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Josef Kraus: Wie man eine Bildungsnation an die Wand fährt und was Eltern jetzt wissen müssen

Herbig, 3. Auflage, Stuttgart 2017, ISBN: 978-3-7766-2802-9

Der Autor Josef Kraus war Gymnasiallehrer und stand von 1987-2017 dem Deutschen Lehrerverband als Präsident vor. Dieses Buch ist eine „Untersuchung der Trümmer und Ruinen, die deutsche Bildungspolitik und deutsche Bildungswissenschaften hinterlassen haben: Trümmer und Ruinen, die man mittels ‚Reformen‘ hinterlassen hat.“ (S. 9) Seit den 1960er Jahren gab es laut dem Autor einen „radikalen Egalisierungswahn“, dieses „Bildungsexperiment“ sei gescheitert. Weiterhin sind für ihn die Pisa und Bologna-Reformen kein bildungspolitischer Fortschritt, sondern ein Angriff auf die Errungenschaften einer „alten Bildungsnation“. Stattdessen fordert er eine „bürgerliche Revolte“ gegen die bisherige Bildungspolitik und „ein begabungs- und leistungsorientiertes, vielfältig gegliedertes Schulwesen, gegen Einheitsschule, für eine stabile Hauptschule, für anspruchsvolle Abiturstandards, gegen eine Inflation an Hochschulzugängen, für eindeutige Anforderungen beim Zugang zum Gymnasium sowie für ein duales System der beruflichen Bildung.“ (S. 19)

Im ersten Kapitel analysiert Kraus die seiner Meinung nach falschen Strukturen in der Bildung, dann geht er auf falsche Vorgaben in den Schulen ein und kritisiert die Inklusion. Dann kritisiert er die hohe Zahl der Analphabeten in der BRD und die „Gleichgültigkeit, wie die Deutschen mit ihrer Sprache umgehen.“ (S. 176) Dabei steht das „Denglisch“ im Mittelpunkt seiner Kritik.

Als Ergebnis gibt er Eltern 12 Ratschläge an die Hand, wie sie sich gegen diese Entwicklungen wehren könnten. Im Zentrum steht der Ratschlag: „Schulpolitische Revolten sind zwar nicht selten, aber sie können gelingen“. (S. 238) Weiterhin fordert er Mut zur Autorität, Vorbilder für die Jugend und eine Prise Humor und Leichtigkeit in der Erziehung.

Dieses Buch ist ein Beitrag zum langandauernden Streit über Gestalt und Ziele der Bildungspolitik. Die hier vorgetragenen Dramatisierungen, Untergangsszenarien oder die aggressive Sprache mit derben Schuldzuweisungen sind eher kontraproduktiv. Sachliche und konstruktive Diskussionen über die Defizite und Stärken der deutschen Bildungspolitik müssen nicht nur auf gleicher Augenhöhe, sondern auch auf gegenseitigem Respekt stattfinden.

 

Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek:

ISBN: 978-3-7766-2802-9 .