e-Portfolio von Michael Lausberg
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Allessandro Biamonti: ArchiFlop - gescheiterte Visionen

Die spektakulärsten Ruinen der modernen Architektur

Aus dem Italienischen übersetzt von Ulrike Stopfel ; Layout und Illustrationen: Alice Beniero

dva, München 2017, ISBN: 978-3-421-04053-4

In diesem Buch werden die bekanntesten Ruinen der Welt dargestellt: verlassene Orte, die zu architektonischen Flops wurden. Die Geschichte, die sich dahinter verbirgt, und beeindruckende Fotos aus allen Teilen der Welt werden hier präsentiert.

Hinter jedem architektonischen Plan stand eine Utopie und im Endeffekt eine falsche Ausgangsüberlegung, dass Einwohner in Scharen kommen würden, was sich dann als Trugschluss erwies. Diese „urbanen Wüsten“ wie Tianducheng in China, Sanzhi Pod City in Taiwan, Torre David in Venezuela oder die „Spielzeug-Stadt Consonno in Italien sind allesamt gescheiterte Vision, die von dem fehlenden Realitätsbezug und größenwahnsinnigen Plänen ihrer Planer und Erbauer künden. Außerdem wurde regelmäßig versäumt, durch Bebauung den dort wohnenden Menschen ein Gefühl der Zugehörigkeiten und des Wohlfühlens zu vermitteln. Ob wohl Hafen-City in Hamburg auch in ein paar Jahrzehnten ein verlassener Ort sein wird und zu einem architektonischen Flop mutiert?

Diese „ArchiFlops“ sind erstaunlicherweise „eine neue Spielart des internationalen Tourismus. Gruppen von Managern besuchen aufgegebene Industrieanlagen, Paare schwören sich auf den Straßen von Geisterstädten ewige Liebe, Großfamilien verlegen ihre Geburtstagsfeiern in niemals in Betrieb gegangene Nuklearanlagen.“ Diese schaurig-schönen Ruinen scheinen wohl doch in irgendeiner Form anziehend zu wirken, die Aura des Vergessenen und Verlassenen wirkt immer noch auf den Menschen.

Es bleibt die Frage, was aus den vielen nichtgenutzten Ruinen werden soll. In knapper Form gibt das Buch darauf eine Antwort, so zum Beispiel die Besetzung des Torre Galfa durch das Künstlerkollektiv Macao, die hier große Gemeinschaftsräume fanden und alternative Projekte entwickeln konnten, bis 2012 das Gebäude geräumt wurde. Leider finden sich hier nur Ansätze dieser Initiativen, eine intensivere Beschäftigung wäre spannend gewesen.

Viele Planungsideen lösen heute Kopfschütteln aus. Aber es ist zu erwarten, dass in den nächsten Jahrzehnten noch größere „ArchiFlops“ existieren werden. Daher ist das Thema noch längst nicht abgeschlossen. Dieses Buch über realitätsfremde Objekte und sinnliche Bausünden ist sehr spannend geschrieben und mit eindrucksvollen Bildern dokumentiert und nur zu empfehlen.

 

Eintrag im Katalog der Deutschen Nationalbibliothek:

ISBN: 978-3-421-04053-4 .