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Karl Ove Knausgärd: Kämpfen

Luchterhand Verlag, München 2017, ISBN: 978-3-630-87415-9

Karl Ove Knausgärd ist der bekannteste norwegische Autor der Moderne. 2009 veröffentlichte Knausgård die ersten drei seines sechs Bände umfassenden, autobiografisch angelegten Romanzyklus Min Kamp (Mein Kampf). Das Erscheinen des ersten Bandes, der die schwierige Beziehung zu seinem Vater thematisiert und dabei „in einer regelrechten Gedankenflut“ essayistische Passagen mit Kindheits- und Jugenderinnerungen verbindet, sorgte in Norwegen für großes Aufsehen und löste heftige Diskussionen aus. Die Bände vier und fünf erschienen 2010, der sechste und letzte Band wurde 2011 veröffentlicht. 2011 kam der erste Band unter dem Titel Sterben auf Deutsch heraus. Der Abschlussband Kämpfen erschien im Mai 2017.

Knausgärd schreibt über den Tod seines Vaters, seine Liebschaften, Träume oder Kindheitserinnerungen Er „kämpft“ mit dem Alltag und vor allem mit jenen Menschen, die seit 2009 öffentlich zu Figuren seiner Romane geworden sind. Sozusagen als Nebenschauplatz seiner autobiographischen Darstellung geht es um ideengeschichtliche Probleme und die philosophische Deutung der Wirklichkeit angelehnt an Homer und Celan. Sein Erklärung für den Namen „Min Kamp“, „Mein Kampf“, den Knausgårds sechsbändiges Projekt im Original trägt, ist jedoch unappetitlich: „Hitlers Kindheit und Jugend ähneln meiner eigenen, seine Liebe aus der Distanz, sein verzweifelter Wunsch, etwas Großes zu werden, um sich selbst zu erhöhen, die Liebe zu seiner Mutter, der Hass auf den Vater, sein Gebrauch der Kunst als Ort der Ich-Auslöschung und der großen Gefühle.“ Der Selbstvergleich mit Hitler soll wohl eher als Provokation seiner Umwelt verstanden werden, aber dies wertet den größten Verbrecher der Menschheitsgeschichte nur auf.

Die Lektüre des Romans ist sehr schleppend, fast 1300 Seiten sind ein zu großes Volumen. Entweder liest man den Roman in Etappen, andernfalls verliert man schnell die Lust daran. Es ist ein hintergründig geschriebener Roman, der zum Nachdenken anregt. Aber es ist kein Werk, das das Zeug zum epochemachenden Roman hat.

 

Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek:

ISBN: 978-3-630-87415-9 .