e-Portfolio von Michael Lausberg
Besucherzäler

Brechtken, M.: Albert Speer

Eine deutsche Karriere

Siedler Verlag, München 2017, 912 Seiten, ISBN: 978-3-8275-0040-3

Albert Speer war in der NS-Zeit als erster Architekt des Reiches verantwortlich für Großprojekte wie das Reichsparteitagsgelände in Nürnberg und die Umgestaltung Berlins. Er zählte zu Hitlers engsten Vertrauten, 1942 wurde er Rüstungsminister. 1946 verurteilten ihn die Alliierten im Nürnberger Prozess zu zwanzig Jahren Haft. Nach seiner Entlassung konnte Speer durch zahlreiche Interviews und Publikationen seine bei Kriegsende entworfene und weiter ausformulierte Legende in die Öffentlichkeit tragen: Er hätte von den NS-Verbrechen nichts gewusst und sei, von der Aura Hitlers verführt, in Krieg und Judenmord unbeteiligt hineingeraten.

Magnus Brechtken, stellvertretender Direktor des Münchener Instituts für Zeitgeschichte und Professor für Geschichte an der Universität München, beendet in seiner Biographie über Speer die Legendenbildung um seine Rolle im „Dritten Reich“ und seine angebliche Reue nach 1945.

Für Brechtken war „Speer war kein Rätsel, sondern ein Repräsentant. Seine Taten lagen offen zutage, ja sie sind sichtbarer als sie vieler Euthanasie-Ärzte, Geheimpolizisten und Richter, Ministerialbeamte und Generäle.“ (S. 13) Namentlich kritisiert er vor allem Joachim Fest und Wolf Jobst Siedler: „Überhaupt ist es verblüffend, dass manche Biographen Speers die vielhundertseitige Texte vorlegten, immer noch meinten, ohne den Gang in die Archive auskommen zu können.“ (S. 13)

Im postfaschistischen Deutschland entwickelte er sich zum „prominentesten, eifrigsten und erfolgreichsten Protagonisten der Ablenkungserzählung: ein Edel-Nazi mit Reue-Garantie. Das wiederum machte ihn zur idealen Projektionsfigur für die vielen kleineren und größeren ehemals Engagierten, die nun ebenfalls nichts mehr wissen wollten vom eigenen Anteil am Funktionieren der Herrschaft.“ (S. 578)

Auf den letzten Seiten befasst sich der Autor ausführlich mit dem früheren Speer-Biographen Joachim Fest und kritisiert sein wissenschaftliches Vorgehen bei der Analyse von Speers Biographie heftig, was in der Wissenschaft nicht alltäglich ist: „Gleichwohl verzögerte Fests-Speer-Biographie den öffentlichen Lernprozess, denn das Renommee des Autors verstärkte den Effekt, Speers fabeln zu wiederholen, statt über sie aufzuklären.“ (S. 560)

 

Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek:

ISBN: 978-3-8275-0040-3 .