e-Portfolio von Michael Lausberg
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Wolf Singer/Matthieu Ricard: Jenseits des Selbst

Dialoge zwischen einem Hirnforscher und einem buddhistischen Mönch

Suhrkamp Verlag, Berlin 2017, ISBN: 978-3-518-42571-8

In diesem philosophisch angehauchten Buch geht es um die Dialoge der beiden Protagonisten Wolf Singer und Matthieu Ricard über existentielle menschliche Fragen wie Liebe, Gefühle, Realität, freier Wille, Gerechtigkeit und Bewusstsein.

Wolf Singer 1981 1981 Mitglied der Max-Plack-Gesellschaft und Direktor der Abteilung für Neurophysiologie am Max-Planck-Institut für Hirnforschung in Frankfurt/Main. Hier gründete er im Jahre 2004 das Frankfurt Institute for Advanced Studies FIAS) sowie das Brain Imaging Center (BIC). Sein Spezialgebiet war die Aufklärung neuronalen Prozesse bei sogenannten höheren kognitiven Leistungen wie etwa bei der visuellen Wahrnehmung, beim Erinnern oder bei anderen Denkleistungen.

Matthieu Ricard ist promovierter Molekularbiologe und lebt in einem buddhistischen Kloster in Nepal. Er wurde einer breiten Öffentlichkeit bekannt durch das international erfolgreiche Buch Der Mönch und der Philosoph, das er zusammen mit seinem Vater veröffentlichte. Darin werden die Perspektiven der westlichen Welt und des Buddhismus gegenübergestellt, Unterschiede aufgezeigt und Gemeinsamkeiten hervorgehoben. Er ist Board Member des Mind and Life Institute, das die Kommunikation zwischen westlicher Wissenschaft und Buddhismus und ihre Zusammenarbeit fördert. Er arbeitet gegenwärtig gemeinsam mit Hirnforschung über die Wirkung von Meditation und Geistestraining auf das Gehirn.

Das Buch erfährt seinen Reiz aus dem Zusammentreffen gegensätzlicher philosophischer und wissenschaftlicher Ansätze: Hier der hochdekorierte Hirnforscher Singer aus der Neurowissenschaft, dort der Mönch Ricard, der den Buddhismus und die sprirituelle Meditation repräsentiert. Das Buch ist „das Ergebnis acht Jahre währender Gespräche, die wir nun zu unserer großen Freude mit unseren Leserinnen und Lesern teilen dürfen.“ (S. 341). Dabei kommt es aus diesen unvereinbar scheinenden Perspektiven doch zu Verbindungslinien beider Denkrichtungen. Die grundlegenden Fragen, die die Menschheit seit ihrem Entstehen beschäftigt, werden diskutiert, Unterschiede und Gemeinsamkeiten der jeweiligen Ansätze herausgearbeitet und den Lesern präsentiert. Dies sind keine fertigen Lösungen, sondern sollen den Leser selbst zum Nachdenken über existentielle Fragen anregen.

Das Buch ist von hoher intellektueller Intensität und Qualität. Leser müssen schon ein gewisses Vorwissen über die dort behandelten Themen mitbringen, um sich ein eigenes Urteil zu bilden. Dies ist keine Unterhaltungslektüre, sondern eine tiefgehende Analyse über wichtige philosophische und lebenspraktische Fragen, wo kritisches Mitdenken erforderlich ist, um für sich selbst etwas aus dem Buch herauszuholen. Für jeden, der dazu bereit ist, ist das Buch nachdrücklich zu empfehlen.

 

Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek:

ISBN: 978-3-518-42571-8 .