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Leonhard Horowski: Das Europa der Könige

Macht und Spiel an den Höfen des 17. und 18. Jahrhunderts

3. Auflage, Rowohlt, Reinbek bei Hamburg 2017, 39,95 € , ISBN, 978-3-498-02835-0

Der Autor des Buches, Leonhard Horowski, promovierte über eine Arbeit zum Hof von Versailles. Er arbeitet im universitären Kontext und schreibt noch an seiner Habilitation über brandenburgische-preußische Staatsminister. Nebenbei arbeitete er als historischer Experte für Dokumentarserie wie „Mätressen. Die Geheime Macht der Frauen“ (2005) und „Die Deutschen“ (2010).

Das Werk „Das Europa der Könige“ ist ein Beitrag zur europäischen Sozial- und Kulturgeschichte, aber kein genuin (trockenes) wissenschaftlichen Werk. Es ist ebenfalls ein Abenteuerroman, in denen sich die ineinandergreifenden Lebensläufe der Akteure und der die Ereignisse, in dem sie stehen und handeln, zu erzählerischen Momentaufnahmen verdichten.

In dem Buch geht es um die Macht und das Spiel an den Höfen der Könige und Adeligen „anderthalb Jahrhunderte zwischen 1642 und 1799“ (S. 10) Es wird der Versuch unternommen, „eine fast vergessene Welt zugleich erklären und erzählen, indem man zwanzig über eine lange Zeitspanne verteilte Momente schildert und zusieht, wie die zu ihnen gehörenden Lebensläufe zusammenlaufen.“ (S. 11) Den permanenten Zustand der Intrigen an den Höfen beschreibt Horowski folgendermaßen: „Macht ist ein Schachspiel auf einem riesigen Brett; sie funktioniert nur durch Netzwerke und wird von Eliten betrieben, die gar nicht anders können, als von Anfang an möglichst viele Schachfiguren im Auge zu behalten.“ (S. 12)

Er zeichnet ein schillerndes Porträt des Adels und Könige in jener Epoche, die die Grundlagen für das Scheitern des dynastischen Denkens an sich gescheitert ist. Die meisten von ihnen hätten damals sich aber nicht in den schlimmsten Albträumen gedacht, dass bald die Französische Revolution die Monarchie auf den Müllhaufen der Geschichte bringen wird. Dieses Buch wurde auch geschrieben, „um uns daran zu erinnern, wie wenig selbstverständlich unsere Selbstverständlichkeiten sind.“ (S.13) Damit meint Horowski die heute existierende Pressefreiheit, Demokratie, Wahlrecht, formale Gleichheit und die Menschenrechte.

Mit einer Portion Ironie und Humor erzählt Horowski Anekdoten über Könige und Adelige im barocken Zeitalter, die auch durch Quellen belegt sind. Könige und Adel werden persönlich mit ihren Stärken und Schwächen dargestellt. Diese eigene Welt abgeschottet von den gemeinen Untertanen mit ihren Riten, Traditionen und ungeschriebenen Gesetzen ist für die heutigen Leser jedoch nur schwer nachzuvollziehen und scheint eher ein Märchen aus alten Zeit zu sein. Romantische Prinzessinnen, machiavellistische Könige, philisterhafte Adelige, alle Charaktere sind dort vertreten. Dynastisches Denken prägt diese Epoche im Netz der Beziehungen der Herrscher und der Möchtegern-Herrscher entscheidend. Somit ist das Buch auch ein Stück Mentalitäts- und Geistesgeschichte.

Im Anhang findet man den Nachweis der verwendeten Quellen und wissenschaftliche Literatur zur Vertiefungsmöglichkeit in ein bestimmtes Thema sowie ein Namensregister und Stammtafeln zu den Herrscherdynastien.

Es ist eine Geschichte der Mächtigen und der Unterdrücker der eigenen Untertanen, die für den Pomp an den europäischen Höfen unter unmenschlichen Bedingungen arbeiten mussten. Leider ist dies in manchen Ländern der Welt immer noch der Fall. Machtpolitik im Sinne Machiavellis und strategischer Imperialismus ist in der Gegenwart auch nicht ausgestorben, leider. Gerade darin liegt die Aktualität des Buches. Auf den ersten Blick wirken mehr als 1100 Seiten Literatur etwas abschreckend. Aber das Lesen lohnt sich, wobei historische Vorkenntnisse nicht schlecht wären für das Verständnis.

 

Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek:

ISBN: 978-3-498-02835-0 .