e-Portfolio von Michael Lausberg
Besucherzäler

Neonazistischer Jugendbund: Die Wiking-Jugend

Inhaltsverzeichnis

1 Einleitung

2 Vorläufer

2.1 HJ

2.2 BdM

3 Wiking-Jugend

4. Fazit

5 Literatur

1 Einführung

Mit dem Zusammenbruch der durch Gesetze und Verordnungen gestützten Kriegswirtschaft versiegten die Lebensmittelzufuhren aus den von deutschen Truppen besetzten Ländern, so dass die Versorgung der Bevölkerung mit Nahrungsmitteln stockte. Ein gewaltiger Geldüberhang ließ den Schwarzmarkt blühen, die Kriminalität stieg rapide an, Seuchen drohten auszubrechen.[1] In dieser Situation war die Jugend in Deutschland erstmal damit beschäftigt, ihre materielle Not zu lindern. Als dann im Zuge des „Wirtschaftswunders“ der Massenkonsum auch für Jugendliche erschwinglich war, Amerika wird zum Synonym für Jugend und der "American way of life" zur Waffe der Jugendlichen gegen die restriktiven Forderungen und preußischen Ideale, wie Ordnung, Disziplin, bedingungslose Unterordnung unter Autoritäten, der "Alten". Während die postnationalsozialistische deutsche Filmindustrie Produktionen wie "Hunde, wollt ihr ewig leben", "Division Brandenburg" oder "So war der deutsche Landser" auf den Markt bringt, stürmen die Jugendlichen in Filme mit amerikanischen Rebellen wie Marlon Brando ("Der Wilde", 1953, "Die Faust im Nacken", 1954) und James Dean ("... denn sie wissen nicht, was sie tun", 1955, "Jenseits von Eden", 1955, "Giganten", 1956), die nicht nur offen gegen die Anforderungen der "Alten" opponieren, sondern auch sich gegen die Autoritäten auflehnen und damit die Männer der Kriegsgeneration im Kern ihrer Identität treffen und infrage stellen.

Die „Halbstarken“ bildeten dabei eine ausgeprägte Männerkultur, doch ihr Ideal von "Männlichkeit" unterschied sich in einem zentralen Punkt von dem ihrer Väter: Ihre Vorbilder waren Zivilisten, und deren wichtigste Tugend war: "Lässigkeit". Eine Hand stets in der Hosentasche, eine Kippe im Mundwinkel, selbst beim Reden. Meist beobachtete man ohnehin lieber als zu reden, mit jenem Blick, den Marlon Brando in "The Wild One" so perfekt vorgeführt und „den man sich mühevoll vor dem heimischen Spiegel antrainiert hatte, die Augenlider stets auf Halbmast; auch bei sensationellen Neuigkeiten und härtesten Anmachen bloß nicht die Ruhe verlieren, niemals schnelle, eckige Bewegungen machen.“[2]

Dagegen gab es auch Jugendorganisationen, die politisch-weltanschaulicher Natur waren und sich nicht mit den Werten der Nachkriegsjahre anfreunden konnten und wollten. Darunter fällt auch die Wiking-Jugend, ein neonazistische Jugendbund, der sich an den Zielen und Werten des Nationalsozialismus orientierte und als Auffangbecken für ehemalige Nazis galt. Diese Organisation soll in dieser Arbeit dargestellt werden. Ihre Vorläuferorganisationen waren die Hitler-Jugend (HJ) und der Bund deutscher Mädel (BdM), die in einem ersten Schritt behandelt werden. Danach folgt eine Analyse der Wiking-Jugend, wo Geschichte, Struktur, Programm und die Zusammenarbeit mit anderen Parteien und Organisationen im Mittelpunkt steht. Danach folgt ein Fazit, in dem die wichtigsten Thesen nochmals zusammengefasst werden.

2 Vorläufer der WJ

2.1 Hitler-Jugend (HJ)

Die Hitler-Jugend (HJ) war die Jugend- und Nachwuchsorganisation der NSDAP). Sie wurde nach Adolf Hitler benannt und in der Zeit des Nationalsozialismus ab 1933 zum staatlichen und einzigen Jugendverband mit bis zu 8,7 Millionen Mitgliedern (98 Prozent aller deutschen Jugendlichen) ausgebaut.[3] Die seit März 1939 gesetzlich geregelte „Jugenddienstpflicht“ betraf alle Jugendlichen zwischen 10 und 18 Jahre und war an zwei Tagen pro Woche abzuleisten. Im Mittelpunkt der nach dem „Führerprinzip“ „geordneten Organisationen stand die körperliche und ideologische Schulung; sie umfasste rassistische, antisemitische und sozialdarwinistische und gemeinsame Wanderungen bzw. Märsche und körperliche Übungen im Freien.[4] Diese sollten schon die zehnjährigen männlichen Jugendlichen abhärten und langfristig auf den Kriegsdienst vorbereiten: „Was sind wir? Pimpfe! Was wollen wir werden? Soldaten!“[5] Das Einüben von Befehl und Gehorsam, Kameradschaft, Disziplin und Selbstaufopferung für die „Volksgemeinschaft“ gehörten zu den vorrangigen Erziehungszielen. Das der HJ verordnete nationalsozialistische Erziehungsleitbild bedeutete eine vollständige Abkehr von den seit der Aufklärung auch in Deutschland wirksamen freiheitlichen Traditionssträngen,. In der HJ dagegen ging es um den Kampf gegen alles, was als „undeutsch“ und „unsoldatisch“ galt, darunter die Werte des Humanismus, die allgemeinen Menschenrechte und die Demokratie.[6] Der kulturelle Bruch hatte neben der innergesellschaftlichen auch eine gezielt antibolschewistische und antiwestliche Stoßrichtung.

Eine der Hauptaufgaben der HJ bildete die „Körperertüchtigung“ der Jugend.[7] Seit 1934 führte sie den zweistündigen wöchentlichen schulischen Pflichtsport für Jugendliche durch. Im selben Jahr wurde die Mitgliedschaft in einem Sportverein an die Mitgliedschaft in der HJ gebunden, was der HJ viele neue Mitglieder bescherte. Zum 1. August 1936 übernahm sie den gesamten außerschulischen freiwilligen Sport der 10- bis 14-Jährigen, indem sie die Jugendabteilungen der im Reichsbund für Leibesübungen organisierten Sportvereine auflöste. Mit dem „Gesetz über die Hitler-Jugend“ erklärte sie sich im Dezember 1936 auch für den Leistungssport zuständig und richtete fortan sämtliche Jugendsportwettkämpfe aus.[8]

Feierliche Aufzüge, Propagandamärsche und Paraden, Fahrten, "Geländespiele" und geselliges Lagerleben machten die HJ für viele Jugendliche attraktiv.[9] Wesentlicher Bestandteil des HJ-Diensts war der sogenannte Heimabend, an dem sich einmal wöchentlich kleinere HJ-Ortsgruppen trafen, um Aktivitäten vorzubereiten. Zu den Heimabenden zählte das gemeinsame Hören von propagandistischen Radiosendungen, die speziell für die Jugend produziert wurden. Über die HJ erfolgte nicht nur die Vermittlung der NS-Ideologie mit ihrem Wertesystem von Gefolgschaftstreue, Kameradschaft, Pflichterfüllung und Willensstärke, sondern mit der Betonung der körperlichen Leistungsfähigkeit und ihrer paramilitärischen Ausbildung diente die HJ immer stärker der Rekrutierung von Soldaten.[10] Zum HJ-Dienst kamen während des Zweiten Weltkrieges verstärkt Aufräumaktionen, Luftschutzdienst und Sammelaktionen für Kleider, Altmetall oder für das Winterhilfswerk (WHW) hinzu. Die HJ war auch an der Organisation der Kinderlandverschickung (KLV) wesentlich beteiligt.

Im 2. Weltkrieg versahen HJ-Einheiten soziale, polizeiliche und militärische Hilfsdienste.[11] Seit Anfang 1943 wurden sie teils als Flakhelfer eingesetzt, in den letzten Wochen des Krieges auch im „Volkssturm“; viele der Jungen fielen dabei. Auch die in die eigens für sie eingerichtete SS-Division „Hitlerjugend“ eingezogenen Soldaten hatten hohe Verluste. Nachdem sie bereits gegen Kriegsende im April/Mai 1945 faktisch aufgehört hatte zu bestehen, wurde die HJ am 10. Oktober 1945 zusammen mit allen übrigen der NSDAP angeschlossenen Organisationen verboten und aufgelöst, ihr Vermögen beschlagnahmt. Sie gehört in der BRD mit allen ihren Untergliederungen zu den verfassungswidrigen Organisationen.[12]

Sport und „Wehrertüchtigung“ war als Vorbereitung zur späteren militärischen Erziehung gedacht.[13] Für den Sport wurde von 1934 bis 1936 der "Staatsjugendtag" am Samstag eingerichtet, an dem die HJ-Angehörigen schulfrei bekamen. Hinzu kamen schon für das Jungvolk „Gelände-“ und „Schießdienst“. Einmal im Monat musste jede der vier Gliederungen in Uniform zu einem „Gruppenappell“ antreten, bei dem Dienstanweisungen weitergegeben wurden. Die Jugendlichen in Sondereinheiten mussten zusätzlich einen Abend für die fachliche Schulung und einen Sonntag für praktische Dienste aufbringen.[14] Ebenfalls einmal monatlich ging jede Gruppe der vier Hauptgliederungen auf eine Fahrt. Auf dem Tagesplan der Zeltlager standen jede Art von Sport, Schießübungen, Fahnenappelle und Geländemärsche.[15]

Nach dem Motto „Jugend soll durch Jugend geführt werden“ wurden in der HJ Jungen und Mädchen in den unteren Einheiten von nur wenig älteren Kindern und Jugendlichen geführt.[16] Die höheren Führungspositionen wurden von Erwachsenen bekleidet, oft von Lehrern. Dies änderte sich im Krieg, als wegen des Führermangels auch Jugendlichen hohe Ämter übertragen wurden. Schirach gab die Linie vor, dass „Charakterbildung durch Erfahrung“ höher einzustufen sei als „formale Geistschulung.“[17] Im Unterschied zur Jugendbewegung der Weimarer Zeit wurden diese Jugendführer von oben bestimmt und konnten von den ihnen unterstellten HJ-Mitgliedern nicht zur Verantwortung gezogen werden.[18]

2.2 Bund deutscher Mädel (BdM)

Der Bund deutscher Mädel (BdM) war in der Zeit des Nationalsozialismus der weibliche Zweig der Hitlerjugend (HJ). Darin waren im Sinne der totalitären Ziele des NS-Regimes die Mädchen im Alter von 10 bis 18 Jahren organisiert, den Jungmädelbund (JM) der 10- bis 14-jährigen Mädchen eingeschlossen.[19]

Aufgrund der ab 1936 gesetzlich geregelten Pflichtmitgliedschaft aller weiblichen Jugendlichen, sofern sie nicht aus „rassischen Gründen“ ausgeschlossen waren, bildete der BDM die damals zahlenmäßig größte weibliche Jugendorganisation der Welt mit 4,5 Millionen Mitgliedern im Jahr 1944. Schon 1923 entstanden innerhalb der NSDAP die ersten „Mädchenschaften“, auch als „Schwesternschaften der Hitler-Jugend“ bezeichnet.[20] Diese Gruppen hatten aber noch wenige Mitglieder und wurden erst im Juni 1930 zum Bund deutscher Mädel zusammengeschlossen. Die bis 1931 auf 1.711 Mitglieder angewachsene Organisation wurde im selben Jahr unter Bundesführerin Elisabeth Greiff-Walden in die Hitlerjugend eingegliedert.[21] Die ersten Gründungen von Ortsgruppen des BDM, des Nationalsozialistischen Schülerinnenbundes (NSS) und der Jungmädchengruppen der NS-Frauenschaft fallen in die Jahre 1930/31. Die Ortsgruppe Berlin wurde im Februar 1930 gegründet, eine BDM-Gruppe in Danzig im Juli 1931. Zunächst noch verboten war die im Dezember 1930 gebildete Ortsgruppe Achern des badischen NSS.

Der am 17. Juni 1933 zum Reichsjugendführer ernannte Baldur von Schirach erließ sogleich Verordnungen, die die bis dahin bestehenden, konkurrierenden Jugendverbände auflösten oder verboten.[22] Durch die Zwangseingliederung dieser Jugendgruppen – soweit sie sich nicht selbst auflösten, um sich dem Zugriff der Nationalsozialisten zu entziehen – erfuhren HJ und BDM einen großen Mitgliederzuwachs.[23] Mit dem „Gesetz über die Hitlerjugend“ vom 1. Dezember 1936 wurden alle Jugendlichen des Deutschen Reichs zur Mitgliedschaft in HJ oder BDM zwangsverpflichtet.

Anlässlich einer Rede auf dem Frauenkongress 1935 in Nürnberg erklärte Hitler: „Die Gleichberechtigung der Frau besteht darin, daß sie in den ihr von der Natur bestimmten Lebensgebieten jene Hochschätzung erfährt, die ihr zukommt (…) Auch die deutsche Frau hat ihr Schlachtfeld: Mit jedem Kinde, das sie der Nation zur Welt bringt, kämpft sie ihren Kampf für die Nation.“[24]

Die BDM-Reichsreferentin Jutta Rüdiger erklärte schriftlich für ihren Zuständigkeitsbereich im ersten Kriegsjahr 1939: „Die Jungen werden zu politischen Soldaten und die Mädel zu starken und tapferen Frauen erzogen, die diesen politischen Soldaten Kameraden sein sollen – und unsere nationalsozialistische Weltanschauung später in ihrer Familie als Frauen und Mütter leben und gestalten – und so wieder großziehen eine Generation der Härte und des Stolzes. Wir wollen darum bewußt politische Mädel formen. Das bedeutet nicht: Frauen die später in Parlamenten debattieren und diskutieren, sondern Mädel und Frauen, die um die Lebensnotwendigkeiten des deutschen Volkes wissen und dementsprechend handeln.“[25]

Bereits 1934 stand in dem offiziellen Publikationsorgan Mädel im Dienst zu lesen, dass die 10- bis 14-jährigen Jungmädel sich in Handarbeit und Kochen auskennen und für „die Wärme des heimatlichen Herdes“ sorgen müssten.[26] Auch sollten sie es verstehen, ein Heim behaglich einzurichten. Im Zentrum der BDM-Erziehung stand „die Synthese von körperlicher und hauswirtschaftlicher Ertüchtigung“ in Verbindung mit der Aufgabe, „den Zucht- und Auslesegedanken der gesamten weiblichen Jugend zu Bewußtsein zu bringen. Der Typ der deutschen Frau tritt ergänzend neben den Typ des deutschen Mannes, ihre Vereinigung bedeutet die rassische Wiedergeburt unseres Volkes.“ Im Hinblick auf die für die Erhaltung der Volksgemeinschaft zu erfüllenden eugenischen Aufgaben erklärte man die Mädchen zum „Rassegewissen der Nation“. Die „echte deutsche Maid“ habe „Hüterin der Reinheit des Blutes und des Volkes zu sein und Helden aus den Söhnen des Volkes zu erziehen“.[27]

Innerhalb der Hitlerjugend waren die Zuständigkeiten der Geschlechter stark getrennt.[28] So waren die BDM-Führerinnen den HJ-Führern ab der Ebene des „Gaues“ jeweils unterstellt. In den unteren Ebenen waren sie den HJ-Führern gleichgestellt. An der Spitze von BDM und JM stand bis zum Dezember 1932 die „Bundesführerin“ Elisabeth Greiff-Walden.[29] Danach blieb der BDM ein Jahr führungslos, bis Baldur von Schirach im März 1934 Trude Mohr als „Reichsreferentin“ bestellte, die der Reichsjugendführung (RJF) unterstellt war. Diesen Posten bekleidete von 1937 bis 1945 Jutta Rüdiger.

Die Schulung der Mädel fand an den Heimabenden statt. Zu deren Unterstützung gab es die monatlich erscheinende Mädelschaft, gemäß Titelblatt „Blätter für Heimabendgestaltung im Bund Deutscher Mädel“.[30] Den Führerinnen standen zur ideologischen und praktischen Orientierung „Führerinnenblätter“ zur Verfügung, die auf Gauebene herausgegeben wurden. Sie hatten auch an Wochenendschulungen teilzunehmen, die im Winter monatlich stattfanden. Dazu wurde vom Amt für weltanschauliche Schulung der RJF Material zur „Wochenendschulung“ herausgegeben, das bis zur Ringführerin einschließlich verteilt wurde.[31]

In der Praxis bestand das BDM-Sportprogramm aus Leichtathletik, Sportspielen und Gymnastik. Marschieren galt auch hier zunächst als wichtiger Bestandteil der körperlichen Ertüchtigung, ebenso wie Geländespiele.[32] Diese Aktivitäten wurden allerdings später als "vermännlichend" nicht mehr durchgeführt. Obwohl das bis dahin für Mädchen nicht übliche Sporttreiben im Freien von älteren Teilnehmerinnen häufig als Moment der Emanzipation erlebt wurde, war gerade der Sport im BDM Mittel der Erziehung zu unbedingter Disziplin. Für sportliche Leistungen und erworbenes Wissen in den wöchentlichen Heimabenden gab es je nach Altersstufe verschiedene Leistungsabzeichen, von der Jungmädelprobe bis zum BDM-Leistungsabzeichen in Gold.[33] Die Mitgliedschaft in BDM/JM war seit 1936 für Mädchen des entsprechenden Alters obligatorisch. Junge Frauen von 17 bis 21 Jahren konnten dem 1938 gegründeten Werk Glaube und Schönheit beitreten.[34] Das BDM-Werk „Glaube und Schönheit“ wurde am 19. Januar 1938 auf der Führertagung der Hitler-Jugend (HJ) in Berlin als Unterorganisation des Bunds Deutscher Mädel (BDM) gegründet. Damit wollte das NS-Regime die Lücke in der Erfassung der 17- bis 21jährigen Frauen in NS-Organisationen schließen, die zwischen BDM und NS-Frauenschaft (NSF) bestand.[35] Obwohl die Mitgliedschaft formal freiwillig war, wurden in der Praxis teilweise die älteren Jahrgänge aus dem BDM direkt übernommen. Laut Reichsjugendführer Baldur von Schirach sollte das Werk "Glaube und Schönheit" die Erziehung zur "körperlich vollendet durchgebildeten Trägerin nationalsozialistischen Glaubens" gewährleisten.[36] Damit machte er die dem NS-Frauenbild entsprechende Zielsetzung des BDM-Werks deutlich: die Herausbildung der dem rassischen Ideal entsprechend körperlich vollendeten Frau, die als Mutter „arischer“ Kinder der Volksgemeinschaft dienen sollte.[37]

Mit Beginn des Zweiten Weltkriegs und der Anpassung an die Erfordernisse des Kriegs wandelten sich sowohl Tätigkeiten als auch Ziele des BDM, der sich immer mehr zur Kriegshilfsorganisation entwickelte.[38] So engagierte sich der BDM in der Organisation von Ferienlagern für Erholungsbedürftige oder der Kinderlandverschickung (KLV). An den Heimabenden wurden nunmehr häufig Briefe an Soldaten geschrieben oder Pakete gepackt. Mit der Einführung des Pflichtjahrs für alle ledigen Frauen unter 25 musste ab 1938 zudem eine einjährige Tätigkeit im Haushaltsdienst, der Soldatenbetreuung, in der Erntehilfe, im Luftschutz oder im Nachrichtenwesen geleistet werden.

3 Wiking-Jugend (WJ)

Die WJ war neben der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der ehemaligen Angehörigen der Waffen-SS e.V. (HIAG) das wichtigste Netzwerk der extremen Rechten in Nordrhein-Westfalen. Als größte rechte Jugendorganisation in der Bundesrepublik übte sie durch ihr kontinuierliches Arbeiten einen großen Einfluss aus. Zahlreiche führende Aktivisten innerhalb des rechten Spektrums erhielten in der WJ ihre ideologische Schulung.

Die WJ wurde am 02.12.1952 als Zusammenschluss der „Reichsjugend“, der „Deutschen Unitarischen Jugend“ sowie der „Vaterländischen Jugend“ in Wilhelmshaven gegründet. Sie war bis zu ihrem Verbot am 10.11.1994 durch das Innenministerium „wegen ihrer Wesensverwandtschaft mit der NSDAP und der HJ“ mit 400 bis 500 Mitgliedern die größte neonazistische Jugendorganisation in der Bundesrepublik. Die WJ verstand ihre Arbeit als eine „Verbindung von politischem Aktionismus, kultureller Volkstumsarbeit mit traditionellen jugendbewegten und pfadfinderischen Gestaltungsmitteln“.[39] Die Gruppierung bekannte sich formal zu Demokratie und Grundgesetz, um keinen Anlass für ein Verbotsverfahren zu liefern.

Das Beispiel der SRP, die am 23.10.1952 durch das Bundesverfassungsgericht verboten wurde, wirkte abschreckend für die WJ und sorgte für eine vorsichtige Strategie beim Bekenntnis der politischen Ziele. Bei dem Verbot der SRP am 23.10.1952 bezog sich das Bundesverfassungsgericht auf Artikel 21 des Grundgesetzes, wonach Parteien oder Organisationen, „die nach ihren Zielen oder nach dem Verhalten ihrer Anhänger darauf ausgehen, die freiheitliche demokratische Grundordnung zu beeinträchtigen oder zu beseitigen oder den Bestand der Bundesrepublik Deutschland zu gefährden“, als verfassungswidrig einzustufen sind. Das Gericht begründete das Verbot hauptsächlich mit der These, dass die Partei in ihren Programmen sich selbst als Nachfolgeorganisation der NSDAP bezeichne und eine Wesensverwandtschaft mit dem Nationalsozialismus aufweise.[40] In der Begründung hieß es: „ Die SRP als politische Partei mißachtet, wie das Verhalten ihrer Anhänger ausweist, die wesentlichen Menschenrechte, besonders die Würde des Menschen, das Recht der Persönlichkeit auf freie Entfaltung und den Grundsatz der Gleichheit vor dem Gesetz. Vor allem die von ihr betriebene Wiederbelebung des Antisemitismus belegt dies deutlich. (…) Dass die SRP sich selbst als Nachfolgeorganisation der NSDAP fühlt, zeigt sich in der personellen Zusammensetzung der Führungsschicht, die überwiegend aus ehemaligen Nationalisten besteht, in der Bemühung der Partei, frühere Nationalsozialisten als Parteimitglieder zu gewinnen – nicht obwohl, sondern weil sie Nationalsozialisten waren – und in der unverhohlenen Glorifizierung Hitlers. (…) Mag auch der SRP die Übereinstimmung mit den Zielen und Methoden der NSDAP nicht in allen Einzelheiten nachzuweisen sein, so gebietet doch der auch im Bereich des Politischen gültige Schluss von der Form auf den Inhalt die Folgerung: eine Partei, die einer eindeutig verfassungswidrigen politischen Bewegung der Vergangenheit in ihrer Vorstellungswelt und in allen wesentlichen Formen der Äußerung wesensverwandt ist, wird auch, sofern sie weiterwirken kann, die gleichen oder doch gleichartige Inhalte zu verwirklichen suchen.“[41]

Der erste Bundesvorsitzende der WJ war der ehemalige „Reichsjugendführer“ der SRP, Walther Matthaei.[42] Matthaei war ehemaliger Referent im Ministerium für die „besetzten Ostgebiete“ unter Alfred Rosenberg. Der Name der Organisation erinnerte an den völkischen Bund „Wiking“ in den 1920er Jahren sowie die Division „Wiking“ der Waffen-SS. Die SS-Division „Wiking“ wurde im Verlaufe des 2.Weltkrieges im Bereich der „Heeresgruppe Süd“ im „Ostfeldzug“ eingesetzt. Die Division wurde am 20.11.1940 als SS-Division „Wiking“ der Waffen-SS, die aus den Standarten „Nordland“, „Westland“ und „Germania“ gebildet wurden, ins Leben gerufen. In der Division „Wiking“ kämpften Freiwillige aus anderen europäischen Ländern (Flamen, Niederländer, Wallonen, Dänen, Schweden, Norweger, Finnen) mit. Damit war die Division „Wiking“ die erste der Waffen-SS mit ausländischen Soldaten. Im Verlauf des 2. Weltkrieges ermordeten Angehörige der Division am 22.06.1941 mehrere Hundert Juden. Die Division wird für das Massaker in Zborow am 11.07.1941 verantwortlich gemacht, wo 600 jüdische Einwohner als Vergeltung für „sowjetische Grausamkeiten“ getötet wurden.[43] Im Frühjahr 1945 ermoderten Angehörige der Division „Wiking“ zahlreiche geflüchtete oder nicht mehr marschfähige Häftlinge des KZ’s Mauthausen und seiner Außenlager. Am 28.03.1945 wurden 80 jüdische Häftlinge von Angehörigen der Division ermordet. Zwischen dem 07. und 11.04.1945 wurden 18 entflohene Häftlinge der Division „Wiking“ überstellt, die diese hinrichtete.[44]

Die WJ war schon vor ihrer Gründung eng mit den Kameradschaftsverbänden der Waffen-SS, deren Publikation den Titel „Wiking-Ruf“ trug, verbunden. Das Symbol der Wiking-Jugend war ein Adler vor einer aufgehenden Sonne sowie die Odal-Rune. Die Odal-Rune leitet sich von der germanischen Silbe „Od“ ab, „Besitz“ oder „Erbe“ zu Deutsch. Im Dritten Reich wurde sie als das Symbol für „Blut und Boden“ gedeutet und vielfach verwendet. Damals bedienten sich die Reichsbauernschaft, die HJ, SS-Freiwilligenverbände und das Rasse- und Siedlungsamt der Rune. Die Nationalsozialisten okkupierten zahlreiche germanische und heidnische Zeichen und Symbole und deuteten sie für ihre propagandistischen Zwecke um. Viele der genannten Runen kommen auch heute noch in esoterisch-heidnischen Zusammenhängen vor, ohne dort neonazistische Bedeutung zu haben.

In der Folgezeit entwickelte sich die Wiking-Jugend zur mitgliederstärksten und hegemonialen Jugendorganisation des Neonazismus. Die WJ nahm in dem 1954 in Hamburg gegründeten „Kameradschaftsring nationaler Jugendverbände“ (KNJ) eine führende Rolle ein.[45] Neben der WJ vertraten im KNJ der „Jugendbund Adler“ und der „Bund Heimattreuer Jugend-Österreich“ teilweise offene neonazistische Positionen. Es wurde eine politische Ausrichtung befürwortet, die auf die Wiederherstellung des „Deutschen Reiches“ sowie auf die Leitidee eines „organischen Volkssozialismus“ hinauslief. Bei dem Leitbild des „organischen Volkssozialismus“ standen auf ideologischer Ebene entsprechende Intentionen der HJ-Führung bis 1934 im Vordergrund, wobei die Tradition des „linken Strasser-Flügels“ Vorbildcharakter besaß.[46] Im Jahre 1959 verfügte der KNJ insgesamt über 18 Gruppen, die ein Gegengewicht zum „Deutschen Bundesjugendring“ (BDJR) darstellte. Der KNJ verlor jedoch stetig an Bedeutung, da die innere Geschlossenheit der Organisation durch Austritte bedroht wurde. Im Zuge der Diskussion um die Westorientierung und den Aufbau der Bundeswehr verließ der Jugendbund Adler den KNJ, da sich einige Mitgliedsverbände gegen eine Werbung für die Bundeswehr ausgesprochen hatten. Weitere Probleme waren mangelnder Nachwuchs, eine überalterte Führungsschicht sowie hohe Mitgliederfluktuationen, die letztlich zur Zersplitterung des KNJ führten.[47]

Nach der Absetzung Matthaeis 1954 wurde Raoul Nahrath, ehemaliges Mitglied der SRP, zum Bundesvorsitzenden ernannt.[48] Seitdem befand sich die WJ bis zu ihrem Verbot 1994 unter der Leitung von (männlichen) Mitgliedern der Familie Nahrath. Die Leitung der WJ wurde von Wilhelmshaven zuerst nach Köln und dann 1967 nach Stolberg verlegt. Das Privathaus der Nahraths war bis zum Verbot der WJ deren organisatorisches Zentrum. Im selben Jahr übernahm Wolfgang Nahrath den Vorsitz der WJ von seinem Vater. Wolfgang Nahrath war zu dieser Zeit schon im extrem rechten Milieu verankert. Zuerst war er Mitglied der SRP, nach dessen Verbot trat er der DRP bei und wechselte 1965 zur NPD, bei der er mehrere Jahre verschiedene Posten bekleidete. 1991 übernahm sein Cousin Wolfram Nahrath den Vorsitz der WJ.

Die WJ verstand sich als Nachfolgeorganisation der Hitler Jugend (HJ) und des Bundes Deutscher Mädel (BDM). Vorbilder der WJ waren „politische und soldatische Leitbilder des Nationalsozialismus“, darunter Rudolf Heß.[49] Die WJ feierte die HJ als „größte einheitliche, von einem ungeheuren Idealismus getragene Jugendbewegung aller Zeiten“.[50]

Mit der Idealisierung des Soldatischen knüpfte die WJ an die soldatischen Ideale vieler Jugendorganisationen der Weimarer und der NS-Zeit an, die wiederum Ausdruck der nationalen Gesinnung und autoritären Erziehungsgrundsätze weiter Bevölkerungskreise waren. Zudem gehörte dieses auch außerhalb der organisierten Jugend zur jugendlichen Alltagskultur, sei es, dass mit Spielzeugsoldaten gespielt, Kriegsliteratur gelesen oder der Weltkrieg mit seinen Folgen in der Schule thematisiert wurde. Weithin positiv konnotierte Schlagworte wie Soldatentum, soldatische Tugenden und Frontkameradschaft erhielten nun in der WJ eine scheinbar nur geringe, in den Folgen aber gewaltige Modifizierung, indem sie mit Gedanken von Gehorsam, Opferbereitschaft und Volksgemeinschaftsideologie (und damit auch Rassismus) verbunden wurden.

Nach eigenen Angaben sollen es ca. 15.000 Kinder und Jugendliche gewesen sein, die insgesamt die Jugendorganisationen der WJ durchlaufen haben.[51] Die WJ war nach dem Lebensbundprinzip organisiert, so dass die Mitgliedschaft nicht mit dem Erwerb des Status des Erwachsenen erlosch, sondern eine lebenslange Dauer besaß. Die WJ wolle eine vollständige nationalsozialistische Sozialisation ihrer Mitglieder von der frühen Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter erreichen. Im Alter von 6 Jahren konnte die formale Mitgliedschaft gewährt werden, eine Altersgrenze nach oben existierte nicht. Der Einfluss von staatlichen Schulen, Eltern und Freundeskreisen sollte minimiert werden, eine an der nationalsozialistischen Ideologie angelehnte Erziehung wurde angestrebt. Das Ziel der WJ war die „Erziehung zur gemeinschaftsgebundenen Persönlichkeit“.[52] Dabei standen die „Ewigkeitswerte unseres Volkes, Ehre, Treue, Kameradschaft, das Soldatentum, Eid- und Pflichterfüllung“ im Vordergrund.[53] In einer „Zeit der politischen Bedrohung von außen und des geistig-seelischen-körperlichen Verfalls von innen“ wollte die WJ „die Anteilnahme der jungen Generation am politischen Geschehen wecken und auf Lager-, Fahrt- und Heimabenden die Heranwachsenden zur Selbsttätigkeit erziehen.“[54]

Die Kinder- und Jugendarbeit bestand aus Zelt-, Wochenend-, Sommer-, Herbst-, Winter-, Berg- und Skilager, Wandern, Fahrten zu Kriegsgräbern, Erntedank- und Sonnwendfeiern, „Volkstanz“ und Drachenfliegen.[55] Diese praktische Jugendarbeit wurde streng hierarchisch nach dem Führerprinzip ausgerichtet. Schon im jugendlichen Alter erfolgte eine Art paramilitärische Ausbildung, die die „Wehrhaftigkeit“ und die „soldatischen Tugenden“ der Teilnehmer gewährleisten sollte. Bei dieser Ausbildung standen auch Schießübungen auf dem Programm. In der Nähe von Stolberg, in der Eifel und in der Umgebung von Düren kam es seit der zweiten Hälfte der 1950er Jahre regelmäßig zu paramilitärischen Übungen der WJ.[56]

Ein Schwerpunkt lag auch auf der körperlichen Ertüchtigung, wobei sportliche Übungen den „Jungen stählen“, das „Mädchen abhärten“ und „wohlgestalten“ sollten. Dies knüpfte an die Erziehungsmethoden im „Dritten Reich“ an, wo Leibesertüchtigung im Hinblick auf den zukünftigen Soldaten eine große Rolle spielte: „Der völkische Staat hat in dieser Erkenntnis seine gesamte Erziehungsarbeit in erster Linie nicht auf das Einpumpen bloßen Wissens einzustellen, sondern auf das Heranzüchten kerngesunder Körper. Erst in zweiter Linie kommt dann die Ausbildung der geistigen Fähigkeiten.“[57]

Weiterhin standen regelmäßig „Heimatabende“ auf dem Programm, die der politischen Indoktrination dienten. Auf längeren gemeinsamen Reisen wurde den Kindern und Jugendlichen die nationalsozialistische Ideologie näher gebracht. Dudek und Jaschke schrieben: „Neben den alljährlich organisierten Großfahrten nach Nordeuropa, an die DDR-Grenze, in die Ostmark oder nach Südtirol erfreuen sich die Sonnen- und Winterwendfeiern in den Kreisen der WJ allgemeiner Beliebtheit, die an historischen Stätten wie dem Hermannsdenkmal im Teutoburger Wald zu Kundgebungen der wahren deutschen Patrioten hochstilisiert werden.“[58]

Die Aufhebung der seit 1945 geltenden Benes-Dekrete[59] wurden in der politischen Öffentlichkeit der BRD immer wieder gefordert. Daran schloss sich die WJ an und wollte auf diese Weise auch mögliche sudetendeutsche Wähler oder Mitglieder ansprechen.

Es wurde weiterhin die sofortige Beendigung der Entnazifizierung gefordert und die bisherigen Vorgänge rückgängig zu machen: „Die sofortige Beendigung der entwürdigenden Entnazifizierung als eines mit den Grundsätzen des Rechtsstaates unvereinbaren Vorganges, für den KPD; SPD; CDU verantwortlich zeichnen. Die im Zusammenhang mit der Entnazifizierung straffällig gewordenen Spruchkammerorgane sind strafrechtlich zu verfolgen.“[60]

Die WJ agitierte natürlich auch gegen das Görlitzer Abkommen aus dem Jahre 1950 und dessen gebietspolitischen Folgen.[61] Das Görlitzer Abkommen über den Grenzverlauf zwischen der DDR und der Volksrepublik Polen wurde am 6. Juli 1950 von Vertretern beider Staaten in Zgorzelec, dem nun polnischen Teil von Görlitz, unterschrieben.[62] Am 5. und 6. Juni 1950 entsandte die Regierung der DDR eine Delegation unter Führung Walter Ulbrichts in die Volksrepublik Polen, die mit der polnischen Regierung unter Józef Cyrankiewicz in Warschau eine entsprechende Deklaration über den Grenzverlauf zwischen beiden Staaten unterzeichnete.[63] Die Unterschrift unter dieses Warschauer Deklaration genannte Papier erfolgte nach internen Diskussionen unter dem Druck der Sowjetunion. Jener Grenzverlauf folgte weitgehend der Oder-Neiße-Linie, daher später auch „Oder-Neiße-Grenze“ respektive „Oder-Neiße-Friedensgrenze“ im offiziellen DDR-Sprachgebrauch.[64] Diese wurde in der Bundesrepublik Deutschland zunächst als Demarkationslinie bezeichnet, da sie keine völkerrechtlich anerkannte Grenze darstellte. Einen Monat später wurde dieser Grenzverlauf im Görlitzer Abkommen festgehalten, allerdings verzichtete die Regierung der DDR trotz des zunächst ungelösten Problems auf der Insel Usedom auf die Geltendmachung von Grenzkorrekturen. Auch wurde die Teilung verschiedener Städte und Dörfer entlang der Oder und Neiße, wie Küstrin, Frankfurt (Oder), Guben und Görlitz, sowie der Verlust der westlich der Oder gelegenen Teile der Stadt Stettin und des Stettiner Zipfels sowie des westlich der Swine gelegenen Teils der Stadt Swinemünde ohne Widerspruch akzeptiert.[65]

Das Görlitzer Abkommen wurde von der WJ als „Verrat an deutschem Boden“ beurteilt und die DDR als „Erfüllungsgehilfe Moskaus und der polnischen Großmachtpolitik“ kritisiert.[66] Dieser „deutsche Kulturboden“ stünde nur „der deutschen Nation und ihrem organischem Brauchtum“ zu und wäre als „Raub der deutschen Seele“ zu sehen. Revanchismus und Antikommunismus werden hier zusammengefasst und ein „Deutschland in den Grenzen von 1937“ gefordert. Der „Zerfall“ des Deutschen Reiches wird angemahnt und die Volksrepublik Polen als „raublustiger Aggressor“ gebrandmarkt, die „ursprüngliches deutsches Land widerrechtlich“ in Besitz nehmen würde.[67] Der Görlitzer Vertrag wurde rechtlich von der WJ bestritten, da „kommunistische Satellitenstaaten Moskaus“ kein Recht hätten, im Namen des „deutschen Volkes“ zu sprechen und diesen „Schandvertrag“ abzuschließen.[68] Dabei wird eine Schuldumkehr betrieben; Polen wird als „Besatzer“ dargestellt, der „auf Kosten des deutschen Volkes“ nun „Großmachtpolitik von Moskaus Gnaden“ betreiben würde.

Die WJ hetzte auch gegen die „Besatzungsmächte“ USA und Sowjetunion und forderte den „Willen zur nationalen Selbstbehauptung“: „Unser deutsches Volk wird in seinem Bestand als Nation und in seinem Volkstum von der fortbestehenden Spaltung und Besetzung des Deutsches Reiches durch die raumfremden Mächte USA und Sowjetunion aufs äußerte bedroht. Sie halten Deutschland politisch, militärisch und wirtschaftlich in völliger Abhängigkeit, zerstörten das deutsche Geschichtsbewußtsein, überfremdeten Kultur und Sprache und die Moral – und untergraben damit die spezifische deutsche Sittlichkeit.“

Die staatliche Erziehung hat sich für die WJ an „Volk“ und „Nation“ zu orientieren.[69] Die Partei prangerte die „katastrophalen Zustände“ in Bildung, Ausbildung, Wissenschaft und Forschung an, was Produkt der „Umerziehung“ Deutschlands gewertet wurde. Ihr ging es darum, dass dieser „beispiellose Niedergang einer alten Kulturnation“ aufgehalten werde, die „Selbstbehauptung der deutschen Nation gegenüber den anderen“ müsste endlich in die Hand genommen und in der Praxis umgesetzt werden.

Eine „Bildungselite“, die Erhaltung der „geistigen Standards und „der Vitalität“ sind nach Auffassung der WJ für die „Erhaltung der deutschen Nation“ unentbehrlich.[70] In „Pflicht und Ehre“ müsse sich die Jugend dem „volklichen Gedanken“ widmen und sie mit „Tapferkeit“ und „Wehrtüchtigkeit“ verteidigen.[71] Hier dringt der Militarismus der WJ besonders durch; eine „sportgestählte Jugend“ soll sich herausbilden, die sich in „Selbstzucht der Gemeinschaft ein- und unterordnet. Sie soll genügend „Können und Kenntnisse“ erwerben, um die Einkünfte eines „Weltwirtschaftsvolkes“ leistungsfähig zu erhalten. Ihr autoritärer Geist zeigte sich auch in der Bildungspolitik, wo eine „Elite“ herangezüchtet werden sollte, die die „geistige Führung in Moral und Bewusstsein der Nation“ anerkennt und wieder zum hegemonialen Standard zu machen.[72] Damit nimmt die WJ Bezug auf die Elitetheorie des faschistischen Theoretikers Vilfredo Pareto[73], für den Politik allein die Herrschaft von Eliten ist, die im Laufe der Geschichte einander ablösen. Die Aristokratie wird positiv gesehen, ihr Negativbegriff ist die “Masse“. Die „öffentliche Abwertung der Autorität“ führe für die WJ dazu, dass der „nihilistische Verfall der Sitten und der organischen Ordnung“ immer weiter um sich greife, bis „das letzte Stück Opfersinn und Dienstbereitschaft für das Volk“ verloren gehe. Werte wie „Tugend, Zucht und Sitte“ und die Aufwertung von „Berufsethos und Zufriedenheit aus treuer Pflichterfüllung und die daraus folgende Ruge des Gemüts sowie Redlichkeit und Bescheidenheit“ sollten wiederkehren. [74]

Als Standardwerk zur Schulung der Kinder und Jugendlichen benutzte die WJ das Werk des NSDAP-Ideologen Alfred Rosenberg Der Mythus des 20. Jahrhunderts.[75] Das Werk war als Fortsetzung von Houston Stewart Chamberlains Werk Die Grundlagen des 19. Jahrhunderts gedacht.[76] Eine neue „Religion des Blutes“ müsse laut Rosenberg ein von „jüdischen Einflüssen“ durchdrungenes Christentum ersetzen, indem dieses durch eine neue „Metaphysik“ der „Rasse“ und des ihr innewohnenden „kollektiven Willens“ abgelöst werde. „Rasse“ stellte sich Rosenberg als eigenständigen Organismus mit einer kollektiven Seele, der „Rassenseele“, vor; alles Individuelle wollte er unterdrückt wissen. Die einzige Rase, die in der Lage sei, kulturelle Leistungen hervorzubringen, ist nach Rosenberg die „arische Rasse“. Im Gegensatz zur jüdischen Religion, die Rosenberg als teuflisch ansah, wohne den „Ariern“ etwas Göttliches inne. Die Ehe sowie Geschlechtsverkehr zwischen „Ariern“ und Juden seien zudem unter Todesstrafe zu stellen.

Nach dem Verbot der SRP durch das Bundesverfassungsgericht sahen manche Angehörige der Jugendorganisation der SRP in der WJ eine Ersatzorganisation und traten dort ein. Die SRP schaffte mit der „Reichsjugend“ eine „unabhängige, auf dem Boden unserer Anschauung stehende Jugendbewegung“, die die lokalen zumeist von ehemaligen HJ-Führern betriebenen neonazistischen Jugendgruppen zusammenfassen sollte.[77] Für männliche Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren wurden die Verbände „Junge Adler“ gebildet. Weiterhin gab es den „Mädelbund“ für Frauen im Alter von 18 bis 21 Jahren und den „Jungmädelbund“ für weibliche Jugendliche im Alter von 14 bis 18 Jahren.[78] Das Bundesverfassungsgericht äußerte in seinem Verbotsurteil, dass die „Reichsjugend“ nach dem Vorbild der HJ organisiert war.

Anfang des Jahres 1953 gab es eine enge Kooperation der WJ mit der nordrhein-westfälischen FDP auf Kreisebene. Der erste Bundesvorsitzende Walter Matthaei trat häufig bei FDP-Versammlungen als Diskussionsteilnehmer auf und wurde zum Bielefelder Landesparteitag und dem Bad Emser Bundesparteitag eingeladen. Matthaei stand in Verhandlungen mit der FDP über „eine Möglichkeit der Zusammenarbeit“.[79] Deren nordrhein-westfälische Hauptgeschäftsführer Wolfgang Döring hatte von Matthaei einen „außerordentlich positiven Eindruck“ gewonnen. Nach der Verhaftung Naumanns durch die britische Besatzungsmacht nahm die nordrhein-westfälische FDP von einer offiziellen Kooperation mit der WJ Abstand. Laut Döring war ein verbindlicher Beschluss der Kooperation nicht mehr möglich, „solange das derzeitige Kesseltreiben gegen den Landesverband im Gange ist, (…) da diese Entscheidung zweifelsohne wieder als ein erneuter Beweis unserer zum Radikalismus neigenden Tendenzen propagiert würde.“[80]

Am 13.12.1959 kam es zu einem Überfall einer Gruppe extremer Rechter auf ein Jugendzentrum in Bochum, das vorwiegend von linken Jugendlichen besucht wurde. Unter den festgenommenen Rechten waren auch Mitglieder der WJ. Am 03.02.1961 beteiligten sich WJ-Mitglieder an der Verteilung eines geschichtsrevisionistischen Flugblattes in der Krefelder Innenstadt, wo folgende Forderung aufgestellt wurde: „Ostpreußen, Schlesien und das Sudetenland gehören zum Deutschen Reich.“[81]

Bei der Vorbereitung und Durchführung von Kundgebungen und Demonstrationen in und außerhalb Nordrhein-Westfalen kam es zu einer Zusammenarbeit zwischen WJ-Mitgliedern und der Deutschen Reichspartei (DRP). Die DRP verstand sich als Sammlungsbewegung für ehemalige NSDAP-Mitglieder und Interessenvertretung ehemaliger Angehöriger der Wehrmacht.[82] Die Partei war darum bemüht, die verschiedensten rechten Gruppen und Organisationen nach dem Vorbild der „Harzburger Front“ in der Weimarer Republik unter ihre Führung zu bringen. Die DRP begriff sich als Nachfolgeorganisation der NSDAP und versuchte, die demokratische Staatsform durch eine „Volksgemeinschaft“ zu ersetzen. Ihrem Namen entsprechend setzte sie sich für die Wiederbelebung des „Deutschen Reiches“ in den Grenzen von 1937 ein.

Am Rande einer Gewerkschaftstagung am 17.05.1962 in Hamm protestierten unter anderem Angehörige der WJ, der DRP und des „Arbeitskreises Volkstreuer Deutscher“ gegen den „Verrat deutscher Interessen“ in der Außenpolitik. Die etwa 50 Rechten skandierten dabei Parolen wie „Volksgemeinschaft statt Lizenzpolitiker“ und „Schluß mit dem Volksbetrug: Sozialismus und Bolschewismus bekämpfen“.[83] Auf einem im Juni 1963 in der Dortmunder Innenstadt verteilten Flugblatt war zu lesen: „Die Regierung in Bonn fixiert die deutsche Vergangenheit weiterhin auf die zwölf Jahre nationalsozialistischer Herrschaft. Sie tut nichts, um mit der Kriminalisierung deutscher Kultur, Geschichte und ihrer Menschen zu beginnen. Die Kriegspropaganda der Siegermächte ist in unsere Geschichtsbücher eingegangen, ihre Fälschungen müssen von der deutschen Jugend geglaubt werden, da eine objektive Geschichtsschreibung nicht geduldet wird. Diese Lebenslüge zulasten des deutschen Volkes kann nicht länger ungestraft hingenommen werden.“ Unterschrieben wurde das Flugblatt mit dem Kürzel „WJ“.[84]

Als 1979 vom Oberlandesgericht Celle die früheren WJ-Mitglieder Uwe Rohwer und Manfred Börm wegen Beteiligung an einer terroristischen Vereinigung zu 9 bzw. 7 Jahren Freiheitsstrafe verurteilt wurden, distanzierte sich die WJ nicht von der Militanz ihrer früheren Mitglieder. Ende der 1970er Jahre wurden bei WJ-Mitgliedern in Cuxhaven, Königswinter und Hilden Waffen bzw. Herstellungsanleitungen für Molotowcocktails und Zeitzünder gefunden.

Anfang der 1970er kam es zu einer Kooperation der WJ mit Gerhard Frey und dessen „Freiheitlichem Rat“, dem unter anderem die Deutsche Volksunion (DVU), der Deutsche Block, der Jungbund Adler, die Aktion Oder-Neiße und der Stahlhelm angehörte. Auch mit der NPD und ihrer Jugendorganisation Junge Nationaldemokraten gab es Kontakte.[85]

Die WJ unterhielt enge Beziehungen zur neonazistischen Wehrsportgruppe Hoffmann. 1973 gründete Karl-Heinz Hoffmann die nach ihm benannte neonazistische Wehrsportgruppe Hoffmann (WSG). Die WSG Hoffmann war eine nach dem Führerprinzip ausgerichtete Organisation und bezeichnete sich selbst als „nach militärischen Gesichtspunkten organisierter, straff geführter Freiwilligenverband“. Mitglieder wurden erst nach einer positiven Bewertung eines Aufnahmeantrages, nach „abgeschlossener Sicherheitsprüfung“ und „längerer Beobachtungszeit“ aufgenommen. Die Mitglieder hatten sich einer organisierten Willensbildung unterzuordnen. Hoffmann war das einzige „Willensbildungsorgan“ der WSG und besaß die uneingeschränkte Befehlsgewalt. Die Organisation und die Tätigkeit der WSG erstreckten sich über Bayern hinaus. Die Wehrsportgruppe unterhielt mehrere Ortsgruppen, so etwa eine zur WSG gehörende Sturmabteilung 7 in Frankfurt oder andere Standorte in Köln oder Bonn.

Mitglieder der Wehrsportgruppe Hoffmann sollen an einer als „Pfingstlager“ deklarierten Wehrsportübung der WJ Mitte der 1970er Jahre teilgenommen haben.[86] Ob es auch Verbindungen zu der am 05.10.1970 durch die NPD in München zusammen mit anderen extrem rechten Organisationen gegründeten „Aktion Widerstand“ gab, die sich vor allem gegen die Ostpolitik der sozial-liberalen Bundesregierung unter Willy Brandt richtete, lässt sich nicht mit Gewissheit sagen. Auch Verbindungen zur „Volkssozialistischen Bewegung Deutschlands“ (VSBD) unter der Führung von Friedhelm Busse oder zu den „Deutschen Aktionsgruppen“ (DA) des rechten Aktivisten Manfred Roeder lassen sich nicht nachweisen.

Im Oktober 1962 verbot das Innenministerium der WJ das Tragen von Uniformen, da diese stark an die HJ sowie dem BDM erinnerten.

Die WJ war zentralistisch und autoritär organisiert.[87] Die Spitze der Organisationsebene bildete der „Bund“ mit dem „Bundesführer“. Dem „Bund“ unterstanden „Gaue“ und diesen wiederum „Horste“. Die Gruppe der männlichen Jugendlichen wurden als „Pimpfe“ und die weiblichen Jugendlichen als „Jungmädel“ bezeichnet. Die vom „Bund“ ausgewählten Gruppenführer besaßen uneingeschränkte und unkontrollierbare Machtbefugnis. Diese Gruppenführer waren in der Regel ehemalige Mitglieder der völkisch-nationalen Jugendverbände der Weimarer Republik sowie jüngere Funktionäre aus der HJ oder dem BDM. Vor dem Verbot 1994 gab es „Gaue“ in Bayern, „Preußen/Berlin“, Schwaben, Rhein-Westfalen, „Nordmark“ (Schleswig-Holstein, Hamburg), Niedersachsen (inklusive Bremen), Hessen/Franken/Rheinland-Pfalz, Thüringen und Sachsen. Die Jugendorganisation verfügte auch über verwandte Organisationsstrukturen in Spanien, Großbritannien, Flandern, Frankreich, Skandinavien, Australien, Neuseeland, Österreich und in der Schweiz. Diese unterstanden dem „Bund“ in der Bundesrepublik und wurden als „Gaue“ oder „Stützpunkte“ bezeichnet. Unter den nichtdeutschen organisatorischen Ablegern der WJ war die niederländische und flämische „Wiking Jeugd“ besonders aktiv. Die WJ stand in einem engen Austausch mit anderen europäischen extrem rechten Vereinigungen oder Parteien. So besuchten die Mitglieder der WJ am 17./18.08.1968 ein Treffen internationaler Faschisten in Dixmuiden in Belgien.[88]

Es bestand auch Kontakt und reger Austausch mit führenden Personen der Hilfsgemeinschaft auf Gegenseitigkeit der Angehörigen der ehemaligen Waffen-SS (HIAG).[89] Der ehemalige Kommandant der SS-Division Wiking, Herbert Otto Gille, war im regelmäßigen Austausch mit der Wiking-Jugend. Ab 1953 gehörte er dem Präsidium der HIAG-Bundesverbindungsstelle an. Dabei strebten sowohl Gille als auch Paul Hausser und Felix Steiner keine eigenständige Organisation ehemaliger Angehöriger der Waffen-SS an. Stattdessen sollte eine gemeinsame Organisation mit ehemaligen Soldaten der Wehrmacht gebildet werden. Hintergrund war die Befürchtung, eine eigenständige Organisation könne als Nachfolgeorganisation der Waffen-SS verboten werden und die seitens der Veteranen der Waffen-SS vertretene Behauptung, sie seien „Soldaten wie andere auch“ gewesen. Seit 1951 war Gille Mitglied im Präsidium des Verbands deutscher Soldaten (VdS), der einer Aufnahme ehemaliger Mitglieder der Waffen-SS aufgeschlossen gegenüberstand

Die Zeitschrift Wikingruf war seit 1951 von Gille herausgegeben worden. Die Zeitschrift stellte den „pangermanischen“ Charakter der Waffen-SS heraus und knüpfte damit an nationalsozialistische Darstellungen der letzten Kriegsphase an. Insbesondere bei Offizierportraits und Kriegsberichten lassen sich in Stil, Wortwahl und Aufmachung Elemente erkennen, die in der SS-Zeitschrift Das Schwarze Korps benutzt wurden. Der Wiking-Ruf hatte bei der WJ einen bedeutenden Einfluss und diente als inoffizielles Schulungsorgan der Nachkriegsjugend. Die Person Gille als Soldat, der für das nationalsozialistische Deutschland gekämpft hatte, diente als lebendes Vorbild und Anschauungsobjekt für die Kinder und Jugendlichen in der WJ.

In programmatischer Hinsicht verstand sich die WJ als „volkstreue nordländische Jugendbewegung“. Das Jahr 1945 wurde als negativer Einschnitt in der deutschen Geschichte betrachtet. Es wurde verbunden mit der „Tragödie des Autoritätsverlustes“ der Eltern, wenn man den „Vater als Nazi, Kriegsverbrecher oder Militaristen abstempelte und die Mutter zur Hitlerischen Gebärmaschine degradierte.“[90] Es wurde die Errichtung eines „Sozialismus auf völkischer Grundlage“ sowie eines nationalsozialistischen Staates angestrebt. Die WJ sah im Kommunismus den „Todfeind europäischen Denkens und Lebens“ und wandte sich gegen jegliche Annäherungspolitik gegenüber der Sowjetunion.

In den völkischen, rassistischen und antisemitischen „Leitsätzen“ der WJ wurden „Bekenntnisse zum Volkstums- und Reichsgedanken“ postuliert. Eine solche „Reichseinheit“ bezeichnete die WJ als „Nordland“. Dieses „Nordland“ wurde als „der geschlossene Lebensraum der Völker germanischer Herkunft in Nord- und Mitteleuropa“ bezeichnet. Die Nordland-Ideologie, die „seit Jahren (…) in echter kameradschaftlicher Verbundenheit in der volkstreuen Jugend unserer germanischen Völker“ existiere, habe im 2. Weltkrieg vor allem die Waffen-SS verinnerlicht: „Wir sagen ja zu einem vereinten Europa unter der unabdingbaren Voraussetzung der Erhaltung der Eigenart unserer germanischen Völker. Ihre Besten hatten im Krieg der Churchill – Stalin - Roosevelt zum Schutze unseres gemeinsamen Erbes als Freiwillige in der Waffen- SS gekämpft und ihr Leben gegeben.“[91]

Die WJ bejahte eine „germanische Rassenpflege“, die sich auf die pseudowissenschaftlichen Studien des „Rassenforsches“ Hans F. K. Günther[92] stützte, der vor allem durch sein grundlegendes Werk „Rassenkunde des deutschen Volkes“ bekannt ist. So wurde festgestellt: „Wir wissen, daß jeder Mensch in Seele, Geist und Leib durch die von Eltern und Voreltern ererbten Anlagen bestimmt ist, daß er sich nur im anlagemäßig begrenzten Spielraum entwickeln kann. Die Naturwissenschaft hat bewiesen, daß es Gruppen von Lebewesen mit in ihrer Zusammensetzung gleichen oder sehr ähnlichen Erbanlagen gibt, die man als Rassen bezeichnet. Dies gilt für den Menschen genauso wie für die Tierwelt - auch wenn dem lebensgesetzlichen Denken feindliche Ideologien dies nicht wahrhaben wollen. Jedes Volk ist in seiner Wesensart durch die Eigenschaften jener Rassen gekennzeichnet, aus denen es sich zusammensetzt. Ein beschriebenes Blatt Papier, sei es 'Staatsangehörigkeitsnachweis', 'Taufschein' oder sonstwie benannt, kann aber niemals die Erbanlage ändern. Man kann damit staatsbürgerliche oder kirchliche Rechte anerkennen, nicht aber die Wesenhaftigkeit oder die leibliche Beschaffenheit umbestimmen.“[93]

Publikationsorgane der WJ waren die Zeitschrift „Der Wikinger“, der vierteljährlich in einer Auflage von ca. 500 Exemplaren erschien, sowie die Schülerzeitschrift „Gäck“.[94] Weitere unregelmäßig erscheinende Publikationen waren der „Bauge-Mädelbrief der Wiking-Jugend“, das „Pimpfenblatt“ und der „Odal-Kalender“.[95] Die nichtdeutschen Organisationen der Wiking-Jugend verfügten zum Teil auch über eigene Medien.

Das Frauenbild der WJ orientierte sich an der nationalsozialistischen „Rassenpflege“. Frauen wurden als „Lebensträger unseres gesamten Volkes.“ gesehen. Die Frau als Mutter „germanischer“ Kinder und damit als „Erhalterin des deutschen Volkskörpers“ stand dabei im Mittelpunkt des Interesses. Die Gebärfähigkeit von Frauen bildete die biopolitische Grundlage für die nordische Rassenideologie der WJ. Der über sie herzustellende „Volkskörper“ sollte als Grundlage für einen völkischen Staat dienen.

Als größte Jugendorganisation im extrem rechten Spektrum kam der WJ eine besondere Funktion als ideologische Ausbildungsorganisation für zukünftige rechte Kader zu. Zahlreiche Funktionsträger innerhalb der extremen Rechten in der Bundesrepublik bekamen in der WJ ihre ideologische und praktische Charakterschulung.[96]

Dazu gehörte auch der spätere Terrorist Odfried Hepp. Hepp ging Anfang der 1980er Jahre mit der Wehrsportgruppe von Karl-Heinz Hoffmann in den Libanon, um sich dort paramilitärisch ausbilden zu lassen.[97] 1982 gründete er in Frankfurt am Main mit Walter Kexel die rechte terroristische Hepp-Kexel-Gruppe, der sich weitere Neonazis anschlossen. Das Ziel der neonazistischen Gruppe lag darin, die Bundesrepublik von der amerikanischen „Besatzung“ zu „befreien“. Nach mehreren Raubüberfällen zur Finanzierung ihrer Aktionen verübten sie Anschläge mit Autobomben auf amerikanische Soldaten und Einrichtungen.

Ein weiteres Mitglied der WJ, das später im rechten Spektrum Karriere machte, war der „nationale Barde“ Frank Rennicke. Rennicke war „Jugendführer“ bei der WJ. Nach dessen Verbot 1994 wurde Rennicke Mitglied bei der NPD. Er gilt als größter Protagonist des Balladengesanges im gesamten extrem rechten Spektrum.[98] Rennicke setzt bewusst das Medium des Gesanges ein, um neue Anhänger und Sympathisanten für rechte Ideen zu gewinnen. Er beschränkt sich bei der Verbreitung seiner kruden Ideen nicht nur auf Musik, sondern trat auch bei verschiedenen Veranstaltungen als Redner auf. So besingt Rennicke die Wehrmacht, nennt die Oder-Neiße-Grenze eine „Schandgrenze“, bezeichnet die Polen als „Beschmutzer deutscher Erde“ und greift antiamerikanische Themen auf. Rassismus, Antisemitismus, Fremdenhass und die Verächtlichmachung linker Gruppierungen sowie einer Vielzahl von Minderheiten sind Inhalte seiner Lyrik. Den Hitler-Stellvertreter Rudolf Heß besingt er als Helden, Lehrer und Vorbild.

In erster Linie sang er bei Veranstaltungen der NPD. So spielte Rennicke auf dem Fest „35 Jahre NPD“ am 27.11.1999 in München sowie am „2. Tag des Nationalen Widerstandes“ am 27.05.2000 in Passau.[99] Weiterhin unterstützte er mit Beteiligung der rechten Sängerin Annett Moeck Wahlkampfveranstaltungen der NPD im Berliner Landeswahlkampf 2001 und trat auf dem Pressefest der „Deutschen Stimme“ im September 2001 in Grimma auf.

Vor dem Böblinger Amtsgericht wurde Rennicke wegen „Volksverhetzung“ zu zehn Monaten auf Bewährung verurteilt. Bei der Bundestagswahl 2008 wurde Rennicke auf dem dritten Platz der rheinland-pfälzischen Landesliste der NPD geführt. In den Jahren 2009 und 2010 wurde er von der NPD als Kandidat zur Wahl des Bundespräsidenten vorgeschlagen.

Anton Pfahler, der in der 1960er Jahren Mitglied der WJ gewesen war, entwickelte sich zu einem militanten Neonazi. Pfahler schloss sich der Wehrsportgruppe Hoffmann an, die 1980 verboten wurde, und wurde gleich „Sektionsleiter“ in Bayern.[100] Er versorgte die Wehrsportgruppe aufgrund seiner ausgezeichneten Kontakte zu paramilitärischen Kreisen mit Waffen. Pfahler war gleichzeitig Mitglied der NPD; auf seinem Anwesen im bayrischen Sinning befanden sich von 1998 an bis zum Jahresbeginn 2000 die Redaktion und der Versandhandel des „Deutsche-Stimmes-Verlages“. Zeitweilig war Pfahler auch Aktivist des „Deutschen Bundes“ und Funktionär der antichristlichen und neuheidnischen „Arbeitsgemeinschaft Naturreligiöser Stammesverbände“ (ANSE), die in Verbindung zu dem ariosophisch ausgerichteten „Armanenorden“ (AO) stand. Bei einer Hausdurchsuchung bei Pfahler wurden im Juni 1998 unter anderem fünf Handgranaten, mehrere Maschinenpistolen und extrem rechtes Propagandamaterial sichergestellt. Daraufhin wurde er vom Ingolstädter Landgericht im September 1999 wegen Verstößen gegen das Kriegswaffenkontrollgesetz und das Waffengesetz zu einer Haftstrafe von drei Jahren und acht Monaten verurteilt.

Das schon oben erwähnte frühere WJ-Mitglied Manfred Börm, der später dem terroristischen neonazistischen Spektrum angehörte, gehörte zu den Erstunterzeichnern der Erklärung des NPD-Parteivorstandes vom 13.09.2002 bezüglich der Terroranschläge vom 11.09.2001, in der es hieß: „Der NPD-Parteivorstand verurteilt den Terroranschlag in den USA und stellt fest, daß Gewalt kein Mittel der Politik sein darf. Allerdings befindet sich Amerika seit Jahrzehnten im Krieg und muß immer mit entsprechenden Gegenreaktionen rechnen. Erstmals wurden die Amerikaner auf ihrem eigenen Territorium empfindlich getroffen. Die USA betreiben seit ihrer Gründung eine imperialistische Politik. Sie begann mit der weitgehenden Ausrottung der Indianer, der Versklavung der Schwarzen und wird ihr Ende nicht mit der Bombardierung Jugoslawiens gefunden haben. Ein altes Sprichwort sagt: ‚Wer Wind sät, wird Sturm ernten.’“[101]

Der Multifunktionär der rechten Szene, Jürgen Rieger, war ebenfalls früher Mitglied der WJ. Seine ausgeprägten Kontakte im In- und Ausland machten ihn zu einer der zentralen Figuren des deutschen Rechtsextremismus.[102]

In neuheidnischen Zirkeln wie der „Artgemeinschaft-Germanische Glaubensgemeinschaft wesensmäßer Lebensgestaltung e.V.“ und der „Gesellschaft für biologische Anthropologie, Eugenik und Verhaltensforschung e.V.“ nahm Rieger eine führende Stellung ein.[103] Er bezichtigte das dem Judentum entstammende Christentum der Schuld an der Zerstörung der „Umwelt“ sowie alter „Rangordnungen“. Rieger wollte die christliche Moral durch eine biologisch begründete Ethik ersetzen, in der die „Starken“ einen „höheren Rang“ erhalten als die „Schwachen“. Die Artgemeinschaft sieht sich in der Tradition germanischer, heidnischer Vorfahren und bekennt sich zum „germanischen Kulturerbe“ und dessen der Gegenwart angepasster „Weiterentwicklung“. Diese Organisation verbindet naturreligiösen Glauben mit rechten Inhalten, die einer biologistischen „Blut und Boden -Ideologie“ entsprechen.[104] Außerdem war Rieger im Vorstand des „Nordischen Rings“, wissenschaftlicher Beirat im „Weltbund zum Schutz des Lebens“ sowie Herausgeber der „Nordischen Zeitung“ und der Zeitschrift „Recht und Justiz“.

Rieger veröffentlichte 1969 ein Buch über das Thema „Rasse - Ein Problem auch für uns“, das 1972 von der Bundesprüfstelle indiziert wurde. Seit Mitte der 1970er Jahre war Rieger als selbständiger Rechtsanwalt tätig und vertrat seitdem bekannte Rechtsextremisten wie Michael Kühnen, Christian Worch und Jürgen Mosler vor Gericht.

Ende der 1970er Jahre erwarb der neonazistische „Freundeskreis Filmkunst e.V.“, dem Rieger angehörte, ein Gebäude in Hetendorf bei Celle. Dort hielten die „Nationalistische Front“ (NF), die „Freiheitliche Deutsche Arbeiterpartei“ (FAP) und die WJ Veranstaltungen ab. Seit 1991 fanden auf dem Gelände regelmäßig die „Hetendorfer Tagungswochen“ statt, die eine zentrale Veranstaltung der extremen Rechten in der Bundesrepublik darstellen.

Rieger wurde 1996 mit dem Andreas-Hofer-Preis der DVU ausgezeichnet; zwei Jahre später trat er beim „1. Tag des Nationalen Widerstandes“ der NPD auf.[105] Rieger starb am 29.10.2009 in Berlin.

4. Fazit

Die WJ verstand sich als Nachfolgeorganisation der HJ und des BDM.

Im Mittelpunkt der nach dem „Führerprinzip“ geordneten HJ stand die körperliche und ideologische Schulung; sie umfasste rassistische, antisemitische und sozialdarwinistische und gemeinsame Wanderungen bzw. Märsche und körperliche Übungen im Freien. Diese sollten schon die zehnjährigen männlichen Jugendlichen abhärten und langfristig auf den Kriegsdienst vorbereiten. Über die HJ erfolgte nicht nur die Vermittlung der NS-Ideologie mit ihrem Wertesystem von Gefolgschaftstreue, Kameradschaft, Pflichterfüllung und Willensstärke, sondern mit der Betonung der körperlichen Leistungsfähigkeit und ihrer paramilitärischen Ausbildung diente die HJ immer stärker der Rekrutierung von Soldaten.

Aufgrund der ab 1936 gesetzlich geregelten Pflichtmitgliedschaft aller weiblichen Jugendlichen, sofern sie nicht aus „rassischen Gründen“ ausgeschlossen waren, bildete der BDM die damals zahlenmäßig größte weibliche Jugendorganisation der Welt mit 4,5 Millionen Mitgliedern im Jahr 1944. Im Zentrum der BDM-Erziehung stand „die Synthese von körperlicher und hauswirtschaftlicher Ertüchtigung“ und die Aufgabe, viele deutsche Kinder für die „Volksgemeinschaft“ zur Welt zu bringen.

Die WJ, die ab 1967 ihren Sitz in Stolberg bei Aachen hatte, stellte die bedeutendste Jugendorganisation des extrem rechten Spektrums in der Bundesrepublik dar. Der Name der Organisation erinnerte an den völkischen Bund „Wiking“ in den 1920er Jahren sowie die Division „Wiking“ der Waffen-SS. Das Beispiel der SRP, die am 23.10.1952 durch das Bundesverfassungsgericht verboten wurde, wirkte abschreckend für die WJ und sorgte für eine vorsichtige Strategie beim Bekenntnis der politischen Ziele. Die WJ brachte Kindern und Jugendlichen ihre rassistische und antidemokratische Weltanschauung näher, ihre Leiter waren gefestigte extreme Rechte. Die Organisation war nach dem Lebensbundprinzip organisiert, so dass die Mitgliedschaft nicht mit dem Erwerb des Status des Erwachsenen erlosch, sondern eine lebenslange Dauer besaß. Die WJ wolle eine vollständige nationalsozialistische Sozialisation ihrer Mitglieder von der frühen Kindheit bis ins hohe Erwachsenenalter erreichen. Es wurde die Errichtung eines „Sozialismus auf völkischer Grundlage“ sowie eines nationalsozialistischen Staates angestrebt. Die WJ sah im Kommunismus den „Todfeind europäischen Denkens und Lebens“ und wandte sich gegen jegliche Annäherungspolitik gegenüber der Sowjetunion. Als Standardwerke zur Schulung der Kinder und Jugendlichen benutzte die WJ Bücher des NSDAP-Ideologen Alfred Rosenberg. Die hierarchisch aufgebaute Kinder- und Jugendarbeit war auf die „Erziehung zur gemeinschaftsgebundenen Persönlichkeit“ ausgerichtet. Dabei stand eine Art paramilitärische Ausbildung im Vordergrund, die die „Wehrhaftigkeit“ und die „soldatischen Tugenden“ der Teilnehmer gewährleisten sollte. Es wurde weiterhin die sofortige Beendigung der Entnazifizierung gefordert und die bisherigen Vorgänge rückgängig zu machen. Es gab „Gaue“ in Bayern, „Preußen/Berlin“, Schwaben, Rhein-Westfalen, „Nordmark“ (Schleswig-Holstein, Hamburg), Niedersachsen (inklusive Bremen), Hessen/Franken/Rheinland-Pfalz, Thüringen und Sachsen. Die Kinder- und Jugendarbeit bestand aus Zelt-, Wochenend-, Sommer-, Herbst-, Winter-, Berg- und Skilager, Wandern, Fahrten zu Kriegsgräbern, Erntedank- und Sonnwendfeiern. Auf längeren gemeinsamen Reisen nach Skandinavien oder Südtirol wurde den Kindern und Jugendlichen die nationalsozialistische Ideologie näher gebracht und der innere Zusammenhalt gestärkt. Ihr Frauenbild lehnte sich an das des Nationalsozialismus an: Die Frau als Mutter „germanischer“ Kinder und damit als „Erhalterin des deutschen Volkskörpers“ stand dabei im Mittelpunkt. Die WJ besaß Kontakte zu rechten terroristischen Gruppen und Einzelpersonen. Ihre besondere Bedeutung lag darin, dass zahlreiche Verantwortungsträger innerhalb der rechten Szene in der Bundesrepublik dort ideologisch sozialisiert wurden. Im Jahre 1994 wurde die WJ wegen Verfassungsfeindlichkeit verboten.

5. Literatur

----

Fußnoten

  1.  ↑ Schöneburg, K.-H./Mand, R.: Vom Werden unseres Staates. Eine Chronik. Band 1: 1945-1949, Berlin (Ost) 1966, S. 17
  2.  ↑ Reuser, M.: Die Nachkriegszeit in Deutschland, München 1993, S. 75
  3.  ↑ Broszat, M./Frei, N. (Hrsg.): Das Dritte Reich im Überblick. Chronik – Ereignisse – Zusammenhänge, München 1992, S.253
  4.  ↑ Kater, M.H.: Hitler-Jugend, Darmstadt 2005, S. 30
  5.  ↑ Schubert-Weller, C.: Hitlerjugend. Vom „Jungsturm Adolf Hitler“ zur Staatsjugend des Dritten Reiches, München 1993, S. 9 ff
  6.  ↑ Wetzel, J.: Hitlerjunge Quex, in: Benz, W./Graml, H./Weiß, H. (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus, Stuttgart 1997, S. 514
  7.  ↑ Kater, M.H.: Hitler-Jugend, Darmstadt 2005, S. 62
  8.  ↑ Schubert-Weller, C.: Hitlerjugend. Vom „Jungsturm Adolf Hitler“ zur Staatsjugend des Dritten Reiches. Teil 4, Weinheim u. a. 1993, S. 43
  9.  ↑ Kammer, H./Bartsch, E. (Hrsg.): Jugendlexikon Nationalsozialismus, Artikel Hitlerjugend, Reinbek 1982, S. 91
  10.  ↑ Schubert-Weller, C.: Hitlerjugend. Vom „Jungsturm Adolf Hitler“ zur Staatsjugend des Dritten Reiches. Teil 4, Weinheim u. a. 1993, S. 67
  11.  ↑ Grüttner, M.: Brandstifter und Biedermänner. Deutschland 1933-1939, Stuttgart 2015, S. 288
  12.  ↑ Kammer, H./Bartsch, E. (Hrsg.): Jugendlexikon Nationalsozialismus, Artikel Hitlerjugend, Reinbek 1982, S. 91
  13.  ↑ Klönne, A.: Jugend im Dritten Reich, München 1995, S. 78
  14.  ↑ Wetzel, J.: Hitlerjunge Quex, in: Benz, W./Graml, H./Weiß, H. (Hrsg.): Enzyklopädie des Nationalsozialismus, Stuttgart 1997, S. 514
  15.  ↑ Ebd.
  16.  ↑ Kollmeier, K.: Ordnung und Ausgrenzung. Die Disziplinarpolitik der Hitler-Jugend. Göttingen 2007, , S. 199f
  17.  ↑ Focke, H. /Reimer, U.: Alltag unterm Hakenkreuz, Reinbek 1979, S. 115
  18.  ↑ Broszat, M./Frei, N. (Hrsg.): Das Dritte Reich im Überblick. Chronik – Ereignisse – Zusammenhänge, München 1992, S.254
  19.  ↑ Dagmar Reese: Warum Mädchen nicht nur gewandert sind. Der „Bund Deutscher Mädel“. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, Jg. 60, 2009, 268−281, hier S. 670
  20.  ↑ Dagmar Reese: Straff, aber nicht stramm – herb, aber nicht derb. Zur Vergesellschaftung von Mädchen durch den Bund Deutscher Mädel im sozialkulturellen Vergleich zweier Milieus, Weinheim u. a. 1989, S. 45
  21.  ↑ Dagmar Reese (Hrsg.): Die BDM-Generation. Weibliche Jugendliche in Deutschland und Österreich im Nationalsozialismus, Berlin 2007, S. 32
  22.  ↑ Gisela Miller-Kipp: „Der Führer braucht mich“. Der Bund Deutscher Mädel (BDM). Lebenserinnerungen und Erinnerungsdiskurs, Weinheim u. a. 2007, S. 22
  23.  ↑ Martin Klaus: Mädchen im Dritten Reich. Der Bund Deutscher Mädel. 3. aktualisierte Auflage, Köln 1998, S. 28
  24.  ↑ Zitiert aus Kinz, G.: Der Bund Deutscher Mädel. Ein Beitrag zur außerschulischen Mädchenerziehung im Nationalsozialismus, Frankfurt am Main u. a. 1990, S. 60
  25.  ↑ Zitiert aus Dagmar Reese: Straff, aber nicht stramm – herb, aber nicht derb. Zur Vergesellschaftung von Mädchen durch den Bund Deutscher Mädel im sozialkulturellen Vergleich zweier Milieus, Weinheim u. a. 1989, S. 63
  26.  ↑ Gisela Miller-Kipp: „Der Führer braucht mich“. Der Bund Deutscher Mädel (BDM). Lebenserinnerungen und Erinnerungsdiskurs, Weinheim u. a. 2007, S. 79f
  27.  ↑ Zitiert aus Dagmar Reese: Mädchen im Bund Deutscher Mädel. In: Elke Kleinau, Claudia Opitz (Hrsg.): Geschichte der Mädchen- und Frauenbildung. Band 2: Vom Vormärz bis zur Gegenwart, Frankfurt am Main u. a. 1996, S. 218
  28.  ↑ Dagmar Reese: Warum Mädchen nicht nur gewandert sind. Der „Bund Deutscher Mädel“. In: Geschichte in Wissenschaft und Unterricht, Jg. 60, 2009, 268−281, hier S. 673
  29.  ↑ Kinz, G.: Der Bund Deutscher Mädel. Ein Beitrag zur außerschulischen Mädchenerziehung im Nationalsozialismus, Frankfurt am Main u. a. 1990, S. 82
  30.  ↑ Gisela Miller-Kipp: „Der Führer braucht mich“. Der Bund Deutscher Mädel (BDM). Lebenserinnerungen und Erinnerungsdiskurs, Weinheim u. a. 2007, S. 73
  31.  ↑ Ebd., S. 77
  32.  ↑ Dagmar Reese (Hrsg.): Die BDM-Generation. Weibliche Jugendliche in Deutschland und Österreich im Nationalsozialismus, Berlin 2007, S. 76
  33.  ↑ Kinz, G.: Der Bund Deutscher Mädel. Ein Beitrag zur außerschulischen Mädchenerziehung im Nationalsozialismus, Frankfurt am Main u. a. 1990, S. 103
  34.  ↑ Zitiert aus Dagmar Reese: Straff, aber nicht stramm – herb, aber nicht derb. Zur Vergesellschaftung von Mädchen durch den Bund Deutscher Mädel im sozialkulturellen Vergleich zweier Milieus, Weinheim u. a. 1989, S. 96
  35.  ↑ Martin Klaus: Mädchen im Dritten Reich. Der Bund Deutscher Mädel. 3. aktualisierte Auflage, Köln 1998, S. 66
  36.  ↑ Dagmar Reese (Hrsg.): Die BDM-Generation. Weibliche Jugendliche in Deutschland und Österreich im Nationalsozialismus, Berlin 2007, S. 89
  37.  ↑ Ebd., S. 68
  38.  ↑ Dagmar Reese: Straff, aber nicht stramm – herb, aber nicht derb. Zur Vergesellschaftung von Mädchen durch den Bund Deutscher Mädel im sozialkulturellen Vergleich zweier Milieus, Weinheim u. a. 1989, S. 164f
  39.  ↑ Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 1983, Bonn 1984, S. 142
  40.  ↑ Pfahl-Traughber, A.: Rechtsextremismus in der Bundesrepublik, Opladen 2000, S. 23
  41.  ↑ Assheuer, T./Sarkowicz, H.: Rechtsradikale in Deutschland. Die alte und die neue Rechte, München 1990, S. 14
  42.  ↑ Grumke/Wagner, Handbuch Rechtsradikalismus. Personen-Organisationen-Netzwerke vom Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft, Opladen 1996, S. 436
  43.  ↑ Pohl, D.: Nationalsozialistische Judenverfolgung in Ostgalizien 1941-1944, München 1996, S. 43
  44.  ↑ www1.yadvashem.org/download/about_holocaust/studies/lappin_full.pdf
  45.  ↑ Hübner, A.: Rechtsradikale Jugendgruppen in der Bundesrepublik, in: Fetscher, I. (Hrsg.) Rechtsradikalismus, Frankfurt/M. 1967, S. 125-156, hier S. 127f
  46.  ↑ Ebd.
  47.  ↑ Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 1983, Bonn 1984, S. 77
  48.  ↑ Ebd. S. 133f
  49.  ↑ Fromm, R.: Die „Wehrsportgruppe Hoffmann“. Darstellung, Analyse und Einordnung: ein Beitrag zur Geschichte des deutschen und europäischen Rechtsextremismus, Berlin 1998, S. 88f
  50.  ↑ Wikinger 4/1982, S. 8
  51.  ↑ Scheuler, W.: Rechtsradikalismus in der Bundesrepublik, Sankt-Augustin 1996, S. 25f
  52.  ↑ Wikinger 4/1992, S. 4
  53.  ↑ Ebd.
  54.  ↑ Ebd.
  55.  ↑ Grumke/Wagner, Handbuch Rechtsradikalismus. Personen-Organisationen-Netzwerke vom Neonazismus bis in die Mitte der Gesellschaft, a.a.O., S. 437
  56.  ↑ Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): Verfassungsschutzbericht 1983, Bonn 1984
  57.  ↑ Krink, A.: Die NS-Diktatur, 3. Auflage, Frankfurt/Main 1975, S. 41
  58.  ↑ Dudek/Jaschke, Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus, Band 2, a.a.O., S. 245
  59.  ↑ Als „Benes-Dekrete“ werden allgemein die Rechtsnormen bezeichnet, die in den Jahren 1940 bis 1945 durch den tschechoslowakischen Präsidenten Edvard Benes erlassen worden sind. Es wurden insgesamt 143 Dekrete erlassen, einige von ihnen leiteten tiefgreifende, politische, soziale und wirtschaftliche Veränderungen in die Wege. Bis heute sind einige von ihnen umstritten, welche die Entrechtung (Entzug der Staatsbürgerschaft) und die soziale Stellung (Enteignung des Vermögens) sowie der „Aussiedlung“ der deutschen (wie der ungarischen) Minderheit regelten.
  60.  ↑ Zitiert aus Dudek/Jaschke, Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus, Band 2, a.a.O., S. 246
  61.  ↑ Dudek/Jaschke, Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus, Band 2, a.a.O., S. 246
  62.  ↑ Küsters, H. J.: Der Integrationsfriede, München 2000, S. 25
  63.  ↑ Kühne, J-D.: Zu Veränderungsmöglichkeiten der Oder-Neiße-Linie nach 1945, , 2., aktualisierte Auflage, München 2007, S. 33f
  64.  ↑ Rehbein, K.: Die westdeutsche Oder/Neiße-Debatte, Hintergründe, Prozeß und das Ende des Bonner Tabus, Hamburg 2005, S. 16ff
  65.  ↑ Kühne, J-D.: Zu Veränderungsmöglichkeiten der Oder-Neiße-Linie nach 1945, , 2., aktualisierte Auflage, München 2007, S. 17f
  66.  ↑ Dudek/Jaschke, Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus, Band 2, a.a.O., S. 247
  67.  ↑ Ebd., S. 248
  68.  ↑ Ebd.,
  69.  ↑ Scheuler, W.: Rechtsradikalismus in der Bundesrepublik, Sankt-Augustin 1996, S. 28f
  70.  ↑ Ebd., S. 30
  71.  ↑ Ebd.
  72.  ↑ Jenke, Verschwörung von Rechts? Ein Bericht über den Rechtsradikalismus in Deutschland nach 1945, Opladen 1975, S. 25
  73.  ↑ Unter „Elite“ versteht er zunächst einen (wertneutralen) funktionalen Begriff von „den Besten“ in einer Handlungskategorie, d.h, „Elite“ bezieht sich also keineswegs nur auf politisch Herrschende. Gelegentlich benutzte er synonym auch den Begriff der „Aristokratie“. Pareto versteht Geschichte generell und ausnahmslos als ''Friedhof der Aristokratien'': Den Wechsel der Eliten und damit die Bedingungen eines evolutionären oder revolutionären politischen Herrschaftswechsels beschreibt er mit großer Präzision. Eine „Elite“ wird bei Pareto auch in Revolutionen stets nur von einer „Reserve-Elite“, nie jedoch von einer Masse ersetzt; ungeachtet dessen beruft sich eine neue Elite gern auf die Masse oder behauptet, dazuzugehören. Vgl. dazu Recktenwald, H.C. (Hrsg.): Lebensbilder großer Nationalökonomen. Einführung in die Geschichte der politischen Ökonomie, Köln u. a. 1965 oder Zauels, G.: Paretos Theorie der sozialen Heterogenität und Zirkulation der Eliten. Ferdinand Enke Verlag, Stuttgart 1968
  74.  ↑ Scheuler, W.: Rechtsradikalismus in der Bundesrepublik, Sankt-Augustin 1996, S. 30ff
  75.  ↑ Rosenberg, A. ''Der Mythus des 20. Jahrhunderts. Eine Wertung der seelisch-geistigen Gestaltenkämpfe unserer Zeit'', München 1930
  76.  ↑ ''Rosenberg, A.: Houston Stewart Chamberlain als Verkünder und Begründer einer deutschen Zukunft'', München 1927, siehe dazu auch ''Rosenberg, A.: Dreißig November Köpfe'', München 1927, ''Rosenberg, A.: Der Zukunftsweg einer deutschen Außenpolitik'', München 1927, ''Rosenberg, A.: Der Sumpf. Querschnitte durch das „Geistes“-Leben der November-Demokratie'', München 1927, ''Rosenberg, A.: Der Weltverschwörerkongreß zu Basel'', München 1927, ''Freimaurerische Weltpolitik im Lichte der kritischen Forschung'', München 1929
  77.  ↑ Stöss, R.: Die Sozialistische Reichspartei (SRP), in: Ders (Hrsg.): Parteien Handbuch. Die Parteien der Bundesrepublik Deutschland 1945-1980, Band 4 NPD-WAW, Opladen 1980, .S. 2322f
  78.  ↑ Hundseder, F.: Stichwort Rechtsextremismus, München 1993, S. 53 ff.
  79.  ↑ Ebd.
  80.  ↑ Zitiert in Ebd.
  81.  ↑ Ebd.
  82.  ↑ Neugebauer, G.: Extremismus-Rechtsextremismus-Linksextremismus: Einige Anmerkungen zu Begriffen, Forschungskonzepten, Forschungsfragen und Forschungsergebnissen, in: Schubarth, W./Stöss, R. (Hrsg.): Rechtsextremismus in der Bundesrepublik Deutschland. Eine Bilanz, Opladen 2001, S. 13-37, hier S. 24
  83.  ↑ Fromm, R.: Am rechten Rand. Lexikon des Rechtsradikalismus. 2. Auflage, Marburg 1994, S. 171 ff.
  84.  ↑ Virchow, F.: Wiking-Jugend, in: Benz, W. (Hrsg.): Handbuch des Antisemitismus. Judenfeindschaft in Geschichte und Gegenwart. Band 5: Organisationen, Institutionen, Bewegungen, Berlin u.a. 2012, S. 649 f.
  85.  ↑ Grumke/Wagner, Handbuch Rechtsradikalismus, a.a.O., S. 438
  86.  ↑ Ebd.
  87.  ↑ Hundseder, F.: Stichwort Rechtsextremismus, München 1993, S. 55
  88.  ↑ Bundesministerium des Inneren (Hrsg.): Erfahrungsbericht über die Beobachtungen der Ämter für Verfassungsschutz, Bonn 1969, S: 40
  89.  ↑ Der HIAG fiel eine Schlüsselrolle innerhalb des bundesdeutschen Rechtsextremismus zufiel. Die HIAG war eine Sammlungsbewegung von ehemaligen überzeugten Nationalsozialisten und Waffen-SS-Veteranen, die in der bundesrepublikanischen extremen Rechten eine zentrale Stellung einnahm. Innerhalb der BRD war die HIAG das Auffangbecken für ehemalige Nationalsozialisten und andere extrem rechte Personen, die neonationalsozialistische, revanchistische und völkische Positionen vertraten und eine antidemokratische Gesinnung offenbarten.
  90.  ↑ Zitiert aus Nahrath, W.: Wege der Jugenderziehung aus der Sicht der volkstreuen Bünde, Hannover 1964, abgedruckt in Dudek/Jaschke: Entstehung und Entwicklung des Rechtsextremismus, Band 2, a.a.O., S. 242f
  91.  ↑ Ebd. Hirsch, Rechts von der Union. Personen, Organisationen, Parteien seit 1945, a.a.O., S. 149 Mecklenburg, J.: Antifaschistisches Handbuch und Ratgeber, Berlin 1996, S. 181 Grumke/Wagner, Handbuch Rechtsradikalismus, a.a.O., S. 436 Fromm, Die „Wehrsportgruppe Hoffmann“. Darstellung, Analyse und Einordnung, a.a.O., S. 90 Winterberg, Y.: Der Rebell. Odfried Hepp – Neonazi, Terrorist, Aussteiger, Bergisch Gladbach 2004, S. 24f
  92.  ↑ Für Günther die war die „nordische Rasse“ die höchstentwickelte, aber auch die in ihrem Bestand gefährdetste. Seine Theorien wurden zeitweise zur maßgeblichen ideologischen Grundlage der nationalsozialistischen Rassenpolitik, die nicht nur zum Holocaust an den Juden und den Völkermord an den als "Zigeuner" Verfolgten, sondern auch zur Ermordung zahlloser Angehöriger der als minderwertig diskriminierten slawischen Völker führte. Allerdings hielt Günther selbst das Thema Judentum für untergeordnet und meinte bereits in den zwanziger Jahren, der Begriff des „Ariers“ sei veraltet. Das hinderte ihn allerdings nicht, sich in seiner Rassenkunde ausgiebig antisemitischer Klischees zu bedienen. Sein Wunsch war, dass die Juden nach „Palästina oder ein anderes, ihren Erbanlagen angemessenes Gebiet“ auswandern.
  93.  ↑ Hirsch, Rechts von der Union. Personen, Organisationen, Parteien seit 1945, a.a.O., S. 149
  94.  ↑ Mecklenburg, J.: Antifaschistisches Handbuch und Ratgeber, Berlin 1996, S. 181
  95.  ↑ Grumke/Wagner, Handbuch Rechtsradikalismus, a.a.O., S. 436
  96.  ↑ Fromm, Die „Wehrsportgruppe Hoffmann“. Darstellung, Analyse und Einordnung, a.a.O., S. 90
  97.  ↑ Winterberg, Y.: Der Rebell. Odfried Hepp – Neonazi, Terrorist, Aussteiger, Bergisch Gladbach 2004, S. 24f
  98.  ↑ Grumke/Wagner, Handbuch Rechtsradikalismus, a.a.O., S. 477
  99.  ↑ Ebd., S. 476
  100.  ↑ Ebd., S. 170
  101.  ↑ Zitiert aus Ebd., S. 404
  102.  ↑ Ebd., S. 302
  103.  ↑ Ebd., S. 204
  104.  ↑ Ebd., S. 356f
  105.  ↑ Ebd., S. 301