 zum Andenken an das bis 1839 an dieser Stelle bestehende Frauenkloster errichtet wurde.[192] Diese Kirche wurde beim Neubau der Kathedrale vollständig in das Gebäude eingeschlossen und befindet sich heute im Kellergeschoss. Sie ist einer der wenigen Bestandteile des Tempels, die es beim Originalbau in der Form nicht gab. Neben der Verklärungskirche befindet sich in den Kellerräumen ein Museum, das Besucher über die Geschichte der Kathedrale, ihre Errichtung, Zerstörung und den Wiederaufbau informiert und für Besuchergruppen Führungen durch das Gebäude und zu den Glockentürmen bietet. Im Museum sind auch Teile der Originalfresken zu besichtigen, welche die Innenwände vor ihrem Abriss 1931 schmückten. Darüber hinaus beherbergt das Kellergeschoss eine Tagungshalle der Russisch-Orthodoxen Synode, eine Veranstaltungshalle, mehrere Festtagsspeisesäle sowie Versorgungs- und Diensträume.

Bereits bei ihrer ersten Fertigstellung im Jahr 1883 galt die Christ-Erlöser-Kathedrale als Zentrum des religiösen Lebens in Russland.[193] Auch nach ihrer Wiedererrichtung übernahm sie die Rolle des zentralen Gotteshauses der Russisch-Orthodoxen Kirche. Ihr Vorsteher ist immer der Patriarch von Moskau und ganz Russland. Zu allen wichtigen orthodoxen Festen leitet er dort feierliche Gottesdienste, denen auch ranghohe russische Politiker beiwohnen. Außerdem werden regelmäßige Gottesdienste samstags ab 17 Uhr sowie sonntags ab 10 Uhr gefeiert.

Entstanden ist die Russisch-Orthodoxe Kirche, als Großfürst Wladimir I., Herrscher der Kiewer Rus, 988 die Taufe empfing und seine Untertanen taufen ließ.[194]

Wladimir war ein Sohn von Großfürst Swjatoslaw I. von Kiew und von Maluscha, einer Dienerin der Fürstin Olga. Sein Geburtsjahr ist unbekannt, wahrscheinlich um 960. Nach dem Tod des Vaters 971 wurde Wladimir Fürst von Nowgorod, dem zweitwichtigsten Zentrum der Rus, trotz seiner nicht standesgemäßen Herkunft. Sein Onkel Dobrynja unterstützte ihn als Woiwode.[195]

977 brach ein Streit zwischen seinen Halbbrüdern Oleg und Jaropolk I. aus. Jaropolk ermordete Oleg und eroberte Nowgorod. Wladimir floh nach Norwegen zu Håkon Jarl. Er kehrte mit einem Warägerheer zurück und eroberte Nowgorod zurück. Danach eroberte er Polozk, tötete den dortigen Fürsten Rogwolod und nahm dessen Tochter Rogneda zur Frau. Kampflos fiel ihm die Hauptstadt Kiew in die Hand. Darauf lud er seinen Halbbruder Jaropolk zu Verhandlungen ein und ließ ihn umbringen, wodurch er zum Alleinherrscher der Kiewer Rus wurde.[196]

Seine Macht festigte Wladimir durch weitere Feldzüge. 981 eroberte er die Burg Tscherwen und das Tscherwener Burgenland. An den südlichen Grenzen seines Landes ließ er „Hilfsvölker“ ansiedeln, welche das Reich schützten (so beispielsweise die turkstämmigen Torki und Berendei). Weitere Feldzüge führte er gegen Wjatitschen, Radimitschen, die baltischen Jatwinger und Aestier, die Wolgabulgaren und die Petschenegen. Insgesamt vergrößerte er die Rus durch die Unterwerfung der verschiedenen benachbarten Völker so, dass es bereits unter ihm vom Dnepr bis zum Ladogasee und bis an die Düna reichte.[197]

Das wichtigste Ereignis der Regierungszeit Wladimirs war die Christianisierung der Kiewer Rus im Jahre 988 anlässlich seiner Vermählung mit Prinzessin Anna von Byzanz, Tochter des byzantinischen Kaisers Romanos II. Dafür erhielt er auch den Beinamen der Heilige und wurde nach seinem Tod in den Stand eines Heiligen der orthodoxen Kirche erhoben. Vor seiner eigenen Taufe im Jahre 987 beschreibt ihn die Heiligenlegende als Wüstling mit sieben Hauptfrauen und 800 Mätressen. Er ließ überall Götzenbilder aufstellen und war ein eifriger Anhänger des Heidentums. Zum christlichen Glauben brachte ihn der Überlieferung zufolge die Vernunft. Angeblich ließ er sich von allen Religionen Gelehrte schicken, und er wählte die beste aus.

Tatsächlich war Wladimirs Taufe aber ein diplomatischer Schachzug:[198] Ziel war die Verbindung mit dem byzantinischen Kaiserhaus. Kaiser Basileios II. benötigte Hilfe gegen die Bulgaren, die gemeinsamen Feinde Wladimirs und des oströmischen Kaisers. Wladimir schickte ein Heer von 6000 Rus nach Konstantinopel. Außerdem übte er durch Angriffe auf das byzantinische Chersones auf der Krim Druck auf den Kaiser aus. Schließlich willigte dieser ein: Wenn sich Wladimir taufen ließe, so würde Basileios II. ihm für die militärische Unterstützung seine Schwester Anna zur Frau geben. So geschah es, und Wladimir I. bekam als erster europäischer Herrscher eine Purpurgeborene zur Frau.

Die Taufe des Knjasen wurde in Kiew als großer Akt zelebriert: Nach dem Niederreißen der heidnischen Götterbilder fand eine Massentaufe im Dnepr statt. Offenen Widerstand gegen die Christianisierung scheint es nicht gegeben zu haben, obgleich sich das Heidentum vor allem in ländlichen Gebieten lange halten konnte. Die Kirche begann dennoch schnell mit dem Aufbau eines Netzes von Kirchen und Klöstern, das erheblich zur Festigung des Kiewer Reiches beitrug. Darüber hinaus entwickelte sich die Region durch den neuen Glauben auch kulturell weiter. Die Orthodoxie hatte damit endgültig eine dominierende Stellung in der Rus erreicht. Zugleich war Wladimir durch die Annahme des Christentums und die Eheverbindung mit dem byzantinischen Kaiserhaus zu einer Figur von diplomatischer Bedeutung geworden. Im Zusammenhang mit der Christianisierung übernahm man, nicht nur im kirchlichen Alltag, jedoch die altbulgarische bzw. altkirchenslawische Schriftsprache, was zum ersten südslawischen Einfluss führte.[199]

Solcherart abgesichert trieb er den inneren Ausbau seines Territoriums voran. In neuen Burgstädten entlang der Dnjepr-Nebenflüsse siedelte er Ilmenslawen (Slowenen), Kriwitschen, Wjatitschen und Tschuden an, die die Angriffe der Petschenegen abwehren sollten. Die Verwaltung der einzelnen Regionen der Kiewer Rus vertraute er seinen zwölf Söhnen an. Allerdings schwächte diese faktische Teilung das Reich. Ein erster schwerer Konflikt brach noch zu Wladimirs Lebzeiten um die reiche Handelsstadt Nowgorod aus. Der (nach dem Tod seines älteren Bruders Wyscheslaw) designierte Thronfolger Jaroslaw erhielt diese nach Kiew wichtigste Stadt. Im Jahre 1014 weigerte sich Jaroslaw, seinem Vater den Tribut zu zahlen. Zu einem Feldzug Wladimirs gegen seinen Sohn kam es nicht mehr, weil Wladimir am 15. Juli 1015 starb.

Die Annahme des griechisch-orthodoxen Christentums in Dogma, Kultus, Kirchenlehre, Kirchenrecht und Verfassung prägte die Kultur der Ostslawen in vielfältiger Weise.[200] Die herrschaftsstützende Lehre der Russisch-Orthodoxen Kirche, dass alle Obrigkeit von Gott komme, festigte die Stellung des Fürsten von Kiew erheblich. Durch die Annahme des Glaubens steigerte sich das Prestige der Kiewer Fürsten, wodurch das Kiewer Reich Ebenbürtigkeit mit den anderen christlichen Völkern erhielt. Besonders während der Tatarenherrschaft wurde das Zusammenwachsen der russischen Fürstentümer unter Moskauer Führung durch den einigenden Glauben vorangetrieben. Gleichzeitig grenzte sich das Kiewer Reich durch die Annahme des Christentums griechisch-orthodoxer Glaubensrichtung vom lateinisch geprägten Abendland ab.

Die Kirche Kiews wurde als Teilkirche des Patriarchates von Konstantinopel zunächst von Exarchen verwaltet, was keine Auswirkungen auf die politische Selbständigkeit der Kiewer Großfürsten hatte. Die ersten Metropoliten kamen noch aus Griechenland und Bulgarien. Metropolitensitz war als erstes Kiew, ab 1326 auf Wunsch des Metropoliten Peter Moskau. Der letzte griechische Metropolit war Isidor von Kiew, der 1441 wegen seiner Zustimmung zur Kirchenunion von Florenz vom Moskauer Großfürsten Wassili II. abgesetzt wurde.[201]

Am 15. Dezember 1448, fünf Jahre vor dem Fall des bereits zunehmend handlungsunfähigen Konstantinopel, wählte die Synode der russischen Bischöfe ohne voriges Einverständnis des Patriarchen von Konstantinopel Bischof Iona von Rjasan zum „Metropoliten von Kiew und ganz Russland“, was eine faktische Trennung von der byzantinischen Mutterkirche bedeutete.[202] Im Januar 1589 schlug eine Moskauer Kirchensynode dem Zaren Fjodor I. drei Kandidaten für die Besetzung des neu errichteten Patriarchats in Moskau vor. Der Zar wählte den bisherigen Moskauer Metropoliten Iov. Eine ökumenische Synode in Konstantinopel unter Beteiligung aller Patriarchen der Ostkirche bestätigte 1590 die Errichtung des neuen Patriarchats in Moskau und wies ihm – nach Jerusalem – den fünften Rang zu.

Aufgrund seiner vielen Kirchen und Klöster und seiner Bedeutung für die orthodoxe Christenheit war Kiew seit dem Mittelalter als Jerusalem des Nordens bezeichnet worden, oder auch Jerusalem des Ostens. Ferner wird Kiew aufgrund seiner geschichtlichen Rolle als Mutter aller russischen Städte bezeichnet.[203]

1652 initiierte der damalige Patriarch Nikon die erste Reform des russischen Ritus. Es wurde behauptet, der russische Ritus wäre – wegen Fehlern beim Kopieren der Kirchenbücher – abgewichen vom griechischen Urtext und Ritus. Dieser Standpunkt diente für Nikon und seine Anhänger als Rechtfertigung, Kirchenreformen durchzuführen. Diejenigen, die die Rechtmäßigkeit dieser Revisionen bestritten, wurden auf dem Konzil von 1666 bis 1667 mit dem Anathema belegt. Diese Ereignisse haben zu einem Schisma geführt, und seitdem existieren die Altorthodoxen (auch Altritualisten oder Altgläubigen genannt) getrennt von der Großkirche. Gegner dieser Kirchenreformen wurden verfolgt, und Zehntausende wurden hingerichtet.

Altorthodoxe ist eine Sammelbezeichnung für religiöse Strömungen und Gruppen innerhalb der russisch-orthodoxen Tradition, die sich ab etwa 1666 und 1667 von der russischen orthodoxen Großkirche lösten und schließlich völlig von ihr getrennt wurden.[204] Die Altgläubigen wandten sich gegen die Reformen des Patriarchen Nikon, der ab 1652 Texte und Riten der russisch-orthodoxen Gottesdienste reformierte, um sie griechisch-byzantinischen, südslawischen und den im Bereich der heutigen Ukraine gebräuchlichen Texten und Riten anzugleichen. Der Protest dagegen verband sich mit einer in gewissen Kreisen bestehenden Vorstellung vom bevorstehenden Ende der Welt und der Herrschaft des Antichristen. So wurden die orthodoxe Amtskirche und der mit dieser verbundene Staat in der Folgezeit von den meist radikalen Elementen der Altgläubigen mit der Herrschaft des Antichristen gleichgesetzt.

Im zaristischen Russland verfolgt, siedelten die Altgläubigen sich vor allem in den jeweiligen Randbereichen des russischen Imperiums oder im Ausland an und bildeten eine Vielzahl von Untergruppen; die wichtigsten Unterscheidungsmerkmale sind altorthodoxe Gemeinden mit Priestern (Popowzen) und solche ohne Priester (Bespopowzen). Die Altgläubigen sind heute durch zwei Kirchen mit bischöflich-priesterlicher Struktur sowie einer Kirche der Priesterlosen in Russland vertreten, dazu kommen zahlreiche Gemeinden im Ausland.

Im russischen enzyklopädischen Sprachgebrauch werden die Altgläubigen als Altritualisten bezeichnet, eine andere Bezeichnung ist Altorthodoxe.[205] Lange Zeit wurden die Altgläubigen im eigenen Land von der Großkirche (später: Amtskirche) und Regierung abwertend Raskolniki („Abspalter“) genannt. Sie betrachten sich selbst nicht als „Abspalter“, sondern als Bewahrer ursprünglicher russisch-orthodoxer Tradition gegenüber häretischen Entwicklungen in der Großkirche.

Diese Ereignisse führten zu einem Schisma.[206] Seitdem existieren die Altgläubigen getrennt von der Großkirche. Gegner dieser Kirchenreformen wurden verfolgt, und Zehntausende wurden hingerichtet. Um der Verfolgung durch die Behörden zu entgehen, zogen sich die Altgläubigen oft in abgelegene Gegenden des Russischen Reiches oder ins Ausland zurück und bildeten dort eigene Gemeinwesen. Erst Mitte des 18. Jahrhunderts nahmen die Verfolgungen ab, es blieben jedoch viele diskriminierende Gesetze. So hatten die Altgläubigen nach wie vor keine Bürgerrechte. 1905 wurde die Lage der Altgläubigen legal.

In der 2. Hälfte des 19. Jahrhunderts stellten Wissenschaftler der Kaiserlichen Akademie der Wissenschaften fest, dass der altrussische Ritus tatsächlich nicht von dem altbyzantinischen Ritus abwich, sondern dass sich der griechische Ritus unter Einfluss verschiedener Faktoren im 13. und 14. Jahrhundert allmählich geändert hatte. Dieser Prozess erklärte den Unterschied zwischen dem russischen und griechischen Ritus Mitte des 17. Jahrhunderts. 1971 hob die Großkirche vom Patriarchat Moskau den Bann über den altrussischen Ritus auf.

Der bekannteste Vertreter und einer der Begründer des Altgläubigentums ist der Protopope Awwakum, dessen Autobiographie ein bedeutendes Zeugnis der russischen Literatur des 17. Jahrhunderts darstellt.[207]

Besonders in der Vergangenheit wurde die Position der Altgläubigen nicht selten als ein starrer, fanatischer Glaube an Rituale dargestellt, der ein bedeutungsloses Leiden Zehntausender zur Folge hatte. Es wurde behauptet, die Reformen beträfen nur äußerliche, rituelle Aspekte und die Altgläubigen seien nicht in der Lage, Nebensächlichkeiten von Hauptsachen zu unterscheiden. Von den Altgläubigen wurde dagegen eingewendet, dass die Glaubensinhalte nicht von der Form zu trennen seien. Viele Gläubige waren damals der Meinung, dass mit dem Verfluchen des alten Ritus und der alten Texte Glaubenswahrheiten angetastet wurden, die seit den ersten Jahrhunderten in bestimmte Rituale gekleidet waren und somit der Glaube in seinem Wesen angetastet wurde. Zur Erhaltung eines Mikroklimas, in dem der Mensch seine Seele retten kann, sei nicht nur das Befolgen der Gebote Christi erforderlich, sondern auch eine sorgfältige Bewahrung der kirchlichen Überlieferung, die geistige Kräfte und spirituelle Erfahrung vieler Jahrhunderten in sich trägt, deren Formen zwar äußerlich, aber nicht willkürlich oder akzidentell seien.[208]

Innerhalb der Altgläubigen gab es zuerst die prinzipielle Spaltung zwischen den Priesterlichen und den Priesterlosen. Die Priesterlichen Altgläubigen stellten die konservative und gemäßigte Opposition dar, sie strebten nach einer Fortsetzung des kirchlichen Lebens, wie es bis zu den Reformen existiert hatte. Sie akzeptierten Priester aus der Amtskirche, die sich ihnen anschließen wollten, und waren so in der Lage, Priester für sich zu erwerben und damit die Sakramente zu behalten. Die Kirchen der priesterlichen Altgläubigen weichen in theologischer Hinsicht nicht vom orthodoxen Glauben ab.

Die Theologie der Priesterlosen ist von einer antiklerikalen und apokalyptischen Stimmung gekennzeichnet. Die Priesterlosen behaupten, der Antichrist sei schon in die Welt gekommen, zwar nicht leiblich, aber „im Geiste“, und die wahrhafte Kirche existiere nicht mehr auf Erden. Sie glauben deshalb, es gebe auch kein gültiges Priestertum mehr, und feiern daher keine Eucharistie mehr. Sie lehnen die orthodoxe Amtskirche und den mit ihr verbundenen Staat ab, weil auch diese als Instrumente des Antichristen betrachtet werden.

Von Interesse zur Kenntnis der Altgläubigen sind die Erzählungen von Nikolai Leskow.[209] Reiches, obwohl nicht immer objektives, Material zu den Altgläubigen findet sich in den Romanen In den Wäldern (1871–1875) und In den Bergen ( 1875–1881) von Pawel Iwanowitsch Melnikow (1818–1883). Melnikow, der als Beamter einen Teil seines Lebens die Altgläubigen verfolgte, sah in diesen Romanen in ihrer Glaubensgemeinschaft die Verkörperung der Religiosität des russischen Volkes und die Rettung vor nihilistischer Glaubenslosigkeit. Das Buch Die Vergessenen der Taiga von Wassili Peskow beschreibt die Geschichte der altgläubigen Familie Lykow im einsamen Sajangebirge, wo die Familie in der Sowjetepoche von 1945 bis 1978 völlig isoliert von der Außenwelt lebte. Noch 2012 lebt Agafja Lykowa einsam in ihrer Holzhütte am Abakan.

Bereits 1721, 132 Jahre nach Gründung des Patriarchats, wurde der Patriarch unter dem westlich denkenden Zaren Peter I. nach deutsch-lutherischem Vorbild durch einen Heiligen Synod ersetzt, der weltlicher Kontrolle unterstand. Die Folge war eine immer stärkere Verweltlichung der Kirche und ihre Verquickung mit dem russischen Establishment; als Sprecherin der Armen und Unterdrückten fiel sie damit weitgehend aus.[210]

Nach der ersten russischen Revolution 1905 entstanden in der Kirche allmählich weitreichende Reformbestrebungen. Daraufhin wurde 1917 das Patriarchat wieder eingeführt und mit dem zuvor lange in den USA lebenden Erzbischof Tichon besetzt, der als modern und tatkräftig galt; 1918 wurde die Trennung von Kirche und Staat in Russland vollzogen. Die meisten weiteren geplanten Reformen fanden wegen der einsetzenden Verfolgung nicht mehr statt, die damaligen Pläne werden aber teilweise seit dem Ende der Sowjetunion vorsichtig wieder aufgegriffen.[211]

Nach der Oktoberrevolution von 1917 war das Verhältnis zwischen Kirche und Staat gespannt. Die Bolschewiki betrieben besonders in den frühen Jahren der Sowjetunion massive Christenverfolgungen, unter Lenin und Stalin gab es Massenhinrichtungen und Deportationen in den Gulag.[212] Im Vergleich zur Zeit vor 1917, als es 54.174 Kirchen, etwa 26.000 Kapellen und 1.025 Klöster gab, blieben 1936 nur etwa 100 Kirchen, in denen noch regelmäßig die Liturgie gelesen wurde („arbeitende Kirchen“), und kein einziges Kloster. Tausende kirchlicher Gebäude fielen einer Art Bildersturm zum Opfer, indem man sie abriss oder profan umfunktionierte. Diese Entwicklung wurde erst abgeschwächt durch die Einverleibung ostpolnischer Gebiete infolge des deutsch-sowjetischen Nichtangriffspakts von 1939.

Die UdSSR war territorial kleiner als das Zarenreich. In den Randgebieten zur Sowjetunion, aber auch in anderen Teilen der Welt gab es zahlreiche Gemeinden, auch solche, die sich aus Flüchtlingen nach der Revolution bildeten. 1920 erfolgte die Bildung einer auslandsrussischen Kirchenleitung, der etwa 1.000 Gemeinden und 24 Klöster unterstanden. Ein deutlicher Schwenk trat erst nach dem deutschen Angriff auf die Sowjetunion ein, sodass sich ab 1941 das Glaubensleben erneut entfaltete. Das gläubige Volk eröffnete etwa 10.000 Kirchen wieder, ohne von den deutschen Besatzern daran gehindert zu werden.

Stalin reagierte darauf positiv auch mit Hinblick auf die politische Perspektive des Nahen Ostens und Osteuropas. Am 4. September 1943 führten drei hochrangige Bischöfe ein nächtliches Gespräch mit Stalin, bald danach wurde der Patriarchatsverweser Metropolit Sergius (Stragorodskij) zum Patriarchen gewählt. Dabei festigten Solidaritätserklärungen von Bischöfen gegenüber dem angegriffenen Vaterland und seiner kommunistischen Führung die Reputation der Kirche. Nachdem Metropolit Sergius zu Spenden für die Finanzierung einer Panzerkolonne aufgerufen hatte, wurde diese Einheit 1944 in die Rote Armee eingegliedert. Im Januar 1945 wurde Alexij I. zum Patriarchen gewählt.[213]

Nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs wurde die Kirche wieder eingeschränkt geduldet, stand aber unter strenger staatlicher Kontrolle und hatte stets mit Unterdrückungsmaßnahmen zu rechnen. Die kommunistische Führung in Moskau setzte die Kirchenleitung im Sinne eigener außenpolitischer Interessen ein, erst anti-ökumenistisch (Konzil 1948), ab 1961 im Weltkirchenrat pro-ökumenistisch. Im In- und Ausland befanden sich die Kirche und vor allem ihre offizielle Leitung in einer ambivalenten Situation. Den Verfolgungen unter Chruschtschow Anfang der 1960er Jahre folgte weitere Bedrängnis in der Breschnew-Ära. Die Zahl der Kirchen nahm von etwa 14.000 im Jahre 1948 wieder stetig ab, auf 6.794 im Jahre 1987.

Die selbstverwaltete Russisch-Orthodoxe Auslandskirche, betrachtete sich weiterhin als unabtrennbaren Teil der russischen Gesamtkirche, sah sich aber gezwungen, die von der Kirchenleitung in Moskau herausgegebene „Loyalitätserklärung“ 1927 zurückzuweisen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden die Gemeinden im kommunistischen Machtbereich (Osteuropa, Ostdeutschland) in das Moskauer Patriarchat eingegliedert. Gleichzeitig bildeten sich in anderen Ländern – vor allem in Deutschland, USA, Südamerika, Australien – etwa 400 neue Flüchtlings-Gemeinden.[214]

Nach der Anerkennung Israels durch die Sowjetunion 1948 wurde russisch-orthodoxes Kircheneigentum durch den Staat Israel an den Sowjetstaat übergeben. Mönche und Nonnen flohen nach Jordanien, kamen aber auch nach England. Am 27. Januar 1964 verkaufte die Sowjetunion das in Israel befindliche Eigentum der Russisch-Orthodoxen Kirche im Umfang von 4,5 Mio. US-Dollar an Israel.

In Russland war ein neues Verhältnis zwischen Kirche und Staat bereits im Zuge der Vorbereitungen zur 1000-Jahr-Feier der Taufe Russlands im Jahr 1988 deutlich geworden, um dann mit der Auflösung der Sowjetunion im Jahre 1991 neu geschrieben zu werden.

Auf dem Moskauer Konzil vom Jahre 2000 wurde die Heiligsprechung von Neumärtyrern, die zum offiziellen Moskauer Patriarchat in Opposition gestanden hatten, vorgenommen.[215] Beide Seiten unternahmen Schritte zur Annäherung, zunächst durch zwei historische Konferenzen, 2001 in Szentendre/Ungarn und 2002 in Moskau. 2004 kam es zur Einsetzung von Dialog-Kommissionen, deren Arbeit von den Konzilien beider Teile der russischen Kirche angenommen wurden, so dass im „Akt der kanonischen Gemeinschaft“ die durch die Sowjetzeit bedingte Trennung am 17. Mai 2007 in der Moskauer Christ-Erlöser-Kathedrale, in Gegenwart des New Yorker Metropoliten Laurus (Lawr, Laurus Schkurla) und des Patriarchen Alexius II. und im Beisein von Russlands Präsident Wladimir Putin, offiziell für beendet erklärt wurde.

Das Landeskonzil von 1991 wählte Alexius II. zum Patriarchen der russischen orthodoxen Kirche. Nach dessen Tod am 5. Dezember 2008 wurde Metropolit Kyrill von Smolensk und Kaliningrad am 6. Dezember 2008 als übergangsweiser Statthalter („locum tenens“) des Patriarchenamtes für eine Amtszeit von maximal sechs Monaten gewählt. Am 27. Januar 2009 wurde Kyrill von Smolensk und Kaliningrad zum neuen Patriarchen der russischen orthodoxen Kirche gewählt. Seit dem Niedergang der Sowjetunion erlebt die Russisch-Orthodoxe Kirche eine Renaissance. Heute hat sie wieder etwa 150 Millionen Mitglieder und hat mit dem Wiederaufbau und Neubau mehrerer großer Kathedralen begonnen. Hierzu gehört beispielsweise die Kaliningrader Christ-Erlöser-Kathedrale.[216]

Eines der bekanntesten russisch-orthodoxen Klöster ist das seit 1993 als Weltkulturerbe ausgezeichnete Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad.

Das Kloster der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius oder auch das Troice-Sergiev-Kloster ist ein russisch-orthodoxes Männerkloster in der rund 70 km nordöstlich von Moskau gelegenen Stadt Sergijew Possad (von 1930 bis 1991 Sagorsk).[217] Es wurde um 1340 vom Heiligen Sergius von Radonesch gegründet und gilt seit Jahrhunderten als eines der bedeutendsten religiösen Zentren der russisch-orthodoxen Kirche. Das vom 15. bis 18. Jahrhundert entstandene architektonische Ensemble des Klosters gehört seit 1993 zum UNESCO-Welterbe.

Der volle Name des Klosters geht zurück auf den Gründer des Stiftes, den in der Russisch-Orthodoxen Kirche vielfach verehrten Heiligen Sergius von Radonesch, der mit bürgerlichem Namen Bartholomäus hieß. Er war der jüngere Sohn eines Rostower Bojaren, der mit seiner Familie nach Radonesch gezogen war, eine etwa 15 km von der heutigen Stadt Sergijew Possad entfernte Ortschaft, die Sergius später seinen geistlichen Namen gab. Wie aus der Lebensbeschreibung (Schitije) des Sergius von Radonesch hervorgeht, die von seinem späteren Schüler Epiphanius dem Weisen verfasst wurde, war Sergius nahezu von Kindheit an ein frommer Gläubiger, der ein Einsiedlerleben anstrebte. Nach dem Tod seiner Eltern setzte er diesen Wunsch nun in die Tat um: Zusammen mit seinem älteren Bruder Stefan ging er in die Wälder, die Radonesch umgaben, und begann an einem damals abgelegenen und von dem Flüsschen Kontschura umspülten Hügel ein Stift aufzubauen – zunächst nur aus einer schlichten Holzkirche und einer Klause bestehend. Die Kirche ließ Sergius auf die Heilige Dreifaltigkeit weihen, was später auch dem Kloster seinen Namen gab.

Das genaue Datum, wann die Gründung des Stiftes durch Sergius erfolgte, ist nicht mehr überliefert, es muss jedoch ungefähr zwischen 1340 und 1345 geschehen sein.[218]

Während Sergius im kargen und entbehrungsreichen Einsiedlerleben eine Erfüllung fand, hielt Stefan dem nicht länger stand und zog in das (heute nicht mehr existente) Moskauer Epiphanien-Kloster fort. Nach einigen Monaten kamen jedoch weitere Mönche, die ebenfalls Abgeschiedenheit suchten, im Sergius’ Stift an. Allmählich bildete sich aus der kleinen Einsiedelei ein Kloster, dessen Vorsteher Sergius wurde. Als charismatische Persönlichkeit, die mit ihrem Fleiß, ihrer Enthaltsamkeit und Frömmigkeit den anderen Einsiedlern ein großes Vorbild war, erlangte Sergius von Radonesch bald eine weitläufige Bekanntheit, die immer mehr Mönche ins Dreifaltigkeitskloster zog und dem Stift auch die ersten Spenden brachte. Hinzu kam – wie die Lebensgeschichte des Ehrwürdigen Sergius von Radonesch schildert – eine Reihe von Wundern und Prophezeiungen, die den Einsiedlern die künftige Verwandlung ihres Stiftes zu einem der angesehensten und reichsten Klöster Russlands verhießen.

Gegen Ende des 14. Jahrhunderts, also noch zu Lebzeiten des Ehrwürdigen Sergius, hatte dieser im geistlichen und auch im weltlichen Leben Russlands bereits einen beträchtlichen Einfluss gehabt. Unter anderem setzte er sich vielfach für die Aussöhnung der bislang verfeindeten russischen Fürstentümer und ihren Anschluss an das Moskauer Großfürstentum ein. Im Jahr 1380 erteilte Sergius dem Großfürsten Dmitri Donskoi seinen Segen für die bevorstehende Schlacht gegen die Mongolen am Kulikowo Pole und prophezeite ihm den Sieg, der dann auch tatsächlich erlangt wurde. Das überaus hohe Ansehen Sergius’ in russischen Landen verhalf auch seinem Stift, vor allem durch zahlreiche Spenden aus verschiedenen Bevölkerungsschichten, zu Wohlstand und Ruhm. Nach Sergius’ Tod und besonders nach seiner 1422 erfolgten Heiligsprechung wandelte sich das Stift zunehmend zu einer Pilgerstätte. Diese wurde von Gläubigen, welche die Befreiung Russlands von der jahrhundertelangen mongolisch-tatarischen Invasion vielfach als vom Ehrwürdigen Sergius vollzogenes Wunder sahen, als ein Symbol für den Patriotismus und den russischen Seelenreichtum in einer besonderen Weise verehrt.

Trotz des Wohlstandes des Dreifaltigkeitsklosters – oder auch gerade deswegen – sollte es noch bis ins 17. Jahrhundert hinein schwierige Zeiten erleben.[219] Da sämtliche Klosterbauten ursprünglich aus Holz errichtet worden waren, wie es im damaligen Russland üblich war, und die Anlage anfangs kaum befestigt war, wurde sie nicht nur mehrfach von Bränden heimgesucht, sondern stellte auch ein leichtes Angriffsziel dar. So wurde das Kloster 1408 bei einem tatarischen Überfall vollständig verwüstet. Dank der unvermindert fließenden Spenden, die neben Geld auch zahlreiche Landübereignungen sowie Schenkungen wertvoller Kunstwerke beinhalteten, konnte die Anlage jedoch bald wiederaufgebaut werden, wobei dort ab jener Zeit auch die ersten steinernen Bauwerke entstanden. Dazu ist vor allem das älteste bis heute erhaltene Gebäude des Klosters zu zählen – die 1422 eingeweihte Dreifaltigkeitskathedrale, die über dem Grabmal des Ehrwürdigen Sergius erbaut wurde.

Zu Beginn des 16. Jahrhunderts genoss das Kloster in Russland bereits einen so hohen Stellenwert, dass auch Zaren und deren Angehörige dorthin pilgerten und oft auch Rat bei den Vorstehern des Klosters suchten. Bekannt ist beispielsweise, dass Iwan IV. der Schreckliche seinerzeit in der Dreifaltigkeitskathedrale getauft wurde. Ein weiteres bekanntes Bauwerk, das im 16. Jahrhundert innerhalb der Klostermauern erbaut wurde, ist die 1548 errichtete und 1623 umgebaute Nikon-Kirche, die über der Grabstätte des Klostervorstehers Nikon, des unmittelbaren Nachfolgers des Ehrwürdigen Sergius, aufgestellt wurde.[220] Ebenfalls wurde in den 1550er-Jahren die Befestigungsanlage des Klosters rundum erneuert und eine neue, 1284 Meter lange steinerne Schutzmauer mit 11 Wehrtürmen rund um das Gelände an Stelle des bisherigen Holzzauns errichtet.

Noch Mitte des 16. Jahrhunderts stellte das Dreifaltigkeitskloster aufgrund seiner Lage nahe der damaligen nordöstlichen Grenzen Moskowiens einen der Vorposten Moskaus im Falle von Angriffen aus östlicher Richtung.[221] Die in den 1550er-Jahren durchgeführte Befestigung war daher ebenfalls durch den im Moskauer Kreml residierenden Iwan den Schrecklichen veranlasst worden, der für diesen Zweck denn auch großzügig gespendet hatte. Zu einem ernsthaften Verteidigungsfall kam es jedoch erst während der Zeit der sogenannten Smuta Anfang des 17. Jahrhunderts, als große Teile der russischen Gebiete, so auch nordöstlich von Moskau gelegene Städte wie Jaroslawl oder Susdal, von polnisch-litauischen Interventen eingenommen wurden. Bei der alsbald erfolgten Erstürmung des Dreifaltigkeitsklosters gingen diese besonders ausdauernd vor, da sie im wohlhabenden Kloster große Mengen an Schätzen vermuteten.

Mit dem Heranrücken der Invasoren steckten die Bewohner der benachbarten Dörfer ihre Häuser in Brand und fanden größtenteils Zuflucht hinter den Klostermauern. Zusammen mit ihnen sowie einer aus Moskau hergeschickten Truppe zählte die Verteidigung des Klosters etwa 3000 Mann, wohingegen die Invasoren über ein rund zehnmal so großes Aufgebot verfügten – ein Ungleichgewicht, das die Angreifer zunächst an einen raschen Sieg glauben ließ. Jedoch scheiterten die Erstürmungsversuche einer nach dem anderen, da die bis zu sechs Meter hohen und drei Meter dicken Klostermauern auch Artilleriebeschüssen standhalten konnten. Daraufhin versuchten die Angreifer, einen geheimen Minengang unter einen der Wehrtürme zu graben, um ihn dann zur Explosion zu bringen und so die Mauer einzureißen. Aber auch das misslang, nachdem eine Gruppe von Verteidigern um den Preis ihres Lebens einen Ausfall unternahm und die Schießpulvervorräte des Angreifers zur Explosion brachte.

Im Endeffekt dauerte die polnisch-litauische Belagerung des Klosters rund 16 Monate, wobei insbesondere die Wintermonate den Klosterinsassen extreme Nöte brachten – so sollen der Hunger, die Kälte und die Seuchen mehr Leben gefordert haben als sämtliche Angriffe der polnisch-litauischen Truppen zusammengenommen. Insgesamt sollen laut Aufzeichnung eines Zeitzeugen 2125 Menschen im Kloster während der Belagerung ihr Leben verloren haben, Frauen und Kinder nicht mitgerechnet. Immer wieder versuchten die Angreifer, die Festung aufs Neue zu erstürmen, jedoch misslang das jedes Mal. Die Erlösung für die Klosterinsassen kam erst im Januar 1610, als die belagernden Truppen von einer aus Moskau herangerückten Abteilung geschlagen wurden und das Kloster endgültig aufgaben.[222]

Galt das Dreifaltigkeitskloster dank seinem Begründer schon lange vor der besagten Belagerung als einer der Inbegriffe für den heldenhaften Patriotismus des russischen Volkes, festigte sich dieser Ruf nach der mühevoll überstandenen Belagerung noch viel weiter. Zahlreiche Spenden flossen schon bald nach Kriegsende, was dazu führte, dass die während der Belagerung beschädigten Bauwerke rasch wiederhergestellt werden konnten. Darüber hinaus wurden die Befestigungsanlagen samt Klostermauer im frühen 17. Jahrhundert noch besser ausgebaut als sie vor der Belagerung gewesen waren, wenngleich seit 1610 kein Verteidigungsfall mehr eingetreten ist. Von den Spendengeldern wurden aber nicht nur alte Bauwerke wiederaufgebaut, sondern auch neue errichtet, von denen die meisten bis heute stehen. Zu dem im 17. Jahrhundert entstandenen Teil des heutigen Klosterensembles gehören unter anderem die Krankenhausgemächer (1635–1638), das Refektoriumsgebäude (1686–1692), die Kapelle über dem Mariä-Himmelfahrts-Brunnen (Mitte des 17. Jahrhunderts) und die Kirche Johannes des Täufers (1692–1699).

Ende des 17. und Anfang des 18. Jahrhunderts war für das Dreifaltigkeitskloster die Zeit, in der das Klostervermögen durch immer weitere Spenden und Schenkungen seinen absoluten Höhepunkt erreichte: Nahezu im ganzen Zarentum Russland besaß das Kloster eigene Grundstücke und Dörfer, außerdem Klosterhöfe, Läden, Gasthöfe und sogar Industriebetriebe. Die gesamten Besitztümer des Dreifaltigkeitsklosters, die in einem seit den 1640er-Jahren extra geführten Klostervermögensverzeichnis dokumentiert sind, sollen von ihren Ausmaßen her mit den Besitztümern des Zaren vergleichbar gewesen sein. Im Laufe der Jahrhunderte hat das Kloster auch Kunstschätze gesammelt, darunter kostbare Ikonen, Gemälde aus verschiedenen Zeitepochen, Juweliererzeugnisse, Gegenstände der angewandten Kunst, einzigartige Handwerkserzeugnisse. In dem vom Kloster seinerzeit geführten Schenkungsbuch wurden die Namen der Spender verzeichnet. Oft war es so, dass sich der Wert der Gaben nach der Schwere der Sünde richtete, da sich reiche Personen durch Spenden an das Kloster der Heiligen Dreifaltigkeit einen Platz im Paradies erkaufen wollten.

Der damalige enorme Reichtum des Stiftes und die Pilgerströme trugen auch maßgebend zur Entstehung der heutigen Stadt Sergijew Possad bei: Neben den umliegenden Dörfern entstanden vor den Klostermauern mehrere Handwerkeransiedlungen, in denen Ikonenmaler, Holzschnitzer und Spielzeugmacher besonders zahlreich vertreten waren.[223] Diese Handwerke waren zur Blütezeit des Dreifaltigkeitsklosters in dessen Gegend besonders lukrativ, da es für jeden Pilger als ein Muss galt, nach dem Besuch des Klosters eine Ikone oder ein Holzspielzeug als Mitbringsel zu kaufen – die Ikonenmalerei und die Holzschnitzerei gehören noch heute zu den traditionellen Gewerben in Sergijew Possad und näherer Umgebung. Bis 1782 verschmolzen die Handwerkersiedlungen dann zu einem Possad, wie eine vorwiegend von Handwerkern und Kaufleuten bewohnte Ortschaft damals in Russland hieß.

Neben dem materiellen Reichtum erreichte auch das gesellschaftliche Ansehen des Dreifaltigkeitsklosters im 17. Jahrhundert seinen Höhepunkt, was insbesondere dazu führte, dass die Verbindung zwischen dem Kloster und dem Zarenhof immer enger wurde. So wohnten die Klostervorsteher üblicherweise auch Zarenkrönungsfeiern und anderen staatlichen Feierlichkeiten bei, und bei jedem Krieg pflegten es die Herrscher, vor dem Beginn der Feldzüge sowie danach zum Kloster zu pilgern. 1682 bot das Dreifaltigkeitskloster dem künftigen Zaren Peter I. dem Großen mit dessen Halbbruder Iwan und Schwester Sofia Zuflucht vor den aufständischen Strelizen, und sieben Jahre später rettete sich Peter vor dem erneuten Strelizenaufstand, welcher diesmal von Sofia unterstützt wurde, ein weiteres Mal hinter die sicheren Klostermauern und kehrte nach dessen Niederschlagung bereits als Zar nach Moskau zurück.

1744 wurde das Dreifaltigkeitskloster per Dekret der Zarin Elisabeth mit dem Ehrentitel einer Lawra ausgezeichnet, der in der Russisch-Orthodoxen Kirche das Kloster des ersten Ranges bedeutet und den nur die wenigsten Stifte tragen dürfen. Seitdem hat es seine heutige vollständige Bezeichnung inne: „Lawra der Dreifaltigkeit und des Heiligen Sergius“.[224]

Das spätere 18. sowie das 19. Jahrhundert brachten dem Kloster zwiespältige Veränderungen: In der Herrschaftszeit Katharina II. der Großen wurde ein Großteil der Landbesitztümer des Klosters per Zarendekret des Jahres 1764, der alle russischen Klöster betraf, verstaatlicht, und dem Kloster stattdessen für seine Unterhaltung ein fester jährlicher Betrag aus der Staatskasse zugesprochen. Diese Reform schmälerte zwar den Reichtum der Lawra, tat jedoch ihrem gesellschaftlichen Ansehen und den Beziehungen zur Staatsmacht keinen Abbruch: Nach wie vor diente sie als Pilgerstätte auch für die Zaren, und unter Katharina der Großen war deren Beichtvater, der Moskauer Metropolit Platon, zugleich Vorsteher des Dreifaltigkeitsklosters.

In dieser Periode wurde das heutige architektonische Ensemble des Klosters auch weitgehend vollendet: Zu der Dreifaltigkeitskathedrale, die nach wie vor das Mittelpunkt der Anlage bildete, und den Bauten aus den beiden vergangenen Jahrhunderten kamen monumentale Bauwerke, die auch für die damals in Russland vorherrschenden Architekturstile repräsentativ sind: Zu nennen sind unter anderem die Smolensker Kirche (1748), die komplett umgebauten Metropolitengemächer (1778) sowie das höchste Gebäude des Klosterensembles, der Glockenturm (1741–1770).[225]

Zum Ende des 19. Jahrhunderts stellte die Lawra den Mittelpunkt der um sie herum inzwischen entwickelten Stadt Sergijew Possad dar und gehörte ungeachtet der großen Enteignung von 1764 nicht nur zu den vermögendsten kirchlichen Institutionen im Russischen Kaiserreich, sondern hatte auch einen überragenden Einfluss sowohl im wirtschaftlichen als auch im politischen Leben Sergijew Possads: Faktisch keine wichtige Entscheidung der Stadtverwaltung war ohne Mitwirkung des Klostervorstandes möglich. Anfang des 20. Jahrhunderts gehörten dem Kloster, das damals rund 400 Mönche beherbergte, unter anderem eine Druckerei, zwei Hotels sowie etliche Mietshäuser, Läden und Manufakturen in Sergijew Possad. [226]

Seit 1814 diente das Kloster zudem als Standort für die älteste Hochschule Russlands, die Moskauer Geistliche Akademie. Die Moskauer Geistliche Akademie ist die bedeutendste Bildungseinrichtung der Russisch-Orthodoxen Kirche (Moskauer Patriarchat).[227] Kleriker studieren dort üblicherweise nach ihrer Priesterweihe, um sich auf höhere Aufgaben in der Kirche vorzubereiten. Auch ein Fernstudium ist möglich, hauptsächlich für Priester im Ausland, meist Mönche, die sich für die Übernahme eines kirchlichen Amtes weiterbilden müssen.

Gegründet wurde die Moskauer Geistliche Akademie 1687 auf Betreiben der Brüder Lichud (Sophronius Lichud und Joanniki Lichud) als Slawisch-Griechisch-Lateinische Schule, nachdem der Zar Fjodor III. im Jahr 1686 das Gründungsdekret unterzeichnet hatte. Die Schule war die erste höhere Bildungseinrichtung in Moskau. Unter der Regierung von Zar Peter I. wuchs die Schule und wurde in eine höhere theologische Lehranstalt umgewandelt, zumal in dieser Zeit viele weltliche Schulen entstanden, die die Bildung der Bevölkerung gewährleisteten. 1721 wurde die Schule dem Heiligen Synod unterstellt. 1775 erfolgte die offizielle Benennung in „Slawische Griechisch-Latein-Schule“ und ihr Bildungsauftrag wurde mit dem Priesterseminar des Dreifaltigkeitsklosters abgestimmt.[228]

Im Laufe des 19. Jahrhunderts wurde die frühere Griechisch-Latein-Schule zur ersten theologischen Schule der Russischen Orthodoxen Kirche. Unter den Professoren befanden sich der bedeutende Historiker Wassili Ossipowitsch Kljutschewski und der christliche Philosoph Pawel Alexandrowitsch Florenski. Seit 1892 gibt die Moskauer Geistliche Akademie die am meisten angesehene Zeitschrift für orthodoxe Theologie mit dem Titel Bogoslowski westnik heraus. Zu deren Schriftleiter gehörten schon Gorski-Platonow und Pawel Alexandrowitsch Florenski. Nach der Oktoberrevolution wurde die Moskauer Geistliche Akademie 1918 von den Bolschewiken geschlossen. Einige Professoren, unter ihnen der Rektor, Erzbischof Fjodor Posdejewski, sowie I.W. Popow und Pawel Alexandrowitsch Florenski, wechselten an die informelle Höhere Theologische Schule in Moskau, wo allerdings nur wenige Studenten übrig blieben.

Im September 1943, auf dem Höhepunkt des Zweiten Weltkriegs für Russland, traf der sowjetische Diktator, Josef Stalin, drei führende Erzbischöfe der russisch-orthodoxen Kirche und vereinbarte mit ihnen eine neue Politik der Kooperation mit der orthodoxen Kirche Russlands. Dabei versprach er die Anerkennung der Höheren Theologischen Schule und stellte eine Wiedereröffnung in Aussicht. Wie versprochen wurde die Schule am 14. Juli 1944 im Nowodewitschi-Kloster eröffnet. Es war die erste offiziell zugelassene theologische Ausbildungseinrichtung in der Sowjetunion. Der Lehrbetrieb wurde von Grigori Tschukow, Erzbischof von Saratow, in die Wege geleitet. Der Rektor war S.W. Sawinski. Im Jahr 1946 wurde das Theologische Institut in die heutige Moskauer Geistliche Akademie umgestaltet. Ein Jahr später, 1947, erhielt die Akademie das Recht, die Titel Kandidat nauk (Kandidat der Wissenschaften, erster Postgraduiertenabschluss in der ehemaligen UdSSR), Doktor und Professor zu verleihen.

1949 wurde es der Moskauer Geistlichen Akademie ermöglicht, zu ihren ursprünglichen Standort im Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad zurückzukehren, wo sich die Geistliche Akademie bis zum heutigen Zeitpunkt befindet. Die meisten der Bischöfe und Theologen der russisch-orthodoxen Kirche haben heute einen Abschluss an der Moskauer Akademie gemacht.

Der politische und gesellschaftliche Umbruch in Russland infolge der Oktoberrevolution im Jahr 1917 setzte, wie es auch in anderen Kirchen und Klöstern des russischen Staates der Fall war, dem geistlichen Leben der Lawra vorläufig ein Ende:[229] Im Januar 1918 trat ein Dekret der Regierung Sowjetrusslands in Kraft, der alle Klöster des Landes nunmehr zum staatlichen Eigentum machte. Die Mönche und andere Belegschaft des Klosters wurden in der Nacht vom 2. auf den 3. November 1919 ausgewiesen, nicht wenige von ihnen mussten fliehen und sich verstecken. Ein Teil der Sergijew Possader Mönche fand Unterschlupf in den alten Mauern des nahen Klosters Tschernigowski Skit, das einst ebenfalls zum Besitztum der Lawra zählte. Auch die Geistliche Akademie wurde mit der Verstaatlichung des Klosters geschlossen.

Ein Großteil der Klosterbauten wurde indes von den neuen Machthabern als Wohn- oder Wirtschaftsgebäude zweckentfremdet, einige besonders markante Bauwerke – darunter die Dreifaltigkeitskathedrale – wurden offiziell zu einem Museum erklärt, wodurch die einstigen Schätze des Klosters nun erstmals durch die breite Öffentlichkeit besichtigt werden konnten. Dies konnte jedoch nicht verhindern, dass viele historische Gebäude des Ensembles vom Sowjetstaat vernachlässigt wurden und gegen Ende der 1930er-Jahre in einem bedrohlichen Zustand verweilten. Erst nachdem die Lawra 1940 den Status eines „staatlichen Museumsreservats“ erhielt – den in Russland höchsten Denkmalschutzstatus, den in ähnlicher Form beispielsweise der Moskauer Kreml oder die ehemalige Zarenresidenz in Kolomenskoje zu Moskau genießen – konnten die Bauten durch umfassende Erneuerungsmaßnahmen, die im Laufe der 1940er-Jahre durchgeführt wurden, vor dem Verfall bewahrt werden.[230]

Darüber hinaus konnte im Jahr 1946 wieder eingeschränkt das religiöse Leben in der Lawra der Heiligen Dreifaltigkeit aufgenommen werden, nachdem Teile der Klosteranlagen der russisch-orthodoxen Kirche zurückgegeben wurden. 1948 nahm die Geistliche Akademie auf dem Klostergelände wieder den Lehrbetrieb auf. Heute zählt die Bruderschaft des Dreifaltigkeitsklosters rund 200 Mönche.

Im Jahre 1993 wurde das Dreifaltigkeitskloster von Sergijew Possad als eines der ersten Denkmäler Russlands von der UNESCO in die Liste des Weltkulturerbes aufgenommen. Dies wurde nicht zuletzt durch aufwändige Restaurierungsarbeiten ermöglicht, die in den 1940er- und 1960er-Jahren durchgeführt wurden und einer Reihe architektonisch wertvoller Klosterbauten, die in der Zwischenzeit in die Jahre gekommen oder durch ungeschickte Neuerungen entstellt waren, ihr ursprüngliches Aussehen verliehen hat.[231]

Das Ensemble des Dreifaltigkeitsklosters erinnert bis heute in seinem Aufbau stark an eine Festung – ein Überbleibsel aus dem 16. und 17. Jahrhundert, als das Kloster stark angriffsgefährdet war und einmal in seiner Geschichte, in den Jahren 1608 bis 1610, sogar eine 16-monatige Belagerung abwehren musste. Insgesamt elf Wehrtürme entlang einer knapp 1300 Meter langen Schutzmauer boten den Klosterinsassen zu jener Zeit Schutz gegen Angreifer. Über dem Heiligen Tor, dem Haupteingang des Klosters, dokumentieren Fresken diese Geschichte. Innerhalb der Mauern befinden sich allein neun Kirchengebäude, außerdem u. a. der 88 Meter hohe Glockenturm, das Refektorium, die Krankenhausgemächer, die Metropolitengemächer, das ehemalige Zarenpalais und mehrere Gebäude mit den Mönchsklausen. Alle Bauten stehen heute unter Denkmalschutz. Der nördliche Teil des Klosters, wo sich die meisten Mönchsklausen und Gebäude der Geistlichen Akademie befinden, ist für die Öffentlichkeit im Allgemeinen nicht zugänglich.

Die Dreifaltigkeitskathedrale ist das älteste bis heute erhaltene Gebäude des Klosters und gilt als das zentrale Element des Klosterensembles.[232] Sie wurde im Jahre 1422, kurz nach dem Ableben des Heiligen Sergius, auf Geheiß dessen Nachfolgers Nikon errichtet. Überlieferungen zufolge wurde die Kathedrale seinerzeit vom Swenigoroder Fürsten Juri Dmitrijewitsch gestiftet, einem Sohn von Dmitri Donskoi – jenes Großfürsten also, der im Jahr 1380 im Dreifaltigkeitskloster den Segen des Ehrwürdigen Sergius vor seiner entscheidenden Schlacht gegen die Tataren einholte.

Obwohl die Kathedrale als Hauptbauwerk des Klosters gilt, ist sie in ihrer äußeren Ausstattung vergleichsweise schlicht und sachlich gehalten und wird, charakteristisch für russische Sakralbauten der damaligen Zeit, von einem zentralen Zwiebelturm mit vergoldeter Kuppel gekrönt. Erbaut wurde die Kathedrale aus weißem Stein, einer im Moskauer Fürstentum damals üblichen Bausubstanz.

Auf einen ebenfalls eher bescheidenen Vorraum folgt der Kirchenraum mit einer prächtigen Ikonostase, die den Altar von der Kirchengemeinde trennt. Die dortigen Ikonenreihen – die meisten von ihnen wurden im 15. Jahrhundert vom Mönch und Ikonenmaler Andrei Rubljow sowie seinen Schülern erschaffen – erzählen, von oben nach unten und von links nach rechts gelesen, die biblische Geschichte in Bildern. Der zentrale Bestandteil der Reihe – die Ikone der Heiligen Dreifaltigkeit, zugleich das berühmteste Werk Andrei Rubljows – ist heute in der Moskauer Tretjakow-Galerie im Original zu sehen. In den 1420er-Jahren war der zentrale Kirchenraum zusätzlich mit Fresken ausgeschmückt worden, von denen viele ebenfalls von Andrei Rubljow stammten. Allerdings sind die Originalmalereien nicht mehr erhalten geblieben. Die heutige Bemalung der Innenwand der Dreifaltigkeitskathedrale besteht aus Nachbildungen, die größtenteils in den 1630er-Jahren erschaffen wurden.[233]

Rechts neben der Ikonostase steht das Hauptheiligtum der Dreifaltigkeitskathedrale: der silberne Reliquienschrein, in dem die Überreste des Heiligen Sergius ruhen.

Die Ikonostase ist eine mit Ikonen geschmückte Wand mit drei Türen, die in orthodoxen Kirchenbauten zwischen dem inneren Kirchenschiff und dem Altarraum (Bema) steht.[234] Das Kirchenschiff (griechisch Naos) ist der Hauptteil der Kirche; dort sitzen oder stehen die Gläubigen. Der Altarraum ist der Ort östlich des Kirchenschiffes. Der Altarraum ist gewöhnlicherweise ein bis drei Stufen höher als das Naos. Im Altarraum befindet sich ein normalerweise runder Tisch, an dem der Diakon die Liturgie liest. Die Ikonostase ist die Wand, die zwischen dem Altar und dem Naos steht.

In großen Kirchen ist die Ikonostase Bestandteil der architektonischen Gesamtkomposition, sie gehört aber nicht zwingend zur Grundausstattung. So gibt es viele Beispiele, dass ein Stifter später eine Ikonostase spendete. Mitunter wird diese auch Reihe für Reihe über Jahrzehnte aufgebaut. In kleineren Kirchen, vor allem in Kapellen ohne regelmäßige Liturgiefeiern, kann aus Platzgründen die Ikonostase entfallen, ebenso in nichtorthodoxen Kirchengebäuden, die temporär genutzt werden; teilweise werden dort auch tragbare und zusammenklappbare Ikonostasen genutzt, die nur während des Gottesdienstes aufgestellt werden. In der westlichen Diaspora wird teilweise die Ikonostase stilisiert und reduziert, mit dem Zweck den Gläubigen einen größeren Einblick in den Altarbereich zu bieten.

Sie besteht zumindest aus[235]

In größeren Kirchen können sich nach oben und nach außen weitere Ikonen anschließen. In der Mitte hängt (vom Betrachter aus) rechts eine Ikone Jesu Christi in Gestalt nach seiner Aufstehung, links eine Ikone der Gottesgebärerin, dazwischen ist die königliche Tür beziehungsweise das heilige Tor, durch die der Priester im Evangelienbuch und in der Eucharistie Christus zur Gemeinde bringt. Die beiden nächstäußeren Ikonen zeigen links den Schutzpatron der Kirche, rechts in den nordslawischen Kirchen den hl. Nikolaus von Myra, in den anderen Kirchen Johannes den Täufer. Kleine Christus- und Marienikonen hängen auch an der Säule der königlichen Tür, die der Priester in der Liturgie küsst.

Die königliche Tür in der Mitte der Ikonostase besteht aus zwei Türflügeln mit Darstellungen der vier Evangelisten, des Erzengels Gabriel und der Gottesmutter. Ober- und unterhalb der hll. Gabriel und Maria sind die Ikonen zweier Evangelisten, gewöhnlich mit ihrem ikonographischen Attribut (Matthäus: geflügelte Gestalt, Markus: Löwe, Lukas: Stier, Johannes: Adler). Über der königlichen Tür hängt eine Ikone des letzten Abendmahls. Darüber befindet sich die große Ikone, normalerweise die Ikone des oder der Heiligen oder des Festes, dem die Kirche geweiht ist.[236]

An jeder Tür befindet sich das Bildnis eines Engels, entweder die Erzengel Gabriel und Michael oder zwei Seraphim mit sechs Flügeln. Südlich wird der Gabriel, nördlich Michael dargestellt. Der nach dem byzantinischen Ritus gefeierte orthodoxe Gottesdienst besteht aus drei Teilen, der Gabenbereitung hinter der geschlossenen Ikonostase, dem Katechumenen-Gottesdienst und der Eucharistie.

Während der Katechumenliturgie betritt der Diakon das Kirchenschiff durch die kleinen Türen, die königliche Tür wird nur vom Priester durchschritten und zwar zweimal während des Gottesdienstes, das erste Mal beim sogenannten kleinen Einzug mit dem Evangeliar zur Verlesung des Evangeliums vor der Gemeinde.[237] Nach der Entlassung der Katechumenen bleibt die Tür während der Eucharistie geöffnet, und der Altar ist somit während der Darbringung der Gaben sichtbar. Nach den Vorbereitungsgebeten findet der große Einzug mit Brot und Kelch statt, und die Gemeinde feiert die Kommunion.

Die Dreifaltigkeitskathedrale mit dem Sergius-Schrein stellt das Hauptziel der Pilger dar und ist auch der Ort, an dem Mönche des Dreifaltigkeitsklosters ihre Mönchsweihe annehmen. In der Kathedrale werden mehrmals täglich Gottesdienste zelebriert.

Die Nikon-Kirche wurde zu Ehren des Ehrwürdigen Nikon errichtet, eines Schülers Sergius' von Radonesch und dessen Nachfolgers als Klostervorsteher, der von der russisch-orthodoxen Kirche ebenfalls heiliggesprochen wurde.[238] Ursprünglich 1548 erbaut, stammt sie in ihrer jetzigen Form aus dem Jahr 1623 und ist unmittelbar an die Südseite der Dreifaltigkeitskathedrale herangebaut. Aus diesem Grund wirkt sie auch architektonisch wie eine kleinere Kopie der Dreifaltigkeitskathedrale – hierdurch wollte man die geistige Verbundenheit Nikons mit seinem Lehrer zum Ausdruck bringen.

Ähnlich wie die Dreifaltigkeitskathedrale war die Nikon-Kirche ursprünglich mit Fresken geschmückt, die nicht mehr erhalten geblieben sind. Heute bilden eine im 20. Jahrhundert nachgebaute vergoldete Ikonostase sowie der hölzerne Schrein mit den Reliquien des Ehrwürdigen Nikon den Mittelpunkt des Innenraums der Kirche. Gottesdienste werden in der Nikon-Kirche jährlich am 30. November zum Gedenktag des Namensgebers zelebriert.

Die Kirche der Ausgießung des Heiligen Geistes auch Heilig-Geist-Kirche oder Pfingstkirche genannt, steht etwas östlicher der Dreifaltigkeitskathedrale.[239] Sie wurde 1476 errichtet und gehört damit ebenfalls zu den ältesten Bauwerken der Lawra. Die wesentlichste Besonderheit der Heilig-Geist-Kirche ist die Tatsache, dass sie von Baumeistern aus Pskow erbaut und gestaltet wurde, einer altrussischen Stadt, die zum damaligen Zeitpunkt noch nicht zum Moskauer Großfürstentum gehört hatte, sondern einen eigenen Staat bildete. Es ist zu vermuten, dass man mit der Einladung an Pskower Architekten für die Mitgestaltung des Dreifaltigkeitsklosters ein Zeichen für die geistige und kulturelle Einheit der russischen Fürstentümer setzen wollte – eine Angelegenheit, für die sich gerade der Heilige Sergius seinerzeit stark engagiert hatte.

Äußerlich ist die Kirche von ihren Fassadenformen her vielen anderen russisch-orthodoxen Sakralbauten ähnlich. Allerdings weist sie eine für das damalige Pskow charakteristische, für Moskau jedoch eher ungewöhnliche Eigenschaft auf: Die Glocken befinden sich nicht wie üblich in einem separat stehenden Glockenturm, sondern im unteren Teil des Kirchturmes unter der Kuppel. Die Glocken wurden auf die in Pskow übliche Art betätigt, indem man sie von unten mit einem Seil, das nicht über einen Klöppel sondern einen beweglichen Balken auf die Glocke selbst wirkte, in Bewegung versetzte. Über Jahrhunderte diente der Kirchturm den Klosterinsassen und Anwohnern umliegender Ortschaften als Beobachtungswarte für den Fall eines Angriffs, wobei die Glocken als Alarmzeichen betätigt wurden.

Im zentralen Teil des Klostergeländes steht die Mariä-Entschlafens-Kathedrale, oft nach der russischsprachigen Bezeichnung auch Uspenski-Kathedrale genannt.[240] Sie wurde nach dem Vorbild der gleichnamigen Kathedrale des Moskauer Kremls erbaut. Dabei überragt die Uspenski-Kathedrale ihr Moskauer Pendant in der Höhe, und ist auch von den neun Kirchenbauten des Klosters der größte. Der beiden Bauten gemeinsame architektonische Stil des 16. und 17. Jahrhunderts besteht insbesondere in der symmetrischen Fünf-Kuppel-Konstruktion: Der zentrale, höhere Kirchturm symbolisiert Jesus Christus, die vier um ihn herum angeordneten stehen für die vier Evangelisten.

Der Baubeginn der Kathedrale war im Jahr 1559, unter der Herrschaft Iwan IV. des Schrecklichen, der den Bau auch in Auftrag gegeben und finanziert hatte und der Grundsteinlegung mit seiner Familie beiwohnte. Es wird vermutet, dass der 1552 durch die Armee Iwans erlangte Sieg über das tatarische Khanat Kasan dafür der Anlass war. Die Errichtung von Gotteshäusern zum Gedenken an einen wichtigen militärischen Sieg war im damaligen Russland eine verbreitete Tradition – so wurde auch die Moskauer Basilius-Kathedrale ebenfalls von Iwan IV. anlässlich seines Siegs über Kasan gestiftet. Allerdings dauerte die Errichtung der Mariä-Entschlafens-Kathedrale länger als die der Basilius-Kathedrale, denn Iwan IV. soll bald das Interesse an dem Bauvorhaben verloren haben und stellte die Förderung ein. Daher konnte die Kathedrale erst 1585, nach seinem Tod, fertiggestellt werden.[241]

Das Innere des Gotteshauses und Teile der Fassade wurden etwa hundert Jahre nach seiner Fertigstellung von Meistern aus der Lawra sowie aus Jaroslawl mit zahlreichen Fresken bemalt, die im Unterschied zu jenen aus der Dreifaltigkeitskathedrale bis heute überdauert haben.[242] Die Ikonostase der Uspenski-Kathedrale stammt aus dem frühen 18. Jahrhundert und beinhaltet unter anderem Originalarbeiten des Moskauer Ikonenmalers Simon Uschakow.

Das Bauwerk am nordwestlichen Ende des Klosterterritoriums repräsentiert sowohl von der Architektur als auch von der ursprünglichen Bestimmung her die Zeit kurz nach der abgewehrten Belagerung des Klosters durch polnisch-litauische Truppen. Es sind die ehemaligen Krankenhausgemächer, die ursprünglich in der Tat als Klosterkrankenhaus dienten und im Angriffsfall auch als Lazarett hätten genutzt werden können. Das Gebäude wurde in den Jahren 1635 bis 1637, ein Vierteljahrhundert nach der Belagerung, erbaut. Es besteht nicht nur aus dem eigentlichen Krankenhaus, sondern schließt auch ein kleines Kirchengebäude mit ein – die gleichzeitig entstandene Kirche der Ehrwürdigen Sossim und Sawwati, die auf jene zwei Heiligen der Solowezki-Inseln geweiht wurde. Somit handelt es sich um eine im Ensemble des Klosters einzigartige Kombination aus einem Sakralbau und einer zivilen Einrichtung.

Da an dem Bau der Kirche und der Krankenhausgemächer seinerzeit Meister aus dem Solowezki-Kloster beteiligt waren – als architektonisches Vorbild könnte möglicherweise eine heute nicht mehr bestehende Kathedrale dieses Klosters gedient haben – gilt sie unter den Klosterbauten als Muster für die nordrussische Baukunst. Charakteristisch für diese Kirche ist insbesondere, dass sie der einzige Zeltdachbau innerhalb des Dreifaltigkeitsklosters ist.

Der Gebäudekomplex im südlichen Klosterteil, der sich dem Besucher wenige Meter nach dem Eingangstor auf der linken Seite eröffnet, beinhaltet das Refektorium, die hierin eingebaute Kirche des Ehrwürdigen Sergius sowie neben einem der Eingänge des Refektoriums die kleine Michei-Kirche.[243]

Das in den Jahren 1686–1692 erbaute Refektorium weist mehrere Besonderheiten auf, die es zu einem der bekanntesten Bauwerke des Klosterensembles machen. Mit seinen selbst für altrussische Verhältnisse ungewöhnlich reichhaltig verzierten Fassaden, deren Bemalung ein wenig an ein Schachbrett erinnert, wird das Refektoriumsgebäude vom Stil her zum Moskauer Barock gezählt. Auch weil das Bauwerk in seiner Ursprungsform nahezu unverändert erhalten geblieben ist, gilt es als eines der besten Beispiele dieser in Russland des späten 17. Jahrhunderts verbreiteten Bauart. Ebenfalls sehr prunkvoll ist die Ausstattung des rund 510 Quadratmeter großen Innenraumes des Refektoriums, der – für seine Zeit noch recht ungewöhnlich – trotz seiner Größe ohne Zwischenstützen auskommt. Hervorzuheben sind dort vor allem die Malereien an den Wänden und am Gewölbe, die in den 1770er-Jahren auf Anordnung Katharina der Großen ausgeführt wurden.[244]

Während das Refektorium ursprünglich seiner eigentlichen Bestimmung gemäß als Festsaal für die Ausrichtung von Feierlichkeiten und wichtigen Empfängen genutzt wurde, dient sein Innenraum heute gänzlich als Gebetsraum der auf den Klostergründer geweihten Kirche des Ehrwürdigen Sergius. Die Gottesdienste werden dort in den Wintermonaten regelmäßig abgehalten. Im Obergeschoss des Refektoriums unter der Kirchenkuppel befindet sich die Klosterbibliothek, die schon beim Bau des Gebäudes zu den größten Büchersammlungen in ganz Russland gehörte.

Die Michei-Kirche, die vor dem rechten Eingang des Refektoriums steht, wurde 1734 eingeweiht und im 19. Jahrhundert mit den heute zu sehenden Fassadenornamenten ausgeschmückt. Geweiht wurde sie auf den heiliggesprochenen Klostervorsteher Michei, der zu den geistigen Erben Sergius' von Radonesch gehörte. Dort ruhen auch die Reliquien des Michei.[245]

Ebenfalls zum Moskauer Barock wird die Torkirche der Geburt Johannes des Täufers gezählt, die denn auch fast zeitgleich mit dem Refektorium – in den Jahren 1692 bis 1699 – entstand. Sie stellt einen wesentlichen Bestandteil des Komplexes um den Haupteingang des Klosters dar. Bis Mitte des 16. Jahrhunderts, wo die Klostermauer im Zuge ihres Ausbaus ein paar Meter Richtung Osten verlegt wurde, befand sich die Kirche unmittelbar über dem Tor in der Mauer, was ihr auch die Bezeichnung „Torkirche“ gebracht hat. Heute ergänzt sie das Heilige Tor, und das Portal im Basisteil der Kirche dient neben diesem als Durchgang zum Kloster. Daneben wird die Kirche auch als Gotteshaus genutzt, insbesondere werden hier den Gläubigen Beichten abgenommen.

Die Geldmittel für den Bau der Johanneskirche wurden vom Großkaufmann Grigori Stroganow, einem der bekanntesten Vertreter der Industriellenfamilie der Stroganows, gestiftet. Das stellt neben anderen Kirchen des Dreifaltigkeitsklosters, die in ihrer Mehrheit von Zaren, Bojaren oder Hochadligen gestiftet worden waren, eine Besonderheit dar. Es unterstreicht auf der anderen Seite aber auch die Tatsache, dass das Gotteshaus gerade zu jener Zeit entstand, als sich das Unternehmertum in Russland neben dem Adel gesellschaftlich immer mehr zu behaupten vermochte und mitunter auch enge Verbindungen zum Zarenhof hatte. Die rot gestrichene und mit zahlreichen Fassadenornamenten verzierte Kirche weist, ähnlich der Mariä-Entschlafens-Kathedrale, eine Fünf-Kuppel-Konstruktion auf, die jedoch von der Form her in einem ganz anderen, etwas „europäischer“ wirkenden Stil gehalten wurde.

Gleich rechts neben den ehemaligen Krankenhausgemächern steht die Kirche der Gottesmutter-Ikone von Smolensk. Sie wurde in den Jahren 1745–1748 errichtet und ist damit einer der vergleichsweise jungen Bestandteile des Klosterensembles. Auch sie wird zum Barockstil gezählt, der auch die bevorzugte Stilrichtung ihres Architekten Dmitri Uchtomski war, zur Herrschaftszeit der Zarin Elisabeth des Hauptarchitekten Moskaus. Geweiht wurde die Kirche auf die von russisch-orthodoxen Gläubigen verehrte Ikone der Gottesmutter von Smolensk, deren Urheberschaft dem Evangelisten Lukas zugeschrieben wird. Als Stifter des Gotteshauses gilt Graf Alexei Rasumowski, der auch als Liebhaber der Zarin Elisabeth bekannt war.[246]

Die annähernd runde, hellblau gestrichene Fassade der Kirche ist in gleichmäßigen Abständen durch mehrere weiße Pilasterpaare getrennt und wird vorne von dem breiten Geländer der zweiläufigen Zugangstreppen ergänzt. Oben wird das Gebäude von einer mächtigen Kuppelkonstruktion gekrönt, deren Spitze ein vergoldeter Zwiebelturm bildet. Die Smolensker Kirche gilt architektonisch als Ergänzung des benachbarten Glockenturms, der vom gleichen Architekten entworfen wurde. Die Ikonostase im inneren der Kirche wurde im Jahr 1748 erschaffen und stammt ursprünglich aus der nicht mehr erhaltenen Kirche der Heiligen Praskewia im alten Moskauer Kaufmannsviertel Samoskworetschje.[247]

Im Klosterhof zwischen der Mariä-Entschlafens-Kathedrale und dem Glockenturm gibt es den sogenannten Mariä-Himmelfahrts-Brunnen, der Wasser spendet, welches unter den Gläubigen als „heiliges Wasser“ gilt. Es wird daran geglaubt, dass dieses Wasser Krankheiten kuriert und für das seelische und körperliche Wohlbefinden gut ist. Bis heute kommen daher Menschen von nah und fern, um Wasser aus dem Mariä-Himmelfahrts-Brunnen zu holen. Die Kapelle, die den Brunnen beherbergt, wurde in etwa Mitte bis Ende des 17. Jahrhunderts errichtet. Sie ähnelt von ihrer Form her einer kleinen vierstöckigen Kirche und fällt durch ihre reichlich vorhandenen dekorativen Elemente an der Fassade auf, die der Kapelle eine überaus schmucke und feierliche Gestalt verleihen.

Der Glockenturm der Lawra ist mit 88 Metern das höchste Gebäude im Kloster. Es steht auf dem „Kathedralenplatz“ in unmittelbarer Nachbarschaft der Dreifaltigkeits- und der Mariä-Entschlafens-Kathedrale sowie der Smolensker Kirche. Hauptarchitekt des Glockenturmes war Kaiserin Elisabeths Hofbaumeister Dmitri Uchtomski, der auch die Smolensker Kirche erbauen ließ – der Grundstein für die letztere wurde denn auch fast zeitgleich mit dem für den Glockenturm gelegt, auch wenn letzterer erst 1768 vollendet wurde.[248]

Sowohl wegen seiner überragenden Höhe als auch bedingt durch die Konstruktion ist der Sergijew Possader Glockenturm das wohl auffälligste Gebäude des Dreifaltigkeitsklosters.[249] Gestrichen in der gleichen hellblauen Farbe wie die Smolensker Kirche, besteht es aus einem breiten, annähernd würfelförmigen Basisteil, auf den vier Stockwerke folgen, von denen jedes über seinen eigenen Glockenraum verfügt. Abgeschlossen wird das obere Stockwerk von einer vergoldeten dekorativen Dachkonstruktion, die von einem weithin sichtbaren Kreuz gekrönt wird. Zwischen dem dritten und dem vierten Stockwerk befindet sich eine Turmuhr, die ursprünglich im Jahre 1784 von Meistern aus Tula gefertigt und 1905 ausgewechselt wurde.[250]

Die Glockenräume des Turmes beherbergten einst bis zu 50 Glocken verschiedener Größen, von denen einige besonders prachtvolle Stücke, wie vieles im Dreifaltigkeitskloster, aus Spenden stammte – so beispielsweise die 1594 gegossene Lebed-Glocke (zu Deutsch „Schwan“), die von Boris Godunow gestiftet wurde. Die schwerste Glocke war mit rund 64 Tonnen die Zarenglocke, die nicht zu verwechseln ist mit dem gleichnamigen Meisterwerk der russischen Gießereikunst aus dem Moskauer Kreml. In den 1930er-Jahren wurden über zwei Dutzend der Lawra-Glocken zerstört oder umgeschmolzen, darunter auch die Zarenglocke. Seit 2003 hängt auf dem Glockenturm jedoch ein Nachbau von ihr, der rund 72 Tonnen wiegt.

1792 wurde auf dem Platz neben dem Glockenturm ein mit einer Sonnenuhr geschmückter Obelisk aufgestellt. An ihm wurden vier Gedenktafeln angebracht, die an die ruhmreiche Vergangenheit des Stiftes, unter anderem an dessen heldenhafte Verteidigung gegen die Interventen, erinnern.

In der Mariä-Entschlafens-Kathedrale befindet sich mit der Familiengruft der Godunows das wohl bekannteste Begräbnis auf dem Klostergelände. Ursprünglich war es in eine der Räumlichkeiten der Kathedrale eingebaut worden; seit ihrem Umbau Ende des 18. Jahrhunderts, bei dem dieser Raum verschwand, befindet sich die Gruft nun draußen, in einem kleinen zeltähnlichen Bau. Neben dem Zaren Boris Godunow, der in seiner Herrschaftszeit zu den Hauptspendern des Klosters gehörte ruhen dort seine Ehefrau Maria und sein Sohn Fjodor, die beide in den Wirren der Smuta von Anhängern des Falschen Dimitri ermordet wurden.

Das Gebäude zwischen dem Refektorium und der Nikon-Kirche diente einst als Metropolitengemächer, also Residenz des Metropoliten bei seinen Besuchen im Dreifaltigkeitskloster während der wichtigen Feierlichkeiten.[251] Heute stellt dieses Haus die Residenz des Patriarchen der Russisch-Orthodoxen Kirche dar, der gleichzeitig auch den Rang des Klostervorstehers innehat. Da sich das Gebäude auf einer Anhöhe befindet, hat es an der Nordseite zwei Stockwerke und an der Südseite drei. Erbaut wurde es in den Jahren 1687–1692 auf Basis der älteren Gemächer aus dem 16. und 17. Jahrhundert. 1778 erhielt es im Zuge eines Umbaus sein heutiges Aussehen, wobei die Hauptfassade an der Nordseite, die sich dem Besucher des Klosters eröffnet, im barocken Stil gehalten wurde. Ihr zentraler Teil wird von einem großen Balkon mit dekorativen gusseisernen Geländern dominiert, der von acht Säulen am Eingangsportal gestützt wird. In den Obergeschossen der Gemächer befindet sich eine kleine Kirche, die 1949 auf den Heiligen Philaretos geweiht wurde, sowie unter anderem Paradesäle mit im Jahre 1778 ebenfalls barock bemalten Gewölben.[252]

Die Tatsache, dass das Dreifaltigkeitskloster schon im 15. Jahrhundert auch eine Pilgerstätte für Großfürsten und später für Zaren des vereinigten Russischen Zarentums war, erklärt auch, dass es dort eine speziell für die Unterbringung der Zarenfamilie und ihres Gefolges erbaute Residenz gab. Das bis heute erhaltene, 1692 fertiggestellte Gebäude der ehemaligen Zarengemächer erfüllte diese Funktion im 18. Jahrhundert. Es handelt sich hierbei um ein zweistöckiges, von seinen Dimensionen her palastähnliches Gebäude im nördlichen Teil des Klosters. Die westliche Fassade des Palastes wurde erst 1745–1748 gestaltet und enthält eine Reihe von Reliefdarstellungen, die Peter I. dem Großen und seinen Kriegsfeldzügen gewidmet sind. Im östlichen Gebäudeteil wurde im Jahre 1870 die Kirche des Schutzes und der Fürbitte der Gottesmutter errichtet. Seit der Verlegung der Moskauer Geistlichen Akademie ins Dreifaltigkeitskloster im Jahre 1814 gehören die ehemaligen Zarengemächer zum Gebäudekomplex der Akademie.[253]

Die Sakristei oder auch Schatzkammer wurde 1782 errichtet und zählt damit zu den neuesten Bauwerken des Dreifaltigkeitsklosters. Entsprechend seiner Entstehungszeit ist die Architektur des Gebäudes dem frühklassizistischen Stil zuzuordnen. Die Sakristei grenzt unmittelbar an die Dreifaltigkeitskathedrale an und beherbergt heute viele der Kunstschätze, die dem Dreifaltigkeitskloster vom 14. bis zum 18. Jahrhundert überreicht wurden.

Die heutige Mauer des Dreifaltigkeitsklosters stammt im Wesentlichen aus dem frühen 17. Jahrhundert, als sie nach der überstandenen Belagerung durch polnisch-litauische Interventen letztmals ausgebaut und befestigt wurde.[254] Die Mauer ist insgesamt 1284m lang und hat, ähnlich den altrussischen Kremlanlagen, mehrere in sie eingebaute Wehrtürme, von denen wiederum einige über ein Ein- und Ausgangstor zum Kloster verfügen. Die meisten Türme entstanden bereits Mitte des 16. Jahrhunderts. Bis heute erhalten geblieben sind elf Türme, davon drei mit Toren.

Der zentrale Wehrturm ist der sogenannte Rote Turm, dessen Tor – genannt Heiliges Tor – zugleich als Haupt- und Paradeeingang des Klosters dient. Der 14m hohe Turm ist in die östliche Seite der Mauer eingebaut, die zur Straße nach Moskau und Jaroslawl sowie der parallelen Eisenbahnstrecke hin gewandt ist. Wie auch die meisten Wehrtürme des Dreifaltigkeitsklosters stammt er aus der Mitte des 16. Jahrhunderts, wobei sein oberer Teil, der stilistisch an einen Kirchenturm angelehnt wurde und mit einer zwiebelförmigen Kuppel und einem Kreuz gekrönt ist, im Jahre 1856 ergänzt wurde. Das bogenförmige Heilige Tor, welches jeder Besucher des Klosters durchläuft, ist in seinem Inneren durch Fresken geschmückt, die unter anderem das Leben des Heiligen Sergius zum Thema haben.

Einer der bekanntesten Wehrtürme ist darüber hinaus der Ententurm. Dieser Name soll laut einer Legende dadurch zustande gekommen sein, dass der damals noch nicht zum Zaren gekrönte Peter der Große, als er sich zur Zeit der Strelizenaufstände im Kloster verborgen hielt, zum Zeitvertreib von diesem Turm aus Enten am nahe gelegenen Teich geschossen haben soll. Später soll dann zur Erinnerung daran die Spitze des Turms mit einer Entenfigur geschmückt worden sein, die dort bis heute aufgestellt ist. Der Ententurm weist eine Höhe von 22 m auf.[255]

Die beiden anderen Türme mit Toren sind der Wasserturm an der südwestlichen Ecke der Mauer und der Pfortenturm am Nordabschnitt der selbigen. Das Wasserturm-Tor stammt aus dem 16. Jahrhundert und diente einst der Versorgung des Klosters mit Wasser aus dem nahen Kellermeisterteich. Der eigentliche Turm, der ein achteckiges Profil mit einem Durchmesser von 18 m bei einer Höhe von 25 m aufweist, wurde in der jetzigen Form im frühen 17. Jahrhundert, nach der Belagerung durch Polen-Litauen, errichtet. Der Pfortenturm wurde in seiner heutigen Gestalt in den Jahren 1759–1772 errichtet und ist vermutlich nach seinem Tor benannt, welches bis auf eine kleine Pforte meist verschlossen blieb.

Die weiteren Wehrtürme in der Klostermauer sind: der Freitagsturm an der südöstlichen Ecke der Mauer, der Zwiebelturm, der seinen Namen einem einst davor gelegenen Zwiebelgarten verdankt, der Bierturm, in dem ursprünglich Nahrungsmittelvorräte gelagert wurden, ferner der Kellermeisterturm, der Zimmermannturm, der Klingelturm und der Trockenturm.

Nach der Entstehung unabhängiger Staaten aus der Sowjetunion bildeten sich eigene nationale orthodoxe Kirchen.[256] Die Weißrussisch-Orthodoxe Kirche, die Moldauisch-Orthodoxe Kirche, die Russisch-Orthodoxe Kirche in Kasachstan und die die autonome Ukrainisch-Orthodoxe Kirche blieben beim Patriarchat Moskau.

Innerkirchlich stark umstritten war die Heiligsprechung des letzten Zaren und seiner Familie, die unter Lenin getötet worden waren.[257] Als Kompromiss wurden sie zwar heiliggesprochen, aber nicht offiziell als Märtyrer benannt. Wladimir Putin gibt sich heute betont gläubig. In ihren ökumenischen Kontakten distanziert sich die Kirche von anderen Kirchen, deren Amtsträger nicht im Einklang mit russisch-orthodoxen Vorstellungen über die Rollen von Männern und Frauen leben (so z. B. Gene Robinson und Margot Käßmann).

Im Juli 2008 beschloss die russische orthodoxe Kirche ihre Grundlagenlehre über die Würde, die Freiheit und die Menschenrechte. Dieses Lehrdokument knüpft an die im August 2000 verabschiedete Sozialdoktrin an und dient als Basis des gesellschaftlichen Dialogs zu Menschenrechtsfragen auf nationaler und internationaler Ebene. An der Ausarbeitung der russischen Erklärung der Menschenrechte, die 2006 vom Weltkonzil des Russischen Volkes beschlossen wurde, hatte die russische orthodoxe Kirche wesentlichen Anteil.[258]

Seit 2006 ist der Religionsunterricht in russischen Schulen wieder eingeführt. Die Russisch-Orthodoxe Kirche plädiert auch für eine Stärkung des russischen Staates und eine Entwicklung von nationalen geistigen Werten.

Die bedeutendsten Bildungseinrichtungen der Russisch-Orthodoxen Kirche sind die Moskauer Geistliche Akademie, die Geistliche Akademie Sankt Petersburg sowie die 1990 gegründete Orthodoxe Universität „Hl. Johannes der Theologe“ in Moskau.[259] Daneben existieren das Orthodoxe Seminar St. Tichon, die Orthodoxe Universität Wolgograd, die Höhere Theologische Schule St. Philaret und die Theologische Fakultät Minsk.

Im November 2010 verabschiedet die russische Duma ein Gesetz zur Rückgabe von 1917 enteignetem Kircheneigentum. Dieses Gesetz sorgte insbesondere in der Oblast Kaliningrad, die 1917 nicht zu Russland gehörte und wo die Russisch-Orthodoxe Kirche keinen Besitz hatte, für Diskussionen, da dort ehemals von evangelisch-lutherischen oder römisch-katholischen Gemeinden genutzte Besitztümer an die orthodoxe Kirche fielen. Dies wurde damit begründet, dass die genannten Glaubensrichtungen im Gegensatz zur orthodoxen Kirche heute nicht mehr in großem Maße in dieser Region präsent seien.

Russische Kunstakademie

Die Russische Kunstakademie wurde 1757 von Graf Iwan Iwanowitsch Schuwalow unter dem Namen Akademie der Drei Edelsten Künste in Sankt Petersburg eröffnet.[260] Bis 1764 war die Akademie in Schuwalows Haus untergebracht. In diesem Jahr benannte Katharina die Große die Bildungseinrichtung in Kaiserliche Kunstakademie um und beauftragte deren ersten Rektor, Alexander Kokorinow, ein neues Gebäude zu entwerfen.[261]

Iwan Iwanowitsch Schuwalow (1727-1797), war ein russischer Graf, Favorit der Kaiserin Elisabeth von Russland, Förderer der Aufklärung und Begründer der Universität Moskau und der Petersburger Kunstakademie.

Die Familie Schuwalow wurde 1746 von Kaiserin Elisabeth in den Grafenstand erhoben. Kurze Zeit später, 1751, wurde Iwan Iwanowitsch Schuwalow von seinen Verwandten an den Hof geholt, wo er bald zum Liebhaber der Kaiserin avancierte - dies öffnete seiner Familie den Weg zu hohen Regierungsämtern. Iwan Schuwalows Leidenschaft galt der Kunst und der Wissenschaft. Er förderte Michail Lomonossow, korrespondierte mit Helvetius, Diderot, Voltaire und anderen Aufklärern. 1755 gründete Schuwalow auf Anregung Lomonossows in Moskau und Kasan Gymnasien sowie die erste russische Universität in Moskau. 1757 folgte die Gründung der Akademie der Künste in Sankt Petersburg, deren Präsident er bis 1763 war. Schuwalow besaß eine bedeutende Sammlung von Kunstwerken, darunter auch eine Vase des sogenannten Schuwalow-Malers, der nach ihm seinen Notnamen erhielt. Schuwalows Karriere endete mit dem Tod der Kaiserin Elisabeth.

Nach 25 Jahren war das in Neoklassik errichtete Gebäude fertig, das gegenüber dem Winterpalais am anderen Ufer der Newa liegt. Sowohl für die kostbare Innendekoration als auch die Gestaltung der dem Ufer zugewandten Seite des Gebäudes, die er mit 3.000 Jahre alten, aus Ägypten mitgebrachten Sphingen und Greifen schmücken ließ, war Konstantin Andrejewitsch Thon verantwortlich.

Konstantin Andrejewitsch Thon (1794-1881) war ein russischer Architekt deutscher Herkunft. Er war Architekt des Zaren während der Herrschaft von Nikolaus I. Er wuchs als Sohn eines deutschen Juweliers in Sankt Petersburg auf und besuchte die Petrischule. Im Alter von neun Jahren trat er in die Petersburger Kunstakademie ein, in der er bis 1815 studierte, unter anderem bei dem Architekten Andrei Woronichin. Für einige seiner Projekte wurde er im Laufe seiner Ausbildung mit Medaillen ausgezeichnet. In den Jahren von 1819 bis 1828 hielt er sich in Rom auf, um Kunststudien zu betreiben. Hier und in Florenz hielt er sich fast zehn Jahre lang auf.

Nach seiner Rückkehr nach Russland im Dezember 1828 wurde er 1830 zum Mitglied der Kunstakademie sowie drei Jahre später zum Professor an der Petersburger Kunstakademie ernannt. 1854 wurde er zum Rektor der Architekturabteilung der Akademie berufen.

Erste Aufmerksamkeit als Architekt erlangte er mit der Gestaltung der Innenausstattung des Gebäudes der Petersburger Kunstakademie am Ufer der Newa.[262] 1827 unterbreitete er dem Zaren sein Projekt der Sankt-Katharinenkirche am Obwodnij-Kanal; sie sollte das erste Bauwerk im Stil der Russischen Renaissance werden. Thons Gebäude wurde ein Prestigeprojekt für andere Kirchen in Sankt Petersburg und ganz Russland. 1830 beendete er sein ehrgeizigstes Projekt seiner Zeit, das der Christ-Erlöser-Kathedrale in Moskau. Dutzende weiterer Kirchen und Kathedralen entstanden daraufhin in verschiedenen russischen Städten, wie in Suomenlinna (heute Finnland), Jelez, Arsamas, Tomsk, Rostow am Don und Krasnojarsk im von ihm geprägten neobyzantinischen Baustil. Thon baute das prächtige Ipatios-Kloster in Kostroma um, errichtete hier eine Kirche und baute das Romanow-Palais um.

In der Zeit von 1838 bis 1851 war Thon mit der Konstruktion des Großen Kremlpalastes und der Rüstkammer in Moskau beschäftigt. Der Große Kreml-Palast mit seinen 700 Räumen und Salons sollte die Größe und Erhabenheit des Russischen Reiches widerspiegeln. Weiterhin zeichnete er für das Gebäude des Maly-Theaters in Moskau verantwortlich. Thons letzte bedeutende Aufträge waren die Bahnhofsgebäude in Moskau und Sankt Petersburg, die in den Jahren 1849 bis 1851 entstanden. Hier verwandte er Elemente der Neorenaissance, venezianische Fassaden sowie mittelalterliche Glockentürme. Nachdem sich in den letzten Jahren seines Lebens seine Gesundheit radikal verschlechtert hatte, verstarb Konstantin Thon 1881 in Sankt Petersburg. Er wurde dort auf dem Wolkowo-Friedhof beigesetzt.

Zwischen 1789–1840 erfolgte die Fertigstellung des Glockenturms der Mariä-Entschlafens-Kathedrale im Rjasaner Kreml in Zusammenarbeit I. O. Russko.[263] Zwischen 1840–1845 entwarf er die Kirche zu Christi Verklärung auf der Apothekerinsel in Sankt Petersburg, in den 1930er Jahren profaniert und stark verändert. In den Jahren baute er das 1841–1842 Schewtschenko-Nationaltheater in Charkow, das 1893 umgestaltet wurde. 1843–1851 entwarf er den Leningrader Bahnhof in Moskau; 1843–1853 die Winterkirche zu Christi Erscheinen des Klosters zu Christi Erscheinen in Uglitsch. 1845–1853 fertigte er die Hauptkirche zur Ikone der Gottesmutter von Wladimir des Mariä-Geburts-Klosters in Sadonsk. Nach fünfjähriger Bauzeit wurde 1854 die Festungskirche zum Heiligen Alexander Newski in Sweaborg in Finnland), die jedoch 1929 völlig verändert wurde. Eine längere Bauzeit erforderte die Kirche zur Ikone der Gottesmutter von Bogoljubowo in Koslow (heute Mitschurinsk), die 1873 fertig gestellt wurde. Weiterhin erbaute er die Kirche der Hl. Erzmärtyrerin Katharinain Katharinenhof bei Sankt Petersburg zwischen 1831–1837, 1929 abgebrochen.

Nach der Oktoberrevolution von 1917 erlebte die Akademie eine Reihe von Umgestaltungen. 1933 erfolgte die Umbenennung in Russische Kunstakademie, 1947 in Kunstakademie der UdSSR. Nach der Auflösung der Sowjetunion wurde 1991 die offizielle Bezeichnung Russische Kunstakademie wieder eingeführt.

Die Kunstakademie war neben ihrer Funktion als Bildungseinrichtung eine Abteilung der Regierung im Range eines Ministeriums, welches das künstlerische Leben im Land regelte, Gesetze erließ und Künstler auszeichnete.[264] Die Akademie förderte nachdrücklich die Prinzipien des Neoklassizismus und schickte die bedeutendsten russischen Maler ins Ausland, um sich über die Kunst der Antike und der Renaissance in Italien und Frankreich zu informieren. Die Akademie besitzt selbst eine umfangreiche Sammlung ausgewählter Kunstwerke zu Studien- und Kopierzwecken.

In der Mitte des 19. Jahrhunderts waren die Lehrmethoden stark von den Ideen des französischen Malers Jean-Auguste-Dominique Ingres beeinflusst, was bei der jüngeren Generation der russischen Künstler auf Ablehnung stieß, die auf ihrem Recht beharrten, realistische Bilder malen zu wollen. Hier hatte daraufhin die Bewegung der Peredwischniki ihren Ursprung. Die Mitglieder brachen öffentlich mit der Akademie und eröffneten ihre eigenen Ausstellungen, mit denen sie durch Russland zogen.

Die Peredwischniki (Wanderer) waren eine Gruppe von russischen Künstlern, vorrangig Malern, die Vertreter des Realismus in der Malerei waren. Diese bildeten aus Protest gegen die Restriktionen der Kaiserlichen Kunstakademie Petersburg eine Genossenschaft von Künstlern, die schließlich im Jahr 1870 ihre Erscheinung in der Genossenschaft der künstlerischen Wanderausstellungen fand.

Die Gesellschaft wurde in Sankt Petersburg auf Initiative von Kramskoi, Mjassojedow, Ge sowie Perow gegründet. Den Hintergrund bildete eine Auseinandersetzung innerhalb der Akademie zwischen den Vertretern der Avantgarde der Künste, die sich für demokratische Ideale einsetzten, und den Vertretern, die sich für die von der Petersburger Kunstakademie deklarierten und gelehrten Doktrinen einsetzten. Der Kopf der neu gegründeten Gesellschaft wurde Iwan Kramskoi. Die Peredwischniki wurden durch die ästhetischen Ansichten von Wissarion Belinski und Nikolai Tschernyschewski beeinflusst.

Bezugpunkte zur slawischen Mythologie finden sich auch überall. Die slawische Mythologie beschreibt die Mythen und die religiösen Vorstellungen der slawischen Völker vor ihrer Christianisierung und ihr Fortdauern in Form „heidnischer“ Bräuche in christlicher Zeit. Überliefert ist ein polytheistisches System mit einer Vielzahl von Gottheiten, Naturgeistern und Naturkulten, das Übereinstimmungen mit der ursprünglichen indogermanischen Religion aufweist und Einflüsse benachbarter Kulturen erkennen lässt.

Die Kenntnis der slawischen Glaubenswelt stammt aus vier Hauptgebieten:[265]

Die Nestorchronik ist als schriftliche Quelle unverzichbar.[266] Die Chronik ist die älteste erhaltene ostslawische Chronik. Sie ist eine der wichtigsten schriftlichen Quellen für die Geschichte der Kiewer Rus. Ihre Angaben werden in weiten Teilen von den Erkenntnissen der Archäologie und Onomastik gestützt.

Die Nestorchronik wurde zwischen 1113 und 1118 in der Redaktion des Silvesters, eines Abtes im Widubizki-Kloster in Kiew, aus mehreren Quellen kompiliert.[267] Ihr Name rührt daher, dass sie seit etwa 1230 dem Hagiographen Nestor von Kiew zugeschrieben wurde. Doch dies wird heute nicht mehr angenommen, da Nestor um 1085 zwei Heiligenviten über die Fürstensöhne Boris und Gleb sowie den Abt Feodosij des Kiewer Höhlenkloster geschrieben hat, deren Darstellung signifikant von der Darstellung der gleichen Personen in der Chronik abweicht.

Die verbreitetste Fassung wird in der Wissenschaft gewöhnlich nach den Anfangsworten Povest' vremennych let „PVL“ genannt.[268] Die meisten russischen Lokalchroniken schöpften für die Geschichte vor Beginn ihrer Aufzeichnungen direkt oder indirekt aus der PVL. Nur wenige abseits gelegene Klöster konnten ihre Exemplare vor der Brandschatzung der Mongolen bewahren. Aber das Ansehen der Chronisten sorgte für einen regen Austausch der Manuskripte, so dass etwa 2.000 zur Verfügung stehen, die mehr oder weniger aus der letzten Überlieferungsphase schöpfen, zum Beispiel die Hypatiuschronik.

Die älteste Chronik ist Die erste Nowgoroder Chronik nach ihrer ältesten Redaktion („Synodalhandschrift“) und wurde von drei Schreibern zwischen dem 13. und der Mitte des 14. Jahrhunderts geschrieben. Den gedruckten Ausgaben wird in der Regel die sogenannte „Laurentiuschronik“ zu Grunde gelegt. Da die heute vorliegenden Handschriften größtenteils aus dem 15. bis 17. Jahrhundert stammen, haben sie zahlreiche Überlieferungsstadien hinter sich gebracht. Es gibt noch eine wichtige Chronik, Die erste Novgoroder Chronik nach ihrer jüngeren Redaktion (1095-Kompilation), benannt nach dem wahrscheinlichen Jahr der Kompilation, die in einer Fassung aus der Mitte des 15. Jahrhunderts überkommen ist und die teilweise ältere Traditionen als PVL aufweist.

Die Chronik beginnt in der damals üblichen Weise in biblischer Zeit, hier mit der Aufteilung der Welt unter die Söhne Noahs und der Zerstreuung von 72 Völkern beim Turmbau zu Babel.[269]

Eines davon sollen die Slawen gewesen sein, als deren Urheimat die untere und mittlere Donau angegeben wird. Ausführlich schildert sie die Stämme an der Donau „von den Warägern zu den Griechen“. Dabei lässt sie den Apostel Andreas vom Schwarzen Meer den Dnjepr aufwärts über die Ostsee nach Rom reisen. Bei der Schilderung aller slawischer und nichtslawischer Stämme der Region berichtet sie ausführlich über mythische Herrscher und Sitten der „Poljanen“, zu denen offenbar der Verfasser gehörte. Ab 852 wird der Erzählstoff nach Chronikart auf die einzelnen Jahre aufgeteilt (Die 1095-Kompilation beginnt den jahresweisen Bericht erst mit dem Jahr 920). Unter diesem Jahr kommt es zur ersten Erwähnung der Rus, die er unter diesem Jahr in seinen griechischen Quellen erwähnt findet.

Unter dem Jahr 882 wird die Einigung Russlands unter Oleg und unter den Jahren ab der Mitte des 10. Jahrhunderts über die allmähliche Christianisierung Russlands geschildert. Danach hat Wladimir I. das Christentum zur Staatsreligion gemacht. Unter dessen Söhnen kommt es nach seinem Tod 1015 zu Bruderkämpfen. Boris und Gleb werden auf Befehl des älteren Bruders Svjatopolk ermordet. Jaroslaw, ein anderer Bruder, rächt die Tat und wird Alleinherrscher. Dann wird die Blüte unter seiner Regierung und der Zerfall des Reiches unter seinen Nachkommen berichtet. Hier kommt auch die emotionale Betroffenheit des Chronisten zum Ausdruck. Unter dem Großfürsten Wladimir Monomach von Kiew tritt dann wieder Ruhe ein. Ab 1051 tritt neben die politischen Ereignisse immer stärker das Geschick des Kiewer Höhlenklosters mit seinen Äbten. Eine Nachschrift des Abtes Silvester beendet dann die Chronik.

Das gelehrte Werk schöpft aus mündlicher und schriftlicher Überlieferung, z.B. die Griechische Chronik, biblische Bücher, byzantinische historische, liturgische, homiletische, apologetische und hagiographische Schriften, Handels- und Friedensverträge, slawische Erzählungen über Kyrill und Method, slawische Texte wohl aus der klösterlichen Tradition über Olga, Boris und Gleb, Unterlagen über die Einführung des Christentums als Staatsreligion, kirchliche Aufzeichnungen über Reliquientranslationen, Aufzeichnungen über Tributverpflichtungen einheimischer Stämme, Notizen über Feldzüge oder Familienereignisse aus dem Fürstenhaus.

Das Werk ist keine buchhalterische Auflistung der Ereignisse, wie es die Annalistik betreibt.[270] Trotz bemerkbarer Bearbeitungsunterbrechungen und verschiedenen Verfassern liegt ein im Groben einheitliches Konzept vor: Die Besonderheit und die heilsgeschichtliche Bedeutung des Volkes soll zum Ausdruck kommen. Gleichzeitig werden die politischen Einheitsfaktoren des Reiches betont: Die Einheit der Sprache, die Einheit der Dynastie und die Einheit der Religion. Sein Herrschaftsideal ist das Seniorat, in dem die erbberechtigten Brüder in den ihnen unterstehenden Reichsteilen herrschen und dem Ältesten die schuldige Ehrerbietung erweisen. Für ihn ist das orthodoxe Christentum deren höchste Form. Der Fürst Wladimir wird bei der Bekehrung vor dem lateinischen Christentum, „deren Glaube unserem gegenüber ein wenig verdreht ist“, gewarnt. So wird die Verteidigung des Reiches auch zur Verteidigung des wahren Glaubens und der Kirche und damit auch zu einem Kreuzzug.[271]

Die Nestorchronik ist eines der identitätsstiftenden Kulturdokumente Russlands, Weißrusslands und der Ukraine.[272] Daher konnte es nicht ausbleiben, dass ihre Legitimationsfunktion, die früher zu Änderungen in den Textfassungen geführt hat, auch bei der späteren Deutung der Chronik eine bedeutende Rolle spielte. In diesen Zusammenhang ist auch der Streit zwischen den „Normannisten“ und „Antinormannisten“ einzuordnen: Im 18. Jahrhundert wurde erstmals vermutet, dass die Rus aus Schweden gekommen seien. Diese Behauptung stieß auf den erbitterten Widerstand russischer Patrioten. Sie standen noch unter dem Eindruck des Krieges zwischen dem Zaren Peter I. und König Karl XII. von Schweden und wollten das Werden des russischen Staates keinesfalls von den Schweden hergeleitet wissen. Für sie war das russische Reich eine autochthone Schöpfung.

Der augenfälligste Hinweis auf die Verbindung der slawischen zur indogermanischen Mythologie ist der Kult des Donnergottes, der bei den Slawen Perun genannt wurde.[273]

Der Schöpfungsmythos der Slawen ist ausgeprägt dualistisch.[274] Eine gute und eine böse Macht heben die Erde aus dem Meer empor und lassen sie wachsen, wobei die gute Macht für die fruchtbaren Landstriche, die böse für Ödland und Sümpfe verantwortlich ist. Die beiden Mächte treten als Gott und Teufel auf, aber auch das Bild zweier Vögel ist überliefert, die Sand vom Meeresgrund picken und herauftragen. Auch an der Erschaffung des Menschen sind das Gute und das Böse gleichermaßen beteiligt: Göttlichen Ursprungs ist die Seele, der Teufel schafft den Körper und damit die Grundlage für alle Schwächen und Krankheiten bis hin zum Tod.

Die Vorstellung der Welt ist personifiziert. Der Himmel, die Erde und die Himmelskörper werden als übernatürliche Wesen vorgestellt. Der Erde ist die Göttin Mokosch, dem Himmel der Gott Svarog zugeordnet. Unter den Himmelskörpern genoss neben Sonne und Mond besonders die Venus kultische Verehrung.

Dass die lokalen Götterkulte einen gemeinsamen Ursprung haben, belegt unter anderem das Wort bog für Gott, das sich in allen slawischen Sprachen findet. Aus dem ursprünglichen slawischen Pantheon sind vier Hauptgötter bekannt: Svarog, Schöpfer allen Lebens, Gott des Lichtes und des himmlischen Feuers, Vermittler des göttlichen Lebens auf der Erde, Spender des Guten.

Der Name Svarožić kann als „Sohn des Svarog“, des Himmelsgottes und Gottvaters des slawischen Pantheons, gedeutet werden. Der Sohn des Svarog galt in der frühen Zeit als Gott des irdischen Feuers und des Lichts, also als Sonnengott und Lebensspender. Er wurde daher besonders im landwirtschaftlichen Bereich verehrt, anlässlich von Sonnenwenden.[275]

Im Osten des slawischen Gebietes wurde die Gottheit im Rahmen eines Feuerkultes verehrt. Im Jahr 980 führte Fürst Vladimir I. seinen Kult in Kiew ein: Dažbog gehörte neben Perun, Stribog, Chors, Simargl und Mokosch zu den sechs Göttern, deren Idole in der Stadt aufgestellt, acht Jahre später allerdings, nach Vladimirs Taufe, wieder abgerissen wurden. „Svarožić“ war in russischen Traktaten des 11. und 12. Jahrhunderts auch die Bezeichnung für das kultische Feuer selbst; die Ipatejev-Annalen vom Anfang des 12. Jahrhunderts vergleichen ihn mit dem griechischen Sonnengott Helios. Noch im 12. Jahrhundert nennt das Igorlied das ganze russische Volk und seinen Fürsten Oleg die „Enkel Dažbogs“.[276]

Svarožić als Gott der Elb- und Ostseeslawen wird erstmals zu Beginn des 11. Jahrhunderts erwähnt. Der Ort war vermutlich identisch mit dem später Rethra genannten Haupttempel des Stammes. In dem reich verzierten und mit Holzstatuen ausgestatteten Heiligtum führten die Priester des Svarožić Orakel und Opferrituale, auch Menschenopfer aus, im Tempel wurden auch die Tribute der Nachbarstämme und Kriegsbeute aufbewahrt. Zum Kult gehörten auch ein heiliges Pferd und ein heiliger Eber, der sich bei Kriegsgefahr im Schlamm des Sees wälzte.

Perun, Gott des Gewitters, des Donners und der Blitze, Kriegsgott und oberster Gott der Slawen. Perun ist der oberste Gott der slawischen Mythologie.[277] Er ist der Gott des Gewitters, des Donners und der Blitze. Zu seinen Symbolen zählen die Schwertlilie, die Axt und die Eiche. Sein Name leitet sich aus der Wurzel per- (schlagen) und der verstärkenden Endung -un ab und bedeutet demnach „Der stark Schlagende“.[278]

Die umfangreichste Dokumentation in schriftlichen Quellen stammt aus dem ostslawischen Bereich: Die Nestorchronik nennt Perun als göttlichen Bürgen für die Verträge der Kiewer Rus mit dem Byzantinischen Reich in den Jahren 907, 912, 945 und 971. Im Jahr 980 ließ ihm Fürst Wladimir I. in Kiew ein Holzidol mit silbernem Kopf und goldenem Bart errichten, ein weiteres Standbild entstand zeitgleich in Nowgorod. Doch bereits 988/989 wurden beide Idole im Zuge der Christianisierung zerstört.[279]

Im vorchristlichen Serbien wird Perun als einzige Gottheit neben Dajbog erwähnt. Er ist der Gott des Himmels und der Hauptgott der heidnischen Serben, und sein Name darf nicht ausgesprochen werden. Nur in äußersten Notfällen darf er gerufen werden. Die Doppelherrschaft und möglicher Dualismus zwischen Perun, dem Gott des Himmels und der Höhe, und Dajbog, dem Gott der Sonne, der Toten und der Wölfe, wurde mit der Christianisierung der Serben zum Dualismus zwischen dem christlichen Gott und dem Teufel umgedeutet.

Veles, ursprünglich Beschützer der Toten, ist der Gott des Viehs, der Fruchtbarkeit, des Reichtums, später auch Gott des Rechts.[280] Er ist ursprünglich ein Gott der Fruchtbarkeit und der Magie, Beschützer des Viehs und der Ernte und Herrscher über das Totenreich. Von dieser Grundfunktion leitet sich seine Zuständigkeit für den wirtschaftlichen Bereich, das Bewahren des Reichtums und das Sicherstellen der Rechtsordnung ab.

Als Gott der Erde ist Veles der Gegenpol zum Donnergott Perun, was dem Gegensatz zwischen dem indischen Indra und dem Dämon Vala entspricht und auf ein hohes Alter dieses Kultes hinweist. Veles wird als gehörnte Schlange mit einem langen Bart dargestellt.

Veles wird vor allem in russischen Quellen genannt und trägt dort den Beinamen skotij bog (Gott des Viehs). Aus den übrigen Gebieten sind nur Andeutungen in Orts- und Personennamen, Sprichwörtern und Liedern überliefert. Mit ihm sind südrussische Erntebräuche verknüpft, in denen die ersten oder letzten Getreidegarben den Göttern, Naturdämonen oder Heiligen geopfert wurden. Die Benennung der Plejaden bei den Ost- und Südslawen als Volosyni (russisch), Vlascite (bulgarisch) oder Vlašići (serbisch und kroatisch) wird ebenfalls mit Veles in Verbindung gebracht.[281] Sein Name erscheint noch in den mittelalterlichen russischen Heldenliedern, den Bylinen. Der hellsehende Sänger Bojan tritt darin als sein Enkel auf.

Die Dämonolatrie, also der Kult der Naturgeister und Dämonen, nahm in der vor- und außerchristlichen slawischen Religion einen breiten Raum ein.[282] Während die Götterkulte bald nach der Christianisierung verschwanden, hielt sich der Glaube an die niederen Wesen, die die Naturkräfte verkörpern, bis in die Neuzeit. Viele der ursprünglichen Naturgeister wurden dabei im Volksglauben zu Gespenstern.

Die Verehrung der vier Elemente Erde, Wasser, Luft und Feuer findet sich im gesamten slawischen Gebiet. Bezeichnend ist dabei die Personifizierung: Es wurden meist nicht die Elemente selbst, sondern die in ihnen wohnenden Wesen verehrt.

Als Erdgeister galten Wesen, die Felsen, Grotten, Steine und Berge bewohnten. Berggeister traten als Gruppen in Gestalt von Nymphen auf – Kosmas nennt sie Oreaden – oder als Einzelwesen. Oft waren es Riesen wie Rübezahl oder der russische Svjatogor, oder Zwerge wie die Permoniki, die von den Bergleuten verehrt und gefürchtet wurden. Ein materielles Zeugnis der Steinkulte sind die Schalensteine, die in Weißrussland bis zum Beginn des 20. Jahrhunderts zu rituellen Handlungen verwendet wurden.[283]

Wassergeister fanden sich in Seen, Brunnen, Quellen und Flüssen. Zauberkräftige Seen, die als Orakel fungierten, erwähnt Thietmar von Merseburg aus dem Gebiet der Daleminzier und Redarier, Die Wassergeister, als Vilen oder Rusalken bekannt, waren ebenso wie die Bergnymphen weibliche Gruppenwesen, der männliche Wassermann war dagegen ein Einzelgänger.

Zu den Luftgeistern zählen die Winddämonen und ihr Bruder Djed Moros, der winterliches Wetter bringt. Die Mutter oder Frau des Windes, Meluzína, warnte vor Unglücken und Naturkatastrophen. Ein sehr böses, im ganzen slawischen Gebiet bekanntes Luftwesen war die Baba Jaga, die auf einer Feuerwalze durch die Luft flog und sich von Menschenfleisch ernährte. Die Baba Jaga ist der ebenfalls slawischen Waldfrau ähnlich, allerdings ist die Waldfrau meist jung und schön.[284] Wie die Waldfrau gilt sie als unberechenbar und sehr gefährlich. Die Baba Jaga könnte eine alte und von der Einsamkeit und Zauberei verrückt gewordene Waldfrau sein.

Baba Jaga gilt auch als das dritte Mitglied einer dreifaltigen Göttin, bestehend aus der Jungfrau, der Mutter und dem alten Weib. Sie ist für den Tod und die Wiedergeburt zuständig. In manchen Erzählungen lebt sie mit zwei Schwestern zusammen, die den gleichen Namen tragen. Gemeinsam bilden sie also die komplette Göttin: Jungfrau, Mutter und altes Weib. Stirbt eine der Schwestern durch das Schwert oder durch Feuer, so besprenkeln die anderen beiden sie mit dem „Wasser des Todes“. Dadurch heilen ihre Wunden und sie steht von den Toten wieder auf. Baba Jaga wird deshalb auch oft als Hüterin der Wasser des Lebens und des Todes bezeichnet.

In alten Märchen lebt die Baba Jaga sesshaft (etwa in einem Tal oder in einem Waldabschnitt) und kann ihre Unterkunft nicht verlassen, weil ihre Zauberkraft mit dem Ort verbunden ist. In späteren vorchristlichen Märchen bewegt sie sich sehr schnell zu Fuß und ist nur an bestimmte natürliche Landesgrenzen gebunden (Flüsse, Berge, Wälder, Täler). In Märchen nach der Christianisierung bekam die Baba Jaga einen Besen, eine schwarze Katze und steht – wie die Hexen – im Bunde mit dem Teufel.

In den variantenreichen Geschichten erscheint Baba Jaga einerseits als eine magere und hässliche alte Hexe mit eisernen Zähnen, die im Wald lebt. Sie isst Menschen und dekoriert ihren Gartenzaun mit deren Schädeln. Andererseits tritt sie auch als helfende Gestalt auf, die gute Ratschläge erteilt oder kostbare Geschenke macht.

Im Feuerkult wurde dem Herdfeuer besondere Achtung entgegengebracht, rituelle Feuer gehörten zum Fest der Sommer- und Wintersonnenwende.[285] Unter den Feuerdämonen finden sich Drachen und kleinere fliegende Wesen, die oft aus einem Ei ausgebrütet werden konnten. Im Zusammenhang mit dem Ahnenkult stehen die Irrlichter, Seelen von Verstorbenen, die lebende Menschen in die Irre führen.

Der Kult der Hausgeister ist seit dem 11. Jahrhundert belegt und reicht bis in die heutige Zeit.[286] Hausgeister als Beschützer eines jeden Hauses waren manchmal die Seelen der Vorfahren, manchmal Zwerge oder Tiergestalten, besonders Schlangen. Das Verbot, eine Schlange im Haus zu töten, damit kein Unglück über die Bewohner komme, war allgemein verbreitet. Archäologisch bezeugt sind Nahrungs-, Tier- und Menschenopfer in Fundamenten, die ebenfalls den Schutz neuerbauter Häuser sicherstellen sollten.

Im Augenblick des Todes verließ nach Auffassung der Slawen die Seele den Körper und entwich aus dem Haus durch ein Fenster, das deswegen geöffnet sein musste, oder durch ein Loch in der Wand. Sie verblieb anschließend entweder dauerhaft am Ort, oder ging nach einer Weile ins Jenseits ein. Sowohl der Fährmann, der die Toten gegen Entgelt in die Unterwelt überführt, als auch die Brücke, die zu überschreiten ist, waren bekannt.

Der tote Körper wurde verbrannt. Viele Quellen bezeugen, dass die Slawen die Witwenverbrennung praktizierten.[287] Ab dem 8. bis 9. Jahrhundert setzte sich unter Einfluss des Christentums die Körperbestattung durch. Dieses war eine Voraussetzung für den später weit verbreiteten Glauben an Vampire, Nachtalbe, Werwölfe und andere menschliche Dämonen; allerdings wurden auch lebende Menschen verdächtigt, sich im Schlaf zu verwandeln.

Ort der Verehrung waren im Allgemeinen heilige Haine, einfache Opferstätten unter freiem Himmel oder Opfersteine. Tempel existierten nur im elb- und ostseeslawischen Raum sowie in der späten Kiewer Rus. Überregional bedeutende Tempel waren Rethra, das Hauptheiligtum der Liutizen, das archäologisch noch nicht nachgewiesen werden konnte, und das Heiligtum des Svantovit in der Jaromarsburg auf Rügen.

Die Götter und Geister wurden seit der Frühzeit bildlich dargestellt.[288] Die Götzenbilder waren aus Holz oder Stein, die Hauptgötter erhielten nach schriftlichen Quellen auch Idole aus Gold und Silber. Obwohl bis zu 3 Meter hohe Statuen gefunden wurden, sind die häufigsten Funde kleine Figuren, die sogenannten Taschengötter. Den Stammesgöttern waren Insignien zugeordnet, die ihre Macht unterstrichen und oft im Krieg mitgeführt wurden: Fahnen, Lanzen, Schwerter und andere magische Waffen. Ein Charakteristikum slawischer Idole ist die Vielköpfigkeit. Viele Götter wurden mit zwei, drei, vier oder sieben Köpfen dargestellt.[289]

Die Kulte waren mit Ausnahme der unter dem Druck der christlichen Nachbarn stehenden Elb- und Ostseeslawen kaum organisiert. Dagegen sind in allen slawischen Gebieten Zauberer, Hexen und Wahrsager bekannt, die als Einzelpersonen die Kulte und magischen Rituale ausübten.

Als Elemente der Götterverehrung sind vor allem Opfer, Orakel und rituelle Festmahle belegt. Die wichtigsten öffentlichen Riten waren mit der Agrarmagie verknüpft, so das Fest der Sommer- und Wintersonnenwende oder des Frühlingsanfangs.[290]

In der Zeit von 1871 bis 1923 wurden durch die Peredwischniki 48 Wanderausstellungungen in Sankt Petersburg, Moskau, Kiew, Charkow, Kasan, Orjol, Riga, Odessa und anderen Städten des damaligen Russischen Reiches organisiert und durchgeführt.[291] Als Maler des Realismus bildeten sie nicht selten die vielschichtigen Charaktere des gesellschaftlichen Lebens mit kritischen Tönen ab. In der humanistischen Kunst der Peredwischniki zeigte sich die entschlossene Verurteilung der absolutistischen Herrschaft Russlands. Die bedeutendste Intention ihrer Kunst war die Darstellung des städtischen Lebens sowie der Traditionen des Volkes.[292]

Die Bewegung der Peredwischniki erreichte in ihrer Blütezeit während der 1870er und 1880er Jahre einen wachsenden Einfluss. Im Gegensatz zur traditionellen dunklen Farbgebung dieser Zeit wählten diese Künstler hellere, schillerndere Farben. Sie setzten auf Natürlichkeit in ihren Bildern und zeigten die Beziehungen der Menschen zu ihrer Umwelt. Die Gesellschaft vereinigte fast alle der talentiertesten Maler des Landes. Zu den Peredwischniki zählten bald auch Künstler aus der Ukraine, Lettland und Armenien.

Um die Jahrhundertwende begannen die Peredwischniki ihren Fokus auf die Darstellung des Lebens zu verlieren.[293] Ihr Einfluss auf die Gesellschaft schwand und einige Künstler begannen, sozialistische Ideen darzustellen, die die Entwicklung der Arbeiterbewegung abbildeten. Viele Peredwischniki bekannten sich zur sowjetischen Kunst und trugen zur Entstehung des Sozialistischen Realismus in der Malerei bei. Im Jahr 1923 fand die 48. und gleichzeitig letzte Ausstellung der Peredwischniki statt. Bedeutende Vertreter der Peredwischniki waren Abram Jefimowitsch Archipow, Sergei Wassiljewitsch Iwanow, Wassili Grigorjewitsch Perow, Wassili Dmitrijewitsch Polenow, Illarion Michailowitsch Prjanischnikow, Wassili Wassiljewitsch Wereschtschagin und Sergei Arsenjewitsch Winogradow.[294]

Andere Maler jedoch sahen die Ausbildung an der Akademie weiterhin als unersetzlich für die Entwicklung der künstlerischen Fähigkeiten an. Berühmte Schüler der Akademie waren Nikolai Leontjewitsch Benois, Marc Chagall, Stanislaus von Chlebowski, Orest Adamowitsch Kiprenski, Wiktor Alexandrowitsch Hartmann, Alexander Nikanorowitsch Pomeranzew, Pawel Petrowitsch Sokolow, Kazimierz Stabrowski, Fjodor Petrowitsch Tolstoi und James McNeill Whistler.

Valentin Serov, einer der Protagonisten der Peredwischniki, wuchs in St. Petersburg in einer künstlerischen Familie auf. Serovs Vater Alexander war Komponist, deutsch-jüdischer und englischer Herkunft. Er war ein bekannter Musikkritiker und ein übermäßiger Bewunderer von Wagner. Serovs Kindheit wurde in künstlerischer Atmosphäre durchdrungen: nicht nur Musiker, sondern auch Bildhauer (z. B. Mark Antokolsky) und Künstler (wie Ilja Repin und Ghe) waren Besucher im Hause Serow. Schon früh zeigten sich beim jungen Valentin Befugnisse der Beobachtung und Talent zum Zeichnen.

Im Jahre 1875 lud der Mäzen Savva Mamontov Serow und seine Mutter in Abramzewo außerhalb von Moskau ein, wo Valentin wieder eine Chance zu studieren bekam, unter Repin, der nach Russland zurückgekehrt war, und anderer Künstler. Die künstlerische Ausildung Serovs wurde stark durch das Leben in Abramzewo und Domotkanovo, nicht weit von Moskau, beeinflusst. Er liebte die zentral-russische Landschaft mit ihren Olivenhainen und Freiflächen umgeben von Wäldern, Schluchten, Feldgehölzen und Dörfer. Seine Arbeiten auf Domotkanovo waren Oktober (1895), Jährlingsbrennen in ein Tränke (1904), Frau mit Pferd (1898) und viele Abbildungen von Krylovs Fabeln. Krylov war Russlands bekanntesten Fabeldichter; während vieler seiner früheren Fabeln Aesop und Jean De La Fontaine inspiriert hatten.

1880 trat Serow der Akademie der Künste in St. Petersburg, wo er unterrichtet wurde von Pavel Chistyakov, ein russischer Maler und Lehrer der Kunst, der in früheren Zeiten Alexandrowitsch Wrubel, Surikow, Polenow und Repin unterrichtet hatte. Chistyakov war eine unfehlbare Autorität für den jungen Serow. Nach fünf Jahren beendete Serow sein Studium aus Langeweile. In den 1880ern reiste Serow im Ausland und bewundert edie französischen Impressionisten. Er begann nun helle Farben in Portraits von Figuren in Gefleckte Sonnenlicht und Schatten zu verwenden.

Die Werke Serovs der frühen Periode wie Das Mädchen im Sonnenlicht (1888) machten ihn bekannt und berühmt.[295] In diesen Gemälden konzentriert Serow sich auf die Spontaneität der Wahrnehmung des Modells und Natur. Bei der Entwicklung von Licht und Farbe, die Harmonie der Reflexionen, Sinne des atmosphärischen Sättigung und der frische, malerischen Wahrnehmung der Welt erschien die Motive des frühen russischen Impressionismus. Serow erhielt eine Auszeichnung von der Moskauer Gesellschaft der Kunstliebhaber und Porträts wurden sofort von Pavel Tretyakov gekauft.

Ab 1890 auf wurde das Porträt das grundlegende Genre in Serovs Kunst. Es war in diesem Bereich, wo sein früher Stil deutlich wurde; einzigartig; die Gemälde waren voll von psychologischen Spitzen. Serow bevozugte oft eine dominierende Skala von schwarz-grau oder braun Töne. In späten 1890er Jahren hatte Serow einem Ruf als einer der besten russischen Porträtmaler seiner Zeit und stand auf eine Stufe mit Repin, seinem Lehrer. Sein Porträt von Konstantin Korovin (1891) zeigt den Einfluss von Edgar Degas, deren Werke Serow aus seinem Aufenthalt in Paris gekannt haben könnte. Serovs Porträts wurden von allen bewundert und die Künstlerin erhielt eine stetig wachsende Anzahl Bestellungen. 1892 erhielt er auf Empfehlung Repins die Gelegenheit, ein großes Porträt von Kaiser Alexander III. und seiner Familie zu malen. Für dieses Portratit brauchte er fast drei Jahre. Bei dieser und anderer Arbeiten für den russischen Adel war der Künstler nicht allein an der Person interessiert, sondern an ihren Charakter, der sich durch das elegante Erscheinungsbild zeigte. [296]

1894 trat er den Peredwischniki bei und übernahm dort wichtige Kommissionen, unter Ihnen Portraits von Großfürst Pawel Alexandrowitsch 1897, Botkin, einem berühmten russischen Therapeuten und einem der Begründer der modernen russischen medizinischen Wissenschaft und Bildung 1899 und Jusupowa, einer russische Adeligen 1903. Von 1897 bis 1909 unterrichtete Serow an der Moskauer Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur. Seine Schüler waren Pavel Kuznetsov, Martiros Saroyan und Konstantin Yuon.

Er begann, historische Gemälde zu erstellen, wie Peter II und Kaiserin Elizabeta Petrovna Reiten auf Hunden (1900), eine Szene aus dem achtzehnten Jahrhundert. Während der Revolution von 1905-1907 trat er aus Protest aus der Petersburger Akademie der Künste aus. 1907 reiste Serow, begleitet von Leon Bakst, einem russischen Maler und Kostümdesigner, der die Kunst nach Kreta, wo die beiden Künstler die Ruinen des Schlosses Knossos studierten. Nach seiner Rückkehr begann Skizzen der alten Burg und Themen aus der klassischen Mythologie zu machen. Die Entführung der Europa von 1910 ist eines seiner bekanntesten Gemälde der Periode. Serovs Werke gehörten zu den größten der russischen realistischen Kunst. 1911 entwickelt für Sergei Djagilews "Scheherazade" einen berühmten Vorhang mit dem Weggang des Sultans zur Jagd. Bald darauf starb er in Moskau am 5. Dezember 1911. Er wurde auf dem Nowodewitschi-Friedhof beigesetzt.

Isaak Iljitsch Lewitan (1860-1900) war einer der bedeutendsten russischen Maler des Realismus. Teilweise ist er auch unter seinem jiddischen Namen Jitzchak Lewitan bekannt, in englischer Schreibweise Yitzchak Levitan. Lewitans sehr einflussreiches Werk besteht aus mehr als tausend Gemälden.[297]

Lewitan kam als Sohn verarmter jüdischer Eltern zur Welt. Sein Vater war Lehrer für Fremdsprachen und lehrte in Privathäusern, doch war er gelegentlich auch zu anderen Arbeiten gezwungen. Trotz bedrückender materieller Verhältnisse fehlte es in der Familie jedoch nicht an einer gebildeten und intellektuellen Atmosphäre, die Lewitans geistiger Entwicklung zuträglich wurde.

Ende der 1860er Jahre zog die Familie nach Moskau, wo Lewitan sich im September 1873 an der Moskauer Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur, an der sein älterer Bruder Awel (Adolf) bereits seit zwei Jahren lernte, einschrieb. Nachdem er ein Jahr in der Kopierklasse verbrachte, wechselte er in die Naturalismusklasse und bald in die Landschaftsmalereiklasse. Lewitans Lehrer waren Alexei Sawrassow, der den größten Einfluss auf ihn hatte, Wassili Perow und Wassili Polenow. Lewitan erhielt als Auszeichnung für seine schnellen Fortschritte eine Schachtel mit Farben und zwei Dutzend Pinsel.

Lewitan erhielt aufgrund seines großen Talentes und seiner weit fortgeschrittenen Entwicklung ein Stipendium verliehen und konnte weiterhin auf der Schule bleiben. Diese Zeit, in der er gelegentlich bei Freunden wohnte und manche Nächte in den Klassenräumen der Schule verbringen musste, war wohl die schwerste in seinem Leben.

1877 wurden erstmals Arbeiten von Lewitan ausgestellt und von der Presse sehr positiv aufgenommen. Als im Mai 1879 Massendeportationen von Juden aus den zaristischen Großstädten durchgeführt wurden, musste auch Lewitan Moskau verlassen. Er durfte aber dank des Einsatzes von einflussreichen Kunstverständigen bald wieder nach Moskau zurückkehren.

1880 kaufte der berühmte Millionär und Kunstsammler Pawel Tretjakow Lewitans Gemälde Herbsttag. Sokolniki (1879). Seit 1884 nahm Lewitan an einer Wanderausstellung, den „Peredwischniki“, teil. Während seines Studiums an der Moskauer Malschule machte er durch den Maler Michail Tschechow die Bekanntschaft mit dessen Bruder, dem Schriftsteller Anton Tschechow, der sein engster Freund wurde. Lewitan war oft Gast Tschechows und offenbar in seine Schwester Maria Tschechowa verliebt.

Er arbeitete zusammen mit den Tschechow-Brüdern für die Illustrierte Moskwa, Anfang der 1880er Jahre illustrierte er eine Ausgabe des Kremls von M. Fabrizius. 1885 und 1886 arbeitete er gemeinsam mit Konstantin Korowin an der Szenerie für Aufführungen an der Privatoper von S. M. Mamontew.

Lewitan malte mit ganz wenigen Ausnahmen nur nichturbane Landschaften. Eine verschollene, von Nesterow erwähnte Ausnahme ist Ansicht des Simonowklosters, wie die schon erwähnten Illustrationen zum Kreml. Der mit einem einzigartigen tiefen Gefühl für die stille Größe und den lyrischen Charme der russischen Natur begabte Lewitan fing die Stimmung der Landschaft auf. Dieser Begriff, der die teils spirituelle Wirkung der Natur auf die menschliche Psyche ausdrücken sollte und zum Ende des 19. Jahrhunderts in Russland sehr populär war, wurde für Lewitans Werk maßgebend.

1889 stellte Sergej Timofeewitsch Morosow (1860–1944), ein berühmter Kunstsammler und Mäzen, Lewitan ein Atelier in der Moskauer Bolschoj Trechswjatitelskij-Gasse zur Verfügung, in dem der Künstler bis zu seinem Lebensende arbeitete. Den Sommer 1890 verbrachte er in Jurjewez und schrieb, neben der Anfertigung zahlreicher Bilder, einen Essay Die Ansicht des Kriwooserskiklosters. Dieser wurde ihm zur Grundlage für eines seiner einflussreichsten Bilder, Das stille Kloster. Dieses Gemälde, das Lewitans tiefe Reflexionen über das Künstlerleben ausdrückt, machte auf Anton Tschechow einen tiefen Eindruck.

1897, als er bereits weltbekannt war (sein Werk wurde u.a. auch in der Münchner Sezession ausgestellt), wurde ein schweres Herzleiden diagnostiziert. Im gleichen Jahr wurde er in die Akademie der Künste aufgenommen und begann zu unterrichten, 1898 war er bereits das Haupt des Landschaftsmalereiateliers in seiner Universität. 1900, in seinem Todesjahr, traf er sich das letzte Mal mit Tschechow auf der Krim. Lewitan wurde zunächst auf dem jüdischen Friedhof Dorogomilow beigesetzt, doch 1941 umgebettet auf den Nowodewitschi-Friedhof, nahe der Tschechowschen Nekropolis. In den Jahren 2010/2011 fand anlässlich des 150. Geburtstages des Malers in der Tretjakow-Galerie am Krimski Wal in Moskau eine Ausstellung mit den bekanntesten Gemälden aus den Museen Russlands statt.

Wassili Grigorjewitsch Perow wurde in Tobolsk als Sohn des örtlichen Staatsanwalts, Baron G. K. Kridener, geboren.[298] Nachdem er seine Ausbildung in Arsamas beendet hatte, wurde er an die Kunstschule von Alexander Stupin, ebenfalls in Arzamas, entsandt. Im Jahr 1853 erhielt er die Zulassung zum Studium an der Moskauer Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur, wo er durch namhafte Künstler jener Zeit unterrichtet wurde. 1856 wurde er mit einer Auszeichnung der Akademie der Künste der russischen Regierung für die Skizze eines Jungenkopfes geehrt. Weitere Auszeichnungen der Akademie folgten: In den Folgejahren erhielt er Auszeichnungen für das Bild Szene am Grab Eine weitere Auszeichnung erhielt er für das Gemälde Predigt auf dem Dorfe im Jahr 1861.[299]

Versehen mit einem Auslandsstipendium ging Wassili Perow 1862 nach Deutschland und später nach Paris. Während dieser Zeit entstanden mehrere Gemälde, die Szenen des Alltagslebens in Europa darstellten, wie Der Statuettenverkäufer, Der Savoyarde sowie Musikanten und Zuschauer. Im Jahre 1865 kehrte Perow nach Moskau zurück. Hier entstanden in der Folgezeit seine Hauptwerke. Dies waren die Gemälde Die Schlange am Brunnen, Die Mahlzeit im Kloster, Die letzte Reise, Die Troika und viele andere.

1866 wurde ihm der Rang eines Wissenschaftlers verliehen und ab 1871 übernahm er eine Professur an der Moskauer Hochschule für Malerei, Bildhauerei und Architektur. Einer seiner bekanntesten Schüler sollte Andrei Petrowitsch Rjabuschkin werden. In dieser Zeit wurde er, vor dem Hintergrund der Situation an der Hochschule, einer der Mitbegründer der Peredwischniki. Er verstarb 1882 an Tuberkulose und wurde zunächst im Danilow-Kloster beigesetzt, in den 1950er-Jahren dann auf den Friedhof des Donskoi-Klosters umgebettet.

Iwan Nikolajewitsch Kramskoi 1837-1887war ein russischer Maler, Pädagoge und Kunstkritiker. Er war der intellektuelle Führer der Demokratischen Kunstbewegung Russlands von den 1860er bis 1880er Jahren.[300] In der Zeit von 1857 bis 1863 studierte er an der Petersburger Kunstakademie. Er begann bald, sich gegen den akademischen Kunststil aufzulehnen und Anhänger zu finden. Er initiierte den Aufstand der Vierzehn, der für ihn den Ausschluss aus der Akademie zur Konsequenz hatte. Unter dem Einfluss der russischen revolutionären Demokraten setzte er sich für die Verantwortung der Künstler gegenüber ihrem Publikum, für das Prinzip des Realismus in der Kunst sowie für die Moral und für die Kunst mit Nationalitätsbezug ein. Er wurde der Gründer und geistige Kopf der Bewegung der Peredwischniki.

In den Jahren von 1863 bis 1868 nahm er eine Tätigkeit als Zeichenlehrer wahr. In der Folgezeit schuf er eine Reihe von Porträts mit den Abbildern der bedeutendsten russischen Schriftsteller, Wissenschaftler, Künstler und Personen der Zeitgeschichte. Das waren u.a. Leo Tolstoi, Iwan Iwanowitsch Schischkin und Pawel Michailowitsch Tretjakow. Diese Gemälde sind heute in der Tretjakow-Galerie in Moskau ausgestellt. Eines seiner bekanntesten Porträts ist das Bild „Die Unbekannte“.

Darüber hinaus schuf Kramskoi Gemälde, die neben seinem Demokratieverständnis und Humanismus auch seine Religion widerspiegeln. Sein Hauptwerk ist das 1872 entstandene Gemälde Christus in der Wüste, was ebenfalls in der Tretjakow-Galerie ausgestellt ist. Auch in der Folgezeit räumte Kramskoi biblischen Themen einen großen Raum in seinen Werken ein. Sein Stil der Malerei und seine aktuellen kritischen Stellungnahmen zur Kunst seiner Zeit beeinflusste viele Künstler Russlands im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts.

Eine wichtige Person der Kunstszene im gesamten russischen Zarenreich des 19. Jahrhundert war Pawel Michailowitsch Tretjakow (1832-1898). Er war ein russischer Kaufmann, Kunstmäzen und Kunstsammler. Aus seiner umfangreichen Kunstsammlung entstand die Tretjakow-Galerie in Moskau, deren Namensgeber er wurde.[301]

In den 1850er Jahren erbte er das Geschäft seines Vaters und betrieb einen florierenden Handel mit Flachs, Stoffen und dem Verkauf von Textilien. Er wurde Mitbegründer der Moskauer Handelsbank und der Moskauer Industrie- und Handelsgesellschaft. Er erwarb sich ein beträchtliches Vermögen, welches er vorerst vornehmlich in Immobilien anlegte.

Ebenfalls in den 1850er Jahren begann er, Kunstgegenstände zu sammeln. Er begann mit Gemälden der holländischen Alten Meister. Sein selbstgestecktes Ziel war die Gründung einer russischen Nationalgalerie. In seiner Sammlung fanden sich die wertvollsten und herausragendsten Werke, vorrangig zeitgenössischer Künstler. Seit den 1870er Jahren kaufte er hauptsächlich Werke der Künstler der Wandererbewegung Peredwischniki. Er erwarb die Gemälde auf Ausstellungen oder direkt vom Maler. Zeitweise kaufte er ganze Gemäldeserien. So erwarb er 1874 die Serie Turkestan von Wassili Wassiljewitsch Wereschtschagin, die aus 13 Gemälden, 133 Figuren und Statuen sowie 81 Studien bestand. In seiner Sammlung befanden sich weiterhin etwa 80 Studien von Alexander Andrejewitsch Iwanow. 1885 erwarb Tretjakow 102 Bilder von Polenow, die dieser während seiner Reisen durch die Türkei, Ägypten, Syrien und Palästina angefertigt hatte.

Tretjakow besaß die vollständigen Kollektionen der Maler Perow, Kramskoi, Repin, Surikow sowie Lewitan.[302] Nebenher begann er Gemälde der Alten Meister aus dem 18. und frühen 19. Jahrhundert zu erwerben. In den 1870er Jahren begann er außerdem Illustrationen zu sammeln. Ab 1890 sammelte er auch Ikonen. Marginal ist dagegen seine Sammlung von Skulpturen.

Anfangs war die Galerie in Tretjakows Haus in der Lawruschenski pereulok untergebracht. Das Wachstum der Sammlung machte jedoch bald umfangreiche Umbauten erforderlich. Ab 1881 wurde seine Galerie zunehmend bekannter; schon 1885 verzeichnete man 30.000 Besucher. Nachdem Tretjakow 1892 eine Sammlung westeuropäischer Gemälde von seinem Bruder geerbt hatte, vergrößerte sich die Galerie erneut. Die Galerie war zu dieser Zeit bereits eines der größten Museen Russlands sowie eine der Sehenswürdigkeiten Moskaus. 1892 vermachte Tretjakow die Sammlung und das Gebäude der Stadt Moskau. Ein Jahr später wurde das Museum unter dem Namen Pawel und Sergej Tretjakow Stadt-Galerie offiziell eröffnet.[303]

Tretjakow engagierte sich neben seiner Kunstsammlung noch aktiv in der Wohlfahrt. Er spendete Geld zur Unterstützung von Bildungsmaßnahmen. Darüber hinaus unterstützte er die Familien der Opfer des Krimkrieges sowie des Russisch-Türkischen Krieges. Er unterstützte Künstler bei der Sicherung ihres Lebensunterhaltes beispielsweise durch Auftragswerke und förderte junge russischer Künstler in Form von Stipendien. Am 10. März 1995 wurde das Ludwig-Museum im Russischen Museum im Marmorpalast eröffnet, welches eine umfangreiche Sammlung internationaler zeitgenössischer Kunst darstellt. Die Sammlung beinhaltet wichtige Arbeiten seit 1945, unter anderem von Jasper Johns, Pablo Picasso, Jeff Koons, Jean-Michel Basquiat, Andy Warhol, Joseph Beuys, Ilja Kabakow, Jörg Immendorff und Gottfried Helnwein.

Katharinenpalast und der Park

Der Katharinenpark befindet sich in Puschkin (früher Zarskoje Selo), etwa 25 Kilometer südlich von Sankt Petersburg.[304] Er ist einer der fünf Landschaftsparks der Stadt und beherbergt auf seinem Territorium den Großen Katharinenpalast. Dieser war einst russische Zarenresidenz, wurde nach schwersten Zerstörungen im Zweiten Weltkrieg möglichst originalgetreu wieder aufgebaut und enthält als besondere Attraktion die Rekonstruktion des Bernsteinzimmers.[305]

Der Landstrich Ingermanland, in dem Zarskoje Selo sich befindet, fiel 1617 an Schweden. Im Großen Nordischen Krieg (1700–1721) wurde er dem russischen Reich wieder einverleibt. Damals befand sich an der Stelle des heutigen Katharinenpalastes ein kleines russisches Landgut mit der Bezeichnung ‚Sariza‘. Die Schweden hatten ‚Sariza‘ in ihrem Sprachgebrauch zu ‚Zaritzhof‘ umgeändert, um anzuzeigen, dass sich darauf ein Herrschaftshaus befand. Die finnische Bevölkerung, die hier siedelte, benannte ‚Saritzhof‘ in ‚Saaris Mojs‘ um – ‚Mojs‘ war die finnische Entsprechung für ‚Hof‘. ‚Saaris Mojs‘ bedeutet: ‚Meierei auf der Anhöhe‘ (Zarskoje Selo liegt 65 Meter über dem Meeresspiegel.).

Zar Peter I. der Große (1672–1725) verteilte Land in der Nähe seiner neuen Hauptstadt St. Petersburg an Verwandte und Freunde, um die Erschließung zu fördern. 1707 schenkte er seinem Mitstreiter Alexander Menschikow ‚Saaris Mojs‘, das im Russischen bald ‚Saarskaja Mysa‘ genannt wurde.

1710 wurde Menschikow das Anwesen wieder weggenommen, nachdem der Zar beschlossen hatte, einen Teil der Besitzungen Menschikows an seine zukünftige Gemahlin, Katharina Alexejewna, zu geben. Das Anwesen diente wie andere landwirtschaftliche Betriebe der Versorgung der Zarenfamilie und des Hofes.

Am Bogen, der heute über die Gartenstraße führt und den Katharinenpalast mit dem Lyzeum verbindet, stand 1702 noch ein einstöckiges hölzernes Herrenhaus. Dieses diente Katharina Alexejewna, restauriert und neu möbliert, bei ihren Besuchen in Saarskaja Mysa zunächst als bevorzugter Aufenthaltsort. Im Jahr 1717 beauftragte Katharina I. den vor allem in Peterhof und Kronstadt tätigen deutschen Architekten Johann Friedrich Braunstein mit der Errichtung eines kleinen, zweigeschossigen Steinhauses. Die Arbeiten begannen 1718 und dauerten bis 1724.

Im Inneren beherbergte das Schlösschen in beiden Etagen sechzehn Zimmer, weshalb es den Beinamen Palast der sechzehn Prunkzimmer trug. Im Erdgeschoss lagen die privaten Wohnräume der Zarin, das zweite Stockwerk nahm die Paradegemächer und den relativ kleinen Assemblensaal auf. Mit der Innenausstattung des Schlösschens im holländischen Stil wurden die Architekten Foerster und Domenico Trezzini beauftragt. Die Ausstattung der Räume war ausgesprochen zurückhaltend, sie strahlte eine beinahe bürgerliche Atmosphäre aus. Nachdem Katharina I. 1725 Kaiserin geworden war, hielt sie sich häufiger in Peterhof auf, das dem Repräsentationsbedürfnis der Herrscherin besser geeignet schien als der bescheidene Palastbau in Saarskaja Mysa. Der Palast wurde wohl ab dieser Zeit regelmäßig als Jagdschloss genutzt. Katharina I. liebte das Gut vor allem wegen der guten Luft.[306]

Nach dem Tod Katharinas I. im Jahr 1727 fiel das Saarskaja Mysa über Umwege an ihre Tochter Elisabeth Petrowna, die spätere Kaiserin Elisabeth I. Elisabeth war, ebenso wie ihre Mutter, eine leidenschaftliche Jägerin. Die Großfürstin war aufgrund geringer Einkünfte zur Sparsamkeit gezwungen. Der Erhalt des Schlosses, der Gärten und der Gewächshäuser war äußerst kostspielig. Achtzehn Jahre lang lebte Elisabeth von den Einnahmen des Gutes und unterhielt davon ihren Hofstaat. Das einzige, was sie sich in dieser Zeit gönnte, war die Errichtung der kleinen Mariä-Verkündigungs-Kirche. Die Kirche wurde an der Stelle errichtet, an der zur Zeit Katharinas I. eine hölzerne Mariä-Verkündigungs-Kapelle gestanden hatte. Der Grundstein wurde 1734 gelegt. Die Kirche wurde erst 1747 fertiggestellt.[307]

Als Elisabeth Petrowna 1741 Kaiserin geworden war, verfügte sie endlich über die Mittel, das Schloss dem neuen Zeitgeschmack anzupassen. Nach ihrer Thronbesteigung taufte sie Saarskaja Mysa in „Zarskoje Selo“ um und machte es zu ihrer alljährlichen Sommerresidenz. Sie gab Michail Zemzow, einem der gefragtesten Architekten in Russland, den Auftrag, das bescheidene Schlösschen zu vergrößern und umzubauen. Zemzow starb allerdings 1743, noch ehe die Arbeiten überhaupt richtig begonnen hatten. Andrej Kwassow, ein Schüler Zemzows, wurde mit der Ausführung der Pläne beauftragt. Kwassow begann 1744 mit dem Bau zweier schmaler, zweigeschossiger Galerien, die zu zwei Steingebäuden führten. Eines davon enthielt eine kleine Kapelle, das andere einen Festsaal und ein Gewächshaus. Nachdem Kwassow aus dem Baugeschehen ausgeschieden war, ging die Leitung der Bauarbeiten zunächst an Giuseppe Trezzini und später an Sewa Tschewakinskij über.

Über den Galerien, die die Schlosskirche und die Orangerie mit dem Palast verbanden, legte Tschewakinskij nach dem Vorbild der hängenden Gärten der Semiramis von Babylon „Hängende Gärten“ an, die 1748 fertiggestellt wurden.[308] Es kam jedoch zu Wasserschäden in den darunter liegenden Räumen. Die Ausbesserungsarbeiten an den Gewölben unter den „Hängenden Gärten“ wurden unter der Regie von Bartolomeo Francesco Rastrelli durchgeführt, der 1749 zum Leiter aller Bauarbeiten in Zarskoje Selo ernannt wurde.

Der im Jahr 1751 fertiggestellte Große Palast fand nicht die Zustimmung der Kaiserin.[309] Bereits am 12. Mai 1751 gab sie Rastrelli den Befehl zu einer erneuten Umgestaltung. Durch die Überbauung der Galerien brachte Rastrelli den gesamten Schlossbau auf eine einheitliche Höhe von drei Geschossen. Die Fassade wurde ähnlich wie später beim Winterpalast zu einer Front zusammengefasst. Die bisherigen Kernbauten gliederten die Fassade durch vorspringende Risalite. Das bescheidene Haus Katharinas I. hatte sich nun in einen großen, repräsentativen Palast verwandelt. Intimität und Bescheidenheit waren dem ebenso bewegten wie kühlen Prunk Rastrellis gewichen. Elisabeth kam in der zweiten Hälfte ihrer Regierungszeit, als der Palast sein gegenwärtiges Aussehen angenommen hatte, immer seltener und nur für kurze Perioden hierher.

Am 30. Juli 1756 wurde die Schlosskirche geweiht und der Palast der Kaiserin, dem Hofstaat, den Ministern sowie den ausländischen Diplomaten gezeigt. Das Schloss war innen wie außen reich vergoldet - zwischen 1746 und 1760 hatte man über 100 kg Gold dafür aufgewendet. Die Gesimse, Reliefs, Karyatiden, Atlanten die heute mit dunkler Ockerfarbe gestrichen sind, waren damals vergoldet. Das Dach aus Weißblech war zudem mit Statuen von nackten Jünglingen und Najaden sowie Vasen geschmückt, die ebenfalls vergoldet waren. Elisabeth besuchte Zarskoje Selo zum letzten Mal am 8. September 1761.[310]

Peter III., der von 1761 bis 1762 Kaiser war, hielt sich mit seinem Hof nur eine Woche in Zarskoje Selo auf. Erst Katharina II. kam wieder regelmäßig hierher. Die unter der Elisabeth I. angebrachten vergoldeten Verzierungen des Katharinenpalastes und der Pavillons erwiesen sich infolge des Klimas als wenig dauerhaft. Alle Statuen, Ornamente Gesimse, die vorher vergoldet waren, bekamen einen schlichten, ockerfarbenen Anstrich. Lediglich die Kuppeln der Palastkirche blieben vergoldet.

Der Architekt Jurij Veldten wurde mit zahlreichen Umgestaltungen im Inneren des Palastes betraut. Er ersetzte z. B. den Chinesischen Saal Rastrellis in der Mitte des Schlosses durch ein großes Treppenhaus. Neben Veldten waren vor allem die Mitglieder der Familie Nejelow in Zarskoje Selo tätig. Sie bauten die Marmorbrücke, die Backsteingebäude der Admiralität, die Pyramide, die Eremitage-Küche, die Große Kaprice (eine riesige Bogendurchfahrt zwischen künstlichen Bergen, bekrönt von einem Pavillon, der chinesische Züge aufweist), das Chinesische Dorf, die Kreuzbrücke, das Obere und das Untere Bad, das Chinesische Theater, den Alexander-Flügel (der später von Stassow zur Aufnahme des Lyzeums umgestaltet wurde) und den Abendsaal.

Katharina II. wollte eine Thermenanlage nach römischem Vorbild. Als Architekten wählte sie Charles Cameron. Er baute ihr das Kalte Bad mit den Achatzimmern. Noch während der Arbeiten am Kalten Bad und am Achatpavillon gab Katharina II. Cameron 1784 den Auftrag zum Bau einer Wandelhalle, einer Art Ruhmeshalle für antike Heerführer, Dichter und Denker, die Katharina II. besonders verehrte. 44 ionische Säulen schmücken den Umgang im Obergeschoss der Galerie, von dessen Schmalseiten eine geschwungene Doppeltreppe hinab in den Garten führt. Sie wird von den auf hohen Postamenten stehenden Statuen des Herakles und der Flora flankiert. Die Bronzestatuen wurden 1786 von Fjodor Gordejew geschaffen und sind Kopien von antiken Statuen der Villa Farnese in Rom.

Im Katharinenpalast betraute Katharina II. Cameron zunächst mit der Neugestaltung der Gemächer ihres Sohnes, des Großfürsten Paul, und dessen Gemahlin Marija Fjodorowna. Cameron gestaltete acht Räume um, darunter das Grüne Speisezimmer, den Blauen Salon und den Blauen chinesischen Salon. Von 1779–1783 gestaltete Cameron schließlich die privaten Räume Katharinas II. Cameron ließ Rastrellis Paradetreppe beseitigen, wie auch zwei der fünf Vorsäle, die zum Großen Saal führten, und legte an ihrer Stelle neue Gemächer an. Gleichzeitig gestaltete Giacomo Quarenghi die Gartenfassade des Subow-Flügels klassizistisch um. Durch diese Um- und Einbauten wurde Rastrellis Regiegedanke für das Hofzeremoniell vollkommen zerstört. Keiner von Camerons Räumen glich dem anderen, jeder hatte seine Eigenheiten. Dazu kam der delikate Zusammenklang der Materialien: Marmor, Stuck, farbiges Glas, Lackarbeiten, japanisches und chinesisches Porzellan und exquisite Stoffe, kombiniert mit italienischen Gemälden und französischem Kunsthandwerk. All dies wurde im Zweiten Weltkrieg vernichtet oder verschwand und ist bisher noch nicht wiederhergestellt.

Katharina II. hat entscheidende Maßnahmen zur weiteren Um- und Ausgestaltung des Parks von Zarskoje Selo und für seine Erweiterung getroffen.[311] Als erstes wurden die Blumengärten, die terrassenförmig zur Eremitage abfielen, beseitigt und die Parkmauer zur Gartenstraße abgebrochen und durch einen Kanal mit Kaskaden und steinernen Kaimauern ersetzt. Mit der Berufung englischer Gärtner leitete Katharina II. die Umwandlung des Parks im englischen Stil, als Landschaftspark ein. Sie hasste gerade verlaufende Alleen, Brunnen und Kanäle, Statuen gehörten ihrer Meinung nach in Gebäude. Stattdessen sollte in dem Park die Schönheit der Natur selbst zur Geltung kommen.[312]

Zarskoje Selo war der Kaiserin von all ihren Residenzen die Liebste. Vom Jahre 1763 an verbrachte sie, zwei bis drei Jahre ausgenommen, den Frühling und fast den ganzen Sommer hier und zog erst im späten Herbst, wenn es kalt zu werden begann, zurück nach St. Petersburg. Katharina feierte fast immer ihren Geburtstag in Zarskoje Selo. Sie reiste gewöhnlich nur mit einem kleinen Gefolge nach Zarskoje Selo. Die Zarin brachte die meiste Zeit mit Staatsgeschäften zu, nur gelegentlich gab sie sich Zerstreuungen hin. Am 6. November 1796 stand die Kaiserin zur gewohnten Stunde auf. Sie sprach mit Platon Subow, ihrem letzten Geliebten, und diktierte den Geheimschreibern. Danach blieb sie allein. Da sich in ihren Gemächern längere Zeit nichts rührte, wurden die Bediensteten unruhig; sie lauschten an der Tür. Als ein Diener eintrat, fand er die Kaiserin in einem Korridor, der zu ihrer Garderobe führte, reglos am Boden liegen. Katharina hatte einen Schlaganfall erlitten. Sie lebte noch einige Stunden, aber das Bewusstsein kehrte nicht wieder. Katharina II. starb in Zarskoje Selo im 68. Lebensjahr.[313]

Paul I. hasste seine Mutter und übertrug diesen Hass auf Zarskoje Selo, welches die Lieblingsresidenz der Kaiserin gewesen war. Er hat nach dem Tod der Kaiserin Zarskoje Selo nur noch einmal im Mai 1800 betreten. Dem Architekten Vincenzo Brenna, dem Erbauer des Michaelschlosses in St. Petersburg, wurde befohlen, alles, was zur Verzierung dieses Palastes und der Schlösser in Pawlowsk und Gattschina notwendig war, von Zarskoje Selo abzutransportieren: Gemälde, Statuen, Bronzen, Antiken und Möbel. Das „Chinesische Dorf“ sollte abgebrochen werden und die Steine für den Bau der genannten Schlösser hergenommen werden. Aus irgendeinem Grunde wurde der Ukas nicht ausgeführt, jedoch wurden alle Fassadenverzierungen abgeschlagen. Ebenso wurden etliche andere kleine Pavillons und Parkbauten zerstört. Die Sammlung antiker Statuen, die in der Grotte aufbewahrt wurde, wurde in alle Winde zerstreut. Die Bronzevasen, die die Zwillingstreppe auf der Cameron-Galerie schmückten, wurden fortgebracht. Zarskoje Selo wurde Stück für Stück vernichtet.[314]

In den ersten Jahren der Regierung von Alexander I. schien es, als hätte er Zarskoje Selo vergessen. Der Hof verbrachte den Sommer auf der Jelagin-Insel in St. Petersburg oder in Peterhof. 1808 weilte der Kaiser kurz in Zarskoje Selo. In der Folge ließ er einige Bronzestatuen und Bronzevasen, die sein Vater Paul I. hatte entfernen lassen, hierher zurückbringen. Zur selben Zeit wurde die Granitterrasse an der Stelle errichtet, wo der Schutt der abgebrochenen Rutschbahn aufgetürmt worden war.

Der Alexanderpark wurde ab 1818 durch den Schotten Adam Menelas, der seit 1779 in Russland lebte, auf dem Gelände des ehemaligen Tiergeheges angelegt. Es entstand ein Naturpark mit vielen stillen, sich zum Teil durch dichtes Buschwerk windenden Pfaden. Im Vergleich zum alten Katharinenpark gibt es hier nur wenige Kleinbauten. Die Steinmauern um den Tiergarten wurden abgerissen, die Steine verwendete man zum Bau eines Bauernhofs, einer gotisierenden Kapelle und für das sogenannte Lamahaus.

Nach einem Brand am 12. Mai 1820 wurden in den zwanziger und dreißiger Jahren einige Zimmer im Katharinenpalast durch Stassow im Stil des „Alexandrinischen Klassizismus“ umgestaltet. Darunter die persönlichen Räume Alexanders und die Räume seiner Mutter Maria Fjodorowna, die jedoch niemals in Zarskoje Selo wohnte, sondern ihrem Schloss in Pawlowsk den Vorzug gab.[315]

In der zweiten Hälfte seiner Regierung weilte Alexander I. regelmäßig in Zarskoje Selo. Hier suchte er Ruhe und Erholung von seinen unzähligen Reisen und von dem höfischen Zwang in St. Petersburg. In Zarskoje Selo konnte Alexander I. sich ganz auf seine Regierungsgeschäfte konzentrieren. In den letzten Lebensjahren zog sich der Zar mehr und mehr auch den Winter über nach Zarskoje Selo zurück, um den Verpflichtungen der Empfänge und Bälle in St. Petersburg zu entgehen, die eine Belastung für ihn geworden waren. Er bewohnte drei kleine Räume, die im Kirchenflügel lagen. Seine Gemahlin, die schwache und kränkliche Kaiserin Elisabeth Alexejewna, verbrachte mit ihrem Gemahl die Winter der Jahre 1822 bis 1825 in Zarskoje Selo.[316] Sie hatte ebenfalls nur drei Zimmer im Kirchenflügel bezogen, die Fenster gingen zum Lyzeum und zum Schlosshof hinaus. Elisabeth Alexejewna liebte es, in der Nähe des geliebten Gemahls zu weilen, obgleich sie sich beklagte, dass die Aussicht schlechter sei als in ihren Sommerappartements und dass auf der einen Seite die Fenstervorhänge vom Morgen bis zum Abend zum Schutze gegen neugierige Blicke der Lyzeumszöglinge herabhängen mussten. Damals schon schwer krank, konnte Elisabeth Alexejewna die Messe hören, ohne das Zimmer zu verlassen, indem sie nur die Tür zum Kirchenchor öffnen ließ. 1825 legte Alexander I. auf dem Weg nach Taganrog, wo er sich einer Kur unterziehen wollte, in Zarskoje Selo eine nächtliche Rast ein. Es war sein letzter Aufenthalt in dieser Residenz.

Nikolaus I. bewohnte, wenn er sich in Zarskoje Selo aufhielt, hauptsächlich den Alexanderpalast, den er seinen Wünschen und Vorstellungen gemäß umgestalten ließ. 1827 kam es zur Umgestaltung der Privatgemächer im Westflügel durch den Architekten Wassili Petrowitsch Stassow. Zehn Jahre später gab es den Umbau des Paradeschlafzimmers Alexanders I. zum Roten Salon. Als Architekt fungiert Konstantin Thorn, den Nikolaus I. vor allem in der zweiten Hälfte seiner Regierungsperiode mit Aufträgen überhäufte (hauptsächlich in Zarskoje Selo und Moskau); Verkleidung der Kachelöfen mit Delfter Kacheln. 1838 wurden zwei Statuengruppen von Stephan Pimenow („Spielende Kinder“) vor der Palastfassade aufgestellt. Weiterhin wurden die Gemächer der Großfürstin Maria Alexandrowna (Gemahlin des nachmaligen Zaren Alexander II.) umgebaut.[317]

1843 fand eine umfassende Restaurierung der Paradesäle durch Nicolai Jefimow; Austausch der Stuckkamine durch Marmorkamine; Erneuerung der Säulen und Fußböden; Einbau einer Zwischendecke in der großen Bibliothek; Einbau doppelter Fensterscheiben; Installation des ersten elektromagnetischen Telegraphenapparates der Welt im Kabinett Nikolaus I. durch die Ingenieure Kroll und Jacoby statt, der mit Apparaten im Kabinett des Chefs der Verkehrswege und öffentlichen Bauten in St. Petersburg verbunden war. Dann kam es zur Umgestaltung der Gemächer der Zarin Alexandra Fjodorowna durch Andrej Stakenschneider; Umwandlung des Blauen Arbeitszimmers Alexanders I. in eine Gedenkkapelle für die jung verstorbene Alexandra Nikolajewna (durch Nikolaj Jefimow); Installation erster Duschen.[318]

Die Apartments Nikolaus I. im Alexanderpalast existieren nicht mehr, sie wurden von Robert Melzer für Nikolaus II. um 1900 vollkommen umgestaltet.[319] Das Gleiche gilt für die Zimmer des früh verstorbenen Thronfolgers Nikolaj Alexandrowitsch im Katharinenpalast, die um 1840–1860 eingerichtet worden waren. 1915 wurde an ihrer Stelle ein Lazarett eingerichtet. Die für ihre Zeit typischen Räumlichkeiten sind auf Zeichnungen von Eduard Hau festgehalten. Die Epoche Nikolaus I. ist in Zarskoje Selo heute hauptsächlich in der Form von Möbelstücken präsent: man sieht eine lange Reihe von Garnituren aus Rotholz, Nussbaum und dem damals aufkommenden Birkenholz, das für die nordischen Länder kennzeichnend ist. Die Möbel wurden zunächst nach Entwürfen Stassows angefertigt: Hunderte von verschiedenen Sofas, reicher oder einfacher, mit glatten oder ornamentierten Handlehnen, mit Bronzeeinlagen oder aus vergoldetem Holz, füllten die Säle, Fremdenzimmer und Dienstwohnungen. Die Variationsmöglichkeiten waren endlos. Die folgende, bürgerliche Epoche nach dem Tode Stassows (1848) glänzte mehr durch Menge als durch Qualität.

Bei der Umgestaltung älterer Parkanlagen und der Schaffung völlig neuer Komplexe hat Adam Menelas noch im hohen Alter Hervorragendes geleistet und auch als Baumeister hatte er Gelegenheit, sich zu bewähren. Anstelle von Rastrellis Schlösschen Monbijou im Alexanderpark setzte er das gotisierende Arsenal, nicht weit entfernt erbaute er 1837 die Kapelle, eine gotische Kirchenruine und den Weißen Turm.[320] Außerhalb des eigentlichen Parkbezirkes schmückte Menelas die Einfahrt der Stadt mit dem Ägyptischen Tor, dessen plastischer Schmuck von Wassilij Demuth-Maljanowskij geschaffen wurde. Nikolaus I. gab außerdem den Auftrag zum Bau von mehreren Brücken im Schlosspark. Aber während er den Park von Peterhof mit zahllosen neuen Akzenten bereichern ließ, veränderte er im gleichen Zeitraum in Zarskoje Selo kaum etwas. In den Spätjahren der Herrschaft Nikolaus I. ist jedoch noch ein Gebäude entstanden, das durch seine malerische Lage am See jedem Besucher auffällt, das „Türkischen Bad“ (1852), der letzte Pavillon, der im Katharinenpark errichtet wurde. Architekt des Bades war der in Moskau aufgewachsene Hippolyth Monighetti, der viele Jahre in Italien verbracht hatte.

Zwischen 1860 bis 1861 gestaltete Hippolith Monighetti Camerons Paradetreppenhaus im Stil des zweiten Rokoko um (Stuckaturen der Wände und der Decke im Stil des 18. Jahrhunderts, japanisches und chinesisches Porzellan). Im Jahre 1880 verschied in Zarskoje Selo die Gemahlin Alexanders II., Maria Alexandrowa, Tochter von Ludwig II. von Hessen. Nur anderthalb Monate nach dem Tod der Kaiserin heiratete Alexander II. in der Schlosskirche des Katharinenpalastes heimlich in morganatischer Ehe seine langjährige Lebensgefährtin, Fürstin Katharina Dolgorukowa (1847–1922), mit der er drei Kinder hatte.[321]

Alexander III. hielt sich kaum in Zarskoje Selo auf, er bevorzugte als Sommerresidenz den Großen Palast von Gattschina. Wenn der Zar in Zarskoje Selo weilte, bewohnte er den linken Flügel des Alexanderpalastes. 1887 wurde Zarskoje Selo als erste Stadt Europas vollständig mit elektrischem Strom versorgt. Alle Hauptwege des „Alten Gartens“ laufen auf die Eremitage zu. Erster Architekt des kleinen Schlösschens war Michail Zemzow, der es im Herbst 1744 im Rohbau vollenden konnte, bald darauf jedoch verstarb. Zwei Jahre lang drang Wind und Wetter in den Pavillon, ehe an ihm weitergearbeitet wurde, diesmal unter der Leitung von Rastrelli, der den Bau nach seinen Plänen 1756 in vollkommen abgeänderter Gestalt vollenden konnte.[322]

Das Erdgeschoss war für die Bediensteten bestimmt. Ein enges Treppenhaus führte in den ersten Stock, der fast vollständig von einem großen Saal mit einem illusionistischen Deckengemälde von Valeriani, „Gastmahl im Olymp“ ausgestattet war. Die Decken der vier seitlich angeordneten Kabinette malten Vater und Sohn Valeriani, Gradizzi und Peresinotti mit Szenen aus den Metamorphosen des Ovid aus. Der Raum war mit einem hydraulischen Tisch eingerichtet, der von der Küche im Erdgeschoss mit Winden in den Saal hochgehoben werden konnte. Zur Bedienung des komplizierten Hebemechanismus’, der im Keller verborgen war, benötigte man zwölf Arbeiter. Nach dem Mahl wurde der Tisch versenkt und es entstand ein Ballsaal.

Das Bernsteinzimmer, ein im Auftrag des ersten Preußenkönigs Friedrich I. von Andreas Schlüter gefertigter Raum mit Wandverkleidungen und Möbeln aus Bernsteinelementen, wurde ursprünglich im Berliner Stadtschloss eingebaut.[323] 1716 wurde es vom preußischen König Friedrich Wilhelm I. an den russischen Zaren Peter den Großen verschenkt. Fast zwei Jahrhunderte lang befand es sich im Katharinenpalast in Zarskoje Selo. Nachdem die Wandverkleidungen und das Interieur 1941 demontiert und ab 1942 im Königsberger Schloss ausgestellt wurden, sind sie seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges verschollen.[324] Im Katharinenpalast befindet sich seit 2003 eine originalgetreue Nachbildung des Bernsteinzimmers.

Das Bernsteinzimmer war ursprünglich für das Charlottenburger Schloss bestimmt.[325] Entworfen wurde es von dem Architekten und Bildhauer Andreas Schlüter. Es handelte sich um eine komplette Wandvertäfelung aus Bernstein, die später auch als das „achte Weltwunder“ bezeichnet wurde.[326] Der dänische Bernsteindreher Gottfried Wolffram befand sich aufgrund einer Empfehlung Friedrichs IV. von Dänemark wohl seit 1701 in Diensten Friedrichs I. in Königsberg. Im Jahr 1706 wurde die Ausführung den Danziger Bernsteinmeistern Ernst Schacht und Gottfried Turau übertragen, da Wolfframs Preise als zu hoch empfunden wurden. 1712 wird die Arbeit noch erwähnt, ist dann aber erst nach dem Tode Friedrichs I. teilweise in ein Kabinett am Weißen Saal des Berliner Stadtschlosses eingebaut worden.[327]

Der russische Zar Peter der Große bewunderte das Zimmer bei seinem Besuch in der preußischen Residenz des „Soldatenkönigs“, der im Gegensatz zu seinem Vorgänger für derlei Kunst am Bau wenig übrig hatte, dafür aber „Lange Kerls“ für seine Leibgarde suchte.[328] So kam es mit Zar Peter zum Austausch von Geschenken zur Besiegelung einer Allianz gegen Schweden, und das Zimmer wurde gegen Soldaten mit Gardemaß getauscht.[329]

Zarskoje Selo – Bernsteinzimmer – Katharinenpalast. Kunstverlag Iwan Fjodorow, Sankt Petersburg 2004, S. 47 Peters Tochter, Zarin Elisabeth ließ das Zimmer erweitern und in Sankt Petersburg zunächst im Winterpalast installieren, später im Katharinenpalast in Zarskoje Selo. Der im Dienste des russischen Hofes stehende italienische Architekt Bartolomeo Francesco Rastrelli brachte das Zimmer durch Einfügung von Spiegelpilastern und vergoldeten Schnitzereien zu seiner endgültigen Größe.[330]

Mit Zarskoje Selo war von Anfang an ein „Lustgarten“ verbunden. [331] Elisabeth ließ den Garten, der unter Katharina I. noch bescheidene Ausmaße hatte, beträchtlich erweitern und im französischen Stil umgestalten. Im 18. Jahrhundert wurde ein fürstlicher Schlossgarten als „Fortsetzung des Ballsaals im Freien“ verstanden. Den östlichen Teil des Parks nannte man den „Alten Park“, weil er auf Katharina I. zurückging. Elisabeth ließ abgestufte Terrassen anlegen und sie durch baumbeschattete Wege in regelmäßige Flächen aufteilen; sie ließ ausgewachsene Bäume mit dichten Kronen aus Holland, Deutschland oder Italien importieren. Dichte Heckenwände dienten als Hintergrund für Statuen.

Gab es für die Gestaltung des „Alten Gartens“ gewisse Anhaltspunkte aus der Zeit von Katharina I., so musste der „Neue Garten“ zwischen dem Katharinenpalast und dem Tierpark quasi „aus dem Nichts“ geschaffen werden. Mit den Arbeiten wurde 1745 begonnen. Nachdem die Arbeiten beim Tod Elisabeths 1761 eingestellt wurden, ging der „Neue Garten“ später in den Landschaftsanlagen des Alexanderparks auf.

Rastrelli erbaute 1753–1757 am Rand des Großen Teiches eine Grotte. Ein nicht näher bezeichneter Hofrat Rossi aus Italien leitete die Arbeiten und die innere Ausschmückung des Pavillons. Es war damals modern, in den Schlössern einige Zimmer, in den Parkanlagen einzelne Pavillons mit Muscheln und Tuffstein auszuschmücken. Eine solche Sala terrena befand sich auch im Katharinenpalast, die aber wegen eindringender Feuchtigkeit beseitigt wurde, und man installierte die Muscheln in dem neuen Pavillon.[332]

Kasaner Kathedrale

Die Kasaner Kathedrale ist eine Kirche am Newski-Prospekt in Sankt Petersburg. Das russisch-orthodoxe Kirchengebäude, das von 1801 bis 1811 nach dem Vorbild des römischen Petersdoms errichtet wurde, gehört zu den auffälligsten Gebäuden Sankt Petersburgs.[333] Es beherbergte von 1932 bis 1990 das Museum für die Geschichte der Religion und des Atheismus, seit 1990 das Museum für Religionsgeschichte. Ein Seitenflügel wird wieder für Gottesdienste benutzt. Auf dem Platz vor der Kirche fand am 6. Dezember 1876 die erste sozialrevolutionäre Demonstration auf russischem Boden statt, die unter anderem von Georgi Walentinowitsch Plechanow organisiert wurde. Bis 1904 befand sich hier die Ikone der Gottesmutter von Kasan.

Die Gottesmutter von Kasan ist eine Ikone der Maria, der Mutter Jesu. Sie zählt in der russisch-orthodoxen Kirche zu den heiligsten Ikonen. Die Ikone der Gottesmutter von Kasan stellt die Jungfrau Maria als Gottesgebärerin („Theotokos“) dar. Die Gottesmutter von Kasan wird von Gläubigen als Schutzpatronin der Stadt Kasan geehrt. Zwei Kathedralen, die Kasaner Kathedrale in Moskau und die Kasaner Kathedrale in Sankt Petersburg, sind der Gottesmutter von Kasan gewidmet. Zahlreiche weiter russische Kirchen sind der Gottesmutter von Kasan gewidmet, wie etwa in Nowaja Usman.[334]Gedenktage der Gottesmutter von Kasan in der Orthodoxen Kirche sind der 21. Juli und der 4. November. Letzterer ist heute auch der „Tag der Einheit des Volkes“, ein Nationalfeiertag in Russland. Das Bildnis der Gottesmutter von Kasan wird von orthodoxen Christen dem Evangelisten Lukas zugeschrieben.

Die Ikone hatte eine wechselvolle Geschichte. Sie gilt als wundertätig und wurde in mehreren kriegerischen Auseinandersetzungen als Glücksbringer eingesetzt. Nach der Überlieferung soll die Ikone in der Nähe von Kasan nach der Eroberung von den Tataren durch Truppen Iwan des Schrecklichen am 8. Juli 1579 von einem kleinen Mädchen in den Ruinen ihres niedergebrannten Hauses gefunden worden sein, nachdem ihr die Gottesmutter im Traum erschienen sei.

Das Original des Gnadenbildes befand sich in der Kasaner Kathedrale in Sankt Petersburg und wurde 1918 nach der Umwandlung in ein Museum verkauft und gelangte in Privatbesitz nach Polen, dann nach England, dann nach Amerika, und wurde 1970 von der Blauen Armee Mariens für die byzantinische Kirche in Fátima in Portugal erworben, wo abgewartet wurde, bis sie wieder nach Russland zurückkehren kann. In weiterer Folge befand sich die Ikone ca. 11 Jahre in den Privaträumlichkeiten von Papst Johannes Paul II. in Rom. Am 28. August 2004 wurde die Ikone vom Vatikan in Begleitung von Kardinal Walter Kasper und Kardinal Theodore Edgar McCarrick an die russisch-orthodoxe Kirche in Moskau überbracht und dem Patriarchen Alexius II. übergeben. Am 21. Juli 2005 wurde die Ikone von Alexius II. mit dem Präsidenten der Republik Tatarstan Mintimer Scharipowitsch Schaimijew der Mariä-Verkündigungs-Kathedrale im Kasaner Kreml übergeben.

Kaiser Paul I. gab kurz vor seiner Ermordung den Auftrag, eine Kirche im Stil des Petersdoms zu errichten.[335] Der Baumeister Andrei Woronichin modifizierte dies jedoch stark mit Elementen der russischen Architektur, so dass heute nur noch die Kolonnade und die Kuppel an das römische Vorbild erinnern. Eine Besonderheit dabei ist, dass die Kolonnade nicht etwa an der Frontseite der Kirche steht - in russisch-orthodoxen Kirchen befindet sich der Altar im Osten, der Haupteingang folglich am Westen - die geschmückte Seite zum Newski-Prospekt hin ist aber die Nordseite. Die Inneneinrichtung erinnerte schon vor der Oktoberrevolution eher an einen Palast als an eine Kirche - neben dem reichhaltigen Schmuck zieren die Kirche auch erbeutete Fahnen und Trophäen aus russischen Kriegszügen. Die Kathedrale beherbergt auch das Grab des siegreichen Feldmarschalls Michail Illarionowitsch Kutusow - angeblich an der Stelle, an der er vor dem Kriegszug gegen Napoléon Bonaparte betete.

Stroganow-Palais

Das Stroganow-Palais ist ein 1754 fertiggestelltes barockes Palais in Sankt Petersburg und eines der im Originalzustand erhaltenen barocken Bauwerke des italienischstämmigen Architekten Bartolomeo Francesco Rastrelli.[336] Das Palais befindet sich an der Prachtstraße Newski-Prospekt unmittelbar östlich der Grünen Brücke über die Moika. Die beiden vorderen Fassaden sind dem Newski-Prospekt und der Moika-Uferstraße zugewandt.

Die Bebauung des Grundstücks an der Kreuzung der damaligen Newski-Perspektivstraße mit dem Moika-Ufer begann in den 1730er-Jahren. 1742 erwarb Freiherr Sergei Grigorjewitsch Stroganow, ein Vertreter der Industriellenfamilie Stroganow und zugleich ein bedeutender Kunstsammler, die Liegenschaft mit einem noch unvollendeten Haus. Die Fertigstellung dieses Hauses unter dem neuen Besitzer verhinderte ein Großbrand im Jahre 1752, der vor allem die nahe gelegenen Holzbauten vernichtete, jedoch auch das Haus an der Querung der Moika bis auf die Grundmauern abbrennen ließ. Kurz darauf beschloss Stroganow, hier eine neue Wohnresidenz bauen zu lassen. Dass die Wahl des Architekten auf Rastrelli fiel, welcher eigentlich schon damals ausschließlich Aufträge vom russischen Kaiserhof entgegennehmen durfte, ist nur durch die Tatsache zu erklären, dass Freiherr Stroganow dem Hof sehr nahestand und durch die Ehe einer seiner Nichten mit einem Neffen Katharina der I. auch eine Verwandtschaft mit dem Romanow-Haus innehatte.

1753 bis 1754 errichtete Rastrelli unter Verwendung des Fundaments und teilweise auch der Grundmauern des abgebrannten Hauses das heutige dreigeschossige Palais einschließlich des Flügels von der Seite der Moika-Uferstraße sowie der 50 Paradesäle im Inneren. Von den letzteren sind heute der Große Saal und das zentrale Vestibül im Originalzustand erhalten. Seit 1753 lebte Rastrelli als Ehrenbewohner in dem Palais, das den Namen des Auftraggebers und des Eigentümers des Bauwerks erhielt.

Nach dem Tod von Sergei Stroganow im Jahre 1756 erbte dessen Sohn Freiherr (später Graf) Alexander Sergejewitsch Stroganow das Palais. Alexander Stroganow galt wie sein Vater als bedeutender Kunstsammler und brachte im Palais unter anderem seine Sammlung von Mineralien unter, die heute wieder im Mineralienkabinett besichtigt werden kann. Er war es auch, der Ende des 18. Jahrhunderts einen Umbau des Palast-Interieurs veranlasste, bei dem die meisten Paradesäle ihre heutige, klassizistische statt bisher barocke Gestalt annahmen. An diesem Umbau war der damals noch junge Baumeister Andrei Woronichin beteiligt. Woronichin war einer der Leibeigenen Stroganows, der an seine künstlerische Begabung glaubte und ihm eine solide Ausbildung ermöglichte. Neben Woronichin gestaltete Fjodor Demerzow, ein klassizistischer Stadtbaumeister des späten 18. Jahrhunderts, die Innenräume.

Nach dem Tod Alexander Stroganows wurde das Palais von seinem Sohn Graf Pawel Alexandrowitsch Stroganow übernommen, und auch später gehörte die Residenz bis ins frühe 20. Jahrhundert hinein dem Stroganow-Geschlecht.[337] Der letzte Besitzer bis zur Verstaatlichung des Palais nach der Oktoberrevolution war Graf Sergei Alexandrowitsch Stroganow, unter dem im Innenhof des Palais ein Garten mit einer kleinen Exposition von Statuen und Skulpturen aus der Sammlung Alexander Stroganows angelegt wurde. Dieser Garten musste 2003 einem mit Glaskuppel überdachten Restaurant weichen.

In den 1920er-Jahren hatte das verstaatlichte Palais einschließlich der Kunstbestände aus dem Stroganow-Haus den Status einer Filiale der Eremitage und war als Kunstmuseum für die Öffentlichkeit zugänglich. 1929 wurde das Museum jedoch aufgelöst. Ein Teil der dort befindlichen Kunstwerke wurde dabei in den Winterpalast und andere Ausstellungs- und Aufbewahrungsräume der Eremitage übertragen, ein weiterer Teil wurde anderen Kunstmuseen des Landes übergeben, einige wurden aber auch im europäischen Ausland versteigert und waren damit für Russland unwiederbringlich verloren. Ab 1937 wurde das Palais mehrere Jahrzehnte lang als Verwaltungssitz mehrerer Organisationen genutzt und verkam bis zum Ende der 1980er-Jahre zusehends.

1988 erhielt das Palais erneut den Museumsstatus und wurde in das Russische Museum eingegliedert. In den 1990er-Jahren wurden die beiden Hauptfassaden restauriert, und Anfang der 2000er-Jahre begann die Sanierung der Innenräumlichkeiten.

Das Stroganow-Palais gilt heute als das einzige Bauwerk auf dem Newski-Prospekt, das die barocken Originalformen aus der Mitte des 18. Jahrhunderts ohne größere Veränderungen beibehalten hat. Zahlreiche dekorativen Elemente wie der konkave Dachgiebel über dem zentralen Portal, die Portiken in der Fassadenmitte oder die oben und unten schmuck ornamentierten Fenstereinfassungen fallen an den Fassaden zum Newski-Prospekt und zur Moika auf und sind als architektonische Stilelemente der Blütezeit des Petersburger Barocks charakteristisch. Der frische rosarote Fassadenanstrich mit dekorativen Elementen in Weiß verleiht den Fassaden eine feierliche, ebenfalls für den reifen Barock typische Gestalt. Das krönende Element des Außendekors ist der Dachgiebel zum Newski-Prospekt hin, in dessen Mitte eine Reliefabbildung des Familienwappens der Stroganows an die Namensgeber des Gebäudes erinnert.[338]

Von der Innenarchitektur ist im Besonderen der einzige Paradesaal zu erwähnen, der das barocke Design Rastrellis im Wesentlichen beibehalten hat und im Unterschied zu den anderen rund 50 Sälen von dem klassizistischen Umbau Ende des 18. Jahrhunderts nicht betroffen war. Das ist der Große Saal, der durch eine äußerst prunkvolle Skulpturen- und Malereidekoration auffällt und mit seiner hellgrünen Farbgestaltung ein wenig an das bekannteste barocke Rastrelli-Bauwerk Petersburgs, den Winterpalast, erinnert. In dem Ensemble der klassizistischen Paradesäle sind unter anderem die Gemäldegalerie, der Parade-Speisesaal sowie das Mineralienkabinett des Grafen Alexander S. Stroganow erwähnenswert.

1995 öffnete das Palais als Filiale des Russischen Museums erstmals seit der Schließung 1929 für Besucher. Die Restauration der meisten der in den Jahrzehnten der Fremdnutzung erheblich in Mitleidenschaft gezogenen Paradesäle erfolgte im Vorfeld der 2003 begangenen Feierlichkeiten zum 300. Jahrestag der Stadtgründung Petersburgs. Gegenwärtig sind noch drei Säle unrenoviert und für Besucher geschlossen, darunter die ehemalige Gemäldegalerie, in der aktuell Restaurationsarbeiten am Laufen sind.

Neben der ständigen Exposition des Russischen Museums im Palais – das ist das Mineralienkabinett mit der Originalsammlung teils rarer Minerale aus der Sammlung von Alexander S. Stroganow – gibt es in einzelnen Paradesälen des Gebäudes in regelmäßigen Abständen wechselnde Themenausstellungen aus den Beständen des Russischen Museums wie auch anderer russischer und ausländischer Museen. Zudem befindet sich im Palais ein Wachsfigurenkabinett, dessen Figuren nicht nur sämtliche Mitglieder des Stroganow-Hauses darstellen, sondern auch Vertreter des Kaiserhofs sowie die Architekten, die an der Gestaltung des Palais mitgewirkt haben.

Isaakskathedrale

Die Isaakskathedrale (Kathedrale des Heiligen Isaak von Dalmatien) ist die größte Kirche Sankt Petersburgs und einer der größten sakralen Kuppelbauten der Welt.[339] Die Kirche ist 111 Meter lang, 97 Meter breit und 101,50 Meter hoch. Der Durchmesser der vergoldeten Hauptkuppel beträgt 26 Meter. In der Kirche finden mehr als 10.000 Menschen Platz.

Der Gedenktag des hl. Isaak von Dalmatien fiel mit dem Geburtstag Peters des Großen zusammen. Daher wurde bereits im Jahr 1707 kurz nach der Gründung von Sankt Petersburg mit dem Bau einer ersten Isaakskirche aus Holz begonnen. 1717 wurde die Holzkirche durch einen Steinbau ersetzt und als Kathedrale geweiht. Die Architekten waren Johann Georg Mattarnovi und Nikolas Härbel. 1735 wurde die Kathedrale durch ein Feuer zerstört. 1764 beauftragte Katharina II. den italienischen Architekten Antonio Rinaldi mit dem Bau einer dritten Isaakskathedrale. 1790 verließ Rinaldi Russland, ohne sein Werk vollendet zu haben. Der Bau kam ins Stocken und wurde 1796 eingestellt.

1798 unternahm Vincenzo Brenna einen Versuch, die Kathedrale fertigzustellen, musste jedoch aus Kostengründen auf vier von fünf geplanten Kuppeln und auf den Glockenturm verzichten. 1802 wurde die Kathedrale geweiht. Nach dem Sieg über Napoleon I. im Vaterländischen Krieg wollte Alexander I. die Isaakskathedrale zu einem Nationaldenkmal umgestalten. Er schrieb 1816 einen Architektenwettbewerb aus, den der Franzose Auguste Ricard de Montferrand für sich entscheiden konnte. 1818 begannen die Bauarbeiten. Zunächst wurde der Vorgängerbau teilweise abgebrochen; nur der Altarraum blieb bestehen. In den nächsten Jahren wurde der sumpfige Bauplatz fundamentiert. Dazu wurden etwa 11.000 Baumstämme in die Erde gerammt. Von 1822 bis 1825 wurden die Bauarbeiten auf Drängen der Akademie der Künste eingestellt, da es zu statischen Problemen gekommen war. Zudem wurde Montferrands fachliche Kompetenz angezweifelt. Montferrand verstand es jedoch, seine Gegner mit einem überarbeiteten Entwurf zu überzeugen.

1827 waren die Arbeiten am Fundament abgeschlossen, 1828 Fertigstellung der Unterkirche. Zwischen 1828–1830 wurden die 48 Portikus-Säulen (je 17 Meter hoch) aufgestellt. 1835 kam es aufgrund von weiteren statischen Problemen zu einer erneuten Planänderung. Die Errichtung der 101 Meter hohen Hauptkuppel zog sich von 1837 bis 1841 hin. Sie war die erste große Kuppel in Metallbauweise weltweit.1848–1858 kam es zur Vollendung des Innenraums.[340]

Nach der Oktoberrevolution wurden in der Isaakskathedrale bis 1928 Gottesdienste abgehalten. Danach wurde in der Kirche ein antireligiöses Museum eingerichtet, das 1931 seine Pforten öffnete. Damals wurde ein 91 Meter langes Foucaultsches Pendel in die Kuppel gehängt. Im Zweiten Weltkrieg diente die Isaakskathedrale als Depot für Kunstgegenstände aus den um Leningrad liegenden Zarenresidenzen. 1942 wurden die fünf vergoldeten Kuppeln mit einem grünen Tarnanstrich überzogen. Die Kathedrale hatte dennoch erheblich unter dem deutschen Artilleriebeschuss zu leiden. Nach dem Krieg begannen aufwändige Restaurierungsarbeiten. Die Restaurierung war 1960 abgeschlossen. Mit der zunehmenden Religionsfreiheit in der Sowjetunion konnte erstmals 1990 wieder ein festlicher Gottesdienst abgehalten werden. Eine erneute Restaurierung erfolgte in den Jahren 1994 bis 2003. Heute werden an hohen Feiertagen Gottesdienste in der Isaakskathedrale zelebriert.

Den Außenbau gliedern insgesamt 112 Granitsäulen, die einzeln bis zu 114 Tonnen wiegen. Bedeutend sind die vier großen Giebelreliefs, von Iwan Vitali und Francois Lemaire geschaffen. Das südliche zeigt „Die Anbetung der Könige“ von Iwan Vitali, das östliche den „Hl. Isaak von Dalmatien, dem Kaiser Valentian sein nahes Ende vorverkündend“. Das nördliche Giebelrelief zeigt die „Auferstehung Christi“, das westliche „Die Begegnung des hl. Isaak von Dalmatien mit dem Kaiser Theodosius“ – wobei Kaiser Theodosius mit den Gesichtszügen Alexanders I. ausgestattet ist.

Bedeutend sind auch die drei großen Bronzetüren, die in das Innere der Kathedrale führen. Das Westportal ist den Aposteln Petrus und Paulus gewidmet, das Nordportal dem hl. Isaak von Dalmatien und dem hl. Nikolaus von Myra, das Südportal dem hl. Wladimir und dem hl. Alexander Newskij.

Im Inneren der Kirche befinden sich über 200 meist großformatige Gemälde und Mosaiken sowie zehn große Säulen aus Malachit und zwei aus Lapislazuli. Die Wände sind mit verschiedensten Marmorarten, Edel- und Schmucksteinen geschmückt. Insgesamt wurden 43 verschiedene Baustoffe benutzt, was der Kirche den Beinamen „Museum der russischen Geologie“ einbrachte. Alle beim Bau der Kathedrale verwendeten Materialien finden sich bei der im Inneren der Kirche stehenden Büste Montferrands wieder, die geschaffen wurden.

Die Kathedrale wurde von Karl Brüllow (1799–1852), Fjodor Antonowitsch Bruni, Peter Bassin, Johann Konrad Dorner, Wassili Schebujew und Nikolaj Alexejew ausgemalt.[341] Die 39 Gemälde der Attika stellen Szenen aus der Bibel dar, von der Erschaffung der Welt bis zur Kreuzigung Christi. Die 22 halbrunden Lünettenbilder zeigen Taten russischer Heiliger. Die Hauptkuppel schmückt das Gemälde „Gottesmutter in Ruhm“ von Karl Brüllow. Es zeigt die Gottesmutter Maria, umgeben von Heiligen, Aposteln und Evangelisten.

Fjodor Antonowitsch Bruni (1799-1875) war ein russischer Maler, Grafiker und Zeichner italienischer Abstammung. Fidelio Bruni war der Sohn Antonio Brunis (1767–1825), eines italienischen Malers und Bildhauers. 1807 zog er achtjährig mit seiner Familie nach St.Petersburg, wo Vater Antonio Bruni sich als Anton Ossipowitsch Bruni niederließ und bis zu seinem Tod wirkte. Fidelio, der nun Fjodor Antonowitsch Bruni hieß, war hochtalentiert und besuchte mir zehn Jahren bereits die Russische Kunstakademie, wo er in den Ateliers von Alexei Jegorowitsch Jegorow und Wassili Kusmitsch Schebujew lernte und 1818 seine Abschlussprüfung machte.

1820 bis 1836 weilte er in Italien auf die Einladung von Prinzessin Zinaida Wolkonskaja hin. Etliche Werke wie „Der Tod Camillas, die Schwester von Horatio“ (1820), „Fürstin Zinaida Wolkonskaja in einem Kostüm von Tankred“ (1820–1822), „Bacchantin gibt Amor Wein“ (1828) und „Madonna mit Kind“ (1835) entstanden in dieser Zeit. Trotz Möglichkeiten, sich der romantischen Malerei, die er beherrschte und ansatzweise in seinen Bildern verarbeitete, weiter zuzuwenden, blieb er dem Klassizismus treu und fertigte sowohl eigene Arbeiten an, als auch Auftragskopien berühmter italienischer Fresken wie die von Raffaello Santi im Vatikan.

Nach seiner Rückkehr wurde er ordentlicher Professor der Petersburger Kunstakademie zusammen mit dem gleichaltrigen Karl Brüllow. 1837 malte er „Alexander Puschkin im Sarg“, das einen hohen Bekanntheitsgrad durch lithographische Abzüge erhielt. 1838 kehrte Bruni nochmals nach Italien zurück, um sein Monumentalwerk (5,65 m × 8,52 m), die „Eherne Schlange“, ein biblisches Motiv, zu vollenden und 1841 nach Petersburg zu bringen, wo es von der Eremitage angekauft wurde.[342]

Trotz seiner hohen Fähigkeit, mehrfigurige, komplexe, detaillierte und ausdrucksstarke Großgemälde zu schaffen, wurde seine klassizistische Kunstauffassung unmodern. Zunächst erhielt er noch Aufträge wie die Ausgestaltung und Überwachung der Fresken in der Isaakskathedrale (Isaakiewskij Sobor) in St. Petersburg, die er 1845 abschloss. 1855 wurde Bruni Rektor der Russischen Kunstakademie. Infolge seiner Lehrtätigkeit ging seine Malaktivität zurück. Sein Festhalten an streng akademischen Prinzipien und Vorstellungen (Akademismus) distanzierten ihn von seinen Studenten und den aufgeklärt-demokratisch orientierten Kollegen, so dass er 1871 seine Stellung als Rektor aufgab und sich auf sein Anwesen zurückzog, wo er 1875 in völliger Abgeschiedenheit starb.

Fußnoten

  1.  ↑ Kusber, J.: Kleine Geschichte St. Petersburgs, Regensburg 2009, S. 28
  2.  ↑ Schlögel, K./ Schenk, F. B./Ackeret, M. (Hrsg.): Sankt Petersburg. Schauplätze einer Stadtgeschichte, Frankfurt am Main 2007,
  3.  ↑ Kusber, J.: Kleine Geschichte St. Petersburgs, Regensburg 2009, S. 37
  4.  ↑ Talbot Rice, T.: Die Kunst Russlands. Zürich 1965, S. 164
  5.  ↑ Doroschinskaja, J.: Leningrad und Umgebung. Moskau 1980, S. 131
  6.  ↑ Talbot Rice, T.: Die Kunst Russlands. Zürich 1965, S. 165
  7.  ↑ Doroschinskaja, J.: Leningrad und Umgebung. Moskau 1980, S. 130
  8.  ↑ Moll, M.: Architektur in Russland, Aachen 1990, S. 132
  9.  ↑ Moll, M.: Architektur in Russland, Aachen 1990, S. 134
  10.  ↑ Doroschinskaja, J.: Leningrad und Umgebung. Moskau 1980, S. 130
  11.  ↑ Volkov, S.: St. Petersburg. A Cultural History, New York 1995, S. 76
  12.  ↑ Schlögel, K.: Petersburg. Das Laboratorium der Moderne 1909–1921, Frankfurt am Main 2009, S. 36
  13.  ↑ Volkov, S.: St. Petersburg. A Cultural History, New York 1995, S. 123
  14.  ↑ Schlögel, K.: Petersburg. Das Laboratorium der Moderne 1909–1921, Frankfurt am Main 2009, S. 42
  15.  ↑ Simons, P.: Die Liebenden von Leningrad, Augsburg 2008, S. 102
  16.  ↑ Dahlmann, D.: Der russische Sieg über die „teutonischen Ritter“ auf dem Peipussee 1242, in: Krumeich, G./Brandt, S. (Hrsg.): Schlachtenmythen. Ereignis–Erzählung–Erinnerung, Köln/ Wien 2003, , S. 63–75, hier S. 63
  17.  ↑ Selart, A.: Livland und die Rus' im 13. Jahrhundert, Köln/ Wien 2012, S. 42
  18.  ↑ Hechler, V.: Geschichte Russlands, Paderborn 1986, S. 105
  19.  ↑ Nicolle, D.: Lake Peipus 1242, London 1996, S. 38
  20.  ↑ Dahlmann, D.: Der russische Sieg über die „teutonischen Ritter“ auf dem Peipussee 1242, in: Krumeich, G./Brandt, S. (Hrsg.): Schlachtenmythen. Ereignis–Erzählung–Erinnerung, Köln/ Wien 2003, , S. 63–75, hier S. 64
  21.  ↑ Nicolle, D.: Lake Peipus 1242, London 1996, S. 55
  22.  ↑ Hechler, V.: Geschichte Russlands, Paderborn 1986, S. 106
  23.  ↑ Selart, A.: Livland und die Rus' im 13. Jahrhundert, Köln/ Wien 2012, S. 67
  24.  ↑ Dahlmann, D.: Der russische Sieg über die „teutonischen Ritter“ auf dem Peipussee 1242, in: Krumeich, G./Brandt, S. (Hrsg.): Schlachtenmythen. Ereignis–Erzählung–Erinnerung, Köln/ Wien 2003, , S. 63–75, hier S. 65
  25.  ↑ Nicolle, D.: Lake Peipus 1242, London 1996, S. 63
  26.  ↑ Hechler, V.: Geschichte Russlands, Paderborn 1986, S. 107
  27.  ↑ Nicolle, D.: Lake Peipus 1242, London 1996, S. 78f
  28.  ↑ Dahlmann, D.: Der russische Sieg über die „teutonischen Ritter“ auf dem Peipussee 1242, in: Krumeich, G./Brandt, S. (Hrsg.): Schlachtenmythen. Ereignis–Erzählung–Erinnerung, Köln/ Wien 2003, , S. 63–75, hier S. 68f
  29.  ↑ Selart, A.: Livland und die Rus' im 13. Jahrhundert, Köln/ Wien 2012, S. 89
  30.  ↑ Selart, A.: Livland und die Rus' im 13. Jahrhundert, Köln/ Wien 2012, S. 107
  31.  ↑ Dahlmann, D.: Der russische Sieg über die „teutonischen Ritter“ auf dem Peipussee 1242, in: Krumeich, G./Brandt, S. (Hrsg.): Schlachtenmythen. Ereignis–Erzählung–Erinnerung, Köln/ Wien 2003, , S. 63–75, hier S. 75
  32.  ↑ Hellmann, M. u.a.: Weltgeschichte – Russland, Band 31, Frankfurt am Main 1998, S. 221
  33.  ↑ Schmidt, C.: Russische Geschichte 1547–1917, München 2003, S. 145
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  41.  ↑ Hellmann, M. u.a.: Weltgeschichte – Russland, Band 31, Frankfurt am Main 1998, S. 245
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  44.  ↑ Massie, R. K.: Peter der Große – Sein Leben und seine Zeit, Frankfurt/Main 1987, S. 65
  45.  ↑ Richter, B.: Verbrannte Erde – Peter der große und Karl XII. Die Tragödia des ersten Russlandfeldzuges. MatrixMedia Verlag, Göttingen 2010, S. 76
  46.  ↑ Englund, P.: The Battle That Shook Europe – Poltava and the Birth of the Russian Empire, London 2002, S. 107
  47.  ↑ Massie, R. K.: Peter der Große – Sein Leben und seine Zeit, Frankfurt/Main 1987, S. 82
  48.  ↑ Englund, P.: The Battle That Shook Europe – Poltava and the Birth of the Russian Empire, London 2002, S. 97
  49.  ↑ Bremm, K.-J.: Im Schatten des Desasters – Zwölf Entscheidungsschlachten in der Geschichte Europas, Norderstedt 2003, S. 76
  50.  ↑ Arouet de Voltaire, F. M.: Geschichte Karls XII., Königs von Schweden. Deutscher Bücherbund, Hamburg/Stuttgart 1963, S. 79f
  51.  ↑ Regan, G.: Battles that changed History. 2. Auflage, London 2002, S. 64
  52.  ↑ Massie, R. K.: Peter der Große – Sein Leben und seine Zeit, Frankfurt/Main 1987, S. 137
  53.  ↑ Regan, G.: Battles that changed History. 2. Auflage, London 2002, S. 90
  54.  ↑ Arouet de Voltaire, F. M.: Geschichte Karls XII., Königs von Schweden. Deutscher Bücherbund, Hamburg/Stuttgart 1963, S. 136
  55.  ↑ Bremm, K.-J.: Im Schatten des Desasters – Zwölf Entscheidungsschlachten in der Geschichte Europas, Norderstedt 2003, S. 89
  56.  ↑ Englund, P.: The Battle That Shook Europe – Poltava and the Birth of the Russian Empire, London 2002, S. 138
  57.  ↑ Hellmann, M. u.a.: Weltgeschichte – Russland, Band 31, Frankfurt am Main 1998, S. 226
  58.  ↑ Donnert, E.: Peter der Große, Leipzig 1988, S. 56ff
  59.  ↑ Hans-Heinrich Nolte: Kleine Geschichte Rußlands, Ditzingen 2003, S. 112
  60.  ↑ Schmidt, C.: Russische Geschichte 1547–1917, München 2003, S. 140
  61.  ↑ Reinhold Neumann-Hoditz: Peter der Große. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek 2000,S. 47
  62.  ↑ Findeisen, J.-P.: Das Ringen um die Ostseeherrschaft, Berlin 1992, S. 128
  63.  ↑ Schmidt, C.: Russische Geschichte 1547–1917, München 2003, S. 146
  64.  ↑ Hellmann, M. u.a.: Weltgeschichte – Russland, Band 31, Frankfurt am Main 1998, S. 228
  65.  ↑ Löwe, H.-D.: Volksaufstände in Russland. Von der Zeit der Wirren bis zur „Grünen Revolution“ gegen die Sowjetherrschaft, Forschungen zur osteuropäischen Geschichte, Band 65, Wiesbaden 2006, S. 26
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  67.  ↑ Isenmann, M. (Hrsg.): Merkantilismus. Wiederaufnahme einer Debatte (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beihefte. 228), Stuttgart 2014, S. 28ff
  68.  ↑ Schmidt, C.: Russische Geschichte 1547–1917, München 2003, S. 154
  69.  ↑ Wallerstein, I.: Das moderne Weltsystem. Band 2: Der Merkantilismus. Europa zwischen 1600 und 1750, Wien 1998, S. 82
  70.  ↑ Westermann, A./Westermann, E.: (Hrsg.): Wirtschaftslenkende Montanverwaltung – Fürstliche Unternehmer – Merkantilismus. Zusammenhänge zwischen der Ausbildung einer fachkompetenten Beamtenschaft und der staatlichen Geld- und Wirtschaftspolitik in der Frühen Neuzeit, Husum 2009, S. 65
  71.  ↑ Wallerstein, I.: Das moderne Weltsystem. Band 2: Der Merkantilismus. Europa zwischen 1600 und 1750, Wien 1998, S. 75f
  72.  ↑ Isenmann, M. (Hrsg.): Merkantilismus. Wiederaufnahme einer Debatte (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beihefte. 228), Stuttgart 2014, S. 52
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  74.  ↑ Gömmel, R.: Die Entwicklung der Wirtschaft im Zeitalter des Merkantilismus 1620–1800, München 1998, S. 40
  75.  ↑ Isenmann, M. (Hrsg.): Merkantilismus. Wiederaufnahme einer Debatte (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beihefte. 228), Stuttgart 2014, S. 65
  76.  ↑ Gömmel, R.: Die Entwicklung der Wirtschaft im Zeitalter des Merkantilismus 1620–1800, München 1998, S. 90
  77.  ↑ Westermann, A./Westermann, E.: (Hrsg.): Wirtschaftslenkende Montanverwaltung – Fürstliche Unternehmer – Merkantilismus. Zusammenhänge zwischen der Ausbildung einer fachkompetenten Beamtenschaft und der staatlichen Geld- und Wirtschaftspolitik in der Frühen Neuzeit, Husum 2009, S. 176
  78.  ↑ Reinhold Neumann-Hoditz: Peter der Große. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek 2000,S. 69
  79.  ↑ Massie, R. K.: Peter der Große. Sein Leben und seine Zeit, Frankfurt/M. 1992, S. 78ff
  80.  ↑ Hellmann, M. u.a.: Weltgeschichte – Russland, Band 31, Frankfurt am Main 1998, S. 230
  81.  ↑ Löwe, H.-D.: Volksaufstände in Russland. Von der Zeit der Wirren bis zur „Grünen Revolution“ gegen die Sowjetherrschaft, Forschungen zur osteuropäischen Geschichte, Band 65, Wiesbaden 2006, S. 28
  82.  ↑ Massie, R. K.: Peter der Große. Sein Leben und seine Zeit, Frankfurt/M. 1992, S. 97
  83.  ↑ Granin, D.: Peter der Grosse, Berlin 2001, S. 78f
  84.  ↑ Hellmann M./ Zernack, K./ Schramm, G.: Handbuch der Geschichte Russlands, Band 6, Berlin/Wien 2008, S. 171
  85.  ↑ Torke, H.-J.: Die russischen Zaren, 1547–1917, München 2006, S. 87
  86.  ↑ Wallerstein, I.: Das moderne Weltsystem. Band 2: Der Merkantilismus. Europa zwischen 1600 und 1750, Wien 1998, S. 75f
  87.  ↑ Isenmann, M. (Hrsg.): Merkantilismus. Wiederaufnahme einer Debatte (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beihefte. 228), Stuttgart 2014, S. 52
  88.  ↑ Hellmann M./ Zernack, K./ Schramm, G.: Handbuch der Geschichte Russlands, Band 6, Berlin/Wien 2008, S: 147
  89.  ↑ Gömmel, R.: Die Entwicklung der Wirtschaft im Zeitalter des Merkantilismus 1620–1800, München 1998, S. 40
  90.  ↑ Isenmann, M. (Hrsg.): Merkantilismus. Wiederaufnahme einer Debatte (= Vierteljahrschrift für Sozial- und Wirtschaftsgeschichte. Beihefte. 228), Stuttgart 2014, S. 65
  91.  ↑ Gömmel, R.: Die Entwicklung der Wirtschaft im Zeitalter des Merkantilismus 1620–1800, München 1998, S. 90
  92.  ↑ Westermann, A./Westermann, E.: (Hrsg.): Wirtschaftslenkende Montanverwaltung – Fürstliche Unternehmer – Merkantilismus. Zusammenhänge zwischen der Ausbildung einer fachkompetenten Beamtenschaft und der staatlichen Geld- und Wirtschaftspolitik in der Frühen Neuzeit, Husum 2009, S. 176
  93.  ↑ Reinhold Neumann-Hoditz: Peter der Große. In Selbstzeugnissen und Bilddokumenten, Reinbek 2000,S. 69
  94.  ↑ Massie, R. K.: Peter der Große. Sein Leben und seine Zeit, Frankfurt/M. 1992, S. 78ff
  95.  ↑ Hellmann, M. u.a.: Weltgeschichte – Russland, Band 31, Frankfurt am Main 1998, S. 230
  96.  ↑ Löwe, H.-D.: Volksaufstände in Russland. Von der Zeit der Wirren bis zur „Grünen Revolution“ gegen die Sowjetherrschaft, Forschungen zur osteuropäischen Geschichte, Band 65, Wiesbaden 2006, S. 28
  97.  ↑ Massie, R. K.: Peter der Große. Sein Leben und seine Zeit, Frankfurt/M. 1992, S. 97
  98.  ↑ Granin, D.: Peter der Grosse, Berlin 2001, S. 78f
  99.  ↑ Hellmann M./ Zernack, K./ Schramm, G.: Handbuch der Geschichte Russlands, Band 6, Berlin/Wien 2008, S. 171
  100.  ↑ Torke, H.-J.: Die russischen Zaren, 1547–1917, München 2006, S. 87
  101.  ↑ Findeisen, J.-P.: Das Ringen um die Ostseeherrschaft, Berlin 1992, S. 113
  102.  ↑ Hans-Heinrich Nolte: Kleine Geschichte Rußlands, Ditzingen 2003, S. 117
  103.  ↑ Granin, D.: Peter der Grosse, Berlin 2001, S. 154
  104.  ↑ Torke, H.-J.: Die russischen Zaren, 1547–1917, München 2006, S. 69
  105.  ↑ Donnert, E.: Peter der Große, Leipzig 1988, S. 129
  106.  ↑ Donnert, E.: Katharina II., die Große (1729–1796). Kaiserin des russischen Reiches. Regensburg/Darmstadt 1998, S. 104
  107.  ↑ Skodock, C.: Barock in Russland. Zum OEuvre des Hofarchitekten Francesco Bartolomeo Rastrelli, Wiesbaden 2006, S. 17
  108.  ↑ Mörke, O.: Die Diskussion um den Absolutismus als Epochenbegriff. Ein Beitrag über den Platz Katharinas II. in der europäischen Politikgeschichte, in: Hübner, E./ Kusber, J./Nitsche, P. (Hrsg.): Rußland zur Zeit Katharinas II. Absolutismus – Aufklärung – Pragmatismus, Köln 1998, S. 9–32, hier S. 30
  109.  ↑ Skodock, C.: Barock in Russland. Zum OEuvre des Hofarchitekten Francesco Bartolomeo Rastrelli, Wiesbaden 2006, S. 68
  110.  ↑ Donnert, E.: Katharina II., die Große (1729–1796). Kaiserin des russischen Reiches. Regensburg/Darmstadt 1998, S. 109
  111.  ↑ Donnert, E.: Katharina II., die Große (1729–1796). Kaiserin des russischen Reiches. Regensburg/Darmstadt 1998, S. 110
  112.  ↑ Skodock, C.: Barock in Russland. Zum OEuvre des Hofarchitekten Francesco Bartolomeo Rastrelli, Wiesbaden 2006, S. 72
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