e-Portfolio von Michael Lausberg
Besucherzäler

Alexander Betts/Paul Collier: Gestrandet

Warum unsere Flüchtlingspolitik allen schadet – und was jetzt zu tun ist

Siedler Verlag, München 2017, ISBN: 978-3-8275-0090-8

Dieses Buch versteht sich als Anregungen für die aktuelle Flüchtlingspolitik und ist von Leuten geschrieben, die in der Theorie und Praxis leitende Positionen in Migrationsfragen einnehmen. Alexander Betts ist Professor für „Zwangsmigration“ und internationale Angelegenheiten an der Universität Oxford. Paul Collier ist Professor für Ökonomie und Direktor des Zentrums für das Studium afrikanischer Volkswirtschaften an der Universität Oxford.

Die Autoren analysieren viele Praxisbeispiele, die Hauptthese ihres Traktats lautet: „Die Grundvoraussetzung vor allem ist die Schaffung einer Win-win-Situation, die sowohl den nördlichen Geldgebern als auch den südlichen Gastgebern entgegenkommt. (…) Die Staaten im Norden wollen in erster Linie die Notwendigkeit für Flüchtlinge verringern, aus ihren Zufluchtsländern weiterzuziehen, und in zweiter Linie möchten sie langfristig weniger Mittel für humanitäre Hilfe aufwenden. Die Asylländer im Süden wollen die wahrgenommene Bedrohung der Sicherheit verringern, die von der Anwesenheit großer Zahlen von Flüchtlingen in städtischen Regionen ausgeht, und Entwicklungschancen für ihre eigenen Städte schaffen.“ (S. 204)

Dabei übersehen die Autoren allerdings, dass letzten Endes das kapitalistische System für die ungleichen Entwicklungschancen zwischen Nord und Süd verantwortlich ist, afrikanische Länder von großen westlichen und asiatischer Tycoons und Firmen ihrer Bodenschätze beraubt werden und somit die Ungleichheit eine logische Folge der neoimperialistischen Politik ist. Weiterhin fehlt in der Analyse der Klimawandel, der für viele Flucht- und Migrationsbewegungen verantwortlich ist, und die Konsequenzen daraus für die Politik der Weltmächte.

Allerdings ist der Vorschlag, Sonderwirtschaftszonen für Flüchtlinge einzurichten und die damit verknüpfte Forderung, dass reiche Länder die Nachbarstaaten der Krisenländer politisch und wirtschaftlich unterstützen müssten, unter Umständen diskutabel.

Im Gegensatz zu vielen anderen Büchern zu dem sehr komplexen Thema Flüchtlingspolitik, die hilflos die Grenzen dichtmachen und mit rassistischen Stereotypen arbeiten, ist dieses Buch einigermaßen seriös und sachlich geschrieben, mit konstruktiven Thesen, mit denen man sich auseinandersetzen kann. Manche Leser werden die Thesen ablehnen, manche werden zustimmen, andere verteufeln. Festzuhalten bleibt: Es lohnt sich, dieses Buch argumentativ für sich zu nutzen. Die Mühe und die Zeit, sich mit der Lektüre auseinanderzusetzen, lohnen sich. Da das Buch eine Vielzahl von Lösungsansätzen bietet, muss sich letztlich der Leser eine eigene Meinung bilden.

 

Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek:

ISBN: 978-3-8275-0090-8 .