Jack Nasher: Überzeugt!
Campus Verlag, 2017, ISBN-13: 9783593398228
Der psychologische Ansatz und die Person Jack Nashers sind mindestens als fragwürdig zu bezeichnen.
Die berufliche Biographie liest sich wie die eines erfolgreichen, aufstrebenden Mannes, der Erfolg im Beruf als Sinn des Lebens ansieht; ein Spiegelbild des deutschen Ordoliberalismus. Diese Theorie basiert darauf, dass es berufliche „Gewinner“ und „Verlierer“ gibt. Natürlich zählt er sich zu den „Gewinnern“ und möchte sein Wissen an den Leser weitergeben, der ähnliches mit Ellenbogenmentalität und richtig dosierter Psychologie erreichen kann.
Nasher bezeichnet sich selbst als „Wirtschaftspsychologen“. Gegen diese Selbstbezeichnung klagte allerdings der Berufsverband Deutscher Psychologinnen und Psychologen wegen „Irreführung über seine Befähigung“ und bekam vom LG München I in erster Instanz Recht.
Sein psychologisch-philosophischer Ansatz des Mentalismus geht von angewandter Wahrnehmungstäuschung aus. In der Philosophie, aber auch in Teilen der Psychiatrie und Psychologie ist damit eine Grundposition gemeint, die unterstellt, dass das Bewusstsein bzw. geistige Vorgänge Zustände einer Person sind, die kausale Rollen einnehmen und die in dieser Rolle nicht durch andere, materialistische Eigenschaften (etwa neurologisch beschreibbare Prozesse) ersetzt werden können.
Daraus leitet er ab, dass die wahrgenommene Kompetenz im Beruf mehr zählt als die tatsächliche. Durch verbale und nonverbale Kommunikation und psychologische Effekte kann angeblich jeder steuern, sein Standing bei Vorgesetzten und Kollegen zu verbessern. Diese Vorgehensweise, die einen zum „echten Gewinner“ macht, wird ausführlich in dem Buch beschrieben.
Ob dies der richtige Weg ist, um beruflich erfolgreich zu sein, bleibt mehr als zweifelhaft. In ethischen Fragen sowieso. Authentizität, Offenheit, Sozialkompetenz und Empathie sowie die Schlüsselqualifikationen sind ehrlichere und auch im Endeffekt erfolgreiche Eigenschaften.